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VERMÖGENSVERWALTUNG

Der lange Weg zum Vertrauen

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist Schweizer

Beginnen wir nüchtern. Die Schweizer gehören nicht zu den Loyalsten. Eine exklusive Studie von Avaloq (mehr dazu auf Seite 4) zeigt, dass nur 22 Prozent der Investorinnen und Investoren ihrem Vermögensverwalter stets treu geblieben sind. In den USA sind es 43 Prozent – beinahe doppelt so viele

Die Schlussfolgerung liegt nahe: Die Schweizer betreiben gerne Vermögensverwalter-Hopping

Die interessantesten Gründe dafür? Sie haben nichts mit der Performance des Portfolios zu tun. Es geht nicht ums Geld, sondern um den Menschen hinter dem Mandat. «Mangelnde Transparenz» und «mangelndes Vertrauen» führt das Finanzdienstleistungsunternehmen nämlich für den häufigen Beraterwechsel an. Überraschend? Wohl kaum.

Denn Herr und Frau Schweizer – sie sind Skeptiker par excellence Ein Musterexemplar des Misstrauens Argwohn ist fast schon ein Hobby Und es steckt tief in der Volks-DNA. Der Kantönligeist beweist es: Jede Gemeinde will ihre Eigenständigkeit bewahren. Die direkte Demokratie bestätigt es: Wir delegieren ungern. Wir wollen wissen, was läuft Wir prüfen, hinterfragen, kontrollieren, mischen uns ein.

Und wenn etwas nicht überzeugt?

Dann reagieren Herr und Frau Schweizer blitzschnell: Missfallen äussern, Reissleine ziehen. Loyalität? Gibt es so auf die Schnelle nicht. Und schon gar nicht auf Vorschuss Ein schlechter Deal bleibt ein schlechter Deal – auch wenn das Gegenüber noch so sympathisch wirkt. Erst muss man sich bewähren. Vertrauen ist hierzulande kein Startpunkt, sondern das Ergebnis harter Arbeit. Die hiesige Vermögensverwaltungsbranche steht damit mitten in einem Kampf um ebendieses Vertrauen. Die Frage ist: Wie gewinnt man Kunden in einem Umfeld, in dem Skepsis zur nationalen Eigenart gehört? Und dazu noch in Zeiten schwieriger Märkte, lautstarker Finfluencer und einer neuen Generation von Vermögenden? Die Antworten finden Sie in dieser Beilage Denn die Erwartungen sind gestiegen. Aber die Chancen auch.

Pamela Beltrame verantwortlich für diesen Schwerpunkt

Die Zinsen weisen den Weg

Es rumpelt und rattert. Die globalen Zinsschwankungen fielen in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer wieder unerwartet heftig aus. Wer die Zinsen richtig einschätzen kann, hat als Anleger also einen erheblichen Vorteil.

Der Leitzins weist Anlegern die Richtung – doch politische Risiken und Zinszyklen machen den Kurs unberechenbar

FREDY GILGEN

Im Zentrum des Interesses steht derzeit der Leitzins – genauer gesagt, derjenige der US-Notenbank Fed. Für die globalen Finanzmärkte gilt er als massgeblicher Referenzwert. Anlegerinnen und Anleger orientieren sich weltweit an seiner Entwicklung, unabhängig von Anlageklassen oder Regionen.

Entsprechend aufmerksam verfolgt die Finanzwelt die Aussagen des US-Notenbankchefs – bis maximal Mai 2026 soll dies Jerome Powell sein Dessen Aussagen werden regelmässig interpretiert, teils spekulativ überhöht. Manche Marktbeobachter äussern indes die Sorge, dass Präsident Donald Trump Powell vorzeitig abberufen könnte Ein von Trump eingesetzter Notenbankchef würde die geldpolitische Ausrichtung wohl deutlich weniger berechenbar machen.

Die vielen Wellen der Unsicherheit «Ungewissheiten und schockartige Verwerfungen haben die Märkte in den vergangenen Jahren wiederholt belastet», erklärt Jan Viebig,Anlagechef der Frankfurter Privatbank Oddo Die Liste von Finanz- und Währungskrisen ist entsprechend lang Vor 17 Jahren zwang die globale Finanzkrise die Notenbanken zu beispiellosen Massnahmen. Ab 2010 machten sich erste Anzeichen der

sich zuspitzenden Eurokrise bemerkbar, worauf die Schweizerische Nationalbank mit Interventionen am Devisenmarkt reagierte und später Negativzinsen einführte Mitte der 2010er Jahre konnte die Krise dank Massnahmen der Europäischen Zentralbank sowie neuen Sicherungsmechanismen innerhalb der Eurozone eingedämmt werden. Die Corona-Pandemie ab 2020 führte wiederum zu massiven geldpolitischen Lockerungen und liess die Renditen auf historische Tiefstwerte fallen. In der Folge zogen Inflation und Energiepreise stark an, sodass die Notenbanken ab 2022 zu einer restriktiveren Geldpolitik übergingen Mitte 2024

kam es schliesslich erneut zu einer überraschenden Wende: Die Zinsen sanken deutlich «Es sind solche Zinszyklen, die Anleger immer wieder vor Herausforderungen stellen», so Viebig Auf Überraschungen gefasst sein

«Erwarte das Unerwartete» – das scheint die zentrale Lehre aus den vergangenen Jahren zu sein. Oder wie es der österreichische Liedermacher Rainhard Fendrich formuliert: «Alles ist möglich, nix ist fix.» Trotz aller Unsicherheit scheuen sich Finanzinstitute nicht davor, Prognosen zur weiteren Zinsentwicklung abzu-

Aktien, Gold, Immobilien

Die Aussicht auf mehrere Leitzinsrunden in den USA und Europa in den nächsten Monaten müssten nicht nur den festverzinslichen Papieren, sondern auch den Aktien weiteren Auftrieb geben. Auf Sektorebene sollten vor allem Finanz- und Immobilienwerte profitieren. Auch Technologiewerte und Small Caps könnten Aufwind bekommen, da sie oft fremdfinanziert sind und von günstigeren Krediten profitieren. Der Wermutstropfen für die Aktien: Sie sind besonders in den USA nicht günstig bewertet. Zudem war der September, his-

torisch gesehen, sehr oft der schwächste Monat des Jahres In einem unsicheren Umfeld und bei fallendenden Realzinsen profitiert auch Gold. Es wirft zwar keine Zinsen ab doch bei sinkenden Leitzinsen fällt dies weniger ins Gewicht.

Günstigere Baukredite und Hypotheken machen sodann auch Immobilien wieder interessanter, besonders auch in der Schweiz. Laut LGT Private Banking werden Immobilienpreise hierzulande in den nächsten Jahren um rund 5 Prozent jährlich steigen.

geben. «Unsere Analysen stützen sich vor allem auf drei Faktoren: die Inflationsentwicklung die fiskalpolitische Ausrichtung – insbesondere die Laufzeitenstruktur staatlicher Emissionen –sowie die geldpolitische Kommunikation der Notenbanken», erklärt Christian Gattiker, Chefstratege der Bank Julius Bär.

Die Quintessenz dieser Analysen lautet: «Die US-Notenbank wird ihre Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen, und die Inflation dürfte mit 2,7 Prozent nahe am Zielband verharren. Die Konjunktur wird sich zwar ab-

kühlen, aber nicht einbrechen.» Zwei bis drei Zinssenkungsrunden bis Jahresende erwarten auch andere Anlageexperten, wie Maurizio Porfiri, CIO von Maverix Securities.

In der Eurozone sei der Zinssenkungszyklus weitgehend abgeschlossen «Hier sind in den kommenden sechs Monaten höchstens noch ein bis zwei zusätzliche Schritte denkbar.»

Für die Schweiz geht UBS-Ökonom Florian Germanier davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank den Leitzins unverändert bei 0 Prozent belässt. Die Inflation habe sich stabilisiert und dürfte bis Jahresende auf 0,6 Prozent steigen. Gleichzeitig habe sich der Franken nicht weiter markant aufgewertet

Mögliche Rückkehr in den Negativzins

Germanier warnt jedoch: «Sollte die Weltwirtschaft in eine Rezession abgleiten und die US-Notenbank sowie die EZB ihre Zinsen deutlich senken,könnte der Aufwertungsdruck auf den Franken zunehmen – und damit auch das Risiko einer anhaltend negativen Inflation. In einem solchen Szenario wäre eine Rückkehr zu negativen Leitzinsen wahrscheinlich.»

Auch Thomas Heller,Anlagechef der Frankfurter Bankgesellschaft, teilt diese Einschätzung: «Leider muss man fast davon ausgehen, dass eine Phase negativer Leitzinsen bevorsteht Sichtguthaben oberhalb gewisser Schwellen, die Banken bei der SNB halten, sowie kurzlaufende Eidgenossen werden ja bereits heute negativ verzinst.» Er hoffe jedoch, dass eine solche Phase nicht erneut über sieben Jahre andauere

Langfristig orientierte Privatanleger sollten sich durch die Zinsvolatilität nicht verunsichern lassen. «Für sie ist es nicht ratsam, ständig wechselnden Marktsignalen zu folgen und ihr Portfolio laufend umzustellen», rät Jan Viebig «Wir empfehlen eine an den Anlagezielen orientierte Strategie, die auf Qualität, langfristige Trends und solide Bonität setzt.» Für aktivere Investoren haben

Experten verschiedener Institute folgende Empfehlungen für Zinsanlagen:

„ Christian Gattiker, Bank Julius Bär «Vorzuziehen sind Unternehmensanleihen im Bereich ‹low investment grade› (BBB-Rating), da sie attraktive Renditeaufschläge bieten und die Nachfrage robust bleibt Auch Unternehmensanleihen aus Schwellenländern in Hartwährung erscheinen aussichtsreich. Staatsanleihen beurteilen wir hingegen

Der Zins der Zinsen

Der Leitzins der US-Notenbank (Fed) gilt als der weltweit wichtigste Zinssatz für die Anleger. Die hauptsächlichen Gründe:

„ Globaler Einfluss: Der US-Dollar ist die weltweit führende Reservewährung. Änderungen des US-Leitzinses beeinflussen Kapitalflüsse, Wechselkurse und die Bewertung von Vermögenswerten rund um den Globus.

„ Signalwirkung: Die Entscheidungen der Fed gelten als Taktgeber für andere Zentralbanken. Steigt der US-Leitzins, ziehen oft andere Länder nach

zurückhaltender Längere Laufzeiten empfehlen wir nur selektiv – insbesondere im Bereich von drei bis sieben Jahren, wo das Risiko-Rendite-Verhältnis am ausgewogensten ist.» Konservative Anleger sollten auf einen Kern solider Unternehmensanleihen mit mittlerer Laufzeit setzen. Risikofreudigere Investoren können Hochzins- und ausgewählte Schwellenländerbonds beimischen.Insgesamt gilt: Opportunitäten taktisch nutzen, etwa bei Volatilität, die Renditeaufschläge erzeugt – Qualität bleibt oberstes Gebot.

„ Thomas Heller, Frankfurter Bankgesellschaft

«Anleger, die eine reale Rendite erzielen wollen, müssen längere Laufzeiten oder Unternehmensanleihen mit guter Bonität stärker gewichten. Diese bieten einen Renditeaufschlag gegenüber sicheren Staatsanleihen – allerdings bei etwas höherem Risiko Hochverzinsliche oder Schwellenländeranleihen kommen nur für sehr risikobereite Investoren infrage – und auch dann nur in geringem Umfang Derzeit erscheinen uns die Renditeaufschläge zu gering, um das zusätzliche Risiko zu rechtfertigen.» Von Fremdwährungsanleihen wird generell abgeraten: Zwar winken höhere Zinsen, doch ist das Währungsrisiko erheblich. Wer dieses absichern will, verliert meist den Renditevorteil durch die Kosten der Absicherung.

„ Florian Germanier, UBS «Die Zinsen in der Schweiz bleiben tief Ein Teil der Zinskurve bei Schweizer Staatsanleihen liegt weiterhin im negativen Bereich. Dennoch halten wir eine

„ Marktreaktionen:Aktien-,Anleihenund Rohstoffmärkte reagieren stark auf Fed-Zinsentscheidungen, da sie die Finanzierungskosten und die Liquidität beeinflussen.

