KULTIPP/WIESBADENER, Ausgabe 01/2015

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Ausgabe I / 2015

Preis: 6,50 €

Kultipp

Wiesbadener Je suis Satire!

Lachen über Gott und die Welt

goEast 2015

Filmemachen in Kriegszeiten

Das Leben genießen:

Rheingauer Schlemmerwochen

#watch22

/ DATENSCHUTZ / KUNST / KULTUR /

„Die Blinde mit der Binde”

Juristisches Kabarett aus Wiesbaden

Heimat?! Fotoprojekt

Green Pack – Neue Mobilität



Inhalt Der Mann vom Altpapier, S. 45

...... Folgt man dem chinesischen Kalender (was wir mit großer Leidenschaft regelmäßig in der Frühjahrsausgabe tun), so steht das Jahr 2015 unter der Regentschaft des sanften Holzschafes. Schafsjahre sind, anders als etwa die Jahre des Drachen, traditionell Jahre ohne große Höhen und Tiefen. Ausgerechnet davon sollen vor allen Dingen die schönen Künste, wie Malerei, Schriftstellerei oder das Theater profitieren. Da wollen wir als gutes Beispiel vorangehen und ihnen viel Platz einräumen. Vom 17. bis 22. März 2015 geht das Lichter Filmfest in seine achte Ausgabe. Herzstück des Festivals ist der LICHTER Wettbewerb. Dreizehn Filme konkurrieren um den begehrten weißen LICHTER Bembel (S. xx). Filmemachen in Kriegszeiten ist einer der thematischen Schwerpunkte beim goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films, das vom 22. bis 28. April zum 15. Mal in Wiesbaden stattfindet. goEast reagiert damit auf die aktuellen Entwicklungen im Osten Europas; so wirft die Sektion Beyond Belonging einen Blick auf den bislang ungelösten Konflikt zwischen Russland und der Ukraine und reflektiert die zurückliegenden kriegerischen Konflikte nach dem Systemwechsel 1989 in Osteuropa (S.xx). Eis aus Italien, Oliven aus der Türkei, Couscous aus Marokko, Glasnudeln aus China und Blinis aus Russland: Gerichte aus aller Welt bereichern seit vielen Jahren die heimischen Speisekarte. Mitgebracht wurden sie von Einwanderern, die nicht erst seit den “Gastarbeiter-Jahren” nach Deutschland kamen. “Integration ist ein Genuss” heißt die Ausstellung im Wiesbadener Schaufenster Stadtmuseum, die zeigt, wie es der Kultur hervorragend gelingt, Menschen zusammenzubringen und Gesellschaft gemeinsam zu gestalten (S.xx). Die „kurze Nacht der Kunst”: Am 11. April 2015 laden traditionsgemäß die Wiesbadener Galerien und Museen, der Nassauische Kunstverein und der Kunstverein Bellevue-Saal in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Wiesbaden zum kostenlosen Besuch in ihre Ausstellungen ein (S.xx).

SCHATZ

& SCHÄTZE

BÜRO FÜR GESTALTUNG MENSCHEN

S. 4

& MEINUNGEN

JURISTISCHES KABARETT KULTUR

& KREATIVES

15. GOEAST-FESTIVAL HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN LICHTER FILMFEST KURZE NACHT #WATCH22 POESIE DER GROßSTADT HEIMAT?! KUNSTLANDING MAGAZIN

KULTOUREN

UNTERNEHMEN

GREEN PACK KONFLIKTE LÖSEN

S. 6 S. 8 S. 11 S. 15 S. 17 S. 18 S. 21 S. 23 S. 26 S. 28

& MÄRKTE

GAUMENKITZELEIEN

RHEINGAUER SCHLEMMERWOCHEN LUST AUF BLUTWURST ZUSAMMEN LEBEN

WIESPATEN – DANKESCHÖN INGETRATION IST EIN GENUSS JE SUIIS SATIRE!

S. 34 S. 36 S. 38 S. 40 S. 41 S. 42 S. 45

Auf eine außergewöhnliche Ausstellung im Sommer dieses Jahres möchten wir jetzt schon hinweisen: „watch22 – AUSSTELLUNG / DATENSCHUTZ / KUNST / KULTUR /” versammelt an einem ungewöhnlichen Ort 15 Positionen der aktuellen Medienkunst. Schauplatz ist ab 9. Juni der 22. Stock im Bonifaziusturm A am Mainzer Hauptbahnhof. Der Plan: sich dem Datenschutz einmal aus ganz anderer Perspektive zu nähern und so vorhandenes Verständnis zu bestärken und neues zu gewinnen: aus der Perspektive der Kunst und der Kultur (S.xx). Noch mehr gefällig? Kein Problem. Wir wünschen Ihnen mit vorliegendem Heft viel Vergnügen mit Kunst, Kultur und Kulinarik. IMPRESSUM: Herausgeberin, Gesamtkoordination & Gestaltung: media futura • Inh. Petra Esser • Herderstraße 17 • 65185 Wiesbaden • Tel. 0611.504.53.11 • Fax: 0611.504.59.98 • www.media–futura.de • mail@media–futura.de • Redaktion: Petra Esser, Tobias Mahlow, Gesine Werner, Konstantin Mahlow • Gestaltung: Petra Esser • Anzeigen: Tobias Mahlow • Titelbild: © Thomas Brenner: „border 12“, Ausstellung #watch22 • Vignetten: Bernd Schneider • Druck: Printgroup GmbH & Co. KG, 97526 Sennefeld • Redaktionsschluss für die Ausgabe II/2015: 20.05.2015 • Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages • alle Fotos und Logos wurden uns – wenn nicht anders dokumentiert – von den porträtierten Personen/Institutionen zur Verfügung gestellt. WIESBADENER 3


SCHATZ

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&

SCHÄTZE

MADE IN WIESBADEN


SCHATZ

&

SCHÄTZE

Pfiffig, schön und alltagstauglich Ulf Seydell entwickelt in seinem Atelier für diverse namhafte Unternehmen Produkte aus dem Bereich Industriedesign und Möbeldesign. Mittlerweile gibt es auch eine eigene, feine Kollektion. Entwickelt, hergestellt und vertrieben werden pfiffige Wohnaccessoires, Dinge, die das Leben schöner machen, handwerklich sauber verarbeitet, mit schönen Details und alltagstauglich, auf jeden Fall 100% made in Wiesbaden. Fotos links MINI Garderobe: Knopf aus Buche oder Nussbaum mit einem bedruckten Bügel nach Wahl (versch. Varianten), 35,00 € Fotos Mitte LEUCHTE SPIESSER: Ein Lampenschirm als echter Hingucker. Zusammenstecken, einhängen, fertig ist die Designerleuchte „in Beta”. Lieferung ohne Leuchtmittel, 17,90 € Fotos rechts HELPDESK mini: Ein Knietablett für i-pad, e-book und netbook. Das mitgelieferte Antirutschpad verhindert das Rutschen. Das Kissen ist abnehmbar und mit Reißverschluss gleichzeitig Aufbewahrung für Pad und co zum Transport, 49,90 € Ulf Seydell – Büro für Gestaltung Moritzstraße 20 65185 Wiesbaden Tel. 0611 – 16 66 09 45 www.ulf-seydell.de Werkstattverkauf mit Anmeldung möglich oder shop: www.unitedcrafts.de

Alle Preisangaben ohne Gewähr

WIESBADENER 5


MENSCHEN

&

MEINUNGEN

Schlagfertiges Duo: Birgit und Joachim Cäsar-Preller, Foto: © Reinhard Berg

„Die Stücke schreiben sich selbst“ Das juristische Kabarett von Birgit und Joachim Cäsar-Preller „Am achten Tag schuf Gott den Rechtsanwalt“ behauptet der schwäbische Kabarettist Werner Koczwara, der befürchtet, dass irgendwann einmal nur noch Termiten und Rechtsanwälte die Erde bevölkern werden. Er weiß, wovon er redet. Denn er ist gelernter Jurist wie so manche seiner Kollegen von der satirischen Front, als da sind Rolf Liebermann, Dominik Herzog, der unvergessene Matthias Beltz, Sebastian Pufpaff, das Stuttgarter Juristenkabarett und natürlich der „Anstalts-Co-Direktor” Max Uthoff. Der begründete einst seinen Wechsel zur Bühne damit, dass er mehr freiwillige und weniger unfreiwillige Komik wolle. Auch das Wiesbadener Juristenpaar Birgit und Joachim Cäsar-Preller trägt zur Vervollständigung dieser illustren Liste bei, erfreuen sie doch seit drei Jahren ein wachsendes Publikum mit ihrem „juristischen Kabarett”. Ob 6

MADE IN WIESBADEN

sie allerdings auch einmal wechseln wollen, von der unfreiwilligen Komik zum freiwillig komischen Fach, ist für die beiden derzeit keine Option. Dafür sind sie zu sehr mit ihrer Kanzlei in das juristische „Geschäft” vertieft, das sie mit großem Engagement betreiben. In ihrer „Villa Justitia” bieten sie den Mandanten kompetentes Fachwissen in zahlreichen Rechtsgebieten an. Darüberhinaus beraten sie mit eigenen Publikationen wie zum Beispiel dem Kanzlei-Newsletter sowie regelmäßigen Auftritten in Presse und Fernsehen die Menschen bei alltäglichen Rechtsproblemen. Zudem engagiert sich Joachim Cäsar-Preller leidenschaftlich für die Rechte der (Haus-) Tiere. Als Autor (zusammen mit seiner Frau) des Standardwerkes „Das können wir doch klären – Rechtshilfe und Streitvermeidung für Hundehalter” hat er sich bundesweit einen Namen gemacht. Dadurch wurde auch das Fernsehen auf ihn aufmerksam. In der bekannten Tierserie „Hund-Katze-Maus” auf VOX

referiert er über mögliche Herausforderungen, die sich im Zusammenleben zwischen Tieren und Menschen ergeben. Doch was brachte die beiden nun dazu, sich über die eigene Zunft lustig zu machen? Und da kommt, wie für die hiesige Region nicht ungewöhnlich, die Fasnacht ins Spiel. Als Wiesbadener Prinzenpaar in der Kampagne 2008/2009 gaben sie gekonnte Kostproben ihres humoristischen Talentes, was unweigerlich den Wunsch zur Folge hatte, diese Fähigkeit nicht nur einmal im Jahr, sondern regelmäßig auszuleben. Und so durften die zur Eröffnung der Villa Justitia geladenen Gäste am 1. September 2012 im Foyer einer zweiten Premiere beiwohnen. „Die Blinde mit der Binde und der Advokat” hieß das erste Stück des frisch gegründeten „Juristischen Kabaretts”. Die Sketche hatten sie allesamt selbst erdacht und geschrieben, abends, bei einem Glas guten Weines. Nach Ideen und Anregungen mussten


MENSCHEN

&

MEINUNGEN

„Die Blinde mit der Binder & der Advokat“

sie dabei nicht suchen; ihr Berufsalltag „serviert” ihnen, in der Kanzlei und vor Gericht, am laufenden Band so viele komische Situationen, dass sich, wie sie übereinstimmend sagen, „die Stücke selbst schreiben”. Es kommt halt auf den Blickwinkel an. Und wenn der schräg genug ist, kann man sich eine Gerichtsverhandlung auch als Comedy-Show vorstellen.

und der Advokat” derzeit arbeiten. Aktuelle Bezüge sind dabei gewollt: Maut, Mindestlohn und andere politische Themen werden rund anderthalb Stunden lang in gewohnter Schärfe satirisch betrachtet. Das nächste Juristische Kabarett „Die Blinde mit der Binde”, findet am 8. Mai. Um 19.30 Uhr in der Villa Justitia statt, Einlass bereits um 19.00 Uhr.

Mittlerweile hat sich die Qualität des Kabaretts herumgesprochen, die Cäsar-Prellers treten nicht mehr nur in ihrer Villa auf, sondern werden auch gebucht. Besucher kommen aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet, darunter allerdings nur wenige Fachkollegen, denn der Berufsstand ist nicht gerade als Hochburg des Humors verschrieen.

Die beiden sind überzeugt: Betrachtet man das Thema Recht und Gerechtigkeit von einem anderen Blickwinkel als Anwälte und Richter dies tun, kann dies auch für den Laien ungemein spannend, sinnstiftend und bisweilen auch sehr komödiantisch sein. Deshalb

Der gute Ruf hat auch damit zu tun, dass die Cäsar-Prellers sich nicht nur auf ihr eigenes Talent verlassen , sondern sich kabarettistisch „weiterbilden”. So besuchten sie letztes Jahr einen entsprechenden Workshop der bundesweit bekannten Kabarettistin Lisa Fitz. Ein Wochenende lang arbeiteten sie an ihren Ausdrucksformen auf der Bühne, analysierten sich gegenseitig und kamen mit einer Fülle von wertvollen Tipps wieder nach Hause. Die fließen jetzt in ihr neues, drittes Programm ein, an dem „die Blinde

wird in der Villa Justitia nicht nur Kabarettistisches geboten, sondern auch, in loser, aber regelmäßiger Folge, Literaturveranstaltungen, Kamingespräche mit bekannten Persönlichkeiten. Workshops und Ausstellungen, wie zum Beispiel im Rahmen der alljährlichen, hessenweiten „Kunst privat!”–Aktion. Karten erhält man vorab telefonisch und an der Abendkasse. Villa Justitia Uhlandstrasse 4 65189 Wiesbaden Tel.: 0611-4502312 www.villa-justitia.de Joachim und Birgit Cäsar-Preller: „Das können wir doch klären” – Rechtshilfe und Streitvermeidung für Hundehalter Was passiert bei der Scheidung mit Frodo, muss Herr Maier Unterhalt für Luna zahlen und hat Frau Zist Besuchsrecht bei Paul? Allein beim Thema „Trennung” stellen sich viele rechtliche Fragen für Hundehalter. Doch auch bei Kaufverträgen, Erbrecht, Mietrecht, Sachbeschädigung, Unfällen oder Rechten und Pflichten beim Gassigehen sind Hundehalter mit der Gesetzeslage konfrontiert. In diesem KOSMOS-Rechtsratgeber werden die verschiedensten Fälle klar beschrieben, die Paragraphen verständlich erläutert und Schlichtungsmöglichkeiten dank den Erfahrungen der Mediatorin aufgezeigt. Franckh Kosmos Verlag; 128 Seiten, Broschur, 50 Farbfotos, € 12,99; ISBN 978-3-440-13590-7, WIESBADENER 7


KULTUR

&

KREATIVES

goEast 2015 8 Filmemachen in Kriegszeiten, Grenzg채nger und Jahrhundertgestalten beim 15. goEast Filmfestival vom 22. bis 28. April 2015 in Wiesbaden MADE IN WIESBADEN


KULTUR

&

KREATIVES

aus: „Zeugin aus der Hölle“

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ilmemachen in Kriegszeiten ist einer der thematischen Schwerpunkte von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films, das vom 22. bis 28. April zum 15. Mal in Wiesbaden stattfindet. Festivalleiterin Gaby Babić stellt darüber hinaus das Filmemachen als Möglichkeit der Friedensbildung und Demokratisierung in den Mittelpunkt des Programms 2015. goEast reagiert damit auf die aktuellen Entwicklungen im Osten Europas; insbesondere auf den anhaltenden Krieg in der Ukraine. Das vom Deutschen Filminstitut veranstaltete Festival präsentiert seit 2001 alljährlich die breite Vielfalt des Filmschaffens aus Mittel- und Osteuropa. Ob eigenwilliges Autorenkino oder Mainstream, Spiel- oder Dokumentarfilm – die ausgewählten Produktionen bieten beeindruckendes Kino, meist noch unentdeckt vom westlichen Kinomarkt. Die Fülle des mittel- und osteuropäischen Autorenkinos zeigt sich bei den 16 ausgewählten Beiträgen im Spielund Dokumentarfilmwettbewerb. Bewegende, eigenwillige und wegweisende Produktionen zeichnen ein differenziertes Stimmungsbild der Gesellschaften Osteuropas. Festivalleiterin Gaby Babić präsentierte anlässlich der Berlinale die

ersten Höhepunkte des diesjährigen Festivals: Beyond Belonging: Filmen gegen Krieg – Von Trauma und Aussöhnung 2015 wirft die Sektion Beyond Belonging einen Blick auf den bislang ungelösten Konflikt zwischen Russland und der Ukraine und reflektiert die zurückliegenden kriegerischen Konflikte nach dem Systemwechsel 1989 in Osteuropa. 2014 war ein Jahr, das die weltpolitischen Widersprüche deutlich gemacht hat – nicht zuletzt im Osten Europas. Weltweit entstehen neue Krisenherde, die die demokratischen Werte in Frage stellen und Krieg erscheint vielerorts als – scheinbar – einziges Mittel der Konfliktbewältigung. Die Sektion Beyond Belonging stellt sich diesen Tatsachen. Neben den aktuellen Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine werden die teilweise noch schwelenden Konflikte im Kaukasus und die jugoslawischen Zerfallskriege in den Blick genommen. Dabei untersucht Beyond Belonging, wie kriegerische Gewalterfahrungen im fiktionalen und dokumentarischen Film behandelt werden. Ein Genres und Formate überschreitendes Programm aus Lang- und Kurzfilmen, Publikumsgesprächen und einer Podiumsdiskussion widmet sich diesem Thema.

