Tangente 2024 Dokumentation

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Ein Blick zurück

Dem „Wos-geht’s-mi-an?“ stellt eine Tangente ein Gegengewicht des „Ah-da-schau-her!“ entgegen. Eine Tangente verbindet. Und sie schafft Möglichkeiten. Dort Halt zu machen, wo man zuvor nie gewesen ist.

Julya Rabinowich (aus ihrem Essay auf Seite 94)

Tangente St. Pölten –ein Blick zurück

Rückschau auf das Festival für Gegenwartskultur 2024

Inhalt

Vorwort

Seite 8 von Tarun Kade

Kapitel Eins

Wie der Plan B trotzdem für Aufbruchstimmung sorgte

Geschichte und Vorgeschichte der Tangente – von Cornelia Ritzer

Kraftorte der Kultur

Wie sich die Welt uns darstellt

Ein Rückblick auf „X-Erinnerungen“ – von Carlotta Partzsch, Liese Schmidt, Clemens Stachel und Magdalena Willert

Ein veränderlicher Ort der Gemeinschaft

Das Festivalzentrum der Tangente – von Astrid Wenz

Kunst und Kultur als Stadtmarke?

Essay von Nina Schedlmayer

Kapitel Zwei

Bubbles und Berührungspunkte

Szenen, Communitys und die Tangente – von Josef Sommer

Der lange Weg zurück zur Quelle

Ein Rückblick auf „The Way of the Water“ – von Mahsa Ehsani und Clemens Stachel

Vor den Vorhang!

Die Menschen hinter dem Festival – von Clemens Stachel

Den Ton der Stadt treffen

Musikevents als Bühne gesellschaftlicher Diskussionen – von Josef Sommer

Betrifft mich das oder kann das weg?

Essay von Alina Zeichen

Kapitel Drei

Wie nähert sich ein Kulturfestival Communitys?

Nachbetrachtung eines Kurators – von Muhammet Ali Baş

Zu neuen Ufern

Ein Rückblick auf „StadtLandFluss“ – von Josef Sommer

Im öffentlichen Raum produktiv verstören

Die Tangente im Alltag der Stadt – von Nina Schedlmayer

Das große Wurschtigkeitswider

Essay von Julya Rabinowich

Zahlen und Termine

Alle Tangente-Veranstaltungen

Seite 12

Seite 20

Seite 24

Seite 28

Seite 34

Seite 44

Seite 50

Seite 54

Seite 64

Seite 70

Seite 78

Seite 84

Seite 88

Seite 94

Seite 104

Impressum Seite 114

Vorwort

Die Tangente St. Pölten ist vorbei. Nach fünf intensiven Monaten mit mehreren hundert Veranstaltungen, künstlerischen Installationen, Bauprojekten und lebendiger Mitgestaltung durch eine Vielzahl lokaler Communitys ist das Festival für Gegenwartskultur nun Geschichte. Bereits wenige Tage nach dem Ende der Tangente am 6. Oktober 2024 wurden die Aufkleber von den städtischen Bussen abgezogen, die große Installation von Mariana Castillo Deball auf dem Domplatz demontiert und die Bodenfarben und Straßenschilder, die dem Festivalzentrum seine einladende Identität gegeben hatten, entfernt. Was bleibt also von der Tangente? Haben sich die vielfach zitierten 17 Millionen Euro Budget für dieses einmalige Festival gelohnt?

Die politischen Akteur:innen haben diese Frage klar mit ja beantwortet, indem sie auf den großen Imagenutzen der Tangente als Teil von „Kultur St. Pölten 2024“ hinwiesen und Kennzahlen des Tourismus und der Umwegrentabilität berechneten. Sie haben auch zugesichert, zentrale Projekte wie das Musikfestival StadtLandFluss, die Konzerte am Domplatz und den Fokus auf das Thema Ökologie in einem Folgeformat der Klimakonferenz im Sonnenpark weiter zu finanzieren. Ebenso haben sie wahrgenommen, wie sich im Festivalzentrum ein neuer Spielort und Treffpunkt der lokalen Szene entwickelt hat. Der Verein Zukunft Löwinnenhof* wird deshalb als Träger einer nachfolgenden Bespielung der Räumlichkeiten gefördert. Die großen Bauprojekte im Kontext des Kulturjahrs 2024 wie das KinderKunstLabor und die Ehemalige Synagoge haben sich in kurzer Zeit nachhaltig etabliert und sind nicht mehr aus der österreichischen Kulturwelt wegzudenken.

Großer Dank gebührt an dieser Stelle dem Land Niederösterreich und der Stadt St. Pölten als Subventionsgebern sowie den großzügigen privaten Sponsoren für die Ermöglichung von „Kultur St. Pölten 2024“. Diese Dokumentation richtet sich als eine Art Bericht des Geleisteten auch an alle Menschen, die auf politischer Ebene oder in den fördernden Unternehmen Verantwortung tragen.

Wir haben für diese Dokumentation die Journalisten Muhamed Beganović und Clemens Stachel gebeten, das, was die Tangente war, zusammenzutragen. Schon als Leiter der kritischen Festivalredaktion KREDO haben die beiden mit ihrem Team aus neun passionierten Redakteur:innen die Tangente begleitet. Wir hoffen, dass diese Dokumentation nicht nur als Rückblick taugt, sondern selbst nützlich ist – für die Akteur:innen und das Publikum der Tangente, aber auch für alle, die immer kommen wollten, es aber dann doch nicht geschafft haben, außerdem für all jene, die selbst ein Kunst- oder Kulturfestival verantworten, ob als Politiker:innen oder als Kulturarbeiter:innen.

Die komplexe und lehrreiche Entstehungsgeschichte der Tangente aus der Bewerbung für die Europäische Kulturhauptstadt 2024 heraus wird ebenso beleuchtet wie beispielhafte Veranstaltungen und Initiativen: so etwa der Theaterspaziergang X-Erinnerungen, die Entwicklung des Festivalzentrums durch das Architekturkollektiv Biennale Urbana, der Kunstparcours The Way of the Water und dessen neue Wege, das Verhältnis von Kunst und Natur zu denken, oder die Zusammenarbeit mit lokalen Communitys im Rahmen der mehrjährig angelegten Stadtprojekte. Wir haben darüber hinaus drei wertvolle Stimmen von „außen“ um Essays gebeten: Die Texte von Nina Schedlmayer, Alina Zeichen und Julya Rabinowich setzen die Tangente in einen größeren kulturpolitischen Kontext und diskutieren darin auch den spürbaren Rechtsruck in Europa.

Die Tangente St. Pölten war ein einmaliges Festival, aber sie wird weiterwirken: in den vielen hundert Menschen, die als Mitarbeiter:innen, Künstler:innen und Beteiligte das Festival geprägt haben, im Publikum, in der Stadt St. Pölten und hoffentlich auch in Ihnen, wenn Sie diese Dokumentation lesen.

– Tarun Kade Kuratorischer Leiter der Tangente St. Pölten

Kapitel Eins

Die drei Kapitel dieses Buches werden jeweils von einer Illustration eingeleitet. Jede Illustration ließ sich von einer anderen geometrischen Figur inspirieren, die man durchaus metaphorisch auf das Kapitelthema umlegen könnte – ähnlich wie sich auch das Festival Tangente an der Sprache der Geometrie bedient hat, um die Welt mit Bedeutung zu füllen.

Die erste Illustration stammt von Andreas Fränzl und beschäftigt sich –natürlich mit der Tangente. Jener geometrischen Figur also, bei der eine Gerade einen Kreis an einem Punkt berührt.

Wie der Plan B trotzdem für Aufbruchstimmung sorgte

Kunst verändert den Blick auf die Welt: Die JuliusRaab-Brücke zur Zeit der Tangente mit einem Kunstwerk von Sophie Utikal.

Die Linzer Straße in der St. Pöltner Innenstadt wurde zum Dreh- und Angelpunkt der Tangente. Schon deren Vorgeschichte hatte sich dort verankert. Bild unten: Der Verein KulturhauptSTART ist seit 2018 im 1. Hof des Löwinnenhofs* zu Hause.

„St. Pölten steckt im Aufbruch, weiß aber noch nicht, wohin.“ Es ist ein ebenso optimistischer wie leicht verunsicherter Satz, der für die gesamte Entstehungsgeschichte der Tangente prägend wirkt. Gefunden in einem Briefing des „Büros St. Pölten 2024“ für das „Kulturschwerpunktjahr 2024“. Dieses wurde ausgerufen, nachdem sich St. Pölten um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2024“ beworben und dann doch nicht den Zuschlag erhalten hatte. Zentral ist dabei das Gefühl des „Aufbruchs“: Dieses war in St. Pölten bereits in den Jahren vor der Entscheidung der EU-Jury für das Konzept von Bad Ischl – Salzkammergut spürbar. Und es blitzt auch heute noch in den Gesprächen über die Vorgeschichte der Tangente immer wieder auf. Ein Blick zurück in die Mitte der 2010er Jahre: Dass die Stadt an der Traisen zur Landeshauptstadt Niederösterreichs wurde, ist damals schon 30 Jahre her. 1986 war das „Jahrhundertprojekt“ umgesetzt worden –mit dem Ziel, die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Region zu stärken und vor allem den Minderwertigkeitskomplex gegenüber Wien abzulegen, wo so lange die Regierungsinstitutionen des Landes beheimatet waren. Im Jahr 2008 war „die Glanzstoff“ geschlossen worden, die Viskosefabrik, ein wichtiger Arbeitgeber im Norden der Stadt. Zumindest konnte so ein negatives Markenzeichen der Stadt abgeschüttelt werden –der allgegenwärtige Schwefelgeruch. Und als im Jahr darauf Österreichs größtes Musikfestival Frequency eine neue Spielstätte gesucht hat, ist es in St. Pölten fündig geworden. Die oft belächelte „Provinzstadt“ punktete nun mit Bildern von feiernden, hippen und jungen Menschen, die sich an heißen Festivaltagen in der Traisen abkühlten. 2013 gab Bürgermeister Matthias Stadler dem Popkulturmagazin The Gap ein Interview, in dem er das bereits kursierende Gerücht von St. Pöltens Bewerbung um den Titel Europäische Kulturhauptstadt vieldeutig kommentierte: „Meiner Meinung nach hat St. Pölten eine realistische Chance.“

Michael Koppensteiner war zu dieser Zeit Assistent und Büroleiter des Bürgermeisters. Heute leitet er die Präsidialabteilung im Magistrat. Er erinnert sich an viele Besprechungen zwischen Stadtchef Stadler und

dem damaligen niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll – oft mit dem Thema „Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt“ am Rande. „2016 ist das Thema immer öfter zur Sprache gekommen und größer geworden“, erzählt Koppensteiner. Aber erst im August 2017 war die Entscheidung fix. Plötzlich war man sich einig und es hieß: „Wir ziehen das durch, wir legen los.“ Auf der Suche nach einem neuen Profil ist der Stadt damit ein Momentum gelungen. Doch nicht allein die Stadtpolitik habe den Impuls dafür gegeben, sagt Michael Koppensteiner. „Dieser Schwung ist auch aus einer BasisBewegung heraus entstanden“.

Die Protagonist:innen dieser Basis-Bewegung versammelten sich in der zivilgesellschaftlichen Plattform KulturhauptSTART, offiziell gegründet 2016. Klaus-Michael Urban, Gründungsmitglied des Vereins, meint rückblickend, dass die Politik für ihre damalige Entscheidung „Kraft und Ideen von außen gebraucht hat“. Als Architekturstudent beschäftigte er sich 2015 mit der Kulturhauptstadt-Idee in einer Lehrveranstaltung, die Potenziale einer Bewerbung für kleinere Städte und ländliche Regionen erforschte. Die begleitende Wanderausstellung machte Halt in St. Pölten –organisiert von Urban. Es folgten ein Jahr lang zahlreiche Treffen, Gespräche, Diskussionen.

Die unterschiedlichsten Kulturorte St. Pöltens wurden abgeklappert, stetig wurden „neue Menschen auf den Weg mitgenommen“, wie es Urban formuliert – Aufbruchstimmung eben. Michaela Steiner, die sich seit 30 Jahren für die St. Pöltner Kulturszene einsetzt, war eine der Mitstreiter:innen. Ein anderer war Jakob Redl, neben Andreas Fränzl und Susanne Wolfram Vertreter des Kunst- und Kulturvereins Lames (heute Solektiv). Redl nahm an der ersten Podiumsdiskussion teil, die Urban organisiert hatte. Im Rückblick meint er: „Wir waren uns auf dem Podium schnell einig, dass wir eine gemeinsame Plattform bilden sollten, um die Bewerbung schon vor einem politischen Beschluss voranbringen zu können.“ Als KulturhauptSTART tingelten die Mitstreiter:innen dann durch die Institutionen.

Das Festival als Baustelle: Fast ein Jahrzehnt lang beschäftigten Vorbereitungen und Diskussionen rund um das Jahr 2024 die St. Pöltner Kulturund Politikszene.

Ideensammlung auf dem Rathausplatz im Jahr 2018: Das „Büro St. Pölten 2024“ konzipierte die Bewerbung für die Europäische Kulturhauptstadt.

Schwerpunkt Ökologie

Das erste Schwerpunktthema der Tangente betraf die Natur: Wie können wir als Gesellschaft einen Weg einschlagen weg von Ausbeutung und hin zur Kooperation?

Bei drei „KulturFOREN“ im Jahr 2018 konnte die interessierte Öffentlichkeit über den Status der Kulturhauptstadt-Pläne diskutieren.

Der Kreis der Unterstützer:innen wurde immer größer. „Wir haben beständig versucht, Stadt und Land davon zu überzeugen, dass eine Bewerbung für die Weiterentwicklung der Stadt sinnvoll ist“, erinnert sich Redl. Beide hätten „wohlwollend“ reagiert. Und als die Entscheidung für die Umsetzung der Bewerbung fiel, bewarb sich Redl erfolgreich als Projektleiter des „Büros St. Pölten 2024“, Geschäftsführer wurden Michael Duscher und Albrecht Großberger. Die Künstlerin Elisabeth Schimana, Leiterin des Instituts für Medienarchäologie (IMA), das 2015 von Hainburg nach St. Pölten gezogen war, hatte sich ebenfalls der Bewegung angeschlossen und konnte als Moderator:in für eine Veranstaltung gewonnen werden. So lernte sie in dieser Phase das Projekt und „einen extrem spannenden Bottom-up-Prozess kennen. Die Szene hat die Politik davon überhaupt erst überzeugt, über die Bewerbung nachzudenken“, erzählt sie. „Das hat ein Gefühl der Zusammengehörigkeit etabliert. Es gab eine irrsinnige Kraft. Das war außergewöhnlich.“

Mit dem „Wir ziehen das durch“ im Sommer 2017 begann die Arbeit am Bid Book, dem Bewerbungsdossier für die Europäische Kulturhauptstadt. In ihren Bid Books beschreiben alle kandidierenden Städte ihre Konzepte und Ideen für das Jahr, in dem sie den Titel tragen möchten. Jakob Redl umreißt den Prozess so: „Wir waren mit unzähligen Institutionen, Vereinen, Initiativen und Akteur:innen aus der Kunstszene im Gespräch, um die Dynamik in der Stadt programmatisch zu bündeln und damit man die Bewerbung mit der ‚Kulturstrategie 2030‘ zusammendenkt.“ Diese langfristige kulturpolitische Vision wurde nämlich ebenso in dieser Zeit

erarbeitet und vom St. Pöltner Gemeinderat beschlossen. Die Stadt bekennt sich darin zu Kunst und Kultur als zentrale Aspekte der Weiterentwicklung der Stadt. „Ein schöner Nebeneffekt der Bewerbung“, lobt auch Klaus-Michael Urban, der mit KulturhauptSTART in dieser Phase als eine Art Kooperationspartner des „Büros St. Pölten 2024“ und gemeinsam mit Lena Weiderbauer und Christian Herzog mehrere Dossiers und mögliche Inhalte erarbeitete und für die Bewerbung anbot.