MitunserenleistungsstarkenLösungenund über3Mio.Produktenzuwettbewerbsfähigen PreisenkommenSieweiter

Allokation in Obligationen für sinnvoll –insbesondere zur Portfolio-Stabilisierung bei einer globalen Rezession. Innerhalb dieses Segments bevorzugen wir qualitativ hochwertige Emittenten mit mittlerer Duration.»

Für Anlegerinnen und Anleger, die ein ausgewogenes Risikoprofil anstreben, empfiehlt die UBS eine Vermögensallokation von rund 50 Prozent in Schweizer und globale Aktien, etwa 30 Prozent in Obligationen sowie 10 Prozent in Hedgefonds, alternative Anlagen und Immobilien. Letztere bieten insbesondere in einem Tiefzinsumfeld eine attraktive Ergänzung zu traditionellen Anleihen

„ Jan Viebig, Privatbank Oddo «Schweizer Anleger müssen sich mit dem Renditeniveau des heimischen Markts arrangieren. Positive Renditen gibt es derzeit erst bei Laufzeiten ab etwa drei Jahren.» Als sinnvoll erachtet Viebig Unternehmensanleihen. Risikofreudigere Anleger könnten EUR-Anleihen als Beimischung in Betracht ziehen: «Die Renditedifferenz zwischen zehnjährigen deutschen Bundesanleihen und vergleichbaren Schweizer Papieren liegt derzeit bei über 200 Basispunkten – ein Niveau wie zuletzt in den späten 1990er Jahren.» Viebig betont: «Mit negativen Zinsen wächst der Druck auf Anleiheinvestoren, Alternativen wie Aktien, Immobilien oder Private-Equity-Fonds zu prüfen. Gerade der Schweizer Aktienmarkt bietet interessante Titel mit soliden Bilanzen, internationaler Diversifikation und Engagement in vielversprechenden Märkten.»

„ Zinsdifferenz: Anleger vergleichen Zinsen weltweit. Ein höherer US-Leitzins kann Kapital aus Schwellenländern abziehen und in US-Anlagen umlenken Aktuell liegt der US-Leitzins bei 4,50 Prozent, nachdem er Ende Juli von 4,75 Prozent auf diesen Wert gesenkt worden ist. Am 17 September 2025 wird eine weitere Senkung auf 4,25 Prozent erwartet. swissquote.com/institutional

ADOBE STOCK

Wie die Reichen investieren

Exklusive Daten des Zürcher Finanztechnologieanbieters Avaloq zeigen, wie wohlhabende Personen weltweit investieren, welche Trends die Vermögensverwaltung prägen – und in welchen Bereichen der Finanzplatz Schweiz unter Anpassungsdruck gerät.

BERNHARD BIRCHER-SUITS

Das Anlageverhalten vermögender Menschen ist nicht nur für die breite Öffentlichkeit faszinierend, sondern auch für Finanzprofis Hinzu kommt, dass die Schweiz derzeit einen regelrechten Zustrom von Reichen erlebt. Laut dem «Private Wealth Migration Report 2025» des Beratungsunternehmen Henley & Partners kann die Schweiz bis 2025 mit einer Nettozuwanderung von rund 3000 Millionärinnen und Millionären rechnen. Das wäre doppelt so viel wie im Vorjahr

Die neu Zugezogenen dürften mehrere Milliarden US-Dollar an Vermögen in unser Land bringen. Doch wie und wo investieren die Wohlhabendsten dieser Welt grundsätzlich ihren Mammon – und was können Banken und Vermögensverwalter in der Schweiz daraus lernen?

 405 Anleger im Fokus Antworten liefert die neueste AvaloqStudie «Wealth Insights 2025» des international tätigen Schweizer FintechUnternehmens und Banking-Lösungsanbieters, die am 18 September 2025 veröffentlicht wird. Die Erhebung basiert auf zwei jährlich durchgeführten internationalen Umfragen, die von einem externen Forschungspartner erstellt wurden. Der Partner hat rund 3900 Anleger mit einem investierbaren Vermögen von mindestens 250000 US-Dollar in 15 Märkten von Europa über Asien bis Nordamerika befragt. Erstmals dabei waren vermörgende Privatanleger aus den USA, Italien, Malaysia und Vietnam. In die Befragung wurden zudem reiche Anleger aus bekannten «Vermögens-Hotspots» wie beispielsweise Dubai, London, Luxemburg, Schweiz und Singapur einbezogen. Unter den rund 3900 befragten Investoren befanden sich 405 wohlhabende Privatpersonen (mit einem Vermögen von mindestens 250 000 US-Dollar) bis sehr reiche Privatpersonen (mit einem Vermögen von mehr als 30 Millionen US-Dollar) aus der Schweiz. An der Befragung der Vermögensverwalter nahmen 456 vollzeitbeschäftigte Branchenvertreter aus Privat- und Universalbanken, Family Offices und unabhängigen Vermögensverwaltungen aus aller Welt teil Die Finanzfachleute beziehungsweise ihre Unternehmen betreuen jeweils mindestens zwei Milliarden US-Dollar und verfügen über langjährige Branchenerfahrung. In der Schweiz wurden 42 Vermögensverwaltungsfachleute befragt.

 Globaler Vergleich Internationale Trends spiegeln sich in der Schweiz oft besonders wider deutlich –sei es bei digitalen Vermögenswerten, bei der Erwartung an personalisierte Beratung oder im wachsenden Misstrauen gegenüber etablierten Finanzhäusern. Die Befragung der Anlegerinnen und Anleger zeigt: Wohlhabende Schweizer setzen im internationalen Vergleich stärker auf alternative Anlageklassen So halten sie beispielsweise 27 Prozent ihres Vermögens in Rohstoffen – weltweit liegt der Durchschnitt bei 20 Prozent. Devisen und Währungen machen

hierzulande ein Fünftel im Portfolio aus, verglichen mit 17 Prozent global. Auch bei Kryptowährungen und digitalen Vermögenswerten sind Schweizer mit 37 Prozent überdurchschnittlich engagiert (weltweit 30 Prozent) Besonders deutlich ist der Vorsprung bei Private Equity oder Risikokapital:

35 Prozent gegenüber 21 Prozent im globalen Schnitt Strukturierte Produkte sind in der Schweiz ebenfalls beliebter –ein Fünftel der Befragten setzen auf sie im Vergleich zu 11 Prozent weltweit

 Zurückhaltung bei Krypto Wohlhabende Schweizer Anlegerinnen und Anleger bleiben bei Investitionen in Kryptoanlagen zurückhaltend – aus verschiedenen Gründen 41 Prozent empfinden die Anlagen als zu volatil, wobei dieser Wert gegenüber 45 Prozent im Jahr 2024 leicht gesunken ist.

35 Prozent misstrauen im Jahr 2025 den Kryptobörsen (2024: 44 Prozent) –ein Bereich, in dem traditionelle Banken mit ihrem höheren Vertrauensbonus weiterhin Chancen haben. Rund ein Drittel der Befragten in der Schweiz zeigen generell kein Interesse an Kryptoanlagen (2024: 37 Prozent). Deutlich gestiegen ist dagegen der Anteil jener, die mangelndes Wissen als Einstiegshürde sehen: von 28 Prozent im Jahr 2024 auf 38 Prozent. Auch die Unsicherheit, wie und wo man überhaupt mit KryptoInvestments anfangen soll, hat zugenommen – von 12 Prozent auf 18 Prozent.

 Anspruch und Skepsis bei ESG Wie in den Vorjahren steht beim Anlegen die eigene Vorsorge fürs Alter im Vordergrund: 58 Prozent der Anleger

nennen den Ruhestand als wichtigstes Anlageziel, 47 Prozent sparen für künftige Ausgaben wie etwa Wohneigentum oder Ausbildung

Nachhaltige Anlagen gewinnen an Bedeutung: 40 Prozent der befragten Schweizer Anleger setzen inzwischen gezielt auf ESG-Finanzprodukte – ein Anstieg um 16 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Gleichwohl bleibt das Misstrauen gross. Fast die Hälfte zweifelt daran, dass ESG-Angebote die versprochene ökologische oder soziale Wirkung entfalten Zwei Drittel erwarten langfristig weder Renditevorteile noch -nachteile; einen bewussten Verzicht auf Ertrag akzeptiert nur eine kleine Minderheit. Das Fazit: Nachhaltigkeit wird erwartet, darf aber keine Einbusse bei der Performance verursachen.

 Vertrauen und Interaktion Vertrauen gilt weiterhin als Schlüsselfaktor in der hiesigen Vermögensverwaltung. 86 Prozent der Schweizer Anleger erwarten ein professionelles Risikomanagement, 79 Prozent wollen die Folgen von Anlageentscheidungen in Echtzeit nachvollziehen können. Zwei Drittel der Befragten nennen schnelle Reaktionen und transparente Kommunikation als entscheidend Die Interaktion verschiebt sich dabei zunehmend in digitale Kanäle Rund ein Drittel der Schweizer Anleger stehen wöchentlich in Kontakt mit ihrem Berater – ein Wert, der klar über dem europäischen Durchschnitt liegt. Fast die Hälfte der Befragten wünscht sich personalisierte Empfehlungen direkt in der Banking-App.

Portfolio-Allokation: Schweiz vs global Die Prozentzahlen zeigen die Präsenz einer Anlageklasse im Portfolio, nicht deren Gewichtung QUELLE:

Venture Capital

 Offenheit für KI Erstaunlich offen zeigen sich reiche Anleger gegenüber künstlicher Intelligenz: 52 Prozent der Befragten akzeptieren KI-gestützte Beratung, 18 Prozent wären sogar mit einer vollständig automatisierten Lösung einverstanden – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2024. Berater unterschätzen diese Offenheit oft, was auf eine Diskrepanz zwischen Kundenerwartung und Branchenwahrnehmung hinweist.

 Sinkende Loyalität Im internationalen Vergleich zeigen wohlhabende Schweizer Anleger eine geringere Loyalität gegenüber ihren Finanzberatern. Laut der Avaloq-Studie haben 11 Prozent der Schweizer Anleger in den letzten fünf Jahren den Berater gewechselt, weitere 17 Prozent ziehen aktuell einen Wechsel in Betracht. Global liegen die Werte bei 18 Prozent. Nur 22 Prozent der Schweizer haben noch nie den Berater gewechselt (weltweit: 31 Prozent; USA: 43 Prozent) Als Hauptgründe für einen Wechsel wurden hohe Kosten und Gebühren (39 Prozent), mangelnde Transparenz (38 Prozent), fehlendes Vertrauen und schwache Performance (jeweils 32 Prozent) genannt. Ein Fünftel der Befragten nannte hohe Gebühren als wichtigste Einzelgründe, gefolgt von schwacher Performance mit 16 Prozent. Bemerkenswert ist, dass 70 Prozent der Schweizer Anleger angeben, dass verstärkter Wettbewerb sie stärker für ihre Beratungsgebühren sensibilisiert hat Im globalen Schnitt sind es 67 Prozent. Damit wird Kundenloyalität, die lange als verlässliches Asset des Schweizer Wealth Management galt, zunehmend zur Achillesferse  Umbruch mit Schweizer Akzent Für neue Marktteilnehmer – digitale Anbieter oder internationale Finanzinstitute – eröffnen sich Chancen Für die etablierten Häuser bedeutet dies Handlungsbedarf: Kundenbindung muss aktiv gepflegt werden, etwa durch transparente Gebührenmodelle und individualisierte Angebote Die Ergebnisse der Avaloq-Studie lassen sich als Weckruf lesen Die Vermögensverwaltung, seit jeher eine Kernkompetenz des Finanzplatzes Schweiz, steht vor einem massiven Wandel. Kryptoanlagen, Nachhaltigkeit, künstliche Intelligenz und die sinkende Loyalität der Kunden markieren eine neue Realität. Wer als Vermögensverwalter bestehen will, muss persönliche Expertise mit digitaler Kompetenz verbinden, Prozesse automatisieren und zugleich die Nähe zum Kunden bewahren Geschwindigkeit, Transparenz und Individualisierung entwickeln sich zu wichtigen Differenzierungsmerkmalen. Die Botschaft der Studie ist eindeutig: Der Wettbewerb verschärft sich. Der Finanzplatz Schweiz verfügt über ideale Voraussetzungen, um im internationalen Vergleich führend zu bleiben – doch nur, wenn die Branche entschlossen handelt Zögerlichkeit könnte teuer werden, vor allem bei den digitalaffinen, vermögenden Kunden.

