PRESTIGE Germany Volume 9

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FASHION &BEAUTY

I

VIEL HEISSE

LUFT

Nichts als heisse Luft? Von wegen! Der elektrische Haartrockner nimmt es seit über 100 Jahren nicht nur mit Haaren aller Art auf, in seiner Folge sorgten flotte Fönfrisuren für Abwechslung auf den Köpfen.

n gut einem Jahrhundert hat der elektrische Haartrockner eine erstaunliche technische Entwicklung durchlaufen und wurde zum windschnittigen Gerät, leicht, reisetauglich und ausgestattet mit allerlei technischem Schnickschnack. Temperaturregulierung ist ebenso Standard wie die Einstellung der Gebläsestärke, Diffusor, bis hin zur Ionisatorfunktion gegen statisch aufgeladene «elektrifizierte» Haare.

Zeitaufwändige Prozedur Unsere Vorfahren sind nicht zu beneiden. Eine Haarwäsche und vor allem das anschliessende Trocknen und Stylen der Haare waren für sie ein Riesenakt. Frau trug lang, denn Bubikopf oder Kurzhaarschnitte für Damen waren weder en vogue noch in Sicht. Stundenlanges Sitzen vor Heizung, Kamin oder in der Sonne war an der Tagesordnung und machte Haare waschen und trocknen zur zeitaufwändigen Prozedur. Die Idee, Haare mit einem elektrischen Gerät zu trocknen, war daher geradezu sensationell. Kein Wunder, dass ausgerechnet ein Pariser Coiffeur das erste Modell kreierte: Schnellere Haartrocknung bedeutete mehr

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Barbara Goerlich

Kundschaft, die bedient werden kann. Vom Alleinstellungsmerkmal ganz abgesehen. Auch die Industrie bastelte an einer elektrischen Lösung, um das letzte bisschen Fell auf dem Kopf, das den Menschen geblieben ist, zu trocknen. Von den bis zu 500’000 Körperhaaren eines Menschen entfällt rund ein Viertel auf den Kopf, im Durchschnitt sind also um die 100’000 Haare zu hegen und zu pflegen.

Eine heisse Sache 1899 kam die elektrische «Haardusche» vom deutschen Unternehmen AEG auf den Markt, der bald ein Vorläufer des elektrischen Haartrockners folgte. Der war eine heisse Sache, pustete Luft mit 90 Grad Celsius aus dem ­Düsenrohr und war mit gut zwei Kilo Gewicht schwer und unhandlich. Ein Meilenstein der Technik, der als Nebennutzen auch für medizinische Zwecke, zum Beispiel bei Rheuma, Gicht oder zur Behandlung der Furunkulose, eingesetzt wurde. Doch der Anfang war gemacht. Was in den Jahrzehnten seither folgte war Fine Tuning in Sachen Leistung, Handlichkeit und Gewicht. In den 1950er Jahren wurden die ersten Haartrockner aus Plastik hergestellt, was sie erheblich leichter, kleiner und handlicher machte. Die typische ­«Pistolenform» erfand mit dem Ingenieur Jean Mantelet von Moulinex wieder ein Franzose. Heutige Haartrockner lassen sich von 220 auf 110 Volt umschalten, auf Batteriebetrieb wechseln und machen sich dank Klappgriff klein. Brachten sie anfangs 300 Watt Leistung zustande, blasen Profi-Geräte heute mit 2200 Watt. Erst 1987 gelang es, die Föne zum Flüstern zu bringen und das Betriebsgeräusch zu senken.


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