goEast Hommage: Für immer jung – Die Filme des Marlen Khutsiev Die Hommage an Marlen Khutsiev präsentiert eine Werkschau mit sechs Filmen des in Georgien geborenen Regisseurs – einem der bedeutendsten Vertreter des sowjetischen Tauwetter-Kinos. Die Tauwetter-Periode ist eine der erstaunlichsten Epochen der Filmgeschichte. Bereits die frühen Filme von Marlen Khutsiev zeichnen sich durch einen vom italienischen Neorealismus beeinflussten kritischen Optimismus aus. Khutsievs Film ICH BIN ZWANZIG JAHRE ALT (MNE DVADTSAT LET, UdSSR 1965/ 1990) gilt ästhetisch und inhaltlich als zentrales Werk des Tauwetter-Kinos, musste jedoch nach Chruschtschows persönlicher Intervention überarbeitet und gekürzt werden. 1992 präsentiert Khutsiev seinen bis dahin letzten Spielfilm, das philosophische Drama INFINITAS (BESKONECHNOST), im Wettbewerb der Berlinale und gewinnt den Alfred- Bauer-Preis. goEast Symposium: Artur Brauner – Der Produzent als Grenzgänger und Brückenbauer Das Symposium beleuchtet das OEuvre des legendären deutschen Filmproduzenten Artur Brauner, das entlang der Ost-West-Achse bisher kaum erforscht ist. Der in Polen geborene, in Deutschland seit 1946 tätige Produzent ist eine JahrhunWIESBADENER 9


KULTUR

&

KREATIVES

aus: „Eine Liebe in Deutschland“

dertgestalt: Holocaust-Überlebender, Selfmademan des BRD-Kinos, erfolgsverwöhnt trotz aller BranchenKrisen, stets willens, sich selbst neu zu erfinden und bis heute beruflich aktiv. Brauner war eine Schlüsselgestalt im Kulturdialog zwischen den politischen Blöcken der Nachkriegszeit – mit DER ACHTE WOCHENTAG (ÓSMY DZIEN TYGODNIA, 1958; Aleksander Ford) stemmte er etwa die erste Spielfilmkoproduktion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen. Geplant sind sieben Vorträge und ein abschließendes Gespräch mit Dr. Alice Brauner sowie ein Programm mit 14 Filmen. goEast Nachwuchsförderung: East-West Talent Lab Das vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain und von der BHF-BANKStiftung geförderte, festivaleigene Nachwuchsprogramm East-West Talent Lab konzentriert sich auf die Vernetzung junger Filmschaffender und Experimentalfilm – sowie VideoKünstlerInnen aus den mittel- und osteuropäischen Ländern sowie Deutschland. Im Zentrum des Labs steht der Open Frame – Wettbewerb für Experimentalfilm und Videokunst. Er präsentiert künstlerisch herausragende Film- und Videoarbeiten junger FilmemacherInnen und KünstlerInnen aus Ost und West: Das Augenmerk gilt ästhetisch innovativen, stilistisch und inhaltlich überraschenden sowie ungewöhn10

MADE IN WIESBADEN

lichen Arbeiten. Der beste Beitrag wird von einer namhaft besetzten Jury mit dem Open Frame Award in Höhe von 5.000 Euro ausgezeichnet. Eine Vielzahl an Workshops und Masterclasses des East-West Talent Lab vermittelt Kernkompetenzen und gibt Einblicke sowohl in die Filmindustrie als auch in die Produktion von Experimentalfilm und Videokunst, die anderen Herstellungs- und Marktgesetzen unterliegen als das narrative Kino. Die TeilnehmerInnen präsentieren ihre Projektideen vor einer dreiköpfigen Fachjury. Der beste Pitch wird mit dem goEast Development Award in Höhe von 3.500 Euro ausgezeichnet. Neu bei goEast 2015: Young Filmmakers for Peace Neu ist in diesem Jahr das Pilotprojekt Young Filmmakers for Peace. In Kooperation mit der Robert Bosch Stiftung lädt goEast NachwuchsfilmemacherInnen aus den kriegerischen Konflikt- und Post-Konfliktregionen Osteuropas (Ukraine, Russland, Kaukasus, Ex-Jugoslawien) und aus Deutschland zu Vorlesungen und Workshops ein: Thema ist das Filmemachen über Konflikte und unter Bedingungen von gewalttätigen Auseinandersetzungen. Young Filmmakers for Peace wird von der Sektion Beyond Belonging flankiert, die sich dem Thema „Filmen gegen Krieg: Von Trauma und Aussöhnung” widmet.

goEast Highlights und Specials In der Sektion Highlights versammeln sich Filme, die bereits erfolgreich die Kinos in ihren Produktionsländern gefüllt haben oder Publikumslieblinge auf anderen Festivals waren. Die goEast Specials bieten eine große Bandbreite an Besonderem: Filmgespräche und Lesungen, Konzerte und Partys sowie die traditionelle Sonntagsmatinee mit prominentenGästen. goEast vergibt Preise in einer Gesamthöhe von 30.000 Euro Sechs Preise werden beim 15. goEast Filmfestival 2015 von vier internationalen Fach- Jurys vergeben. Eine fünfköpfige Jury entscheidet im Hauptwettbewerb über den mit 10.000 Euro dotierten Preis für den Besten Film, den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie (7.500 Euro) sowie den Preis des Auswärtigen Amtes für kulturelle Vielfalt (4.000 Euro). Die FIPRESCI-Jury vergibt den Preis der Internationalen Filmkritik. Im Wettbewerb für Experimentalfilm und Videokunst entscheidet eine dreiköpfige Jury über den von der BHFBANK-Stiftung ausgelobten Open Frame Award in Höhe von 5.000 Euro und im East-West Talent Lab geht der mit 3.500 Euro dotierte goEast Development Award an das beste Filmprojekt. 15. goEast – Festival des mittelund osteuropäischen Films 22. bis 28. April 2015, Wiesbaden Mehr Infos unter: www.filmfestival-goeast.de


KULTUR

&

KREATIVES

Ballettdirektor Tim Plegge (2. von links) freut sich mit „Prinz“ Vitek Koninek (links) und seinem Ensemble über die gelungene Premiere von „Aschenputtel“.

W

enn „Norma“ mitten im „Frühling der Barbaren“ auf „Hoffmanns Erzählungen“ vom „schwarzen Kometen“ lauscht und „Plafona now!“ ruft, steht „der Junge in der Tür“ von „Peer Gynt“ und wird für „Aschenputtel“ erst zum „Superhero“ und dann zum „idealen Ehemann“... Eine hübsch breite Palette quer durch die Sparten wird dem geneigten Publikum an den Musentempeln rechts und links des Rheins geboten. Allerdings wird die Pendelbewegung zwischen

den Häusern verlangsamt und erschwert durch die Sperrung der Schiersteiner Brücke. Ein köstliches Vergnügen vom ersten Schritt ins Parkett (Aufpassen - es wird schon gespielt!) bis zum überraschenden Ende mit „Dana Empire“ ist Tilo Nests Version von Oscar Wildes „idealem Ehemann“. Mit Slapstick wird nicht gegeizt, im Wiesbaden der Fünfziger/ Sechziger ist die Gesellschaftskomödie verortet. Die etwas reifere Jugend amüsiert sich mit dem Wiedererkennungseffekt von Schlagern (Conny Francis & Co.), Namen

(Rosemarie Nitribitt) und den ziemlich stilechten Retrokostümen mit Pettycoat, Stirnband, Hochsteckfrisur & Co. von Anne Buffettrille im dramaturgisch relevanten Drehtüren-Bühnenbild von Stefan Heyne. Das komplette Ensemble agiert erkennbar lustvoll á tempo und jederzeit auf den Punkt, der Funke springt sofort über und der finale Applaus des aufgekratzten Premierenpublikums hat verdiente Sturmstärke. Dem keineswegs „idealen“ Ehemann Rob Chiltern (Michael Birnbaum) mit vertrauensvoller Gemahlin Gertrud (Judith Bohle)

Hoffmanns Erzählungen vom schwarzen Kometen für Norma und Aschenputtel WIESBADENER 11

Breite Palette an den Musentempeln in Wiesbaden und Mainz


KULTUR

&

KREATIVES

„Norma“ Erika Sunnegardh feiert mit „Pollione“ Scott Piper und „Adalgisa“ Anna Lapkovskaja die gelungene Premiere.

heizt Erpresserin Laura (Chris Pilcher) ein. Arthur (Janning Kahnert), sein Groupie Mabel (Barbara Dussler), die Vertraute Margot (Evelyn Faber), „Butler“ Toomas Taht und den erschröcklich hustenden „Caversham“ Rainer Kühn sowie Souffleur Mats Beyer nicht zu vergessen – zeigen, was ein herrlich überdrehter Theaterspaß ist. Barbier von Sevilla Als Vergnügen für Auge und Ohr kommt auch die Wiederaufnahme „nach“ Michiel Dijkemas Inszenierung von Rossinis „Barbier von Sevilla“ daher. Dijkemas preisgekrönt farbintensives Bühnenbild mit Riesenkaktus und wendefreudiger Hauswand samt Überraschungseffekt entfacht ungebrochene Begeisterung. Warum den hinreißend „erzählerischen“ Kostümen mit Commedia dellÀrte-Charme (Claudia Damm) durch Weglassen wichtiger Details der spezielle Pfiff genommen wurde, erschließt sich nicht. Unter souverän musikalischer Leitung von Christoph Stiller feierte Bassbariton Matias Tosi sein Rollendebüt als Figaro und verhilft Graf Almaviva (tenoraler Schmelz: Sunnyboy Dlada) zur Trauung mit der angebeteten Rosina (munter: Anna Lapkovskaja), zum Missvergnügen des geldgeilen Doktor Bartolo, dem Shavleg Armasi vokal starke Statur verleiht. Norma Von Gabriele Rech unter musikalischer Leitung von Will Humburg schlüssig modern und packend 12

MADE IN WIESBADEN

Jonas Lüscher, preisgekrönter Schweizer Autor der Novelle „Frühling der Barbaren“, und Regisseurin Ulrike Arnold in der Wartburg.

inszeniert, ist Bellinis „Norma“ in Wiesbaden ein Juwel. Im surrealen Bühnen-Bild (Matthias Schaller/ Susanne Füller) mit Verschmelzung von Innen- und Außenwelt nimmt das Drama um die gallische Priesterin Norma seinen Lauf. Die schon als „Kaiserin“ in der „Frau ohne Schatten“ mit warmem Timbre und darstellerischer Bravour begeisternde Erika Sunnegardh brilliert als den „Feind“ Pollione (stimmgewaltig: Scott Piper) liebende Mutter zweier Kinder. Sie hält ihr unterdrücktes Volk vom Aufstand gegen die römischen Besatzer ab, reagiert mit leidenschaftlicher Eifersucht auf die junge Geliebte ihres Gefährten (vokal anrührend: Anna Lapkovskaja), entsagt ihren Gefühlen, gesteht ihren „Verrat“, gibt ihre Kinder in Obhut und geht hoch erhobenen Kopfes in den Tod. Dem von Albert Horne präzise einstudierten Chor kommt auch szenisch eine besondere Rolle zu. Hoffmanns Erzählungen Jaques Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“ , schon 2008 von Jakob Peters-Messer in Wiesbaden inszeniert, ist in der auffrischenden Wiederaufnahme des Regisseurs himself zu erleben. Alles steht Kopf. Das hübsch phantastische Bühnenbild von Markus Meyer mit vertauschtem Oben und Unten steht wieder im Dienst. „Les Contes d´Hoffmann“ erklingen weiterhin auf französisch, jetzt wird auch französisch parliert. Neu ist die Besetzung mit Anna Palimina

als Operndiva Stella und die drei Fantasie-Frauenfiguren. Neben der maschinesken Puppe Olympia und der durchs Singen sterbenden Antonia wird auch die Kurtisane Giuletta nach Kostümwechsel auf offener Bühne von der Sopranistin ansprechend präsentiert. Matias Tosi spielt als diabolische Typen Lindorf und Coppelius, als Miracle und Dapertutto mit dämonischem Gusto seine dunkle Seite aus, legt nachtschwarzes Timbre auf. „Hoffmann“ Sébastien Guéze aus Frankreich ist ein tenorales und darstellerisches Pfund , Victoria Lambourn zieht als janusgesichtiger Todesbote (Muse und Niklaus) in ihren Bann. Barbaren „Du stellst die falschen Fragen“, motzt der Schweizer Fabrikerbe Preising (Roland S. Blezinger), der dem Ich-Erzähler (Stefan Graf) seine grotesk-makabre Geschichte über das Nichthandeln in der Finanzkrise mit vielfach tödlichen Folgen erzählt. Für die Uraufführungsinszenierung von Jonas Lüschers „Frühling der Barbaren“ in der Fassung von Andrea Vilter ist in der Spielstätte Wartburg die Tribüne auf die rechte Längsseite verschoben. Der Blick geht zur rechten Längsseite, die zweckdienlich ausgestattet und einfallsreich beleuchtet (Julia Ströder) als komplett bespielte Bühne wird. Wenn Banker im Orient Hochzeit feiern, derweil der Bankencrash stattfindet und auch das Bier ausgeht, ist der Zivilisations-Lack ab und die


KULTUR

&

KREATIVES

Stephan Heyne (Bühne), Mats Beyer (Dana Empire), Anne Buffetrille (Kostüm) und Regisseur Tilo Nest geben mit dem „idealen Ehemann“. Ihrem Affen mächtig Zucker.

Anarchie ist da. Ulrike Arnold kann sich bei ihrer bildkräftigen Inszenierung auf ein perfekt miteinander agierendes Trio verlasen, allen voran unschlagbar wandlungsfähig eine unter die Haut gehende Solveig Arnarsdottir. Ausdauernd starker Applaus.

mit Tellern um sich. „Ihr“ Prinz (Viterk Koninek) könnte ein Bruder von Büchners „Leonce“ sein, hat keine Lust auf die elternseits verordnete Prinzenrolle, träumt sich als Astronaut weit weg und ist zu Streichen aufgelegt mit seinem Kumpel.

Die deutschsprachige Erstaufführung des spanischen Stücks von Juan Mayorga rund ums Schreiben brachte den „Jungen in der Tür“in die Wartburg, ein Wiedersehen mit Schauspielerin Sybille Weiser als Ester und die Wiederbegegnung mit dem Namen van Couwenbergh. Unübersehbar hoch begabt, gab Schauspieler Cain van Couwenbergh (Neffe des früheren Wiesbadener Ballettdirektors Ben) als Titelfigur Claudio sein Debüt. Wer beobachtet wen voyeuristisch, wie funktioniert das Schreiben, wo fängt Manipulation an und wie wirklich ist die Wirklichkeit? Der Literaturlehrer German (Toomas Täht) ist dem Schüler Claudio nicht halb so überlegen, wie er glaubt, derweil der Junge sich in die Familie des Mitschülers Rafa jr. (überzeugend naiv Marcel Herrnsdorf) mit berufsjugendlichem Vaters (betont kumpelhaft Tom Gerber) und der halbgebildeten Mutter (hübsch kokett: Sybille Weiser) einschleicht.

Mit seinem erfrischend modernen Handlungsballett „Aschenputtel“ ist Chefchoreograf Tim Plegge auch als Ballettdirektor ein überzeugender Einstand am Hessischen Staatsballett gelungen, der mit einem starken Ensemble, Humor und bewegenden Bildern (Tellerschwingen) punktet. Zu Prokofjews Musik steuert Jörg Gollasch eine Soundcollage mit dräuenden ElektroKlängen und vom Orchester unter Benjamin Schneider life gespielter Zusatzmusik bei, auch Hitchcock lässt grüßen. Das Publikum rief „Bravo“ und feierte die Premiere.

Aschenputtel Aschenputtel (Valeria Lampadova) ist zornig, steigt auf den Geschirrberg von Stiefmutter und Stiefschwestern und wirft, derweil ihre Peinigerinnen auf dem Ball sind,

Superhero Das Junge Staatsmusical – seit über 25 Jahren Garant für hochwertige Inszenierungen – überzeugte immer wieder auch mit ernsten Themen. Chapeau. Jetzt gelang Leiterin Iris Limbarth ein besonderer Clou – am 16. Oktober fand vor lautstark begeistertem Publikum die Uraufführung des Musicals „Superhero“ von Paul Graham Brown und Antony McCarten in Wiesbaden statt. WIESBADENER 13


KULTUR

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KREATIVES

“Plafona now!” Die weltweit begehrte Choreografin Sharon Eyal und der gefeierte Lichtdesigner „Bambi“ Avi Yona Bueno im Mainzer Musentempel.