Unabhängigkeit gewinnt

Daten von Finfinder.ch zeigen: Die Mehrheit der Schweizer setzt bei Finanzfragen auf unabhängige Beratung – Ältere vertrauen eher Banken, und bei der Wahl des Beraters bevorzugen viele das eigene Geschlecht und Alter.

MARK BAER

Tausende anonymer Nutzerdaten von Finfinder.ch zeigen erstmals, welche Bedürfnisse junge, ältere, vermögende und weniger wohlhabende Personen in der Schweiz in Sachen Finanzberatung und Vermögensverwaltung haben. Die seit 2021 aktive Vermittlungsplattform bringt Kundinnen und Kunden mit passenden Finanzberatern zusammen.

Ein zentrales Ergebnis der FinfinderStudie ist: Unabhängige Beratung ist gegenüber der bankgebundenen Beratung klar imAufwind.AlleAltersklassen, unabhängig vom Geschlecht, bevorzugen auf der Plattform vor allem Honorarberater Dabei zahlt der Kunde direkt – etwa nach einem vereinbarten Stundenansatz zwischen 100 und 250 Franken oder über ein Pauschalhonorar Im Unterschied dazu erhalten klassische Beraterinnen Provisionen von Produktanbietern.

Auch Vermögensverwalter können Honorarmodelle anbieten Häufig fallen dabei zwei Arten von Gebühren an: zum einen, eine laufende Verwaltungsgebühr (beispielsweise 0,8 Prozent des verwalteten Vermögens pro Jahr), zum anderen eine Erfolgsbeteiligung, die bei Erreichen eines bestimmten Renditeziels fällig wird

Das Netzwerk von Finfinder umfasst sowohl unabhängige als auch an-

gestellte Berater Mehr als 70 Prozent der Finfinder-Kundinnen setzen auf unabhängige Beratung; Männer entscheiden sich in ähnlichem Umfang für das Honorarmodell. 15 Prozent der männlichen Kunden lassen sich von Vermögensverwaltern beraten bei den Frauen sind es aktuell 8 Prozent.

Die Daten zeigen deutlich: Unabhängige Beratung ist auf dem Vergleichsportal die bevorzugte Wahl – alters- und vermögensübergreifend. «Transparenz und Unabhängigkeit sind heute entscheidender als die Produktpalette einer Bank», sagt Ati Tosun CEO von Finfinder.ch. Das sei ein wichtiges Signal für die Zukunft der Branche.

Ein Honorarberater, der auf eigene Rechnung arbeitet, handle stets im Interesse der Kunden, sagt Vermögensverwalter Beat Keller Als früherer Bankberater weiss er, wie Berater im Anstellungsverhältnis auch mal die Lösung bevorzugen die dem Arbeitgeber dient – weil variable Löhne mit dem Absatz bankeigener Produkte verknüpft sind

Ein Beispiel: Eine Bankkundin hat 300 000 Franken auf dem Konto und bei derselben Bank eine Hypothek von 150 000 Franken. Ein Honorarberater würde zur Amortisation raten. Ein Bankberater hingegen hätte mit diesem Rat auf einen Schlag 150 000 Franken Kundenguthaben und 150000 Franken

Relative Präferenz: Kundengeschlecht vs Beratergeschlecht

Die Werte veranschaulichen die Präferenzrelation nach Frau und Mann aus Sicht der Kunden

«Transparenz und Unabhängigkeit sind heute entscheidender als die Produktpalette einer Bank.»

Hypothek weniger in der Bilanz – ein Anreiz, von einem solchen Ratschlag abzusehen.

Je älter, desto Bank Ob Bank- oder Honorarmodell – das Alter spielt eine Rolle: Mit zunehmendem Alter lassen sich Kundinnen und Kunden häufiger von Banken beraten. Die Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen wählt Bankberater überproportional oft. Beat Keller erklärt diese Präferenz mit der grösseren Markenaffinität älterer Personen: «Diese Klientel schätzt bekannte Namen eher als eine unbekannte Kleinfirma oder Online-Plattform.» Zudem seien viele Kundinnen und Kunden in der Schweiz stark loyal gegenüber ihrer Hausbank. Leonardo Venturini von der Creda Finanz und Beratungs AG ergänzt: «Oftmals bestehen langjährige Beziehungen zu einer Bank. Selbst bei groben Fehlern bleiben viele Kundinnen und Kunden treu.» Das Bestehende werde zu wenig hinterfragt – ähnlich wie bei der Krankenkasse Zudem war der Markt früher weniger transparent: Viele ältere Kundinnen und Kunden landeten bei der Bank vor Ort oder jener ihrer Eltern, ohne je Alternativen geprüft zu haben.

Interessant ist: Frauen zeigen sich gegenüber Bankberatungen tendenziell offener. 21 Prozent der Kundinnen auf Finfinder bevorzugen eine Bankberatung, bei den Männern sind es 15 Prozent.

Jung sucht jung

Die Finfinder-Daten zeigen: Jüngere Kundinnen und Kunden wählen Bankberatungen unterdurchschnittlich häufig – nur rund 15 Prozent entscheiden sich für diesen Weg. Die Altersgruppe bis 49 Jahre sucht laut Finfinder-Gründer Tosun vermehrt nach Vermögensverwaltungen mit Fokus auf Wachstum und Anlagemöglichkeiten

Diese Kundschaft ist besser informiert, da sie mit mehr Transparenz und digitalen Plattformen aufgewachsen ist. «Jüngere Kunden sind flexibler und eher bereit,Angebote zu vergleichen oder zu wechseln» sagt Beat Keller Was aber passiert, wenn die junge Generation bei einer Erbschaft mit

den bisherigen Beraterinnen und Beratern der Eltern in Kontakt kommt? Andreas Schöni, Mitgründer von Finfinder.ch, sagt: «Wenn sie über die Jahre transparent und ehrlich beraten wurden, bestehen gute Chancen auf eine generationenübergreifende Beziehung.» Unabhängige Berater sind über alle Vermögensklassen hinweg am gefragtesten. Mit wachsendem Kapital steigt jedoch das Interesse an Vermögensverwaltungen, erklärt Tosun, der zuvor bei UBS, Credit Suisse und der Zürcher Kantonalbank tätig war.

Eine Frage des Geschlechts

Die Plattformdaten zeigen auch: Bei der Wahl des Beraters spielt das Geschlecht eine Rolle Es zeigt sich eine klare Homophilie: Männer bevorzugen überproportional männliche Berater, Frauen suchen bevorzugt Beraterinnen Laut Finanzexpertin Fleur Platow sind Frauen in Geldfragen nach wie vor oft weniger versiert. «Sie haben bei Unklarheiten eher den Mut, Beraterinnen auch eine vermeintlich ‹dumme› Frage zu stellen.» Von Frau zu Frau entstehe schneller ein Vertrauensverhältnis

Doch: Es gibt zu wenige unabhängige Beraterinnen.Viele sind bei Banken und Versicherungen angestellt «Angesichts dieses Mangels wäre es wünschenswert, wenn sich mehr Frauen auch von Männern beraten lassen würden – und wenn mehr Beraterinnen den Weg in die Selbständigkeit wagten», sagt Tosun. «Frauen sind traditionell weniger darauf ausgerichtet, Verantwortung in der Selbständigkeit zu übernehmen» so Platow, die seit über 30 Jahren selbständig ist. Zwar übernähmen Männer heute öfter Aufgaben im Haushalt, doch das traditionelle Rollenbild wirke nach. Auch Donald Trumps «Crackdowns» gegen Frauenrechte bremsten globalen Fortschritt.

Ob Mann oder Frau – die meisten Schweizerinnen und Schweizer lassen sich nach wie vor von Banken beraten Doch die über 20 000 ausgewerteten Kundensituationen auf Finfinder.ch zeigen einen klaren Trend: Die Zukunft der Finanzberatung ist unabhängiger, digitaler und kundenorientierter. «Die Leute sind besser informiert haben mehr Zugang und kennen die Alternativen», sagt Tosun.

Immer mehr Anleger entscheiden sich für Berater, die allein ihren Interessen verpflichtet sind
ADOBE STOCK

Wenn Finfluencer flüstern

Junge Menschen investieren dank Finfluencern. Doch neben Social-MediaStars, die oft bessere Arbeit leisten als der vertraute Bankier, tummeln sich im Netz auch zwielichtige Figuren.

Auf Plattformen wie Instagram, TikTok oder YouTube suchen Finfluencer nach neuen Anhängern. «Wie funktioniert die Säule 3a?» «Welche Kryptowährung gilt derzeit als besonders vielversprechend?» Ob FinanzFabio Miss Finance oder Sparkojote – sie alle sprechen mit ihren Followern auf Augenhöhe Die neuen Schweizer Finanzberater kommunizieren über soziale Netzwerke, Finanzblogs oder bieten Informationen und Analysen in ihren eigenen Podcasts an Vor allem die Generation Z und Millennials unternehmen ihre ersten Schritte in der Welt der Geldanlage heute mithilfe von Finfluencern. Fast die Hälfte der Gen Z folgt solchen Kanälen. Sie sind mit Influencer-Persönlichkeiten aufgewachsen und weisen aufgrund ihres Alters häufig eine geringere Finanzkompetenz auf als ältere Generationen. Studien zeigen zudem, dass das Vertrauen in traditionelle Finanzinstitute unter jungen Menschen abnimmt Finfluencer werden als authentischer wahrgenommen als die klassisch auftretenden Berater in Banken.Authentizität stärkt das Vertrauen in sie – auch wenn es ihnen meist selbst noch jung häufig an fachlicher Erfahrung fehlt. Gerade bei unerfahrenen Anlegern kann der Einfluss von Finfluencern zu risikofreudigerem Verhalten oder übereilten Investitionsentscheidungen führen. Studien belegen, dass dies insbesondere für Einsteiger gilt, die auf rasche Gewinne hoffen.

Fame zu Geld machen

Laut André Bähler vom Konsumentenschutz ist es grundsätzlich erfreulich, dass sich junge Menschen aktiv mit den Themen Investieren, Sparen und Altersvorsorge auseinandersetzen. Problematisch sei jedoch, dass der Markt für Finfluencer nicht reguliert sei.

In den sozialen Medien finde sich daher die gesamte Bandbreite – von zweifelhaften Versprechen schnellen Reichtums bis hin zu fundierten Empfehlungen für die private Vorsorge Der Umgang mit Influencern gleiche dabei mitunter dem Wilden Westen: «Man trifft häufiger auf zwielichtige Gestalten als auf die Kavallerie.»

Das Phänomen der Finfluencer hat ebenso Schattenseiten: Neben seriösen Stimmen finden sich auch zweifelhafte Gestalten.

Finfluencer verfolgen in der Regel eigene finanzielle Interessen Sie verdienen etwa Geld mit kostenpflichtigen Kursen, Lehrmitteln oder Coachings. Andere erhalten Provisionen für die Empfehlung bestimmter Finanzprodukte oder Handelsplattformen Eine weitere Gruppe von Content-Creators profitiert von Kursschwankungen, die sie mit übertriebenen oder gar falschen Informationen selbst auslösen. Es gibt jedoch auch seriöse OnlineBeraterinnen und -Berater, die nützliche Hinweise geben und ihre Interessenbindungen transparent machen «Dieser Mix aus seriösen Informationen, Eigennutz, persönlichen Einschätzungen und nicht deklarierter Werbung macht es für Konsumentinnen und Konsumenten schwierig, die Spreu vom Weizen zu trennen», sagt Konsumentenschützer André Bähler

Thomas Kovacs, bekannt als Sparkojote der mit 30 Jahren in den Ruhestand gehen möchte, arbeitet mit Banken im Rahmen von Empfehlungsprogrammen zusammen. Auf seiner Website schreibt er, er übe seinen Beruf mit Leidenschaft aus – müsse aber auch Miete und Löhne bezahlen. Viele andere Influencer verdienten ihr Geld mit Coachings Er hingegen biete keine kostenpflichtigen Beratungen an: «Ich sehe meine Arbeit eher als öffentlich zugängliche Information für alle.»

