
15 minute read
Meran er kun mitt fødested …“
from Passeirer Blatt
Luis auf dem „Stoltzenkleiven“ vergangenen Mai – im Hintergrund sieht man Bergen Foto: Privat
Ich habe Sie gegoogelt. Sie sind 1966 in Meran geboren und in Gomion aufgewachsen … Zur Geburt in Meran kann ich nur sagen, dass ich oft darauf angesprochen werde. Als ich eine der wichtigsten Figuren in meiner Arbeitswelt getroffen habe – Georg Henrik von Wright aus Finnland – sagte er: „Sie sind in Meran geboren; dort habe ich meine besten Jugendjahre verlebt und ich bin so froh, dass ich jetzt einen Meraner treffe.“ Dann sagte ich: „Nei, Meran er kun mitt fødested …“ – auf deutsch: „Nein, in Meran bin ich nur auf die Welt gekommen …“, weil man musste halt, bös gesagt, nach Meran ins Spital fahren, um dort zu gebären. Ansonsten hatte ich mit Meran wenig zu tun. Ich bin in Gomion und St. Leonhard aufgewachsen und danach wahrscheinlich erst wieder mit sechs Jahren einmal nach Meran.
Advertisement
Wie haben Sie Ihre Kindheit in Gomion erlebt?
Ich habe immer in der Gegend vom heutigen Manggerhof gewohnt. Als ich geboren bin, hatte mein Vater einen Job als Seilbahnbauer. Er war damals noch kein Bauer und hatte diesen Beruf und meine Mama hatte den Beruf der Hausfrau. Ich war das jüngste von vier Kindern und wir sind zuerst in einem Haus neben dem Manggerhof in Miete gewesen und später hat mein Vater daneben ein Haus gebaut, wo jetzt meine Schwester Christl wohnt. Erst später hat mein Vater von seinem Onkel und seiner Tante den Manggerhof übernommen.
Als Kind hat man die ganzen Arbeiten getan, die man als Kind hat auf einem Hof tun müssen. Ich war nach der Volksschule in Gomion in der Mittelschule in St. Leonhard und dann bin ich in dieses Johanneum ins Gymnasium Lyzeum. Dieses gibt es ja heute in dieser Form nicht mehr; es war ein katholisches Internat, nur für Jungen. Dieses habe ich fünf Jahre besucht und von dort bin ich dann nach Innsbruck. Das eine ist ins andere übergegangen.
War es in Ihrer Generation schon üblich zu maturieren?
Meine Schwester Anna hat die Lehrerbildungsanstalt gemacht, das war wohl auch damals schon nicht so speziell. Als Lehrer*in musste man maturieren. Von meinen Freund*innen aus Gomion haben nur wenige maturiert. Auf der anderen Seite ist aber alles total schnell gegangen: Die ganze Entwicklung war ja so rasant in den 70ern. Sowohl die Entwicklung auf dem Bauernhof, die sonstige zivilisatorische Entwicklung als auch diese ganze Schulentwicklung, ob man nach der Mittelschule noch weiter Schule geht: das hat sich sehr schnell geändert. Bei mir war vielleicht entscheidend, dass ich gerne Schule gegangen bin, auch deswegen, weil ich dadurch den ganzen Bauernhofarbeiten etwas entkommen bin. Schule war dann so ein Freiraum und eine Freizeit, die ich immer sehr gerne gemacht habe. Ich habe oft diese Aufforderung bekommen, weiterzumachen und habe mitbekommen, dass andere Leute zu meinen Eltern gesagt haben, „dass der Bue studieren soll“. Da waren sicher meine Tante Gretl, die heute noch lebt und mittlerweile weit über 90 Jahre alt ist, die Schwester von meinem Vater, und ein Bruder meines Vaters, ein Kapuziner, so wie auch eine Schwester meiner Mutter, die Tante Threse, die immer sagten „Der Luis, der muss studieren!“. Sie haben gesehen, dass ich das gern tue und dass ich auch weiterkomme. Für mich war das natürlich. Für meinen Vater war das aber nicht so natürlich. Mein Tata war, wie ich finde, ein sehr intelligenter und technisch sehr begabter Mensch, so wie viele andere Leute eben auch ohne höhere Schulbildung sehr gescheit waren und sind. Man ist entweder auf dem Hof geblieben, hat einen Hof übernommen, oder ist Handwerker geworden oder Priester oder Doktor – es gab da noch ein paar andere gewöhnliche und akzeptierte allgemeine Wege, aber nicht so viele. Man hat einen ordentlichen Beruf gelernt und nicht so etwas wie ich – Philosophie! Wenn das meinem Tata von Anfang an klar gewesen wäre, dass ich als Philosophieprofessor ende, dann glaube ich, wäre er überhaupt nicht begeistert gewesen. Meine Mama hat einmal, natürlich nicht zu Unrecht, gesagt: Philosophie, das ist so etwas wie – Luft. Aber irgendwie hat sich das dann einfach so und gut entwickelt. Später hat sich mein Tata nicht mehr so eingemischt. 1990, als ich nach Norwegen bin, habe ich das auch meinem Tata erzählt und der hat das dann auch akzeptiert.