Dann kam der 12. November 2019 und die Entscheidung im Bundeskanzleramt, dass St. Pölten das Rennen um den Titel Europäische Kulturhauptstadt verloren hat. Jakob Redl spricht von einer „riesigen Enttäuschung und Niederlage“. Und im Rathaus? „Man ist wirklich davon ausgegangen, dass man es wird, weil man alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um das möglichst professionell anzugehen“, erinnert sich Michael Koppensteiner. Der nächste Schritt folgte dann aber „dynamisch und schnell. Wir haben gesagt, wir ziehen das durch.“ Wie schon 2017. Das Motto wurde von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner noch am selben Tag ausgegeben: „Die Vorbereitungen waren einfach zu professionell, daher wird St. Pölten 2024 Landeskulturhauptstadt.“ Ein Wording, das schließlich zu „Kultur St. Pölten 2024“ wurde, was etwas weniger wetteifernd gegenüber dem Kulturhauptstadt-Sieger Bad Ischl klang. Bürgermeister Matthias Stadler zählte auf, welche Punkte aus dem Bid Book im Zuge der Kulturstrategie nun umgesetzt werden sollten: Das KinderKunstLabor, die Renovierung der Ehemaligen Synagoge und auch Instandhaltungsmaßnahmen für den Klangturm im Regierungsviertel. Das Budget

Open Call: Die Tangente wollte Bürger:innen in die Gestaltung des Festivals einbinden. Projekte wie die Stadt-Galerie suchten ab 2023 aktiv nach Teilnehmer:innen.

Schwerpunkt Erinnerung

Wie kann Geschichte neu geschrieben werden und welche Formen von Erinnerungspolitik brauchen wir? Die Tangente bat Künstler:innen und Aktivist:innen um Beiträge.

Schwerpunkt Demokratie

Demokratie bedeutet die Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Ganzen. Wie können wir das erreichen? Und wie verbinden wir globale und lokale Perspektiven?

Wohin geht die Reise? Viele eigenwillige Verkehrsschilder – designt von Theresa Hattinger, Davide Tagliabue und Elisabeth Pérez – sorgten 2024 rund um das Festivalzentrum für produktive Verwirrung.

war vorhanden, denn: „So perfektionistisch, ja streberhaft wie wir die Bewerbung angelegt hatten, haben wir den abgefragten Plan B nicht nur geschrieben, sondern er wurde auch budgetär bereits beschlossen“, verdeutlicht Jakob Redl.

Die Revitalisierung des Klangturms aber sei nicht in der geplanten Form umgesetzt worden, bedauert Elisabeth Schimana. Das steht exemplarisch für die Bruchlinien, die in dieser Übergangszeit entstanden sind: „Plötzlich gab es kein Bedürfnis mehr, den Klangturm zu renovieren.“

Das neue Festival – das war bereits im dem „Plan B“ zugrundeliegenden Konzept „Kunst- und Kulturschwerpunkt 2024“ vorgesehen. Mit dem Titel „Tangente St. Pölten – Festival für Gegenwartskultur“ bekam es einen Namen, der sich endgültig vom Kulturhauptstadt-Wording abgrenzte. Ebenso versuchte man sich optisch und grafisch abzuheben. Als künstlerischer Leiter wurde Christoph Gurk geholt. Der deutsche Kurator und Dramaturg entwickelte ab Jänner 2021 maßgeblich das spartenübergreifende Programm des Festivals. Zeitgleich wurde die Kulturmanagerin und ausgebildete Pianistin Angelika Schopper zur operativen Geschäftsführung, Stefan Mitterer zur kaufmännischen Geschäftsführung ernannt. Man sollte ein halbjähriges Programm von internationalem Format schaffen, das gleichzeitig tief in der Region verankert ist und Gäste aus nah und fern anspricht. Das Publikum sollte „berührt“ werden, suggeriert der Name, unterschiedliche Communitys sollten aktiviert und dem Kulturleben mehr Geltung und Aufmerksamkeit verschafft werden, und zwar in den drei Schwerpunkten Ökologie, Erinnerung und Demokratie.

Christoph Gurk engagierte namhafte internationale Künstler:innen wie Milo Rau und Stefan Kaegi. In einem 2022 veröffentlichten Interview meinte er, angesprochen auf die Enttäuschung vieler Menschen, die bei

der Kulturhauptstadt-Bewerbung dabei waren: „Zum Scheitern dieses Prozesses (der Bewerbung, Anm.) gehört leider auch, dass die meisten der Vorhaben, die Eingang ins Bewerbungsbuch gefunden haben, nicht realisiert werden können.“ Das liege am nun niedrigeren Budget. Im Juni 2023 wurde der Vertrag mit Christoph Gurk in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst, die kuratorische Leitung übernahm der deutsche Dramaturg Tarun Kade

Dass Elisabeth Schimana als Künstlerin Teil der Tangente wurde – sie komponierte das Auftragswerk Virus #3.6 – Twilight Zones – war dem Einsatz Angelika Schoppers zu verdanken, da diese als Expertin für zeitgenössische Musik Schimanas Arbeiten kannte. „Viele andere aus der Basis-Bewegung waren beleidigt, aber ich bin ja zäh“, meint Schimana. Trotzdem hätte man „die Energie von so vielen Playern aus St. Pölten und Umgebung mitnehmen müssen“, betont sie. KulturhauptSTART wurde schließlich ebenfalls Kooperationspartner der Tangente, auch wenn die kritische Distanz anfangs groß und die erste Reaktion Klaus-Michael Urbans auf die Tangente-Präsentation „Das ist nicht mehr unser Projekt“ gewesen war. Das habe sich erst geändert, erzählt Urban im Rückblick, als man bekanntgab, dass das Festivalzentrum im Löwinnenhof* realisiert werden sollte – in unmittelbarer Nachbarschaft des KulturhauptSTARTBüros.

„Ein gewisses Unverständnis war vorprogrammiert – und gewollt“, resümiert Michael Koppensteiner. Immerhin sei es ein Ziel gewesen, bewusst ein neues Publikum anzusprechen, „das mit einer Stadt wie St. Pölten noch nichts anzufangen wusste“. Und das sei etwa mit Pop am Dom oder auch den Orgelkonzerten im Dom gelungen. Diesen Eindruck teilt Elisabeth Schimana: „Bei der Reihe Orgel Experimentell ging es um eine andere Art der Klangästhetik, mit der sich viele noch nie auseinandergesetzt haben. Und es war ganz viel lokales Publikum da!“

Bleiben werde laut Michael Koppensteiner neben dem Musikfestival StadtLandFluss, dem Linzer-Straßen-Fest, einer Klima-

2016

Gründung der Plattform KulturhauptSTART

Juni 2017

Beginn der Ausschreibung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 in Österreich

Dezember 2017

St. Pölten und das Land Niederösterreich stellen Pläne für die gemeinsame Bewerbung vor, das „Büro St. Pölten 2024“ erarbeitet das Bid Book

Dezember 2018

Einreichung der Bewerbung St. Pöltens zur Kulturhauptstadt Europas 2024

12. November 2019

Entscheidung gegen St. Pölten als Europäische Kulturhauptstadt 2024; Entscheidung in St. Pölten: „Bewerbung wird trotzdem umgesetzt“

Juni 2020

Präsentation des Kunstund Kulturschwerpunkts St. Pölten 2024

Jänner 2021

Christoph Gurk wird künstlerischer Leiter des Kunst- und Kulturschwerpunkts St. Pölten 2024, Angelika Schopper operative Geschäftsführerin

April 2022

Präsentation von Tangente St. Pölten – Festival für Gegenwartskultur

Juni 2023

Einvernehmliche Trennung von Christoph Gurk, neuer kuratorischer Leiter wird Tarun Kade

September 2023

Eröffnung „Ein Bad für Florian“ von Christian Philipp Müller am Domplatz

Dezember 2023

Programmpräsentation Tangente St. Pölten

30. April 2024

Eröffnung der Tangente, die bis 6. Oktober dauerte

Das Festivalzentrum in der Linzer Straße wurde vom italienischen Künstlerkollektiv Biennale Urbana als mehrdimensionaler Aufenthaltsort gestaltet.

Endlich Eröffnung: Am 30. April 2024 startete die Tangente St. Pölten in der Bühne im Hof.

Bürgermeister Matthias Stadler und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner im Gespräch mit Hanna Binder (Mitte), Schauspielerin und Moderatorin der Eröffnungsveranstaltung.

konferenz und den Domplatz-Konzerten auch ein neues Selbstbewusstsein und Selbstverständnis bei der Realisierung von Projekten und eine „städtebauliche Professionalisierung“. Er ist überzeugt: „Die Tangente kann eine gute Schablone sein und ist der Beweis dafür, dass ganz schön was geht.“ Auch Jakob Redl, der bis März 2022 Teil des Projekts war, sieht durch die Prozesse rund um die Kulturhauptstadt-Bewerbung und die Vorbereitungen für das Kulturjahr 2024 ein „anderes Verständnis, wie man sich urbanen Fragen widmet“. Auch der Blick von außen auf die Stadt habe sich verändert, ist der St. Pöltner überzeugt: „Ich habe von vielen Leuten erfahren, dass sie verstanden haben, dass etwas Großes passiert ist.“ Die Effekte von derartigen „Ausnahmejahren“, die Bekanntheit, die entsteht, solle man nicht unterschätzen. Denn was bleibt, sei unter anderem der wertvolle Eindruck: „In St. Pölten kümmern sich Stadt und Land gemeinsam um Kunst und Kultur.“ Anstatt aber einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen, müsse man sich darauf konzentrieren, was man aus dem, was bleibt, für die Zukunft mitnehmen und aufbauen kann. Das wünscht sich auch KulturhauptSTART-Obmann Klaus-Michael Urban, denn: „Es ist viel entstanden. Der Wunsch vieler ist, dass die Zeit und das persönliche Engagement Früchte tragen.“ Die Frage, wohin die Reise für St. Pölten geht, ist also auch nach fast acht Jahren „Aufbruchstimmung“ aktuell wie eh und je. Und soll und darf immer wieder gestellt werden.

Kraftorte der Kultur

Ein Festival ist weit mehr als die Summe seiner Veranstaltungen, seiner Mitarbeiter:innen, seiner Künstler:innen und Besucher:innen. Es ist ein lebendiges Zusammenspiel vieler Kräfte, die das gleiche Ziel verfolgen: einen Raum für kulturelle Begegnung, künstlerische Inspiration und gesellschaftlichen Diskurs zu schaffen. Gerade die Tangente St. Pölten – als Festival für Gegenwartskultur – zeigte eindrucksvoll, dass solche Vorhaben nur im Miteinander gedeihen können. Viele Akteur:innen haben sich auf verschiedene Weise eingebracht. Es war ein Prozess, der auf Vertrauen, einer gemeinsamen Vision und gegenseitiger Unterstützung beruhte.

Ein essenzieller Bestandteil dieses Geflechts sind die finanziellen Mittel, die das Fundament einer so großen Kulturveranstaltung bilden. Ohne den Willen und die Unterstützung durch die öffentliche Hand –in diesem Fall das Land Niederösterreich und die Stadt St. Pölten –, durch überregionale Fördergeber wie die Europäische Union oder die

Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, aber auch das Engagement vieler Sponsoren wie der Wirtschaftskammer Niederösterreich, der Wiener Städtische Versicherung, der EVN, der Fernwärme St. Pölten oder Voith wäre dieser lebendige Raum für künstlerische Freiheit und Vielfalt nicht möglich gewesen. Nur mit dem Commitment all dieser Fördergeber konnte die Tangente über 2.000 Künstler:innen aus dem In- und Ausland für mehr als 450 Klein-, Mittel-, und Großproduktionen beauftragen. Damit setzten sie ein starkes Zeichen für die transformative Kraft von Kunst und Kultur.

Wo findet ein Festival statt?

Ebenso essenziell für ein Festival, das nur ein Mal stattfindet, ist das Netzwerk an Partnerinstitutionen, die ihre Räumlichkeiten, ihr Know-how und ihre Infrastruktur für die Ausrichtung von Veranstaltungen zur Verfügung stellen. Sie öffnen Türen – sowohl physisch als auch im übertragenen Sinn – und ermöglichen damit Begegnungen, die weit über die Dauer des Festivals hinaus wirken. Diese Orte des Dialogs, des Austausches und des gemeinsamen Erlebens verleihen einem Festival eine lokale Verankerung und gleichzeitig eine globale Perspektive. Ihre Einbindung macht es möglich, dass Festival, Künstler:innen und Publikum nicht in einem „Silo“ bleiben, sondern sich in die Stadt hinein entfalten.

Die Tangente hat mit über 20 renommierten Austragungsorten zusammengearbeitet, damit das vielfältige Programm über die Bühne gehen konnte. Auf der folgenden Doppelseite sind alle auf einer Stadtkarte eingezeichnet. Die Grafik veranschaulicht einmal mehr, dass Kultur immer ein kollektives Werk ist – getragen von einem Netzwerk aus Menschen und Institutionen, die sich einer gemeinsamen Sache verschrieben haben.

Wenn also über ein Festival geschrieben wird, dann müssen auch all jene erwähnt werden, die im Hintergrund wirken, die Strukturen bereitstellen, die Risiken eingehen und Raum schaffen. Die Tangente war insofern auch ein Ausdruck von Gemeinschaft, von geteilter Verantwortung und von der Überzeugung, dass Kultur ein integraler Bestandteil der Gesellschaft ist.

Eisbergpark

Eic hendor straße K

Waldstraße

Goethestraße

GoldeggerStraße

Mariazeller Straße

Daniel-Gran-S

Bühne im Hof

Büro für Diversität

Cinema Paradiso

Diözese St. Pölten

Ehemalige Synagoge St. Pölten

Fachhochschule St. Pölten

Festspielhaus St. Pölten

Freiraum St. Pölten

Haus der Frau

Museum NÖ / Haus der Geschichte

Museum NÖ / Haus für Natur

Hippolyt & Töchter

Institut für Medienarchäologie

KinderKunstLabor

KulturhauptSTART St. Pölten

KUNST:WERK

Landestheater Niederösterreich

Mars + Blum

NÖDOK

Österreichisches Institut für nachhaltige Entwicklung

Stadtbücherei St. Pölten

Stadtmuseum St. Pölten

Steppenwolf

St. Pride

Theater Perpetuum

Tonkünstler-Orchester Niederösterreich

Solektiv – Verein für Kunst, Kultur und Natur (Sonnenpark)

Wie sich die Welt uns darstellt

„In den dritten Stock und bei Ungar klingeln“ – lautet die erste Anweisung im Begleitheft. Was ist das für ein Theaterstück, das seine Besucher:innen mit der Fahrradrikscha am Bahnhofplatz abholt, sie zu einem Wohnhochhaus am Stadtrand bringt und dort auffordert, in einer fremden Wohnung um Einlass zu bitten?

Das Format der Tangente-Produktion X-Erinnerungen ist schnell erklärt: Alle zehn Minuten begaben sich zwei Teilnehmer:innen auf eine vorgegebene Tour durch die Stadt, ganz auf sich allein gestellt. Unterwegs machten sie an mehreren Orten Halt, wo kurze Inszenierungen von unterschiedlichsten Künstler:innen auf sie warteten. Den Teilnehmer:innen wurde dabei einiges abverlangt. Nicht nur hohe Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, sich immer wieder auf Unerwartetes einzulassen, sondern auch körperliche Ausdauer: Die Tour dauerte gut drei Stunden und musste großteils zu Fuß bewältigt werden. Zur Belohnung gab es jedoch eines der aufwühlendsten Theatererlebnisse des gesamten Festivals.