Auch Angela Mygind, auf Instagram als Miss Finance bekannt, versteht sich als Vermittlerin von Finanzwissen. Etwa 25000 Personen folgen ihr dort – rund 80 Prozent davon sind Frauen. «Ich vermittle allgemeines Finanzwissen und gebe keine konkreten Anlagetipps», sagt sie.Auf individuelle finanzielle Situationen ihrer Follower gehe sie nicht ein. «Dafür fehlen mir – neben den rechtlichen Aspekten – als Ein-Frau-Betrieb schlicht die Kapazitäten.»

Mygind betont, dass sie Werbung stets deutlich kennzeichne «Glaubwürdigkeit ist mein höchstes Gut. Deshalb wähle ich meine Partner mit Sorgfalt aus, mache gezielt Werbung und lehne die Mehrheit der Anfragen ab.»

Im Online-Wildwest ist die Abgrenzung zwischen Werbung, einem Angebot, einer Anlagevermittlung und allenfalls sogar einer Anlageberatungsdienstleistung oft fliessend. Laut der Finma bedürfen solche Praktiken daher einer

Finfluencer profitieren von Kursschwankungen, die sie mit übertriebenen oder falschen Informationen selbst auslösen.

eingehenden Abklärung «Verletzungen der einschlägigen Vorgaben des Finanzdienstleistungsgesetzes (Fidleg) können unter Umständen strafrechtlich sanktioniert werden», erklärt Finma-Mediensprecher Serkan Isik.

Den Durchblick behalten Personen, die in der Schweiz Finanzberatungen ausüben, aber nicht durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht kontrolliert werden, müssen sich in ein Beraterregister eintragen lassen, um ihre Tätigkeit rechtmässig ausüben zu können. Die Eintragung in dieses Register ist nicht freiwillig, sondern gesetzlich im Fidleg geregelt Wenn ein Kundenberater Finanzdienstleistungen gemäss Fidleg erbringt, unterliegt er grundsätzlich dieser Eintragungspflicht Wenn ein Influencer online etwa Research-Material veröffentlicht, dieses aber nicht als persönliche Empfehlung präsentiert, löst die an die breite Öffentlichkeit gerichtete Finanzanalyse weder eine Eintragungspflicht in das Beraterregister aus noch stellt sie eine Finanzdienstleistung dar Influencerinnen und Influencer müssen selbst beurteilen – oder sich gegebenenfalls rechtlich beraten lassen –, ob sie unter die Eintragungspflicht für das hiesige Beratungsregister fallen. In der Schweiz existieren drei Register für beratende Personen: regservices ch, arif.ch und reg-fix.ch. Da im Beraterregister keine eigene Kategorie für Finfluencer geführt wird, ist nicht ersichtlich, ob es Kundenberaterinnen und -berater gibt, die dieser Gruppe zugeordnet werden können Ebenso wenig können die Register darüber Auskunft geben, wie gut oder schlecht allenfalls registrierte Finanz-Influencer ihre Follower beraten.

Auch liegen keine Informationen darüber vor, ob es in der Schweiz je zu grösseren Verlusten von Privatanlegern infolge von Empfehlungen durch Finfluencern gekommen ist. Sollte eine Influencer-Person unerlaubt Werbung oder gar eine Anlageberatungsdienstleistung erbringen, die zu gravierenden Konsequenzen für ihre bezirzte Followerschaft führt, liegt die strafrechtliche Zuständigkeit beim Eidgenössischen Finanzdepartement (EFD) – und zwar dann, wenn konkrete Widerhandlungen gegen das Fidleg vorliegen. Der für verwaltungs-

strafrechtliche Verfolgungen solcher Verstösse zuständige Rechtsdienst des EFD hat sich mit entsprechenden Fragen mangels Strafanzeigen gegen Finfluencer bislang jedoch nicht befassen müssen «Es gibt betreffend Finanz-Influencer noch keine Praxis», sagt EFDMediensprecher Grégoire Gogniat. Schadenersatzansprüche gegen Finfluencer müssten vor einem Zivilgericht geltend gemacht werden

Tipps für die Followerschaft

Angela Mygind alias Miss Finance ist nicht als Beraterin registriert und bietet auch keine Coachings oder Kurse an «Meine Mission ist es, Frauen für das Thema Finanzen zu begeistern» sagt sie Wie erkennt man denn die schlechten Finfluencer, wollen wir von der 36-Jährigen wissen. Miss Finance glaubt, dass dies an der Häufigkeit und Art der Werbung erkennbar ist. Kein gutes Zeichen sei es, wenn ständig eigene Produkte verkauft würden. Sie achte zudem darauf, ob in den Beiträgen Wissen vermittelt werde –und wo sich der Finfluencer geografisch befinde. Beim Standort Dubai beispielsweise solle man vorsichtig sein. Generell sei es empfehlenswert, jede Information zu hinterfragen «Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es wahrscheinlich auch nicht», sagt die Luzernerin

Der Leiter Politik und Wirtschaft beim Konsumentenschutz, André Bähler nennt weitere Fragen, die sich Follower stellen sollten: «Womit verdient der Finfluencer sein Geld?» Seriöse Finfluencer würden ihre Interessenbindungen stets transparent machen. Auch die Ausbildung des Online-Protagonisten sei wichtig Weil es das schnelle Geld ohne Risiko auch in den sozialen Medien nicht gibt solle man sich fragen, wie realistisch die versprochenen Renditen sind – und wo die Risiken einer Investition liegen «Skeptisch sollte man sein, wenn nur bestimmte Einzeltitel beworben werden, seien es Aktien, Kryptowährungen, Rohstoffe oder andere Anlagen», erklärt der 46-Jährige Ein Anlageportfolio sollte stets breit diversifiziert sein, um Kursschwankungen abzufedern Ein zusätzliches Warnzeichen sei Zeitdruck: Sobald eine «einmalige Gelegenheit» beworben werde, sei dies oft unseriös und solle Anleger zu raschen, unüberlegten Entscheidungen verleiten. Das Geschäftsmodell mancher Finfluencer besteht im Verkauf exklusiver Inhalte und Kurse. Das ist laut Bähler nicht zwingend unseriös «Anleger sollten sich jedoch gut überlegen, ob eine realistische Chance besteht, diese Kosten durch eine höhere Rendite wieder hereinzuholen.»

Im OnlineWildwest ist die Abgrenzung zwischen Werbung und einer Anlageberatung oft fliessend.

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«EineRezession erwartenwir nicht»

DieUS-Zölleerhöhen dieUnsicherheitanden Märkten. FürSamyChaar,Chefökonomvon LombardOdier,ist klar: Die Fedwirdbaldgegensteuern–und Anlegersollten selektiv inAnleihen, Immobilien undQualitätsaktien investieren.

Herr Chaar,wie wird sich dieWirtschaftimzweitenHalbjahrentwickelnund welchenEinflusshat dieUS-Handelspolitik?

Dasglobale Wachstum verlangsamtsich, hauptsächlichaufgrundvon politischen Unsicherheiten und US-Zöllen. Wirerwarten zwar eineschwierigere Phase, rechnenabernicht miteiner Rezession. Die US-Handelspolitik führtzuerheblicher Unsicherheit und zwingtAnleger zu einer disziplinierten Strategie. DieZölle werden dieUS-Inflationleicht antreiben,dennoch erwarten wir, dass dieLeitzinsen niedrig bleiben. Die US-Notenbank wird voraussichtlichnoch im September mitZinssenkungen beginnen, gefolgt vonzwei weiteren Senkungen bis zum Jahresende.Dies dürfte die US-Zinssätze näheranihr «neutrales»Niveauvon etwa 3,75 Prozentbringen,das die Wirtschaft weder ankurbelt nochbremst.

Wiesinddie Aussichtenfür die Schweizer Wirtschaft angesichts der Einführung vonUS-Zöllen in Höhe von39Prozent?

Seit 2020 hatdie SchweizihreExporte erfolgreich in Richtung USAverlagert, dochdieserZollsatz bedroht nununser Wirtschaftswachstum.Mehrals dieHälfteder SchweizerExporte in dieUSA sind betroffen– mitAusnahmevon Pharma und Gold Wirhaben unsereWachstumsprognose für die Schweiz im Jahr 2025 auf 0,9Prozent gesenkt.Dennoch sollten wir nichtvergessen,dasswir Spielraum für fiskalische Unterstützung haben –im Gegensatz zu negativen SNB-Zinsen,die nursehrbegrenzte Auswirkungen auf die Binnennachfrage hätten.Fiskalische Massnahmen könnten wesentlich weiter reichenund wirksamersein, um dieAuswirkungen derZölle abzufedern

Welche Anlagestrategie empfehlen Sievor diesem Hintergrund, besonders für Länderwie dieSchweiz? Eine ausgewogene Anlagestrategie,die eine volatile Geopolitik und neueHandelsregeln berücksichtigt, istentscheidend. Insbesondere in derSchweiz,woder Leitzins beinullliegt,sowie in derEurozone, diedie tiefsten Leitzinsen unter denwichtigsten Volkswirtschaftenaufweisen wird ist ein selektiver Kapitaleinsatzbesonderswichtig. Kapitalmussgezielt eingesetzt werden,umdie Portfoliodiversifizierung sicherzustellen. Ein Mix ausfestverzinslichenWertpapierenund Aktien bietet in diesem Umfeld nach wievor einattraktivesRisiko-Rendite-Profil.

WashaltenSie konkretvon AnlageninSchweizer Immobilien?

FürinSchweizer Franken anlegendeInvestoren schafft das Niedrigzinsumfeld neueHerausforderungen. Um zusätzliche Einkommensquellenzuerschliessen,haben wirunser Engagement in SchweizerImmobilienerhöht. Sinkende Renditenvon Staatsanleihen undein knappesAngebot stützenattraktiveBewertungen undhöhereAusschüttungsrenditen in dieser Anlageklasse.Der Wohnungsnotstand, derEinwanderungsdruck, die

Wirtschaftsdynamik und dasZinsumfeld in der Schweiz bilden die Voraussetzungenfür weitere Preissteigerungenbei Immobilien

DerUS-Dollarhat sich dieses Jahr abgeschwächt –wiesehen Sieden Ausblickfür dieWährung? Wirhaben unsere Einschätzung zumUS-Dollar auf negativ geändert –sowohlgegenüber denwichtigstenIndustrieländerwährungen alsauchgegenüber den Schwellenländerwährungen. Erstens haben sich zuvorausgeweitete Short-Positionen aufden USDollarnormalisiertund stellenkeingrosses Risiko füreineUmkehrmehrdar.Zweitenswirdder Renditevorteil des US-Dollars gegenüber anderenWährungen durchweitere Zinssenkungen derFed bei gleichzeitig stabilenLeitzinsenanderer Zentralbankenzunehmendgeschwächt. Drittens werden dadurch auchdie Absicherungskosten fürden USDollarsinken– zu einemZeitpunkt,andem fiskalische Risiken in denUSA undder BedarfanDiversifikation weiterhinaktuell sind. Dies solltedie Hürde für eineweitereAbwertung desUS-Dollars senken. Sie betonenklardie Chancen im BereichFixed Income.Dadie Leitzinsen derZentralbankeninzwischenniedrigerliegen:Welche Anleihen-Investments erscheinen Ihnenderzeit am überzeugendsten? Anleihen ausSchwellenländerninHartwährung undInvestment-Grade-Unternehmensanleihen bieten zumgegenwärtigenZeitpunktdes Konjunkturzyklusdie besten Möglichkeitenfür festverzinslicheAnlagen. Angesichts der stabilen makroökonomischen Aussichteninden meisten Schwellenländern gehen wirdavon aus, dass die CreditSpreads eng bleiben und AnleiherenditeneineguteErtragsquelle in gutdiversifizierten Portfolios darstellen werden.Investment-GradeUnternehmensanleihendürften sich weiterhin gutentwickeln. DieRenditensindimhistorischen Vergleich attraktiv.Das Risiko-Rendite-Profil von Investment-Grade-Wertpapierenist in Multi-Asset-Portfoliosebenfallsdeutlichbesser als das von Hochzinsanleihen

Welche Rolle spielen Staatsanleihen derzeit,sind sie unter den aktuellen Marktbedingungen noch attraktiv?