Ich war mit der Kirche in St. Leonhard sehr verbunden; dort habe ich ministriert. Als kleiner Knirps bin ich um sechs Uhr in der Früh los, die gefährliche Straße entlang, um bei der ersten Messe in St. Leonhard zu sein. In Gomion hatten wir auch einmal die Woche ein Kirchen.
Warum haben Sie sich entschieden, nach Norwegen zu gehen?
Die Möglichkeit, nach Norwegen zu gehen, kam für mich aus heiterem Himmel. Ich habe an der Theologischen Fakultät in Innsbruck Philosophie studiert. Manchmal habe ich auch einen Kurs auf der GeiWi besucht, bei Professor Allan Janik. Dieser hatte Beziehungen zu Norwegen, weil er ein bekanntes Buch zum Philosophen Ludwig Wittgenstein geschrieben hatte und die norwegischen Philosoph*innen waren sehr interessiert an ihm und seinem Buch.
Für das geplante WittgensteinArchiv in Bergen fragten sie Janik, ob er ihnen helfen könnte, geeignete Leute für das Projekt zu suchen, um die Schriften Wittgensteins zu transkribieren und herauszugeben. Ich hatte zu dieser Zeit einen kleinen Posten am Institut für Philosophie an der Theologischen Fakultät und weil es noch kein Handy gab, kam der Anruf von Allan Janik am Institut. Ich war nicht da und so wurde mir später gesagt, dass Prof. Janik angerufen habe. Es gäbe ein Projekt zu Wittgenstein in Norwegen und ich muss mich dafür bewerben. Das war im Mai 1990 – vor ungefähr 33 Jahren. Ich wollte nach dem Studium nicht unbedingt wieder zurück nach Südtirol, um an der Schule zu unterrichten.
Es waren alles Zufälle. Ich könnte genauso Mittelschullehrer in St. Leonhard sein oder in Polen leben. Aber Bauer und Pfarrer könnte ich nicht sein, schon allein aus dem Grund, weil ich nicht jeden Morgen gezwungen sein will, früh aufstehen zu müssen. Da war ich schon froh, dass mein Bruder Sepp den Hof übernommen hat.
Ich hätte auch eine Zukunft am Philosophischen Institut an der Theologischen Fakultät in Innsbruck haben können. Aber es hat mich gereizt, einfach mal weiter weg zu gehen – diese norwegische Auslandserfahrung zu machen. Und dann habe ich tatsächlich die Stelle bekommen. Jedoch nie mit dem Gedanken, mein restliches Berufsleben hier zu bleiben.