Theaterbesuch mit Stadtplan

Der deutsche Dramaturg Matthias Lilienthal hat das TheatertourFormat X-Wohnungen im Jahr 2002 im Rahmen des Festivals Theater der Welt in Duisburg entwickelt. Es folgten Adaptionen in anderen Städten

Mit ihrer starken Performance schuf die portugiesische Künstlerin Marga Alfeirão einen sicheren Ort für die Erkundung von Intimität und Sexualität.

Die ghanaische Künstlerin Va-Bene Elikem Fiatsi a.k.a. crazinisT artisT erzählt an ihrem Küchentisch von queeren Kämpfen.

von Warschau bis São Paulo. Es war einer der frühen Coups der Tangente, Lilienthal nach St. Pölten zu holen. Hier sollte er sein X-Konzept auf den zweiten Festival-Schwerpunkt „Erinnerung“ modellieren. Das gemeinsam mit Helena Eckert und Friederike Kötter kuratierte X-Erinnerungen wurde schließlich einer der Höhepunkte im Tangente-Kalender. Beeindruckend war schon die schiere Größe des Projekts – räumlich, zeitlich und logistisch: Auf drei Routen durften die Zuseher:innen (oder sollte man sie die Mitmachenden nennen?) durch die Stadt wandern, jede Route hatte sechs bis acht Stationen. Das waren zum Beispiel private Wohnungen, eine leerstehende Suburbia-Villa, versteckte Vereinsheime, ein aufgelassenes Kino oder auch das Regierungsviertel. Insgesamt 21 Künstler:innen oder Künstlergruppen wurden eingeladen, rund zehnminütige Szenen zu erarbeiten und zu performen.

Manche dieser theatralen Mikrowelten waren von den Mitmachenden aktiv zu erkunden, manche als stille Beobachter:innen zu erleben. Genau dieses vorsichtige Annähern an jeden neuen Spielort, das intensive Auskundschaften und Ausverhandeln immer neuer Situationen machte den besonderen Reiz der Produktion aus. „Die eigene Stadt wird zu einer unbekannten Stadt“, sagte Matthias Lilienthal in einem Interview mit Lewon Heublein für die Tangente-Website. „Und das ist der eigentliche Vorgang bei X-Erinnerungen: Der Versuch, einen anderen Blick auf vermeintlich Bekanntes zu werfen.“

Die drei angebotenen Routen – Nord, Zentrum, Süd – sollten unterschiedliche Geschichten über St. Pölten erzählen, wie Lilienthal erklärte: „Auf der Tour durch die Innenstadt, vorbei am Rathaus und der Ehemaligen Synagoge und durchs Regierungsviertel, drängen sich Erinnerungen an den Holocaust und den Faschismus auf und gleichzeitig Fragen nach den gegenwärtigen politischen Verhältnissen. Der Norden erzählt mit der Glanzstofffabrik eine Geschichte der Arbeit. Und im Süden, auf der Tour durch die historischen Eisenbahnerhöfe, durch das Villenviertel in Richtung Sonnenpark, eröffnen die Spielorte eine kontrastreiche Erzählung von St. Pölten.“

Das echte Leben oder ein Albtraum

Wer bei „Ungar“ klingelte, verrät KREDO-Redakteurin Carlotta Partzsch, dem öffnete übrigens Va-Bene Elikem Fiatsi a.k.a. crazinisT artisT die Tür. Die ghanaische Performance-Künstlerin involvierte die Besucher:innen der „Route Süd“ sofort in eine Dinner-Situation am Küchentisch, servierte Essen und erzählte dabei über ihr Verständnis von „Heimat“ und „Zuhause“ sowie über die Unsicherheit, in der queere Menschen wie sie tagein, tagaus leben, vor allem in ihrem Herkunftsland. Die Gäste wurden derweil angewiesen, die jeweils rechts sitzende Person zu

füttern. Körperlich involvierende bis halb entrückte Elemente wie diese zogen sich durch mehrere X-Erinnerungen-Performances. So auch bei der Station der St. Pöltner freien Theatergruppe Theater Perpetuum, die das aufgelassene Forumkino bespielten. Mitten in der Spielszene im engen Vorführraum des Kinos rüttelte es an der Tür und eine Horde Zombies, die von der Kinoleinwand herabgestiegen waren, jagte Schauspieler:innen und Publikum aus dem Gebäude.

Die Grenze zwischen theatralischem Adrenalinschub und tiefgehender Verstörung wurde von X-Erinnerungen auch ganz bewusst verwischt, findet KREDO-Redakteurin Magdalena Willert, etwa bei der von Rainy Miller entworfenen Szenerie auf der „Route Nord“: In einer verlassenen Villa trat der britische Multimediakünstler als Mann im tief heruntergezogenen Kapuzenpulli auf. Der gesichtslose Nachtmahr sprach kein Wort, sondern krümmte sich im Stroboskoplicht wehklagend direkt vor den Teilnehmer:innen. Die so evozierten Bilder und Gefühle von Missbrauch und Leid hatten eine dermaßen bedrohliche Wirkung, dass wohl eine Triggerwarnung für Menschen mit Missbrauchserfahrungen angebracht gewesen wäre.

Matthias Lilientahls X-Format will also nicht nur die „vierte Wand“ zwischen Bühne und Zuseher:innen durchbrechen, sondern gleich mit dazu die Grenzen zwischen dem Theaterraum und der Stadt, zwischen Kunst und Alltag, zwischen öffentlich und privat, zwischen Performance und Gespräch. Bei X-Erinnerungen changierten „Act“ und „Fact“ von einem Stopp zum nächsten. Eine berührend faktische Station war etwa die Einladung der Künstlerin und DJ Seba Kayan ins Vereinsheim der ehemaligen Glanzstoff-Fabriksarbeiter. Kayan erzählte ungeschönt von der Geschichte der Fabrik, ihrem Aufwachsen in St. Pölten und dem Schicksal ihres Vaters, der in den 1970er Jahren aus der Türkei angeworben worden war, um dann jahrzehntelang in der Glanzstoff zu arbeiten. Die krankmachenden Arbeitsbedingungen und die schlechten Schutzmaßnahmen führten schließlich zu seinem viel zu frühen Tod. Das Vereinsheim mit seiner Kegelbahn machte als ambivalenter Schauplatz positiver wie negativer Erinnerungen einen wichtigen Teil der Geschichte St. Pöltens greifbar.

Seba Kayan (Mitte) lud die Teilnehmer:innen in die Kegelbahn des Vereinsheims der Glanzstoff-Arbeiter ein.

Therapiesession mit der Gegenwart

Anders als die meisten anderen X-Wohnungen-Produktionen, bemerkt KREDO-Redakteurin Liese Schmidt, beschränkte sich X-Erinnerungen nicht auf einen „Problembezirk“ oder auf die Geschichten ausgegrenzter Bevölkerungsgruppen. Vielmehr ging es um urbane und soziale Gegensätze, um eine Vielzahl von Perspektiven, Lebensrealitäten und persönlichen Erinnerungen. So machten Lilienthal, Kötter und Eckert auch

Im Bürgermeisterzimmer des Rathauses sang die Audiokünstlerin Elisabeth Weilenmann mit Unterstützung von Besicher:innen ein Protestlied gegen Femizide.

Platz für Performances, die vordergründig gar nichts mit St. Pölten zu tun hatten, was dem Unterhaltungswert insgesamt sicherlich zugutekam. Neben programmatischen Interventionen wie in der Glanzstofffabrik oder auch im Rathaus, wo die Audiokünstlerin Elisabeth Weilenmann im Bürgermeisterzimmer gemeinsam mit ihren Schwestern ein Protestlied gegen Gewalt an Frauen performte, ergaben sich in X-Erinnerungen die sozialkritischen Momente meist aus der Praxis der teilnehmenden Künstler:innen selbst. In einer großen Spannbreite bildeten sich auf diese Weise Themen ab, die in der Tangente St. Pölten insgesamt prominent vertreten waren: zeitgenössische koloniale Realitäten, Erinnerungskultur, indigenes Wissen, Immigration und Feminismus.

Und trotzdem hatte X-Erinnerungen einen besonderen Touch – vielleicht sogar als Blueprint eines gelungenen theatralen Events im Rahmen eines Festivals „für Gegenwartskultur“. Die einzelnen Performances waren wohl in ihrer Produktion um vieles weniger aufwändig als die Gastspiele auf den großen Bühnen, setzten dafür aber auf Intimität und eine Vielfalt von Formaten. Durch den direkten Beziehungsaufbau mit den Künstler:innen, der auf beiden Seiten einen ordentlichen Vertrauensvorschuss verlangte, machten die Besucher:innen von X-Erinnerungen persönliche Erfahrungen, die das klassische Theater von der Bühne herab wohl kaum imstande ist zu vermitteln. In seinen besten Momenten mutete X-Erinnerungen geradezu wie ein therapeutisches Setting an, das die Teilnehmer:innen in eine neue Beziehung zu ihrer Umwelt zu setzen vermochte.

Die Filmenacherin Kurdwin Ayub spielte in einem Gaming Shop ein Brettspiel ohne feste Regeln: Die Anweisungen kamen von Karten, die gezogen wurden.

Leider nur ein Wochenende

Das Publikum hat X-Erinnerungen großteils begeistert aufgenommen. Die Veranstaltung war Gesprächsstoff in der Stadt. Es gab im Verlauf der drei Aufführungstage an einem heißen Juni-Wochenende einen deutlich wahrnehmbaren Effekt durch Mundpropaganda. „Am ersten Tag war hauptsächlich Publikum aus Wien da“, erinnert sich Tarun Kade. „Das waren offenbar Leute, die das Format schon kannten und an einer neuen Location wiedersehen wollten. Am dritten Tag war es dann voll von St. Pöltner:innen.“ Einen ähnlichen Effekt konnte das Tangente-Ticketbüro übrigens auch bei Shared Landscapes feststellen, dem siebenstündigen Theater-Waldwanderungs-Hybrid von Caroline Barneaud und Stefan Kaegi, der an mehreren Terminen im Mai stattfand. Die dortigen Besucherzahlen stiegen merkbar von der ersten zur zweiten Woche. Schade also, dass X-Erinnerungen nur auf dieses eine Wochenende beschränkt war. Die „Das will ich auch sehen“-Welle hätte sicherlich noch mehr abenteuerlustiges Publikum auf die drei X-Routen durch St. Pölten gespült.

Ein veränderlicher Ort der Gemeinschaft

An der Entstehung des Festivalzentrums waren Studierende der Kunstuniversität Linz, der TU Wien und der New Design University in St. Pölten beteiligt.

Andrea Curtoni, Giulia Mazzorin und Andrea DeLorenzo (von links nach rechts) sind Biennale Urbana. Sie haben die Gestaltung des Festivalzentrums geleitet.

Wie konzipiert man ein Festivalzentrum für ein Event, das nur einmal stattfinden soll? Diese Frage stand am Beginn der Überlegungen von Andrea Curtoni, Giulia Mazzorin und Andrea DeLorenzo, den Mitgliedern des italienischen Künstlerkollektivs Biennale Urbana, das 2023 mit der Gestaltung des Festivalzentrums der Tangente beauftragt worden war. Es sollte ein Zentrum entstehen, in dem Besucher:innen des Festivals genauso ihren Raum haben wie Künstler:innen und interessierte Stadtbewohner:innen. Im Herzen von St. Pölten wurden rund 1.300 Quadratmeter in der alten Bausubstanz des Löwenhofs sowie weitere Räumlichkeiten in der Linzer Straße neu belebt, wobei der Löwenhof seit ein paar Jahren auch gerne Löwinnenhof* genannt wird – dieser Schriftzug zierte sein Portal ab 2022 bis kurz nach der Tangente. Den Tangente-Schwerpunkten Ökologie und Demokratie folgend, setzte Biennale Urbana im Planungsprozess stark darauf, lokale Akteur:innen miteinzubeziehen und möglichst ressourcenschonend vorzugehen. Das architektonische Design sollte einen sozial zugänglichen Raum schaffen, der aber auch eine Art ökologischen Spirit beherbergt. Andrea Curtoni: „Unser Ziel war es, einen Raum voller ungewohnter, neuartiger Elemente zu entwickeln, deren Vorhandensein uns zwingt, die Welt grundsätzlich anders zu denken.“ Das Kollektiv und seine Mitarbeiter:innen verwendeten, wo es nur ging, vorhandene Baumaterialien – vom Ort selbst wie auch von anderen Plätzen der Stadt. „Upcycling“ war die Devise – also alte Dinge auf verschiedenste Arten wiederzuverwenden statt für jedes Vorhaben Neues anzuschaffen. Die Künstler:innen, die seit 2022 an der Kunstuniversität Linz unterrichten, beschäftigen sich schon seit mehreren Jahren mit „Strategien des Austauschs zwischen Kulturinstitutionen“, wie Giulia Mazzorin es nennt. Dabei gehe es ihnen immer um das praktische Erforschen von permanenten Formen innerhalb veränderlicher Räume – also etwa auch in unsicheren, temporären Bleiben, wie sie für viele Kulturinitiativen zur Gewohnheit gehören.

Mazzorin erinnert sich an die Ausgangsidee: „Das Projekt zielte nicht nur darauf ab, einen temporären Raum für das Festival zu schaffen, sondern auch eine dauerhafte kulturelle Infrastruktur zu etablieren, die das Potenzial hat, sich über das eigentliche Ereignis hinaus zu entwickeln.“ Öffentliche Räume sollten aktiviert werden, für sie waren verschiedene Benützungszeiten vorgesehen: Einige waren nur für das Festival reserviert, während andere als „langfristige Interventionen“ gedacht waren. Biennale Urbana konnte zwar nicht alle geplanten Räume vollständig realisieren, das machte aber nichts. Diese Unfertigkeit wurde zu einem „Schlüsselmerkmal des Projekts“, wie Mazzorin erzählt. So sollen die Räume offen für Veränderungen bleiben und sich im Laufe der Zeit organisch entwickeln.

Wie wurden aber Materialien für das Upcycling-Vorhaben gefunden? „Unser Team beschaffte Möbel, Baumaterialien und Objekte von verlassenen oder demnächst abgerissenen Standorten wie Schulen, Krankenhäusern, Museen“, erklärt Andrea DeLorenzo. Unbenutzte Straßenschilder wurden ebenso verwendet wie einzelne Stücke aus dem Stadtmuseum. Und aus dem Archäologischen Park in Carnuntum wurde eine ausrangierte Stahlrohrtribüne geholt. Beim koordinierten Zusammensammeln half das ebenfalls in Venedig beheimatete Studio mutaforma. All diese Stücke bildeten „für die Designer:innen und Künstler:innen die Grundlage für die Gestaltung der räumlichen Elemente des Festivals“, sagt DeLorenzo.

Die Arbeit mit den upcycelten Stücken brachte einige Herausforderungen mit sich, wie Andrea Curtoni erzählt. Bestehende architektonische Gegebenheiten vor Ort mussten an die neuen Inhalte angepasst werden und es musste immer wieder entschieden werden, welche vorhandenen Elemente dem Abriss zum Opfer fallen sollten.

Der Löwinnenhof* beherbergte früher eine beliebte Gaststätte. Im zweiten Hof, wo 2024 das Tangente-Festivalzentrum eingezogen war, befand sich bis in die 1990er Jahre eine Disco.

Die Anrainer:innen rund um das Festivalzentrum reagierten gespalten auf den Umbau, sagt Curtoni. Ein Teil des Projektortes sei lange von Brachflächen geprägt gewesen. Bewohner:innen hätten diese Flächen daher für eigene Sachen verwendet – und wollten sie auch nicht aufgeben. „Das führte zum Widerstand einiger Personen, die sich mit den vorgeschlagenen Veränderungen nicht wohlfühlten, vor allem da diese die Umwandlung der Räume in gemeinschaftlich genutzte Umge-

Im Ladenlokal in der Linzer Straße 10-12 wurden der Tangente-Vermittlungsraum, der Info-Point und das Ticketoffice eingerichtet.