Staatsanleihenprofitieren weiterhinvon Renditen überdem Zehnjahresdurchschnitt.Inflationsindexierte US-Staatsanleihen(TIPS)bietenSchutzvor unerwartethoher Inflationund werfen realeRenditenvon über 2Prozent ab.Sie dürftensowohlbei schwächeremWachstumals auch beihoher Inflation gutabschneiden.Wie bereitserwähnt,sehen wirjedochein besseres Risiko-Ertrags-Verhältnis bei Investment-Grade-Unternehmensanleihen und Schwellenländeranleihen.

NebenAnleihenhaben Sieauchglobale Aktien angesprochen. Siebevorzugen Schwellenländeraktien. Was machtdiese Märkte derzeitsoattraktivfür Sie? Wirhaben kürzlichGewinne beiAktienaus Industrieländern realisiert undunsereÜbergewichtung

beiSchwellenländeraktien beibehalten.Aktien aus Schwellenländern dürftendurch nachlassendeHandelsunsicherheiten, dieSchwächedes US-Dollars, Gewinnwachstumund niedrigereAktienbewertungenunterstützt werden.Die US-Zölle wurden selektiv angewendet, wodurchviele Schwellenländer im Vergleichzuentwickelten Volkswirtschaften wie Europa oder Japanrelativ besserdastehen. Gibt es darüberhinausweitere regionalePräferenzenoderspezifischeAktiensegmente, dieSie aktuell besondershervorheben möchten? Wirerwarten nun einige Quartale mit langsameremWachstumund mehr handelspolitischbedingterVolatilität an denAktienmärkten.Unser Fokus liegt aufSektoren, die weniger stark von Veränderungen in denglobalenLieferkettenund einer wirtschaftlichen Abkühlung betroffensind. Unsere bevorzugten Sektoren sind Kommunikationsdienstleistungen undVersorger.Kommunikationsdienste bieten attraktivere Bewertungen und stabilereFundamentaldatenals Halbleiter oderHardware. Ergänzendbevorzugen wir Versorger,die von steigender Stromnachfrage durch Rechenzentrenund Elektrifizierung profitieren,umetwas defensives Engagement hinzuzufügen.Regional bevorzugen wir SchwellenländergegenüberIndustrieländern, wobeiwir beiLetzteren Japanfavorisieren. Sie sprechenvon «Rethink Infrastructure»als einer Ihrer sechslangfristigen thematischen Überzeugungen. Wasgenau verbirgt sich dahinter,und warum

LombardOdier in Zürich

Seit 1989 in der Limmatstadt niedergelassen, bietet LombardOdier diegesamte Dienstleistungspalette der229-jährigenPrivatbank an.Unter derLeitung vonSabineHeller betreuenerfahrene BankiersKundinnen undKundenaus demSchweizer Marktsowie internationaler Provenienz.Lombard Odierbietet sowohl Investment-Expertise als auch ein umfassendes Angebot für Unternehmerfür ihreVermögensplanung DieunabhängigePrivatbankverwaltet und investiertweltweit Kundenvermögen in derHöhe von323 MilliardenSchweizer Franken.

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sehenSie gerade jetzteineBeschleunigungimZyklus fürInfrastrukturausgaben? WirerwarteneineBeschleunigungder Infrastrukturausgabenweltweit. In Schwellenländern,insbesondereder erweitertenBRICS-Gruppe, bleibt die Investitionstätigkeit hoch.Auch in Industrieländern wieDeutschlandwirddie Infrastrukturstarkfokussiert.Bei Aktien setzen wirauf Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, dievon diesen Ausgaben profitieren. Europa erwachtnun mitgrossen Investitionsprogrammen und eröffnet neue Chancen.

NebentraditionellenAnlageklassen –welcheRolle spielenalternative AnlageninIhren Portfolios,und welche bevorzugen Sieaktuell? Alternative Anlagenkönnen dieDiversifizierung verbessern.Immobilien profitierenvon sinkenden Leitzinsen undstellen in Märktenmit niedrigen Anleihenrenditen wieder Schweizeineattraktive Ertragsquelledar

Aufwelche StrategiensetzenSie beiHedgefonds und PrivateAssetsals Ergänzung? BeiHedgefondshalten wiranunsererPräferenz fest,ineinediversifizierte Mischungliquider Hedgefonds-Strategien zu investieren, da diesein Multi-Asset-Portfolios zusätzlicheFlexibilitätbieten. Fürqualifizierte Investorenkönnen Private Assets in einemUmfeldmit Handelsbarrierenzusätzliche Chanceneröffnen.

AbschliessendnocheineFrage zu Währungen: Sie bevorzugen nunSchweizer Frankenund japanischen Yen. GibtesweitereHochzinswährungen von Schwellenländern,die Sieattraktivfinden? DerAusblick fürden US-Dollar hat sich gegenüber Währungenaus Industrie-und Schwellenländern eingetrübt.Ausschlaggebend dafür sindsowohl schwächere Datenvom Arbeitsmarkt in denUSA als auch das absehbareEndedes Lockerungszyklus derEuropäischen Zentralbank. Historisch gesehen, führtein nachlassenderArbeitsmarktinden USA zu Erwartungen baldiger Zinssenkungen vonseiten derFed –was denUS-Dollar unter Druck setzt, insbesonderedann, wenn andereZentralbanken ihre Geldpolitiknicht gleichzeitig lockern. Insgesamt sprechen auseinanderlaufendegeldpolitische Strategienund regionaleDynamikfür eine eher schwache Tendenzdes US-Dollars und selektiven Optimismus gegenüber Schwellenländerwährungen unddem Euro

Dieser Inhalt wurdevon NZZContent Creation im Auftragvon LombardOdier erstellt

Samy Chaar, ChiefEconomist& CIOSwitzerland beiLombard Odier.
FOTOS: PD

Orientierung im Anlagedschungel

Gastbeitrag Welche Folgen haben neue Zölle der US-Regierung für die Aktienmärkte? Wie wirken sich die Leitzinssenkungen der US-Notenbank auf das Portfolio aus – und wovon hängt der Goldpreis ab? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen Anleger täglich. Die Antworten sind selten eindeutig, aber entscheidend für den Erfolg

Die Finanzmärkte sind ein vielschichtiges Geflecht aus globalen Ereignissen, wirtschaftlichen Entwicklungen sowie politischen Weichenstellungen. Für private Anleger wird es anspruchsvoll, die tägliche Nachrichtenflut einzuordnen und daraus fundierte Anlageentscheide abzuleiten. Wer beruflich oder privat stark eingebunden ist verfügt zudem oft nicht über die Zeit, sich vertieft mit den Märkten auseinanderzusetzen. An dieser Stelle setzt die professionelle Vermögensverwaltung an. Sie eröffnet den Zugang zu den Chancen der Finanzmärkte, ohne dass Investoren laufend die Märkte verfolgen oder eigenständig Entscheidungen treffen müssen. Erfahrene Anlageexpertinnen- und experten übernehmen diese Aufgabe – mit dem Ziel, Vermögen optimal zu strukturieren und langfristig zu mehren. An drei Fragen lässt sich exemplarisch aufzeigen, wie Anlageexpertinnen und -experten Informationen analysieren und in konkrete Anlageentscheide übersetzen.

Welche Folgen hat eine US-Zinssenkung auf die Finanzmärkte?

Wenn die US-Notenbank Fed den Leitzins senkt, wirkt sich das nicht nur auf die heimische Wirtschaft, sondern auch auf die globalen Finanzmärkte aus. Die entscheidende Frage: Welche Dynamiken werden angestossen – und welche Anlageklassen zählen zu den Gewinnern oder Verlierern?

„ Günstigere Kredite fördern Wachstum: Sinkende Zinsen bedeuten niedrigere Kreditkosten, wodurch Banken günstigere Kredite anbieten können. Das regt sowohl Unternehmen als auch Konsumentinnen und Konsumenten zu Investitionen und Ausgaben an und belebt dadurch das Wirtschaftswachstum.

„ Renditen sinken vorzeitig und zinssensitive Anlagen profitieren: Finanzmärkte handeln stets vorausschauend und richten ihren Blick zirka 12 bis 18 Monate in die Zukunft. Die Renditen von Obligationen reagieren bereits vor der offiziellen Ankündigung einer Leitzinssenkung und nehmen die erwarteten Zinsbewegungen vorweg.

„ Aktien, Obligationen, Immobilien und Gold reagieren meist positiv: Zunächst profitieren sowohl Aktien als auch Obligationen von den tieferen Zinsen. Für Unternehmen ist die Aussicht auf günstigere Kreditkonditionen eine erfreuliche Nachricht und die damit verbundenen Wachstumsperspektiven beflügeln in der Regel deren Aktienkurse. Gleichzeitig gewinnen Obligationen an Wert, da sinkende Renditen am Markt die Preise bestehender Obligationen steigen lassen. Auf lange Sicht entfalten Zinssenkungen jedoch ihre stärkste Wirkung bei Aktien, sofern diese in einem ansprechenden konjunkturellen Umfeld vollzogen werden. Denn im Vergleich zu Obligationen partizipieren Aktien stärker am Wirtschaftswachstum. Auch der Immobilienmarkt zählt zu den Gewinnern Niedrigere Zinsen begünstigen Baufinanzierungen, erhöhen die Attraktivität von Immobilienkäufen, was die Nachfrage ankurbelt. Ein weiterer Profiteur ist Gold: Sinkende Zinsen verringern die Opportunitätskosten für das Halten dieses Edelmetalls, da andere Anlagen geringere Erträge abwerfen

Gehört Gold ins Portfolio?

Gold nimmt im Anlageportfolio eine Sonderstellung ein. Streng genommen, handelt es sich nicht um ein klassisches Anlagevehikel, sondern im Kern um ein Spekulationsinstrument. Der Grund: Anders als Aktien oder Obligationen

In komplexen Finanzmärkten werden Orientierung und Expertise zum entscheidenden Vorteil.

wirft Gold keine Erträge wie Dividenden oder Zinsen ab Auch die wirtschaftliche Bedeutung ist begrenzt da das Metall – im Unterschied zu Silber oder Platin – kaum als Industriemetall verwendet wird.

Eine professionelle Vermögensverwaltung kümmert sich mit Expertise und Weitsicht um das Geld ihrer Anleger – der Investor gewinnt Zeit und Ruhe.

Gleichwohl erfüllt Gold im Portfolio eine wichtige Funktion. Es gilt als sicherer Hafen und dient damit als Absicherung gegen Rückschläge an den Finanzmärkten. Je unsicherer die Weltlage, desto stärker profitiert in der Regel der Goldpreis – weshalb das Edelmetall oft als Angstbarometer bezeichnet wird

Da Gold in US-Dollar gehandelt wird, beeinflusst auch die Leitwährung seine Preisbildung Ein schwächerer USDollar vergünstigt Gold für Käuferinnen und Käufer ausserhalb des Dollarraums und stützt damit die Nachfrage Hinzu kommt: In einem Umfeld sinkender Zinsen wird Gold im Vergleich zu zinstragenden Anlagen attraktiver Diese abnehmenden Opportunitätskosten steigern die Nachfrage nach Gold und treiben den Preis nach oben. Gegenwärtig erfährt der Goldpreis zudem Unterstützung durch die Käufe von Zentralbanken, die ihre Währungsreserven diversifizieren und Gold wegen seines knappen Vorkom-

mens als langfristigen Wertspeicher betrachten.

Wie soll man mit Volatilität im Portfolio umgehen?

