BÖHMERWALD, OBERPFÄLZER WALD – TSCHECHISCHER TEIL UND BAYERISCHES GRENZGEBIET

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B Ö H M E R WA L D, O B E R P FÄ L Z E R WA L D – TSCHECHISCHER TEIL U N D B AY E R I S C H E S G R E N Z G E B I E T REISEFÜHRER


INHALT Einleitung 1 Tachov und Umgebung 2 Český les – nördlichster Teil

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3 In den nördlichen Oberpfälzer Wald

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4 Grenzlehrpfad

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5 Oberer Bayerischer Wald

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6 Untergegangene Dörfer

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7 Čerchov

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8 Das Höhenland um Koráb

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9 Šumava-Reitweg

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10 Kammwanderung

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11 Die Šumava-Seen

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12 Großer Arber

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13 Hartmanice und Umgebung

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14 Prášily – Modrava

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15 Längs der Vydra

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16 Vydra und Otava hinab

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17 Šumava-Hochflächen

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18 Sušice – Stachy

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19 Die Moore

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20 Von Strážný durch den deutschen Teil des Böhmerwalds

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21 Vimperk – Lenora

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22 Goldener Steig

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23 Strážný – Zadní Zvonková

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24 Schifffahrt auf dem südböhmischen Meer

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EINLEITUNG Der Böhmerwald, eins der ausgedehntesten Gebirge Tschechiens (140 km lang und bis zu 45 km breit), erstreckt sich zwischen den Regionen Pilsen und Südböhmen entlang der Grenze zu Deutschland und Österreich und setzt sich auf der bayerischen Seite als Bayerischer Wald fort. Im größten Teil des Territoriums wurde ein Landschaftsschutzgebiet errichtet, gleichzeitig besteht hier der größte tschechische Nationalpark. Charakteristisch für den Böhmerwald ist die Durchdringung fast unberührter Natur mit Teilen wertvoller Kulturlandschaft. Damit zieht er jährlich viele Besucher an. Sie interessieren sich nicht nur für die Naturschönheiten, Erholungs- und Sportmöglichkeiten, sondern auch für die zahlreichen historischen, Architektur- und technischen Denkmäler. Der tschechische Teil des Oberpfälzer Waldes (tschechisch: Český les) hat in vielem einen ähnlichen Charakter, unterscheidet sich aber auch in mancher Hinsicht vom Böhmerwald. Es ist eine Landschaft mit breiten flachen Tälern und abgeplatteten Bergkuppen, die nur selten eine Höhe von tausend Metern erreichen. Das früher ziemlich abgelegene Gebiet, in dem sich Wälder, Wiesen, Felder und Dörfer harmonisch abwechseln, bietet romantische Streifzüge durch eine freie und stille Landschaft. Beide Gebirgsmassive kann man heute eingehend von allen Seiten erkunden. Öffentliche Verkehrsmittel und gut markierte Wanderwege ermöglichen auch den Besuch der nicht weniger interessanten Gebiete auf deutscher Seite. In diesen Touristenführer wurden 24 Touristenrouten eingeordnet, die vom Gebiet um Tachov bis zum Lipno-Stausee in Südböhmen reichen. Sie sind so konzipiert, dass sie möglichst viele interessante Orte des Böhmerwalds, des Oberpfälzer Walds und des grenznahen Bereichs des Bayerischen Waldes erfassen und kein wirkliches Highlight dieser malerischen Region unbeachtet bleibt. Wir haben uns bemüht, eine repräsentative Auswahl zu treffen, nicht nur was inspirative Ausflugsziele betrifft, sondern auch hinsichtlich der vielfältigen Arten der Touristik. Außer Fuß-, Radund Skiwanderrouten finden Sie auch Anregungen für Wassertouristen, Reiter und Rollstuhlfahrer. Jede Tour enthält grundlegende Informationen über ihren Charakter, eine ausführliche Routenbeschreibung und die Vorstellung der touristischen Highlights am Wege. Die übersichtliche Kartenausstattung gewährleistet eine zuverlässige Orientierung, und ausdrucksvolle Fotos untermalen die spezifische Atmosphäre der einzelnen Orte. Lassen Sie sich also in eine Gebirgsregion einladen, die schon keine Grenzen mehr kennt. Das vielseitige Mosaik sehenswerter Orte garantiert, dass praktisch jeder im Böhmerwald, Bayerischen Wald und Oberpfälzer Wald beiderseits der Grenze beliebte Orte für sich entdeckt.


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TACHOV UND UMGEBUNG

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Burgruine Přimda


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Broumov – Halže – Tachov – Svatá Kateřina – Diana – Přimda Start: Broumov Ziel: Přimda Länge: 45 km Charakter: Tour von mittlerer Länge, fast nur über Straßen

Der Nordteil des Český les und sein Vorland um Tachov haben den Besuchern eine harmonische Landschaft aus erhaltener Natur und der reichen Historie von Ortschaften und Einwohnern sowie interessante Baudenkmäler zu bieten. Diese Pracht führt uns der Radwanderweg Nr. 36 vor Augen, den wir erst gegen Ende der Tour verlassen, um die bedeutendste hiesige Burg zu besichtigen. Zur Tour am Rand des Český les starten wir im kleinen Ort Broumov auf einer Anhöhe über dem Bach Hamerský potok. Früher wurde hier Eisen- und Kupfererz gegraben. Daran erinnert ein Schlösschen von der Mitte des 18. Jhs., das Bergamt und Hüttenverwaltung gedient hat. Weiter geht es auf befestigten Waldwegen Dorfmuseum in Halže nach Prostřední Žďár und auf der Straße nach Halže. Die Kirche der hll. Johannes und Paulus (Spätbarock) mit dem Turm aus behauenen Quadern wurde 1801 geweiht. Man kann im nahen Dorfmuseum mit vielen zeitgenössischen Maschinen und weiteren Exponaten zur Landwirtschaftsgeschichte vorbeischauen. Auf der Straße gelangt man nach Světci, das bereits zu Tachov gehört. Die von Fürst Windischgrätz 1861 erbaute monumentale Reithalle war berühmt. Dieser einzigartige, jetzt schrittweise rekonstruierte Bau verband Elemente der Industriearchitektur mit der Vorstellung von aristokratischem Prunk. Danach lässt man sich einen Halt in Tachov nicht entgehen, wo man Rast, Imbiss und eine Besichtigung der von Přemysl Otakar II. gegründeten königlichen Stadt verbinden kann. Die Straße führt weiter über Rapotín und Maršovy Chody zum einstigen Dorf Pořejov, an das nur noch ein hergerichteter Judenfriedhof aus dem 18. Jh. bei der Straße erinnert. Über Žebráky, ein altes Chodendorf mit großem ovalem Anger, bringt uns das Zeichen nach Hošťka. Das Dorf wird von der einst barocken St. Margaretenkirche beherrscht, die nach einem Brand Ende des 19. Jhs. ein anderes Aussehen erhalten hat. Am Katharinenbach entlang fährt man unter der Autobahn D5 hindurch und wird von Svatá Kateřina begrüßt. Die Dominante des Dorfs ist die St. Katharinenkirche in ihrer Barockgestalt von 1792. Der Radweg Nr. 36 führt durch tiefe Wälder zum entlegenen Ort Diana mit einem von den Grafen Kolowrat um die Mitte des 18. Jhs. gebauten Jagdschlösschen. Das Projekt des länglichen Baus mit betonter, von einer Kuppel gekrönter Mittelpartie soll von J.B. Santini stammen. An das Schloss

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grenzt ein englischer Park; unweit liegt eine Reservation, die den urwaldartigen Bewuchs und das Torfmoor am Katharinenbach schützen soll. Auf dem befestigten Waldweg Nr. 2239 und anschließend 2238 legt man die Schluss­etappe nach Přimda zurück. Wer sich den Weg von Svatá Kateřina abkürzen will, kann direkt den Radweg 2238 wählen. Der steigt zum Weiler Milíře an, wo auf der Anhöhe Tomášek ein 30 m hoher Aussichtsturm mit dem Blick auf Rozvadov und Interieur der Reithalle in Světce Umgebung steht. Über der Stadt Přimda thront eine Burgruine aus dem 12. Jh. auf einer kegelförmigen Anhöhe mit herrlichem Ausblick. Inmitten der Burg stehen die Überreste eines mächtigen Wohnturms. In der romanische St. Georgikirche auf dem Platz hat einst Jindřich Šimon Baar als Pfarrer gewirkt. Auf dem Osthang von Přimda ist im Winter eine kleine Skipiste in Betrieb.

TACHOV Die erhaltene Stadtmauer mit Türmen aus dem 14. Jh. ist einzigartig. Auch das Schloss in seiner klassizistischen Gestalt aus dem 18. Jh. ist sehenswert. Im ehemaligen Franziskanerkloster kann man das Museum besuchen, das sich der Natur und Historie von Tachov widmet. Die Marktplatz-Silhouette wird vom Turm der Mariä Himmelfahrtkirche abgerundet, einer einst gotischen Kathedrale aus dem 14. Jh. Heute hat die Kirche ein neogotisches Kleid; in ihrem Presbyterium befinden sich Statuen der böhmischen Patrone von Jan Brokof (1692). www.tachov-mesto.cz

Tachov, Platz der Republik


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ČESKÝ LES – NÖRDLICHSTER TEIL

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Aussichtsturm Bohušův vrch


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Chodová Planá – Planá – Halže – Bärnau – Tirschenreuth Start. Chodová Planá Ziel: Tirschenreuth Länge: 45 km Charakter: mittlere Länge, vorwiegend über Straßen, mit bedeutender Steigung nur zum Grenzsattel unter dem Studenecký vrch

Die Route verläuft durch den Randausläufer des Landschaftsschutzgebiets Český les und den angrenzenden nördlichen Oberpfälzer Wald. In der für Radtouren geschaffenen Landschaft findet man interessante historische Zeugnisse von Broterwerb, handwerklicher Kunst und technischem Geschick der Einheimischen. Das Radwegnetz bzw. das Mittelalter-Freilichtmuseum sprechen für die Absicht, freundschaftliche Beziehungen zwischen beiden Grenzgebieten zu pflegen, die auf unweltfreundliche Touristik setzen. Ein kurzer Vorlauf zu unserem Ausflug von nur 2 km führt von Chodová Planá auf einem Radweg neben der Straße nach Planá. Das altehrwürdige Städtchen mit seinen Baudenkmälern oder dem Bergbaumuseum lohnt den Besuch. Es geht weiter auf Radwanderweg Nr. 2138 in Richtung Tachov, doch in Nahý Újezd biegen wir rechts auf Route Nr. 2169 ab. Befestigte Wegen und Landstraßen abwechselnd, gelangt man über Březí und Ctiboř nah Halže, einer Streusiedlung auf einer sanften Anhöhe. Nach weiteren ca. 4 km taucht die dazugehörige Ferienkolonie Branka mit ihrem Freizeitangebot auf. Am Fluss Mže liegt ein Teich mit Bademöglichkeit, dazu eine Pension und ein Restaurant. Der Radlehrpfad Branka (15 km), der uns anfangs durch Waldgelände zum Grenzübergang Pavlův Studenec bringt. Dorthin gelangt man auch auf der als Radstrecke Nr. 2169 ausgeschilderten Straße ins bayerische Bärnau. Das Oberpfälzer Städtchen (www.baernau.de) wurde für seine Perlmutt-Knopfmacherei bekannt, deren Geschichte man im Ortsmuseum einsehen kann. Verschiedene Aktionen heben auch die Bindung des Orts an Jan Hus hervor, der hier auf seiner Reise zum Konstanzer Konzil freundlich aufgenommen wurde. Ein Besuchermagnet ist der in Zusammenarbeit

Geschichtspark Bärnau

Bergbaumuseum Planá

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mit der Stadt Tachov angelegte Geschichtspark. Auf der Grundlage von archäologischen Funden wird hier mittels Originalmaterial und -techniken eine mittelalterliche Ansiedlung aus der Zeit zwischen dem 8. und 13. Jh. aufgebaut. Hier findet man sich in einer frühslawischen Siedlung wieder, erblickt eine spätere Motte (Turmhügelburg) und eine Kirche in einem hochmittelalterlichen Dorf, die den Fortschritt der Baukunst zeigt (www.historicky-park.cz). Man kann bis in die Kreisstadt weiterfahren – auf der ausgeschilderten Radstrecke gelangt man über Wendern und Honnersreuth nach Liebenstein, von dort über den Bikerpfad auf dem Bahnkörper der ehemaligen Lokalbahn (Bärnau – Wiesau). Unser Ziel – Tirschenreuth – ist Zentrum einer Teichlandschaft und so überrascht das Museum nicht, das die über tausendjährige Geschichte von Teich- und Fischwirtschaft in diesem Landstrich dokumentiert.

CHODOVÁ PLANÁ Die Geschichte des Marktfleckens reicht ins 14. Jh. zurück, sein Name bezieht sich auf die Choden, die Hüter der Landesgrenze. Die Barockkirche St. Johannes des Täufers aus dem 18. Jh. sowie das Neobarockschloss von 1906 mit dem auch den Judenfriedhof einschließenden englischen Park sind sehenswert. Die historische Brauerei aus dem 16. Jh. ist eine der ältesten in Westböhmen. Über ihre Geschichte erfährt Bierbad man im Brauereimuseum etwas, doch wird in Planá noch heute die Brautradition hoch gehalten, wie man sich persönlich überzeugen kann. In der Sommersaison wird der nahe Teich Regent mit guten Wassersportgelegenheiten einschließlich Baden und Segeln zum Besuchermagnet. www.chodovaplana.cz

PLANÁ Das Städtchen ist vor allem durch die Grafen Šlik berühmt geworden, die ihre Münzstätte von Joachimsthal hierher verlegt haben. Seit der Wende vom 15. zum 16. Jh. wurde hier Silbererz gefördert, wie das Bergbaumuseum im Stollen Ondřej Šlik zeigt. Man sollte nicht den Schlosskomplex übersehen, ebenso wenig das Ensemble aus mittelalterlichen und barocken Häusern auf dem Platz oder die letztmalig im 18. Jh. barock umgebaute Mariä Himmelfahrtkirche. In der früheren Vorstadt steht die einstige romanisch-gotische Kirche der hll. Petrus und Paulus mit Fresken aus dem 13. Jh. und einem romanischen Portal mit Rundbogenfries. Seit der Rekonstruktion dient das Gebäude zu Kulturzwecken. www.muplana.cz

Mariä-Himmelfahrt-Kirche


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IN DEN NÖRDLICHEN OBERPFÄLZER WALD

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Statue des Johannes von Nepomuk in Lesná


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Lesná – Podkovák – Ostrůvek – Křížový kámen – Silberhütte – Flossenbürg Start: Lesná Ziel: Flossenbürg Länge: 20 km Charakter: Angenehme Waldwanderung mit Anstieg zum Grenzsattel

Ist der Český les bislang für die meisten tschechischen Touristen ein relativ wenig bekanntes Gebiet, liegt auf der anderen Seite der Grenze gänzlich unerforschtes Land. Der Oberpfälzer Wald bietet Besuchern eine einzigartige Möglichkeit, dieses relativ abgelegene Stück Mitteleuropa zu erleben. Dünne Besiedlung und schwächere Touristik-Infrastruktur sind sein Vorzug, da sie die Begegnung mit der unberührten Waldnatur erleichtern. Die Tour führt über den Grenzkamm in den Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald. Die Strecke beginnt am Rand des Landschaftsschutzgebiets Český les im Dorf Lesná, das im Mittelalter an einer Nebenstrecke der Handelsstraße ins pfälzische Waldheim lag. Wir folgen dem grünen Wanderzeichen, das zunächst wie die Markierung des Lehrpfads Lesná verläuft. Nach knapp 2 km kann man rechts abbiegen und auf dem Pfad einen Umweg von 4 km zur Naturreservation Podkovák mit einem eignen kurzen Lehrpfad einlegen. Im Quellgebiet des Lesní potok liegt ein typisches Hochmoor. Man kann es auf einem Knüppeldamm betreten, der zu Mooraugen mit einem Aussichtspunkt führt. Beim grünen Zeichen zurück, passiert man die Reservation Farská bažina mit einem ähnlichen Moor. Nach weiteren 2 km erreicht man das einstige Glasmacherdorf Ostrůvek, in dem die Windischgrätz im 19. Jh. ein Jagdschlösschen mit unverputzter Steinfassade in einem englischen Park mit einem System aus kreisrunden Weihern gebaut haben. In der Nähe stehen eine Holzkapelle und ein ehemaliges Forsthaus. Von dort führt

Naturreservat Podkovák

Jagdschloss Ostrůvek

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das grüne Zeichen zu einer untergegangenen Burg namens Starý zámek. Diese Anlage hat wohl nur die Rolle eines Kontrollpunkts gespielt und so sind davon nur karge Geländespuren (ein Felsblock mit Wall und Graben) zurückgeblieben, von denen der Abzweig zum Gipfel ausgeht. Ferner kommen eine Gabelung und ein Rastplatz, wo das Glasmacherdorf Zlatý Potok stand. Dann führt uns das grüne Zeichen zum Grenzübergang Křížový kámen, an dem ein Steinpyramidenstumpf mit einem Kreuz die Grenze zwischen Böhmen und Bayern markiert. Ein Stück vorher geht es am Rand der gleichnamigen Fichtenbruchwald-Reservation entlang. Der markierte Weg bringt uns auf deutscher Seite nach Silberhütte. Hier wurde ein Skizentrum mit allem Komfort und zahlreichen unterhaltenen Loipen sowie einer Zweikilometer-Rundstrecke mit künstlicher Beleuchtung eröffnet. Im Winter gelangt man von der tschechischen Seite auf Skiern über den gleichen Wanderweg hierher. Der letzte Abschnitt von ca. 6 km Länge führt an Hildweinsreuth vorbei über Sankt Ötzen nach Flossenbürg mit einer mächtigen Burganlage.

