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Kino-Tipps 78
3 Rätselhaftes Mädchen trifft die „Sparks“
Verschiedener geht's kaum: Henry (Adam Driver) ist ein Stand-up-Comedian, Ann (Marion Cotillard) eine Opernsängerin. Sie verlieben sich und bekommen ein Kind. Das Mädchen ist sehr rätselhaft und stellt die Eltern vor große Herausforderungen. „Annette“ von Leos Carax („Holy Motors“) hat dieses Jahr in Cannes den Preis für die beste Regie gewonnen. Es ist ein visuell überbordendes Beziehungsdrama – und ein Musical. Die Musik stammt von keinen Geringeren als dem US-Art-Pop-Duo „Sparks“ („When Do I Get to Sing ‚My Way‘?“). —
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„Annette“
ab Do, 16.12. Programmkino Rex (deutsche Fassung und Original mit Untertiteln)
5 Am Rande des Nervenzusammenbruchs
Janis (Penélope Cruz) und Ana (Milena Smit) sind ungewollt schwangere Singles und lernen sich zufällig in der Klinik kennen. Janis versucht die verängstigte Teenagerin Ana aufzumuntern. Doch ein Zufall grätscht auf dramatische Weise dazwischen. Der neueste Wurf von Pedro Almodóvar (Drehbuch und Regie) zeigt zwei Frauen zwischen Leidenschaften, Geheimnissen und Obsessionen, die mehr miteinander verbindet, als sie anfangs vermuten. Bei den Filmfestspielen in Venedig wurde Cruz dafür als beste Schauspielerin ausgezeichnet. —
„Parallele Mütter“
ab Do, 06.01. Programmkino Rex
4 Die blaue oder die rote Pille?
Leben wir in einer Simulation? 1995 beantwortete der kultige Sci-Fi-Actionthriller „Matrix“ diese Frage sehr eindeutig – und lieferte gleich noch eine Rebellion dagegen mit. Letztlich wurde eine sehr erfolgreiche Trilogie daraus. Filmemacherin Lana Wachowski legt nun den vierten Teil „Matrix Resurrections“ vor, in dem Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss als Neo und Trinity wieder zusammenkommen. Weil der Film größtenteils in Babelsberg gedreht wurde, ist auch Max Riemelt dabei – und Johnny Klimek sowie Tom Tykwer komponierten die Musik. —
„Matrix Resurrections“
ab Do, 23.12. Kinopolis (deutsch) + Helia (Originalfassung)
6 Ätzende Gesellschaftskritik
Siegheilkirchen ist ein Ort im erzkatholischen Alpenhinterland, wo in den 1960er-Jahren ein „Rotzbub“ mit Zeichentalent die ewiggestrigen, feisten Obrigkeiten demaskiert. Es ist die Biografie des 2016 gestorbenen österreichischen Karikaturisten, Grafikers und Cartoonisten Manfred Deix – und zwar als Animationsfilm, basierend auf dessen unnachahmlichem Stil. Marcus H. Rosenmüller, der mit schrägen Heimatfilmen wie „Wer früher stirbt, ist länger tot“ bekannt wurde, hat ihn zusammen mit Santiago López Jover inszeniert. —
„Willkommen in Siegheilkirchen“
ab Do, 13.01. Programmkino Rex
Weitere Kino-Tipps online unter p-stadtkultur.de/filme
Nachzügler „The King's Man – The Beginning“
— „The King's Man – The Beginning“, das Prequel zu den beiden schrillen Geheimagentenfilmen von Matthew Vaughn (2014/2017), hatten wir bereits als Tipp in dieser Rubrik. Coronabedingt wurde der Filmstart verschoben, nun läuft „The King's Man – The Beginning“ aber an: am 06. Januar im Kinopolis.
Fiesas Welt
Folge 7: Drei Glühwein für ein Halleluja
TEXT: ISABELL RASE | PORTRÄT-ILLU: LISA ZEISSLER | ARTIKEL-ILLU: PAULINE WERNIG
Kling, Glöckchen, klingelingeling. Na, seid Ihr auch so aufgeregt wie ich? Die hässlichste Innenstadt Hessens erstrahlt in weihnachtlichem Glanze. Der Lange Lui gibt sich festlich und ragt wie ein riesiger Glitzerphallus in den grauen Himmel. Einfach schön, wenn es an einem Verkehrsknotenpunkt so besinnlich wird. Die Straßenbahnen klingeln warnend, wenn mal wieder jemand gemütlich auf den Gleisen spaziert, dichtes Gedränge beim Einstieg in den Bus, überall Menschen mit großen Tüten. Man möchte vor Besinnlichkeit laut schreien.
In der ganzen Innenstadt sind Lichterketten aufgehängt und selbst das Luisencenter wird durch diese Deko ein bisschen ansehnlich. Es ist wieder die Zeit, in der wir uns auf unsere Nächsten besinnen und helfen, wo wir können. Allen voran natürlich der Wirtschaft, denn die wird durch das Weihnachtsgeschäft ordentlich angekurbelt. Man tut, was man kann. Die Augen glitzern aufgrund einer Mischung aus weihnachtlicher LED-Beleuchtung und Tränen der Verzweiflung, weil es unmöglich scheint, sich dem zu entziehen. Dieser Mix aus Vorfreude und Normalität, was haben wir ihn vermisst. Advent, Advent, die Kreditkarte brennt. Aber immerhin: Über dieser Szenerie liegt ein warmer Duft von Glühwein und gebrannten Mandeln, die ganze Innenstadt riecht wie der Nikolaus persönlich unter den Achseln. Denn nach einem Jahr Pause aus bekannten Gründen ist es wieder so weit: Der Weihnachtsmarkt öffnet und man kann endlich wieder lauwarmen Fusel aus designmäßig fragwürdigen Tassen in Stiefelform schlürfen. Weihnachtsmärkte per se bringen kulinarische Grenzerfahrungen mit sich, wo sonst wirbt die Gastronomie mit „Nierenspießen“ oder der „Meterbratwurst“. Gehäckseltes Tier in einem gespülten Darm, 100 Zentimeter lang, auf ein Brötchen gelegt und mit Senf abgerundet. Oh, Du Fröhliche ... ! Für die Vegetarier:innen gibt's die obligatorischen Pommes oder Champignons aus der Pfanne. Ich bin überzeugt, dass dieser Pilzsud nur einmal zur Eröffnung des Marktes angesetzt und nach Ende des Weihnachtsmarktes weggekippt wird. Prove me wrong! Kennt Ihr jemanden, der das schon mal gegessen hat? Nee, ich nämlich auch nicht!
„Mutti ist die Beste!“
Aber Weihnachtsmarkt heißt ja nicht nur: kulinarischer Hochgenuss. Keineswegs. Auch Weihnachts-