Schwankungen an Finanzmärkten und abrupte Kursrückgänge verunsichern Anleger Häufig resultieren daraus übereilte und meist wenig sinnvolle Verkäufe Ein Blick in die Geschichte zeigt, weshalb: Der US-Aktienindex Dow Jones (siehe Grafik unten) hat seit 1900 total 22 Rezessionen in den USA, eine Weltwirtschaftskrise, zwei Weltkriege und zuletzt eine Pandemie überstanden. Dennoch ist der US-Aktienmarkt stetig gewachsen und die Kursrückschläge konnten über die Zeit ausgeglichen werden Gerade in turbulenten Phasen gilt deshalb: Ruhe bewahren und die langfristige Anlagestrategie im Auge behalten. Hier setzt die Vermögensverwaltung an. Sie stützt sich auf sorgfältige Analysen, verfolgt eine langfristige Anlagestrategie und trifft Entscheidungen frei von Emotionen. Ein Vorteil, den viele Anlegerinnen und Anleger in unsicheren Zeiten besonders schätzen

Gastbeitrag Christoph Schenk ist CIO bei der Zürcher Kantonalbank

Vorteile der professionellen Vermögensverwaltung

Wer langfristig investieren will, findet in der Vermögensverwaltung der Zürcher Kantonalbank eine effiziente Möglichkeit Chancen an den Finanzmärkten zu nutzen und Risiken zu steuern:

„ Anlegerinnen und Anleger erhalten Zugang zu fundierter Research- und Anlagekompetenz

„ Ein erfahrenes Expertenteam erarbeitet gemeinsam mit Ihnen eine langfristig ausgerichtete Anlagestrategie, da diese massgeblich über den Erfolg entscheidet.

„ Sie werden regelmässig und umfassend über die getätigten Anlageentscheidungen und die Entwicklung Ihres Portfolios informiert.

QR-Code scannen und mehr über die Vermögensverwaltung der ZKB erfahren

CHRISTOPH SCHENK
Weltkrieg

Der amerikanische Sonderstatus wankt

Gastbeitrag Der Exzeptionalismus steht unter Druck. Hohe Verschuldung, geopolitische Spannungen und technologische Rivalität stellen die Sonderstellung der USA infrage. Doch nicht ihr Abstieg, sondern die Anpassungsfähigkeit von Volkswirtschaften und Anlegern an eine fragmentierte Weltordnung wird bestimmen, wie sich das globale Finanzsystem weiterentwickelt

VERENA GROSS

Kaum ein Konzept hat die moderne Welt stärker geprägt als der amerikanische Exzeptionalismus – die Vorstellung die Vereinigten Staaten stellten eine Ausnahme dar Seit Generationen gründet das nationale Selbstverständnis auf der Überzeugung, eine einzigartige Mission zu verfolgen und zugleich über die Mittel zu verfügen, die politische und wirtschaftliche Ordnung zu prägen. Vom Marshallplan und dem Wiederaufbau Europas nach dem Krieg über die Verankerung der Nato bis zur Sicherung des liberalen Wirtschaftssystems fungierte Washington als Garant für Stabilität und Wohlstand – nicht selten, indem es seine nationalen Interessen weit auslegte. Der Aufstieg des US-Dollars zur Weltreservewährung, die Tiefe der US-Kapitalmärkte und die anhaltende Bereitschaft internationaler Investoren, amerikanische Defizite zu finanzieren, verstärkten diese Sonderstellung Seit Bretton Woods konnten sich die Vereinigten Staaten dauerhaft Leistungsbilanz- und Haushaltsdefizite leisten – mit Konsum und Wachstum, die andernfalls kaum möglich gewesen wären. Doch für Dominanz gibt es keine Garantie, wie die Geschichte lehrt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte die US-Verschuldung mehr als 110 Prozent des BIP; dennoch begann eine Ära robusten Wachstums und industrieller Führungsrolle Heute zeigt sich ein anderes Bild: Die Staatsverschuldung liegt bei über 120 Prozent des BIP; ein Rekordwert ausserhalb von Kriegszeiten. Die Demografie wirkt nicht mehr als Wachstumstreiber Allein die Zinskosten dürften 2024 nahezu eine Billion Dollar erreichen und damit bald die Verteidigungsausgaben übersteigen, was auf den schrumpfenden finanzpolitischen Spielraum hinweist Das Congressional Budget Office warnt, ohne entschlossene Massnahmen könnte die Verschuldung innert eines Jahrzehnts 130 Prozent des BIP erreichen. Zweifel an der langfristigen Tragfähigkeit der Schulden und die Furcht vor der Verdrängung privater Investitionen nehmen zu.

Der Netto-Auslandsvermögensstatus der USA – derzeit minus 27 Billionen Dollar, fast 90 Prozent des BIP – verweist auf jahrzehntelange Kapitalzuflüsse und weltweites Vertrauen in amerikanische Wertpapiere. Ausländische Investoren, darunter Zentralbanken und Staatsfonds, halten US-Staatsanleihen im Umfang von mehr als 7,6 Billionen Dollar wovon über 2 Billionen auf Japan und China entfallen. Doch die Abhängigkeit ist ambivalent: Sie belegt Vertrauen, schafft aber auch eine Verwundbarkeit, falls dieses Vertrauen erodiert. In jüngerer Zeit haben einzelne Investoren ihr Engagement reduziert Zwar bleibt der Dollar der globale sichere Hafen, doch zeigte er sich zeitweise ungewohnt volatil

Multipolare Herausforderung

Die aktuelle Debatte über Zölle und Handelspolitik macht deutlich, dass die Sonderstellung der USA zur Disposition steht. Neue Abgaben, die vermeintliche Ungleichgewichte korrigieren und strategische Branchen schützen sollen haben weltweit neue Unsicherheiten ausgelöst. Wirtschaftliche Offenheit und der Ruf nach grösserer Autarkie geraten zunehmend in Konflikt. Diese Entwicklung zeigt sich nicht nur in den Vereinigten Staaten:Auch andernorts treten neue Allianzen an die Stelle globaler Integration. Das Resultat ist eine fragmentierte multipolare Wirtschaftsordnung, in der

Während die Sonderrolle der USA an Halt einbüsst, eröffnen sich Chancen für Anleger, die agil reagieren. ADOBE STOCK

Kapitalströme und Handelsbeziehungen verstärkt von geopolitischen Rivalitäten bestimmt werden Lieferketten, Risikomanagement und Marktzugänge müssen unter diesen Vorzeichen neu bewertet werden

Ein zentrales Element des amerikanischen Sonderstatus – die Technologieführerschaft – bleibt beeindruckend, ist jedoch nicht mehr unangreifbar In Bereichen wie künstlicher Intelligenz, Biotechnologie und moderner Fertigung liegen die USA weiterhin vorn; 2023 entfiel mehr als die Hälfte aller weltweiten Wagniskapitalinvestitionen auf sie. Die Konzentration von Spitzenuniversitäten, ein dynamisches Unternehmertum und tiefe Kapitalmärkte verschaffen dem Land erhebliche Wettbewerbsvorteile Doch der rasche Anstieg der Forschungs- und Entwicklungsausgaben in China – inzwischen an zweiter Stelle hinter den USA – sowie die gezielte Industriepolitik in Europa und Asien verschärfen den Wettlauf um technologische Vorherrschaft. So hat die Europäische Union ehrgeizige Programme zur Förderung digitaler Souveränität, klimafreundlicher Technologien und strategischer Autonomie lanciert. Ob die Vereinigten Staaten ihren Vorsprung behaupten können, hängt von weiteren Investitionen in Forschung, einer offenen Zuwanderungspolitik zur Gewinnung internationaler Talente sowie von einem regulatorischen Um-

feld ab das Innovation ermöglicht und zugleich Risiken für Datenschutz, geistiges Eigentum und ethische Standards begrenzt.

Diese tektonischen Verschiebungen spiegeln sich auch an den Finanzmärkten wider Ausländisches Kapital fliesst vermehrt ab, und der Dollar muss zeitweise Verluste hinnehmen, da Anleger seinen Status hinterfragen.

Dennoch fehlen glaubwürdige Alternativen: Europas Kapitalmärkte sind zersplittert, und das Vertrauen in Chinas Regulierungsrahmen reicht nicht aus, um den Yuan zur Weltreservewährung zu erheben Gold und digitale Vermögenswerte haben zwar an Bedeutung gewonnen, erreichen jedoch weder die Liquidität noch die institutionelle Verankerung des US-Dollars

Konsequenzen für Anleger

Die Schweiz mit ihren stabilen Institutionen, ihrer starken Währung und ihrer führenden Stellung in Pharma, Finanzwesen und Feinmechanik gilt als Beispiel für wirtschaftliche Resilienz. Offenheit, Anpassungsfähigkeit und Qualitätsbewusstsein haben es ihr ermöglicht, globale Schocks abzufedern und den Wettbewerbsvorteil zu bewahren. Gleichwohl bleibt die Exportwirtschaft anfällig für Veränderungen in der weltweiten Nachfrage für Währungsschwankungen und ein sich wandelndes Zollumfeld

Europa als Ganzes steht am Scheideweg Strukturreformen, Finanzpakete und die Rückbesinnung auf Innovation verleihen mehreren Ländern Auftrieb, auch wenn der Kontinent weiterhin mit demografischen Belastungen und der Energiewende ringt. Die Kapitalmärkte sind nach wie vor fragmentiert, gewinnen aber an Tiefe; der Euro behauptet sich hinter dem Dollar als zentrale Weltwährung Für Anleger eröffnen Europa und die Schweiz Chancen – insbesondere bei Qualitätsunternehmen mit globaler Reichweite und soliden Bilanzen Doch die Exportwirtschaft bleibt mit hartnäckigen Handelsspannungen und der Verlagerung von Lieferketten konfrontiert, die den Verlauf der Globalisierung prägen. Das nächste Kapitel im globalen Finanzsystem wird nicht allein durch das mögliche Ende des amerikanischen Exzeptionalismus bestimmt, sondern durch die Fähigkeit von Volkswirtschaften und Investoren, sich in einer unsicheren Welt neu zu orientieren. Belohnt wird, wer strategisch flexibel und anpassungsfähig bleibt. Die entscheidende Frage lautet daher weniger, ob der US-Sonderstatus fortbesteht, sondern wie die Märkte mit den Herausforderungen der sich formierenden neuen Weltordnung umgehen.

Gastbeitrag Verena Gross ist Leiterin Pictet Wealth Management Deutschschweiz

Es geht um die Fähigkeit, sich in einer unsicheren Welt neu zu orientieren.

Mit höherer Planbarkeit und geringerem Risiko sind Obligationen in unruhigen Zeiten widerstandsfähiger als Aktien.

Flexibilität ist gefragt

Gastbeitrag Wer mit Obligationen langfristig attraktive Renditen erzielen möchte, sollte nicht allein auf den Kupon schauen.

FRANK LIPOWSKI

Die vergangenen Börsenjahre waren turbulent – nicht nur am Aktienmarkt, sondern auch bei Obligationen. Die zum Teil kräftigen Kursschwankungen sind Beleg dafür Und auch wenn wir uns mit Prognosen gerne zurückhalten – es spricht einiges dafür, dass die Volatilität an den Märkten auch in Zukunft überdurchschnittlich hoch bleibt

Das klassische «Buy and Hold», wie es der Experte gerne nennt, das Kaufen und Liegenlassen bis zur Endfälligkeit bei Obligationen, hat längst ausgedient. Wer heute am Obligationenmarkt aktiv ist, muss sehr flexibel sein – und sollte nicht allein auf den Kupon schauen. Für Schweizer Obligationen gilt das im Besonderen. Rund 0,3 Prozent Rendite für zehnjährige – das ist überschaubar, vorsichtig ausgedrückt Zumal die Inflationserwartungen für die kommenden Jahren leicht darüber liegen Die Kaufkraft des Anlegers schwindet.

