PRESTIGE Germany Volume 8

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WATCHES & JEWELLERY

K

Ob als Symbol für Macht und Unsterblichkeit oder als Gegenwert für ganze Städte – in kaum einer anderen Kultur hat Jade einen so hohen Stellenwert wie in der chinesischen. Und auch die kostbarste Jadekette der Welt wurde im «Reich der Mitte» gefertigt, bevor sie in den Besitz der so exzentrischen wie legendären Kaufhauserbin Barbara Hutton überging.

aum einen anderen Edelstein umgibt eine solch geheimnisvolle Aura wie die Jade. Mit ihrem faszinierenden Farbspektrum, das von intensivem und durchscheinendem Smaragdgrün bis hin zu Weiss, Grau, Gelb oder Braun reicht. Und auch wenn Jade in vielen Teilen der Welt vorkommt, so ist doch ihre Symbolkraft und Wertschätzung nirgends grösser als in der chinesischen Kultur, wo sie seit über 8000 Jahren verwendet wird. Untrennbar mit der Geschichte des Landes verbunden, gehört auch das Schriftzeichen für Jade zu einem der ältesten Chinas.

Stein der Kaiser

Macht und Unsterblichkeit sind die Attribute, die man der Jade seit jeher zusprach, aber auch ­Tugenden wie Mut, Gerechtigkeit, Nächstenliebe und Bescheidenheit. Von ihrem unermesslichen Wert zeugen Überlieferungen, wonach zu Zeiten der «Streitenden Reiche» (481–221 v. Chr.) gar ganze Städte gegen den «heiligen Stein Asiens» eingetauscht wurden. Von der immensen Bedeutung des Minerals zeugt auch der sogenannte ­Jadekaiser, der zu einer der wichtigsten Gott­heiten der chinesischen Mythologie gehört, oder das imposante Mausoleum mit der berühmten Terrakotta-Armee in Quin, das der erste historische Kaiser Quin Shihuangdi in der Nähe eines Jadevorkommens erbauen liess. Die feinste Qualität der Jade, auch Imperial- oder Kaiserjade genannt, war hoch begehrt und den chinesischen Kaisern vorbehalten – als Grabbeilagen, für besondere, mit tausenden von Jadeplättchen bestickte Totengewänder oder als kostbarer Schmuck.

Mdivani-Kette Es gibt zahlreiche Kostbarkeiten aus Jade, doch eine Kette gilt nicht nur als die kostbarste Jadekette der Welt, sondern erlangte auch Weltruhm: die «Mdivani-Kette». Erschaffen in der Qing-Zeit im 19. Jahrhundert, besteht das Collier aus 27 makellosen grünen Perlen aus Kaiserjade. Wunderschön transluzent und mit einem betörenden Glanz warten die Perlen mit einem Durchmesser zwischen 15 und 19 Millimetern auf und lassen auf einen Schnitt mit hohem Materialverlust schliessen. Es ist aber nicht nur die Grösse der Perlen, die sie so unermesslich wertvoll macht, sondern auch die Seltenheit, in Textur und Farbe perfekt aufeinander abgestimmte Perlen dieser exquisiten Qualität zu finden und zusammenstellen zu können. Bis heute ist unbekannt, wem das kostbare Collier ursprünglich gehörte, wahrscheinlich aber ist, dass die Trägerin zum kaiserlichen Hof in Pekings Verbotener Stadt gehörte.

Anka Refghi I

Sotheby’s

Durch politische Unruhen, die zu Beginn des 20.  Jahrhunderts zum Ende des Kaiserreiches führen sollten, gelangte die Kette nach Amerika und in den Besitz der berühmten Unternehmer­ familie Hutton, die das Collier im Jahre 1933 von Cartier überarbeiten liess. Cartier, damals Pionier in der Verarbeitung von Jade und richtungsweisend dafür, dass Jade zu einem der beliebtesten Schmucksteine der Art-déco-Ära wurde, statuierte ein Exempel der Superlative. So erhielt Cartier den altehrwürdigen Charakter der wunderschönen chinesischen Kette und ergänzte sie lediglich mit einer mit Rubinen und Diamanten besetzten Schliesse in geometrischer Form im Stile des Art déco. Besitzerin dieser Preziose war die amerikanische Milliardärin Barbara Hutton (1912–1979) – Schmucksammlerin, Woolworth-Erbin und bekannt für ihr so exzentrisches wie ver­schwenderisches Leben und ihren Verschleiss an Ehemännern. Das Collier, das sie einst von ihrem Vater zu ihrer Hochzeit mit dem georgischen Prinzen Alexis Mdivani – dem ersten von sieben Ehemännern – erhalten hatte, wurde später zu immer höheren Rekordpreisen versteigert. Zuletzt ging es im Jahre 2014 bei einer Auktion von Sotheby’s in Hongkong für sage und schreibe 27,44 US-Dollar an den nächsten Besitzer.

The luxurious way of life | 89


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