LESNÁ Der Ort wurde erstmalig um die Mitte des 14. Jhs. erwähnt. Sehenswürdig ist ein Barockschloss von 1787 (heute Gemeindeamt). Die St. Niklaskirche wurde 1774 im Barockstil umgebaut und diente als Gruft des Geschlechts Schirnding, der hiesigen Grundherren. Heute wird sie von der orthodoxen Kirche genutzt. Ein weiteres Barockdenkmal ist die St. Nepomuk-Statue von der Mitte des 18. Jhs. am Dorfteich. Im Ort wachsen mehrere über 200 Jahre alte Gedenklinden. www.obeclesna.cz

Schloss Lesná

FLOSSENBÜRG

Burg Flossenbürg

Die Geschichte der Burgruine auf der kegelförmigen Anhöhe reicht bis in die erste Hälfte des 12. Jhs., als sie zum Schutz der Handelsstraße nach Böhmen angelegt wurde. Ältester Burgteil ist der Wohnturm, zudem sind noch Überreste von Palast, Tor, Kanonenrondell und angrenzender Wehrmauer erhalten. Im 2. Weltkrieg befand sich bei Flossenbürg ein berüchtigtes KZ, in dem etwa 30 000 Häftlinge von den Nazis umgebracht wurden. Heute steht dort ein Mahnmal. www.flossenbuerg.de


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GRENZLEHRPFAD

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Aussichtsturm bei Milíře (Rozvadov), 35 Meter hoch, eröffnet 2001


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Rozvadov – Hraničky – Nové Domky – Rozvadov Start u. Ziel: Rozvadov Länge: 12 km Charakter: leichter Spaziergang ohne sonderliche Steigungen, über Straße und befestigte Wege

Rozvadov ist der bekannteste Grenzübergang zwischen Tschechien und Deutschland. Von je her verläuft hier eine Fernhandelsstraße; die Tradition des hiesigen Zollamts ist schon aus dem Jahr 1613 belegt. Die Bedeutung des Grenzübergangs wuchs noch nach Fertigstellung der Autobahn D5 von Prag und Pilsen. Noch unlängst stand der Name Rozvadov aber auch für die unerfüllte Sehnsucht der Tschechoslowaken, die Welt jenseits des Eisernen Vorhangs zu besuchen. Die damalige Atmosphäre kann man auf dem interessanten Lehrpfad in einer lieblichen Landschaft mit 11 Stationen Revue passieren lassen. Der Spaziergang beginnt in Rozvadov (www.rozvado.cz) und führt zunächst nach Südwesten auf eine sanfte Anhöhe, auf der das früher selbständige Dorf Zirk stand. Dort wurde einst Eisnerz gefördert und verarbeitet. Hinter der Ortschaft links ist eine Reglerstation der Gas-Pipeline aus den 70er Jahren zu sehen. Die Tilly-Schanzen stammen aus dem Dreißigjährigen Krieg: Um die Anhöhe Nad Rašelinami Relikte eines Feldlagers, weitere Schanzen gegenüber auf der Anhöhe Březový vrch mit langen Wällen und Gräben. Sie spielten 1621 ihre Rolle, als hier Marschall Tilly mit der Armee des Generals Mansfeld im unweiten Waidhaus kämpfte. Kurz dahinter kommt man zum alten Grenzübergang mit dem Zollhaus von 1934, das erst nach Inbetriebnahme der neuen Autobahn außer Dienst gestellt wurde. Das Museum des Eisernen Vorhangs darin zeigt heute die skurril graueneinflößende Isolation jener Jahrzehnte für unser Land. Unter dem roten Wanderzeichen führt der Pfad auf einem befestigten Waldweg immer den Grenzbach aufwärts. Nach Museum des Eisernen Vorhangs in Rozvadov gut 3 km sieht man ein Eisenkreuz, das an den Ort gemahnt, an dem der Arnoštin hamr (Ernestinenhammer) stand. Dieser ist einschließlich Mühlteich und -graben zu Beginn des 19. Jhs. entstanden und trägt seinen Namen zu Ehren der hiesigen Grundherrin Gräfin Ernestine aus dem Haus Kolowrat. Beim folgenden Halt in einem malerischen Tal erkennt man die Stelle des einstigen Hammerwerkdorfs Hraničky. Es ist nach 1945 untergegangen, heute erinnern nur noch die Linden auf dem einstigen Dorfanger und ein Kriegerdenkmal des 1. Weltkriegs daran. Hier wendet sich der Weg zurück nach Rozvadov und nimmt die Anhöhe Jezevčí vrch mit dem Dorf Nové Domky. Von dessen typischen Holzhäusern ist die Pension Hubert übrig geblieben. Das hiesige Denkmal erinnert an die Stelle, an der die ČSSR- und BRD-Außenminister 1989 den Stacheldraht

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Diana-Schlösschen

zerschnitten haben. Ein Stück hinter dem Dorf steht die in der 1. Hälfte des 19. Jh. von den Kolowrat erbaute verödete Kirche Mariä Heimsuchung mitsamt dem alten Friedhof. Unsere Route führt auf der Straße nach Rozvadov weiter. Hier wäre noch die 1825 vollendete St. Wenzelskirche zu erwähnen, die nach dem 2. Weltkrieg restlos verfallen ist. Hier nehmen weitere Lehrpfade ihren Ausgang. Der Aussichtspfad (15 km, 13 thematische Stationen) bringt seine Benutzer auf die Anhöhe Milíře mit einem Stahl-Aussichtsturm. Der Kolowrat-Pfad (20 km, 18 Stationen) zeigt die Geschichte der KolowratDomäne, die hiesige Waldlandschaft und das Schlösschen Diana.

SVATÁ KATEŘINA Der Ort reicht wohl bis ins 12. Jh. zurück. Er hat ein gleichnamiges, im späten 18. Jh. barock umgebautes Gotteshaus, eine geräumige einschiffige Kirche mit kantigem Zwiebelturm. Zum zeitgenössischen Innenschmuck gehören z.B. die in den Boden eingelassenen Grabplatten der kaiserlichen Zolleinnehmer von Rozvadov. Die Benediktinerpropstei ist in den Hussitenkriegen untergegangen. Auf dem Weg nach Diana stehen Relikte eines einstigen Herrenhofs aus der 2. Hälfte des 18. Jhs. – ein Holzhaus für die Beamten und ein Kornspeicher. St. Katharina-Kirche


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OBERER BAYERISCHER WALD

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Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee


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Bělá nad Radbuzou – Schönsee – Silbersee – Waldmünchen Start: Bělá nad Radbuzou Ziel: Waldmünchen Länge: 45 km Charakter: mittlere Länge, abwechselnd über Straßen und feste Wege, in der zweiten Hälfte vorwiegend durch Täler

Im mittleren Český les liegt das Städtchen Běla nad Radbuzou. Größtenteils lagen Stadt und Umgebung früher im Grenzsperrgebiet, was aber zur Folge hatte, dass die hiesige Natur in ihrer Urtümlichkeit erhalten blieb. Durch das früher verbotene Gebiet führen attraktive Radwanderwege durch waldiges Gelände in den malerischen Naturpark Oberer Bayerischer Wald auf der deutschen Seite, der für Freizeit und Erholung allerhand zu bieten hat. Der Park umfasst auch den gesamten Kreis Cham von 1 738 km2, die Hälfte davon bewaldet. In Bělá nad Radbuzou hatten einst die Choden von Přimda ihr Amtshaus, seit dem 17. Jh. hat sich hier Glasmacherei angesiedelt. Sehenswert ist die klassizistische Brücke über den BezděkovBach. Die Kirche der Schmerzensreichen Jungfrau

Steinerne Brücke in Bělá nad Radbuzou

Reste der Kirche in Pleš

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Maria erhielt ihre jetzige Gestalt durch Umbau und Vergrößerung im Jahr 1827. Die Tour beginnt auf dem Radwanderweg Nr. 37, der auf befestigten Waldwegen über Nový Dvůr führt. Vor Karlova Huť fährt man am Rand der Reservation Dlouhý vrch an einem abschüssigem Geröllhang mit Buchenwald entlang. Auf der Straße schließt man sich rechts der Radstrecke Nr. 2230 an, die über die Hochfläche unter dem Berg Vysoký Zvon (862 m) führt. An der Stelle es einstigen Dorfes Pleš steht eine Pension, in der man wie auf einem Einödhof logieren kann. Die grenzüberschreitende Kennzeichnung des Bayerisch-Böhmischen Freundschaftswegs (BBF) verbindet über 97 km hinweg Nabburg und Horšovský Týn. Gute nachbarliche Beziehungen und Zusammenarbeit fördert auch das Centrum Bavaria Bohemia im Städtchen Schönsee. Es hat seinen Sitz im modernisierten Gebäude des ehemaligen Bräuhauses und hält kulturelle und gesellschaftliche Aktionen für die breite Öffentlichkeit ab. Dann führt der Radweg in östlicher Richtung über Weidling und Stadlern zur Grenze zurück nach Schwarzach. Auf tschechischer Seite hatte die Gemeinde einen Ortsteil namens Švarcava, der aber nach dem Krieg untergegangen ist. Noch vorher kann man bei Waldhäuser den Gipfel Ebene (894 m) besteigen, auf dem seit 1983 eine frei zugängiger Aussichtsturm steht. Weiter verläuft der Weg durchs Tal der Bayerischen Schwarzach, also des tschechischen Grenzbachs Černice (Schwarzachtal-Radweg). Unterwegs wechseln Gelände- Straßenabschnitte ab. Nach ca. 15 km erreicht man den Silbersee. Dieser Natursee bei der Stadt Treffelstein bietet ideale Bedingungen zum Baden, Fischen, Segeln usw., außerdem einen Zeltplatz. Vor kurzem wurde am See ein Uferweg angelegt, auf dem Wasserverhältnisse, örtliche Fauna und Flora fachkundig vorgestellt werden. In Biberbach biegt der Radweg als C40 ins Schwarzachtal ein und bringt uns zusammen mit C38 ans Ausflugsziel Waldmünchen.

WALDMÜNCHEN Der heute freundliche Ferienort an der tschechischen Grenze ist angeblich schon 910 gegründet worden. Seine wechselvolle Geschichte im Grenzland bringt uns das 2001 eröffnete Grenzland- und Trenckmuseum näher. Hier kann man die Person des Barons Franz von Trenck kennen lernen, der während der österreichischen Erbfolgekriegs als Kommandeur der Panduren 1742 Waldmünchen belagert hat. Ein interessantes Denkmal ist der um die Mitte des 16. Jhs. als Auslug und Feuerwachtturm errichtet StadtTrenckmuseum turm. Aus seinem obersten 11. Stock hat man einen herrlichen Ausblick auf die umliegende Landschaft, im 6. Stock wurde eine historische Türmerstube eingerichtet. In der Stadt ist auch ein Erlebnisbad mit allerlei Attraktionen in Betrieb (von Apríl 2013 bis Apríl 2014 in Umbau). www.waldmuenchen.de


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UNTERGEGANGENE DÖRFER

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Burgruine Starý Herštejn


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Rybník – Závist – Starý Herštejn – Pivoň – Poběžovice Start: Rybník Ziel: Poběžovice Länge: 17 km Charakter: mittelschwere Strecke mit langer Steigung zur Burgruine und Abstieg zur Stadt

Der grenznahe Streif des Český les fand sich nach 1948 im militärischen Sperrgebiet wieder. Das hatte Untergang und Umsiedlung einiger zig Ortschaften zur Folge. An die einstigen Orte, Dörfer und Weiler erinnern nur spärliche Überreste von Gebäuden oder Friedhöfen. Die versunkene Geschichte der Gegend führt ein Lehrpfad vor, der diese Wüstungen kartiert und beschreibt. Die Ansiedlungen erkennt man anhand von Tafeln mit tschechischen und deutschen Ortsnamen. Unsere Tour zeigt uns einige Orte auf dem mittleren Abschnitt des Lehrpfads, der normalerweise auf drei Tage verteilt wird (Železná Ruda – Všeruby). Die Route beginnt in der Gemeinde Rybník, in der ab 1560 eine Glashütte stand. Ein Großteil des Orts und die Kirche wurden nach 1950 wegen des bewachten Grenzstreifens zerstört, dann sind hier Wohnblöcke entstanden. Heute

Oberhalb der Gemeinde Rybník

Kloster Pivoň

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herrschen günstige Bedingungen für die Förderung des Fremdenverkehrs; Unterkunft bieten z.B. das Erholungszentrum oder die Ökofarm. Zuerst folgen wir dem roten Wanderzeichen auf der Straße, Wald- und Feldwegen ins Dorf Závist an der Wasserscheide von Nordsee und Schwarzmeer. Diese verläuft kurioserweise über den Dachfirst von Haus Nr. 17. Das Wasser von der nördlichen Dachhälfte fließt zur Radbuza ab, die etwa 1,5 km von hier entspringt. Nach der Steigung zur Gabelung Liščí domky schließt sich kurz das grüne Zeichen an, jedoch nur bis zur einstigen Ortschaft Herštejnské chalupy mit unauffälligen Gemäuerresten und einer gefassten Quelle. Die roten Zeichen des Baar-Wegs steigen weiter bis Starý Herštejn an (877m). Auf dem lang gestreckten Felsgipfel steht eine Burgruine. Die Burg wurde im 13. Jh. erbaut und um das Jahr 1510 zerstört. Der Kammweg fällt zur Wegscheide Vranovské sedlo ab, wo wir nach links auf den grün markierten Weg abbiegen, um über einen abschüssigen Hang nach Vranov und weiter auf der Straße ins Dorf Pivoň zu gelangen. Hier steht ein in den josephinischen Reformen aufgehobenes Augustinerkloster, später Sitz des Geschlechts Coudenhove-Calergi. Nach 1945 ist der Konvent verfallen und erfährt heute dank der Bürgerinitiative Aurelius eine Rekonstruktion. Besichtigungen nach Vorabsprache. Das grüne Zeichen führt nach Südosten zum einstigen Dorf Skláře. Es wurde im 16. Jh. bei einer Glashütte angelegt und gleichfalls nach dem Zweiten Weltkrieg von einem unseligen Schicksal ereilt. Eine weitere Steigung bringt uns an die Stelle des früheren Valtířov, das bereits 1115 in einer Urkunde erwähnt wurde. Heute sind nur noch unauffällige Grundmauern, eine Quelle und ein Gedenkkreuz da. Hier beginnt das blaue Wanderzeichen, dem wir auf einem befestigten Wald- und Feldweg folgen. In einem kleinen Bergsattel finden wird den untergegangenen Ort Vyhlídka, dessen Lage eine moderne Hütte verrät. Der Weg fällt rasch bis Šitboř ab, das zu Poběžovice gehört. Seine Dominante ist die verfallene St. Niklaskirche von der Wende des 13. zum 14. Jh., eins der ältesten gotischen Bauwerke im Kreis. Auf dem hiesigen Dorfanger wachsen hier zulande unübliche Maulbeerbäume. Mit dem blauen Zeichen kommen wir ins Städtchen Poběžovice, früher Ronsperk.