Vorteil gegenüber Aktien

Das gute an Obligationen: Sie haben mehr als nur eine Ertragskomponente, also mehr als nur den Zinskupon. Da wäre beispielsweise der potenzielle Kursgewinn. Der gute Kaufmann schaut, dass er günstig einkauft und dann später teurer verkauft. Es gibt immer wieder Marktphasen und Situationen, in denen einzelne Titel über Gebühr abgestraft werden.Auf diese Gelegenheiten müssen Investoren warten, sie erkennen und dann nutzen – und zwar weltweit. Für einen Fondsmanager ist es daher heute umso wichtiger, global zu denken und über eine ausreichend grosse Liquiditätsreserve zu verfügen. Sie verschafft ihm die Flexibilität Gelegenheiten wahrnehmen zu können. Denn eines hat uns die Geschichte gelehrt: Die Gelegenheiten werden kommen Wenn nicht heute oder morgen, dann möglicherweise übermorgen. Es gibt immer wieder Marktphasen, in denen Obligationen von erstklassigen Emittenten an der Börse über Gebühr abgestraft werden, aus unterschied-

lichen Gründen. Etwa weil sich das Zinsumfeld verändert hat Oder weil es ein vorübergehendes Überangebot an Obligationen gibt. Möglichweise hat sich auch die Bonität eines Emittenten verschlechtert – und der Markt übertreibt Die vergangenen Jahre haben unmissverständlich gezeigt, dass sich immer wieder Gelegenheiten bieten. Wenn es um Kursgewinne bei Obligationen geht, hört man nicht selten den Einwand, dass es sehr viel sinnvoller wäre, Aktien zu kaufen – zumal deren Dividendenrendite ähnlich hoch oder oft höher ausfalle als der Zinskupon bei der entsprechenden Anleihe –und das Kurspotenzial ohnehin deutlich höher sei. Diese Sichtweise greift jedoch zu kurz – und das nicht nur aus der Perspektive eines Obligationenfondsmanagers. Zwar ist auf lange Sicht das Renditepotenzial am Aktienmarkt höher Aber mit Obligationen können Sie über die Zeit vergleichsweise attraktive Renditen erwirtschaften, bei einem überschaubareren Risiko. Die relative Attraktivität von Obligationen ist also grösser als das viele vermuten Der Grund dafür ist nicht zuletzt die deutlich bessere Planbarkeit der Erträge Ein Beispiel dazu: Wenn Sie die Obligation des Unternehmens A zu 80 kaufen, weil deren Kurs zuletzt deutlich gefallen ist – etwa weil die jüngsten Quartalszahlen sehr schwach ausgefallen sind, – dann wissen Sie trotzdem, dass Sie am Ende der Laufzeit 100 zurückbekommen, vorausgesetzt natürlich, der Emittent, der Obligationenschuldner, geht nicht insolvent. Bei einer Aktie haben Sie diese Gewissheit nicht. Wenn sich das Umfeld weiter eintrübt kann es sein dass das Unternehmen XY und damit sein Aktienkurs nachhaltig leidet Und dass der Einstiegskurs möglicherweise nie wieder erreicht wird. Sie müssen also beim Aktieninvestment ein sehr viel genaueres Bild davon haben, wie sich ein Unternehmen in den kommenden Jahren entwickeln wird, wie stark es wachsen wird und wie hoch die Gewinnpotenziale sind.

Was Obligationen attraktiv macht, ist ihre Planbarkeit.

Bei der Analyse einer Obligation geht es vor allem darum, abzuklären, ob sichergestellt ist, dass der Emittent, ganz gleich ob Staat oder Unternehmen, in der Lage ist, die Obligation am Laufzeitende zurückzubezahlen. Das ist ein gewichtiger Unterschied, der bei einem direkten Vergleich für die Obligation spricht Als zusätzliche Renditebringer bei Obligationen sind nicht allein potenzielle Kursgewinne entscheidend; auch das Durationsmanagement spielt eine zentrale Rolle Auch da ergeben sich Renditemöglichkeiten. Oder die Währung Letztlich müssen Sie als Obligationenanleger heute sehr viel strategischer vorgehen als früher, sehr viel aktiver sein, also auch sehr viel häufiger handeln, wenn Sie langfristig attraktive Renditen erzielen möchten. Die Umschlagsgeschwindigkeit innerhalb eines reinen Obligationendepots ist heute mitunter deutlich höher als bei einem Aktiendepot.

«Tilt to the Schrott»

Die Frage ist, wie das ein Privatanleger leisten soll – mit begrenztem Zeitbudget und ohne direkten Draht zu den grossen Obligationenhändlern. Sehr schwierig Ein guter, aktiv gemanagter Obligationenfonds könnte stattdessen ein geeignetes Instrument sein, um langfristig erfolgreich in Obligationen zu investieren. Von einem Fondsmanager eines solchen Fonds werden Sie kaum eine andere Empfehlung erwarten können. Trotzdem sei an dieser Stelle bewusst darauf hingewiesen

Zumal sich immer wieder die Frage stellt, ob es nicht sinnvoller wäre, statt eines aktiv gemanagten Fonds lieber in einen Obligationen-Indexfonds kurz ETF, zu investieren.Weil der den Markt eins zu eins abbildet – und obendrein günstiger ist im Unterhalt. Kann man machen, keine Frage, jedoch gibt es Folgendes zu bedenken: Obligationenindizes funktionieren anders als Aktienindizes Sie sind, pointiert gesagt, «Tilt to the Schrott» Aber was heisst das genau?

Während bei einem Aktienindex das Gewicht der vergleichsweise erfolgreichen Unternehmen wächst (weil deren Kurse, also deren Marktkapitalisierung, zulegen), ist es bei einem Obligationenindex genau andersherum –den grössten Anteil am Index haben stets die am höchsten verschuldeten Unternehmen. Das steht nicht selten im Gegensatz zum Wunsch eines Anlegers nur die kreditwürdigsten Schuldner im Portfolio zu haben Hinzu kommt: Obligationen-ETFs hinken, was die Performance betrifft, meist den Indizes, die sie vorgeben abzubilden, hinterher Aufgrund der mitunter grösseren Differenzen bei den Geld-Brief-Spannen geht bei den permanenten Indexanpassungen einiges an Rendite verloren Das läppert sich über die Zeit zusammen. Ein guter, aktiver Manager dagegen wägt ab, ob eine Portfolioanpassung nach Transaktionskosten überhaupt sinnvoll ist – oder eben nicht. Ausserdem ist da die mangelnde Flexibilität: ETFs werden in der Regel zu festen Terminen umgebaut, also zum Monatsende manche gar zum Quartalsende neu gewichtet. Gerade in turbulenten Phasen kann das ein Nachteil sein. Dann nämlich, wenn es darum geht, Chancen zu ergreifen, also gute Obligationen zu günstigen Preisen erwerben zu können. Gelegenheiten, die es zu ergreifen gilt Manchmal geht es da um nicht mehr als einzelne Tage die im Falle des ETFs ungenutzt verstreichen. Heisst aus Anlegersicht: So einfach, wie das ETF-Label vermuten lässt, ist ein Investment im Falle von Obligationen leider nicht – ganz im Gegenteil. Insofern lohnt es sich für Anleger, sich aktiv gemanagte Obligationenfonds anzuschauen. Fonds deren Management möglichst wenigen Restriktionen unterliegt und deshalb flexibel agieren kann–weltweit. Auf diese Weise sollten sich auch in Zukunft auskömmliche Renditen am Obligationenmarkt erzielen lassen

Gastbeitrag Frank Lipowski managt den Bereich Bond Opportunities bei Flossbach von Storch; er leitet zudem das Fixed-IncomeTeam bei Flossbach von Storch

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Wenn die Erben kommen

Gastbeitrag Die Generationenübergabe stellt Privatbanken in der Schweiz auf die Probe: Die nächste Kundengeneration will ihr Vermögen nicht mehr nur erhalten, sondern gestalten.

In den holzgetäfelten Salons Schweizer Privatbanken vollzieht sich aktuell eine stille Revolution. Sie hat sich nicht durch laute Stimmen oder spektakuläre Brüche angekündigt, sondern durch fragende Blicke, bedeutungsschwere Pausen und Entscheidungen, die fernab der Verwaltungsräte getroffen werden. Die Erben kommen – und mit ihnen eine neue Sicht auf das Vermögen, die Rolle des Verwalters und die Beziehung zur eigenen Bank

Über Jahrzehnte basierte die Vermögensverwaltung auf soliden Säulen: Diskretion, Kontinuität, Loyalität. Der Kunde vertraute sein Vermögen einer Institution an – oft derselben wie seine Eltern – und die Beziehung entwickelte sich über die Zeit, geschützt vor den Turbulenzen der Welt Doch diese generationenübergreifende Treue bröckelt

Neue Klientel, neue Wünsche

Einer aktuellen Studie zufolge wechseln 70 Prozent der Erben innerhalb von fünf Jahren nach einer Erbschaft ihren Anbieter Warum? Die Antwort lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Diskrepanz Diskrepanz zwischen den Erwartungen einer Generation, die mit der Digitalisierung aufgewachsen ist, für Klimafragen sensibilisiert und Transparenz gewohnt ist, und den mitunter allzu konservativen Praktiken mancher Häuser Der junge Erbe will nicht nur Kapital bewahren;

Die neue Kundengeneration erwartet, dass ihre Bank die Brücke zwischen traditioneller und neuer Finanzwelt schlagen kann.

er möchte verstehen mitgestalten Einfluss nehmen. Er erwartet klare Antworten, intuitive Tools und vor allem eine Beziehung, die auf Zuhören und Relevanz beruht.

«Junge Kunden wollen nicht wie ihre Eltern angesprochen werden», sagt ein Vermögensverwalter aus Genf «Sie erwarten massgeschneiderte Lösungen, aber auch Überzeugungen. Sie hinterfragen unsere Investitionsentscheidungen, unseren Einfluss, unsere Sicht auf die Welt.» Dieser Wandel zwingt Banken, ihren Ansatz zu überdenken.Vorbei sind die Zeiten, in denen ein Quartalsbericht und ein jährliches Mittagessen ausreichten Die neue Generation will mehr Sie will Sinn, Tempo und Reaktionsfähigkeit.

Veränderung, ohne Skepsis zu schüren

Doch jenseits der Werkzeuge wird die Philosophie der Vermögensverwaltung selbst hinterfragt. Das Verhältnis zu Vermögen verändert sich. Für viele Erben ist Vermögen kein Selbstzweck, sondern ein Hebel – zum Unternehmertum, zur Unterstützung von Projekten, zum Aufbau einer Zukunft Sie suchen Partner, die sie in dieser Dynamik begleiten, nicht nur Tresorhüter Diese Entwicklung ist keine Bedrohung, sondern eine Chance. Jene Banken, die es schaffen, diese neue Dimension zu integrieren, werden relevanter sein als je zuvor Es geht nicht darum, Schweizer Werte wie Diskretion, Gewis-

senhaftigkeit oder Stabilität über Bord zu werfen, sondern sie im Licht zeitgemässer Erwartungen neu zu interpretieren. Eine Bank, die zuhören, erklären, sich anpassen und ihren Werten dabei treu bleiben kann, wird zu einem wertvollen Partner beim Aufbau eines lebendigen Erbes

Innovation – die neue Währung

Die Bedürfnisse der neuen Generation beschränken sich nicht auf Finanzprodukte Sie erstrecken sich auf Dienstleistungen, Bildung und Kundenerfahrung Personalisierung ist kein Luxus mehr sondern Standard. Erben wollen kontinuierlich mit ihrem Banker kommunizieren, die getroffenen Entscheidungen verstehen und Zugang zu digitalen Plattformen haben, die ebenso intuitiv sind wie die Tools, die sie aus ihrem Alltag kennen. Sie erwarten, dass technisches Know-how mit der Fähigkeit kombiniert wird, Zusammenhänge zu erklären:Warum ist eine Investition relevant, welche Rolle spielt sie in der Gesamtstrategie und welchen Einfluss hat sie auf die reale Welt?