Der Vermittlungsraum zählte ebenfalls zum Festivalzentrum. Hier war der Treffpunkt für Festivalbesucher:innen, das Tangente-Ticketoffice, ein Workshopraum, eine kleine Bibliothek, eine Küche, ein Atelier und ein Raum zum Entspannen.

bungen bedeuteten, was ihre gefühlten Eigentumsrechte infrage stellte.“ Um solchen Konflikten entgegenzuwirken, beschloss das Team von Biennale Urbana, während der Bauphase selbst am Gelände des Festivalzentrums zu wohnen und zu arbeiten. Dadurch konnten sie sechs Monate lang enge Kontakte zur Nachbarschaft aufbauen und täglich mit den Bewohner:innen in Kontakt treten. Um die „Kommunikation zu verbessern und Brücken zur lokalen Gemeinschaft zu bauen“, wie Curtoni erklärt, wurde ein leerstehendes Geschäft zwei Hausnummern weiter revitalisiert. Der Raum wurde für Treffen und den Austausch mit Nachbar:innen genutzt. Das Ladenlokal wurde schließlich auch zum Vermittlungsraum der Tangente ausgebaut. Hier sollten Festival-Besucher:innen eine erste Anlaufstelle finden, Vermittlungsprogramme und kulturelle Aktivitäten stattfinden. Auch mehrere Veranstaltungen des Festivalprogramms selbst gingen hier über die Bühne. Ein Kreativ-Atelier für Workshops, eine kleine Bibliothek mit Leseecke luden zum Verweilen ohne Konsumzwang ein. In einem weiteren Raum wurden der Info-Point und das Ticketoffice der Tangente eingerichtet.

Das Herzstück des Festivalzentrums kurz vor der Fertigstellung im April 2024: mit Bühne, Bar und viel Platz dazwischen – für Tische und Stühle oder als Tanzfläche.

Für Giulia Mazzorin hat das Projekt gezeigt, welche Herausforderungen mit einer „Veränderung langjähriger Raumwahrnehmungen“ verbunden sind. Sie habe aber auch erkannt, wie tägliche Interaktion und gemeinsame Ziele zu mehr Empathie und Zusammenarbeit beitragen.

Für die Zukunft des Festivalzentrums wünscht sich Mazzorin: „Es soll sich zu einem kulturellen Treffpunkt der lokalen Gemeinschaft entwickeln.“ Als gemeinsamer Raum für Workshops und Veranstaltungen, zur Unterstützung der freien Kulturszene St. Pöltens. „Die Räume des Festivalzentrums sollen auch in Zukunft die Kreativität und Zusammenarbeit in der Stadt fördern.“

Und was jetzt?

Bereits bei der Planung des Festivalzentrums wurde über seine spätere Weiternutzung nachgedacht. Der Ort sollte sich auch über die Tangente hinaus in der freien Szene und bei den unterschiedlichen kulturellen Initiativen St. Pöltens etablieren, wie Tarun Kade, kuratorischer Leiter der Tangente, erklärt. Gemeinsam mit den anderen Nutzer:innen des Löwinnenhofs* habe sich eine Gruppe Menschen zusammengefunden, die in Kooperation mit der Stadt und dem Land Niederösterreich genau diese Vision realisieren will. „Für mich ist das einer der entscheidenden nachhaltigen Impulse der Tangente, auch hinsichtlich eines erweiterten Kulturbegriffs“, betont Kade.

Aus dem Rathaus heißt es, man werde die neu gewonnenen Räumlichkeiten „in enger Zusammenarbeit mit den Initiativen, Vereinen und Einrichtungen vor Ort“ bespielen und „für soziokulturelle Formate sowie lokale und internationale Künstler:innen“ öffnen. Der Verein KulturhauptSTART und die Tangente veranstalteten im Sommer und Herbst 2024 mehrere Zukunftsstammtische und ein zweitägiges Symposium, um den öffentlichen Diskurs über das zukünftige Kulturzentrum Löwinnenhof* mit konkreten Plänen zu füttern. Die Bedingungen stehen aber für alle Beteiligten fest: Der Löwinnenhof* soll auch weiterhin ein sozial inklusiver, antirassistischer und demokratisch organisierter Raum der Gleichberechtigung bleiben.

Feierliche Eröffnung der Tangente St. Pölten am 30. April 2024: Festivalgäste im Löwinnenhof*.

Essay von Nina Schedlmayer

St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler und Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (Bildmitte) bei der Eröffnung der Tangente.

Zahlen, Zahlen, Zahlen! Nach dem Finale eines jeden Kulturfestivals kommen sie so sicher wie das Amen im Gebet, wie der Applaus nach dem letzten Satz im Konzert, wie die Presseaussendung der Rechtsextremen nach der politisch brisanten künstlerischen Performance. Auch die Tangente St. Pölten publizierte nach ihrem Abschluss viel numerisches Material. „In einer gemeinsamen Initiative haben das Land Niederösterreich und die Stadt St. Pölten rund 70 Millionen Euro in die Aktivitäten im Rahmen von ‚Kultur St. Pölten 2024‘ investiert sowie Ausgaben durch die teilnehmenden Kulturbetriebe im Ausmaß von 46 Millionen Euro umgesetzt“, hieß es in einer OTSAussendung vom 23. Oktober 2024. „Diese lösten laut einer Studie des Instituts Economica eine Wertschöpfung von rund 115 Millionen Euro (davon 75 Millionen Euro direkt in Niederösterreich) aus.“

Es wurde eine Menge Geld ausgegeben für dieses (leider) einmalige Kulturfestival plus die neu errichtete Infrastruktur wie das KinderKunstLabor und den Ausstellungsraum in der Ehemaligen Synagoge. Derartige Ausgaben müssen vor der steuerzahlenden Bevölkerung gerechtfertigt werden, noch mehr, zumal diese der Tangente nicht ausschließlich wohlwollend gegenüberstand. Doch abgesehen von den harten Zahlen, deren Erhebungsmethodik den Durchschnittsbürger:innen ja doch verborgen bleibt, stellt sich die Frage: Was bedeutet ein Kulturfestival für die Stadt, in der es stattfindet?

Die spanische Autorin Cristina Morales hielt die Eröffnungsrede.

Aus der Tourismus-Perspektive jede Menge. Festivals würden einen erheblichen Teil der touristischen Nachfrage ausmachen und so zur Entwicklung und Einzigartigkeit einer Region beitragen, schreibt die Autorin Haewen Lim in ihrer Dissertation The Contribution of Festivals to City Branding. „Festivals und Veranstaltungen spielen in den Entwicklungsund Marketingstrategien der meisten Reiseziele eine wichtige Rolle“, resümiert Lim. Da Kulturtourist:innen im Durchschnitt mehr Geld ausgeben als andere Reisende, werden sie zu noch begehrteren Gästen. Da glänzt die Wertschöpfungskette gleich noch heller.

Auch einmalig stattfindende Events wie die Europäische Kulturhauptstadt können einem Ort längerfristig ein neues Image verpassen und damit den Tourismus neu ausrichten. Das war etwa in Linz der Fall, der Kulturhauptstadt 2009. Nach zahlreichen Interviews mit Expert:innen kam die Soziologin Sandra Schachl zum Schluss, dass Kultur und Tourismus „durch Linz09 besser als je zuvor zueinander gefunden“ hätten. Die Kulturhauptstadt habe zu einem anhaltenden Aufschwung im Tourismus geführt und „das Image von Linz nachhaltig und positiv in Richtung Kulturstadt verändert“.

Musikerin Rojin Sharafi begleitete den TangenteEröffnungsabend an den Turntables.

Erfolg nur durch hohe Qualität

Umbria Jazz in Perugia, Poolbar-Festival in Feldkirch, die Musikevents in Luzern und Glastonbury, die Fotoausstellung Rencontres in Arles, das Festival d’Avignon, die Salzburger Festspiele und die Kasseler Documenta sind dagegen alteingesessene Veranstaltungen und fix vermerkt im Kulturkalender. Wenn in Kassel alle fünf Jahre die Documenta eröffnet, sind die Hotelzimmer der Stadt Monate im Voraus ausgebucht. Dort gelang es in den vergangenen 69 Jahren, ein Festival von internationaler Strahlkraft zu etablieren, das seinesgleichen sucht – und für diesen Ort touristisch weitaus bedeutender ist als beispielsweise die Biennale für Venedig, das ohnehin unter den Touristenmassen ächzt. Wie sehr sich Kassel mit dem Festival identifiziert, beweist der Namenszusatz documenta Stadt, den sich die Stadt 1999 verlieh. Anlässlich von dessen 25. Jubiläum zitierte die stadteigene Website Oberbürgermeister Sven Schoeller: „Die documenta ist ein Teil der Identität Kassels und genau das spiegelt sich im Namenszusatz wider.“ Die 7.000 Eichen, die Joseph Beuys von 1982 bis 1987 hier pflanzen ließ, hinterließen – im doppelten Wortsinn nachhaltige – Spuren. Das CityBranding durch Kulturfestivals funktioniert allerdings nur, wenn diese in künstlerischer Freiheit agieren können: Die oben genannten Festivals teilen – bei aller ästhetischer Kritik, der sich jede Kulturveranstaltung zu stellen hat –ihren hohen Qualitätsanspruch.

Das hat auch das Stadtmarketing erkannt. In einem Beitrag über Kultur als Instrument zur atmosphärischen Stadtgestaltung benennt Inga Horny, die Präsidentin des Dachverbands Stadtmarketing Austria, acht bedeutende Aspekte. Gleich an erster Stelle erwähnt sie die „herausragende Qualität des Gebotenen“. Programme sollten „inhaltlich Außergewöhnliches, Unbekanntes, Neues in hoher Qualität bieten“. Notwendig seien auch große Namen, neue und diskursive Formate sowie „eine klare, künstlerische Vision“, eine „größere Idee“. Festivals, die nach außen strahlen sollen, kommen freilich nicht ohne lokale Verankerung aus.

Die Tangente bezog ihr Zuhause in der Linzer Straße: Festivalzentrum am Abend (oben), Vermittlungsraum (unten).

Es ist schön, Festivals über Grenzen hinausstrahlen, doch können sie auch nach wirken.

schön, wenn über ihre hinausstrahlen, können und sollen nach innen

Das Um und Auf bleibt die lokale Bevölkerung

Es ist schön, wenn Festivals über ihre Grenzen hinausstrahlen, doch können und sollen sie auch nach innen wirken. Sie sollen nicht nur den Tourismus und die Wirtschaft ankurbeln, sondern auch etwa problematische Gegenden aufwerten oder Communitys und Jugendlichen neue Orte öffnen und Sichtbarkeit ermöglichen, die sie vorher nicht hatten. Um die lokale Verankerung zu schaffen – noch bevor überhaupt an etwaigen Marketingkonzepten getüftelt wird –, ist vor allem eines wichtig: die örtliche Bevölkerung. In vielen Fällen wurzeln Festivals in privaten, zivilgesellschaftlichen und häufig lokalen Initiativen. Sie bauen auf die Hilfe von Ortsansässigen. So würde beispielsweise beim Theaterfestival Hin & Weg in Litschau im nördlichen Waldviertel ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer:innen kaum etwas laufen. Sie schenken Kaffee aus und kontrollieren Tickets. Sie bilden, zumindest für die Dauer des Festivals, eine Gemeinschaft und können mit Fug und Recht stolz auf das sein, was sie hier hin- und herstellen. Personen, die im Zivilberuf Weinbauern oder Beamtinnen bei den Verkehrsbetrieben sind, werden für einige Tage zu Theaterenthusiast:innen, vielleicht auch über die Zeit des Festivals hinaus. Klein- und Mittelstädte können ihr Potenzial der Nähe entfalten. Netzwerke sind hier mitunter dichter geknüpft, Wege kürzer als in der Großstadt. Auch spielen Vereine eine große Rolle. Es sind oft nicht oder nicht nur die vordergründigen künstlerisch-ästhetischen Aspekte, die eine ortsansässige Bevölkerung in ein Festival inkludieren, sondern die praktischen und handwerklichen. Auch dadurch kann die Identifikation mit dem Festival wachsen.

Darüber hinaus vermögen dies auch eigens dafür aufgesetzte Kulturprojekte zu leisten. Bei Linz09 erwies sich etwa das Projekt der Kulturlotsinnen als längerfristig erfolgreich, eine Aktion die später weiterlief: Dabei führten Migrantinnen durch ihre Stadtviertel, später auch durch Museen. Sie eröffneten allen neue Perspektiven – sowohl dem nicht migrantischen Publikum in Linz als auch Besucher:innen von außen. Denn gerade Letztere suchen auch Verbindungen mit dem Festivalort. Nach dem Motto: je lokaler, umso besser. In Litschau erfreuten sich die Küchenlesungen großer Beliebtheit – Veranstaltungen, bei denen Litschauer:innen in ihre

Bei der Afterparty heizte Kimyan Law dem Publikum mit Fractal Drum’n’Bass ein.

„Die Tangente soll verschiedenen, auch widersprüchlichen Stimmen einen Raum bieten“, so Tarun Kade, kuratorischer Leiter des Festivals, in seinen einleitenden Worten.

Wohnungen luden und das Publikum bekocht wurde. Beim Poolbar-Festival waren 2024 die Wohnzimmersessions mit Karaoke-Abenden ebenso wie die Konzerte regionaler Künstler:innen und Open-Mic-Events heißbegehrt, wie dessen Leiter Herwig Bauer den Vorarlberger Nachrichten erzählte. Gerade das Besondere und Regionale zieht ein Publikum von außen an.

Anlässlich der Bilanz von Linz09 fasste der Kulturmanager Thomas Diesenreiter in der KUPF-Zeitung die politischen Forderungen an ein Kulturfestival so zusammen: „Wo es im Wirtschaftsbereich oft reicht, die geschaffenen Arbeitsplätze zu quantifizieren, da sollte die Kunst zumindest gleichzeitig das internationale Image verbessern, die lokale Wirtschaft stärken, einen Beitrag zur Demokratisierung leisten und dann bitte auch noch unterhalten und zum Denken anregen. Am besten natürlich alles gleichzeitig.“ Damit hat er Recht: Kulturfestivals sollen, so jedenfalls der politische Anspruch, nicht weniger als die eierlegende Wollmilchsau sein. Erstaunlich häufig erfüllen sie diesen Anspruch sogar.

Party im Festivalzentrum: Ein breites kulturelles Angebot zählt.

Nina Schedlmayer arbeitet als selbstständige Journalistin und Kunstkritikerin für zahlreiche Medien und veröffentlicht Texte zu Kunst und Feminismus auf ihrem Blog artemisia.blog. Seit 2019 ist sie Chefredakteurin der niederösterreichischen Kulturzeitschrift morgen.

Kapitel Zwei

Die Illustration des St. Pöltner Künstlers Bernhard Ludwig Kettner interpretiert die geometrische Figur der Sekante. Eine Sekante ist eine Gerade, die einen Kreis in zwei Teile zerschneidet. Oder sogar in zwei perfekte Hälften. Auch Kulturfestivals, und seien sie noch so tangential angelegt, haben unweigerlich sekantische Eigenschaften. Sie bilden Lager, sie teilen die öffentliche Meinung, sie durchschneiden die Harmonie.

Bubbles und Berührungspunkte

Bei einem „Neue Freundschaften“-Event las der Weinviertler Autor Ernst Schmiederer aus zwei seiner Bücher zum Thema Migration.

