2017 poolbar magazin

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ARCHITEKTUR

TAGE WIE DIESE HABEN RAUM VERDIENT Und dann ist es endlich wieder Sommer und das Reichenfeld wird zum Spielfeld. Klar liegt das mit der Bühne, der Musik und der Kunst auf der Hand. Im Herzen, da ist die Bühne. Auf der Bühne, da sind die KünstlerInnen. Und sie sind verschieden in dem, was sie machen, wie sie es machen und vor allem, wer sich für sie ein Ticket kauft und sich dann in die erste Reihe stellt und dann je nach ZuhörerIn tanzt und singt und sich selbst vergisst. Da das viele Menschen machen, treffen viele Menschen aufeinander. Und wenn viele Menschen aufeinander treffen, dann reden sie gerne und tauschen sich aus und sind im Kollektiv menschlich und zwischenmenschlich. Und dann, wenn sie Spaß hatten, egal ob mit oder ohne Musik, egal ob mit oberflächlichem Floskel-Erraten oder beim tiefsinnigen Weltverstehungsdiskurs, Tage wie diese haben Raum verdient. Und das poolbar-­Festival ist 2017 mittlerweile aus Tradition der Gestaltung dieses Raums verpflichtet. So trifft also die Handwerkskunst auf jene ArchitektInnen, die aus dem Alten Hallenbad ein Zuhause machen – und dies Jahr für Jahr für Jahr für Jahr neu. Denn wohl soll man sich fühlen, im Rahmen, der sich an den roten Faden anlehnt. In diesem Jahr ist es die Zeit, die sich in Materialien aus Holz und anderem wie ein Kokon um das Herz der Bühne schlingen wird. „Eine angenehme Atmosphäre, die verändert alles, wenn sie alles verändert, und schafft Aufenthaltsqualitäten, welche BesucherInnen zum Verweilen überzeugt.“ So oder so ähnlich nennen die Herren und Damen Architekten und Architektinnen ihre Aufgabe und Verantwortung beim Namen. AUS DEM WORKSHOP HERAUS

Hana Benova (TU Wien), Nina Beyer (NDU), Victor Dölle (TU Wien), Vincent Kogler (TU Wien), Elena Sophie Längle (Uni Liechtenstein), Felix Lerbscher (HTL Mödling), Julia Moschen (BOKU Wien), Johanna Rainer (TU Innsbruck), Kristýna Ševčíková (Akademie der bildenden Künste Wien), Ilinca-Rona Urziceanu (Akademie der bildenden Künste Wien) und Sylvia Winter (TU Wien) – so heißt der fröhliche Haufen rund um Michael Amann und Robert Zanona von west68. Die Workshop-Leiter nahmen die Verantwortung auf sich, mit den StudentInnen um sich herum die materiel-

le Hülle aus sich heraus zu erbauen. Es begann die Arbeit – ein Prozess, bei dem im Rahmen des Workshops erste Konzepte in der Praxis zur Theorie fanden. Moodboards zollten Ausdruck über Schritte, die man am Ende weiterging. Die StudentInnen gingen in Kleingruppen und die Kleingruppen in die kleinen Details. Teilbereiche erhielten Entwürfe und wurden vom Entwurf zurück zum Rest der Gruppe getragen. Das Ziel: eine allumfassende und inhaltlich durchgezogene Gestaltung, die in ihrer Erscheinung und Funktionalität überzeugt. Aus dem Workshop heraus hat man sich kennen- und miteinander zu arbeiten gelernt. Am Schluss steht die Gestaltung des temporären Raums mit in sich funktionierenden und klug umgesetzten Kombinationen von Lichtkonzept und Möblierung. ZEIT

Im ersten Schritt wurden neben Designaspekten auch die gesamten infrastrukturellen Anforderungen beachtet und mit Bedeutung getränkt. Unter dem Arbeitstitel „Zeit“ sind im Außenbereich Überbauungen und Pavillons entstanden, die neben einer vorgesetzten, erleuchteten Holzfassade in einfachen geometrischen Formen ausformuliert sind. Sie nehmen Funktionen auf und die Verantwortung zur Raumgestaltung an. In einem Wechselspiel aus Tag und Nacht findet die Zeit zurück zur Idee. Im Innenbereich wurden Raum bildende Deckeninstallationen entwickelt, die durch vorprogrammierte Leuchtpixel unterschiedliche Lichtstimmungen erzeugen können. Im Kontrast dazu werden die Wände mit einer Holzkonstruktion verkleidet, auf welcher reflektierendes Effektgewebe appliziert wird. Die Möbelentwürfe sind sowohl im Innen- als auch im Außenbereich einsetzbar und setzen sich im Einsatz über die Zeit – sei es Tages- oder Jahreszeit – hinweg. So hält die Zeitlosigkeit Einkehr ins Festival, bietet einen Rahmen, in dem die Zeit in ihrer Vergänglichkeit wohnt. Die modularen Varianten lassen sich zu unterschiedlichen Konstellationen zusammenstellen und sind somit flexibel einsetzbar. Zeitlos also. (sb)


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