PRESTIGE Switzerland Volume 27

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Sie sind seit 1999 Intendant von Lucerne Festival und setzten in Ihrer Amtszeit zahlreiche neue Impulse. Unter anderem erweiterten Sie das jährliche Programmangebot der drei Festivals zu Ostern, im Sommer und am Piano. Was unterscheidet diese drei Festivals inhaltlich und worin liegt ihr Themenschwerpunkt? Das Festival zu Ostern hat einen klaren Bezug zu sakraler Musik. So stehen neben Sinfoniekonzerten geistliche Werke im Vordergrund, die in Kirchen und im Konzertsaal aufgeführt werden. Das Sommerfestival ist unser Stammfestival, das Ursprungsfestival, mit einem ganz grossen Schwerpunkt im symphonischen Bereich. Es versteht sich als Veranstalter von Konzerten auf Weltklasse-Niveau. Hier treffen sich innerhalb von vier Wochen die besten Symphonieorchester der Welt. Neben der Pflege des traditionellen Repertoires nimmt die Vermittlung von zeitgenössischer Musik einen wichtigen Stellenwert ein, ebenso die Förderung junger Talente. Der Sommer ist unser grösster Anlass im Jahr. Alljährlich wird ein Festivalthema gewählt, das sich wie ein roter Faden durch die Dramaturgie der Programme zieht – in diesem Jahr das eben erwähnte Revolutionsthema. Das PianoFestival wurde im Jahre 1998 gegründet. Seitdem holt es jeden Herbst für eine Woche die besten und interessantesten Tastenvirtuosen der Welt ins KKL Luzern.

Sie setzen ein besonderes Augenmerk auf die zeitgenössische Kunst, welche Sie durch die Verpflichtung eines «composers-in-residence» und «artistes étoiles» akzentuieren. Wer wird dies im Jubiläumsjahr sein? Wir haben im Rahmen des Festivals «Residence-Projekte» entwickelt. Im Rahmen der zeitgenössischen Kunst ist es jeweils ein Komponist, der hier in Luzern vor Ort sein wird, an den Konzerten teilnimmt und somit wirklich spürbar durch das ganze Festival wandelt. In der Regel ist dieser Komponist mit einer Uraufführung vertreten. In diesem Jahr wird dies die in Haifa geborene Chaya Czernowin sein. Ihr Musiktheater «Pnima … ins Innere» sorgte 1998/99 international für Furore. Am 29. August wird diese Kammeroper in Kooperation mit dem Luzerner Theater erstmals in der Schweiz aufgeführt. In Luzern stellt sich Czernowin mit den wichtigsten Werken der letzten Jahre und zwei Uraufführungen vor. Als «artistes étoiles» stellen sich in diesem Jahr der Schlagzeuger Martin Grubinger und die Pianistin Mitsuko Uchida vor.

Wie sahen die Anfänge des Lucerne Festivals aus? Das Lucerne Festival geht auf das Jahr 1938 zurück, als Arturo Toscanini am 25. August ein «Concert de Gala» vor Richard Wagners ehemaligem Wohnsitz auf Tribschen leitete. Dieses Ereignis ging als «Festival Toscanini à Tribschen» in die Geschichte ein und gilt seither als die Geburtsstunde von Lucerne Festival. Der Erfolg des Konzertes – es wurde von über 80 Sendern nach Europa und Amerika übertragen – bestätigte die Luzerner Organisatoren in ihrem Plan, Festspiele zu verankern. Grössen wie Wilhelm Furtwängler, Herbert von Karajan, Otto Klemperer, die Berliner und Wiener Philharmoniker und viele mehr trugen zu dem Erfolg der kommenden Jahre bei und machten das Lucerne Festival zu dem, was es heute ist.

diese Tradition durch die Formierung des Lucerne Festival Orchesters wieder neu belebt. Dieses Orchester hat, gerade in der Zusammenarbeit mit Claudio Abbado, sehr viel zu unserer eigenen künstlerischen Identität und zur Bekanntheit des Festivals beigetragen. Natürlich steigert es auch enorm das künstlerische Renommé. Wir gehen mit diesem Orchester auf weltweite Gastspieltournee. In diesem Jahr werden wir zum Beispiel nach Tokio gehen.

Erst seit 2003 hat das Festival wieder sein eigenes Orchester. Sie sind massgeblich an der Gründung beteiligt. Warum ein eigenes Festival-Orchester?

Nicht nur das Festival-Orchester, auch die Lucerne Festival Academy feiert heuer ihr 10-jähriges Bestehen? Worin liegen die Intentionen dieser Akademie?

Die Idee eines eigenen Festspielorchesters geht auf die eben angesprochene Geburtsstunde des Festivals im Jahre 1938 zurück. Arturo Toscanini versammelte für das legendäre «Concert de Gala» eine Elite von Orchestermusikern. Daraus entwickelte sich das bis 1993 aktive Schweizerische Festspielorchester der Luzerner Musikfestwochen. 2003 wurde

Jungen Künstlern und Künstlerinnen erster Güte wird hier die Chance gegeben, sich über drei Wochen hinweg mit einem Repertoire des 20./21. Jahrhunderts unter der Leitung von Pierre Boulez auseinandersetzen zu können.

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