POBĚŽOVICE Die alte Burg wurde Ende des 18. Jhs. zu einem Barockschloss umgebaut, 1863 wurde es neogotisch umgestaltet. Trotz den Renovierungsarbeiten kann man in den Sommermonaten Innenräume besichtigen – ein paar renovierte Salons mit Fresken, einen Renaissancesaal, die Kapelle oder den Turm. Um die Mitte des 19. Jhs. war Bedřich Smetana bei den Grafen Thun auf dem Schloss tätig. Die Mariä Himmelfahrtkirche aus dem 15. Jh. wurde auch Schloss Poběžovice später barockisiert. Um die Mitte des 19. Jh. unter den Grafen Thun wirkte hier der Komponist Bedřich Smetana. Ab 1896 lebte hier Gräfin Mitsumi, die Gattin des Schlossherrn, des österreichisch-ungarischen Botschafters in Japan Heinrich Coudenhove-Kalergi. www.pobezovice.cz


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ČERCHOV

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Der Kurz-Turm auf dem Čerchov


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Klenčí pod Čerchovem – Čerchov – Pec – Babylon – Trhanov Start: Klenčí pod Čerchovem Ziel: Chodov Länge: 17 km Charakter: mittelschwerer Marsch mit einer anstrengenden Gipfelbesteigung

In Böhmen findet man kaum Gegenden, die ihr urtümliches Flair so glaubhaft bewahrt haben wie das Chodenland. Das Hügelland mit eingestreuten Dörfern ist von Wäldern, Feldern und Weiden bedeckt, die Leute sprechen einen kernigen, aber verständlichen Dialekt. Man trifft Frauen in Tracht, die Gaststätten servieren ortstypische Speisen. Der berühmteste Landsmann ist Jindřich Šimon Baar, der die Essenz des hiesigen Lebens getreu in seinen Romanen erfasst hat. Jedes Kind im Land kennt die Geschichte von Kozina, dem standhaften Streiter für die Rechte der Choden und dem bösen Lomikar. Wir starten in Klenčí pod Čerchovem, das eine Besichtigung lohnt (s. Schlagwort) auf dem nach J.Š. Baar benannten Lehrpfad mit grünen Wanderzeichen. Nach 3 km besteigen wir die Anhöhe

Blick von Výhledy ins Gebiet von Domažlice

Holzhauerkapelle in Pec

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Výhledy. An der Straße von Domažlice zum Grenzübergang Lísková steht das imposante Baar-Denkmal (1933) vom bekannten Bildhauer Ladislav Šaloun, von dem aus sich ein herrlicher Ausblick über das Chodenland bietet. Das blaue Zeichen bringt uns nach Capartice, weiter geht es ca. 4 km auf einem rot markierten Waldweg zur Gabelung Horizontálka pod Čerchovem. Die blau markierte Gipfelbesteigung zehrt an den Kräften, in der Endphase müssen über 200 m Höhenunterschied bewältigt werden. Die Belohnung ist der höchste Gipfel des Český les mit 1 041 m. Auf dem Čerchov steht seit 1905 ein 19 m hoher Aussichtsturm, jahrzehntelang unerreichbar im Sperrgebiet. In den 70er Jahren ist hier ein 30 m hoher Radarturm aus dem Boden gewachsen, der neben anderen militärischen Anlagen die Silhouette des Bergs prägt. Dieser liegt in den tiefen Wäldern der Naturreservation Čerchovské hvozdy, durch die wir dann dem blauen Zeichen folgend zurückkehren. Es bringt uns in den Ort Pec inmitten von Wäldern, in denen einst die Einheimischen ihr Brot verdient haben. So steht hier eine dem hl. Prokop geweihte originelle Holzfällerkapelle aus dem frühen 20. Jh. oder ein die Dorfgeschichte schilderndes Holzfällermuseum. Anfang Juli findet immer das Holzfällerfest statt. Dem grünen Wanderzeichen durch den Wald folgend kommt man auf die Staatsstraße und zugleich in den Ferienort Babylon mit einem großen Badesee, Stränden und Unterkünften in allen Preisklassen. Das gelbe Zeichen bringt und nach Trhanov mit seinem Schloss, einst ein Barock-Sommersitz, den sich 1676–1677 Wolf Maxmilián Lammingen, genannt Lomikar bauen ließ. Heute hat es ein Empire-Gewand und erinnert an die Kämpfe der Choden mit der Obrigkeit gegen Ende des 17. Jhs., genau wie die nach Lomikar benannte Lindenallee daneben. Im Schloss wurde Josef Thomayer geboren, ein prominenter Prager Arzt und Literat. Dieser ließ 1908 in der Stadt ein NeorenaissanceArmenhaus nach dem Entwurf von Antonín Wiehl bauen. Von Trhanov geht es per Bahn zurück nach Klenčí.

KLENČÍ POD ČERCHOVEM Der Marktflecken liegt an der alten Handelsstraße nach Bayern. Der Ort war eins der Freisassendörfer und erhielt 1680 Stadtrecht. Klenčí wurde für die Fertigung von Spitzen, Stickereien und Keramik bekannt. Auf dem Platz steht die St. Martin-Pfarrkirche von 1737–1745. Darin liegt der den Choden verhasste Lammingen von Albenreuth begraben. Im Haus Nr. 140 hat das Jindřich Šimon Baar-Museum seinen Sitz, das J.- Š.-Baar-Museum sich Schicksal und Werk des Schriftstellers widmet, aber auch weiteren mit Klenčí verbundenen Persönlichkeiten. Eine Dauerschau zeigt das Chodenland und seine Geschichte. Hinter dem Ort liegt an der Landstraße nach Chodov ein malerischer Friedhof mit den Gräbern von J.Š. Baar, Jindřich Jindřich, Jan Vrba und anderen gepflegten, mit Choden-Keramik geschmückten Gräbern. www.klenci.cz


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DAS HÖHENLAND UM KORÁB

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Aussichtsturm auf dem Koráb


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Kdyně – (Kout na Šumavě) – Kanice – Koráb – Nový Herštejn – Kdyně Start u. Ziel: Kdyně Länge: 48 km Charakter: relativ lange Strecke, allmählich zur Anhöhe Koráb ansteigend

Das Bindeglied zwischen Šumava und Český les stellt das Höhenland um Koráb. Zwar bleibt sie neben diesen eine praktisch unbekannte geomorphologische Formation, doch schmälert das ihre Attraktivität nicht. Einige Gipfel tragen die Ruinen einst stolzer Burgen. Auf einem hervorstechenden Gipfel bietet ein moderner Aussichtsturm die Möglichkeit, die Gegend aus der Vogelperspektive zu betrachten. Start ist auf dem Marktplatz von auf Kdyně mit den wichtigsten hiesigen Sehenswürdigkeiten. Es geht auf den beschilderten Radwanderweg Nr. 3, anfangs eine Rollsplittpiste. Die erste Durchfahrt ist Starý Dvůr mit seiner denkwürdigen Eiche. Auf Radweg Nr. 2193 gelangt man am Teich entlang nach Nový Dvůr. Beide gehören zur Ortschaft Kout na Šumavě, die einen kurzen Abstecher lohnt. Das älteste Bauwerk ist ein Wehrgehöft aus dem 16. Jh., später zu einem schlichten Barockschlösschen umgebaut, nahe dabei steht die St. Georgikirche aus dem 18. Jh. Nördlich der Ortschaft steht die merkwürdige Gloriette Klobouk (Hut) – eine Holzkuppel auf vier Steinpfeilern. Eine Kostprobe im Brauhaus Kout erfrischt. Auf der richtigen Strecke zurück, folgt ein ca. 8 km langes Straßenstück nach Kanice. Außer dem einstöckigen Barockschloss sind hier volkstümliche Bauten und die St. Nepomukkapelle aus dem Jahr 1765 zu sehen. Eine Seitenstraße bringt uns über Všepadly, dann geht es auf Radweg Nr. 2192 nach Černíkov. Etwa 1 km weiter liegt das Freibad Úžlebec. Auf der Straße fahren wir bis Úsilov und machen uns hinter dem Sägewerk auf einen Plattenweg. Oberhalb des Dorfs Nevděk biegen wir rechts auf einen Waldweg ab, über den die Radstrecke Nr. 2193 führt und bald sehen wir das blaue Wanderzeichen. An der Wegscheide U Sloupku zweigt links eine Versorgungsstraße

Gloriette Klobouk bei Kout na Šumavě

Burgruine Nový Herštejn

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auf den Gipfel Koráb ab, mit seiner Höhe 772 m ü.M. der höchste Punkt unserer Tour. Hier lockt ein Aussichts- und Sendeturm aus Stahl, der in den Jahren 1990–1992 nach Plänen des Architekten Jaroslav Egert entstanden ist. Über dem Treppentubus sitzt in 30 m Höhe eine dreikantige Aussichtsgondel mit Blick auf Kdyně und Umgebung. Am Horizont sieht man Šumava und Český les als blaugrauen Streif. Anschließend geht es auf der Straße (Radstrecke Nr. 2193) weiter. Ab der Gabelung Vejpřahy können wir dem roten Zeichen folgend über einen Waldweg die Burgruine Nový Herštejn Rýzmberk mit ihrem mächtigen Wohnturm aufsuchen. Ende des 13. Jhs. entstanden, ist sie nach verschiedenen Peripetien schon in der ersten Hälfte des 16. Jhs. verödet. Außer dem Donjon sind nur Wehrmauertrümmer erhalten. Seit 1933 ist die buchenbestandene Anhöhe mit der Burgruine staatliche Naturreservation. Ein Waldweg (Radweg Nr. 2193) bringt und nach Podzámčí. Ein Abstecher unter grünen Wanderzeichen führt auf eine bewaldete Anhöhe mit der Burgruine Rýzmberk, 1279 auf Geheiß des Königs Přemysl Otakar II. als Schutzburg für die Landesstraße über den Pass von Všeruby gebaut. Ihre Überreste wurden um die Mitte des 19. Jhs. baulich hergerichtet, wobei der Donjon verschwand und ein neuer vierkantiger Aussichtsturm sowie ein Ausflugslokal gebaut wurden. Das Amphitheater unterhalb der Burg dient Kulturzwecken. Von Podzámčí bringt uns Radwanderweg Nr. 3 wieder zurück nach Kdyně.

KDYNĚ Auf dem Marktplatz fällt das im 17. Jh. entstanden und um 1830 umgebaute Rathaus ins Auge. Hier stehen auch die Originalgebäude einer Textilfabrik mit einem Empiretor. Wichtigstes Denkmal ist die früher gotische St. Niklaskirche aus dem 14. Jh. (im 18. Jh. Barockumbau). In der Masaryk-Staße ist die einstige Synagoge erhalten, die 1863 in neoromanischem Stil umgebaut wurde. Derzeit befindet sich hier ein kleines Museum zur Stadtgeschichte. Erfrischung bietet das neue Erlebnisbad. www.kdyne.cz

St. Nikolaus-Kirche


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ŠUMAVA-REITWEG

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Ausritt auf einem Böhmerwaldpfad


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Stojanovice – Městiště – Bystřice nad Úhlavou – Pocinovice – Chodská Lhota – Všeruby Start: Javorník Ziel: Všeruby Länge: 71 km Charakter: Die wegen Länge wohl anstrengende Tagestour auf dem Reiterpfad mit entsprechender technischer Schwierigkeit und zuverlässiger Versorgung

Šumava-Streifzüge auf Radwanderwegen sind schon längst populär. In jüngster Zeit kommt eine neue Weise auf, wie man den Zauber der Berge genießen kann – zu Pferd. In der Šumava gibt es immer mehr markierte Reitwanderwege, auf denen man entlegene Orte erreichen kann, zu denen weder Straßen noch Radwanderwege führen. Im Pilsener Kreis wurde für diese umweltfreundliche Touristik ein Reitwanderweg von beachtlichen 80 km Länge angelegt. Er führt durch die schöne Šumava-Natur an Geschichts-, Kultur- und Naturdenkmälern vorbei, vorwiegend in freier Natur und möglichst wenig auf befestigter Oberfläche. Längs der Strecke wurden Rundpferche mit Unterständen, Rast- und Anbindeplätzen eingerichtet, an markanten Stellen zur Orientierung Ständer mit Info-Tafeln und Karten der Anhaltspunkte angebracht. In Reitwegnähe wurde auch für ein ordentliches Angebot von Übernachtungs- und Erfrischungsmöglichkeiten für Ross und Reiter auf Farmen und Pferdestationen gesorgt. Man kann den Ritt in Stojanovice beginnen, wo ein Reiterhof mit eigener Zucht und Ställen liegt, der Pferde für Kurz- und Ganztagesritte leiht. Der Weiterverlauf führt nach Městiště und über Hodousice nach Bystřice nad Úhlavou. Auf der dortigen Ranch U Mlýna steht Service für Einstallung der Pferde und Übernachtung der Reiter bereit. Die nächste Pferdestation („Staj“) mit einem breiten Angebot einschließlich Restaurant befindet sich in Pocinovice. Je nach Befinden kann man sich für eine Unterbrechung des Ritts zur Übernachtung in Chodská Lhota auf dem Gut Pošumavské zemědělství entschließen. Eine

Blick von Stojanovice

Pferdeherde bei Čeletice

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ähnlich günstige Möglichkeit bietet der Halt in Brnířov auf der dortigen Ranch Jestřab. Hier können Sie übernachten, für Ihr Pferd wird gesorgt, außerdem wird hier Reitunterricht gegeben. Von dort geht es weiter zum nahen Grenzübergang Všeruby, wo die Route endet.

MĚSTIŠTĚ Im Dorf am Berg Prenet steht ein Hammerwerk von der Mitte des 19. Jhs., in dem noch bis 1975 produziert wurde. Einst gab es in der Umgebung an die 20 Schmiedemühlen. Im nahen Datelov wurde in den 90er Jahren eine abgerissene Holzkapelle wieder aufgebaut.