Zuerst waren es einmal drei Monate – eine Probezeit – und dann habe ich bis 1993 die Stelle behalten und habe Ende 1993 gekündigt. Ich hatte eine Freundin aus Polen – meine heutige Frau, Katarzyna – und ich bin mit ihr dort hin. In Polen ist 1996 unsere Tochter auf die Welt gekommen. Ich bekam in der Zwischenzeit ein Stipendium auf der Universität in Bergen – was mir erlaubte weiterhin in Polen zu bleiben aber meine Doktorarbeit für die Universität Bergen zu schreiben. Danach sind wir wieder zurück nach Norwegen, wo ich ab 2001 das Archiv in leitender Funktion übernommen habe. Dieses Archiv hat keine WittgensteinOriginale, aber wir sind ein Projekt, welches Wittgensteins sämtliche Schriften transkribiert hat und heute für alle kostenlos im Internet zugänglich macht.
Wie sind Sie überhaupt zur Philosophie gekommen?
Sprache war für mich immer interessant und mit vielen Fragen verbunden. Diesen Fragen konnte ich nachgehen, wenn ich auf der Wiese war – im Sommer hieß es aufstehen und auf die Wiese gehen: worpm –kearn – strangen – ochn mochn – nochrechnen – Fotzn trogn – Tragler ochnziechn – gorgern – Schwedenreiter olegn (skandinavische Heuernte!) … Man war so viel Zeit auf der Wiese und man hatte so viel Zeit nachzudenken über alles Mögliche. Vor allem Sprache und Kommunikation waren für mich immer etwas Interessantes.
Wie kommunizieren Sie in Norwegen?
Ich kommuniziere in einem Mischmasch. In Bergen unterrichte ich auf Norwegisch und Englisch. Wenn ich Vorträge halte oder Publikationen schreibe, sind diese vorwiegend in englischer Sprache. Das Englisch, was ich spreche, ist vor allem jenes von Anträgen, Artikeln und Vorträgen – aber weniger das Englisch, mit dem ich in der Alltagswelt präzise funktionieren würde oder und auf der Straße richtigen Smalltalk machen könnte (liegt mir auch nicht). Mein Norwegisch hingegen ist jenes, welches beim Einkaufen und in der Alltagsunterhaltung ohne größere Hürden funktioniert. So auch mein Polnisch. Zu Hause reden wir alles: von Polnisch bis Hochdeutsch bis Passeirer Dialekt bis Norwegisch. Leider ist mein Italienisch sehr schwach. Das tut mir u.a. deswegen so leid, weil ich viele gute fachliche und freundschaftliche Beziehungen zu Italien habe. Italienisch möchte ich noch einmal wieder besser sprechen.
Gibt es einen Begriff auf Deutsch, den Sie im Norwegischen nicht haben?
„Es tuat huemelen“ – das kann man so auf Norwegisch wahrscheinlich nicht sagen. Was ich aber als nicht übersetzbar oder paraphrasierbar (beschreibbar) oder eigentlich gar nicht verbalisierbar finde, sind gewisse sehr mit Gefühlen, Sentiment verbundene Erinnerungen, die ich aus der Kindheit habe. Ganz sinnliche Erinnerungen, wie die Erinnerung der Julihitze, mit dem Grillengezirpe in der Nacht, oder gewisse Farben im Frühling und Herbst, oder die Adventszeit (das Moos zwischen den Fenstern) und die Freude auf und zu St. Nikolaus und Weihnachten: wenn man am frühen Morgen in die Stube mit den (wenigen) Geschenken auf dem Tisch kommt. Hier empfinde ich so Stimmungen, die ich in Worte nicht fassen kann. In Bergen gibt es die Jahreszeiten nicht so sehr, was mir sehr sehr fehlt. (Nachtrag: Aber jetzt im Mai habe ich auf Fløyen den Kuckuck gehört, was mich sehr gefreut hat. Wenn hier im Mai mal schönes Wetter ist, gehe ich schon fast mit der Erwartung auf den Stoltzen und Fløyen, um den Kuckuck zu hören!)
Wenn etwas nicht übersetzbar ist, dann sind es Stimmungen und Erinnerungen, Gefühle, Weltwahrnehmungen, die ich in meiner Kindheit erlebt habe. Wie einen Herbst mit den goldgelb orangen Lärchen.
