war so zusammengesetzt, dass verschiedene Klassen und Weltanschauungen vertreten waren. Die Initiative ging aus von Oberstleutnant Johann Georg Bürkli im Tiefenhof, Seidenherr und Mitglied des Grossen Rats, Onkel des späteren Stadtbaumeisters Arnold Bürkli, dem Zürich u. a. seine Seepromenade verdankt. Er tat sich mit seinem Freund Leonhard Ziegler im Egli, seines Zeichens Papierfabrikant, Buchhändler und Kunstsammler, zusammen. Sie gründeten am 17. Oktober 1830 eine provisorische Theaterkommission, die sich bald um weitere Honoratioren erweiterte: Oberstleutnant Jakob Meyer zum Steg, Heinrich von Muralt-Stockar, Stabshauptmann zum Ochsen, und Heinrich BodmerStocker an der Sihl, einer der vermögendsten Bürger Zürichs. Ausserdem stiessen der Eisenhändler Heinrich Wiser-Balmer (der als Dilettant bereits Theatererfahrung hatte), der Kantonsfürsprecher und Redaktor Klauser und der Besitzer der Druckerei Orell Füssli, Buchhändler Hagenbuch zum Elsässer hinzu. Ziegler schrieb später an einen Freund: «Dass mannigfache, wichtige Veränderungen unsern Regierungsverhältnissen bevorstehen, war vorauszusehen; man durfte nun eher auf die Bewilligung zum Bau eines Theaters hoffen, nicht minder auch auf die Unterstützung des Publikums.» Und über die Zusammensetzung des Komitees teilte er mit, «dass bei der Auswahl dieser Personen aller Klassen- oder Parteigeist fernblieb, auf verschiedene Stände, Vermögen und die damals schon geteilten Ansichten der politischen Glaubens-Meinungen besondere Rücksicht genommen wurde.» Diese Runde der Theaterfreunde konnte also bei der Regierung auf Wohlwollen rechnen, wenngleich man es von offizieller Seite vermied, das Unternehmen allzu öffentlich zu unterstützen. Inspiriert worden war die Aktion auch von einem Gastspiel des Sängers Giordani, der im Oktober 1830, von Luzern und Bern kommend, mit Künstlern der Mailänder Scala im Zürcher Casino mit grossem Erfolg mehrere Opern gegeben hatte. Nun galt es zunächst, einen geeigneten Standort für das Theater ausfindig zu machen. Die Stadt weigerte sich, ein Lokal wie etwa den Kappelerhof zu verpachten. Statt dessen schlug Regierungsrat Sulzer dem Theater-Komitee vor, ein anderes öffentliches Gebäude anzukaufen und umzubauen. Oberst Bürkli erwarb also am 7. Januar 1833 im Rahmen einer Versteigerung zum Preis von 17’500 Gulden das zum Obmannamt gehörende ehemalige Kirchengebäude des seit der Reformation aufgehobenen Barfüsser-Klosters an der Unteren Zäune. Der Bau war zuletzt als Kornspeicher genutzt worden. Das für die Gründung der Theater-AG erforderliche Kapital wurde durch Ausgabe von 250 Aktien zu je 200 Gulden akquiriert; bis zum 24. Dezember 1833, dem Tag der ersten Generalversammlung, war ein Vermögen von 50’269 Gulden zusammengekommen. Auch der Stadtrat hatte sich im Stillen mit der Zeichnung von fünf Aktien beteiligt, und die Kantonsregierung erwarb sogar zehn. Die Original-Aktien wurden 1891 aus Anlass des Neubaus umgewandelt; etliche Exemplare der alten, ungültig gestempelten Aktien von 1834 – mit rotem Amtssiegel! – befinden sich heute noch im Stadtarchiv Zürich. Betrachtet man diese Dokumente genauer, findet man anschauliche Belege für die ungebrochene Tradition der privaten Unterstützung für das Theater von den 1830er Jahren bis heute: eine dieser Aktien wurde von Johann Kaspar Abegg (zusammen mit einem Herrn Meyer) gezeichnet; dessen Sohn Carl Abegg-Arter ist 1891 als Aktionär belegt. Die Enkel von Carl Abegg-Arter wiederum, die Familien Raymonde Syz-Abegg und Henry und Margot Bodmer, sind nach wie vor Aktienbesitzer und weiterhin sehr engagiert als Förderer des Opernhauses Zürich – vgl. das Statement der beiden Familien und die Reproduktion der beiden Aktien auf der folgenden Seite. Chronik
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