Go for Gold

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Ein Sportland mit guten Ansätzen Österreich ist Kulturland, soviel steht fest. Aber ist Österreich auch ein Sportland? Als zweifacher Paralympics-Sieger werfe ich einen Blick auf

Nach meinen – sogar für mich selbst überraschenden – Erfolgen bei den Paralympics in London ist es mir gelungen, mein Hobby zum Beruf zu machen. Seit Anfang 2012 bin ich Profisportler. Allein diese Tatsache spricht dafür, dass es in diesem Land möglich ist, Sport auf hohem Niveau auszuüben. Trotzdem ist genau das nicht immer einfach. Und man muss nicht nur als Leichtathlet einige Hürden überwinden, um die hochgesteckten Ziele zu erreichen.

Testimonial Günther Matzinger, zweifacher Paralympicssieger in London 2012.

Für die meisten Sportler in Österreich fängt die Sportkarriere in einem der zahlreichen Vereine an. Dort wird bereits im Kindesalter der Grundstein für spätere Leistungen gelegt. So auch bei mir. Über den Turnverein in Salzburg kam ich im Alter von acht Jahren zur Leichtathletik. Der Leistungsgedanke stand dabei am Anfang nicht im Vordergrund, aber die ehrenamtlichen Trainer haben es geschafft, in mir die Begeisterung für den Sport zu wecken. Ohne all diese Seite 18

Trainer- und Vereinslandschaft, auf Infrastruktur und Sportförderung. Mein Blickwinkel ist ein rein subjektiver.

ehrenamtlichen Sportfanatiker wäre das derzeitige Sportsystem kaum aufrechtzuerhalten. Schon jetzt ist es schwierig, Trainer und Betreuer für die Kindergruppen im Verein zu finden. Hier wird es in Zukunft Maßnahmen brauchen, um weiterhin genügend Nachwuchs ausbilden zu können. Viele Sportarten sind an eine entsprechende Infrastruktur gebunden, egal ob Mehrzweckhallen, Eisflächen, Leichtathletikanlagen oder Skipisten. Oft wird diskutiert, welche Investitionen nicht notwendig wären. In vielen Bereichen könnte man aber schon mit kleinen Maßnahmen viel bewirken. Konkret denke ich an das Hallen-Radstadion in Wien. Es wird von drei großen Fachverbänden genutzt. Sportler und ehrenamtliche Trainer hätten am Wochenende Zeit, um dort zu trainieren. Leider ist die Halle sonntags prinzipiell geschlossen. Man müsste die Halle nur zugänglich machen und könnte so die am Wochenende vorhandenen Möglichkeiten für Turner, Leichtathleten und Bahnradfahrer verdoppeln. Selbstverständlich ist das leistungsorientierte Ausüben eines Sports mit hohen Kosten verbunden. Sind am Anfang der sportlichen Karriere hauptsächlich die Eltern Sponsoren, so kommt mit fortlaufender Karriere eine Vielzahl von unterstützenden Institutionen ins Spiel. Einem Sportler, der kein gelernter Buchhalter ist, fällt es schwer, den Überblick

über alle möglichen Unterstützungsquellen zu behalten. Doch ich bin sehr froh über jede Art von Unterstützung. Und vor allem darüber, dass mittlerweile auch der Behindertensport fast gleichgestellt ist. Im internationalen Vergleich steckt viel Geld im österreichischen Sport. Über Verwaltung und Verteilung darf aber sicherlich kritisch nachgedacht werden. Die Sporthilfe unterstützt mit privaten Sponsorengeldern Nachwuchssportler und seit 2012 auch den Behindertensport. Auch ich profitiere von der monatlichen Förderung, die nach der jährlichen Einstufung äußert unkompliziert und ohne Belege-Chaos ausbezahlt wird. Außerdem setzt die Sporthilfe immer wieder tolle Aktionen. Aktuell startet die Sporthilfe gemeinsam mit Runtastic ein einmaliges Projekt, das ich als Testimonial unterstützen darf. Über das Smartphone wird es möglich sein, an einem riesigen virtuellen Charity Lauf teilzunehmen und so Kilometer zu sammeln. Die Startgebühr kommt dabei den Paralympics-Sportlern für Rio 2016 zugute. Es würde mich freuen, wenn möglichst viele Teilnehmer die Laufschuhe schnüren und uns so in der Vorbereitung unterstützen. Sportliche Grüße Günther Matzinger


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