Innovation ist heute ein zentrales Kriterium für die neue Generation. Kryptowährungen und die dezentrale Finanzwelt verändern, wie Kapital zirkuliert und Wert generieren kann Erben erwarten, dass ihre Bank die Brücke zwischen traditioneller und neuer Finanzwelt schlägt und dabei sichere, relevante Lösungen in einer sich wandelnden Welt bietet

Diese Innovationen zu verstehen, sorgfältig zu integrieren und in eine Vermögensstrategie einzuordnen, wird zu einem entscheidenden Vorteil, um als vertrauenswürdiger Partner zu bestehen. Dieser Wandel betrifft nicht nur die Kundenbeziehung, sondern auch die interne Kultur der Bank. Die Fähigkeit Talente zu gewinnen und zu halten, Innovation zu fördern und unternehmerisches Denken zu stimulieren, wird entscheidend. Eine Bank, die für neue Generationen relevant bleiben will, muss intern die Werte widerspiegeln, die sie extern kommuniziert. Das schafft Vertrauen und trägt zu langfristigen Beziehungen bei.

Die Rolle des Wegbereiters

Bei der Bank Syz steht dieser Wandel im Zentrum unserer Überlegungen. Als Familienbank in zweiter Generation haben wir eine besondere Perspektive: Wir wissen, was es bedeutet, zu übergeben, und wir wissen auch, was es bedeutet, sich weiterzuentwickeln. Unser Beruf ist nicht statisch. Jede Generation verdient einen Ansatz, der zu ihr passt – und es ist die Kombination aus Erbe und Innovation, die Vertrauen aufbaut. Vertrauen bleibt der immaterielle Wert auf dem unser Geschäft basiert Heute wird dieses jedoch durch Dialog, Transparenz und Einsatz geschaffen. Indem wir präsent, reaktionsfähig und aufrichtig sind, gewinnen wir die Legitimität, die nötig ist, um Erben bei ihren Entscheidungen zu begleiten.

Der junge Erbe möchte verstehen, mitgestalten, Einfluss nehmen.

Die Erben wollen die Vergangenheit nicht reproduzieren, sondern ihren eigenen Weg gehen. Es liegt an Vermögensverwaltern, sie mit Intelligenz, Sensibilität und Innovationsgeist zu begleiten. Denn in einer Welt im Wandel ist der wahre Reichtum jener, der mit Sinn weitergegeben wird – und mit jeder Generation neu gedacht wird

Gastbeitrag Nicolas Syz ist Head of Private Banking be der Syz Group.

Syz Group

Die 1996 gegründete Syz Group ist eine familiengeführte Schweizer Bankengruppe Sie bietet Privatkunden und externen Vermögensverwaltern massgeschneiderte Dienstleistungen sowie Anlagemöglichkeiten – in drei Unternehmenseinheiten. Während die Bank Syz eine echte Alternative zum traditionellen Private Banking bietet, ermöglicht Syz Capital den Zugang zu alternativen Anlageklassen (Private Equity, Hedgefonds oder Prozessfinanzierung).Und SyzAsset Management unterstützt institutionelle Schweizer Anleger bei Investitionen in Anleihen und Geldmarktinstrumente

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NICOLAS SYZ

Über die Glaubwürdigkeit nachhaltiger Anlagestrategien

Gastbeitrag Nachhaltiges Investieren steckt in einer Glaubwürdigkeitskrise. Wer Wirkung statt Image liefern möchte, beweist jetzt Haltung – und sichert sich so langfristig Akzeptanz und Relevanz

LARISSA JÄGER

Nachhaltigkeit ist im Zentrum von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft angekommen. Die Finanzbranche hat darauf mit einer Vielzahl sogenannt nachhaltiger Anlageprodukte reagiert, die meist auf ESG-Kriterien beruhen Dieses Konzept dient jedoch in erster Linie der Bewertung von Risiken aus Investorensicht und eignet sich nur bedingt als Messgrösse für eine tatsächlich positive Wirkung (Impact). Diese Unterscheidung wurde lange vernachlässigt – mit der Folge, dass ESG-Investitionen häufig überschätzt oder missverstanden wurden Tatsächlich wurde ESG allzu oft als Marketinginstrument genutzt, um Finanzanlagen nachhaltiger erscheinen zu lassen, als sie es tatsächlich waren. Der Vorwurf des Greenwashings ist infolgedessen oft berechtigt – was das Vertrauen vieler Anleger in «nachhaltige» Anlageprodukte jedoch beschädigt hat. Gleichzeitig wird Nachhaltigkeit angesichts geopolitischer Spannungen und des Aufschwungs populistischer Bewegungen in den USA und in Europa zunehmend als ideologisch oder weltfremd dargestellt. Nachhaltiges Investieren ist dadurch vorübergehend aus dem Fokus geraten. Doch dies bietet auch Chancen Denn nun zeigt sich, wer es mit der Nachhaltigkeit ernst meint. Nur Anbieter, die Nachhaltigkeit systematisch, konsequent und aus innerer Überzeugung verfolgen, bleiben langfristig glaubwürdig.

Von Greenwashing zu Greenhushing

Nach Jahren des Hypes hat sich die Stimmung rund um nachhaltiges Investieren deutlich abgekühlt Greenwashing-Vorwürfe haben die Branche erschüttert und regulatorische Anforderungen wie SFDR und EU-Taxonomie sorgen für Verunsicherung Zudem beobachten wir inzwischen ein neues Phänomen: Greenhushing – das bewusste Verschweigen oder Herunterspielen von Nachhaltigkeitsbemühungen, um negative Reaktionen zu vermeiden. Gerade in diesem anspruchsvollen Umfeld braucht es jetzt Klarheit, Transparenz, Kontinuität und auch Mut Bei Forma Futura halten wir an unserem wertebasierten, wirkungsorientierten Ansatz fest Seit bald zwei Jahrzehnten verfolgen wir das Ziel, Kapitalströme so zu lenken, dass sie zur Lösung drängender gesellschaftlicher und ökologischer Herausforderungen beitragen.

In diesem Beitrag zeigen wir, woran sich echte Glaubwürdigkeit im nachhaltigen Investieren erkennen lässt – und mit welchen Methoden sich nicht nur Risiken managen, sondern auch positive Auswirkungen erzielen lassen.

Was zeichnet glaubwürdige Anbieter aus – und was nicht?

1. Transparente Selektions- und Reportingprozesse Glaubwürdigkeit beginnt mit klaren und nachvollziehbaren Auswahlkriterien Ausserdem braucht es eine Berichterstattung, die nicht nur Kennzahlen, sondern auch Kontext liefert. Die Aktivitäten und die damit erzielte Wirkung müssen ehrlich und verständlich dargestellt sein – sonst bleibt Nachhaltigkeit ein leeres Label

2.Tiefgehende Expertise in ökologischen und sozialen Themen

Nachhaltigkeit ist interdisziplinär –ökonomische, ökologische und soziale Dynamiken greifen ineinander Deshalb braucht es ein Team mit fundierter Expertise jenseits der Finanzanalyse.

3. Unternehmensdialog (Investment Stewardship) Nachhaltige Wirkung entsteht nicht hauptsächlich durch die Selektion einzelner Anlagen, sondern vor allem durch aktives Engagement Das bedeutet: Stimmrechte wahrnehmen, kritische Fragen stellen, Unternehmen zum Dialog auffordern – und, falls nötig, auch Konsequenzen daraus ziehen. Wirkung entsteht über Zeit, durch konsequente und beharrliche Einflussnahme

4. Konsequenz und Haltung auch bei Turbulenzen Besonders in schwierigen Zeiten können Anbieter Glaubwürdigkeit beweisen. Wer bei Gegenwind sofort die Strategie anpasst, war nie überzeugt. Nachhaltigkeit erfordert ein langfristiges Bekenntnis – auch dann, wenn es zeitweise unbequem ist.

5. Kombination von Technologie und menschlichem Urteil Künstliche Intelligenz ist in der Lage, Muster zu erkennen, Daten auszuwerten und Risiken zu identifizieren. Doch Nachhaltigkeit ist komplex und mehrdimensional. Deshalb bleibt mensch-

Nur Anbieter, die Nachhaltigkeit aus innerer Überzeugung verfolgen, bleiben langfristig glaubwürdig

liche Kompetenz für die Einordnung, den Kontext und letztlich die Entscheidungsfindung zentral.

Wie wir Nachhaltigkeit leben

Nachhaltigkeit ist für Forma Futura kein Etikett, sondern der Kern unseres Investmentansatzes Unsere Selektion folgt einem mehrstufigen, disziplinierten Prozess, in dem finanzielle Qualität und Nachhaltigkeitsleistung gleichgewichtig berücksichtigt werden. Aus einem globalen Universum von rund 12 000 Titeln qualifizieren sich so rund 250 sorgfältig ausgewählte Unternehmen für ein Investment – alle konsequent auf Nachhaltigkeit und langfristiges Wachstum ausgerichtet. Unsere Arbeit beginnt mit einer Basisprüfung durch ISS ESG, gefolgt von einer fundierten Finanzanalyse, in der wir Geschäftsmodell, Marktstellung, Managementqualität und Resilienz kritisch bewerten. Klare Ausschlusskriterien sorgen dafür, dass Unternehmen mit Geschäftsmodellen in Bereichen wie Waffen, fossiler Energie oder Glücksspiel keinen Eingang ins Port-

folio finden. Bei kritischen Themen wie Gold, Biotreibstoffen oder grüner Gentechnologie bewerten wir den Umgang in einer Einzelfallprüfung Anschliessend folgt eine mehrstufige Nachhaltigkeitsanalyse durch unser Nachhaltigkeitsteam, die bewusst über das klassische ESG-Raster hinausgeht und die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens vertieft und ganzheitlich beurteilt.

In der Umsetzung kombinieren wir Rendite und Wirkung. Unser Fokus liegt auf transparenten Direktanlagen in Qualitätsunternehmen, ergänzt durch gezielt ausgewählte nachhaltige Drittfonds. Die aktive Portfolioverwaltung eine kontinuierliche Überwachung finanzieller und nichtfinanzieller Risiken sowie ein systematischer, wirkungsorientierter und konsequenter Unternehmensdialog sichern die langfristige Qualität unserer Portfolios – und ihre Wirkung

Fazit: ESG ist nicht genug –und das ist eine Chance

Wenn es das Ziel ist, Finanzströme in zukunftsfähige Unternehmen zu lenken, dann ist ESG als Framework zu kurz gegriffen. Denn ESG bewertet primär, wie ein Unternehmen mit Umwelt-, Sozialoder Governancerisiken umgeht. Doch wenn die negative Wirkung der Anlagen minimiert werden soll und eine positive Wirkung angestrebt wird, ist es mindestens so wichtig, fundiert zu beurteilen und zu bewerten, was das Unternehmen produziert und leistet. Was können Anleger also tun, um die Glaubwürdigkeit von nachhaltigen Strategien abzuschätzen? Etwa gezielt nachfragen:Anhand welcher Kriterien werden Anlagen ausgewählt? Welche Expertise ist im Team, das für die Auswahl verantwortlich ist, vorhanden? Welche wirkungsorientierten Methoden werden angewendet und wer trifft die Entscheidungen aufgrund welcher Werte? Letztlich muss jeder Anleger selbst entscheiden welcher Ansatz zu den eigenen Ansprüchen passt Aus unserer Sicht gilt: Entweder echte, ganzheitliche Nachhaltigkeit – oder der klassische, konventionelle Ansatz. Der vermeintliche Mittelweg überzeugt weder inhaltlich noch finanziell – er erzeugt selten eine positive Wirkung und kann dazu noch mehr kosten.

Da die ESG-Fassade zu bröckeln beginnt, ist jetzt der Moment, um nachhaltiges Investieren neu zu denken – gründlicher, ehrlicher und wirksamer.

Gastbeitrag Larissa Jäger ist Co-CEO der Forma Futura Invest AG

Forma Futura

Die Forma Futura Invest AG ist eine unabhängige Vermögensverwaltung im Herzen von Zürich. Seit der Gründung 2006 durchAntoinette Hunziker-Ebneter und Christian Kobler bietet sie konsequente Nachhaltigkeit in der Geldanlage, kompetitive risikoadjustierte Rendite und persönliche Kundenbetreuung Grundlage der Arbeit ist die Verbindung von Finanz- und Portfoliomanagementkompetenz mit Nachhaltigkeitsexpertise in zwei unabhängigen Teams Zu der Kundschaft von Forma Futura zählen Privatpersonen, gemeinnützige Stiftungen und Pensionskassen

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Füreinanderdasein, auch wenn mannicht immerdaseinwird.

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