In der Geometrie gilt ein Kreis bekanntlich als perfekte Form. Er ist Sinnbild der Vollkommenheit. Doch ein Kreis hat auch eine Schwäche: Er ist in sich geschlossen. Um Interaktion mit der Außenwelt herstellen zu können, muss der Kreis berührt werden. Hier kommt die Tangente, eine gerade Linie, ins Spiel. Die Stelle, wo sich die beiden geometrischen Formen treffen, wird als Berührungspunkt bezeichnet. So viel zur Mathematik. Auf das echte Leben könnte man das so übertragen: Menschen leben und bewegen sich in Bubbles, in eigenen Kreisen, in eigenen Communitys, und es braucht oft eine Tangente, um Einblicke zu bekommen, um Interaktion zu fördern, um Kunst für alle und mit allen zu machen. Diese Begegnungen unterschiedlichster „Kreise“ waren der Tangente St. Pölten besonders wichtig. Doch die Vision der Kurator:innen und Vermittler:innen sah vor, dass die Kreise einander berühren, dass sie durchlässig werden, sodass Menschen aus verschiedensten Communitys gemeinsam Neues gestalten können. Magdalena Chowaniec und Muhammet Ali Baş haben viel Zeit und Energie in diese Vision investiert.

Mit ihrer Veranstaltungsreihe Neue Freundschaften startete im August 2022 das erste Tangente-Programm – also noch lange vor dem „eigentlichen“ Festival. Ziel war es, Bevölkerungsgruppen, die in der öffentlichen Wahrnehmung oft unsichtbar bleiben, für die Tangente zu gewinnen. Mit Unterstützung von Organisationen wie dem Büro für Diversität und der Diakonie knüpften sie Kontakte und organisierten Netzwerktreffen, zu denen alle herzlich eingeladen waren. Als Dreh- und Angelpunkt diente das Kulturheim Nord, ein Ort inmitten eines lebendigen, vielfältigen Stadtteils. Hier wurden Räume geschaffen, in denen nicht nur Künstler:innen, sondern auch Sozialarbeiter:innen, politische Aktivist:innen und Menschen diverser Bevölkerungsgruppen zusammenkommen konnten.

Räume schaffen

Die Zeit war geprägt von Umbrüchen: Die Corona-Pandemie hatte Gemeinschaften auseinandergerissen, und der Krieg in der Ukraine brachte neue Menschen in die Stadt. So entstand im Sommer 2022 eine unerwartete Dynamik. „Plötzlich begegneten sich Menschen, die im Alltag selten Berührungspunkte hatten“, erinnert sich Magdalena Chowaniec. „Es entstand eine Art freudige Atmosphäre – auch beim Aufeinandertreffen mit den Künstler:innen. Communitys, deren Stimmen von der Gesellschaft kaum gehört werden, trafen sich, tauschten sich aus und vernetzten sich.“ Monatliche Vorträge und Workshops behandelten Themen wie die Proteste im Iran, den Jahrestag des Ukrainekriegs oder Diskriminierung am Arbeitsplatz. „Die Grundidee war, mit unterschiedlichen Gruppen zu sprechen, ihnen zuzuhören und mit ihnen Themen zu behandeln, die ihnen wichtig sind“, erklärt Muhammet Ali Baş. Mit der Zeit wurden die Treffen zu einer Institution, und die unterschiedlichen Communitys kamen auch

Sisters United.

Gegen

Gewalt an Frauen*

Das Haus der Frau St. Pölten feierte im Jahr 2024 sein 40-jähriges Bestehen. Das Frauenhaus bietet Frauen, die physische oder psychische Gewalt erlebt haben oder davon bedroht sind, Schutz, Wohnmöglichkeit und Beratung. Die Tangente wollte jenen Menschen eine Bühne geben, die wichtige und oft unsichtbare Arbeit gegen Gewalt an FLINTA* – also Frauen, Lesben sowie intersexuellen, nonbinären, trans und agender Personen – und für Gleichberechtigung leisten.

Mit dem dreitägigen Event Sisters United. Gegen Gewalt an Frauen*, kuratiert von Magdalena Chowaniec, brachte die Tangente Expert:innen, Künstler:innen, Aktivist:innen, lokale Held:innen und Organisationen zusammen, um gemeinsam mit dem Publikum in Gesprächen, Interventionen und künstlerischen Beiträgen die Komplexität des Problems zu beleuchten. Welche ökonomischen, sozialen und politischen Komponenten beeinflussen Gewaltspiralen? Wie schaut es mit der Gesetzeslage aus? Warum sind Intersektionalität und interkulturelle Kompetenz so wichtig? Warum braucht es neue Rollenbilder für Männer und mehr Geld für die kritische Männerarbeit?

Das Programm umfasste Workshops, Musik- und Theateraufführungen, Diskussionen und Ausstellungen. Im Tangente-Vermittlungsraum kuratierte Duha Samir die Ausstellung Eine Retrospektive. 40 Jahre Haus der Frau, die bedeutende Meilensteine und Momente in der wertvollen Arbeit der Einrichtung in Erinnerung rief. Trotz – oder gerade wegen – des schweren Themas war das Programm von Sisters United jedoch auch von sehr ermutigenden und befreienden Momenten der Verbundenheit und Solidarität geprägt – insbesondere in den musikalischen Beiträgen. Mehrere „starke Stimmen“ waren in Form von Impulsreden und Gesang von Künstlerinnen wie Schwester Ebra und Sanna zu hören. Den Abschluss machte ein berührendes Konzert der iranisch-kanadischen Musikerin und Sängerin Golnar Shahyar in der Bühne im Hof. [CS]

Work hard, play hard: Beim Projekt „Art of Community“ (Bild rechts und unten) kamen junge Menschen aus diversen professionellen Backgrounds zusammen, um miteinander Wissen über Soziale Arbeit, Aktivismus und Kuration auszutauschen.

dann, wenn die jeweiligen Themen sie nicht betrafen.

Eine besondere Rolle spielte stets das gemeinsame Kochen. Liebe geht bekanntlich durch den Magen, Verbundenheit und Verständnis aber auch. Durch dieses Miteinander wurde ein sozialer Raum etabliert, der vor allem für viele Frauen einen Ort darstellte, an dem sie nicht von der Teilhabe ausgeschlossen waren, an dem ihnen andererseits aber auch nichts aufgezwungen wurde, wie Chowaniec erklärt. „Hier trafen sich Akademiker:innen mit Menschen, die nicht einmal lesen konnten. Jede:r hatte das gleiche Recht, da zu sein. Jede Teilnehmer:in wurde wertgeschätzt für das, was sie oder er kann, und wurde nicht beurteilt nach dem, was sie oder er nicht kann.“

Echte Mitgestaltung

2024 mündete Neue Freundschaften in das Art of Community –Summercamp bei der ehemaligen Glanzstoff-Fabrik, wo Young Professionals aus den Bereichen Kunst, Kuration, Vermittlung, Aktivismus und Sozialer Arbeit in vier von Expert:innen geleiteten Laboren Einblick in Community- und Kunstprojekte bekamen. Zu den gemeinschaftlichen Events kam auch die „ursprüngliche“, während der letzten Jahre aufgebaute Community dazu.

Doch das „Berühren“ unterschiedlicher Kreise beschränkte sich nicht auf die bisher erwähnten Projekte. Zu den vielfältigen Vermittlungsangeboten – nicht alle können hier Erwähnung finden – zählten auch etliche Schulprojekte. So organisierte Muhammet Ali Baş zum Beispiel zwei Workshops, bei denen sich Schüler:innen bereits im Vorfeld der Stadtmuseum-Ausstellung Blick in den Schatten mit dem Thema Nationalsozialismus beschäftigten. Im Rahmen der Workshops entwickelten die Schüler:innen gemeinsam mit den Künstler:innen Tatiana Lecomte und Nina Prader sowie mit Vermittler:innen des Stadtmuseums und vom Wiener Vermittlungsbüro trafo.K eigene Beiträge. Diese wurden dann auch Teil der Ausstellung. „Es ist etwas ganz anderes, wenn man einen Raum

KREDO – die kritische Festivalredaktion

Die Räume, in denen Kunst und Kultur stattfinden, für viele unterschiedliche Menschen zu öffnen – das war die Absicht der Tangente. Was für die physischen Räume galt, das sollte sich auch im medialen Raum auswirken. Im Rahmen der Tangente-Stadtprojekte wurde deshalb unter der redaktionellen Leitung von Muhamed Beganović und Clemens Stachel, den Herausgebern des muslimischen Kulturmagazins QAMAR, eine eigene Festivalredaktion aufgebaut. Die Idee von Kurator Muhammet Ali Baş war jedoch, dass diese Redaktion nicht aus professionellen Journalist:innen, sondern aus interessierten Menschen aller Backgrounds bestehen sollte.

KREDO, also Kritische Redaktion Online, nannte sich das Projekt. Die neun aus einem Open Call hervorgegangenen Redakteur:innen durften die Tangente ein halbes Jahr lang journalistisch begleiten. Wobei die Kritik und die multiperspektivische Herangehensweise tatsächlich an erster Stelle standen: Bei KREDO ging es nicht um wohlmeinende Pressetexte für Tangente-Events, sondern um eine manchmal mehr, manchmal weniger persönlich gefärbte, immer ehrliche und distanzierte Berichterstattung in Text, Ton und Bild. Expert:innen und Künstler:innen aus verschiedenen journalistischen Feldern vermittelten den Teilnehmer:innen im Vorfeld des Festivals in fünf Einführungsmodulen das nötige journalistische Handwerkszeug.

Mit ihren Beiträgen auf der Website kredo.blog sowie auf Instagram schufen die Redakteur:innen Hanna Begić, Mahsa Ehsani, Sahar Hashemi, Carlotta Partzsch, Felicia Schäfer, Liese Schmidt, Josef Sommer, Magdalena Willert und Alara Yilmaz einen Raum für Kritik, der in dieser Form im Festivalbetrieb ungewöhnlich ist. Einige der Teilnehmer:innen arbeiteten schließlich auch in der Redaktion dieses Buches mit.

Alle Beiträge der Redaktion bleiben auf der Website kredo.blog und auf Instagram auf @kredo.blog abrufbar. [CS]

Zwei Mitglieder der „Seebrücke Herzogenburg“ stellten an einem „Neue Freundschaften“-Abend ihr Projekt vor: für die Rettung von flüchtenden Menschen in Seenot im Mittelmeer.

zur Mitgestaltung bekommt, statt nur durch eine fertige Ausstellung geführt zu werden“, bekräftigt Baş.

Ein weiteres Beispiel für die Verbindung von Kunst und Gemeinschaft war KREDO (siehe auch S. 48). Im Rahmen dieses Stadtprojekts wurde neun Menschen in einer diversen Festivalredaktion ein Zugang zur Kunst und zur Kunstkritik geboten, erläutert Baş: „Es ging hier nicht darum, Lobeshymnen auf das Festival zu verfassen. Letzten Endes war es ein Vermittlungsprojekt, weil jede einzelne Teilnehmer:in für ihren weiteren Weg etwas mitgenommen hat in Bezug auf künstlerisches Verständnis und Wissen. Es war uns wichtig, einen Raum zu etablieren, wo Expertise aufgebaut und geteilt werden kann.“

Basis für weitere Projekte

Aber was bleibt von der Community-Arbeit? Magdalena Chowaniec ist der Meinung, dass die in die Stadt- und Vermittlungsprojekte gesteckte Arbeit auf jeden Fall etwas sein wird, das von der Tangente in St. Pölten nachhaltig wirken wird: „Die Gemeinschaft, die wir aufgebaut haben, und die Beziehungen, die daraus entstanden sind, werden bleiben.“

Sie verweist auf Arzo Hamkar, die als Multiplikatorin im Rahmen von Neue Freundschaften bei der Begleitung von afghanischen, indischen und pakistanischen Frauen bei Behörden, bei der Arbeit oder bei Freizeitaktivitäten mitgeholfen hat. Durch die Aktivitäten der Tangente hätten die Talente und Kompetenzen der Frauen nicht nur Anerkennung erfahren, sie seien auch gestärkt worden, versichert Hamkar: „Uns Frauen wurde vermittelt, dass wir einen Wert haben für die Gesellschaft in Österreich. Durch die Arbeit in den Tangente-Projekten habe ich persönlich auch den Mut bekommen, mich künftig noch intensiver für die Frauen in St. Pölten zu engagieren.“

Gemeinsam mit Wian Jalayzadeh, Marina Gazmagomadova, Michaela Moser wird Arzo Hamkar daher einen Frauenverein gründen, damit die komplexe Frauenarbeit inklusive diverser und migrantischer Perspektiven weitergeführt werden kann. Magdalena Chowaniec will die Frauen bei diesem Vorhaben weiterhin tatkräftig unterstützen. „Es ist unser Versuch, diese tolle Arbeit, die drei Jahre lang sehr gut funktioniert hat, nachhaltig zu machen.“

Der Kunstparcours konnte auf eigene Faust erkundet werden oder in Touren mit Kunstvermittler:innen der Tangente.

Der lange Weg

Die tschechische Künstlerin Klara Hobza schuf auf einem Pfeiler der WilliGruber-Brücke eine fiktive Landkarte. Sie arbeitete dabei mit den St. Pöltner Graffitti-Artists m.i.u._madeinuniverse und 3rd.layer zusammen.

Es war eine der ersten Ideen der Tangente: ein Kunstparcours durch St. Pölten. Für alle zugänglich, über die gesamte Dauer des Festivals, natürlich kostenfrei, mit vielfältigen künstlerischen Positionen. Ein sprechendes kuratorisches Statement auch: Die Kunst kommt in die Stadt und die Stadt kommt zur Kunst. Die Ausstellung The Way of the Water wurde tatsächlich zu einem Herzstück der Tangente, um nicht zu sagen eine ihrer künstlerischen Lebensadern.

„Wasser ist die Lebensquelle auf unserem Planeten und kann gleichzeitig todbringend sein“, schilderte die Kuratorin Lorena Moreno Vera in einem Interview mit KREDO die Motivation hinter dem Ausstellungsthema. „Und obwohl Wasser so zentral ist, nehmen wir es die meiste Zeit als völlig selbstverständlich hin.“ The Way of the Water wollte die vielfältigen gesellschaftlichen Aspekte des Wassers mitten ins Leben der Stadt bringen –und auf künstlerische Art zur Auseinandersetzung herausfordern.

Roberta Lazo Valenzuela platzierte verschiedene Klangkörper im Mühlbach. Besucher:innen durften auf ihnen spielen – sofern sie erreichbar waren.

Der Kunstparcours mäanderte entlang der beiden Wasserwege St. Pöltens – der Traisen und des Mühlbachs – und zeigte Arbeiten von Künstler:innen, die direkt im Wasser arbeiteten oder mit ihm interagierten. Lorena Moreno Vera und Joanna Warsza, die beiden Kuratorinnen, holten insgesamt 24 Projekte in die Ausstellung. Der organisatorische Aufwand war enorm und zog sich über gut eineinhalb Jahre. Zwischen der nördlichsten Station im Großen Viehofner See und der südlichsten im Sonnenpark erstreckten sich mehr als fünf Kilometer Luftlinie. Wer sich alle Kunstwerke auf einmal erwandern wollte, konnte sich also zu einem mehrstündigen Spaziergang durch St. Pölten aufmachen. Das Schöne an The Way of the Water war aber gerade, dass man ihm auch ganz unverhofft immer wieder begegnete, wenn man in der Stadt unterwegs war.

Große Gesten und subtile Nähe

Die eingeladenen Künstler:innen prägten mit ihren Arbeiten die drei Schwerpunkte der Tangente – Ökologie, Erinnerung und Demokratie – entscheidend mit. Die Kunstwerke bestanden teils aus Auftragsar-

beiten, teils aus bereits existierenden Werken, die an die Umgebung angepasst wurden. Das Wasser, so die Prämisse, sollte immer Mit-Schöpfer:in der Kunstwerke sein. „Natürlich ging es um die komplizierte Beziehung zwischen Mensch und Natur“, so Moreno Vera.

