FLUCHT UND VERTREIBUNG
in Stadt und Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm 1945/46 Entwurzelt – Unterwegs – angekommen
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Einführung Die beiden Weltkriege als Ursache und Auslöser der bis dahin größten Vertreibung von Menschen aus ihrem Lebensraum hatten Entwicklungen zur Folge, die den europäischen Kontinent Mitte des 20. Jahrhunderts massiv veränderten. Sie sollten auch Stadt und Landkreis Pfaffenhofen betreffen. Der Zustrom von rund 14.000 Menschen in das Gebiet bis 1946 ließ die Bevölkerungszahl um rund ein Viertel anwachsen, ohne dass entsprechender Wohnraum zur Verfügung stand und die Versorgung der Menschen sichergestellt war. Aus ihrer Heimat und ihrer vertrauten Umgebung herausgerissene Menschen, die zudem durch Erlebnisse während der Flucht und Vertreibung traumatisiert waren, wurden in eine Region gebracht, die teilweise zerstört und von großer Versorgungsnot gekennzeichnet war. In diesem Umfeld einen Neuanfang einzuleiten, der nach zwölf Jahren NS-Diktatur auf demokratischer Grundlage erfolgen sollte, stellte eine Herausforderung dar, die für die politisch Verantwortlichen angesichts des gewaltigen Aufgabenbergs nicht leicht zu bewältigen war. Die Ausstellung zeigt aus verschiedenen Blickwinkeln die Entwicklung der Stadt Pfaffenhofen vor dem Hintergrund der
durch Flucht und Vertreibung in den Jahren 1945 und 1946 ausgelösten Ereignisse. Offizielle Quellen und Zeitzeugen berichte sowie Fotos, Pläne und amtliche Dokumente illus trieren diese Jahre der Weichenstellungen und die Schicksale der betroffenen Menschen. Der steinige Weg hin zu einer Integration der Vertriebenen nahm gut ein Jahrzehnt in Anspruch und veränderte Stadt und Landkreis. Allen Beteiligten, der Stadt Pfaffenhofen und den Mitarbeitern der Öffentlichkeitsarbeit, den Zeitzeugen und Leihgebern von Fotos und Dokumenten sei sehr herzlich für ihre große Unterstützung gedankt. Ohne ihre Hilfe wäre die Ausstellung nicht zu verwirklichen gewesen.
Blick auf eine der Baracken an der Ziegelstraße, die im Jahr 1941 für den weiblichen Reichsarbeitsdienst errichtet worden waren und nun der Unterbringung der Vertriebenen dienten. Nach deren Ankunft blieb für viele nur eine solche Notunterkunft, um zumindest ein Dach über dem Kopf zu haben (ca. 1955). (Stadtarchiv Pfaffenhofen a. d. Ilm, Repro Stefan Sauer)
Um die immense Not der Vertriebenen in den Blickpunkt zu rücken und Verständnis und Unterstützung bei der Bevölkerung zu finden, wurden Aufrufe in amtlichen Mitteilungsblättern abgedruckt. Die Appelle verhallten nicht ungehört und trotz der allgemeinen Not half die Bevölkerung nach Kräften über Geld- und Sachspenden. (Stadtarchiv Pfaffenhofen a. d. Ilm)
Nachdem sich die Vertriebenen in der Stadt etabliert hatten, gründeten sie Landsmannschaften ihrer Heimatregionen, wo sie Kultur, Brauchtum und Musik pflegten. Eine große Rolle spielte die heimische Tracht, die auf einem Umzug der Mitglieder der „Eghalanda Gmoi“ anlässlich des Gründungsfestes am 3. Juli 1949 getragen wurde. (Chronik der „Eghalanda Gmoi“)