Donald (Marcel Herrnsdorf/David Rothe) ist vierzehn, „Jungfrau“ mit Neugier auf Sex, schwer krebskrank und hat nur noch ein halbes Jahr zu leben. Seine Eltern (Felicitas Geipel und Norman Hofmann) entwickeln hilflose Strategien gegen das Leid. Teenager Donald kann zeichnen und erschafft sich als superheldisches Alter Ego den Comic-Retter Miraculous Man (Nils Klitsch), Psychoanalytiker Dr. King (Tim Speckhardt) findet eine Lösung, die er nicht ablehnen kann. Dann kommt alles ganz anders. Die ergreifende und auch humorvolle Inszenierung mit einem Hauch Rocky-HorrorShow von Iris Limbarth ViersterneKlasse. Blick nach Mainz Hier gilt die Ansage für „Arsen und Spitzenhäubchen“: Den Frank Capra-Film vergessen und die grandiose Wiesbadener Inszenierung mit Rosi Schubert und Maja Scholz aus dem Gedächtnis streichen. Dann funktioniert die köstliche Inszenierung Ronny Jakubaschks im slapstickdienlichen Retro-Bühnenbild und Vintage-Kostümen von Matthias Koch und Marina Stefan, die gerne schneller Fahrt aufnehmen dürfte. Zur heftig gefeierten Premiere von Joseph Kesselrings rabenschwarzem Spaß „Arsen und Spitzenhäubchen“ am Nikolaustag schritt doch tatsächlich ein „Bischof“ durchs Mainzer Parkett. Die Publikumslieblinge Monika Dortschy und Andrea 14

MADE IN WIESBADEN

Intendant Markus Müller und das Regieteam des „schwarzen Kometen“: Suse Berthold, Autorin Brigitte Helbling, Elke Auer (Bühne/Video) und Regisseur Niklaus Helbling (von links).

Qirnbach sind zwei hinreißend alte Schachteln im Bestattungsgewerbe und bringen als versierte Mordsschwestern mit lecker Stöffsche nach eigenem (Gift-) „Rezept“ alleinstehende Herren um die Ecke. Ihr durchgeknallter Bruder Napoleon-Caesar Teddy (Armin Dillenberger) ist unwissentlich, aber tatkräftig Dritter im Bunde. Rüdiger Hauffe (Mortimer) und Antonia Labs (Elaine), Lorenz Klee (Brewster) und Denis Larisch (Doktor – nicht Albert! – Einstein) plus Matthias Lamp und Clemens Dönicke als Bullen-Doppel sorgen für makaberes Vergnügen. In dieser Spielzeit einzigartig in ganz Deutschland: Das Ballettensemble „tanzmainz“ versetzte mit „Plafona Now!“ des weltweit begehrten Choreografie-Duos Sharon Eyal und Gai Behar zur magnetischen Technomusik von DJ Ori Lichtik geradezu in Hypnose. Dem außergewöhnlichen Licht- und Raumdesign von „Bambi“ Avi Yona Bueno mit verhangenem Nebel und kühl feinen Nuancierungen, das der Bühne zusätzliche Tiefe und Weite verlieh, kam besondere Bedeutung zu. Bewegungen und Wesen von einem anderen Stern, Männer mit hellgrauen Langhaarperücken, Frauen mit breitem Mittelscheitel in weiß, durchscheinende Kostüme zogen in Bann. Mal atmende Skulptur in perfekt synchronisierter Bewegung, mal elegantes Solo, leidenschaftlich,

fast akrobatisch, bizarr, anrührend und wie in Trance verharrend. Mucksmäuschenstille, alle sind gebannt. Der Vorhang fällt, auch auf der Bühne wird tief durchgeatmet vor der Rückkehr in die Realität. Das Applausgewitter wollte kein Ende nehmen. Manege frei! Mainz zum Dritten – und mit dem „schwarzen Kometen“von Mass & Fieber OST ist buchstäblich verzauberndes Varieté in der neuen Studiobühne U17 zu Gast. „Ihr naht Euch wieder, schwankende Gestalten... Alles Zirkus. Hausregisseur Niklaus Helbling entführt ins „Varieté mit 17 Szenen“ und bietet von Feuerzauber über Stummfilm-Krimi und Hochradfahrer bis zur Fliegenden Holländer-Arie und ChamäleonStasi-Mann, den Zirkusdirektor im Doppelpack, Hofmanns Eva-Olympia-Puppe und Semiramis dem begeistert applaudierenden Publikum Futter für Auge und Ohr. Autorin Brigitte Helbling animiert zum munteren Zitate-Raten von Goethe bis Dante & Co. und Kinder kichern vergnügt. Diverse Talente entfalten neben Antonia Labs und Johnna Berger auch Christian Beyer und Allroundmusikant Johannes Geißler sowie Yves Wüthrich, alias Chaplin-Kollege Fatty Arbuckle (dessen Lebensgeschichte Pate stand) auf dem Hochrad.

Text und Fotos: Gesine Werner


DAS RENNEN UM DEN WEIßEN BEMBEL 8. LICHTER Filmfest Frankfurt International

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as LICHTER Filmfest ist die zentrale Plattform des Filmschaffens der RheinMain-Region und mit seiner Auswahl von Filmen aus allen Regionen der Welt das einzige wirklich internationale Festival an einem wachsenden Standort der Filmbranche. LICHTER geht vom 17. bis 22. März 2015 in seine achte Ausgabe. Herzstück des Festivals ist der LICHTER Wettbewerb. Dreizehn Filme

konkurrieren um den begehrten weißen LICHTER Bembel. Die Wettbewerbsbeiträge bestechen durch ihre Vielfalt: Mit dabei sind experimentelle, dokumentarische und fiktive Formate, Musikerporträts, Politthriller, Milieustudien, Sci-Fi-Filme und Roadmovies, mal tragisch, mal komisch, mal lebensnah, mal fantastisch. Die Produktionen eint ihr Rhein-Main-Bezug. Alle Wettbewerbsbeiträge spielen in der Region, wurden mit Hessen-Geld gefördert oder haben Teile ihrer WIESBADENER 15


KULTUR

&

KREATIVES

aus: "Hedi Schneider steckt fest"

Produktionsstufen im Rhein-MainGebiet durchlaufen. Gleich zwei Weltpremieren hat der LICHTER Wettbewerb zu bieten: Am Festivalsamstag (21. März), präsentiert Regisseur Götz Schauder sein Künstlerporträt „Conduct! Jede Bewegung zählt”. Schauder hat fünf Teilnehmer des Dirigentenwettbewerbs Sir Georg Solti begleitet, der alle zwei Jahre in der Alten Oper Frankfurt stattfindet. Der Film lässt Spannung und Konzentration der jungen Künstler hautnah miterleben und erzählt von außergewöhnlichen Talenten, großer Musik und der Erfahrung, auch im Scheitern zu reifen. Zugleich setzt Schauder mit seinem Werk dem hr-Sinfonieorchester und dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester ein filmisches Denkmal. Am selben Abend ist auch Maria Hengges Debüt „Sin & Illy still alive” erstmals auf der Leinwand zu sehen. Der subtile Film über zwei heroinabhängige Mädchen zeigt das Frankfurter Bahnhofsviertel von einer Seite, die von der aufstrebenden Hipster-Kultur allzu gerne übersehen wird. Deutschlandpremiere in Anwesenheit von Regisseurin Elizabeth Ok feiert „Carlo, Keep Swingin´”. Die einfühlsame Dokumentation über den Frankfurter Trompeter Carlo Bohländer, der den Jazz in der jungen Bundesrepublik etablierte, lässt 16

MADE IN WIESBADEN

zahlreiche Legenden zu Wort kommen und macht bislang unveröffentlichtes Archivmaterial zugänglich. Auch „Beti und Amare”, ein Film des in Frankfurt tätigen Regisseurs Andy Siege, ist bei LICHTER erstmals in Deutschland zu sehen. Der fantasievolle Film über eine junge Der WIESBADENER verlost 5 x 2 Kinokarten für HEDI SCHNEIDER STECKT FEST, der am Freitag, 20. März 2015, 18 Uhr ,in der Caligari Filmbühne Wiesbaden gezeigt wird. Bitte beantworten Sie folgende Frage: Wie heißt die Hauptdarstellerin des Filmes? Antwort-Mail bis spätestens 15. März 2015 an: mail@media-futura.de , Stichwort: „Hedi”. WICHTIG! Einsendungen OHNE Adressangaben sind von der Teilnahme ausgeschlossen! Äthiopierin auf der Flucht vor Mussolinis Truppen im Kolonialkrieg der dreißiger Jahre begeisterte bereits die Zuschauer bei den Filmfestivals in Moskau, London und Montreal. Eine Festivalweltpremiere ist der Experimentalfilm „Femminielli” des

Frankfurter Künstlers Nino Pezzella. Das Werk über den “Hermaphroditen-Kult” in Neapel gewann gerade auf der Berlinale den Experimentalfilmpreis des Verbandes der Deutschen Filmkritik sowie im vergangenen Jahr den Hessischen Filmpreis als bester Experimentalfilm. Auch drei Hessenpremiere verzeichnet der Regionale Langfilmwettbewerb: Das vielbeachtete Drama „Hedi Schneider steckt fest” von Sonja Heiss, Gewinner des Hessischen Filmpreises 2014, eröffnet das 8. LICHTER Filmfest Frankfurt International. Zudem sind erstmals in Hessen zu sehen die mit hessischen Mitteln geförderte skurril-humorige Dokumentation „TRISTIA – Eine Schwarzmeer-Odyssee” von Stanisław Mucha sowie Bob Hopkins’ Satire „Welcome to Karastan” mit Matthew Macfadyen in der Hauptrolle. Das Rennen um den LICHTER Preis für den besten Film wird spannend! Verliehen werden die Bembel am Sonntag, 22. März. Der Vorverkauf um die begehrten Kinoplätze hat begonnen. Tickets sowie die vollständige Übersicht über die Wettbewerbsfilme und alle weiteren Programmpunkte des LICHTER Filmfest gibt es unter www.lichter-filmfest.de.


KULTUR

&

KREATIVES

Wörthstraße und Kaiser Friedrich Ring zwischen Schenkendorf- und Scheffelstraße. Besondere Aufmerksamkeit verdienen folgende Ausstellungen: “Bzzzzzzz” im Museum Wiesbaden und die Ausstellung „New Frankfurt Internationals” im Nassauischen Kunstverein. Der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Wiesbadener Pop Jazz Chor, der aus 36 Sängerinnen und Sängern besteht, wird bereits bei der Eröffnung der KURZEN NACHT im Nassauischen Kunstverein, sowie danach um ca. 20.30 Uhr im Museum Wiesbaden und zum Abschluss gegen 22.00 Uhr in der Kunsthalle der Stadt Wiesbaden eine Reihe von Lieder aus Ihrem umfangreichen Repertoire aufführen. Zum krönenden Abschluss wird dann ab 23.30 Uhr bis Sonntagfrüh 2 Uhr im Café Degenhardt gefeiert.

A

m 11. April 2015 laden traditionsgemäß die Wiesbadener Galerien und Museen, der Nassauische Kunstverein und der Kunstverein Bellevue-Saal in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Wiesbaden zum kostenlosen Besuch in ihre Ausstellungen ein. Ein facettenreiches Kulturprogramm garantiert auch in diesem Jahr, dass die Nacht zum Tag wird. Bereits um 18 Uhr wird die Kurze Nacht 2015 von der Kulturdezernentin der Stadt Wiesbaden Rose Lore Scholz und dem Organisationsverantwortlichen der Veranstaltung, Erhard Witzel, im Nassauischen Kunstverein Bellevue Saal, Wilhelmstraße 15 eröffnet. Danach besteht von 19 bis 24 Uhr die Möglichkeit, alle teilnehmenden Galerien und Institutionen - insgesamt wieder 23 Stationen –bei freiem

Die Veranstaltung wird organisiert und durchgeführt von der Interessengemeinschaft der Wiesbadener Galerien. Organisations- und Koordinationsverantwortung: Eintritt im Rundgang, oder mit unserem OLDTIMER Shuttle Service zu besuchen. Neue Teilnehmerin 2015 ist die: Galerie WangHohmann in der Nerostraße 9. Ausgewählte Rheingauer VDP Weingüter laden außerdem wieder zur Weinverkostung ein. Wo welches Weingut seine edlen Tropfen anbietet, kann dem Flyer zur Kurzen Nacht oder auch der Programmseite unserer Homepage entnommen werden.

Erhard Witzel Kaiser Friedrich Ring 63 65185 Wiesbaden Tel: 0611 – 812 09 69 oder Mobil 0171 – 65 04 690. Für das Rollende Museum zeichnet Hans Ekkehard Weber verantwortlich. Alle Infos; alle Stationen: www.kurze-nacht.de

100 Oldtimer werden die Stadt Wiesbaden wie in den vergangenen Jahren in dieser Nacht um ein besonderes Museum bereichern, nämlich um ein “ROLLENDES”. Es gib 5 Haltstellen innerhalb des Stadtgebietes in denen Zustiegsmöglichkeiten bestehen: Landesmuseum, Staatskanzlei, Kunsthaus am Schulberg, Rheinstraße/ WIESBADENER 17


KULTUR

&

KREATIVES

#watch22 AUSSTELLUNG / DATENSCHUTZ / KUNST / KULTUR /

I

n Zeiten der digitalen Revolution sind Künstler zu Forschern, Erfindern und Technikern geworden. Mit kritischem Blick auf Big Data, Videoüberwachung, Vorratsdatenspeicherung, unlöschbare Internetspuren, Mobilfunkortung und FacebookMobbing untersuchen sie den Verlust der Privatheit mit den unterschiedlichsten Strategien. 18

MADE IN WIESBADEN

Sie zeigen Möglichkeiten der Tarnung und des Versteckens auf, nutzen dieselben Mittel wie die Überwacher und legen sie damit bloß, ironisieren durch Übertreibung, täuschen Überwachung und Vernetzung vor, dokumentieren Fehler und Absurditäten der Datensammlung, oder sie publizieren bislang unbekannte Orte, Methoden und Techniken des „Big Brother“ – ob

dieser nun die Gestalt von Behörden, Geheimdiensten oder internationalen Konzernen hat. Bonifaziusturm A wird zum „watchtower“ Vor diesem Hintergrund entstand der Plan, sich dem Datenschutz einmal aus ganz anderer Perspektive zu nähern und so vorhandenes


KULTUR

&

KREATIVES

Fotowettbewerb Mein Recht auf meine Daten! Gehen Sie auf die Suche! Wo werden Sie ungewollt beobachtet? Wo werden persönliche Daten von Ihnen verlangt? Wo wird Ihre Privatsphäre eingeschränkt? Was macht man mit Ihren Daten? Wer benutzt sie wofür? Wo werden sie gespeichert? Ihre Adresse, Ihre Einkäufe, Ihr Auto, Ihr Arbeitsplatz, Ihre EMails und Ihre Kontakte in Social Networks, Ihre Internetnutzung, Ihre Telefonate ... Es gibt viele Situationen und viele Motive für Ihre Fotos. Machen Sie mit bei unserem offenen Fotowettbewerb für alle. Alle eingereichten Fotos (Papierabzüge) werden in der Ausstellung gezeigt. Eine Jury vergibt attraktive Preise. Einsendeschluss: 30. April 2015. Infos: www.watch22.de/ fotowettbewerb und 06131-2082589

Verständnis zu bestärken und neues zu gewinnen: aus der Perspektive der Kunst und der Kultur. Auf diese Weise soll versucht werden, auch die Emotionen anzusprechen und auf diese Weise einen neuen Zugang zum Thema Datenschutz zu legen. Eine Ausstellung an ungewöhnlichem Ort versammelt etwa 15 Positionen der Medienkunst zu dieser Thematik, ab 9. Juni im Bonifaziusturm A, einem der Mainzer „Twin Towers“ Nähe Bahnhof - und zwar im 22. Stock, mit unvergleichlichem Aus- und Einblick über Mainz (Ferngläser mitbringen!). Die Idee entstand im Büro des Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit RheinlandPfalz, Edgar Wagner, der auch die Schirmherrschaft übernimmt. Seine Mitarbeiterin Gilda Farshidfar fand, dass es nicht reicht, das Thema nur unter rechtlichen, technischen und medienpädagogischen Gesichtspunkten zu behandeln.