Was schätzen Sie an Südtirol und Norwegen besonders, was fehlt Ihnen in Norwegen?
Ich kann eigentlich nicht über das Südtirol von heute reden, weil ich ja schon lange nicht mehr dort wohne. Aber ich kann sagen, was ich an Norwegen schätze: Die Gesellschaft ist im Allgemeinen eine sehr fröhliche, mit einer sehr stabilen Grundfreundlichkeit, die man einander entgegenbringt. Man wird auf Behörden viel freundlicher und entgegenkommender behandelt als in Österreich, Südtirol, Polen oder die anderen Gesellschaften, die ich kenne. (Ich habe mich auf der Gemeinde in St. Leonhard immer gut behandelt gefühlt!) Dieses freundliche Grundverhalten würde mir irgendwo anders sicher sehr fehlen. Abgesehen von meiner Familie, hält mich vor allem die Arbeit in Norwegen. Wenn diese beiden nicht wären, dann wären es das schöne Wetter, das kontinentale Klima und auch vieles Andere, was mir hier fehlen würde. Mir fehlt hier in Bergen auch diese einfache Möglichkeit, eine schöne Bergwanderung zu machen und die Wanderung mit einem einfachen, aber guten Essen im Gasthaus zu verbinden (braucht nicht Fleisch zu sein!). In Bergen regnet es leider sehr viel, und wenn man mal wo rauf möchte, dann muss man sich erst oft durch viel Moor und sumpfiges Gelände durchkämpfen – in der Gegend von Bergen jedenfalls. Aber es gibt natürlich sehr viele wunderschöne Plätze und Ausflugsziele in Norwegen: Zu meinen Lieblingswanderungen in und um Bergen zählen die auf Stoltzen, Damsgårdsfjellet und Glesvær; ansonsten liebe ich in Norwegen Sola Strand bei Stavanger und Andøya auf Vesterålen.
Werden Sie nach Passeier zurückkehren?
Früher habe ich immer gesagt, für die Rente möchte ich nicht hier in Norwegen bleiben. Da möchte ich in Südtirol im Altersheim sein und watten. Aber da komme ich heute ja nicht mehr hin, weil da müsste man die Staatsbürgerschaft oder den Wohnsitz dort haben, glaube ich. Ich könnte gleichgut in Polen oder irgendwo anders sein, aber nicht unbedingt in Bergen. Wenn ich meinen Job hier nicht mehr habe, weiß ich nicht, wie sehr ich noch hierbleiben möchte.
Lieber Alois, ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute und viel Freude bei Ihrer Arbeit! Danke für dieses anregende und vor allem sehr persönliche Gespräch!
Elisa Pfitscher
Sicht/Weise
8 fRAG en A n 2 Gene RA tionen
Roman Kofler 94 Jahre aus Moos
1. Mein Lieblingsort in Passeier? Mein Lieblingsort ist Heiligbichl, in Moos
2. Was schaust du am liebsten im TV? Am liebsten schaue ich Gesundheitsberichte und volkstümliche Sendungen.
3. Du bist Fan von? Ich bin Fan von der Schauspielerin Christine Neubauer
4. Was wolltest du werden, als du jünger warst? Nach drei Jahren Franziskaner Gymnasium stoppte das Studium wegen des 2. Weltkrieges, da aus dem Gymnasium ein Lazarett wurde. Nach einigen Jahren reifte in mir der Wunsch, Tischler zu werden. Was wäre aus mir geworden, wenn ich weiter studiert hätte?
Von 1951 bis Mai 1952 war ich beim Militär in Piacenza. Danach hat mich meine Schwester ersucht nach Moos zu kommen, sie hatte dort eine Bäckerei gepachtet. Ich habe dort meine liebe Frau gefunden und am 26. 11. 1956 geheiratet.
