Opernhaus-Magazin-9, 2010/11

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In memoriam

CLAUS HELMUT DRESE 25. Dezember 1922 – 10. Februar 2011

Mit grosser Trauer und Bestürzung haben wir vom unerwarteten Tod unseres langjährigen Direktors Dr. Claus Helmut Drese erfahren. Ohne ihn stünde das Opernhaus Zürich heute nicht da, wo es steht. Claus Helmut Drese wurde am 25. Dezember 1922 in Aachen geboren und studierte Germanistik, Geschichte, Philosophie und Theaterwissenschaft in Köln, Bonn und Marburg/ Lahn. Nach ersten Erfahrungen als Dramaturg und Schauspieler begann er auch Regie zu führen. Von 1952 bis 1959 wirkte er als Chefdramaturg und Regisseur am Nationaltheater Mannheim. Nach einer Intendanz in Heidelberg übernahm er 1963 die Leitung des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden. 1968 wurde er Generalintendant für Oper und Schauspiel in Köln. 1975 folgte Dr. Claus Helmut Drese dem Ruf an das Opernhaus Zürich, das er in den elf Jahren seiner Intendanz entschei-

dend geprägt hat. Ihm ist es in dieser Zeit gelungen, ein Haus mit beschränkten Mitteln zu einer Bühne von Weltruf zu gestalten. Unter seiner Leitung wurden die künstlerischen, räumlichen und technischen Möglichkeiten an heutige Erfordernisse angepasst. Auf die Spielzeit 1985/1986 erfolgte die künstlerische Trennung des Opernhaus-Orchesters vom Tonhalle-Orchester. Diese Loslösung gestattete es dem Opernhaus, an Tagen, die nicht vom Theaterbetrieb in Anspruch genommen werden, Konzerte mit dem eigenen Orchester durchzuführen – ein wichtiger Schritt zur Identifikation des Orchesters mit dem Opernhaus als Institution. Eine der schwierigsten Aufgaben in der Direktionszeit Claus Helmut Dreses war der Umund Erweiterungsbau des Opernhauses Zürich, der moderne Produktionsbedingungen für die auf und hinter der Bühne beschäftigten Mitarbeiter schuf. Während der zweijährigen Umbauphase führte Claus Helmut Drese den Opernbetrieb nicht nur in räumlichen Provisorien weiter, sondern wartete immer

wieder mit ungewöhnlichen Spielplan-Ideen auf. Aus der Not heraus wurden Lösungen gefunden, die vielen Opernbesuchern als besondere Theatererlebnisse in Erinnerung geblieben sind, seien es «Aida» und «Boris Godunow» im Hallenstadion oder Händels «Saul» und Orffs «Antigonae» im Kongresshaus. Nach dem Umbau wurde das Opernhaus am 1. Dezember 1984 mit einer festlichen Gala, gefolgt von Wagners «Meistersingern von Nürnberg» sowie der Uraufführung von Kelterborns «Kirschgarten», wiedereröffnet. Eine (unvollständige) Aufzählung der an der Gala beteiligten Künstler gibt einen Begriff vom Niveau des Ensembles, inklusive der ständigen Gäste – einige dieser Sänger sind dem Haus bis heute verbunden: Agnes Baltsa, Mirella Freni, Sona Ghazarian, Gwyneth Jones, Lucia Popp, Mara Zampieri, José Carreras, Nicolai Ghiaurov, Thomas Hampson, Siegfried Jerusalem, Günther von Kannen, Alfredo Kraus, Juan Pons uvm. Der grösste Meilenstein der Ära Drese war zweifellos der längst in die Theatergeschichte


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