Film: „Citizen Four“, läuft mit Constanze Kurz, (Chaos Computer Club)

Trotz NSA, Facebook und mancher Datenschutzskandale bleibt meist der Eindruck zurück: „Da kann man ja sowieso nichts machen“ und „Ich habe nichts zu verbergen“. Der Essenheimer Kunstverein wurde als Träger und Veranstalter gewonnen, der Mainzer Kurator Günter Minas als künstlerischer Leiter verpflichtet, und der Kultursommer Rheinland-Pfalz sicherte von Anfang an große Unterstützung zu. Außerdem sind Lotto Rheinland-Pfalz, die ZIRP und verschiedene andere Sponsoren dabei. Technologie und Ironie Die Ausstellung macht sich die beiden Grundeigenschaften der Medienkunst - Faszination durch Technologie und Überraschungseffekte durch

neuartige Sichtweisen – zunutze. Gemeinsam ist den dabei entstehenden Kunstobjekten, Installationen, interaktiven Projekten, Performances oder Foto, Video- und Computerarbeiten ein hohes technologisches Niveau. Denn ebenso wie die Sammlung, Vernetzung und Nutzung privater Daten heute immer die moderne Informationstechnologie voraussetzt, ist die künstlerische Sensibilisierung für diese Themen auf dieselben Techniken angewiesen. Fast immer findet sich in entsprechenden Arbeiten zudem ein spielerischer, teils ironischer Ansatz. Die Werke erschließen sich in der Regel sofort und setzen beim Betrachter keine kunsthistorische Vorbildung voraus – sie sind unmittelbar optisch und akustisch zu erfassen und intuitiv verständlich. WIESBADENER 19


KULTUR

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KREATIVES

Thomas Brenner: „border 12“

Verschiedene Workshops für Jugendliche runden das Angebot ab. Und zur Mainzer Museumsnacht am 30. Mai gibt es ein Sonderprogramm mit spätem Blick aufs nächtliche Mainz. Details auf www.watch22.de. Die Daten Ausstellung #watch22 Bonifaziusturm A 22. Etage, Rhabanusstr. 3 55118 Mainz 9. Mai bis 7. Juni Eröffnung: Freitag, 8. Mai, 19 Uhr Öffnungszeiten: SO-DO 14 - 20 Uhr, FR-SA 14 - 22 Uhr Eintritt: € 3,00, Ermäßigungen Veranstalter: Essenheimer Kunstverein e. V. Schirmherr: Edgar Wagner, Landesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz Künstlerischer Leiter: Günter Minas Assistenz, Idee, Organisation: Gilda Farshidfar www.watch22.de Kooperation mit vielen Partnern Das komplexe Thema von #watch22 ermöglicht und erfordert aber auch vermittelnde Begleitung. Sowohl in den Ausstellungsräumen im Turm wie auch an anderen Orten in der Stadt nehmen sich zahlreiche Veranstalter im Mai und Juni spezielle Aspekte von Datenschutz, Vernetzung und Überwachung vor. Partner sind das CinéMayence, das Staatstheater, das Literaturbüro, die Buchhandlungen Bukafski und Cardabela, der Landtag, der Musiker Andreas Arneke, die Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz, die Landeszentrale für politische Bildung, die Verbraucherzentrale, die Akademie der Wissenschaften und der Literatur, das Capitol Programmkino und andere. 20

MADE IN WIESBADEN

„Markus Walenzyk versteckt sich“


KULTUR

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b frühe Pop -Künstler, Wegbereiter der StreetArt oder Vermittler einer „natürlichen Poesie” der Wirklichkeit: In den 1950er Jahren traten die Affichisten mit einem völlig neuen Begriff des Tafelbildes hervor. Auf Streifzügen durch Paris und Rom sammelten sie Teile der in den Straßen der Stadt allgegenwärtigen, oft verwitterten und zerfetzten, sich in Schichten überlagernden Plakatwände und erhoben die urbane Alltagswelt selbst zum Gemälde. Ihr ebenso subversiver wie poetischer Zugriff auf die Wirklichkeit machte sie zu Pionieren eines „Neuen Realismus”. Mit der ersten umfassenden Überblicksausstellung seit über 20 Jahren ist die radikale Kunst der Affichisten wieder in Deutschland zu sehen.

In 150 Exponaten stellt die Schirn Kunsthalle Frankfurt die Kunst des Plakatabrisses in ihrer ganzen Bandbreite vor, von kleinen Fragmenten zu überwältigenden Großformaten, von abstrakten Farbformationen bis hin zu Ikonen der Popkultur – ergänzt durch fotografische, filmische und poetische Experimente der beteiligten Künstler: Raymond Hains, Jacques Villeglé, François Dufrêne sowie Mimmo Rotella und Wolf Vostell. Die von der Schirn Kunsthalle Frankfurt und dem Museum Tinguely in Basel gemeinsam konzipierte Ausstellung umfasst den Zeitraum zwischen 1946 und 1968 und richtet ein besonderes Augenmerk auf die Entstehung der Kunstströmung und die frühen Phasen im Schaffen der Affichisten. Mit dem 2,56 Meter breiten manifestartigen Fries „Ach Alma Manetro” legten die Franzosen Raymond Hains und Jacques

&

KREATIVES

Villeglé 1949 nicht nur den Grundstein für die künstlerische Praxis des Plakatabrisses (im Französischen affiche lacérée oder décollage genannt), sondern formulierten zugleich einen neuen Werkbegriff, der davon ausgeht, dass „die Kunst von allen gemacht sei. Nicht von einem.” Von Anfang an setzte sich der Plakatabriss von der vorherrschenden lyrisch-abstrakten Malerei, wie auch von der Collage und dem Readymade der Vorkriegsavantgarde ab. Dabei stand er in enger Beziehung zu anderen künstlerischen Ausdrucksformen und Medien, wie der Sprache und Poesie, der Fotografie und dem Film. Die Ausstellung in der Schirn beleuchtet den besonderen Stellenwert der französischen Affichisten François Dufrêne, Raymond Hains, Jacques Villeglé und des Italieners Mimmo Rotella innerhalb der Avantgarde der 1950er und 1960er Jahre.

Poesie der Großstadt „Die Kunst ist von allen gemacht, nicht von einem” WIESBADENER 21


KULTUR

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KREATIVES

Die Schau vereint die bedeutendsten Werke der fünf Affichisten, darunter Leihgaben aus den Nachlässen der Künstler sowie zahlreichen Privatsammlungen und Museen. Die Ausstellung greift fünf zentrale Themen in der Kunst der Affichisten auf: Abstraktion, Material/ Prozess, Lettrismus, Politik und Pop - und stellt die Künstler zudem in einzelnen Kabinetten und mit umfangreichem Dokumentationsmaterial, wie historischen Fotografien und Filmen vor.Die Affichisten wurden auf der ersten „Biennale von Paris” im Jahr 1959, an der Raymond Hains, Jacques Villeglé und François Dufrêne teilnahmen, über Nacht bekannt. Dort provozierten die gezeigten Plakatabrisse heftige Reaktionen. Zusammen mit abstrakten Malern wurden sie in der Sektion zur informellen Malerei präsentiert, obwohl sie diese grundlegend infrage stellten. Auch wenn die Werke der Affichisten aus den 1950er Jahren nur vereinzelt figurative Elemente aufweisen, spielte die Typografie der Plakate für die Künstler eine entscheidende Rolle. Ihr Augenmerk richtete sich auf die in den Plakatabrissen generierte Dekomposition von Worten und Buchstaben, auf ihre besondere Poesie und ihren speziellen Klang. In den 1960er- Jahren fanden auch Plakate politischer Propaganda Eingang in die Werke der Affichisten. Als Chronisten ihrer Zeit hielten sie gesellschaftliche Auseinandersetzungen fest, ohne dabei selbst politisch Position zu beziehen. Durch die Entwicklung des Plakats zum illustrierten Werbeträger der sich rasant entwickelnden Konsum – und Freizeitgesellschaft tauchten Ende der 1950er - Jahre zunehmend Bildmotive auf, die auch das visuelle Repertoire der sich zur gleichen Zeit herausbildenden Pop Art prägten. Bis 25. Mai 2015: Poesie der Großstadt. Die Affichisten Schirn Kunsthalle Frankfurt, Römerberg, 60311 Frankfurt Geöffnet: Di, Fr – So 10 – 19 Uhr, Mi/Do 10 – 22 Uhr www.schirn.de

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MADE IN WIESBADEN

Bildunterschriften: S. 25: Wolf Vostell: Ihr Kandidat, 1961 Plakatabriss auf Hartfaserplatte 160 x 200 cm Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland – Sammlung Zeitgenössische Kunst © VG Bild-Kunst Bonn, 2015 S. 26, oben: Mimmo Rotella: La tigre, 1962 Plakatabriss auf Leinwand, 108 x 84 cm Privatsammlung Rom © VG Bild-Kunst Bonn, 2015 S. 27, unten: Jacques Villeglé: La Moto – Avenue Ledru-Rollin, 17 juillet 1965, 1965 320 x 270 cm Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris © VG Bild-Kunst, Bonn, 2015


KULTUR

Sie ist Mitorganisatorin der ersten Stunde der Wiesbadener Fototage und seit 5 Jahren mit im Organisationsteam der Tatorte-Kunst. Um sich mehr den Herausforderungen als Fotografin stellen zu können, zieht sich Iris Kaczmarczyk nach 10 Jahren Fototage aus dem Organisation- und Jurysteam zurück. Mit dem aktuellen Projekt bewirbt sie sich derzeit bei den diesjährigen Wiesbadener Fototagen, Thema Heimatx, als ausstellende Fotografin.

Iris Kaczmarczyk, ist Fotografin und Grafikerin und engagiert sich Ehrenamtlich bei künstlerischen Organisationen.

Im Foto-Projekt „Heimat“, das 2014 begonnen wurde, stehen internationale Künstler im Vordergrund, die Deutschland als Heimatland gewählt und sich mit ihrer Kunst hier etabliert haben. Bewusst werden die Künstler in Situationen

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KREATIVES

dargestellt, die sie in ihre eigene Kunst integrieren und nicht unbedingt in deren künstlerischer Ausübung zeigen. Die Künstler wurden zudem gebeten, auszudrücken, was für sie „Heimat“ bedeutet. Einige Aussagen stehen noch aus. Ziel ist, das Projekt fortlaufend weiterzuführen und überregional auszudehnen. Internationale Künstler, die Deutschland als Lebens- und Arbeitsmittelpunkt gewählt haben, sind herzlich willkommen, sich bei Iris Kaczmarczyk zu melden. LebensART Iris Kaczmarczyk Fotografin, Grafikerin, Bildredakteurin www.fotografie-kaczmarczyk.de iris.kaczmarczyk@web.de

HEIMAT?! SUSANNA CIANFARINI Objektkünstlerin

Italien seit 1987 in Deutschland

lebt in Wiesbaden www.susannacianfarini.de

Heimat: „Wohin gehen wir? Immer nach Hause“ (Novalis)

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KULTUR

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KREATIVES

HASAN ÖZDEMIR Lyriker, Dramatiker und Erzähler

Türkei seit 1979 in Deutschland

lebt in Ludwigshafen hasan.oezdemir@gmx.de

„Heimat ist für mich die Erinnerung und Gegenwart, in der man sich wurzelschlagend mit den Gegebenheiten auseinandersetzt.”

EWA STEFANSKI freischaffende Künstlerin und Malerin

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MADE IN WIESBADEN

Polen seit 1981 in Deutschland

lebt in Frankfurt www.ewastefanski.de


KULTUR

JULIA BELOT Malerin

Russland seit 1997 in Deutschland

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KREATIVES

lebt in Wiesbaden www.julia-belot.de

Heimat ist für mich ein Land, dass meine Kindheit und Jugend geprägt hat, dass sich immer wieder noch in meinen Träumen widerspiegelt. Heimat ist auch ein Land, das mir die Möglichkeit gegeben hat, mich zu realisieren, zu der Person zu werden, die ich jetzt bin. In meinem Fall sind das zwei verschiedene Länder denen ich dankbar bin.

JAMES PEACE Komponist und Pianist

Schottland seit 1991 in Deutschland

Heimat ist wo mein Herz lacht und meine Seele sich entspannt.

lebt in Wiesbaden kjamespeace@googlemail

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KULTUR

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KREATIVES

M

it mehr als 70 Ausstellungen, zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen seit seiner Gründung 1991 hat der NEUE KUNSTVEREIN ASCHAFFENBURG e.V. gezeigt, dass eine interessante, qualitativ anspruchsvolle und zu Kontroversen anregende Darstellung der zeitgenössischen Kunst auch in kleineren Städten möglich und wichtig ist.

B.Waeger ein modellhaftes Ausstellungskonzept entwickelt, bei dem paritätische, interaktive Zusammenarbeit eine zentrale Rolle spielt. Um den interdisziplinären Ansatz zu betonen, haben die zwei Plastiker den Maler Dieter Renk als Gast in das Projekt aufgenommen. Anhand eines Parcours durch acht unterschiedliche Räume werden mögliche Konstellationen der Dreiergruppe präsentiert, sämtliche

turen reagieren. So verwandelte sich der KunstLANDing in ein riesiges Materiallager, mit Unmengen von handwerklichem und künstlerischem Werkzeug. Mit sog. „Zwischenberichten” gaben die Künstler Einblicke zum aktuellen Stand ihres work-in-progress-Prozesses. Der zweite Zwischenbericht erfolgte Anfang Februar 2015

Von der Vorahnung zur Nachahmung Künstlerische Konzepte am Anfang des dritten Jahrtausends Von 1993 bis 1996 wurden der „Kunstraum am Rathaus” auf dem Theaterplatz und die Kunsthalle Jesuitenkirche als Ausstellungsorte genutzt. Seit Dezember 1998 ist es das Ausstellungshaus „KunstLANDing”. Zur Zeit wird dort die Ausstellung „Von der Vorahnung zur Nachahmung” aufgebaut. Dafür haben die Künstler Bruno K. und Uta 26

MADE IN WIESBADEN

Ausstellungselemente und deren Inszenierung wurden speziell für dieses Projekt im KunstLANDing entwickelt und realisiert. Alles, was im Frühjahr gezeigt werden soll, sollte in einem workin-progress-Prozess vor Ort entstehen, in dem die drei Akteure sich gegenseitig Aufträge erteilen, agieren und jeweils auf die entstehenden Bilder, Objekte und Skulp-

– gerade machte das Trio einen überraschenden Fund. Nach Entfernen einer Holzdiele und dem darunter liegenden Schutt, entdeckten die Künstler ein altes Dokument, das auf Vergrabenes im alten Gewölbekeller, der vom Kunstverein nicht genutzt wird, hinwies. Die Drei stießen auf interessante Objekte und informierten den Archäologen, Dr. Laszlo Maria Schoeneseiffen,


KULTUR

den sie um eine Einschätzung der Funde baten. Sie beschlossen, ihm einen Raum als Labor zur Überprüfung der Authentizität der Objekte einzurichten. Abgesehen vom Ergebnis dieser wissenschaftlichen Prüfung verständigte sich das Grabungsteam mit den Künstlern auf eine Kooperation zu einer adäquaten Präsentation Derzeit neigt sich der im Dezember 2014 begonnene Aufbau der Ausstellung – nun mit einem veränderten Konzept – dem Ende zu. Die Künstler haben mit neuen Objekten nicht nur auf den sensationellen Fund im Gewölbekeller reagiert, sondern vertiefend damit Der überraschende Fund der Künstler

auseinandergesetzt, um zusammen mit den Archäologen eine Schlusspräsentation vorzunehmen, die sowohl künstlerischen, als auch wissenschaftlichen Ansprüchen – zumindest in Ansätzen – genügen soll. Dabei ändert sich folgerichtig das gesamte Raumkonzept. Wie die sieben Räume des Kunstvereins neu bespielt werden und was die Überprüfung der Archäologen ergeben hat, soll vor Ausstellungseröffnung nicht verraten werden. Diese ist am Samstag, den 14. März 2015 um 18 Uhr.

&

KREATIVES

VON DER VORAHNUNG ZUR NACHAHMUNG Künstlerische Konzepte am Anfang des dritten Jahrtausends – ein Projekt von Bruno K. und Uta Belina Waeger, Gast: Dieter Renk

Neuer Kunstverein Aschaffenburg e.V. Landingstr.16 63739 Aschaffenburg Geöffnet Di 14 – 19 Uhr, Mi – So 11 – 17 Uhr www.nkvaschaffenburg.de Kuratoren: Elisabeth Claus, Heinz Bartkowski, Erhard Witzel

Es erscheint ein Katalog mit 108 Seiten sowie eine Vorzugsausgabe (Auflage 20) mit je einem Unikat von Uta B. Waeger, Bruno K. und Dieter Renk.

