Zagato Swiss

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nationalen Flair, solche des aufstrebenden Kaiserreichs Deutschland mit seiner gigantischen Rüstungsindustrie und solche der noch jungen Automobilindustrie. Als Neunzehnjähriger kehrte er 1909 nach Italien zurück, absolvierte den Militärdienst und arbeitete danach in der Karosserie-Werkstatt Varesina in Varese. Varesina, 1845 gegründet, war als Hersteller von Nutzfahrzeugen vor allem durch seine doppelstöckigen Reise- und Stadtbusse bekannt. Zagato widmete sich an einer Vareser Abendschule dem Studium des Karosseriebaus. Während des Ersten Weltkriegs war er in Turin tätig, bei der 1916 gegründeten Fabbrica Aeroplani Ing. O. Pomilio der Gebrüder Alessandro und Ottorino Pomilio. Dort kam er zum ersten Mal konkret in Kontakt mit der Leichtbauweise und der Aerodynamik, Disziplinen, mit denen er sich sein restliches Leben lang auseinandersetzte. Sie wurden zu seiner Passione, seiner Leidenschaft.

Lieber ein kleiner Chef, als ein grosser Angestellter Ugo Zagato war 29 Jahre alt, als er 1919 in Mailand seine eigene Carrozzeria U. Zagato & C. gründete. „È meglio essere un piccolo padrone che un grande servitore – Lieber ein kleiner Chef sein, als ein grosser Angestellter“, soll er seinen Schritt zum Unternehmer scherzhaft begründet haben. Von Anfang an spezialisierte er sich auf die “costruzione e riparazione di carrozzerie per auto e aeroplani”, auf den Bau und die Reparatur von Auto- und Flugzeugkarosserien. Er entwarf schnittige, sportliche und leichte Karosserien, klassische Modelle, wie zum Beispiel den Bugatti Type 43 Zagato, 1927, oder den Rolls-Royce Phantom Zagato, 1929, und kam bald mit dem grossen Mailänder Autobauer Nicola Romeo ins Geschäft. Romeo war der Eigentümer der Società Anonima Lombarda Fabbrica Automobili, ALFA, genannt Alfa Romeo. Diese Zusammenarbeit machte Zagato bekannt. Im Jahr 1929 gewannen Giuseppe Campari und Guilio Ramponi auf einem Alfa Romeo 6C 1750 SS Spider Zagato die Mille Miglia. Vier Jahre später standen Tazio Nuvolari und Decimo Compagnoni auf einem Alfa Romeo 8C 2300MM Spider Zagato zuoberst auf dem Siegerpodest der Mille Miglia. Die Alfa Romeo von Zagato gehörten damals zur Scuderia Ferrari, die Enzo Ferrari 1930 gegründet hatte. Sie belegten Spitzenplätze in praktisch allen Rennen, an denen sie teilnahmen. Ferrari hat bekanntlich im Jahr 1947 mit der Eigenproduktion von Automobilen begonnen. Nach den sportlichen Erfolgen setzte Ugo Zagato in den 1930er-Jahren mit aerodynamischen Karosserien Zeichen, zum Beispiel mit dem Alfa Romeo 8C 2900 B, 1937, dem Fiat 1500 Spider MM, 1938, oder dem Lancia Aprilia Aerodinamica, 1938. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde im ZagatoWerk das einzig mögliche gebliebene Geschäft betrieben, der Bau von Lastwagen für die Armee. Ugo Zagato zog sich an den Lago Maggiore zurück und arbeitete an den Modelli panoramici, den Automobilen, die nach dem Krieg für Aufsehen sorgen sollten.

1920er

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