5. Was machst du mit einem Lottogewinn? Ich würde den Gewinn zum Teil für wohltätige Zwecke aufteilen.
6. Was bedeutet für dich Luxus? Luxus bedeutet mir nicht viel.
7. Was wäre dein Traumreiseziel? Gerne würde ich ein Schiffsreise in die Ägäis zu den griechischen Inseln machen
8. Was bedeutet für dich Heimat? Heimat ist für mich da, wo man sich wohlfühlt, Familie hat und sich freut und wo man Liebe finden und geben kann.
Marie Mössmer 12 Jahre aus St. Martin
1. Lieblingsort in Passeier? Jugendtreff
2. Was schaust du am liebsten im TV? Der Bergdoktor. Das ist einfach richtig cool.
3. Du bist Fan von? Schlagermusik.
4. Was möchtest du später werden? Physiotherapeutin
5. Was machst du mit einem Lottogewinn? Die Hälfte spenden, die Hälfte behalten. Ja, und dann ein Haus kaufen.
6. Was bedeutet für dich Luxus? Ein Dach über dem Kopf und ein Handy.
7. Was wäre dein Traumreiseziel? Hawaii oder Island
8. Was bedeutet für dich Heimat? Ich finde Heimat ist dort, wo meine Freunde und Familie sind.
Die Fragen wurden von Erika Pixner im Seniorenwohnheim St. Benedikt gestellt.
Die Fragen wurden von Leonie Rita Pichler im Jugendtreff St. Martin gestellt.
Fotografen wissen, wie man andere perfekt in Szene setzt, sie haben ihren festen Platz hinter der Kamera und sind es nicht gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Für dieses Interview haben sie eine Ausnahme gemacht und ich durfte mich mit dem Berufsfotografen Benjamin Pfitscher und dem Hobbyfotografen Sepp Pixner zum Interview treffen.
Sie waren beide bestens gerüstet, um mir möglichst detaillierte Informationen zu Technik, Equipment, Belichtungszeiten und Objektivwahl zu geben, doch nicht eine Frage hatte ich in diese Richtung vorbereitet. Warum? Das alles kann ich auch in allen beliebten Suchmaschinen nachlesen, doch nicht persönliche Erlebnisse, Botschaften, Motivationen und künftige Ziele. Letztere, nämlich künftige Ziele sind das, was beide im Moment etwas in den Hintergrund rücken. „Es gäbe viele persönliche Projekte, die ich gerne umsetzen würde“, sagt Benjamin, „doch dazu fehlt mir im Moment die Zeit.“ Der Berufsfotograf ist gut eingespannt, seine Kunden kommen zum Großteil aus dem Tourismussektor. Auch deshalb ist Benjamin der Meinung, dass ein Foto nie ein Abbild der Realität ist, „natürlich ist es als Fotograf meine Aufgabe,

Toskanische Landschaften
Sepp Pixner hat sein Fotografenherz an die analoge Fotografie verschenkt alles möglichst ideal in Szene zu setzen“, verrät er mit einem Zwinkern. Trotzdem retuschiert er Bilder nie, er sieht es als einen Anspruch an sich selbst, eine Szene bestmöglich darzustellen. Viel Zeit dazu hat er nicht, als Berufsfotograf muss er beim Termin funktionieren, sagt er. Vielleicht hat ihm sein Architekturstudium dabei geholfen, möglichst schnell Formen, Farben und Symmetrien in den richtigen Kontext zu setzen, sodass er bei einem Shooting sicher sein kann, dass die Bilder auch immer „etwas werden“.
Angefangen hat Benjamin mit dem Fotografieren schon als Kind und Teenager, denn er hatte das große Glück, dass ihm sein Onkel seine Kameraausrüstung zur Verfügung gestellt hat und er sie nutzen konnte, wann immer er wollte. Landschaften, Naturschauspiele und Sonnenuntergänge auf dem Becherhaus zählten zu seinen anfänglichen Lieblingsmotiven. Er kann sich immer noch gut an seine erste eigene Kamera erinnern, die er sich mit Nebenjobs selbst finanziert hatte und endlich bestellen durfte. Als die Lieferung zuhause eintraf, war er gerade den Sommer über auf dem Becherhaus auf 3.195 m Höhe, um zu arbeiten. Er ließ nicht locker, bis er seinen Vater dazu überreden konnte, ihm noch am selben Tag die Kamera zu Fuß vorbeizubringen, damit er sie endlich ausprobieren konnte. Wenn er an seine ursprüngliche Motivation für das Fotografieren denkt, so wünscht er sich, dass die Betrachter das Gefühl, das er auf dem Bild einfangen wollte, auch spüren können.