Konstantin Mahlow

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KULTOUREN

enende die Rostra in der

Biedermeier-Ausstellung in der Erlauchte Gäste zur Eröffnung der von Waldersdorff, seine Mutter, Casino-Gesellschaft: Graf Wilderich Puschkin-Ururenkelin Clotilde von rff, ersdo Wald von ore Eleon n Gräfi . Rintelen und Pierre Even (von links)

igKultur, Geschichte, Gesell keit und Wiesbaden als nassauische Residenzstadt im Biedermeier zeigt erfreulich Flagge. Die Casinogesellschaft Wiesbaden n mit der Ergäntutio Insti e rdig Jetzt macht die altehrwü hte und Geselligkeit“ zung „Das Forum für Kultur, Geschic svorsitzender Georg ihren Standpunkt deutlich. Vorstand Kultur einer GesellSchmidt-von Rhein erklärte:„Mit der elnen, der Familie Einz des schaft steht und fällt das Leben Von kräftigem tes.“ Staa s eine sowie die gesamte Struktur r mit Blick auf das (vorBeifall getragen, sprach der Hausher die glücklose Kommuerst?) beerdigte Stadtmuseums und in welcher Form Wiesnalpolitik Klartext. „Die Diskussion, ist nicht beendet!“ t, baden ein Stadtmuseum bekomm Casinogesellschaft 200 Der „Geschichte“ widmet sich die eiers Anno 1815 mit Jahre nach dem Beginn des Biederm – die nassauische der sehenswerten Schau „Wiesbaden err ist Großherzog rmh Residenzstadt im Biedermeier“. Schi Heinrich Heine sau. Nas zu Henri von Luxemburg, Herzog reten. Hochkarävert u Scha der in und Georg Büchner sind „Herzog und Hof“ dem tige Exponate stellen die Themen „Kunst und Kultur“ sind „bürgerlichen Leben“ gegenüber, ingau. Höhepunkte in so präsent wie der nassauische Rhe ellan, Musik und LitePorz Genre-Malerei (Ludwig Knaus), ellschaftsstruktur, das Ges der in ratur zeigen den Wandel s und die kurze „Revogres Kon ner Wie Herzogtum auf dem en. Ein informativer lution“ vor dem Stadtschloss Wiesbad r Schumann entführt in Film von CGW-Ehrenmitglied Pete rtige Katalog bietet hwe die Zeit des Biedermeier. Der hoc zum Mitnehmen. ung stell Aus fachliche Ergänzung und die ein. il Apr 10. Die Schau lädt bis zum www.casino-gesellschaft.de 28

MADE IN WIESBADEN

Text und Foto: Gesine Werner

närrischen Woch Der CCW setzte mit einem fulminant Guddd Stub unter Strom.

rren Ein Kurhaus voller CCW-Na r setzt die Gudd Stubb unte Strom Helau die Narrenschar!“ Die „Der CCW, wie jedes Jahr, grüßt mit sbaden 1954 e. V. zelebrierGroßfamilie des Carneval Clubs Wie Gudd Stubb mit närrischer te ein furioses Wochenende in der tümsitzung und munterem CCW-Riesling-Gala, großer CCW-Kos wurde mit Viersterneb Stub CCW-Kreppelkaffee. Die Gudd Region „unter Strom die in g chla Budenzauber und Brückens y Ost: Der Publikumsliebling gesetzt.“ Lachtränenalarm bei And , tönte „Ihr macht mich ferkicherte mit dem aufgekratzten Saal n Anläufen singen. Einfach tisch!“ und konnte erst nach mehrere köstlich! Kultpotenzial. Das PubliDie närrische CCW-Riesling-Gala hat er Rand und Band, feierte kum, auch aus der Schweiz, war auß hanie Kopitz, Weinbauprädas Dreigestirn mit Weinqueen Step Andreas Guntrum. Rheinffe sident Peter Seyffardt & CCW-Che ewächse. Altmeister Klaus zeng Spit gauer Weingüter kredenzten -Sitzungspräsi Michael Wink Groß bekam standing ovations, CCW siliergarde Gonsenheim“ machte sein Dutzend voll. Die „Fü cht Tamtam. Bleistift als ist CCW-Ehrenmitglied, machte stile Ironman mit „Je suis tram „Schusswaffe“: CCW-Debütant Gun it nicht verbieten. eihe gsfr nun Mei Charlie“-Buttton ließ sich die Schönauer aus „Jaques Seine „Beicht-App“ brachte Detlev -Hofballett TV Strinz Bistro“ mit. Beim spitzenmäßigen CCW zu Michael Jackson-Klängen Margarethä erbebte „mozärtlich“ geißelte das Gesundheitsdie Rostra. Erz-Schelm Helmut Fritz er Kochen“ und nannte selb Unwesen mit „Bett-Pfannen zum r alle sind Charlie.“ „Wi en. Nam Mord als Verbrechen beim en zur Kostümsitzung Die kultigen CCW-Gartenzwerge wurd h vier „Amanda“-Goldkehlerstmals stimmgewaltig verstärkt durc chen. Da capo! Text und Foto: Gesine Werner


KULTOUREN

eingeflogen: aus Wiesbaden direkt aus Doha Zur Vertragsunterzeichnung im Rath -Manager Faisal Al Team und ah Attiy Al an lrahm QEF-Präsident Hamad bin Abdu in die Mitte. Attiyah nehmen Christine Stibi-Fay

im Freundschaft als Mehrwert Pferdesport ische Kultur aus Qatar in WiesPferde, nichts als Pferde – und arab ionale Pfingst-Reitturnier rnat baden. Ritterschlag für das 79. Inte rten Hauptsponsor Qatar agie eng al Wiesbaden, das mit dem sozi ptsponsor des Traditionspunktet. Für zwei Jahre ist Qatar Hau der Reitsport-Elite in Dressur, events im Biebricher Schlosspark mit it. „Ahlan Wa Salan – HerzSpringen, Voltigieren und Vielseitigke lich Willkommen“. Präsidenten der Qatar Das Poster im Rathaus begrüßte den Abdulrahman Al Attiyah, der Equestriuan Federation, Hamad bin äsidentin Kristina Dyckerhoff zum Vertragsabschluß mit WRFC-Pr sveranstaltung, seit 2014 ein direkt aus Doha kam. Die Tradition ips“, bekam Lob vom Präsindsh Projekt der „German-Qatar Frie Paris“, auch neuer Präsident des denten des „Arc de Triumph-Race Wiesbaden sei im Reitsport Goodwood Horsefestivals London. er aus Qatar waren im Vorjahr als „big show“ bekannt, seine Reit für zehn Jahre sei ein Sponso„happy“. Die Beziehung wächst und ters“ Premiere. mas tar ring denkbar. 2015 feiern die „Qa QEF-Präsidenten für den Sportdezernent Gerich dankte dem anagerin Christine Stibi-Fay honorigen Brückenschlag. Projektm atar-Relations entwickelte die mit ihrem Office for German-UAE-Q der sinnstiftenden Freundiose Kooperation: „Ich baue auf die Prez Nationen und den den chen zwis schaften und Partnerschaften h Kultur.“ Mehrwert der Sportförderung durc spendete Wiesbaden 15.000 Der QEF-Präsident zeigte Herz und 00 Euro zur Förderung der Euro, erhöhte sogar spontan auf 20.0 Reitturnier wird das PubliBeim : Krebshilfe. „Qatar meets Castle“ lis“ eingeladen zur Präsentakum in ein Zeltvillage mit „Qatar Maj und dem Genuss von Gaumention von arabischer Kulturtradition freuden.

Text und Foto: Gesine Werner

s tvoll anzusehen, gibt das Drum-Corp In stilechten Gardeuniformen prach baden zünftige Wies und z Main in heim nsen der Füsiliergarde Mainz-Go Klänge auf die Ohren.

„De Kram klappt!“ Füsiliergarde Gonsenheim baut klangvolle Brücke über den Rhein

aus in ihren farbenDe Kram klappt! Schmuck sehen sie und weiblichen (!) frohen Uniformen, die männlichen Mitglieder der “. Aktuell ausgestat„Füsiliergarde Mainz- Gonsenheim , türkis-silbern rten uzie prod d tet mit den neu von Han angesehenen funkelnden „Klangkörpern“ aus der gy konnte sich das Manufaktur Wahan Drum Technolo in der großen, arde beliebte Drum Corps der Füsilierg senheim auf Gon halle Turn vierfarbbunt geschmückten n. lasse n das Angenehmste höre rund 270 GardisBeim fröhlichen Ordensfest, das trotz iliär gemütlifam tinnen und Gardisten in Uniform mit Gäste aus n ware , ahm cher Atmosphäre für sich einn beim CCW FG die wie en omm Wiesbaden ebenso willk t Dr. Oliiden Präs . tadt upts esha in der hessischen Land en risch der „när ver Kohl freute sich beim Ordensfest Puten eleg aufg ens Achse Gonsenheim“ mit dem best Juer-, Kind von ritte blikum über die gelungenen Auft Überraschungsgast gend- und Gardeballett der FG. Als größten Meenzer der ra Rost die mischte Oliver Mager schall Bernd Hück Garde tüchtig auf. Generalfeldmar ge Würdigungen und der Präsident nahmen jede Men Sybille Esswein an vor, vergaben u.a. den Ehrenschild el ist nicht zu ang chsm hwu und Manfred Neusiedl. Nac Mitglieder er neu ahl Anz liche beklagen, wie die statt zeigte. im „Kurhaus Ende Januar machte die Füsiliergarde eisterte mit beg und ion voller Narren“ klangvolle Stat unten Gudd arbb vierf der In . stilvoll zünftigem Tamtam FG bella die hte mac r Foye en htig Stubb und im präc örten Ehrenmitgliefigura. Die immer wieder gern geh ierten Leitung von der des CCW sorgten unter der vers dhelm Jungblut Frie l Major Jürgen Schick und Corpora auch rte W IESBADENER 29 das Aufiche bere g für Furore. Der FG-Musikzu Wiesbaaus Kurh im ng sitzu tüm taktbild zur CCW-Kos pt! klap den. De Kram Foto: Gesine Werner Text und


pel zeigt Flagge und offeriert „Je suis Charlie“ – der Musentem 2015 Internationalen Maifestspiele

die

Flagge zeigen und Gastspie le von Moskau bis New York Hand gegeben. Bewah„Der Menschheit Würde ist in Eure die Zukunft zu blicken ret sie!“ Schiller scheint besorgt in mit dem Bekenntnis: und der Musentempel zeigt Flagge pfang der Gesellschaft „Je suis Charlie“. Beim Neujahrsem rs Wiesbaden - Dopeate der Theaterfreunde des Staatsth den Intendanten, und den pel-Premiere für den Vorsitzen heit des Geistes und für warb Helmut Nehrbaß „für die Frei enberg war seine ErToleranz.“ Hausherrr Uwe-Eric Lauf schlag anzumerken, schütterung über den Pariser Terroran all. Beif das Flagge zeigen erntete starken festspiele, die mit Für seine ersten Internationalen Mai gab der Neuwiesen, werb ign Des rtem „tierisch“ gefiede bis New York einmal badener die Devise aus „von Moskau ens Oper „The Britt n rund um den Globus“. Mit Benjami ater an der The vom me turn of the Screw“ als Übernah o Vincis Banard Leo . fnet eröf t Wien wird der Wonnemona zum Finale am 30. Mai rockoper „Il Catone in Utica“ lässt hen lockt Konzertantes zwei Countertenöre hören. Dazwisc Theater 2 wird wieder aus Moskau, das Nederlands Dans llett punktet mit der tsba begeistern. Das Hessische Staa t Thousand Waves” Eigh enty „Tw deutschen Erstaufführung uspiel ist mit Nina von Caetano Soto. Hochkarätiges Scha mit dem kurdischen Hoss vertreten. „Wartende Frauen” elle Brisanz nach Ensemble Erbil & Dohok bringt aktu mt mit 40 Hamburger Wiesbaden. „Romeo und Julia” kom ion. Der Schlachthof Vers r sche Jugendlichen in popmusikali New York zeigt atre The lic Pub wird wieder bespielt: Das Zweierpack und als „Scenes from Life in the Country” im Warmen Damm weiMarathon mit vier Stücken. Auf dem ege. Gastspiele der den „Schafe” in einer Art Streichelgeh at verteilt. Mon den r Jungen Maifestspiele sind übe www.maifestspiele.de 30

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s BroadBenefizkonzert „Hollywood meet Stemmten gemeinsam das furiose wege e.V.: ProfesHarn und Niere ng Stiftu schen way“ zum Jubiläum der Deut “ Joan rganisator Dieter Werner, „The Voice sor Dr. Joachim Thüroff, Charity-O links). (von Csik av Nielbock und Pianist Gust Faulkner, WMK-Direktor Christoph

Sternstunde der Musik – “ „Hollywood meets Broadway vielfach engagierte Deutsche „Hollywood meets Broadway“: Die H) feierte ihren 15. Ge(DSN Stiftung Niere und Harnwege e.V. ein hochkarätig besetzerte aub verz burtstag. Zu ihrem Jubiläum Bundesverdienstkreuzträger tes Benefizkonzert, organisiert von rte Publikum. Schirmherren Dieter Werner, das restlos begeiste ffier und Wiesbadens Erster waren Ministerpräsident Volker Bou Bürger Wolfgang Nickel. “: Joan Faulkner, als „die „There´s no busineß like showbusineß annt und eine poetisch beste schwarze Stimme Europas“ bek n Kolleginnen Harriett Lewis begabte Entertainerin, bot mit ihre g and Blues“ im Nassauiund Joanne Bell als „3 Ladies of Swin Musik. Ein einmaliges der nde schen Landesdom eine Sternstu Abend. Die Funken sprühten Erlebnis an einem ganz besonderen ckie Messer“ rief „Hello quer über die Stilrichtungen und „Ma „New York, New York“. Auch Dolly!“. Gänsehaut-Feeling pur bei Csik sorgte mit seelenvollem der ungarische Jazz-Pianist Gustav n Impossible”: Das Jugendssio Spiel für Furore. Von wegen „Mi r Musikakademie, con Brio Sinfonie-Orchester der Wiesbadene h Nielbock, war die jugenddirigiert von WMK-Direktor Christop eisterte mit Filmmusiken lich schwungvolle Ergänzung und beg „Glorreichen 7”. vom „Herrn der Ringe” bis zu den ung und Präsident der InDer Gründungsvorsitzende der Stift essor Dr. Joachim Thüroff, ternationalen Urologie-Societät, Prof nzer Uni-Klinken auf die verwies als Urologie-Chefarzt der Mai enschaftliche Forschung und Bedeutung der Stiftung für die wiss Aufklärung. Spendenkonto: nwege e.V., Deutsche Stiftung Niere und Har N IBA k, Deutsche Ban DE 61.510700.210033091000 BIC: DEUTDEFF 510 Text und Foto: Gesine Werner


KULTOUREN

rum, Stadträtin Sigrid Möricke und SEG-Geschäftsführer Andreas Gunt links) sind der Citypassage aufs Dach (von Bürgermeister Arno Goßmann die grüne Parklandschaft. gestiegen und zeigen den Plan für

Grüne Dachlandschaft und n“ der „Griff nach den Sterne t es los mit dem Abriss der Na endlich. Noch in diesem Jahr geh rund 50 Millionen Euro des maroden Citypassage. Baubeginn Neubau soll Mitte 2016 und ng ieru San schweren Großprojekts mit tik, Gesellschaft und Wirtsein. Mit „großem Bahnhof“ aus Poli obersten Etage der City-Parkschaft präsentierte die SEG auf der ftsführer Andreas Guntrum hauses I aktuelle Pläne. SEG-Geschä angenen Jahres gestellt. verg hatte den Bauantrag im Dezember , die aus dem „in seiner sein ur arat Es soll eine schnelle Stadtrep Schandfleck“ eine InnenHässlichkeit kaum zu überbietenden en unserer Stadt zieht sich dann stadtoase machen werde. „Im Herz den Blick über die Dächer der ein grüner Faden hin und wir haben ftsführer. Stadt“, schwärmte der SEG-Geschä soll ein attraktiver InnenstadtDie heruntergekommene Passage Kritik des Gestaltungsbeikiez werden. Nach berechtigt harscher lschlag modifizierte das Büro rates an dem angeblich nötigen Kah bleiben Nordsee-Gebäude, Zaeske & Partner seine Pläne. Nun cher Straße und die Gebäudas Backsteinhaus an der Schwalba lten, sie werden jetzt kernerha aße dezeile in der Faulbrunnenstr sche Wohnungen. Die neue saniert. Zudem entstehen 15 studenti Markland verbindet dann als City-Passage des irischen Investors albacher Straße mit der Einkaufszentrum mit 40 Läden die Schw Faulbrunnenstraße. ft mit 1500 Quadratmetern Der Clou: Eine grüne Parklandscha dem Dach bietet als „StadtbalFlanierfläche und Gastronomie auf sogenannte „Loungekinos“ kon“ den Ausguck auf die Stadt. Drei offerieren exklusiven Filmspaß. mit insgesamt rund 400 Sitzplätzen n Sigrid Möricke schon auf Kulturbegeistert freute sich Stadträti „walk of fame“ für die SEG.. den und “ den „Griff nach den Sternen Text und Foto: Gesine Werner

trat -Hallen mit großem Spaten: Stad Erster Spatenstich der Rhein-Main ido, OB Sven Woss ing Henn cke, Möri d Sigri Detlev Bendel, Stadträtin gang Nickel. (von links) Gerich und Parlaments-Chef Wolf

Aushängeschild für Wiesba den Rhein-Main-Hallen Ab jetzt wird gebaut. Die Reste der etöse noch gar sind an der Rheinstrasse mit Baggerg ein paar ruhiin e wurd nicht komplett abgerissen, da bolisch der sym f“ nho Bah gen Minuten mit „großem genomriff Ang in bau Neu den erste Spatenstich für es Projekt“ war men. „Ein großer Spaten für ein groß g Nickel, OB Sven das Motto. Parlamentschef Wolfgan Sigrid Möricke, ntin Gerich, Stadtentwicklungsdezerne Baubetriebsleiter und del Ben Wirtschaftsstadtrat Detlev zeremoniellen Akt Henning Wossidlo packten für den am an. Das riesige des Spatenstichs schon mal gemeins präsentiert. Bauwerkzeug wurde wie eine Trophäe ise „mehr WiesbaFür Sven Gerich stand neben der Dev nkt als „ein sichtelpu Mitt im bau den erleben“ der Neu tur der Stadt“. bares Zeichen für die Willkommenskul te der MammutneuEin Imagegewinn für die Stadt dürf bau allemal werden. ntrum nach dem Das Kongress- und Veranstaltungsze eine VeranstalEntwurf von Ferdinand Heide bietet Stadtrat Bendel tungsfläche von drei Fußballfeldern. llel, „um effizient para erklärte, alles sei im Plan und laufe n bewegen, Beto und l Stah zu sein. Wir wollen nicht nur chtlich ussi Vora “ ken. wec rung sondern auch Begeiste en beendet sein. noch im März sollen die Abrissarbeit Jahre vor seiner für Das Mammutprojekt war schon drei ertifikat in Gold Vorz dem 2018 geplanten Eröffnung mit s Bauen ltige hha Nac für haft der Deutschen Gesellsc en. word t chne ezei DGNB e.V. ausg hatte als erster Baubetriebsleiter Henning Wossidlo ener Geschichte sbad Wie Redner festgestellt, „nun wird der außergeen „ein es, e gelt n geschrieben“. Immerhi ganz Deutschland“ wöhnlichsten Veranstaltungsorte in WIESBADENER 31 zu errichten. Text und Foto: Gesine Werner


KULTOUREN

sich über die unerwartete Spende Außenstellenleiter Rudi Glas freut eder Schwede“ und Black-Devil-Viz ger, „Hol t siden il-Prä -Dev Black von „Weissen Ring“ in Wiesbaden den für nde“ Scha die en, „Jürg präsident (von links).