POCINOVICE Bei Kdyně liegt das größte der 11 Choden-Dörfer, denen der Schutz der Landesgrenze oblag. Dafür wurden ihnen von den böhmischen Königen Privilegien gewährt. Um den großen Anger liegt eine Denkmalschutzzone mit einigen Anwesen aus der alten Bebauung. Hier steht die St. Annenkirche aus dem 19. Jh. Nordöstlich vom Dorf zieht sich ein grün markierter Pfad längs des Kreuzwegs auf einem lang gestreckten Höhenzug hin. Der Wallfahrtsort Dobrá Voda umfasst die Kapelle der Schmerzensreichen Mutter Gottes sowie ein Kapellchen von 1908 mit einer wundertätigen Quelle. www.pocinovice.cz

CHODSKÁ LHOTA Ein weiteres der privilegierten Chodendörfer aus dem frühen 14. Jh. Auf dem Dorfanger steht die neogotische St. Wenzelskapelle (spätes 19. Jh.) www.chodskalhota.cz

VŠERUBY Marktflecken aus dem15. Jh. an der deutschen Grenze im gleichnamigen Pass an der wichtigen Handelsstraße nach Regensburg. Hier steht die Kirche des Erzengels Michael aus den Jahren 1628–1650, nach einem Brand im 19. Jh. umgebaut. Vor der Kirche eine Gedenktafel an den Aufenthalt der Schriftstellerin Božena Němcová. Zum Ort gehört auch der nahe Weiler Hájek, über dem die Wallfahrtskirche der hl. Anna auf der Anhöhe Tannaberg thront. In den Jahren 1712–1717 entstanden, gehört sie zu den Hockbarock-Bauwerken im Pilsener Kreis. Ende Juli findet hier die traditionelle St. Anna-Kirchweih statt. http://vseruby.info St. Anna-Kirche auf dem Tanaberk


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KAMMWANDERUNG

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Železná Ruda, Pfarrkirche Mariä Hilf vom Stern


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Železná Ruda – Pancíř – Můstek – Prenet – Zelená Lhota / Hojsova Stráž Gemeinsame Karte mit Route 11 auf S. 43 Start: Železná Ruda Ziel: Hojsova Stráž Länge: 18 km Charakter: Relativ lange Strecke mit langer Steigung am Anfang

Die Umgebung von Železná Ruda ist ideal für Touren verschiedenster Art. Die geplante Route erlaubt, voll die Meter zu verwerten, die man beim Aufstieg auf den Pancíř, einen der bedeutendsten Berge der Šumava, überwinden muss. Die anschließenden Kilometer verbringt man dann auf dem Kammweg mit herrlichem Ausblick und weiteren interessanten Gipfeln. Die Tour beginnt in Železná Ruda bei der Barockkirche Maria Hilf vom Stern (1729–1732) mit einem auffälligen Zwiebelturm. Wir folgen dem blauen Wanderzeichen zunächst auf den Hügel Belveder mit dem gleichnamigen Berghotel, in dem vor einigen Jahren die Brautradition des Eisensteiner Biers wieder auflebte. Das Sportgelände bietet außer Skipisten auch Attraktionen für den Sommer wie Seilpark und Seifenkistenslalom. Weiter geht es von der Weggabelung Hofmanka, wo auch die Umsteigstation des Sessellifts steht. Wer schon jetzt eine Pause braucht, kann den Lift zum Gipfel nehmen. Rüstige Wanderer absolvieren die restliche Steigung zu Fuß immer dem blauen Zeichen nach. Der Pancíř ist 1 214 m ü.M. hoch, Gipfelhaus und Aussichtsturm stammen von 1923. Die Aussichtsplattform erhebt sich 15 m über den Boden und bietet einen Blick über den Westteil des Böhmerwalds mit dem höchsten Gipfel des Großen Arber auf der deutschen Seite. Vom Špičák-Sattel führt eine Straße hierher, womit der Pancíř zu den höchsten auch für Biker erreichbaren Šumava-Gipfeln gehört. Vom Pancíř führt uns das rote Wanderzeichen um die Anhöhe Habr (1 203 m) zum unweiten Můstek. Die ganze Zeit über tun sich herrliche Ausblicke auf den Královský Hvozd mit dem dominierenden Doppelgipfel des Ostrý (Osser) oder

Baude auf dem Pancíř

Berghütte auf dem Prenet

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ins Úhlava-Tal auf den Stausee auf. Můstek ist 1 234 m ü.M. hoch, der höchste Punkt auf diesem Kamm. Bis 1995 stand hier eine klassische Berghütte mit Aussichtsturm, die aber bis auf die Grundmauern abgebrannt ist. Dann folgt ein gemütlicher Abschnitt von ca. 7 km mit schöner Fernsicht, der uns über den Prenet (auch Großer Prenet, 1 070 m) auf den Sattel des Kleinen Prenet bringt. Rechts vom Weg liegt die Reservation Městišťské rokle, die Quellgebiet, Torfmoor und Uferauen des Jelenka-Bachs umfasst, außerdem Schluchtwälder sowie einen Wiesen- und Weidenkomplex. Unterhalb des Kleinen Prenet (1 006 m) kann man eine Berghütte mit Restaurant aufsuchen, hinter der sich ein Erholungszentrum befindet, ein ehemaliges Königsbauern-Gehöft. Die Kapelle der hl. Kunigunde daneben stammt aus dem 14. Jh. und wurde im 17. Jh. umgebaut. Sie wird gerade rekonstruiert und erinnert bis heute an die einstige Ortschaft, die nach der Vertreibung der deutschen Einwohner untergegangen ist. Vom Kleinen Prenet aus folgt die grün markierte Schlussetappe nach Zelená Lhota, auf der man von wechselnden Positionen über Land schauen kann. In der Ortschaft ist die St.Wolfgangkirche aus dem 18. Jh. auf einer Anhöhe bemerkenswert. Vom Sattel aus kann man sich auf dem grün markierten Weg auch in entgegen gesetzter Richtung aufmachen. Das Gefälle ist nicht so jäh und man kommt zur Bahnstation in Hojsova Stráž, von wo aus man bequem nach Železná Ruda zurückfahren kann.

HOJSOVA STRÁŽ Das Erholungszentrum, heute ein Ortsteil von Železná Ruda, liegt 900 m ü.M. Das Dorf ist im 16. Jh. im Zusammenhang mit dem Silbererzbergbau entstanden. Hier stand eine königliche Vogtei, der die Verwaltung der umliegenden Gehöfte oblag. Unübersehbar ist die Kirche zu Mariä unbefleckter Empfängnis mit Schindeldach und -behang aus den Jahren 1824–1826. Sie ist durch Umbau einer Kapelle entstanden, an die der erhaltene Altar von 1762 erinnert. Daneben steht ein BarockPfarrhaus mit Schindeldach und überdachtem Vorflur. Hojsova Stráž bietet Idealbedingungen für ganzjährige Touristik und Sport. Es liegt an einer Kreuzung von Fuß- und Radwanderwegen und hat natürlich auch gut unterhaltene Langlauf-Loipen. Außerdem sind hier drei Schlepplifts in Betrieb. www.hojsovka.sumava.net

Hojsova Stráž, Blick von Osten


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DIE ŠUMAVA-SEEN Železná Ruda – Čertovo jezero – Černé jezero – Špičák Start u. Ziel: Železná Ruda Länge: 15 km Charakter: leichte Strecke mit nur einer ein wenig anstrengenden Besteigung

Šumava ist das einzige Gletscherseengebiet Tschechiens. Auf böhmischer Seite sind gleich fünf dieser Quartärgletscher-Überreste zu sehen, alle in einer Höhe von 1000 – 1100 m ü. M. Sie wecken mit ihrer berückenden Atmosphäre, die hier zulande einfach ungewohnt ist, die Aufmerksamkeit der meisten Gebirgsbesucher. Zu den beiden größten Seen kann man von Železná Ruda aufbrechen, einem Zentrum mit guter Verkehrsanbindung (Straße u. Bahn) und Übernachtungsmöglichkeiten in diversen Preisklassen. Grüne Wanderzeichen führen zur Seilbahn-Talstation im Skigelände Špičák, das naturgemäß im Winter am interessantesten ist, da es die besten Skigelegenheiten im tschechischen Teil des Böhmerwalds bietet. Neben Skiund Snowboardpisten kommen auch Langläufer auf ihre Kosten (www.bilastopa.cz). Vom Gelände Špičák geht es dem roten Wanderzeichen nach bis Špičácké sedlo, über den Parkplatz dem gelben nach zum Černé jezero (Schwarzer See). Unterwegs überquert man einen Eisenbahntunnel aus dem 19. Jh. (Länge über 1,7 km). Die sanfte Steigung durch den Wald endet auf dem befestigten Damm des Sees, mit seinen 18,4 ha der größte Böhmerwaldsee, der auch mit knapp 40 m Tiefe die Spitze hält. Der See liegt am Bergfuß von Jezerní hora (1 343 m), der ihn mit einer über 300 m hohen Karwand einfasst. In Seenähe wurde

Černé jezero (Schwarzer See)

Bikepark Špičák

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1929–1930 das erste hiesige Umpump-Wasserkraftwerk gebaut. Weiter steigt der Weg dem roten Zeichen folgend zur Anhöhe Rozvodí. Gerade hier verläuft die europäische Hauptwasserscheide, die das Einzugsgebiet von Elbe und Nordsee begrenzt. Der Čertovo jezero (Teufelssee) auf der anderen Seite des Bergs gehört bereits zum Einzugsgebiet der Donau und somit des Schwarzen Meers. Mit seiner Fläche (10,3 ha) nimmt er Platz Zwei unter den Böhmerwaldseen ein und wird nicht weniger von Touristen besucht. Um seine Entstehung ranken sich Legenden, die vor allem an seinen Namen anknüpfen. Dann geht es weiter den roten Zeichen nach, darauf nach dem blauen Zeichen am Denkmal des Malers Adolf Kašpar vorbei nach Železná Ruda hinab.

ŽELEZNÁ RUDA Der Ferienort ist als Bergmannsdorf an der Handelsstraße nach Bayern entstanden. Das Bergbau- und Hüttenwesen wurde später von der Glasmacherei abgelöst. Heute bietet das Städtchen einen Standort für Touristik, Sport und Erholung. In günstiger Lage an der Grenze zu Deutschland ist es ein idealer Ausgangspunkt für Touren durch Böhmer- und Bayerischen Wald, etwa ins benachbarte Bayerisch Eisenstein, das einst mit dem tschechiBahnhof Železná Ruda – Alžbětín schen Markt Eisenstein ein einziger Ort war, wie der große gemeinsame Bahnhof noch verrät. Zu den Sehenswürdigkeiten gehört die barocke Maria Hilf-Kirche vom Stern mit sechszackigem Grundriss oder das wieder aufgebaute Schlösschen.

Šumava-Museum Železná Ruda Im Museum kann man das handwerkliche Geschick der Glasbläser und die Pracht ihrer fragilen Erzeugnisse bewundern. Zudem erfährt man allerlei über die Tradition der Hammerwerke. http://muzeum.sumava.net/

Motorradmuseum Im unlängst rekonstruierten einstigen Schlösschen der Nothaft aus dem späten 17. Jh. ist eine Sammlung von alten Motorrädern mit vielen Unikaten ausgestellt. Daneben sind auch viele lustige Marionetten zu sehen. Hier können Sie aber auch die Ausstellungen zur hiesigen Geschichte des Skilaufs oder Geologie besuchen. www.historicke-moto.cz

Pancíř Auf dem Gipfel des 1 214 m hohen Bergs (von Železná Ruda dem blauen Wanderzeichen nach) steht eine Berghütte mit Aussichtsturm von 1923. Hierher führt ein Sessellift.


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GROSSER ARBER

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GroĂ&#x;er Arber


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Železná Ruda – Bayerisch Eisenstein – Großer u. Kleiner Arbersee – Großer Arber – Železná Ruda Start u. Ziel: Železná Ruda Länge: 20 km Charakter: relativ anstrengende Strecke mit langem Auf- und Abstieg über die steinige Seewand

Eine zünftige Gipfeltour muss ja auf den höchsten Punkt des ganzen Böhmerwalds führen, zu dem man in den Bayerischen Wald auf der anderen Seite der Grenze hinüber muss. Dank vielen Grenzübergängen auf Straßen und Wanderwegen ist heute die romantische Landschaft des Bayerischen Walds auch für tschechische Besucher leicht zu erreichen. Den Höhepunkt der faszinierenden Szenerie bilden zwei Gletscherseen. Als geeigneter Ausgangspunkt der Tour bietet sich der Bahngrenzübergang Železná Ruda – Bayerisch Eisenstein an. Die Grenze verläuft durch das Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1877, das seit seinem Bau gemeinsam genutzt wurde. In Zeiten des Eisernern Vorhangs ist es verödet und verfallen, doch wurde es nach der Revolution gründlich restauriert; heute hat hier das Infozentrum der Nationalparks Šumava und Bayerischer Wald seinen Sitz. In der bayerischen Hälfte ist auch das Localbahnmuseum untergekommen. Von Bayerisch Eisenstein führt eine rot markierte Route, auf der man nach ca. 5 km den Brennessattel erreicht. Das beliebte Wintersportzentrum bietet gute Pisten und solide Unterkünfte. Gerade hier beginnt meist der Aufstieg zum Gipfel des Großen Arber. Zunächst fällt der rote Pfad um die

Blick vom Großen Arber ins tschechische Gebiet

Auf dem Gipfel des Großen Arbers

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Einödhöfe Mooshütte zum Kleinen Arbersee am Nordfuß ab. Als einer der acht Gletscherseen im Böhmer- und Bayerischen Wald liegt 925 er m ü.M. hoch und ist knapp 10 ha groß. Auf dem SeeRundweg kann man ihn und seine schwimmenden Torfinseln von allen Seiten gründlich betrachten. Vom Damm steigt das rote Wanderzeichen steil zu den Skipisten auf und von deren Oberpartie etwas sanfter zum rundum verglasten Restaurant Eisensteiner Hütte unter dem Gipfel. Bei einer Brotzeit hier kann man außer einer phantastischen Aussicht auch bayerische Volksmusik genießen. Unweit stehen das Arberschutzhaus, ein weiteres Restaurant und die Bergstation der ganzjährig fahrenden Kabinenseilbahn, die eine mühelose Gipfelbesteigung ermöglicht. Auf den eigentlichen Großen Arber führen von dort aus mehrere Pfade. Der Gipfel hat die Form eines Kegelstumpfs, aus dem vier Felsrücken hervortreten. Der höchste Felsausläufer trägt das Gipfelkreuz. Der breite Gipfel mit Felsgebilden, Radarkuppeln und einer Wetterstation bietet einen unvergesslichen Rundblick, der auch Železná Ruda oder den Großen Osser (Ostrý) mit dem Grenzkamm zeigt. Hier steht ein St. Bartholomäus-Kapellchen, zu dem im August Wallfahrten stattfinden. Der dem roten Zeichen folgende Abstieg ist grandios, aber anstrengend. Der Weg führt durch die Karwand des Großen Arbersees über schweres Geröll, dessen Bewältigung trockenes Wetter und vor allem gutes Schuhwerk erfordert. Man kann auch bequemer auf dem grün markierten Wanderweg zum See hinabsteigen, doch bietet der kein derartiges Erlebnis. Der Große Arbersee ist gleichfalls ein Gletscherrelikt, 934 m ü.M., knapp 8 ha groß 16 m tief. Am Fuß der Seewand ragt ein Schwingrasen über den Wasserspiegel auf. Von der anderen Seite ist der See viel stärker von der Zivilisation berührt –Parkplatz, großes Restaurant, Bootsverleih und weiterer Service. Den Rückweg nimmt man über den Fernwanderweg E6, der über Waldwege an der Arberhütte (Glashütte) vorbei in Richtung Bayerisch Eisenstein führt.