„Wir Menschen sehen uns leider zu oft als außerhalb der Natur stehend, wir regulieren Flüsse, errichten Kraftwerke – benutzen also die Natur meist nur zu unserem Vorteil. Wir übersehen zu oft, dass es sich um eine beidseitige Beziehung handelt, dass wir auch abhängig sind von der Natur um uns.“

Manche Arbeiten waren von Weitem zu sehen, wie die großformatigen Textilarbeiten Sophie Utikals, die von der Julius-Raab-Brücke herab und knapp über den Wellen der Traisen hingen. Vom Flussufer aus konnte man auch Cecylia Maliks Schilderwald Rising Rivers erblicken: Auf achtzig Tafeln, die aus einer Traiseninsel hervorragten, verewigte die polnische Künstlerin die Namen von Flüssen aus aller Welt, angefangen bei der Traisen und ihren Zuflüssen über den stark verschmutzten Sarno in Italien oder die zum Naturschutzgebiet erklärte Vjosa in Albanien bis hin zum Whanganui in Neuseeland, dem vor einigen Jahren der Status als juristische Person zuerkannt wurde. Andere Kunstwerke waren nur aus nächster Nähe zu sehen – oder zu hören wie die Soundinstallation Huchenhochzeit von Christina Gruber über die Wanderung und Paarung des Huchens, des Donaulachses.

Im Mühlbach, da, wo er durch den Sonnenpark fließt, trieben Roberta Lazo Valenzuelas Musikobjekte im Wasser. Von den Wellen oder von Menschen angestupst, spielten sie elementare Melodien. Etwas weiter bachabwärts erinnerte das St. Pöltener Kollektiv Neonpink an die früheren Schwemmstellen: Hier spülten über die Jahrhunderte St. Pöltnerinnen die Wäsche. Diese Waschplätze im Mühlbach sind heute großteils verschwunden und nur für Kenner:innen auszumachen. Der Audiowalk Mühlbacherinnen schärfte den Blick auf diese Geschichte unsichtbarer Arbeit von Frauen.

Die Natur als Spiegel

Einen interessanten Schlenker vom Mühlbach weg machte der Kunstparcours in die Mevlana-Moschee – wo die Hamburger Künstlerin Clara Laila Abid Alsstar jene Arbeiten rund ums Thema Wasser präsentierte, die sie über Monate mit sechs jungen Angehörigen der Moscheegemeinde erarbeitet hatte. Das Wasser schlüpfte hier in seine spirituelle,

Eine junge Tangente-Besucherin steht mitten in einer der alten Schwemmstellen im Mühlbach, die vom Kollektiv Neonpink zum Thema ihres Audiowalks gemacht wurden.

Der Kunstparcours war mit Infotafeln gut beschildert.

reinigende Rolle, die es beim Wudu, der islamischen Gebetswaschung, annimmt. Und von der Decke hing Ebra Kocyigits Wasserfall aus Tülbents, den traditionellen türkischen Kopftüchern.

Der guatemaltekische Künstler Edgar Calel vollführte eine indigene Opfergabe an der Traisen: Er fertigte 13 Eisskulpturen an, um sie in einer rituellen Performance dem Fluss zu übergeben.

Erde, Feuer, Luft und Wasser: Die Lehre von den „vier Elementen“ ist Jahrtausende alt, wir finden sie in vielen Kulturen der Welt. Die Kulturtheoretikerin Elke Krasny beobachtet in der zeitgenössischen Kunst einen „elemental turn“, also eine Hinwendung zum Elementaren, wie sie im Begleitbuch zu The Way of the Water schreibt. Krasny führt das unter anderem darauf zurück, dass wir –der moderne Mensch – durch die vermeintliche „Entkoppelung“ von der Natur im Zuge der Industrialisierung eine Situation erzeugt haben, in der uns die Natur erst recht wieder heimsucht. Wir leben mit den Konsequenzen einer „Ideologie der Beherrschung“. Und diese Konsequenz heißt: Die Elemente rücken wieder näher an uns heran. Als Katastrophen – in Form von Waldbränden, Hurricanes oder Hochwässern. Aber auch, indem sie uns zu einer neuen Ethik auffordern, in der Mensch und Natur als voneinander abhängig und miteinander verbunden wahrgenommen werden. Und darauf reagiert die Kunst.

Finale mit Tusch

Wie eine Demonstration der Flüsse ragen Cecylia Maliks Schilder mit Flussnamen aus aller Welt aus dem Gras der Traiseninsel.

Was die Publikumsreaktionen betrifft, berichtet Lorena Moreno Vera von einer großen Bandbreite. Gerade beim Installieren der Kunstwerke sei es zu vielen eindrücklichen Begegnungen gekommen. Darunter positive wie bei Cecylia Malik: „Immer wieder kamen Menschen aus der Umgebung vorbei, um uns zuzuschauen oder um zu plaudern. Manche brachten auch Essen vorbei und halfen sogar beim Aufbau.“ Und negative wie bei Edgar Calel, einem indigenen Künstler aus Guatemala: „Als wir mit Edgar einen Probelauf seiner Performance an der Traisen machten, tauchte plötzlich ein Mann auf, der uns beschimpfte und uns vom Platz scheuchen wollte. Es war sehr unangenehm und verstörend.“ Calels Kunstwerk sei in den Tagen darauf auch leicht beschädigt worden. Was übrigens auch mehreren Infoschildern am Kunstparcours widerfahren ist.

„Kunst kann bei Menschen vieles auslösen“, sagt Moreno Vera rückblickend. „Man muss auf alles gefasst sein, auch auf Unvorhergesehenes. Das trifft auf Kunst im öffentlichen Raum noch viel mehr zu als auf Kunst im ‚White Cube‘. Denn im öffentlichen Raum steht man in Konversation mit so vielen verschiedenen gleichzeitigen Diskursen.“

Das letzte Wort allerdings hatte das Wasser: Als Mitte September 2024 unablässige Regenfälle die Traisen zum reißenden Strom anwachsen ließen und halb St. Pölten in ein Katastrophengebiet verwandelten, machte auch die Kunst ein paar Tage Zwangspause. Die Traisen hatte ihre „Ko-Autorinnenschaft“ an der Tangente mit Nachdruck angenommen.

Vor den Vorhang!

Alle aufzuzählen ist fast unmöglich. Alle Menschen, die mitgeholfen haben, die Tangente zu dem zu machen, was sie war. Alle Menschen, die sich aufgemacht haben, ein völlig neues und spartenübergreifendes Festival zu konzipieren, zu organisieren, zu produzieren, zu vermarkten – und zwar nicht nur Tag für Tag zwischen dem 30. April und dem 6. Oktober 2024, sondern auch bereits Jahre vor der feierlichen Eröffnung. Dies ist der Versuch, zumindest einige wichtige Menschen „hinter den Kulissen“ vor den Vorgang zu holen, die maßgeblich mitgeholfen haben dieses Festival zu stemmen – wissend, dass es noch einige mehr gibt, denen die Tangente zu Dank verpflichtet ist. Denn Kulturarbeit ist immer Teamarbeit.

Das Festivalzentrum im Löwinnenhof* in der Linzer Straße war das „öffentliche“ Herz der Tangente. Es gab aber auch ein zweites, ein „organisatorisches“ Herz, und das schlug in der Ludwig-Stöhr-Straße 7. Die ehemalige Bezirksstelle des Roten Kreuzes war 2018 von der Stadt St. Pölten gekauft worden. Das zweistöckige Gebäude mit seinen Büroräumlichkeiten und Seminarräumen wurde neu ausgestattet und ab 2021 von den Tangente-Mitarbeiter:innen bezogen.

An der Spitze der NÖ Kulturlandeshauptstadt St. Pölten GmbH und damit der Tangente standen Stefan Mitterer als kaufmännischer Geschäftsführer und Angelika Schopper als operative Geschäftsführerin. Ines Müller war als Assistentin der Geschäftsführung ebenfalls von Beginn an dabei. In der Anfangsphase mit dabei waren auch noch Jakob Redl, der bereits Projektleiter des Büros St. Pölten 2024 gewesen war, bevor er 2022 andere Wege ging, und Carolin Riedelsberger, die später die Standortleitung im KinderKunstLabor übernahm. Der künstlerische Leiter Christoph Gurk sammelte im Lauf der Jahre 2021 und 2022 ein Team von Kurator:innen um sich und erarbeitete wesentliche Teile des Tangente-Konzepts. Nachdem der Vertrag mit Gurk im Sommer 2023 einvernehmlich gelöst wurde, übernahm Tarun Kade als kuratorischer Leiter die Verantwortung. Die St. Pöltner Kulturmanagerin Mine Bayazit übernahm die Stelle der Assistenz der kuratorischen Leitung. Sonja Wieser-Zippe wurde Office-Managerin

Marlies Eder und Thomas Trabitsch
Mine Bayazit
Ines Müller

in der Ludwig-Stöhr-Straße. Maria Liparova war für die Reinigung der Tangente-Zentrale zuständig, später stießen Július Deme und Latifa Msakni als weitere Facility-Manager:innen dazu.

Besondere Aufmerksamkeit sollte bei der Tangente den sogenannten Stadtprojekten zuteilwerden, die als langfristige Vermittlungsprojekte angelegt waren. Die drei dafür zuständigen Kurator:innen waren Andreas Fränzl, Musiker, Künstler und seit Jahrzehnten umtriebiger Kulturarbeiter in St. Pölten, die aus Polen stammende Choreografin, Tänzerin und Kulturaktivistin Magdalena Chowaniec sowie der Autor und Kunstvermittler Muhammet Ali Baş. Die beiden letzteren arbeiteten auch als Vermittler:innen – insbesondere in den „Community Outreach“-Projekten. Die Künstlerin Duha Samir unterstützte als künstlerische Assistentin projektweise das Kuratorenteam. Stellvertretend für die vielen „Multiplikator:innen“ der Community-Projekte sei hier Wian Jalayzadeh genannt, die Tanz-Workshops im Vermittlungsraum leitete.

Die Musiksparte der Tangente wurde von einem dreiköpfigen Team kuratiert: Angelika Schopper, Andreas Fränzl und Constanze Eiselt – letztere

Benedikt Wolfsberger, Ala Glasner, Tarun Kade und Angelika Schopper

Andreas Fränzl
Claire Granier Blaschke
Muhammet Ali Baş

Musikkuratorin im Festspielhaus St. Pölten. Für das Festival-im-Festival StadtLandFluss kam auch KlausMichael Urban als Kurator hinzu. Und für die Stadt-Galerie holte sich Fränzl Manuel Weilguny von der New Design University als Ko-Kurator an seine Seite. Als Kuratorin für den Bereich Bildende Kunst wurde 2021 Nele Kaczmarek engagiert. Das Hauptprojekt dieser Festivalsparte sollte der öffentliche Kunstparcours durch die Stadt werden. Die deutsche Kuratorin legte die Basis dieser Arbeit, schied jedoch Ende 2022 wieder aus dem Team aus. Ihr folgte die polnische Kuratorin Joanna Warsza. Bei der Kuratierung des Kunstparcours wurde Warsza maßgeblich von Lorena Moreno Vera – offizieller Titel Associate Curator – unterstützt. Die aus Mexiko stammende Kuratorin und Autorin arbeitete bei der Umsetzung des Kunstparcours bis Ende 2023 mit Ala Glasner und anschließend mit Kirsten Patent und Michael Lahner zusammen in deren Rolle als Produktionsleiter:innen für die Sparte Bildende Kunst.

Die Gesamtleitung der Produktion lag bis April 2022 bei Christian Steiner, ab Anfang 2022 bei der Kulturwissenschaftlerin und Kulturmanagerin Verena Schäffer Claire Granier-Blaschke stieß Mitte 2022 als Produktionsleiterin für Darstellende Kunst zum Team. Für die Sparte Musik sowie für die Umsetzung der Stadtprojekte war ab Frühjahr 2023 Anna Sonntag als Produktionsleiterin zuständig. Ab Beginn 2023 füllte sich das Produktionsbüro in rasantem Tempo. Zuerst kam Marco Rainer, dann kamen Sophie Freimüller, Katharina Stocker und Pooneh Mojtaba als künstlerische bzw. als Produktionsassistent:innen ins Tangente-Team. „Helping Hands“ und kurzfristige, projektbezogene Mitarbeiter:innen wie Nicolas Zelenka, Luca Laimer, Hamza Farsi oder Gabriel Feiertag unterstützten den Produktionsalltag. Als Praktikant:innen gehörten zur Produktion: Victoria Meindlhumer, Agnes Vicol, Muamer Budimlic und Alina Kieweg. Aufmerksamen

Janin Pfleger und Anna Sonntag
Verena Schäffer
Wian Jalayzadeh

Social-Media-User:innen bleibt Marlies Eder in bester Erinnerung. Die Projektkoordinatorin für die Stadtprojekte war fünf Monate lang auch das Gesicht der Tangente auf Instagram – immer mit dem Mikrofon in der Hand und auf der Suche nach Tangente-News. Und alles rund um Hospitality, also das Organisieren der Aufenthalte von Tangente-Künstler:innen und anderen Gästen, war bei Holger Friese in besten Händen.

Die Historikerin Franziska Winkler gestaltete als Produktionsleiterin im Stadtmuseum St. Pölten die Ausstellung Blick in den Schatten im Rahmen der Tangente. Sie wurde dabei von Kata Tüz unterstützt.

Für die Kunstvermittlung wurden Selina Shirin Stritzel, Thomas Trabitsch und Timm Frech als Expert:innen ins Boot geholt, wobei Stritzel für den Bereich Darstellende Kunst und Trabitsch vor allem für den

Magdalena Chowaniec
Sonja Wieser-Zippe
Victoria Meindlhumer
Lorena Moreno Vera
Stefanie Kuhn und KlausMichael Urban vom Verein KulturhauptSTART
Joanna Warsza
Sophie Freimüller
Marco Rainer und Michael Lahner
Marco Rainer
Gernot Kulhanek
Lena Weiderbauer

Kunstparcours zuständig war. Bei der Abwicklung der Vermittlungstouren durch den Kunstparcours half eine ausdauernde Gruppe als Infoguide-Team, die aus Julia Frank, Stefan Gassenbauer, Shamil Gazmagomadov, Horst Lindinger und Kathrine Uriu bestand.

Norbert Chmel übernahm ab Ende 2023 die technische Leitung im Bereich Bildende Kunst, Harald Godula fungierte als technischer Leiter im Bereich Darstellende Kunst und Musik. Ihnen zur Seite standen Philipp Sedlacek für die Technische Koordination, Reinhard Hagen als technischer Berater, Susanne Reiterer und Jenna Baumgartner als technische Assistent:innen, Günther Berger und Marcin Morga als Tontechniker, Benoit Bollon-Montgrand als Lichttechniker sowie Nikolai Sztrassak, Dragoslav Panic, Matthias Bauer und Ivan Strapajević als Stage Hands.

Wer das Festivalzentrum besuchte, der traf dort mit Sicherheit auf Lena Weiderbauer, die als Programmkoordinatorin alles überblickte und unter Kontrolle hielt, was im Löwinnenhof* passierte. Unterstützt wurde sie dabei tatkräftig von Werner Schütz. Nicht zu vergessen, wenn es ums Festivalzentrum geht: Gernot Kulhanek, der unbestrittene Festivalkoch des Jahres, der Gäste mit bester veganer Küche versorgte.

Die Presse- und Kommunikationsarbeit der Tangente lag bis zum Sommer 2023 bei Suzie Wong. Ihr folgte im Oktober 2023 Cornelia Ritzer nach. Die erfahrene Journalistin – davor bei der Wiener Zeitung tätig – betreute auch die redaktionellen Inhalte der Tangente-Website. Projektweise holte man sich auch externe Expertise ins Team. Susanne Haider von art:phalanx stand der Tangente als PR-Beraterin zur Seite.