Der Weisse Ring bietet Opfern eine helfende Hand wer bleibt dann eigent„Wenn alle den Verbrecher jagen, in den Siebziger Jahren lich beim Opfer?“ Die Frage führte „Weisser Ring“. Kürzzur Gründung der Hilfsorganisation unde ihr Herz für die dfre orra lich zeigten Wiesbadener Mot „Black Devils Chapbs dclu orra Mot Opfer von Gewalt. Die Group Wiesbaden“ ter Borderland“ und „Harley Owners an den Weissen Ring. übergaben einen „dicken“ Scheck „Picos Kneipe“ getrain Die von Motorradfans und Gästen enstellenleiter Rudi Auß . gene Aktion erbrachte 2260 Euro fand die Spendenht, rrasc übe war Glas vom Weissen Ring aktion „richtig super“. von Kriminalität und Der Weisse Ring ist Lobby für Opfer r Schutz, mehr meh Gewalt, gewährt flächendeckend tätsopfer und inali Krim et Rechte und mehr Hilfe, biet eit einzigen (!) desw bun der In Tat. deren Familie Rat und ich steht KriminalBeratungsstelle in Wiesbaden-Biebr einem Team geschulter Oberkommissar a.D. Rudi Glas mit zur Seite. Schweigen Ehrenamtlicher den Ratsuchende rgemäß Ehrensache. natu 3 e pflicht ist in der Diltheystrass e Gewalt – der Weisse slich häu , ruch Taschendiebstahl, Einb „praktischer“ Hilfe. Ring ist auf der Seite der Opfer mit ist in „tatbedingter „Das Menschliche machen wir.“ Oft r klären über Opfer„Wi Notlage“ finanzielle Hilfe gefragt. begleiten zu Geund nd eista rechte auf, vermitteln Rechtsb äger auftritt.“ enkl Neb als er Opf richtsverfahren, wenn das hungel ist der Weisse Wegweiser durch den Behördendsc prechenden FachRing auch, vermittelt Kontakte zu ents Ämtern und Behörden. stellen, pflegt den kurzen Draht zu – 86170, das kostenDer „Weisse Ring“ ist unter 0611 006 geschaltet. lose „Opfertelefon“ ist unter 116 .de weisser-ring-wiesbaden@t-online 32

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iela Alperyn wurde

hrung“: Operndiva Grac „Tango Uno – Die Macht der Verfü zum Überraschungsgast.

danMehr als „ein trauriger Ge ke, den man tanzen kann“... lo „ein trauriger GedanTango ist laut Enrique Santos Discépo argentinische Tanzlegende ke, den man tanzen kann.“ Für die instellung „und ein wichtiges Gabriel Sala ist der Tango Lebense chte.“ Den vielsaitigen FaKapitel der Kultur- und Sozialgeschi sich „Tango Uno“ und ließ cetten der „Fluchtdroge“ widmete die „Macht der Verführung“ ls im Großen Haus des Musentempe ton Matias Tosi, als mozärtlispüren. Der argentinische Bassbari als Rossinis „Barbier-Figaro“ cher „Figaro“ so überzeugend wie rung und preisgekröntem in Michiel Dijkemas spritziger Inszenie eif als Conferencier und Bühnenbild, empfahl sich kabarettr Tänzer. . Der Charmebolzen brachKeine Angst vor schwierigen Schritten r originellen Tango-Lehrte mit unwiderstehlichem Witz in eine ung – „wer gehen kann, stunde das voll besetzte Haus in Schw ntanen Zugabe als Paar spo kann auch Tango tanzen!“. In einer ions hin. ovat s ding mit Gabriel Sala riss er zu stan Bandoneon sorgte musiEin fünfköpfiges Tango-Orchester mit ausdruckstarken Tangokalisch für Furore. Die hohe Kunst des tische Tänzer Gabriel Sala „Schwebens“ zelebrierte der charisma Pulvermacher. Auch das a Carl n mit seiner hinreißenden Partneri idt und Moering-Stipendiatin Paar Natalia Berascola/Jürgen Schm inik wurden gefeiert. Ein Desiree Alvarez mit Tanzpartner Dom herte dem begeisterten Publiüberraschendes Wiederhören besc vielen Partien am Wiesbakum Opernstar Graciela Alperyn, aus Erinnerung. in t nan dener Musentempel noch präg sten Milonga im „Salon Der Mythos Tango lebt. Zur näch ias Tosi am Freitag, Tango“ bitten Gabriel Sala und Mat Staatstheaters. 24. April ins prachtvolle Foyer des Text und Foto: Gesine Werner


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Donostia: rnacht in der Stadtbibliothek von Nach der Fahnenhissung um Mitte Ute Bleissner mit ur mont Koch in irre Izagu s Oberbürgermeister Juan Karlo

n Tamborrada und Begegnunge in San Sebastian Atmosphäre, die ganze Stadt „Es ist einfach eine ganz besondere itzende des Partnerschaftsfeiert.“ Ute Bleissner, ehemalige Vors e.V. war auf persönliche n astia vereines Wiesbaden – San Seb ada“ in Donostia gereist. Der Einladung hin wieder zur „Tamborr begeistert alle Generationen. „Dia de San Sebastian“ vereint und konzert im Plenarsaal teil. Ute Die Ehrenpräsidentin nahm am Fest ltes in der Partnerstadt PerBleissner traf während ihres Aufentha Wiesbaden wie Don Vicente zu g sönlichkeiten mit speziellem Bezu des Aquariums San Sebastian. Zaragüeta Laffitte, den Präsidenten n auf die Einweihung ihres Künstlerin Pilar Soberon freut sich scho -Kunstwerks „Aeolia´s Park“, gülden schimmernden Ahornsamen tadt Wiesbaden wird. die eine Kulturbrücke in die Partners Gipuzkoano traf Ute Bleissner Beim Neujahrsempfang der Banco den Präsidenten des Chores mit Senor José Mari Echarri Campo Konzerte beim RheingauOrféon Donostiarra wieder, dessen begeistert gefeiert wurden. Musik-Festival und in der Marktkirche am Abend 19. Januar mit der Das Fest des Hl. Sebastian beginnt saal des Rathauses. Um Verleihung der Stadtmedaillen im Fest dem Plaza de la Constitucion Mitternacht bejubelten Tausende auf os Izaguirre. Der „Tambor de die Fahnenhissung von OB Juan Karl ro Subijana vom RestauPed oro“ 2015 wurde an Dreisternekoch nbürger von Donostia Ehre urch dad rante Akelarre verliehen, der ist. aurant Aratz und Köchin Spitzenkoch Xabier Zabaleta vom Rest der Casa Vergara schwärmten Vera da Silva mit Ander Esarte von iel“ im Oktober vergangenen stsp unisono vom erfolgreichen „Ga ischen Medien ausführlich Jahres in Wiesbaden, das in den bask gewürdigt worden war. Text und Foto: Gesine Werner

muss zum deutsch-amerikanischen Wer will fleißige Ladies sehn, der ityn Sigrid Erfurt wirbt für den Char renti erefe Frauenclub gehen. Press Spring-Bazaar

Kleidung & Kaffee, Kunst & Kurioses agements: Am Es lebe die Tradition des sozialen Eng nische Frauenclub 21. März lädt der Deutsch-amerika aus-KolonKurh der e.V. zwischen 10 und 17 Uhr in ng-Bazaar Spri rityCha n nade wieder zum beliebte ich. Als Ger Sven OB ist err rmh ein. Deutscher Schi Martin y Mar rst Obe ist errin rmh Schi internationale angefragt. s-Basar. Unter Genüsslich Shoppen beim Frühling hochwertige en werd hoff Leitung von Gisela Kott . Glas & Geauft verk n eise ktpr mar Spenden zu Floh kleidung, Elekschirr, Damengarderobe, Kinderbe her, Spielzeug trogeräte, „Kunst & Kurioses“, Büc ufen werden chna Vers & Co. sind im Angebot. Zum an der aus“ eeh Kaff en isch im „deutsch- amerikan menGau ene back stge selb e thek beliebten Kuchen es gibt . Tee freuden und herzhafte Snacks offeriert e groß Die . ition auch. Und die Sektbar gehört zur Trad mit t wink n örbe entk Tombola mit den beliebten Präs ischen Wirtschaft attraktiven Preisen, ist von der heim ell an soziale ition trad t geh ös r-Erl bestückt. Der Basa Taten kann sich Einrichtungen, die Bilanz der guten sehen lassen. Kraft aktiver BrüEs lebe die Tradition! Die feminine ng von Person digu rstän erve Völk ckenschläge wird als deutsch-amerizu Person schon seit 1949 gelebt. Der ub Wiesbaden e.V. kanische & internationale Frauencl ge von Freundwidmet sich seit Gründung der Pfle nte hinweg, lernt tine Kon schaften über Grenzen und rteile ab, verVoru t bau , uren von verschiedenen Kult ionen treffen Nat 17 aus ies Lad 117 n. tieft Beziehunge Literaturzirkel, sie sich in Interessengruppen wie dem international, en besuchen Museen, wandern, koch . gen Zun n betreiben Conversation in viele Text und Foto: Gesine Werner WIESBADENER 33


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„kickTrike“ in Aktion

Rat Pack? Green Pack!

D

ie Green Pack GmbH, 2013 gegründet, ist ein Startup und hat sich auf Entwicklung, Produktion und Vertrieb von elektrisch angetriebenen Mobilitätslösungen für den Transport von Mensch und Lasten im gewerblichen Bereich und für die private Nutzung sowie auf die Vermarktung des ebenfalls neu entwickelten AkkuWechsel-Systems „GreenPack” spezialisiert. Mit dem „kickTrike” und dem „GreenPack”-Akku präsentiert die GreenPack GmbH ihre ersten Produkte.

werden, um so Hindernisse oder Treppen überwinden zu können. Optional ist es mit einem Stehsitz und mit speziellen Transportbehältern ausgestattet. Das austauschbare „GreenPack” reicht für gut 50 km Reichweite und kann mit einem Handgriff gewechselt werden. So ist ein 24-Stunden Betrieb möglich. Die Abmessungen und das Gewicht des „GreenPacks” erlauben ein gutes Handling, so dass ein schneller und leichter Tausch der Akkus gewährleistet ist. Die Aufladung erfolgt in einem eigenen externen Ladeschacht.

Das „kickTrike” ist ein umweltfreundlicher und vielseitiger Elektro-Klapproller auf drei Rädern, auf dessen Ladefläche kleine Lasten, Getränkekisten oder Kinder sicher und bequem transportiert werden können. Die Bedienung ist extrem simpel: einfach auf die Standfläche stellen und losfahren. Die Standfläche kann um 90° angeklappt

Fahrzeuge nach der kickTrike-Bauform werden wesentlich dazu beitragen, das Mobilitätsverhalten in den Stadtzentren zu verändern, da durch ihre Transportfähigkeit autofreie Zonen ermöglicht werden. Was Segway zum Ziel hatte, aber wegen mangelnder Sicherheit, zu geringem Transportvolumen und zu hohen Kosten nicht erreichen

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kann, ist mit dem kickTrike möglich. Es kann sich zwischen Fahrrad und Kleinwagen als neue Fahrzeugklasse etablieren und wegen der Transportfähigkeit in vielen Fällen das Halten eines eigenen Autos überflüssig machen. Das Fahrrad allein reicht als Autoersatz nicht aus, da die Lasttransportfähigkeit sehr eingeschränkt ist. Die besondere Kombination von Merkmalen macht es zu einem einzigartigen neuen Verkehrsmittel. Es bietet größtmögliche Sicherheit im gemischten Verkehr, speziell mit Fußgängern und erlaubt eine echte intermodale Nutzung in Kombination mit Bus und Bahn, da ein geklapptes kickTrike als ein Gepäckstück mitgenommen werden kann. KickTrike lassen sich in öffentlichen Raum platzsparend abstellen. Die nötige Abstellfläche für ein kickTrike beträgt nur um etwa ein Drittel der Abstellfläche eines Fahrrades.


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Die Entscheidung zum Car Sharing fällt mit dem kickTrike leichter, da das eigene Auto, das häufig nur noch für Kleintransporte verwendet wird, durch das kickTrike ersetzt werden kann. Das kickTrike eignet sich besonders für den gemischten Verkehr durch folgende Merkmale: Es ist nicht breiter als eine normale Person und nimmt auf Verkehrswegen auch nicht mehr Platz in Anspruch als ein Fußgänger oder ein Fahrrad. Das Trittbrett des kickTrikes ist sehr niedrig, sodass man kaum höher steht als ein Fußgänger und man es auch einfach kicken kann, wenn motorisches Fahren nicht erlaubt ist. Zudem können ältere Personen einfach auf- und absteigen. Auch das Herunterfallen, wie von einem Fahrrad, ist praktisch unmöglich. Das kickTrike kippelt nicht, weil es auf 3 Rädern stabil steht. Man kann deswegen sehr langsam fahren oder auch anhalten, ohne instabil zu werden; man kann das kickTrike gut schieben,da es von alleine stabil rollt. Das kickTrike kann wie ein Tretroller gekickt werden. Mit dem kickTrike kann man auch zu zweit sicher fahren mit einem Kleinkind im Sitz sogar zu dritt. Es ist auch ideal mit 2 Kindersitzen als Zwillingstransportfahrzeug geeignet. Das kickTrike kann ein erhebliches Lastvolumen transportieren, ohne dass die Sicherheit beim Fahren beeinträchtigt wird. Bis zu 6 Flaschenkästen oder ein Familienwochenendeinkauf und zusätzlich 1 Person können mit dem kickTrike transportiert werden. Das kickTrike kann geklappt wie ein Einkaufstrolley gezogen werden und nimmt im Bus oder in der Bahn wenig Platz in Anspruch. Durch das einfache Klappen des kickTrikes kann es als Gepäckstück im ÖPNV mitgenommen werden. So kann man längere Strecken in der Stadt mit Bussen und Bahnen zurücklegen. Geklappt nimmt es in der Bahn oder beim Parken auf dem

Bürgersteig viel weniger Platz in Anspruch als ein Fahrrad. Das kickTrike hat einen Wechselakku, der schnell und unkompliziert gewechselt werden kann. Der Akku des kickTrike ist ein Standard-Akku, der von verschiedenen Herstellern angeboten wird. Im Laufe dieses Jahres soll die erste Kleinserie produziert werden, zeitnah will man dann in die Serienproduktion übergehen. Weiteres unter: www.kicktrike.com twitter.com/kickTrike www.facebook.com/kicktrike Konstantin Mahlow

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das zu nichts. Oder zumindest nicht zur Lösung des Konfliktes. Der Ärger geht weiter, wir kriegen dauerhafte schlechte Laune, manchmal werden wir sogar krank. Wir können den anderen gar nicht mehr ertragen, bis es irgendwann aus uns rausplatzt und eskaliert.