BAYERISCH EISENSTEIN Das Städtchen im Tal des Großen Regen am Fuß des Großen Arber hat Anziehungskraft als Wintersport- und Luftkurort. Es ist im 16. Jh. nach Eröffnung einer Eisenerzgrube und eines Hammerwerks entstanden. Später hat hier auch die Glasmacherei Fuß gefasst, die ihren größten Aufschwung gegen Ende des 19. Jhs. erlebt hat, als in der Umgebung etwa 20 Glashütten arbeiteten. Sehenswert ist die Eisenbahnmuseum barocke St. Nepomukkirche aus dem 17. Jh. In der Grenzglashütte kann man immer von Donnerstag bis Sonntagnachmittag bei der Fertigung von Glasprodukten zuschauen. Die kann man auch kaufen und zudem das hiesige Bier probieren (www.grenzglashuette.info). Im Localbahnmuseum sind über 100 historische Waggons zu sehen, die über ein Jahrhundert auf den bayerischen Bahnstrecken in Betrieb waren. Verlockend ist auch die Fahrt mit dem historischen Zug. Web-Seiten der Stadt: www.bayerisch-eisenstein.de


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HARTMANICE UND UMGEBUNG

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Synagoge in Hartmanice


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Annín – Hartmanice – Dobrá Voda – Březník und zurück Start u. Ziel: Hartmanice Länge: 9 km Charakter: nicht sonderlich lange Strecke, Steigung zu einem 1000 m-Gipfel

Diese Gipfeltour verbindet Bewegung in freier Natur mit Besinnung auf eine bewegte Historie, die ihre Spuren in dieser Gegend hinterlassen hat. Es beginnt im Ferienort Annín im Otavatal, auf der Straße über Sušice gut zu erreichen. Hier stand seit 1796 eine der ersten Kristall-, Rosen- und Buntglashütten. Heute funktioniert hier eine Glasschleiferei, die man bei einer Führung besichtigen kann. Vom Dorf führt das rote Wanderzeichen auf die Anhöhe Mouřenec (617 m) mit der romanischen St. Moritzkirche von der Wende des 12. u. 13. Jhs. Anschließend kann man sich der Markierung des Gunthersteigs anvertrauen. Der grenzüberschreitende Wanderweg führt auf einer der ältesten Handelsstraßen von Bayern nach Böhmen und soll einmal das bayerische Niederaltaich mit Prag Ehemalige Glashütte in Annín verbinden. Seinen Namen trägt er zum Gedenken an den Benediktinermönch und Missionar Gunther, dessen Wirken im Böhmerwald von historischen Quellen und Legenden belegt wird und der im Prager Břevnov-Kloster beigesetzt ist. Der Steig führt zuerst nach Palvinov und Kundratice, wo für Besucher nicht geöffnete Schlösser stehen. Der Lehrpfad fällt mit dem blau ausgezeichneten Klostermann-Weg zusammen, der auf 43 km zwischen Volyně und Hartmanice verläuft und an den berühmten Heimatschriftsteller Karel Klostermann erinnern soll (1848–1923). Hartmanice ist der nächste Halt auf dieser Tour. Das historische Städtchen (s. Schlagwort) liegt am Bergfuß des Hamižná (853 m). Mit seiner Lage und seinem Touristik-Angebot lockt es Besucher nicht nur im Sommer als Startpunkt interessanter Touren an. Für den Winter hat es ein kleines Skigelände mit einem Hang für Familien mit Kindern. Knapp einen Kilometer hinter Hartmanice beginnt Barockes Beinhaus auf dem Friedhof in Mouřenec bei Annín

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der Hamižná-Lehrpfad. Auf dem Pfad (ca. 3 km) stößt man auf sog. Pingen, verschüttete und verwachsene Schächte, eine interessante Kapelle und einen Schutzwinkel mit Blockhütte, Feuerstelle, frischem Quellwasser und Rastplatz. Dann kommt die Gipfelbesteigung. Nach knapp weiteren 2 km gerät man ins Dorf Dobrá Voda. Der bedeutendste hiesige Bürger war der 1944 in Auschwitz ermordete jüdische Historiker und Rabbiner Dr. Šimon Adler. Nach ihm ist das Museum benannt, dass sich nicht nur Adlers Schicksal, sondern auch Kultur und Religion der jüdischen Bewohner des westböhmischen Grenzlands zuwendet (www.zcm.cz). Die letzte Etappe gilt der Besteigung des markanten Gunthersberg (Březník, 1 006 m) mit Felskamm und einem stellenweise guten Ausblick auf die Umgebung.

HARTMANICE Der Ort ist im 14. Jh. um das Zollhaus am sog. Gunthersteig von Bayern nach Böhmen entstanden. Die Bewohner lebten vom erhobenen Zoll, aber auch vom Goldbergbau in den Stollen auf dem Berg Hamižná. Die Entfaltung

Anger in Hartmanice mit der St. Katharina-Kirche

der königlichen Bergstadt kam im Dreißigjährigen Krieg zum Erliegen. Sehenswert ist die barocke St. Katharinenkirche aus dem 18. Jh. Am Marktplatz stehen typische BöhmerwaldHäuser aus dem 19. Jh. mit langen Balkons an der Giebelseite (Nr. 37). Die Synagoge von 1883 erinnert an die hiesige Judengemeinde.

DOBRÁ VODA Die St. Guntherkirche wurde Anfang des 18. Jhs. erbaut und ist mit ihrer Weihe die einzige auf der Welt. Im Kommunismus diente sie als Militärmagazin und ist verfallen, rekonstruiert wurde sie in den 90er Jahren. Der Altar, 14 Kreuzweg-Plastiken und die lebensgroße Statue des hl. Gunther aus Glas stammen von der Glaskünstlerin Vladimíra Tesařová. Die Kirche ist nach Absprache mit dem Museumspersonal zu besichtigen. In Dobrá Voda findet zweimal in Jahr eine Wallfahrt statt – stets am 2. Sonntag nach Pfingsten und zum Todestag des hl. Gunther (9. Oktober). Oberhalb des Dorfs steht auf der Březník-Flanke die St. Guntherkapelle, angeblich dort, wo der Einsiedler seine Klause hatte. www.sumavanet.cz/ichartmanice/ Gläserner Altar


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PRÁŠILY – MODRAVA

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Aussichtsturm auf dem Gipfel des Poledník


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Prášily – Prášilské jezero – Poledník – Modrava Start: Prášily Ziel: Modrava Länge: 18 km Charakter: Mittelschwere Route auf regelmäßig gewarteter Loipe, Steigung auf den Poledník

Šumava im Winter ist für Skiläufer ideal. Hier sind mehrere gut ausgestattete Skigelände in Betrieb mit zig Kilometern unterhaltener Loipen. Beim Skilanglauf verbindet man körperliche Bewegung in freier schöner Natur. Diese erste Tour folgt teilweise dem Verlauf der viel besuchten „Šumava-Magistrale“, die mit ihrer Gesamtlänge von über 100 km Železná Ruda mit Lipno verbindet und somit praktisch eine gänzliche Durchquerung des Gebirges ermöglicht. Prášily auf 870 m ü.M. bietet Unterkünfte und ist somit ein idealer Ausgangspunkt für Skiwanderungen auf gepflegten Loipen. Der Weg steigt sanft über Slunečná zur Gabelung Lišcí díry. In der Nähe liegt der See Prášilské jezero, von einem 9 m hohen Damm und zwei Moränen eingefasst. Vom Wasserspiegel steigt eine imposante Karwand mit Felshütten und steinernen Meeren auf. Dieser kleine Gletschersee ist 3,7 ha groß und maximal 15 m tief. Nach Weiterfahrt zur Weggabelung Předěl kommt eine Herausforderung – der Aufstieg auf den Poledník (1 315 m). Auf dem Gipfel steht ein Turm-Monstrum aus Beton, das in der Sperrzone früher militärischen Zwecken gedient hat. Heute ist es in der Sommersaison als Aussichtsturm mit einer Plattform in 30 m Höhe da. Nach der Rückkehr zum Předěl fällt der Weg zum Bayerischen Steig ab und führt um den Oblík herum in Schussfahrt zur einstigen Sägemühle Javoří. Den Schluss macht eine gemächliche Fahrt längs der Bäche Javoří und Roklanský ins einstige Fischerdorf Modrava (985 m ü.M.).

Entspannung im Tal des Roklanský-Bachs

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PRÁŠILY

Winter am Prášilské jezero (Stubenbacher See)

Der Ort ist um die Mitte des 18. Jhs. mit der Gründung von Glashütten entstanden, später kam eine Papierfabrik hinzu. Unter dem vorigen Regime fand sich der Ort im militärischen Sperrgebiet wieder, heute sucht er an die Vorkriegstradition als Touristikzentrum anzuknüpfen. In der Nähe gibt es viele Ausflugsziele, auch für Familien mit Kindern. Am Weg nach Hartmanice kann man in der Sommersaison den Nachbau einer Keltensiedlung mit Rekonstruktionen verschiedenster Bauten anschauen sowie Leben und Handwerk unserer Vorfahren betrachten. www.archeoparkprasily.cz

MODRAVA Auch hier im Herzen des Böhmerwalds kreuzen sich Wanderrouten, die Fuß-, Ski- und Radwanderer durch die Landschaft geleiten. Im malerischen Örtchen sind ein paar Perlen der Gebirglerarchitektur zu besichtigen, darunter die Klostermann-Hütte (1924) von Bohuslav Fuchs und die einstige Bienert-Sägemühle.

Holzwirtschaft-Besucherzentrum Hier kann man mittels einer interaktiven Schau allerlei über den hiesigen Naturwerkstoff und seine Verarbeitung erfahren und die verschiedensten Holzerzeugnisse und -spielzeuge sehen.

SRNÍ Das einstige Holzfällerdorf ist heute ein Touristikzentrum für Fuß-, Rad- oder Skitouren. Die Dreifaltigkeitskirche stammt aus dem frühen 19. Jh., auch sind hier mehrere Gebirglerhäuschen im volkstümlichen Stil erhalten geblieben – in Blockhausbauweise auf Steingrundmauern, die Wände von Schindelbehang geschützt. Bemerkenswert ist vor allem Haus Nr. 46, in dem der Schriftsteller Karel Klostermann häufig bei Verwandten verkehrte. Nach Srní hat er auch die Handlung eines seiner Romane verlegt.

Dreifaltigkeitskirche


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LĂ„NGS DER VYDRA

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Dramatisches Flussbett der Vydra


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Antýgl – Turnerova chata – Čeňkova pila Gemeinsame Karte mit Route 16 auf S. 61 Start: Antýgl Ziel: Čeňkova pila Länge: 7 km Charakter: problemloser, ständig bergab führender Weg für Rollstuhlfahrer und Familien mit Kinderwagen

Im Nationalpark Šumava wurden mehrere Routen ausgebaut, die auch Rollstuhlfahrer zum Besuch ermutigen wollen. Die benutzerfreundlichen Strecken locken auch Familien mit Kinderwagen. Der ausgewählte Weg von Antýgl nach Čeňkova pila erlaubt den mühelosen Zutritt zu einer der beliebtesten Stellen der Šumava. Hauptmagnet ist der Fluss Vydra mit seinem Geröllbett, der auf der ganzen Strecke seine Schönheit und ungezügelte Wildheit zur Schau stellt. (Dieser Ausflug erfordert das Nachholen des Begleitfahrzeugs von Antýgl nach Čeňkova pila, weil der Rückweg flussaufwärts ziemlich anstrengend wäre.) Ausgangspunkt ist Antýgl, ein großes Königsbauern-Gehöft in der Vydra-Biegung an der Straße von Srní nach Modrava. Parken kann man im angrenzenden Autocamp, das für Rollstuhlfahrer Stellplätze und eine mobile Toilette bereithält. Von hier aus führt die Route etwa 150 m über die Straße zur Brücke, dann geht es weiter an der Vydra entlang auf einem befestigten Sandweg, dem Teil eines Lehrpfads. Für Biker ist er gesperrt. Obwohl man seine sieben Stationen zwischen Antýgl und Čeňkova pila in umgekehrter Richtung durchläuft, bieten sie doch eine gründliche Bekanntschaft mit dem Fluss und seiner Umgebung, außerdem herrliche Ausblicke auf die Steine des Flussbetts. Der anfangs relativ gemächliche Flusslauf verwandelt sich nach und nach in eine wild tosende Klamm, in denen das Wasser zwischen mächtigen Granitblöcken dahin schießt, Stromschnellen und zahllose kleine Wasserfälle bildend. Nach etwa 4 km erreicht man die Turnerova chata, die zu Rast und Erfrischung einlädt. Allerdings nur mit Assistenz, denn der Zutritt ist nicht barrierelos.

Turnerhütte

Weg entlang der Vydra

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Die ursprüngliche Hütte ist hier zwischen 1864 u. 1867 zur Erleichterung des Holzeinschlags entstanden; während weiterer Jahrzehnte hat sie ihre heutige Gestalt angenommen und dient nur noch Erholungszwecken. Das Angebot umfasst außer dem Restaurant auch Übernachtungen. Liebling der Kinder ist hier der Fischotter (tsch. vydra) Míša, der in einer überaus beliebten Gutenacht-Sendung im Fernsehen dabei war. Von der Turnerhütte führt der Weg mit sanftem Gefälle noch 3 km nach Čeňkova pila, einer Ansiedlung am Zusammenfluss von Vydra und Kremelná, die sich hier zur Otava vereinen

ANTÝGL Im malerischen Vydratal liegt das ehemalige Königsbauern-Gehöft, dessen Geschichte auf das Jahr 1500 zurückreicht. In den Jahren 1523–1818 wurde hier eine Glashütte betrieben, in der Hohlglas und Glasperlen für Rosenkränze hergestellt wurden. Diese hatte nur einen Ofen („ein Tiegel“), was dem Weiler seinen Namen gegeben hat. Nach Schließen der Hütte wurde der Holzbau zum Gasthaus umgebaut. Antýgl Das weitläufige historische Gehöft besteht aus einer Gruppe Holz- und Steinbauten, Gesindehaus, Stadel und Kapelle. Die Gebäude haben Schindel-Krüppelwalmdächer, breite, niedrige Giebel mit Schnitzwerkmustern in der Schalung oder Fensterläden. Dachreiter mit Glöckchen und Hauskapelle sind für diese Gehöfte typisch. Heute ist der Weiler Antýgl eine wichtige Kreuzung von Wander- und Radwegen, im Winter gibt es in der Umgebung unterhaltene Loipen. Etwa 2 km flussabwärts in Richtung Modrava kann man die Rechenbrücke am Anfang des Holztriftkanals Vchynice-Tetov überqueren, der um die Wende von 18. zum 19. Jh. als Umgehungskanal des Vydra-Betts nach einem Projekt des Ingenieurs Josef Rosenbauer angelegt wurde. http://antygl.ceskehory.cz

ČEŇKOVA PILA Čeněk Bubeníček hat hier in den Jahren 1868–1870 eine Sägemühle angelegt. Im Jahr 1912 erfolgte deren Umbau zum bis heute tätigen Wasserkraftwerk. In den 30er Jahren kam das Kraftwerk Vydra hinzu, gleichfalls noch in Betrieb. Im E-Werk Čeňkova pila kann man die Ausstellung Šumava und Energie sehen und die ursprüngliche Maschinenausstattung bewundern. http://cenkova-pila.ceskehory.cz

Čeňkova Pila (Vinzenzsäge)