Das Marketing der Tangente wurde bis Frühjahr 2022 von Maria Stefan, dann von Erwin Klinglhuber und Agatha Szostak geleitet. Das Marketing-Team bestand – in wechselnder Besetzung – aus Angelika Starkl, Andreea Dósa, Benedikt Wolfsberger, Julia Feldmann, Emma Holzleitner, Claudia Amon, Vanja Savić, Janin Pfleger, Kata Tüz, Kristina Wiesmeyer und Christoph Hausner Susanne Eulert von der Mostviertel Tourismus GmbH sowie Guido Walch als Projektleiter „Hauptstadtregion“ halfen intensiv mit, die Vermarktung der Tangente zu konzipieren und umzusetzen.

Zu guter Letzt zum Beirat der Tangente St. Pölten: Diesen bildeten neben der bereits erwähnten Constanze Eiselt auch Bettina Masuch, künstlerische Leiterin des Festspielhauses St. Pölten, sowie Marie Rötzer, künstlerische Leiterin des Landestheaters Niederösterreich. Sie alle waren die Tangente

Jenna Baumgartner
Agatha Szostak und Stefan Mitterer
Cornelia Ritzer

Den Ton der Stadt treffen

Blick ins Publikum: In der dreiteiligen Serie „Orgel Experimentell“ wurde die Domorgel zur Hauptdarstellerin.

Diskurse zu entfachen, stand hoch im Kurs bei der Tangente St. Pölten. Und gleich bei seiner Eröffnung präsentierte das Festival mit der Oper Justice von Hèctor Parra (Musik) und Fiston Mwanza Mujila (Libretto) ein Werk, das auf mehreren Ebenen genau dazu anregte. Zum einen, weil hier brisante Themen wie Neokolonialismus, industrielle Macht und Ausbeutung abgehandelt wurden, zum anderen, weil es Regisseur und Autor Milo Rau mit seinen Arbeiten immer wieder schafft, Publikum wie Kritik herauszufordern.

„Das ist die schrecklichste Musik, die es gibt!“, kommentierte ein Zuschauer die Aufführung. Sicherlich seien Parras Musik und auch die Oper an sich nicht die zugänglichsten Formate, schreibt KREDO-Redakteurin Liese Schmidt auf kredo.blog. Dennoch: Justice falle deutlich milder aus als andere Stücke Raus und sei durch Videoelemente, einfach formulierte deutsche Übertitel und viel Sprechtext zugänglicher als so manche Puccini-Inszenierung: „Dass sie uns durch Bilder, Text und Inhalt emotional trifft und aufrüttelt, steht außer Frage und ist die unumstrittene und viel gelobte Qualität des Projekts“, so Schmidt weiter.

Dass die meisten Musikveranstaltungen der Tangente den Anspruch erhoben, Impulse für gesellschaftliche Diskurse zu geben, hängt auch damit zusammen, dass sie immer einem der drei Themenschwerpunkte des Festivals – Ökologie, Erinnerung oder Demokratie – zugeordnet waren.

Die Amerikanerin Kali Malone an der Orgel des St. Pöltener Doms.

Zum Bereich „Ökologie“ gehörte etwa Olivier Messiaens Werk Katalog der Vögel, mit dem der Komponist tief in die Welt des Vogelgesangs eintaucht. Die Aufführung fand an drei verschiedenen Orten – unter anderem im Hammerpark mitten in der Natur – statt und war für Constanze Eiselt, Musikkuratorin am Festspielhaus St. Pölten und Mitglied der Tangente-Programmgruppe Musik, ein „extrem gutes Beispiel für eine stringente Programmierung und eine entsprechende Dramaturgie“. (Siehe auch Seite 68.)

Blickwinkel erweitern

Zum Themenkomplex „Demokratie“ zählte Working Class! Festival für Arbeiter:innenkultur. Kurator Thomas Kern war es dabei wichtig, die Themen Arbeit und Arbeiter:innenklasse aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Eva Jantschitsch brachte Lieder aus der Proletenpassion der Schmetterlinge in der upgedateten Bühnenversion von 2015. Die Songs erzählen von Jahrhunderte zurückliegenden Kämpfen um Gerechtigkeit genauso wie von den Herausforderungen des Alltagslebens im spätkapitalistischen Prekariat. Auch der Geschichte der

„Die Oper darf sich aufspielen“

Ist Milo Rau der Retter der Welt? Das fragte sich die KREDO-Redaktion anlässlich der Österreich-Premiere von Justice im Festspielhaus und traf den Regisseur zum Interview. In der Oper wird es – wie so oft bei den Werken Raus – hoch politisch.

Milo Raus Oper Justice handelt von einer Umweltkatastrophe im Kongo. Ein mit Schwefelsäure beladener Laster kommt auf einem Marktplatz ins Schleudern. Resultat: 21 Menschen werden tödlich verätzt, weitere erleiden schwere Verwundungen, giftige Säure gelangt nach einem starken Regenguss auf landwirtschaftlich genutzte Felder der Umgebung. Man fragt sich, was dieser Laster dort überhaupt zu suchen hatte. Die Antwort darauf wurzelt in globalen Machtmissbräuchen, deren kapitalistische Ursprünge in Mitteleuropa liegen: Mit Schwefelsäure kann Kobalt verarbeitet werden, zum Beispiel für Akkus von Smartphones. Und Kobalt wird großflächig im Kongo abgebaut, etwa von Schweizer Firmen. Das ist die Geschichte von Justice, die von Milo Rau in Zusammenarbeit mit Fiston Mwanza Mujila und Hèctor Parra erarbeitet wurde.

KREDO: Warum ist es wichtig, Justice auf der Tangente zu zeigen?

Milo Rau: Zum einen ist die Tangente eine Möglichkeit, die Oper in den deutschsprachigen Raum zu bringen. Sie ist ja bislang nur im französischsprachigen Raum gelaufen, und ich denke, dass die Situation im Kongo hier weniger bekannt ist. Gleichzeitig war St. Pölten ja auch ein bekannter Industriestandort, wo ebenfalls mit giftiger Säure gearbeitet wurde – und genau darum geht es ja in Justice. Zugleich ist die Tangente ein Festival, das versucht, auf Fragen der Nachhaltigkeit und Ökologie einzugehen. Wie hängen Gesellschaft und Kunst zusammen? Das sind Fragen, die in dieser Oper wichtig sind.

Ihre Arbeit wird oft als politisch bezeichnet. Sehen Sie Theater und Oper als politische Orte?

Ja! Ich sehe Theater und Oper auch als einen Ort, der sich aufspielen darf. Als einen Ort der großen Gesten und der Darstellung der Welt im Kleinen. Wie kann man sich denn beispielsweise herausnehmen, Jesus Christus zu malen? Es gibt Traditionen, wo Übertreibung als schlecht angesehen wird; aber ich denke, wir in Europa, aber auch in Lateinamerika und Afrika, sind Kulturen der Vergrößerung. Wir versuchen, etwas auf der Bühne zu machen, das vielleicht in der Welt fehlt. Mir ist es wichtig, eine Utopie zu schaffen, einen Ort, an dem etwas passieren kann, das in der wirklichen Welt nicht vorgesehen ist.

Warum Oper? Warum nicht Theater, warum nicht Lesung?

Das finde ich auch erst langsam heraus. Ich glaube, dass die Oper viel diverser ist als das Theater. Das Theater in Europa wird dominiert von der weißen Mittelklasse, die Oper ist im Vergleich dazu sehr globalisiert. In der Oper zählt Talent: Die Sängerinnen und Sänger, die man im Opernhaus findet, kommen von überall her. In einer anderen Operninszenierung hatte ich die Tochter einer Putzfrau aus Sankt Petersburg auf der Bühne neben jemandem aus der Bronx. Die hatten Talent, während ich, als jemand aus dem europäischen Mittelstand, nie wirklich Talent haben musste, um Kunst zu machen. Da ist die Oper ein Sammelbecken. [FS/AY]

Milo Rau inszenierte mit der Oper „Justice“ den Eröffnungsabend der Tangente im Festspielhaus.

„Gastarbeiter:innen“ wurde Raum gegeben, wofür Kuratorin Esra Özmen sorgte. Als EsRap trat sie gemeinsam mit ihrem Bruder Enes auch selbst im Musikprogramm auf. „Mit Musik lassen sich auf spielerische Art und Weise soziale und politische Themen vermitteln. In diesem Sinne können Musikevents als Katalysatoren für Diskussionen über Themen wie Identität, Gerechtigkeit, Umwelt oder soziale Ungleichheit fungieren“, erklärt Thomas Kern seine Intention.

Der schwedische Act Fever Ray begeisterte 4.000 Zuschauer:innen am Domplatz.

Aus dem Schwerpunkt „Erinnerung“ ragt sicherlich das „ JohnZorn-Special“ mit drei Konzerten an einem Abend heraus, darunter ein Konzert in der Ehemaligen Synagoge St. Pölten. Der Komponist und Multiinstrumentalist gründete in den 1990er Jahren das Plattenlabel Tzadik und formulierte dabei die Radical Jewish Culture. The Hermetic Organ brachte Zorn selbst auf die Agenda der Tangente, woraus in der Folge die Reihe Orgel Experimentell entstand. „Sie steht für den Pluralismus in der zeitgenössischen Musik, wir wollten daher auch möglichst unterschiedliche Publikumsschichten ansprechen“, erklärt TangenteGeschäftsführerin Angelika Schopper. Bei Kali Malone war es das typische Donaufestival-Publikum, John Zorn lockte die Jazz-Community in den St. Pöltner Dom, und beim Auftragswerk Virus #3.6 – Twilight Zones ging es darum, das Werk der international tätigen Komponistin Elisabeth Schimana , die mit ihrem Institut für Medienarchäologie (IMA) auch in St. Pölten präsent ist, dem heimischen Publikum näherzubringen. „Das Stück beschäftigt sich mit den Fragen: Wie geht es vielen von uns in dieser Zeit der Unsicherheit und Orientierungslosigkeit, in diesen Zonen der Dämmerung? Brechen wir in eine neue positive Zukunft auf oder geht der Weg zurück in autokratische Systeme?“, hinterfragt Schimana. Diese Zonen manifestieren sich im Stück selbst in Form von fünf „Critical Bands“ (Frequenzgruppen), die immer wieder abgespielt und dann auch wieder verlassen werden. Dadurch entstehen Phänomene, welche die Zuhörer:innen in verschiedene Klangzonen führen, die nicht eindeutig sind. Domorganist Ludwig Lusser und die Musiker:innen des Black Page Orchestra hatten die Aufgabe, die von Elisabeth Schimana auf einem elektronischen Klangkörper live generierte, audiovisuelle Partitur so präzise wie möglich zu imitieren und zu interpretieren. Aber auch vor dem Dom wurde musiziert. Beim Domplatz-OpenAir mit dem Tonkünstler-Orchester und den Sänger:innen China Moses und Garret Keast waren Melodien von Leonard Bernstein sowie Crossover-Jazz-Nummern zu hören.

Positives

Diskursive Intentionen spielten zwei Tage später bei Pop am Dom auch wieder eine Rolle. Allein mit der Auswahl des Hauptacts lieferte die Tangente ein entsprechendes Statement: Fever Ray, eine genderfluide Kunstfigur, die sich mit Maske und Vocal Transformer jeder Zuordnung

Zwischen Klimakatastrophe und Amselgezwitscher

Warum der Frühling möglichst laut sein sollte, erfuhr die KREDO-Redaktion beim Katalog der Vögel.

Amselgesang ist den meisten Menschen vertraut. Er markiert die Morgendämmerung oder den Beginn des Frühlings. Besonders interessant bei Amseln ist, dass sie kein sich ständig wiederholendes Motiv kennen – die Amsel ist in der Kombination ihrer Melodien permanent aufs Neue kreativ. Nicht überraschend also, dass auch Musiker:innen wie Olivier Messiaen sie als Inspiration für ihre Arbeit bezeichnet haben.

Messiaen widmete sich in seinem 13-teiligen Zyklusprojekt Catalogue d’oiseaux / Katalog der Vögel 77 Vogelarten aus unterschiedlichen Regionen Frankreichs. Weil der Katalog bereits in den 1950er Jahren entstand, kann man davon ausgehen, dass einige der genannten Arten in der Zwischenzeit bereits stark reduziert wurden.

Wir sitzen im Festspielhaus St. Pölten. 45 Minuten lang wechselt sich das Klavierspiel von Pierre-Laurent Aimard mit Texten von Vinciane Despret und Fiston Mwanza Mujila ab – gelesen von Birgit Minichmayr. Wir tauchen tief in klangliche Transkriptionen von Vogelgeräuschen ein – wobei man nun bereits bei begrifflichen Definitionsfragen angekommen wäre: Wird hier eigentlich übersetzt? Interpretiert? Durch Inspiration Neues geschaffen? Und alles in allem natürlich auch: Wie klingt Natur eigentlich?

Danach spazieren Publikum, Pianist und Schauspielerin zu zwei weiteren Stationen: Zuerst zur Ehemaligen Synagoge St. Pölten, dann in den Hammerpark. Viele sitzen schließlich in der Wiese oder auf Liegestühlen. An einer Bar bekommt man etwas zu trinken. Minichmayr liest vom Canary in a coalmine. Das Verstummen der Vögel wird von Fachkundigen als Warnung vor einer akuten Katastrophe angesehen. In diesem Sinne handelt es sich dabei also um das Gegenteil eines schrillenden Alarms. Das ewige Schweigen über den Feldern, Sümpfen und Wäldern wird im Katalog der Vögel als entsetzliches Szenario der Zukunft unserer Natur proklamiert.

Wir blättern im kanarienvogelgelben Programmheft der Tangente. Als wir auf ein einleitendes Interview mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner stoßen, fragen wir uns, was sie als Politikerin eigentlich gegen das Artensterben, gegen die Biodiversitäts-Katastrophe tut? Wir googeln. In einem Interview aus dem Jahr 2023 bezeichnet Mikl-Leitner Teilnehmer:innen einer Klimademo als „Klimachaoten“ und fordert härtere Strafen für zivilen Ungehorsam. Wir legen uns auf den Rücken und lassen das Piano in unserem Kopf noch ein wenig nachhallen. Über uns blühen die Kastanien und neben uns im Gras Gänseblümchen. Echte Vögel zwitschern noch, ohne Übersetzung. [CP/FS]

„Katalog der Vögel“ in der Ehemaligen Synagoge St. Pölten.

Die britische Sängerin und Poetin Arlo Parks sang bei „Pop am Dom“ (Bild oben).

Einer der Höhepunkte des Zwei-Tage-Festivals „Working Class!“ war der Auftritt des Kölner Rappers Eko Fresh im Warehouse (Bild unten).

verweigert. „Es ist uns gelungen, mit einem Programm weit abseits des Mainstreams ein junges, urbanes, sehr diverses und kulturaffines Publikum anzulocken“, betont Contanze Eiselt. Rund ein Drittel der mehr als 4.000 Zuschauer:innen war überhaupt das erste Mal in St. Pölten. Die meisten reisten mit der Bahn an und wurden auf dem kurzen Weg zum Domplatz von den Innenstadtbewohner:innen durchaus wahrgenommen. Und zwar durchwegs positiv.

Atmosphäre und Stimmung waren vor allem bei den Auftritten von Arlo Parks und Fever Ray trotz eines zwischenzeitlichen Wolkenbruchs ausgezeichnet, die professionelle Musikkritik sparte ebenfalls nicht mit Anerkennung.

Die Tangente sei eben kein reines Musikfestival gewesen, in dessen Rahmen ausschließlich Musik thematisiert wurde oder mit Künstlergesprächen Fachdiskurse angestoßen wurden, präzisiert Angelika Schopper: „Wir sind nicht in diese Spezialistenfalle getappt, sondern haben die Themen lose als Klammer darübergesetzt. Das hat eine gewisse Barrierefreiheit erzeugt, was ja auch die Intention war.“

Beim Projekt „Unser Platz“ gestalteten jugendliche St. Pöltner:innen ihren idealen öffentlichen Aufenthaltsort.

