PRESTIGE Switzerland Volume 22

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LIVING

Möbel, Kleidung und Privatjets

Die Darstellung der Zeit

1997 ging der Kosmopolit nach London, wo er zusammen mit Benjamin DeHaan das Unternehmen Marc Newson Ltd. ins Leben rief. Die Bandbreite der Produkte, die Newson entwirft, reicht von Fahrrädern (MN01 für Biomega) über Mobiltelefone (für Japans KDDI) bis hin zur Inneneinrichtung des Falcon-900BPrivatjets, Uhren für seine eigene Firma Ikepod und die Kleidung der australischen Olympia-Mannschaft 2004. Ebenso vielfältig sind die Namen der Hersteller, für die Newson bisher arbeitete. Neben den Design-Herstellern Alessi, Flos, Iittala oder Magis zählen auch Bekleidungsfirmen wie Nike oder G-Star oder der Autohersteller Ford zu seinen Kunden.

Natürlich durften die Uhren nicht fehlen, denn jeder gute Designer hat irgendwann das Bedürfnis, sich auch an der Darstellung der Zeit zu versuchen. So wurde die Schweizer Firma Ikepod eigens von Newson und in Kooperation mit Oliver Ike ins Leben gerufen, um die originellen Uhrenideen des Australiers in die Tat umzusetzen. Mit dem Ikepod Hourglass gelang ein grosser Designwurf. Dabei handelt es sich gleichermassen um eine Uhr wie um ein Kunstobjekt, denn der funktionale Aspekt tritt angesichts der Formgebung stark in den Hintergrund. Das Äussere erinnert an eine klassische Sanduhr, was durch das Gehäuse aus Borosilikatglas 3.3 unterstrichen wird. Im Inneren rieseln sogenannte Nanokügelchen aus Edelstahl und zeigen so die Zeit an. Leider hielten die Managementfähigkeiten bei Ikepod nicht Schritt mit Newsons überirdischem Design. Name, Entwürfe und Ideen wurden dann 2006 von einem New Yorker Kunstsammler namens Adam Lindeman aufgekauft, und bald wurden wieder erste Uhren produziert und neue Modelle vorgestellt. Radikal neue Uhren präsentierte Newson 2010. Für Jaeger-LeCoultre interpretierte er die legendäre Atmos neu als Atmos 566. Der australische Designer begeisterte sich schon in seiner Kindheit für die Atmos-Tischuhr. Anlässlich des 80-Jahre-Jubiläums der ewigen Uhr entwirft er ein ebenso schlichtes wie zeitgenössisches Modell: Eine Glocke aus Baccarat-Kristall mit abgerundeten Formen schützt das kostbare Uhrwerk, das zu schweben scheint. In Anlehnung an das Symbol der Unendlichkeit wird das Modell insgesamt 888-mal hergestellt.

Das Design des gebürtigen Australiers lässt sich nur schwer einer bestimmten Stilrichtung zuordnen, da es sowohl biomorphe als auch futuristische Züge aufweist. Newsons Entwürfe spielen mit den Phantasien und Gefühlen der Konsumenten und setzen kühne Visionen der Vergangenheit in Objekte der Gegenwart um. Newsons Arbeiten wurden nicht nur mit zahlreichen Preisen prämiert – darunter sechs Good Design Awards des Chicago Atheneum –, sondern auch in zahlreichen Ausstellungen präsentiert. Die Arbeiten Newsons sind in den meisten ständigen Ausstellungen der grossen Museen vertreten – so etwa im Museum of Modern Art in New York, im Londoner Design Museum, im Musée National d’Art Moderne des Centre Georges Pompidou sowie im Vitra Design Museum.

«Die Arbeiten Newsons sind in den meisten ständigen Ausstellungen der grossen Museen vertreten.»

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