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VYDRA UND OTAVA HINAB

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Wassertouristen unterhalb der Vinzenzsäge

Modrava – Antýgl; Čeňkova Pila – Rejštejn Start: Modrava Ziel: Rejštejn Länge: 9,9 km, ca. 2 Std. Charakter: Beide Flussabschnitte sind ihrer Stromgeschwindigkeit und steinigem Flussbett halber nur für erfahrene Kanuten. Schwierigkeitsgrad: Vydra – WW III, Otava WWW II-III

Einen der stärksten Eindrücke von Šumava-Touren gewinnt man beim Befahren der Wildwasserflüsse im eigentlichen Nationalpark. Für diesen Sport sind außer dem Moldau-Oberlauf noch zwei weitere Abschnitte auf Vydra bzw. Otava freigegeben. Unter Einhaltung aller sich aus dem Naturschutz ergebenden Auflagen erlebt man so die Šumava in ihrer Pracht aus einer ungewohnten Perspektive. Die Vydra in der engen Klamm zwischen Modrava und Antýgl ist vom 15. März bis Ende Mai an den Wochenenden ausschließlich für Kajaks oder Kanadier zum Befahren freigegeben (8.00 – 18.00 Uhr). Das Befahren des felsigen Flussbetts erfordert einen Mindestpegelstand, der reißendes Wildwasser schafft. Die Tour ist also nur für erfahrene Paddler. Zu den Verhaltensregeln im Nationalpark gehört, dass die Boote nur an markierten Stellen bestiegen bzw. verlassen werden dürfen. Der Ablegeplatz

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für die Vydra liegt beim Parkplatz in Modrava am Zusammenfluss der Bäche Modravský potok und Roklanský potok. Zu Halt und Rast kann der Standort bei der Rechenbrücke benutzt werden. Hier beginnt unterhalb der ehemaligen Exklave Vchynice-Tetov der gleichnamige Holztriftkanal. Die Balkenrechenbrücke fing das Holz auf und lenkte es in den Kanal, gleichzeitig führte darüber der Weg von Rokyta nach Modrava. Für Paddler ist die Einfahrt in den Kanal verboten, sie fahren weiter bis Antýgl, ihr Ziel ist das Camp auf dem rechten Ufer beim Fußgängersteg. Der in Zone I. des Nationalparks liegende anschließende Vydra-Abschnitt zwischen Antýgl und Čeněks Sägemühle ist unbefahrbar. Bei Čeněks Sägemühle vereinen sich Vydra und Křemelná, der weitere Flusslauf heißt Otava. Auf die Strecke im Nationalpark bis Reištejn sollten sich nur solche Kanuten machen, die ihr Boot gut beherrschen und keine Anfänger mehr sind. Der Abschnitt ist von 15. März bis Ende Oktober befahrbar (8.00 – 20.00 Uhr), der Bootstyp ist nicht vorgeschrieben. Auch hier darf nicht beliebig ausgestiegen werden, zumal nicht am linken Ufer, weil der Fluss hier die Grenze der Nationalparkzone I. bildet. Der Einstieg liegt unmittelbar am Zusammenfluss, nach etwa 2 km taucht Paulina louka auf. In der malerischen Bucht, einem alten Floßbindeplatz, liegen heute ein Pfadfinderheim und zugleich ein einfacher öffentlicher Zeltplatz. Hier darf man zelten und Feuer machen, außerdem gibt es Trockenklosett und Waschgelegenheit. Die Ausstiegsstelle im Nationalpark bildet der Zusammenfluss von Otava und Losenice in Rejštejn. Hinter der Stadt fließt der Fluss durch Landschaftsschutzgebiet, das Befahren unterliegt keiner Regulierung, doch auch hier sollten alle Besucher die Grundsätze des Naturschutzes einhalten.

REJŠTEJN In der Umgebung des Orts wurde Gold geschürft, 1584 wurde er dafür von Rudolf II. zur königlichen Bergstadt erhoben, deren Rechte dem nahen Kašperské Hory gleichkamen. Auf dem Marktplatz erinnert ein Steinblock mit muldenförmigen Vertiefungen aus den Verarbeitungsstätten des goldführenden Gesteins an diese Zeiten. In den Mulden wurde das zermahlte Gestein mit Quecksilber verrieben, um reines Gold zu erhalten. Nach dem Niedergang der Goldförderung im 17. Jh. wurde sie von der Glasmacherei abgelöst. Wahrzeichen von Rejštejn ist die 1792 umgebaute St. Bartholomäuskirche aus dem 16. Jh. In ihrem Turm hängt eine gotische Glocke aus dem 14. Jh.

www.sumava.net/rejstejn/

Gesamtansicht von Rejštejn


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ŠUMAVA-HOCHFLÄCHEN

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Das Moor Jezerní slať (Seefilz)


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Kašperské Hory – Nicov – Zadov – Jezerní slať – Horská Kvilda – Rejštejn – Klášterský Mlýn Start u. Ziel: Kašperské Hory Länge: 50 km Charakter: Straßentour, für Trecking-Bikes geeignet

Die Umgebung von Kvilda, eine Hochfläche auf etwa 1000 m ü.M., lockt Biker. Mit der sanft gewellten Oberfläche, aus der abgerundete Kuppen ragen, verspricht sie neben einer gesunden Anstrengung einen herrlichen Blick über die Landschaft. Die Tour beginnt in Kašperské Hory 740 m ü.M mit einer Steigung nach Nicov mit der spätromanischen St. Martinskirche aus dem 13. Jh. Weiter geht es zur Talstation des Sessellifts nach Churáňov, dem zweitgrößten Skigebiet in der Šumava. Das Gelände Zadov hat 7 Pisten von 4,5 km Gesamtlänge und rund 50 km unterhaltene Loipen zu bieten (www.lazadov.cz). Adrenalinfreunde können sich unterhalb der Anhöhe Churáňov mit den Tücken eines Seilparks vergnügen. Dann kommen weitere Höhenmeter über Nový Dvůr zum Orientierungspunkt Pláně (1 080 m ü.M.) hinzu. Durch das wellige Gelände mit langen sanften Abfahrten kommt man zum Hochmoor Jezerní slať, einer der kältesten Stellen im Land. Man kann es auf einem kurzen Lehrpfad und von einem zweistöckigen Aussichtsturm anschauen. Durch malerische Wiesen erreicht man Horská Kvilda, wo sich mehrere Wanderstrecken schneiden. Hinter dem früheren Weiler Zhůří (1 140 m) folgt eine lange Abfahrt nach Rejštejn (570 m ü.M.), wo einst an den Flussufern der Otava Gold geschürft wurde. Im 17. Jh. ging es mit dem Gold zu Ende und so rückte das Glasmacherhandwerk nach. Die weithin sichtbare Dominante von Rejštejn ist die die 1792 umgebaute St. Bartholomäuskirche aus dem 16. Jh. In ihrem Zwiebelturm hängt eine gotische Glocke aus dem 14. Jh. In der Klášterský Mlýn stand eine Hütte, die exquisites Jugendstilglas herstellte.

Seilpark Zadov

Villa des Maximilian von Spaun in Klášterský Mlýn

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KAŠPERSKÉ HORY Die einstige königliche Bergstadt liegt an der Grenze zwischen Šumava und dem Vorland. Im Mittelalter kam hier der Goldbergbau auf, im 15. Jh. waren einige zig Stollen in Betrieb. Später wurde die Goldförderung von Handel, Glas- und Holzhandwerk abgelöst, heute ist Kašperské Hory und seine Umgebung ein beliebtes Touristengebiet. In der Stadt sind interessante Baudenkmäler, darunter das malerische Rathaus mit drei imposanten Barockgiebeln zu sehen.

Rathaus Kašperské Hory

Šumava-Museum Kašperské Hory Die Dauerschau des Museums zur Tradition der hiesigen Glasmacherei zeigt unter anderem eine große Kollektion von weltberühmtem Jugendstilglas aus Klášterský Mlýn. http://muzeum.sumava.net

Motorradmuseum In Kašperské Hory können sich Oldtimer-Freaks eine wertvolle Sammlung aus einzigartigen Motorrädern, historischen Fahrrädern und Autos anschauen. Außerdem historische Kinderwagen und eine interessante Sammlung von traditionellem tschechischem Spielzeug. www.historicke-moto.cz

Lehrpfade in der Umgebung von Kašperské Hory Wer die Geschichte des hiesigen Golderzreviers näher kennen lernen will, den erwartet ein 7,5 km langer Lehrpfad, der in die große Zeit des hiesigen Bergbaus führt. Der Grenzschützerpfad (19,5 km) informiert über den Schutz der Landesgrenze im Lauf der Zeiten und das Leben im Grenzland.

Burg Kašperk Die einstige Königsburg Karlsberg wurde im 14. Jh. von Karl IV. zum Schutz der hiesigen Goldgruben und des Goldenen Steigs angelegt. Ihre majestätische Lage und Architektur sind imposant, außerdem stehen interessante Aktionen auf dem Programm wie Nachtbesichtigungen, historische Fechtkunst oder Theateraufführungen. www.kasperk.cz

Blick von der Burgruine Pustý hrádek zur Burg Kašperk


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SUŠICE – STACHY

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Aussichtsturm auf dem Sedlo


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Sušice – Sedlo – Nezdice na Šumavě – Javorník – Stachy Start: Sušice Ziel: Stachy Länge: 22 km Streckencharakter: Vor allen wegen der Länge eine relativ anstrengende Route mit mehreren Besteigungen

Die Tour durch das Šumava-Vorland beginnt in Sušice, das Denkwürdigkeiten, Kulturelles sowie den nötigen Touristikservice bietet. Eine Route mit interessanten Gipfeln, deren Besuch Freunde von Aussichtstürmen erfreut. Wer Geschichte mag, kommt auch nicht zu kurz, da diese in alltäglicher Vielfalt aus den besuchten Orten spricht. Die Route folgt anfangs der roten Hauptwanderstrecke, die 7 km Steigung bereithält. Man kann die Stadt gründlich von der Žižka-Höhe (619 m) betrachten, wo zum Gedenken an den Hussiten-Heerführer ein Bronzekelch auf Mauerwerksockel steht. Hinter den Dörfern Záluží und Albrechtice steigt der Waldweg steil an bis zum Gipfel des Bergzugs Sedlo mit 902 m ü.M. Die lang gestreckte Dominante der Gegend wird von zahlreichen Felsformationen bedeckt, nicht nur in den Gipfelpartien. Eine willkommene Attraktion ist der 2009 nach einem Projekt von Prof. Pavel Ullman erbaute moderne hölzerne Aussichtsturm (www.rozhlednanasedle.cz). Von seiner 24 m hohen Plattform bietet

Blick vom Berg Žižkův vrch auf Sušice

Kapelle St. Antonius von Padua auf dem Javornik

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sich ein toller Blick vor allem auf den Süden des Šumava-Massivs. Eine weitere Sehenswürdigkeit auf dem Sedlo sind Geländespuren von einem Oppidum aus dem 2.– 1. Jh. v. Chr. Die in der nahen Otava Gold schürfenden Kelten haben hier zu ihrem Schutz unter Nutzung von Felsmassiven aus Wällen eine Burgstätte gebaut. Unsere sanft auf und ab führende Route bringt uns zu zwei markanten Wegscheiden, an denen das rote Wanderzeichen auf zwei weitere stößt, denen man zur königlichen Burg Kašperk folgen kann. Die geplante Route läuft grün ausgezeichnet in entgegen gesetzter Richtung weiter, wo Nezdice na Šumavě zum Besuch einlädt. Im Winter bietet der Ort ein kleines Skigelände für Abfahrtslauf. Dem grünen Zeichen folgend, kann man die Gemeinde Strašín mit der dortigen Kalksteinhöhle besuchen (nicht öffentlich zugängig) und dem gelben Zeichen folgend nach Pohorsko gelangen, doch gibt es eine Abkürzung über die nicht markierte Straße. Etwa 4 km weiter kommt die Steigung auf den Berg Javorník (1 065 m). Auf dessen Gipfel wurde 1938 ein steinerner Aussichtsturm nach Plänen des Architekten Karel Houra gebaut, dem Urheber des Turms auf dem Svatobor bei Sušice. Im Jahr 2003 wurde der nach Karel Klostermann benannte Turm rekonstruiert und originell bis auf 39 m aufgestockt, damit die hohen Bäume nicht die Aussicht behindern. Beim Abstieg in den Ort Javorník kommt man an der ovalen Kapelle des hl. Antonius von Padua vom Jahr 1939 vorbei. Javorník bietet für den Winter ein kleines Skigelände, besonders geeignet für Familien mit Kindern. Interessant ist die Švehla-Hütte von 1939, einst für Regierungs- und Parlamentsangehörige gedacht. Das gelbe Wanderzeichen bringt uns nach Úbislav mit einem ruhigen Camp an einem Teich. Auf der Schlussetappe führt uns das rote Zeichen ins Städtchen Stachy.

SUŠICE Die Geschichte der einstigen Königsstadt reicht bis ins frühe 13. Jh. auf eine Goldschürfer-Ansiedlung zurück. Sušice zwischen der Otava und dem Rand des Šumava-Nationalparks ist ein günstiger Start für viele Fuß- Rad- und Kanutouren, aber auch der Gang durch die Stadt verspricht viele Eindrücke. Hier gibt es Reste der gotischen Stadtmauer und eine Reihe malerischer Renaissance- und Barockhäuser am Marktplatz. In einem hat das Šumava-Museum Weihnachtskrippe im Böhmerwaldmuseum seinen Sitz, wo eine der größten beweglichen Weihnachtskrippen im Land zu sehen ist oder eine Dauerschau über Zündholzmacherei, die in dieser Stadt eine große Tradition hatte. Auch das 1850 umgebaute majestätische Rathaus und die St. Wenzelskirche, ursprünglich eine gotische Basilika aus dem 14. Jh., verdienen Beachtung. Auf dem Hügel Stráž über der Stadt steht die frühbarocke Schutzengelkapelle. Für alle, die Bewegung mögen, gibt’s hier das große Outdoor-Center Offpark, das außer dem Seilpark noch weitere Adrenalinvergnügen bietet. www.sumava.net/susice


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DIE MOORE

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Moor Chalupská slať (Großer Königsfilz)


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a, Horská Kvilda – Jezerní slať (Innergefild – Seefilz) b, Svinná Lada – Chalupská slať (Seehaid – Großer Königsfilz) Start u. Ziel: Horská Kvilda / Svinná lada Länge: 1 + 1,5 km Charakter: Zwei Kurzausflüge, überwiegend auf Bohlendämmen über dem Moor

Ein typisches Naturelement der Šumava sind die Torfmoore, sowohl auf den Hochflächen als auch im Tal der Moldau oder anderer Flüsse. Unter Schutz stehen sie ihrer ursprünglichen Pflanzenarten halber (Moose, Latschenkiefer, Fichte, Zwergbirke, Hakenkiefer, Scheidiges Wollgras, Rundblättriger Sonnentau u.a.). Manche Moore sind auf Holzstegen für alle Touristengruppen sehr gut erreichbar. Hier nun zwei davon, nicht weit voneinander entfernt. Zunächst ein Besuch im Moor Jezerní slať. Start ist am kleinen Parkplatz an der Straße hinter Horská Kvilda, der einen Stellplatz sowie eine mobile Toilette für Rollstuhlfahrer hat. Von dort geht es über einen sanft abfallenden Sandweg weiter, der nach ca. 250 m in einen hölzernen Bohlensteg übergeht. Dieser ist bequem, schön breit und bringt uns mitten ins Jezerní slať, wo sich zwischen Latschenkiefern der Blick auf das Hochmoor auftut. Jezerní slať an der Wasserscheide zwischen Otava und Moldau hat eine Fläche von über 100 ha, hier wurde früher Torf gestochen und das Moor über künstliche Gräben entwässert. Der Lehrpfad ist mit Infotafeln bestückt, die den Prozess der Moorbildung beschreiben. Für den Fußwanderer ist auch ein kleiner Aussichtsturm da. Zur Fortsetzung der „Moortour“ fährt man mit dem Auto über Kvilda mit der Möglichkeit, das dortige Infozentrum Nationalpark Šumava anzuschauen, bei dem auch ein WC benutzt werden kann, das sich seiner Größe halber eher nur für Rollstühle mit Handantrieb eignet. Nach rund 7 km heißt uns die Ortschaft Svinná Lada willkommen, der mit einer mobilen Toilette für Rollstuhlbenutzer ausgestattete Startpunkt zum Spaziergang durch das Chalupská slať. Nach den ersten 200 m mit sanfter Steigung auf einem

Aussichtspunkt im Moor Jezerní slať (Seefilz)

Infozentrum in Kvilda

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grob asphaltierten Weg kommt man auf einen Bohlendamm. Dieser Steg ist nur 120 cm breit und ragt etwa 30 cm über die Mooroberfläche. Seine Ränder sind aber auf der ganzen Länge mit einer soliden Holzleiste beschlagen, die auch bei feuchter Oberfläche eine sichere Fortbewegung garantiert. Am Ende des Stegs tut sich ein schöner Ausblick auf das Moor und ein Moorauge auf, das zu den größten gehört (1,3 ha). Auch im 137 ha großen Chalupská slať wurde früher Torf gestochen, die Spuren menschlicher Tätigkeit sind immer noch sichtbar. Der Nationalpark Šumava hat auch in Svinná Lada ein nach Renovierung behindertengerechtes Infozentrum.

