Tunnelbau rückt näher

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VINSCHGER KULTUR

Im Bild links die „Kelle“, in der Mitte die „Aussichtskanzel“ und rechts die Hängebrücke

Urgewalt behutsam in Szene gesetzt Die Plimaschlucht ist jetzt erlebbar. Viel Lob und Anerkennung. MARTELL - Seit ewigen Zeiten stürzt das Wasser der Plima in Hintermartell tösend in die Tiefe. Entstanden ist die Plimaschlucht. Wild und urig, schroff und bizarr. Die Möglichkeit, sich der Schlucht zu nähern, die Gischt des Wassers zu spüren und die Tiefen zu ermessen, bietet der Schluchtenweg, der am 18. Juni offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde. Der Weg beginnt beim Parkplatz in Hintermartell, verläuft am ehemaligen Hotel P ­ aradiso vorbei, lockt die Wanderer auf der orografisch rechten Seite der Plima zu drei besonderen Erlebnispunkten und führt schließlich über eine Hängebrücke zur Zufallhütte. „Seit 2010 wurde an der Idee, die Plimaschlucht erlebbar zu machen, gearbeitet“, blickte Bürgermeister Georg Altstätter zurück. Die Errichtung eines Klettersteiges in der wilden Schlucht habe sich aus geologischer Sicht als kaum machbar erwiesen. Von Anfang an klar gewesen sei, „dass kein Lunapark entstehen soll.“ Es sei gelungen, auch die Nationalparkverwaltung mit ins Boot zu holen sowie die Wildbachverbauung und weitere Partner. Der Bürgermeister dankte allen, die sich eingebracht hatten, um dieses

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DER VINSCHGER 23/17

einzigartige Vorhaben zu planen und umzusetzen. Einen besonderen Dank zollte er den Mitgliedern der eigens eingesetzten Arbeitsgruppe, der A ­ rchitektin Heike Pohl und ihrem Kompagnon Andreas Zanier vom Architekturbüro „tara“ in Meran, dem Ingenieurbüro „Pohl + Partner“ in Latsch mit Siegfried Pohl an der Spitze, sowie den Firmen Alpintec und Metallbau Glurns. „Wir haben von Anfang an versucht, die Schlucht von oben her einsehbar und erlebbar zu machen“, blickte Heike Pohl zurück. Bei der Planung und Gestaltung der Erlebnispunkte „Kelle“, „Sichel“ und „Kanzel“ habe man sich an bereits vorhandene Naturgegebenheiten angepasst und diese

sozusagen weitergeführt. Bei der „Kelle“ können die Besucher ein Stück weit in die Schlucht hinabsteigen. Zum Aus-, Tief- und Weitblick lädt die „Sichel“ ein. Auch die „Aussichtskanzel“ wird ihrem Namen gerecht. Die drei Konstruktionen aus Cortenstahl wurden, soweit dies möglich war, vorgefertigt und sodann per Hubschrauber eingeflogen, entweder als Ganzes („Kanzel“) oder in Teilen. Die 44,75 Meter lange Hängebrücke ist in ihrer Trag­ fähigkeit so ausgerichtet, dass sie auch eine mehrere Meter hohe Schneedecke tragen kann. Die hohen Seitenabsicherungen sollen die Skitourengeher schützen. Die Brücke, die aufgrund des Höhenunterschiedes zwischen

den beiden Seiten in eine Treppe übergeht, ist auch im Winter begehbar. „Hintermartell ist jetzt zwar um rund 26.000 Kilogramm Stahl schwerer, aber es konnte damit ein Schwerpunkt für die Urlauber und die Marteller geschaffen werden,“ freute sich Heike Pohl. Neben dem Bürgermeister stimmten auch Landesart Richard Theiner, der ehemalige Direktor des Nationalparks, Wolfgang Platter, der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz, Rudolf Pollinger, und der Präsident des Tourismusvereins Latsch-­ Martell, Roman Schwienbacher, darin überein, dass es gelungen ist, die Plimaschlucht auf sanfte und behutsame Art erlebbar zu machen, und zwar im Respekt vor der sensiblen und einzigartigen Natur und Landschaft im Herzen des Nationalparks. Wissenswertes über den Nationalpark, das Ex-Hotel Paradiso, über Fauna und Flora sowie über weitere Themen erfahren die Wanderer an Themen-Stelen entlang des Weges. Die Gesamtkosten des Schluchtenweges bezifferte der Bürgermeister mit 580.000 Euro. Der Nationalpark stellte 160.000 Euro bereit, 100.000 kaErlebnispunkt „Panoramasichel“ men aus dem EU-Leader-Topf,


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