„Ändern kann man immer nur sich selbst, sich selbst aber immer.“ Elisabeth Lukas Warum haben wir so eine Scheu vor Konflikten? In meinen Seminaren höre ich immer wieder: „Ich möchte lernen, Konflikte zu vermeiden!“ Dabei werden die Chancen, die in Konflikten liegen oft unterschätzt: Konflikte geben die Möglichkeit, sich besser ken-

Janine Nonny Schmidt

KONFLIKTE

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cheint es nur so oder nehmen Konflikte überall zu? Die gesellschaftlichen und weltweiten Konflikte sehen wir jeden Tag in den Nachrichten, aber auch in der persönlichen Umgebung: Missverständnisse, Streit, Unversöhnlichkeiten... Ob im beruflichen Umfeld, in der Familie, der Nachbarschaft oder bei Freunden, Konflikte gehören ganz offensichtlich zum Miteinanderleben dazu. Da stellt sich die Frage, wie wir mit unseren Konflikten umgehen sollten. Vermeiden? Totschweigen? Flüchten? Oder Angreifen? Viele Menschen scheuen sich vor Streit und Unstimmigkeiten. Sie sagen lieber nichts, ärgern sich im Stillen und fressen ihre Wut und ihre Verzweiflung in sich hinein. Bloß nicht streiten, lieber Gras drüber wachsen lassen, und die 36

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KONSTRUKTIV LÖSEN scheinbare Harmonie wahren... In den meisten Fällen, und wir kennen das wahrscheinlich alle, führt

Janine Nonny Schmidt ist Coach und Beraterin. Sie unterstützt Menschen im Einzelcoaching, berät Organisationen und Teams und gibt Seminare und Workshops zu unterschiedlichen Themen wie Konfliktmanagement, Selbstmanagement und Motivation, Kommunikation und Teamfähigkeit. Hofgut Hammermühle Bernhard-May-Str. 58k 65203 Wiesbaden Tel. 0611 – 240 500 26 kontakt@jn-schmidt.de www.jn-schmidt.de

nenzulernen, andere Meinungen und Sichtweisen zu erfahren, Fortschritte zu erzielen, mit anderen Menschen wirklich ins Gespräch zu kommen und Klarheit zu schaffen. Sie sind aber auch ein Weg, um mich persönlich weiter zu entwickeln, mich abzugrenzen und Position zu beziehen. Um diese Chancen in Konflikten zu sehen und zu verwirklichen, braucht es einen konstruktiven Umgang mit schwierigen Situationen. Konfliktkompetenz kann man lernen. Dazu gehört die Bereitschaft, sich selbst in Konfliktsituationen zu reflektieren, eigene Verhaltensweisen zu überdenken und neue Perspektiven zu entwickeln. Konflikte zu lösen erfordert eine bewusste Analyse der Situation, die Klarheit, was die Situation für mich bedeutet und eine konstruktive Herangehensweise.


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Hofgut Hammermühle

Oft hilft die Frage „Was will ich erreichen?“ schon, um bestimmte Reaktionen zu überdenken: Will ich mit dem Kollegen oder Chef weiterhin zusammenarbeiten? Will ich das Projekt mit dem Kunden gemeinsam voranbringen? Dann verbieten sich Verhaltensweisen, die den anderen angreifen oder in die Enge treiben. Ziel muss es sein, eine konstruktive Haltung einzunehmen und auch die Perspektive meines Gegenübers zu verstehen.

Das wichtigste hierbei ist die Erkenntnis, dass ich bei meinen Lösungsversuchen die Situation aus meiner Sicht schildere – und nicht als Tatsache hinstelle. Meist vergessen wir, dass wir die gleiche Sachlage auch aus einem anderen Blickwinkel sehen können. Gesagtes und Getanes können auch aus ganz anderen Gründen als den von uns gedachten erfolgt sein. Streit entsteht immer dann, wenn ich nur noch meine Wahrheit sehe.

Ein erster, einfacher Schritt an schwierige Situationen anderes heranzugehen, ist die SAG ES-Formel.

SAG ES! Diese Formel hilft, nachzudenken, Klarheit in der Situation zu schaffen und die eigene Sichtweise und die eigenen Gefühle darzustellen ohne mein Gegenüber anzugreifen. Sie hilft, mich in den anderen hineinzuversetzen und seine Lage zu begreifen. Und sie hilft, eine gemeinsame Lösung zu finden.

Konflikte lösen – SAG ES Sichtweise ansprechen • „Mir ist aufgefallen, das…“ Auswirkung beschreiben • „Für mich heißt das…“ Gefühle benennen • „Ich fühle mich…“ Erfragen, wie der Andere die Situation sieht • „Wie sehen Sie das?“

Konflikte begleiten unser Leben, im beruflichen wie im privaten. Lernen wir, konstruktiv und wertschätzend mit diesen Situationen umzugehen, um das Miteinander leben (und arbeiten) zu gestalten. Manchmal braucht es dafür den Blick von außen, neue Herangehensweisen und fast immer eine Menge Mut!

Workshops zum Thema Konfliktkompetenz: Konflikte konstruktiv lösen Inhalte: • Wie entstehen Konflikte? • Welche Konfliktarten gibt es? • Welche Konflikte sind typisch im Beruf? • Wie kommt es zur Eskalation von Konflikten? • Wie ist mein Umgang mit Konflikten? Welche Lösungsstrategien gibt es? Termine: Samstag, 11.04.2015 Samstag, 04.07.2015 Samstag, 12.09.2015 Tages-Workshop jeweils von 09:00 bis 17:00 Uhr. Teilnahmegebühr: 169,00 Euro zzgl. MwSt. inkl. Teilnehmerunterlagen und Verpflegung. Anmeldung und weitere Informationen auf www.jn-schmidt.de und per Mail: kontakt@jn-schmidt.de

Schlussfolgerungen ziehen • „Wie könnte eine Lösung aussehen?“, Ich wünsche mir…“ Janine Nonny Schmidt

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GAUMENKITZELEIEN

Schlemmerwochen im Kulturland Rheingau, © Volker Oehl

Das Leben genießen: Rheingauer Schlemmerwochen 2015 laden zu köstlichen Entdeckungen ein

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as gute Leben – im Rheingau ist es zu Hause. Wichtige Nachrichten für alle Fans der Genussregion zwischen Hochheim und Lorchhausen – in Kürze ist es wieder soweit: Unter dem Motto “Regionale Weine, regionale Küche, regionale Originale” laden Weingüter und Gastronomie Betriebe zu den 29. Rheingauer Schlemmerwochen ein. Vom 24. April bis 3. Mai 2015 kann man nach Herzenslust probieren, schnabulieren und flanieren. Im Glas wird auch der neue Jahrgang sein, der die Winzer vor große Herausforderungen stellte. Über 100 Anbieter machen mit.

men gemacht. Wenn der Frühling Einzug hält und die Rheingauer Tür und Tor ganz weit aufmachen für ihre Gäste aus aller Welt, dann sitzt man gemütlich in den Höfen, Kellern und Straußwirtschaften zusammen und genießt in vollen Zügen. Die jungen Weine des Jahrgangs 2013 stehen zur Verkostung bereit und aus den Gutsküchen duftet es verführerisch. Ein umfangreiches Rahmenprogramm sorgt für Kurzweil und auch dafür, dass man ins Gespräch und in Bewegung kommt. Übernachten kann man direkt beim Winzer, in Hotels und Pensionen und natürlich auch auf gepflegten Campingplätzen.

Seit vielen Jahren sind die Rheingauer Schlemmerwochen eine feste Größe in den Kalendern der Rhein-Mainer. Doch auch weit über die Region hinaus hat sich die beliebte Veranstaltung einen Na-

Neu: Ein genussvolles Geschenk Allen Besuchern, die mit Bus oder Bahn anreisen, beschert der RheinMain-Verkehrsverbund ein genussvolles Geschenk: Bei Vorlage des RMV-Tickets bekommen ÖPNVNutzer bei den teilnehmenden

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Winzern ein Glas Wein 0,1 l gratis. Das Angebot gilt im gesamten RMV-Bereich von Limburg an der Lahn bis Gersfeld in der Rhön und vom mittelhessischen Marburg bis Eberbach im Odenwald. Die Anreise mit dem ÖPNV vermindert den Parkplatzsuchstress und das alkoholbedingte Führerscheinrisiko. Und ganz nebenbei ersparen wir unserer Umwelt die klimaschädliche CO²-Belastung durch den PKW-Verkehr. Nicht nur Wein ... auch Sekt Auch Sektfans kommen bei den Rheingauer Schlemmerwoche auf ihre Kosten. Zum Beispiel im Sekthaus Bardong in Geisenheim. Die historischen Gewölbe, in denen Norbert Bardong seine Sektspezialitäten in liebevoller Handarbeitet herstellt, wurden bereits im 19. Jahrhundert für die Sektbereitung genutzt. Sein Entschluss, die Weine seiner Heimat nach der “Metho-


Prüfender Blick von Norbert Bardong – Sektmanufaktur Bardong, © Andreas Baldauf

VERLOSUNG Rheingauer Perlen zu gewinnen: Der WIESBADENER verlost für die Zeit vom 24.– bis 26. April eine kleine Sektsause für Zwei mit kulinarischer Begleitung im Sekthaus Bardong. Bitte beantworten Sie folgende Frage: Welcher Jahrgang ist der Gründer des Sekthauses, Norbert Bardong? Antwort-Mail bis spätestens 29. März 2013 an: mail@media-futura.de, Stichwort: „Schlemmerwochen“.

kleines Reich ein. Vom 24. bis 26. April 2015 kann man in ihre Welt eintauchen. Bei Führungen, kulinarischen Leckereien der Hausherrin und spannenden Selbstversuchen vergeht die Zeit wie im Flug. “Wir freuen uns mit den Rheingauer Schlemmerwochen eine sympathische Veranstaltungsreihe anbieten zu können, die authentisch für das Kulturland Rheingau wirbt. Dabeisein und Mitmachen - das macht allen Freude. Das zeigt uns auch die Tatsache, dass wir in 2015 die magische Zahl 100 knacken konnten. Jetzt kann man an 106 verschiedenen ‘Locations’ Rheingau Feeling schnuppern und das

Leben in vollen Zügen genießen” so Diana Nägler, Geschäftsführerin RTKT - Rheingau-Taunus Kultur und Tourismus GmbH. Das Verzeichnis mit den Öffnungszeiten der teilnehmenden Betriebe und den Sonderveranstaltungen ist ab Mitte März erhältlich bei der Rheingau-Taunus Kultur und Tourismus GmbH, Tel.: 06723 – 99 55 0, E-mail: tourist@kulturlandrheingau.de. Das Teilnehmer- und Veranstaltungsverzeichnis ist dann auch im Internet abrufbar: www.kulturland-rheingau.de/

WICHTIG! Einsendungen OHNE Adressangaben sind von der Teilnahme ausgeschlossen!

de Champenoise” zu veredeln, fasste der Rüdesheimer, der in Geisenheim studiert hat, während seiner Arbeits-Aufenthalte in der Champagne. Heute gehören seine finessenreichen Sekte zu den Funkelsteinen des Rheingaus. Seit mehreren Jahren machen die Bardongs auch bei den Schlemmerwochen mit. Nur drei Tage lang laden sie zum Perlentauchen in ihr Sektmanufaktur Bardong – Gewöblekeller, © Andreas Baldauf

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die Römer ihre Blutwurst? Warum ist Blut so ein besonderer Saft? Kennt man die Blutwurst eigentlich nur in Deutschland? (Nein, und nochmals nein: Blutwurst gibt es in Italien, Frankreich, Spanien, auf Jamaika, auf den Seychellen und und und) Mit 64 Rezepten, die aus unentschlossenen Blutwurstgegnern glühende Blutwurstliebhaber machen werden: Von drei Versionen für Himmel und Erd über eine Blutwurst-Lasagne, je zweimal Blutwurst-Crostini und Blutwurst-Carpaccio, jede Menge Salate, einer Blutwurst-Pannacotta bis hin zu Blutwurst-Muffins. Manche Rezepte lassen sich blitzschnell umsetzen, viele sind gut vorzubereiten und ganz viele sind wahre Wunder an Raffinesse. Das Autoren-Duo: Herbert Michel, gebürtiger Rheingauer und ehemaliger Weinbauingenieur, ist von Kindesbeinen an Blutwurst-Fan. Kochen ist seine große Leidenschaft; dazu kommt sein Interesse an den Hintergründen der Rheingauer Küchenkultur. Er lebt in Walluf im Rheingau.

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s ist leichter, Blutwurstsalat zu schnippeln, als ein Buch über die geheimnisvolle Dunkle zu schreiben. Doch endlich wird die eingeschworene Gemeinde der Blutwurst-Fans ernst genommen! Denn für diese Wurst lohnt sich ein ganzes Buch voller Rezepte. Geschrieben haben „Lust auf Blutwurst”, das einzige Kochbuch für alle Blutwurst-Fans , eine Pfälzerin, Gina Greifenstein, und ein Rheingauer, Herbert Michel. Dass der Leinpfad Verlag sogar eine Autorin gefunden hat, grenzt an ein Wunder, denn: Blutwurst-Fans sind gefühlt zu 90 % männlich.

Zehn Jahre nach der lange vergriffenen ersten Auflage von” Lust auf Blutwurst” legt der Ingelheimer Verlag jetzt eine vollständig überarbeitete und um 40 Rezepte ergänzte Neuauflage mit neuem Konzept vor und mit einer wunderschön geschriebenen Einführung von Herbert Michel über die Blutwurst als solche, ihre Geschichte, das Verhältnis Metzger/Blutwurst; und natürlich erzählt Herbert Michel auch seine eigene Blutwurst-Geschichte. Da bleibt keine Frage offen: Wann gab’s die ersten Blutwürste? (Bei den Spartanern – aus Versehen.) Wie aßen die alten Griechen oder

Gina Greifenstein, gebürtige Fränkin, ist in Sachen Blutwurst eine Spätbekehrte. Die gelernte Hauswirtschafterin schreibt nicht nur sehr erfolgreiche Koch- und Backbücher (1 Teig - 50 Kuchen, 1 Teig - 50 Torten), sondern ist auch eine erfolgreiche Krimi-Autorin und Herausgeberin von Krimi-Anthologien. Sie lebt in der Südpfalz. Herbert Michel, Gina Greifenstein: Lust auf Blutwurst 140 Seiten, 60 Farbfotos ISBN: 978-3-9942291-87-3; Preis: 13,90 € Leinpfad Verlag, Ingelheim, www.leinpfadverlag.com

Lust auf Blutwurst – Was Sie schon immer über Blutwurst wissen wollten 40

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s ist schon gute Tradition in Wiesbaden: Zum fünften Dankeschönfest seit Gründung der Initiative „WiesPaten” trafen sich am Abend des 30. Januar 2015 alle Aktiven im Crowne Plaza Hotel Wiesbaden zum Austausch und gegenseitigen Kennenlernen. Und wie schon in den letzten Jahren unterstützte das Haus die Veranstaltung äußerst großzügig durch die kostenlose Bereitstellung der Räumlichkeiten, der Technik und des gesamten Caterings für die insgesamt ca. 180 Gäste. Gekommen waren Vertreter der beteiligten Unternehmen, Schulen und außerschulischen Einrichtungen, „WiesPaten”– Lehrerinnen und –Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler, die im Rahmen des diesjährigen Festes die Gelegenheit wahrnehmen wollten, über ihre eigene Gruppe hinaus die „WiesPaten”–Unternehmen und Fördergruppen kennenzulernen, sich auszutauschen und vielleicht die eine oder andere Idee für das zweite „WiesPaten”–Halbjahr zu entwickeln. WiesPaten ist eine Initiative, die bildungsbenachteiligten Kindern und Jugendlichen (meist mit Migrationshintergrund) hilft, ihre Schullaufbahn zu meistern. Im Mittelpunkt steht ein regelmäßiger Förderunterricht, der von Paten-Unternehmen finanziert wird. Ergänzt wird der Förderunterricht durch Angebote, bei denen Foto: © Nico Becher

– DANKESCHÖN die Kinder und Jugendlichen mit „ihrem” Unternehmen gemeinsam aktiv werden. Damit werden nicht nur Sprachkompetenzen gefördert, sondern auch weitere Schlüsselkompetenzen, Selbstbewusstsein oder soziale Kompetenzen, entwickelt. Die Aktivitäten der Unternehmen und Fördergruppen reichen von gegenseitigen Besuchen in der Schule und im Unternehmen, Bewerbertraining, Bau eines Kerzenleuchters, Schreiben eines Sketches oder Teilnahme an der Aktionswoche „WIESBADEN ENGAGIERT!” bis zu kulturellen Unternehmungen wie Theater- und Museumsbesuchen. Zum ersten Mal starteten dieses Jahr zwei WiesPaten-Reisegruppen ins Ausland. 13 Schülerinnen und Schüler aus den zwei WiesPaten-Gruppen an der Wilhelm-Heinrich-von-RiehlSchule besuchten mit “WiesPaten International” die Wiesbadener Partnerstadt San Sebastian. Ermöglicht haben dies nicht zuletzt die beiden Patenunternehmen Huhle Stahlbau sowie die Nassauische Sparkasse (WIESBADENER/KULTIPP berichtete). Begleitet von den beiden WiesPatenLehrkräften und Unternehmenspatin Sabine Feuerstein von der Naspa, erwartete die Jugendlichen in Spanien ein abwechslungsreiches Programm. Etwas zeitversetzt verreiste eine

weitere WiesPaten-Schülergruppe der beiden Paten-Unternehmen A+E Fischer Chemie sowie Baumstark und Brömer & Sohn und besuchte die Partnerstadt Tunbridge Wells in England. Die WiesPaten, also die engagierten Unternehmen, sind Macher, die sich aktiv in die Gesellschaft einbringen, mitgestalten und Probleme anpacken. Nur in einem gesunden Umfeld lassen sich auch gute Geschäfte machen, das haben die WiesPaten erkannt. Deshalb fördern sie die Integration von Jungen und Mädchen in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt. Aktuell sind es 16 Patenunternehmen, eine beachtliche Zahl, auf welche die Schirmherrin Frau Elisabeth Ganss, Vorsitzende des IHK-Ausschusses “Gesellschaftliche Verantwortung”, stolz ist, wie sie an diesem Abend in ihrer Dankesrede sagte. Werden Sie WiesPate! Interessierte Unternehmen kontaktieren Frau Karoline Deissner im Amt für Soziale Arbeit, CC-Servicebüro Konradinerallee 11 65189 Wiesbaden Tel. 0611 – 31 54-66, Mail. cc.servicebuero@wiesbaden.de www.wiespaten.de WIESBADENER 41


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auf dem Ende des 19. und dem 20. Jahrhunderts lässt sich durch das explosive Anwachsen Wiesbadens zur Großstadt und der damit einhergehenden Verstärkung der Migrationsprozesse erklären.

