„HÖHENANGST, DIE KENNE ICH NICHT“
ALLES ANDERE ALS EIN LUFTIKUS: STUDENTIN ELENA IST EINE VON WENIGEN FRAUEN IHRES FACHES UND KÄMPFT MIT SO EINIGEN KLISCHEES IN DER MÄNNERDOMÄNE LUFT- UND RAUMFAHRTECHNIK. EIN PROTOKOLL VON ANTJE CLEMENS ELENA ROTHSCHILD WILL HOCH HINAUS.
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Du, als Frau? In einem klassischen Männerberuf? Ja, es stimmt, die Branche der Luft- und Raumfahrttechnik wird von Männern dominiert. Aber was soll’s. Es gibt immer mehr Frauen in diesem Berufsfeld. Ich bin eine von ihnen. Seit September letzten Jahres studiere ich Aircraft & Flight Engineering in Osnabrück. In dem Studiengang werde ich zur Pilotin und gleichzeitig auch zur Ingenieurin im Bereich Luftfahrttechnik ausgebildet. Damit mache ich mein Hobby zum Beruf. Höhenangst kenne ich nicht. Mit 15 Jahren bin ich das erste Mal einen Segelflieger geflogen – alleine. Mein Opa war Segelfluglehrer. Die Leidenschaft zum Fliegen liegt mir wohl in den Genen. Kurz nach meinem ersten eigenmächtigen Höhenflug fing ich meine Ausbildung zur Mechatronikerin an. Auf einer Abendschule habe ich parallel dazu mein Fachabitur gemacht. Das war ganz
Foto: Martin Knorr
schön anstrengend! In der Berufsschule war ich damals das einzige Mädchen in der Klasse. Jetzt im Studium ist es ähnlich. Benachteiligt fühle ich mich nicht, weder von meinen Kommilitonen noch von meinen Dozenten und Professoren. Zum Glück. Trotzdem sind eine extra Portion Ehrgeiz und Durchsetzungsvermögen gerade für Frauen in diesem Fach ziemlich wichtig, glaube ich. Wer anerkannt werden möchte, muss sehr gut sein. Aber Vorsicht: Man kann leicht den Stempel „Zicke“ aufgedrückt bekommen oder als arrogant gelten. Andererseits: Ist das in anderen Berufsfeldern nicht ähnlich? Dass es zu wenige Frauen in Führungspositionen gibt, halte ich für ein gesamtgesellschaftliches Problem, da ist meine Branche keine Ausnahme. Ob in der freien Wirtschaft oder Politik und Medien: Von der Gleichberechtigung beider Geschlechter sind wir noch ein gutes Stück entfernt. Ich bin aber optimistisch und hoffe, dass in Zukunft auch immer mehr Frauen was zu sagen haben werden. Eine Bundeskanzlerin haben wir ja immerhin schon. Hin und wieder werde ich auch gefragt, ob ich später denn auch eine Familie haben möchte und ob sich das mit dem Beruf als Pilotin überhaupt vereinbaren ließe. Ich bin erst 21 Jahre jung, aber ich weiß schon jetzt, dass ich irgendwann eine Familie gründen möchte. Warum sollte ich das als Pilotin nicht wollen oder gar können?
Auch wenn es manchmal sicherlich nicht einfach sein wird, weil Piloten – und Pilotinnen - auch immer mal ein bis zwei Wochen lang unterwegs sind. Männliche Piloten machen das ja auch schon seit Jahrzehnten. Bevor ich mir aber konkret über das Familienmanagement Gedanken machen muss, strebe ich erst einmal meinen Studienabschluss an. Den möchte ich am liebsten im englischen Bristol machen. Und danach sehe ich mal weiter. Jetzt stehen demnächst Klausuren an. Sechs Prüfungen insgesamt, da bleibt kaum Zeit für Hobbies. Ich freue mich schon auf die Zeit danach, da fahre ich in meine Heimatstadt Bielefeld. Besonders auf meinen Freund freue ich mich – und auf meine Freundinnen. Denn manches fehlt mir ja bei all den Männern an meiner Uni schon: Kaffee trinken und stundenlang mit den Mädels quatschen, ganz auf dem Boden geblieben.
Antje Clemens Berlin, 25 Jahre Finanziert sich ihren Lebensunterhalt mit journalistischen Projekten und würde gerne mal bei ihrem Nachbarn landen.
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