HORSKÁ KVILDA

Pollaufs Gasthaus

Das Dorf mit etwa 30 über die bewaldete Hochfläche verstreuten Häusern gehört zu den höchstgelegenen Ortschaften bei uns (bis zu 1 090 m ü.M.). Die tiefen Wälder enthalten viele Moore, denen zahlreiche Bäche entspringen. Über die gewellte Hochfläche ragt der Berg Sokol (auch Antýgl, 1 253 m) auf. Auch hier findet man Routen für Fuß-, Rad- und Skiwanderer, doch ist Horská Kvilda eher eine stille Sommerfrische. Das historische Anwesen Pollaufs Wirtshaus wurde zum Hotel umgebaut. www.horskakvilda.eu

KVILDA Der wohl im 16. Jh. am Goldenen Steig entstanden Ort ist heute ein Erholungszentrum. Von den Denkmälern ist hier die 1894 geweihte neogotische St. Stephanskirche sehenswert, in der außer Messen hin und wieder Konzerte klassischer Musik stattfinden. Die Fassade ist gegen Witterungsunbilden zum Teil mit Schindeln verkleidet. Am Kvilda-Bach sind Waschhalden (Haufen von durchgewaschenem Gestein) zu sehen, die bei der Goldwäsche zurück geblieben sind. Die Geschichte von Kvilda und Umgebung kann man im örtlichen Museum kennen lernen. Leben und Arbeit der hiesigen Bewohner werden von vielen interessanten Schaustücken dokumentiert.

www.sumava.net/kvilda

Kirche St. Stephan


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VON STRÁŽNÝ DURCH DEN DEUTSCHEN TEIL DES BÖHMERWALDS

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Pfarrkirche St. Karl Borromäus in Philippsreut


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Strážný – Philippsreut – Finsterau – Bučina – Knížecí Pláně Start u. Ziel: Strážný Länge: 42 km Charakter: mittelschwere Strecke, vorwiegend über Asphalt, ein paar halbwegs anstrengende Steigungen

Der Ort Strážný (850 m ü.M.) zieht im Winter Skifahrer und -langläufer an, dient aber in der Sommersaison ziemlich gut als Ausgangsort für Radtouren. Seine geeignete Lage unweit der Staatsgrenze macht den deutschen Teil des Böhmerwalds mit den dortigen Attraktionen leicht erreichbar. Der grün markierte Radwanderweg führt von Strážný nach Süden zum Grenzübergang, teils auf der viel befahrene Staatsstraße. Auf deutscher Seite erwartet uns eine Steigung durch Waldlandschaft bis auf knapp 1 000 m ü.M. In Philippsreut lohnt die Pfarrkirche des hl. Karl Borromäus aus unverputztem Stein. Hier steht eine Nachbildung der Tussetkapelle, die 1985 von Heimatvertriebenen aus den tschechischem Böhmerwaldorten errichtet worden ist. Täglich geöffnet (www.tussetkapelle.de). Weiter geht es der Grenze entlang westwärts. Auf der markierten Radstrecke Nr. 5 steigt man allmählich wieder; zur rechten Hand tut sich stellenweise ein schöner Ausblick auf das Grenzland auf. Mitterfirmiansreut am Almberg (1 106 m) ist ein bekanntes Skigebiet mit Pisten

Berghütte Knížecí Pláně

Weg entlang des Hraniční potok (Grenzbach) bei Strážný

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von 10 km Gesamtlänge. Auf eine lange Talfahrt ins malerische tiefe Sausswasser-Bachtal folgt eine Steigung im weiten Bogen bis auf fast 1 000 m. Finsterau wurde um die Wende vom 17. zum 18. Jh. am Bergreichensteiner Zweig des Goldenen Steigs gegründet. Sehenswert ist das Freilichtmuseum, etwa 500 m von der Ortsmitte entfernt. Unsere Route kurvt unter sanftem Anstieg nordwärts nach Tschechien zurück. Kurz hinter der Grenze gelangt man ins einstige Dorf Bučina, das nach Abschiebung der deutschen Bewohner verfallen ist. Heute kann man hier das wieder hergestellte Kapellchen besichtigen und den Rastplatz mit Info-Tafeln nutzen. Als Memento an den Eisernen Vorhang ist hier die Nachbildung einer Signalwand zu sehen. Auf der roten Radstrecke fährt man über einen nicht gerade guten Asphaltweg mit einigen steilen und gefährlichen Stellen nach Knížecí Pláně hinab. Auch von diesem einst großen und florierenden Ort, der wie viele andere von der hermetischen Abriegelung des Grenzstreifens betroffen war, ist praktisch nichts übrig geblieben. Die letzte Erinnerung bleibt der wieder hergestellte Friedhof und das Kreuz an der Stelle der zerstörten Kirche. Ab der Weggabelung Žďárské sedýlko folgt eine lange Talfahrt durch tiefe Wälder, die uns auf dem Hirschsteig zurück nach Strážný bringt.

FINSTERAU In der Streusiedlung steht eine 1910–1912 erbaute Kirche aus Quadermauerwerk. Man sollte sich Zeit für das Ethnografie- und Volksbaukunst-Freilichtmuseums nehmen, in das zig Dorfhäuser aus dem 18. u. 19. Jh. aus allen Teilen des Bayerischen Walds gebracht wurden. Diese Bauten haben den Charakter eines typischen Böhmerwalddorfs bewahrt. Man kann auch eingehend die Innenräume Raidlhaus im Freilichtmuseum Finsterau einschließlich des funktionsfähigen Ausflugslokals anschauen. Das Freilichtmuseum wird auch von Haustieren bevölkert, hier werden verschieden Feiertage gefeiert und Handwerkermärkte abgehalten. Mehr dazu auf www.freilichtmuseum.de. Die Ortschaft lockt dank ihrer hohen Lage Skilangläufer, für die neben den klassischen unterhaltenen Loipen auch ein 2,4 km langer Trainingsring da ist. Diese Anlage mit ihrer hochwertigen Asphaltbahn ist im Sommer bei Inlinerfahrern beliebt. In den Wäldern nördlich von Finsterau kann man Staubecken für die Holztrift von der Mitte des 19. Jhs. sehen (Reschbachklause und Teufelsbachklause), die durch den teilweise erhaltenen Schwellgraben verbunden waren (1820–1825). Nicht weit davon liegt ein Hochmoor, das nur Fußwanderer betreten dürfen. www.philippsreut.de


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VIMPERK – LENORA

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Aussichtsturm auf dem Boubín


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Vimperk – Boubín – Kubová Huť – Lenora Start: Vimperk Ziel: Lenora Länge: 20 km Streckencharakter: mittelschwer mit exponiertem Aufstieg zum Boubín

Vimperk ist der beste Ausgangspunkt, um den mittleren Böhmerwald kennen zu lernen. Als Touristikzentrum und Start zu vielen Ausflügen ist es verkehrsmäßig gut zu erreichen. Gleich hinter der Stadt bietet sich eine ideale Bergwanderung an, denn dort liegt das Massiv des bekannten Boubín. Dann führt der Weg zur Warmen Moldau mit urtümlich-malerischen Böhmerwald-Dörfern. Die Route beginnt etwa 680 m ü.M. und steigt zunächst sanft zum Weiler Pravětín an, der ein schönes Stadtpanorama bietet. Hier arbeitete einst eine Glashütte. Hinter dem Dorf Veselka geht es in den Wald. Wir passieren ein Forsthaus mit Unterkunft, dann beginnt der Aufstieg zum Boubín (1 362 m). Die breite gerundete Kuppe ist Dominante der Landschaft und wurde dank der Reservation berühmt, die Überreste der hiesigen tiefen Wälder bewahrt. Die touristische Anziehungskraft des Bergs wurde 2004 vom neuen hölzernen Aussichtsturm noch gehoben. Dieser ist 21 m hoch, bei guter Sicht sind sogar die Alpengipfel zu sehen. Der Aussichtsturm wurde ohne schwere Baumaschinen errichtet, dabei wurde für die Endphase der Gipfelbesteigung ein Holzsteig angelegt. Das Landschaftsschutzgebiet Urwald Boubín (heute Nationale Naturreservation) am Bergfuß wurde schon 1858 erklärt, als ca. 150 ha Wald von Fürst Schwarzenberg aus der gängigen Bewirtschaftung ausgegliedert wurden. Heute ist das Kerngebiet mit 400 – 500 Jahre alten Bäumen nicht frei zugängig, doch längs des Urwaldrands führt ein Lehrpfad über Waldwege. Vom Gipfel kann man längs der blauen Wanderzeichen ins Dorf Kubova Huť hinab steigen, das in einem Sattel zwischen Boubín und Obrovec liegt. Der Sommer- und Winterurlaubsort (kleines Skigelände) hat gute Straßenanbindung,

Der kleine Stausee Boubínské jezírko

Die überdachte Brücke, (Rechle) in Lenora

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außerdem liegt hier die höchste Bahnstation Tschechiens. In entgegen gesetzter Richtung (auch blaues Wanderzeichen) kommt man zum Boubín-Weiher. Der kleine Stausee (0,4 ha) diente seit den 30er Jahren des 19. Jhs. über ein Jahrhundert als Wasserreservoir für die Holzschwemme zur Glashütte in Lenora. An der Gabelung Amortovka dahinter zweigt das grüne Wanderzeichen zur Ida-Mühle ab mit Info-Zentrum des NP Šumava und einem Camp. Den blauen Wanderzeichen folgend, erreichen wir an der Bahnstation vorbei das Dorf Zátoň und nach weiteren 2 km Lenora. Der heutige Ferien- und Startort für Wasserwanderer ist um eine 1834 gegründete Glashütte entstanden. Eine der hiesigen Sehenswürdigkeiten ist der Gemeindebackofen aus dem 19. Jh., wo im Sommer öffentliche Backtage für Brot, Kuchen und Fladen abgehalten werden. Ein Stück hinter Lenora führt eine gedeckte Holzbrücke aus dem 18. Jh. zur Regulierung der Holztrift über die Moldau.

VIMPERK Die Stadt gewann dank ihrer Lage an einem Zweig des Goldenen Steigs im 13. u. 14. Jh. an Bedeutung, als der Handel die Gegend aufleben ließ. Später haben hier Glasmacherei und Buchdruck Fuß gefasst. Die Burg wurde zu einem Renaissanceschloss umgebaut, heute hat sie eine Barockgestalt (18. Jh.). In der Schlossanlage ist die vorgeschobene Artilleriebastion Haselburg aus dem 15. Jh. zu Schloss Vimperk sehen. Auf der Anhöhe gegenüber erstreckt sich über dem Flüsschen Volyňka der historische Stadtkern mit der spätgotischen Kirche Mariä Heimsuchung sowie wertvollen Bürgerhäusern aus dem 16. Jh., zu denen auch das Haus Zum Hirschen mit der klassizistischen Fassade gehört. Von den gotischen Stadtmauern ist noch einiges erhalten. Vimperk kann sich mit der Jugendstilvilla Kralik aus dem Jahr 1905 (Ul. 1. maje 180) vom weltberühmten Architekten Leopold Bauer rühmen.

Museum Vimperk Das Museum ist im Schloss untergebracht, es stellt Geschichte und Erzeugnisse der hiesigen Handwerke vor – Glasmacherei und Buchdruck. Gut dokumentiert ist auch die Natur des Nationalparks Šumava, dessen Verwaltung im Ort sitzt. www.vimperk.cz

Minimuseum Goldener Steig Die Historie des Handels auf dem Goldenen Steig kann man im Museum am Náměstí Svodody kennen lernen. www.vimperk.cz


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GOLDENER STEIG

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Berghütte und Aussichtsturm auf dem Libín


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Volary – Zbytiny – Libínské Sedlo – Prachatice Start: Volary Ziel: Prachatice Länge: 24 km Charakter: mittelschwere Strecke, vorwiegend auf Asphalt, anstrengende Steigung zum Libín

Die Salzstraße verband im Mittelalter das Salzkammergut im heutigen Österreich mit dem böhmischen Binnenland. Dorthin wurde hauptsächlich Salz transportiert, daneben Seide, kostbare Tuche, Wein oder exotische Gewürze. In die andere Richtung wanderten Getreide, Hopfen, Bier und Handwerksprodukte, wie z.B. das berühmte böhmische Glas. Diese Straße hatte im böhmisch-deutschen Grenzland drei Hauptzweige – über Prachatice, Vimperk und Kašperské Hory. Zwischen Volary und Prachatice sind bis heute Überreste des Goldenen Steigs in Gestalt tiefer Hohlwege zu sehen. Für Interessierte führt ein 33 km langer Lehrpfad mit 12 Infostationen dorthin. Er ist hauptsächlich für Fußwanderer gedacht, doch ist ein großer Teil auch mit dem Rad zu schaffen. Von Volary geht es nach Nordosten auf der Radstrecke Nr. 1055 zunächst auf der Straße nach Prachatice los. Schon bald biegt unsere Route auf den befestigten Weg zur Gabelung Svatá Magdaléna auf 820 m ü.M. ab. In der Nähe kann man die einsame Barockkirche der hl. Maria Magdalena anschauen. Sie ist um die Mitte des 18. Jhs. durch Umbau nach Plänen des Architekten Antonio Martinelli aus einer älteren Kapelle entstanden. Die Kirche wurde in den 90er Jahren rekonstruiert und gemahnt an das einstige Glasbläserdorf, das nach dem 2. Weltkrieg aufgehört hat zu existieren. Auf einer Asphaltstraße geht es auf fast unveränderter Höhe weiter nach Zbytín. Der im 14. Jh. gegründete Ort liegt an der Bahnstrecke Volary – Prachatice. Jener Zeit entstammt auch die ursprünglich gotische St. Veitkirche, nach einem Brand im 18. Jh. wieder hergestellt. Von Zbytín führt unsere Tour weiter auf der Straße nach Blažejovice, biegt aber nach einer kurzen Steigung nach rechts auf den Radweg ab und gelangt nach einigem Auf und Ab zur Weggabelung U Sedélka. Ein kleiner Härtetest ist die Fahrt auf den Libín (1 096 m), zu dessen Gipfel ein asphaltierter Waldweg führt. Zum Lohn dafür gibt’s eine zünftige Brotzeit in der Berghütte – und nach den Treppen auf den 27 m hohen Aussichtsturm von 1883 auch einen herrlichen Blick auf die zentrale Šumava. Wer noch genügend Energie verspürt, kann sich ja im hiesigen Seilpark austoben. Unterhalb des Libín fährt man durch das Dorf Libínské Sedlo an der Straße nach Prachatice. Gerade hier verlief ein Zweig des Goldenen Steigs, dessen Zeuge die spätgotische später barockisierte St. Annenkirche aus dem 15 Jh. ist. Weideland am Sattel Libínské Sedlo

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Die Schlussetappe nach Prachatice bietet eine zügige Talfahrt. Man fährt auf einem speziell angelegten Radweg bis an den Stadtrand, um dort die Straße zur Stadtmitte zu erreichen. Vom Bahnhof Prachatice geht’s mit dem Zug zurück nach Volary.

