DOT.magazine 005

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„Dur“ mit Problemen

MÄNNER

FREUNDSCHAFT

Broadway auf der Leinwand: Clint Eastwood adaptiert die Show „Jersey Boys“ über die Kultband The Four Seasons.

G

itarrist Tommy De Vito sitzt wegen Einbruchs hinter schwedischen Gardinen. Als er zurück in Freiheit ist, ist der Bassist Nick Massi fällig. Es klingt beinahe so, als wären die Jungs überhaupt niemals zur selben Zeit im selben Probenraum gestanden – oder gar als Band erfolgreich durchgestartet. Aber so kam es schlussendlich. Was vielleicht auch an Bob Gaudio liegt, der noch kein Vergehen im Vorstrafenregister stehen hatte, sondern im Bus lieber nebenher „Sherry“ schieb – den ersten Hit der Band. Oder an Frankie Vallis ungewöhnlichem Falsett-Tenor, der es schaffte, dass die „Four Seasons“ aus der Masse hervorstachen. „Wir haben unsere Schultern mit einigen zwielichtigen Figuren gerieben“, so Gaudio, „aber wissen Sie, die Clubs waren praktisch alle im Besitz der Mafia, es war also schwer, nicht mit ihnen zu tun zu haben. Ich sah einige ziemlich arge Dinge damals – und wir hätten auch einige Male fast ins

JERSEY BOYS. KINOSTART 01.08., USA 2014, REGIE Clint Eastwood, MIT John Lloyd Young, Erich Bergen, Michael Lomenda, Vincent Piazza, Christopher Walken, FILMLÄNGE 134 Min. © Warner Bros.

Gras gebissen, aber es war immer interessant.“ Interessant jedenfalls definitiv auch für ein Biopic – denn die eingängigen Ohrwürmer, welche die vier Jungs aus New Jersey berühmt gemacht haben, ließen keine Assoziation zu mafiösen Verbindungen aufkommen.

MOB ODER DER NÄCHSTE SINATRA Wir befinden uns im trostlosesten Viertel von New Jersey, in den 50ern und 60ern, und das Motto lautet: „Um aus diesem Milieu herauszukommen, gab es nur drei Möglichkeiten: Der Militärdienst, der das Leben kosten konnte. Die Mafia war ebenfalls lebensgefährlich … oder berühmt werden. Wir haben zwei der drei Möglichkeiten ausprobiert.“ Clint Eastwood (Million Dollar Baby) hat am Broadway Stoff für seine jüngste Regiearbeit gefunden, wo die Geschichte der Kultband „The Four Seasons“ unter dem Titel Jersey Boys aufgedröselt wurde. Er erzählt keine fleißige, brave „Vom Tellerwäscher zum Millionär“Story, sondern eine kleine Variation davon. Hier heißt es „Vom Kleinkriminellen zum Millionär“ – oder vom rauflustigen Rowdy mit mafiösen Steigbügeln zum glamourösen Pop-Phänomen. Tony-Gewinner John Lloyd Young (als Frankie Valli), Erich Bergen (als ein feiner Bob Gaudio), Michael Lomenda (Nick Massi) und Vincent Piazza (als Tommy DeVito) formieren die fiktive Version der hitverdächtigen Band, eine gute Entscheidung von Eastwood, dafür keine bekannten, sondern völlig unverbrauchte Gesichter zu casten. Young, Bergen und Lomenda füllten ihre Rollen bereits auf der Bühne aus, als gänzlich „neues Bandmitglied“ kam Piazza (Boardwalk Empire) hinzu. Und Christopher Walken als Jersey-Pate Gyp DeCarlo. Das Milieu der Bandmitglieder, ihr Aufstieg, die Zusammenarbeit mit Größen wie Fats Domino und die neuen Schwierigkeiten, die sich

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