Mirella Mattiuz im Eiscafé Venezia

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is aus Italien, Oliven aus der Türkei, Couscous aus Marokko, Glasnudeln aus China und Blinis aus Russland: Viele Gerichten aus aller Welt bereichern seit vielen Jahren die heimischen Speisekarte. Mitgebracht wurden sie von Einwanderern, die nicht erst seit den “Gastarbeiter-Jahren” nach Deutschland kamen. Bereits seit über 100 Jahren sind internationale Lebensmittel auch in Wiesbaden beliebt und haben Einzug in die deutsche Küche gehalten. “Integration ist ein Genuss” heißt daher die Ausstellung im Wiesbadener Schaufenster Stadtmuseum, die vom Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Völkerverständigung und Integration der Stadtverordnetenversammlung und dem Dezernat

für Schule, Kultur und Integration angeregt wurde. Die Verbindung von Kultur und Integration unter einem gemeinsamen Thema zeigt, wie es der Kultur hervorragend gelingt, Menschen zusammenzubringen und Gesellschaft gemeinsam zu gestalten. Die Ausstellung erzählt mit einzelnen Geschichten über Restaurants, Geschäfte und Produkte, wie die Prozesse der Migration und Integration die Wiesbadener Gesellschaft über Jahrhunderte hinweg bereicherten und prägten. Dabei wird der zeitliche Rahmen bewusst weit gewählt, um die Bedeutung von Migration und Integration als grundlegende historische Prozesse zu unterstreichen. Der dennoch entstehende Schwerpunkt

Das Stadtmuseum und der Verein “MigraMundi e.V.” haben die Ausstellung mit finanzieller Unterstützung des Amtes für Zuwanderung und Integration verwirklicht. 21 ehrenamtliche Kuratoren recherchierten Geschichten der ersten internationalen Restaurants und Lebensmittelgeschäfte in Wiesbaden oder sammelten Informationen zu speziellen exotischen Nahrungsmitteln. Die Gruppe der Kuratoren war international zusammengesetzt. Wiesbadener aus 15 Nationen, inklusive Deutschland, haben sich mit viel Freude an den aufwändigen Recherchen beteiligt. Die Ergebnisse der Recherchen sind gemeinsam mit den Mitarbeitern des Stadtmuseums und von “MigraMundi” zu einer Ausstellung zusammengestellt worden. Nun wird gezeigt und dargestellt, wie die Wiesbadener Ananastörtchen entstanden, wie das spanische Lebensmittelgeschäft “Pons und Castaner” die Früchte des

AUSSTELLUNG STADTMUSEUM: INTEGRATION IST EIN GENUSS 42

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GRIECHISCHE LEBENSART IN DER TAVERNE NIKO Als gebürtige Russin wollte die Kuratorin Elena Binfet die Geschichte russischer Lokale in Wiesbaden recherchieren. Doch sie fand dazu keinerlei Hinweise. Dafür lernte sie Niko Katsolidis kennen. Dieser hatte schon von 1970 bis 1976 in Wiesbaden gelebt, bevor er seinen 27-monatigen Militärdienst in Griechenland antreten musste. Nach der Rückkehr in seine neue Heimat im Rhein-

Südamerikanisches Flair im „Sombrero Latino” Die Kuratorinnen Maria Isabel Ernekr und Olga Beatriz Calero Maldonado stammen aus Argentinien und leben schon lange in Wiesbaden. Kein Wunder, dass sie zum argentinischen Restaurant Sombrero Latino in Wiesbaden recherchiert haben. Die Idee eines südamerikanischen Restaurants entstand bei einem Treffen von Latinos in Wiesbaden und nahm schnell Gestalt an. Im August 1997 war ein Restaurant in der Adolfstraße frei geworden und im Oktober 1997 feierte Gustavo González Valle die Verwirklichung seiner Idee. Gerade einmal fünf einfache Mahlzeiten wie Nachos, Burritos und Tacos standen auf der ersten Speisekarte und doch war der entscheidende Anfang

Main-Gebiet arbeitete er zunächst als Kellner im griechischen Restaurant Mykonos, bis er 1978 all seinen Mut zusammennahm und sein eigene Taverne Niko in der Weißenburgstraße eröffnete. Die ganze Familie packte mit an und freute sich von Anfang an über den regen Zulauf vieler deutscher Gäste. Es waren die Jahre, in denen sich Griechenland bei den deutschen Urlaubern größter Beliebtheit erfreute, und so nutzten viele

Gäste die Möglichkeit, in der Taverne Niko ein wenig griechische Lebensart mitten in Wiesbaden zu genießen. Dazu gehörten nicht nur Gyros, Souflaki und Moussaka, sondern auch lange Öffnungszeiten und griechische Lieder mit Gitarrenbegleitung.

gemacht. Im „Sombrero” wurde argentinische Tradition gelebt. Man konnte Tango tanzen, gutes argentinisches Fleisch essen, Mate-Tee trinken und sich für die uns für die argentinische Fussballnationalmanschaft begeistern, deren Spiele übertragen wurden.

Kuratorin Maru Ernekr mit Gustavo und Osvaldo

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Foto oben: Konditorei Kunder in der Museumsstraße, Foto aus dem Privatbesitz Familie Brandt. Foto links: Das spanische Lebensmittelgeschäft Pons und Castaner, Foto aus dem Privatbesitz Ottilie Virgili.

Südens nach Wiesbaden importierte, wie zum ersten Mal italienisches “Gelato” den Weg nach Wiesbaden fand, was es im ersten portugiesischen Lokal Wiesbadens zu essen und trinken gab, was im “Damou Markt” verkauft wurde und wie die Römer den Wein nach Wiesbaden brachten. Die Geschichte der Integration – auch der kulinarischen – ist sehr umfangreich und spannend.

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Die Ausstellung wird von einem reichhaltigen Rahmenprogramm begleitet. Die ehrenamtlichen Kuratoren bieten Führungen in verschiedenen Sprachen an. In kulinarischen Stadtspaziergängen erkunden die Teilnehmer die Köstlichkeiten in der Innenstadt. Angetan vom Projekt des Stadtmusuems, reiste Maria Isabel Ernekr nach Argentinien, um sich mit Gustavo zu treffen und ihn nach weiteren Anekdoten und Fotos aus der Geschichte des Sombrero Latino zu befragen. Er ist sich bewußt, dass er mit seinem Wirken in Wiesbaden Spuren hinterlassen hat. Als er sich zur Ruhe setzte, widmete ihm der Wiesbadener Kurier einen sehr herzlichen Artikel. „Integration ist ein Genuss” – Ausstellung im Schaufenster Stadtmuseum Ellenbogengasse 3-7 65185 Wiesbaden. Dauer: bis 24.05.2015; geöffnet Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr www.stadtmuseum-wiesbaden.de


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Je suis Satire! Guntram Eisenmann mit dem Motivwagen, der „sicherheitshalber“ ohne das Schild im Zuch mitfuhr.

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e suis Satire! Wiesbaden galt kurzzeitig als Fassenachts„Hochburg». Ein bundesweiter Medienhype um den Motivwagen zum Thema närrischer Bleistift und Meinungsfreiheit war dran schuld. Montags vor dem dollen Wochenende war die rollende Dacho-Karikatur zum Thema „Narrenfreiheit ist Meinungsfreiheit!» fertig. Das fassenächtliche Wochenende konnte kommen. Dann schickte Köln im

größten Rosenmontagszuch der Republik seinen Charlie HebdoWagen nicht uff die Gass. Die Blicke richteten sich auf Wiesbaden. Hier zog aus Verantwortung und nach entsprechenden Beratungen mit den Sicherheitsbehörden die Dacho ihren Motivwagen noch am selben Tag zurück. „Es hat uns allen wehgetan, diesen mit Herzblut gebauten Wagen, der unsere Grundrechte demonstriert, nicht fahren zu lassen», bekennt der Künstlerische Leiter Guntram

Eisenmann zwei in seiner Brust schlagende Herzen. Der Grat zwischen Verantwortung für das Publikum und die gelebte Meinungsfreiheit ist gefährlich schmal. Das Motiv Narrenfreiheit war aber für das närrische Wiesbaden nicht gegessen. Dienstags war die Skizze für das Ersatz-Motiv fertig, in Rekordzeit und mit Nachtschichten wurde der Ersatz-Wagen „Je suis Satire!“ gebaut. Nach dem Terroranschlag in Kopenhagen

Je suis Satire! Lachen über Gott und die Welt Von (nicht nur) närrischer Meinungsfreiheit uff de Gass und im Saal WIESBADENER 45


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dem Motivwagen im Zuch mit und sah in der multikulturellen Bleichstraße „nur fröhliche Gesichter“. Zustimmung hatten ihm Muslime aus dem Bekanntenkreis auch zum ersten Motiv signalisiert, das ihnen beschrieben wurde: „Die hatten kein Problem damit.“ Doch der bitteren Enttäuschung und der Frustration mit hohem Ruhepuls steht die Einsicht gegenüber: „Kein Motivwagen der Welt ist eine Gefährdung von Menschen wert. Wir leben alle auf einer runden Kugel.“

Der „Sockel“ des zurückgezogenen Motivwagens

am Fastnachtssamstag und dem wegen Terrordrohung abgesagten Karnevalszug in Braunschweig am Fassenachts-Sonntag beugte sich die Dacho eine Stunde vor Zugbeginn um „High-Noon“ den Sicherheitsbedenken. Das Schild „Je suis Satire!“ wurde demontiert. Der breitbeinige Narr auf dem Bleistiftgeschütz streckte jetzt die Arme mit leeren Händen gen Himmel. Aber er grinst von einem Ohr zum anderen. Naturgemäß war Guntram Eisenmann „not amused“ über das „Entschärfen“. Er lief direkt hinter 46

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Und soo war das mit der „Hochburg“ von der Dacho auch gar nicht gemeint. Die Dachorganisation Wiesbadener Karneval 1950 e.V., in der knapp 40 närrische Vereine organisiert sind, hatte als Motto der Kampagne 2014/15 ausgerufen: „Wiesbaden – die närrische Hochburg unter den Nicht-Hochburgen“. Eine kleine Hommage an Dacho-Ehrenkäptn Werner Mühling, der als bekennend „Naturbekloppter“ den Titel erfunden hatte, war der Slogan auch. Der runderneuerte Dacho-Vorstand um den neuen Vorsitzenden Simon Rottloff will die Straßenfassenacht forcieren, hatte über die aktuellen Motivwagen HSK; Windkraft, Frauenquote, OB mit „Sprengkraft“, Meinungsfreiheit der Narren abgestimmt. Das Wagenbau-Team um den neuen künstlerischen Leiter Guntram Eisenmann ging mit Elan und Herzblut an die Arbeit. „Ein Motivwagen ist eine rollende Karikatur.“ Die erste Version des Motivs Meinungsfreiheit zeigte dem Terror einen nackten Hintern,

war nach dem Charlie-Hebdo-Attentat in Paris aber obsolet. Umswitchen war angesagt. Im neuen Motiv mutierte der „Stinkefinger“ zum vierfarbigen Bleistift und spießte einen mit Kalaschnikoff und Messer bewaffneten Terroristen auf die Spitze. Derweil hieß es bei närrischen Umtrieben in den Sälen „Lachen über Gott und die Welt“. Närrinnen und Narhallesen lasse sich des Feiern nit verbiete, nehme auch kein Blatt vor den Mund. Beim furiosen Wochenende der Großfamilie des Carneval Clubs Wiesbaden 1954 e. V. mit Viersterne-Budenzauber und dem Brückenschlag in die Region war die närrische Ge-Volk-schaft von Gott Jokus vor Lachen aus dem Häuschen. Natürlich machten diverse Büttenreden den verheerenden Mordanschlag von Paris zum Thema. CCW-Debütant Guntram Eisenmann, als Karikaturist und Freund der klaren Kante beliebt, trat als „Mann vom Altpapier“ in Müllkutschermontur auf. Der wortgewaltige Ironman trug einen „Je suis Charlie“-Buttton und kündigte an, er lasse sich nicht die Meinungsfreiheit und schon gar keinen Fassenachts-Wagen mit dem spitzen Bleistift der Karikatur verbieten. CCW-Erz-Schelm Helmut Fritz geißelte das Gesundheits-Unwesen mit „Bett-Pfannen zum selber Kochen“, definierte eine Darmspiegelung als „rectalen Hausfriedensbruch“ und wurde bei seiner „Zugabe“ sehr ernst. Der für intelligente Büttenreden geschätzte Narr nannte Mord als Verbrechen beim Namen und bekannte in


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der Bütt: „Wir alle sind Charlie.“ In der prall voll besetzten Gudd Stubb machte die 59. Dacho-Prunksitzung ihrem Namen alle Ehre. „Wir lachen über Gott und die Welt“, gab Dacho-Sitzungspräsident Peter Beuth auf offener Bühne im Kurhaus der Landeshauptstadt klaren Kurs vor. Rheinische Frohnatur, Strumpfhosenprinz der Taunussteiner „Gockel“ und hessischer Innenminister, gelobte der Kölsche Jeck mit Blick auf die Historie der Fastnacht das Hochhalten von (Meinungs-)Freiheit und kulturellen Werten – und sprach dem närrischen Volk aus der Seele. Von der ebsch Seit` wagte sich OB Michael Ebling aus Meenz über die Brück und wurde per Dacho-Orden integriert. Vom „deutschen Michel“ alias Bernhard Knab kriegte er mit dem „Goucho-Gang“ sein Fett weg - „so gehen die Meenzer“. Der kabarettreif wirkende Narr trug als Hommage an „Charlie Hebdo“ einen Bleistift wie einen Orden. Als Rapper forderte der scharfzüngige Redner von der Politik „Mut gegen die Hetzerbrut“. Am Fassenachtswochenende mit Straßenfest und Kinderumzug kam der erste Bürger in rotgoldener Livree. Wolfgang Nickel war als Parlaments-Zirkusdirektor gut zu erkennen. OB Sven Gerich ging als Roter Freibeuter durch und rückte in rekordreifem Tempo Stadtschlüssel und süß gefüllte Stadtkasse raus. Rund um den großen FassenachtsUmzug waren etwa 400.000 närrisch Gesinnte auf den Beinen. Der „gewagte“ Wagen war als „poli-

tisch korrekter Motivwagen“ mit rotem Stempel versehen. Motto: „Wir entschuldigen uns schon jetzt bei allen Radikalen Floristen für eventuelle Beleidigungen.“ Als Dynamit-Sven legte OB Gerich die Lunte an das ungeliebte R+V-Hochhaus, der Pulverdampf rauchte. Der Personalkahlschlag an den HSK stellte den Doc draußen vor die Tür auf der Suche nach einem Job, ein bluttriefender Patient soll lesen „Wie operiere ich mich selbst.“ Von wegen E-Mannzipation. Bei der Dacho zeigt ein Typ im Vierfarbock auf Stöckeln die „zu 100 % erfüllte Frauenquote“. Windräder auf dem Taunuskamm? Aus dem Rathaus strömt „saubere heiße Luft“.

halten sich Augen, Ohren und Mund zu: „Terror hat nichts mit Religion zu tun“. Klare Kante zeigte der Wagen mit dem schwarz Vermummten, der mordlüstern einen Mann ohne Kopf verfolgt mit bluttriefendem Messer. Der Flüchtende präsentiert das Satire-Magazin Charlie Hebdo mit „7 Millionen Auflage“. Eine Comic-Sprechblase aus dem Hals brüllt den Terroristen an:„Satire kann man nicht töten!“ Test und Fotos: Gesine Werner

Der schwarz Vermummte mit Kalaschnikow auf dem vierfarbbunten Bleistift der Meinungsfreiheit

Auf den Dacho-Motivwagen mit der Zugnummer 29 hatten sich in den Tagen zuvor manche Medien kapriziert. Die Dacho war zum Kneifen nicht bereit, vor närrischem Spott war Niemand gefeit. „Wir beleidigen und demütigen keinen Menschen und keine Religion. Wir legen den Finger in offene Wunden und halten allen den Eulen-Spiegel vor.“ Also sitzt der rotnasige Reiter auf der Bleistift-Kanone mit Blick auf die Information: „Stärker als alle Eure Waffen! Artikel 5 Grundgesetz: Unsere Meinungsfreiheit“. Am Rosenmontag tags darauf in Mainz fuhr auch ein Grundgesetz auf dem Motivwagen mit, hier hieß es in Anspielung auf den angeblich islamfeindlichen Kabarettisten Dieter Nuhr: „Hier gelte Nu(h)r ich!“ In Düsseldorf ließ es Wagenbauer Jaques Tilly nicht an Deutlichkeit fehlen. Drei islamische Geistliche WIESBADENER 47



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