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Zur Person

René Gabriel

Der gelernte Koch stammt aus Ennetbürgen NW und verdiente sich im Beruf 13 Gault­Millau­Punkte. Er erarbeitete im Hotel Kreuz in Sempach eine Weinkarte mit über tausend Positionen und organisierte Weinreisen nach Bordeaux. Später wurde Gabriel Wein­Einkaufschef bei Mövenpick und begann, Bücher über Wein zu schreiben. Heute zählt er zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschsprachigen Weinszene.

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weingabriel.ch gibt es trotzdem für jeden einzelnen Wein irgendwo noch ein Glas, das besser wäre. Aber da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, bietet sich ein hochstehendes Universalglas an. Mittlerweile gewinnen wir jede Woche mindestens ein neues Restaurant als Kunde und sind in 45 Ländern vertreten – ohne jegliche Werbung.

• Was macht eine gute Weinkarte aus?

Wenn der Gastgeber keine Passion hat, bleibt es oft bei der langweiligen Norm. Manche haben auch nur einen Weinhändler und bitten ihn, auch gleich die Weinkarte zu bestimmen. Dann fehlt der Karte das persönliche Profil. Und meistens sind mässige Weinkarten auch vom Pricing her monoton, nach dem Motto: «Teure Weine wollen unsere Gäste gar nicht.» Ich finde, man kann durchaus eine normale Weinkarte haben – dazu lohnt es sich aber, auch ein «Schatzchäschtli» mit Raritäten und Teurerem anzubieten, falls einmal jemand kommt, der etwas Besonderes trinken möchte.

Eine Weinkarte muss nicht alles abdecken. Sie sollte sich aber am Speisenangebot orientieren. Ein Italiener kann italienische Weine anbieten, das reicht – in dieser Sparte gibt es genug. Ein Texmex­Restaurant schenkt vielleicht chilenische und argentinische Weine aus. Die Weinkarte muss nicht gross, aber richtig bewirtschaftet sein. Es braucht keinen Hauswein, aber es darf auf der Karte ruhig ein Fenster geben, in dem der beliebteste Wein hervorgehoben wird. Das kommt jenen Gästen entgegen, die etwas unsicher sind. Sie können sich sagen: «Dann nehme ich doch den, damit bin ich auf der sicheren Seite.»

• Seit einem Jahr sind Sie offiziell im Ruhestand, begleiten aber bis nächstes Jahr noch Ihre bereits ausgeschriebenen Events und Reisen. Wie geht es danach bei Ihnen weiter?

Es lagert noch genug Wein in meinem Keller, der Themen für viele Jahre hergäbe. Ich werde nicht gar nichts mehr machen, aber vielleicht sage ich eher spontan einmal: Es geht mir gut, ich habe Lust, etwas zu organisieren. Für solche Fälle habe ich 10 000 Adressen von Wein­Freaks in einem «Excel». Ich fördere jetzt auch junge Leute, die ähnliche Sachen machen wie ich. Ihnen sage ich zum Beispiel: «Du machst einen Event, den nehme ich auf meine Website und schreibe: Fremdevent, Anmeldung bei dir.»

Meine übrigen Anlässe im 2023 sind schon fast alle ausgebucht. In den letzten Jahren habe ich immer weniger wiederkehrende Anlässe wie die jährlichen Weinreisen durchgeführt. Das wird jetzt nicht einfach «ausgeknipst», das geht langsam. Meine Degustationen sind hemdsärmelig, gemütlich, unkompliziert. Man trifft Gleichgesinnte und es entstehen Freundschaften. Das ist eine gute Sache und es ist schade, dass das aufhört. Aber ein guter Clown muss wissen, wann er abtritt. ▪

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