Das sieht auch Sepp Pixner so, seine Zeit zum Fotografieren ist neben Beruf und Familie noch begrenzter als bei Benjamin, aber wenn er Bilder schießt, so sollen sie anderen eine Freude machen. Das, was er nie will, sind möglichst viele Likes, sondern einfach ein ehrlich gemeintes Dankeschön oder ein „die Bilder sind so schön geworden, wir haben so viel Freude damit.“ Sepp Pixner ist eher in der Portraitfotografie zuhause, zurzeit sind seine eigenen Kinder das liebste Motiv, doch auch ihn faszinieren toskanische Landschaften und die Konzertfotografie, mit der er, wie er selbst sagt, die besten Bilder produziert habe. Im Rahmen einer Herbert Pixner Projekt Tour stand er einmal vor dem Wiener Konzerthaus und wollte gerade ein Foto davon machen, als ihm plötzlich eine ältere Dame ihre Handtasche an den Kopf warf und ihn wüst beschimpfte, dass er die Privacy Regeln nicht einhalten würde. Der Fotografenberuf ist also nicht immer nur eitel Sonnenschein oder romantischer Sonnenuntergang, sondern immer auch Herausforderung und eine ganze
Bilder, die Geschichten erzählen
Menge Arbeit. Und genau das ist es auch, wofür sein Herz brennt: die Arbeit hinter einem Foto. Seine Augen leuchten regelrecht, während er davon schwärmt: „Es ist ein unvergleichliches Gefühl, wenn ich das Fotopapier durch die verschiedenen Flüssigkeiten ziehe, anschließend wasche und aufhänge und das fertige Bild endlich sehe, dass ich vor einigen Tagen auf Film gebracht habe. Einzigartig.“ Sepp hat sein Fotografenherz an die analoge Fotografie verschenkt und weiß auch alles, was man darüber wissen muss. Er recherchiert auf Internetforen, in Facebookgruppen und in verschiedenen Sachbüchern das Wie und das Was und das Wo, zum Beispiel wo man den günstigsten Kodak Gold Film herbekommt und wie man das am besten anstellt. „Auf dem möglichst umständlichsten Weg zu einem möglichst unperfekten Foto zu kommen“, das ist die Art und Weise, wie man seine Arbeit als Hobbyfotograf wohl am besten beschreiben würde. Auch für Dritte entwickelt er gerne analoge Filme und nebenbei ist er immer auf der Suche nach alten Kameras, die ihn wieder aufs Neue herausfordern würden. Wenn er ein Vorbild nennen würde, so wäre es Vivian Maier, die neben ihrer Arbeit als Kindermädchen ihre Zeit der Straßenfotografie widmete, die eben heute nicht mehr so ganz einfach sei, sagt Sepp, eigentlich, mit all den PrivacyBestimmungen, fast unmöglich.

Wie ich zu Beginn bereits feststellte, stehen Fotografen nicht gerne im Mittelpunkt, Selbstportraits schießen sie beide nicht gerne und es gibt somit auch nur einzelne davon. Auf die Frage hin, ob sie sich selbst als Künstler sehen würden, antworten beide mit einem eindeutigen „Nein“.

Eure Bescheidenheit in allen Ehren, doch ich bin überzeugt, jede*r von uns ist in irgendeinem Bereich ein wahrer Künstler und ihr beide ohne Zweifel im Erschaffen von grandiosen Bildern. Merci für die inspirierenden Gespräche.