VOLARY

Holzhaus im alpenländischen Stil in Volary

Die Stadt wurde im 14. Jh. bei der Kolonisierung des Böhmerwalds gegründet, ihre Einnahmequelle war der Handel auf dem Goldenen Steig. Im 16. Jh. haben sich hier Viehhalter aus der Steiermark und Tirol angesiedelt, die eine neue Zuchtweise eingeführt und die Umgebung mit ihren Bräuchen, Trachten und alpinem Baustil geprägt haben. Das waren typische blockhausartige Anwesen, in denen alles unter einem Dach

untergebracht war – sowohl Wohnräume als auch Scheuern und Ställe. Bis heutet sind nur wenige dieser Anwesen erhalten geblieben, eins davon kann man beim Museumsbesuch anschauen. Die Dominante auf dem Marktplatz ist die frühbarocke Kirche der hl. Katherina von Alexandrien nach Plänen von J. Canevallo aus den Jahren 1669–1690. www.mestovolary.cz

PRACHATICE Auch Prachatice ist im frühen 14. Jh. entstanden und hat schon bald zahlreiche Privilegien erlangt, was sich aus seiner Lage am Goldenen Steig ergab. Die Hochblüte kam vor allem im 16. Jh., als die Stadt einen umfassenden Renaissance-Umbau erfuhr. Mit dem Dreißigjährigen Krieg setzte die Stagnation der Stadt ein, die dadurch aber ihr altväterliches Gepräge bewahrt hat. Zu den Denkmälern gehört die 1571 vollendete gotische Kirche St. Jacobus maior. Zum Teil sind auch noch Stadtmauern und zahlreiche Häuser aus Gotik und Renaissance mit Sgrafittidekor erhalten geblieben. Zu den besonders schönen gehört das sog. Siterhaus mit seinem Renaissanceumbau von 1604 (heute Stadtmuseum). Hier ist unter anderem eine Dauerschau über den Goldenen Steig zu sehen. www.kisprachatice.cz

Fest des Goldenen Steigs


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STRÁŽNÝ – ZADNÍ ZVONKOVÁ

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Skilanglauf auf der Böhmerwaldmagistrale


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Strážný – Nové Údolí – Schwarzenberský plavební kanál – Plešné jezero – Zadní Zvonková Start: Strážný Ziel: Zadní Zvonková Länge: 30 km Charakter: Relativ lange ausgeschilderte Strecke in leichem Gelände

Die als Tagestour geplante Skiwanderung gilt als letzter Abschnitt der „Šumava-Magistrale“. Sie führt die Skiläufer durch den Šumava-Südteil und zeigt ihnen die Landschaft längs der Warmen und Kalten Moldau bis zur Oberhälfte des Lipno-Stausees. Sie ist für Viele interessant, weil sie weniger überlaufen ist als das oben beschriebene Ausflugsgebiet. Von Strážný (810 m ü.M.) geht es zur tschechischbayerischen Grenze und über die einstigen Orte Horní Cazov, Mlaka und Krásná Hora, die in den 50er Jahren dem Grenz-Sperrgebiet zum Opfer fielen. Der Weg mit einem herrlichen Ausblick führt nach Nové Údolí. Auch dieses Holzfällerdorf war nach Niedergehen des Eisernen Vorhangs dem Untergang geweiht, doch wird der Ort seit 1989 wieder von Touristen aufgesucht. Von Černý Kříž verkehren wieder Personenzüge der Tschechischen Bahn, auch wenn sie wegen Demontage der Gleise nicht mehr bis nach Deutschland kommen. Anschließend geht es bergauf zum SchwarzenbergKanal, dann folgen ca. 5 km Fahrt über ebenes Gelände bis zu Gabelung Hučina. Der Weg wellt sich bis Říjiště, führt bergab nach Josefův Důl und am Holztrift-Kanal entlang bis Zadní Zvonková. Dort endet die „Šumava-Magistrale“, doch gehen von hier weitere Wanderrouten zu Zielen in Österreich aus. Vom Dorf sind nur die neogotische St. Nepomukkirche und der ehemalige Tabakladen zurück geblieben, in dem das kleine ZvonkováMuseum über die örtliche Geschichte informiert. Man kann einen Abstecher zum See Plešné jezero (7,5 ha) am Fuß des Bergs Plechý (1 378 m) einlegen. Hier hat der Gletscher eine 30–40 m hohe Endmoräne aufgeworfen; der See wird von einer über 200 m hohen Karwand eingefasst. Darauf die Adalbert Stifter-Gedenkstätte.

Interieur der Kirche in Zadní Zvonková

Plešné jezero (Plöckensteinsee)

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STRÁŽNÝ Durch den hiesigen Grenzforst verlief im Mittelalter ein Zweig des Goldenen Steigs, der Passau mit dem böhmischen Landinneren verband. Der Weg wurde von der Burg Kužvart (1 115 m ü.M.) aus dem 14. Jh. geschützt. Davon sind nur noch Überreste des Wohnturms zurück geblieben. In der Wintersaison bietet der Ort außer unterhaltener Loipen auch zwei Skipisten. www.strazny.cz

NOVÉ ÚDOLÍ

Die Kalte Moldau bei Nové Údolí

Die fehlende Bahnverbindung wird durch das Projekt einiger Freaks wettgemacht, die auf dem alten Bahndamm einen genau 105 m langen Gleisabschnitt angelegt haben, auf dem man die Staatsgrenze mit der Nachbildung einer alten Dampflok oder auf einer Fahrraddraisine überqueren kann. In den beigestellten Waggons findet man ein kleines Böhmerwaldbahn-Museum und eine urige Dorfkneipe. www.noveudoli.eu

SCHWARZENBERG-KANAL Dieser die Einzugsgebiete von Moldau und Donau verbindende Kanal, 1789–1822 nach Plänen des fürstlichen Ingenieurs Josef Rosenauer entstanden, ist ein einzigartiges Wasserbauwerk. Der insgesamt 52 km lange Kanal diente zur Trift von Scheiterholz und Stämmen aus den hiesigen Wäldern. Die Bauleute mussten dabei einen 419 m langen Tunnel durch den Jelení-Bergrücken stechen, einen Aquädukt im Bachtal des Konský potok errichten oder den Plöckensteiner See um 3 m aufstauen. Heute gilt der Kanal als wertvolles technisches Denkmal, während der Touristensaison wird hier die Holztrift vorgeführt. Detail des unteren Portals des Schwarzenberger Schwemmkanals


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SCHIFFFAHRT AUF DEM SÜDBÖHMISCHEN MEER

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Die flächenmäßig größte tschechische Talsperre


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Lipno nad Vltavou – Přední Výtoň – Frymburk – Vítkův kámen – Dolní Vltavice Start u. Ziel: Lipno nad Vltavou / Frymburk Länge: max. 32 km Charakter: Gemütliche Aussichtsfahrt, für alle Altersgruppen

Eine Dampferfahrt auf Lipno, dem größten tschechischen Stausee, auch „südböhmisches Meer“ genannt, ist ein Erlebnis. So genießt man die freie Atmosphäre der Weite und hat dabei eine herrliche Aussicht auf die Šumava-Höhenzüge, von denen der See umgeben ist. In einigen Sommerorten kann man sich sportlich betätigen oder ein Boot leihen, um den Stausee Lipno noch näher kennen zu lernen. Bei der Aussichtsfahrt auf dem Lipno-See kann man unter zwei Strecken wählen. Die kürzere (22 km) beginnt im Hafen Lipno nad Vltavou, nimmt Kurs auf Přední Výtoň, Frymburk und Hruštice und weiter nach einem Törn im breitesten Seeabschnitt mit guter Aussicht auf die Šumava bis Vítkův kámen. Die längere (32 km) fährt weiter von Frymburk bis Dolní Vltavice, um vor Radslav zu wenden. Das Angebot der Schiffsbetreiber enthält auch Vergnügungsfahrten mit Bewirtung, daneben Nachtfahrten mit Musik und Tanz oder Sonderfahrten auf Bestellung. Die Ausflugsaison dauert etwa von Mitte April bis Ende Oktober. Mindestteilnehmerzahl zum Rundfahrt auf dem Lipno-Stausee Auslaufen ist 25.

LIPNO NAD VLTAVOU Am Damm auf dem linken Ufer liegt ein beliebter Ferienort, der dem Stausee seinen Namen gegeben hat. Hier findet der Besucher das ganze Jahr einen hervorragenden Touristenservice. Alle möglichen Wassersportarten wie Baden, Windsurfing oder Segeln, Routen für Fuß- oder Radtouren, für Inliner eine Bahn nach Přední Výtoň von fast 11 km Länge, auch eine Bobbahn sowie ein Seilpark sind in Betrieb. Im Sommer kann man die Dienste der Erholungsanlage Marina mit Hafen und Unterkünften in Anspruch nehmen, es gibt hier aber auch ein Autocamp.

Marina Resort

In der Wintersaison steht das Skigelände Kramolín auf den Nordhängen des Slupečný vrch bereit mit Sessellift, sechs Pisten und einem neu angelegten Snowpark. Außer den Pisten

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werden in der Umgebung annähernd 50 km Loipen unterhalten. Langläufer nutzen zudem die zugefrorene Wasserfläche, die außerdem eine ideale Eisbahn abgibt. Ganzjährig ist hier das Erlebnisbad Aquaworld mit Rutschbahn und Gegenstrompool, Finnland-Sauna und Schwimmbecken in Betrieb. Westlich vom unweiten Slupečná wurde ein Achtzehnloch-Golfplatz angelegt. www.lipnonadvltavou.cz

PŘEDNÍ VÝTOŇ Vom einstigen Paulanerkloster im beliebten Ferienort ist nur noch die Kirche der hll. Philippus und Jakobus von 1515–1523 übrig. Hier liegt ein Sommersportgelände mit einem der schönsten Sandstrände am See. Die Umgebung wird von Wander- und Radwegen durchzogen, auf denen man noch immer die unberührte Šumava-Natur erleben kann. Zu Přední Výtoň gehört der Ort Svatý Tomáš mit der Corpus Christi-WallfahrtskirPhilippus und Jakobus in Přední Výtoň

che von der Mitte des 14. Jhs.

www.prednivyton.cz VÍTKŮV HRÁDEK Auf der Anhöhe Vítkův kámen nimmt die Ruine unserer höchstgelegenen Burg (1 035 m) eine dominante Stelle über dem See ein. Die Burg von Donjon-Typ mit einem mächtigen Wohnturm ist seit dem 18. Jh. verödet.

FRYMBURK Auch in Frymburk kann man die Freizeit an Land und im Wasser genießen. Hier gibt es sehenswerte Baudenkmäler. Alles beherrscht die um die Mitte des 16. Jhs. spätgotisch umgebaute St. Bartholomäuskirche, daneben eine der ältesten Mariensäulen Böhmens (1635), ein Pranger aus dem 17. Jh. oder ein Grabhügel aus Šumava-Steinen mit einem Adalbert Stifter-Relief. Das Museum am Markt im Haus Nr. 5 ist die einzige derartige Einrichtung in der Umgebung von Lipno. Den Marktflecken auf dem linken Ufer verbindet eine Fähre mit Kyselov auf dem anderen Seeufer (ca. 1,5 km).

www.ifrymburk.info DOLNÍ VLTAVICE Der einst deutsche Ort existierte etwa seit dem 13. Jh., später ist hier die mauerumfriedete Wehrkirche St. Linhart entstanden. Der größte Teil von Dolní Vltavice wurde beim Bau der Staumauer in den Jahren 1952–1959 geflutet, das Dorf ist praktisch untergegangen. Heute trägt nur noch das Erholungszentrum auf dem linken Seeufer seinen Namen. Hier ist eine Fähre nach Kyselov am gegenüberliegenden Ufer in Betrieb (ca. 1,5 km).


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ZEICHENERKLÄRUNG – AUSFLUGSKARTEN Burg; Schloss; Ruine Natur-Highlight; Lehrpfad Aquapark, Schwimmbecken; sonstige Sehenswürdigkeit Bikepark, Wintersportzentrum Museum; Informationen Geschützter Baum; Aussichtsturm Notübernachtungsplatz im Nationalpark Böhmerwald; Möglichkeit zur Einstellung von Pferden und Übernachtung Ausflug zu Fuß; Ausflug für Familien mit Kindern, Rollstuhlfahrer Ausflug mit Langlaufski; Ausritt zu Pferd Rad-Ausflug; Schiffs-Ausflug Ausflugsschiffsfahrt

Strecke mit Nummer und Richtung des Ausflugs

Markierte Wanderstrecken Markierte Reitwege

ZEICHENERKLÄRUNG - ÜBERSICHT Streckenmarkierung nach dem Ausflugstyp



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REGION PILSEN BAYERN

Oberpfälzer Wald – tschechischer Teil Böhmerwald Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald Naturpark Oberpfälzer Wald Naturpark Oberer Bayerischer Wald Naturpark Bayerischer Wald Nationalpark Bayerischer Wald


TSCHECHISCHE REPUBLIK

EUROPA

BÖHMERWALD, OBERPFÄLZER WALD – TSCHECHISCHER TEIL UND BAYERISCHES GRENZGEBIET 1. Ausgabe, 2012 Fotografie: Jiří Koptík, Jaroslav Kocourek, Roman Dbalý, Dan Balogh, Filip Balogh, Václav Hynčík, Radovan Kodera, Alexander Vacek, Jan Hocek, Vladimír Kunc, Fotobanka.cz, Profimedia, Česká centrála cestovního ruchu, Muzeum Chodska, archiv NP Šumava, ITC Železná Ruda, Jik jik (CC-BY-SA-3.0), Trader301 (CC-BY-SA-3.0), Johan N (CC-BY-SA-3.0), Bermicourt (CC-BY-SA-3.0), Marie Abraham (CC-BY-SA-3.0), Viktor Fiala (Plzeň) (CC-BY-SA-3.0), Alois Köppl (CC-BY-SA-3.0), Karel Vovsík (CC-BY-SA-3.0), Pastorius (CC-BYSA-3.0), Adam Hauner (CC-BY-SA-3.0), Caroig (CC-BY-SA-3.0), Walter J. Pilsak (CC-BY-SA-3.0), Jitka Erbenová (CC-BY-SA-3.0), Ondřej Koníček (CC-BY-SA-3.0) Text, Karten, Grafische Bearbeitung, Umbruch: freytag & berndt Praha Druck: HART PRESS spol. s r.o. © freytag & berndt Praha


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