Melanie Gögele
Borkenkäfersituation im Passeiertal
Eine gemeinsame Aktion von Forstverwaltung, Passeirer Gerichtsalmeninteressenschaft, Waldbesitzern und den Gemeinden zur Eindämmung des Befalls.
Die Situation des Borkenkäferbefalls ist im Passeiertal ähnlich wie in anderen Tälern Südtirols. Der Schadholzbestand wird auf ca. 50.000 bis 60.000 m³ geschätzt, betroffen sind vor allem die Sonnenseiten des Tales. Mit großer Sorge beobachten die Verantwortlichen in den Forst und Gemeindeverwaltungen die weitere Entwicklung im heurigen Sommer. Bis Ende des Jahres werden große neue abgestorbene Waldflächen erwartet, was negative Auswirkungen auf den Zivilschutz und letztlich auch auf den Tourismus haben wird. In den Gemeinden St. Leonhard und St. Martin sind die Zonen Platzerberg, Glaiten, Gomion (Gemeindegebiet St. Leonhard), Matatz und Riederberg (Gemeindegebiet St. Martin) besonders betroffen.
Die Förderrichtlinien des Landes besagen, dass das alte, befallene Holz innerhalb April aus dem Wald entfernt werden muss. Ein späteres Entfernen des Holzes bringt keine Erfolge mehr, da der Borkenkäfer bereits ausgeflogen ist und neue gesunde Bäume befällt. Dafür bekommt der Bauer einen Beitrag von € 22/m³ für die Abholzung mit Seilkran und € 17/m³ für die Abholzung mit Seil und Bodenzug.

Um möglichst viel Schadholz aus den Passeirer Wäldern zu entfernen, haben die Vertreter der Interessenschaft Passeirer Gerichtsalmen, die Forstverwaltung und die Gemeinden eine gemeinsame Aktion gestartet. Die Vertreter der Gerichtsalmen, Josef Pichler und Rudolf Gögele, haben gemeinsam mit den Gemeinden große Lagerplätze, möglichst weit entfernt von den Wäldern, ausfindig gemacht. Es wurden 4 Plätze definiert: der Parkplatz der Gemeinde St. Martin beim Gelände ExHoppe, Schotterwerk Gufler Roland, Firmengelände Baufirma Maier Anton in der Mörre und eine Wiese in Stuls. Weiters unterstützt die Interessenschaft die Mitgliedsbauern mit einem Fahrtspesenbeitrag von € 3/m³. Zudem wurde der Kontakt zu einem österreichischen Holzvertreter hergestellt, der € 43/m³ für das Brennholz zahlt. Das Passeirer Schadholz wird nach Deutschland in eine Papierholzindustrie gebracht. Leider war es nicht möglich entsprechende Abnehmer in Südtirol zu finden. Die Gesamtkoordination des Abtransportes aus den Wäldern und die Lagerung haben der Stationsleiter der Forststation St. Leonhard Florian Lanthaler und Johannes Gufler übernommen. Durch diese gemeinsame Aktion konnte in dieser ersten Phase sehr viel Schadholz gemeinsam mit den betroffenen Bauern aus den Wäldern entfernt werden. Jetzt muss versucht werden, dass so schnell als möglich wieder eine natürliche Waldgesellschaft hergestellt wird. Hauptsächlich soll dies durch Naturverjüngung geschehen bzw. mit Aufforstungen nachgeholfen werden. Zudem muss versucht werden Verbissschäden durch Wildtiere und Ziegen so gering als möglich zu halten. Die Auswirkungen dieser großen abgeholzten Flächen auf den Zivilschutz liegen auf der Hand. Die Zunahme der Erosionsschäden durch den instabilen Boden, gefolgt von Steinschlag und Muren sind schon heute ersichtlich, auch die Lawinengefahr steigt im Winter erheblich. Für die Zukunft braucht es ein gemeinsames Handeln von Forstverwaltung, Bauern, Gemeinden und Amt für Zivilschutz, um die Folgeschäden für das Tal so gering wie möglich zu halten.
Rosmarie Pamer