Essay von Alina Zeichen

Die Bauernhof-Erlebniswelt „Super Farm“ der japanischen Künstlerin Saeborg ließ Besucher:innen ab zwei Jahren staunen.

Liebes Publikum! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe alle! Dears! So werden wir normalerweise von Bühnen herab angesprochen, wenn wir uns zu einer größeren Kulturveranstaltung einfinden. Wir Publikum – eine unbestimmte Masse, ein anonymer Haufen. Oft ist es dunkel im Saal, wir werden buchstäblich gesichtslos. Doch gleichzeitig – sind wir der Mittelpunkt, um den sich alles dreht. Denn wie soll eine Kulturveranstaltung ohne uns stattfinden? „Sehr geehrte Damen und Herren!“ zielt nicht nur zum Anschein auf uns hier unten in der Dunkelheit. Wir sind tatsächlich gemeint. Wir werden als Individuen angesprochen, als Individuen zu den Veranstaltungen eingeladen und als Individuen gebraucht. Das Kulturprogramm wird für uns gemacht. Wegen uns. Finanziert durch uns. Wir glauben, es seien die Kultureinrichtungen, die das Programm machen – nach ihrem Geschmack. Und wenn es uns nicht gefällt, machen wir uns nicht weiter Gedanken darüber. Wir gehen dort einfach nicht mehr hin, in diese Institution oder zu dieser Art Veranstaltung. Nur in dieser Minimalreaktion sehen wir unseren Gestaltungsraum. Doch das ist ein Irrtum.

Denn obwohl wir meistens das Gefühl haben, nichts beitragen zu können, liegt die Programmgestaltung sehr wohl in unseren Händen. Wir kuratieren mit. Wir sind es, die an der Wahlurne stehend nicht nur eine Partei wählen, sondern damit auch das kulturelle Programm der nächsten Jahre bestimmen. Denn was wir an Kultur in unserer Stadt oder in unserem Land geboten bekommen, ist das Ergebnis von Politik.

Politik betrifft uns alle, in so gut wie sämtlichen Lebensbereichen. Aber in keinem Bereich wirken sich konkrete Entscheidungen über re-

lativ geringe Budgets so eklatant und so rasch aus wie in der Kulturpolitik. Das ist den wenigsten bewusst. Ein Großteil der Förderschienen und Ausschreibungen läuft auf jährlicher Basis. Reformvorhaben, Personalentscheidungen und das Umschichten von Subventionen greifen viel schneller als in anderen Politikfeldern. Die politische Ebene hat tatsächlich die Macht, kulturelle Landschaften nach ihren Idealen zu formen.

Gleichzeitig, so denken viele von uns, hätten aber die meisten Parteien ohnehin wenig bis kein Interesse an Kunst. An diesem Orchideenfach im politischen Elfenbeinturm. Doch waren wir schon einmal bei einer Kulturveranstaltung, wo nicht Politiker:innen als erste Ehrengäste begrüßt worden wären? Wo nicht Politiker:innen die einleitenden Reden gehalten hätten? Wie viele Kulturpreise gibt es, die nicht von Bund, Land oder Gemeinde vergeben werden? Wer entscheidet darüber, wo welches Museum steht und wem es gewidmet ist? Welche Einrichtungen, Festivals, Events finanziert werden? Das ist Kulturpolitik.

Sämtliche Bundesregierungen haben es seit den 1970er Jahren als Auftrag der Politik gesehen, Kunst zu fördern. Keine Partei würde in ihrem Programm auf ein „Kunst und Kultur“-Kapitel verzichten. Österreich ist Kulturnation, das ist Teil „unseres“ Selbstverständnisses und „unserer“ Werte. Wir vergolden unser kulturelles Kapital touristisch, preisen Kunst als weichen Standortfaktor an. Österreich ist voll von Weltkulturerbe, Kulturhauptstädten, Kulturweltstädten, Kulturlandeshauptstädten, Festivalstädten. Dass es all das gibt, wird von der Politik bestimmt und ermöglicht. Umso aufmerksamer müssen wir auf die Schwerpunkte achten, die in den Kulturkapiteln der Partei- und Regierungsprogramme gesetzt werden. Denn die haben es oft in sich. Vor allem in Zeiten, in denen rechte bis rechtsextreme Parteien immer größeren Zuspruch bekommen und an politische Schalthebel gehievt werden.

Im Rahmen der Konferenz „Erinnerungsbedarf“ diskutierten Angehörige betroffener Communitys, Wissenschaftler:innen und Künstler:innen das kulturelle und politische Gedenken an rassistisch motivierte Gewaltereignisse.

Auftritt der Wiener Musikarbeiterinnenkapelle beim zweiten TangenteStraßenfest im September.

Volkskultur und Pseudo-Brauchtum

Wie kann man sich der Landschaft nähern? Was wäre, wenn die Kunst die Natur nicht nachahmt, sondern sie anders erlebbar macht? Diese Fragen warf das Projekt „Shared Landscapes“ auf.

Was es bedeutet, wenn Kulturpolitik mit folkloristisch-ideologischem Rechtsdrall betrieben wird, habe ich als Kulturarbeiterin und Künstlerin in Kärnten/Koroška miterlebt. Über Jahrzehnte wurde mit Abreise der Sommergäste Ende August der HeimatHerbst in die Kärntner Landschaft gesprenkelt: ein zweimonatiger Veranstaltungsreigen aus vermeintlicher Volkskultur und Pseudo-Brauchtum. Die Steuergeld-Gießkanne einst von Jörg Haiders Gnaden förderte alles, was nach Zeltfest roch und „unpolitisch“ aussah. Die Förderschwerpunkte lagen auf Almabtrieben, Erntefesten und Aufmärschen – vom Trommlerkorps bis zu den Bänderhutfrauen. Heraufbeschworen wurde die verbindende Kraft „volkskultureller“ Betätigung und großer Menschenaufläufe. Identitätspolitik trifft Tourismuspolitik trifft Wirtschaftspolitik, zusammengefasst in einer Hochglanzbroschüre. Alles aus dem Kulturbudget. Während sich die Kärntner Volkskulturvereine mit steuergeldgeförderten Trachten eindeckten und die Blasmusikkappellen neue Instrumente bekamen, ließ man die zeitgenössische Kunst- und Kulturszene ausbluten. Gremien, Jurys, Intendanzen wurden mit Menschen besetzt, die dem vermeintlich „unpolitischen“ Kulturverständnis zustimmten – und die ihrerseits dafür sorgten, dass die engagierten Künstler:innen und die kuratierten Programme ihren Zweck erfüllten: eine schmucke Präsentationsfläche für Politiker:innen bereitzustellen. Folklorisierung und Eventisierung waren die Mittel des HeimatHerbstes, um den Kunstbegriff ganz nahe am Hübschen und Gefälligen festzubinden. Keinesfalls sollte Kunst die herrschenden Verhältnisse kritisieren oder – Gott bewahre! – die herrschende Politik.

Die Konsequenzen: ein lähmender Stillstand in den Strukturen, eine Verankerung von traditionellen Rollenbildern in der Gesellschaft, die Abwanderung von jungen Menschen aus dem Bundesland, Frustration unter den Künstler:innen der freien Szene, Erschöpfung unter denen, die trotz allem weitermachten. Wir, das Publikum, bekamen über die Jahre immer nur das Gleiche serviert: Kunst wurde uns dargebracht

Beim „Kampf um die Stadt“ catchten sich professionelle Wrestler:innen buchstäblich um stadtpolitische Positionen.

als eindimensionales, brauchtumsgetränktes Entertainment statt als vielgestaltiger Ausdruck unseres Lebens voller Unterschiede. Nachdem die Ära rechter Kulturpolitik in Kärnten/Koroška zu Ende gegangen war, brauchte es Jahre, um das Zerstörte wiederaufzubauen und Versäumtes nachzuholen. Die massiven wirtschaftlichen Einbußen in der Kunstszene sind bis heute spürbar. Vom schlechten Image des Bundeslandes gar nicht erst zu reden.

Zurück zur „Volkskultur“?

In Österreich ist wieder einmal Herbst. Der Wind wird rauer, die Stimmung kälter. Es ist die richtige Zeit, uns vor Augen zu führen, wie es um die Freiheit der Kunst steht, wenn rechte Politiker:innen an den Hebeln sitzen. Wir können dafür auf die Zeit rechter Kulturreferenten in Kärnten/ Koroška zurück- oder ins heutige Ungarn oder in die Slowakei hinüberschauen. Aber bleiben wir im Hier und Jetzt: Vor der Nationalratswahl und den Landtagswahlen im Jahr 2024 war in Österreich wieder einmal viel von Kultur zu hören – im Kontext einer „Leitkultur“-Debatte. Gefolgt von Forderungen, mehr Geld in die „Volkskultur“ und die „Traditionsverbände“ zu stecken und weniger in die freie Kunstszene.

Rechte Kulturpolitik ist gerade deshalb so gefährlich, weil sie eine klare Vorstellung davon hat, was „wahre“ Kunst ist und was nicht. In dieser Vorstellung hat zeitgenössische Kunst keinen Platz. Alles Unliebsame, alles Kritische, alles Diverse, alles Bunte wird vom Kulturjahreskalender gestrichen. HeimatHerbst wird zum Jahresprogramm. Und diese Gefahr ist real – nicht nur in einzelnen österreichischen Bundesländern, sondern in vielen europäischen Staaten. Make no mistake: Kunst wird es auch dann noch geben, denn sie ist eine Triebfeder des Menschen, gerade in Krisenzeiten. Die Frage ist nur: Welche Kunst? Und wer wird im Publikum sitzen? Die Antwort liegt in unserer Hand. Wir gestalten das Kulturprogramm.

Alina Zeichen ist in Kärnten/Koroška geboren und aufgewachsen. Sie ist im Bereich Dramaturgie, Konzeption und Organisation von Kunstprojekten leitend tätig und kulturpolitisch aktiv – zum einen in der Interessengemeinschaft der Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška (IG KiKK), zum anderen im Vorstand der IG Kultur Österreich. Sie lehrt an der Universität Klagenfurt/Celovec.

Kapitel Drei

Die dritte Illustration stammt aus der Feder von Andreas Fränzl: Die Trisektrix von Maclaurian bezeichnet in der Geometrie eine wunderschöne Kurve, die aus dem Unendlichen kommt, an der x-Achse eine Runde dreht und in der anderen Richtung wieder in die Unendlichkeit verschwindet. Sie kommt, verweilt und geht. Oder bleibt doch etwas von ihr zurück?

Eine Nachbetrachtung des Kurators

Wie nähert sich ein Kulturfestival Communitys?

Festivalisierung ist ein Trend quer durch Europa. Viele Städte und Regionen wollen sich „neu“ erfinden – Kunst und Kultur spielen dabei eine wesentliche Rolle. Verschiedene Festivalformate sprießen da und dort hoch, manche kürzer, manche länger, aber fast alle haben den Anspruch, nicht nur künstlerisch, sondern auch gesellschaftlich und politisch relevant zu sein. Sie sollen außerdem strukturell zum Image der Region beitragen und über die Ländergrenzen hinaus wirken. Ein solches Festival muss vieles können: Es muss einladend und zugänglich sein, aber auch kritisch, kontrovers und sogar provokant. Es soll ein klares Profil aufweisen, anregend, wegweisend und herausfordernd sein und sich auf authentische Art engagiert und meinungsstark zeigen. Und vor allem: Das Festival will kein Fremdkörper vor Ort sein, sondern die Bevölkerung für sich begeistern, sogar identitätsstiftend wirken, explizit im Sinne der Diversität und die engen Grenzen des gewohnten Kulturpublikums sprengend.

Solch hohe Ansprüche können wahrlich Schillerndes hervorbringen, verlangen aber auch danach, stets aufs Neue kritisch hinterfragt und reflektiert zu werden. Können wir – als Kurator:innen eines solchen Festivals – unseren selbstauferlegten Ansprüchen gerecht werden? Und wie müssen wir vorgehen, um in der Migrationsgesellschaft, in der wir leben, Kunst und Kultur inklusiv ermöglichen und erschaffen zu können?

Im Falle unseres Festivals wurde im Jahr 2021 in einem Mission Statement folgende Vision formuliert:

Räume ohne Konsumzwang schaffen, auf Wünsche hören: Für Communitys zu kuratieren ist eine Sache des Vertrauens.

„Ein 2024 erstmalig (und in der Folge möglicherweise regelmäßig) stattfindendes, spartenübergreifendes, sozial inklusives und ökologisch orientiertes Festival mit gesellschaftskritischem Ansatz. Es richtet sich an ein lokales, regionales und internationales Publikum, dabei werden Themen von weltweiter Relevanz aus dem Stadtgeschehen und seiner Geschichte heraus entwickelt, anschaulich gemacht, finden so zu einer Konkretion und machen das Festival auf diese Weise unverwechselbar.“

Daraus entwickelte sich schließlich die Festivalmarke Tangente St. Pölten – Festival für Gegenwartskultur, die im April 2022 vorgestellt wurde und gemischte Reaktionen auslöste. Manchen war das Konzept noch zu abstrakt und nicht ganz greifbar. Andere Akteur:innen fühlten sich vergessen. Vor uns lag eine große Aufgabe: Es würde noch viel brauchen, um ein klares Bild des Vorhabens Tangente zu vermitteln.

Für mich war das jedenfalls eine aufregende Zeit, die viel versprach. Zu diesem Zeitpunkt hatten Magdalena Chowaniec und ich als Kurator:innen und Vermittler:innen bereits über ein halbes Jahr in St. Pölten verbracht und viele Berührungen mit Menschen aus der Stadt gehabt. All diese Momente ließen uns die Stadt Stück für Stück besser verstehen, brachten uns ihr näher. Manche dieser Momente waren auch irritierend, zum Beispiel jene mit Akteur:innen aus der St. Pöltner Kunstszene, die in die vorherige Kulturhauptstadt-Bewerbung involviert gewesen waren. Waren wir für sie Aliens aus Wien? Nahmen wir an uns, was uns nicht zustand? Was uns hingegen motivierte, war der Austausch mit Menschen aus Bevölkerungsgruppen, die im öffentlichen und besonders im Kulturszene-Leben gemeinhin unterrepräsentiert sind. Sie wurden zu unseren Gesprächspartner:innen, dann zu Multiplikator:innen, die sich in die Entwicklung unseres Vorhabens involvierten.

Das war es, was die Tangente uns bot: eine einzigartige Möglichkeit, über einen längeren Zeitraum mit diversen Bevölkerungsgruppen, sozialen Einrichtungen und eingeladenen Künstler:innen und Expert:innen eine Vielzahl von Projekten zu realisieren. Manche mehr künstlerisch, andere eher aktivistisch, wieder andere stark diskursiv. Was will man mehr?

Zig Stadtspaziergänge halfen uns, multiperspektivisch auf die Stadt zu blicken und an anders situierte Wissen (Plural!) anzuknüpfen. In diesem Prozess haben Magdalena und ich uns auch als „Partners in Crime“ kennengelernt und die Praxis des Zuhörens ausgeübt. Wir haben zuallererst einander zugehört und voneinander gelernt. Wir haben genauso unseren Multiplikator:innen zugehört, wenn sie uns erzählt haben, welche Themen sie im Alltag beschäftigen. Viele von ihnen waren überrascht, ausgerechnet von einer Kunst- und Kulturinstitution gesehen, angesprochen und ernst genommen zu werden. Genau davon, von solchen Situationen, braucht es definitiv überall mehr.

Die Praxis des Zuhörens mündete in ein Kuratieren des Involvierens. Das heißt, wir haben unsere Kuration nach den Wünschen unserer Gesprächspartner:innen ausgerichtet und nicht umgekehrt. Wir haben gelernt, wie bestärkend es wirken kann, wenn man seine kuratorische „Macht“ mit jenen Menschen teilt, die man gerne im Projekt mit dabeihätte. So entstand im Sommer 2022 das erste Stadtprojekt der Tangente – zwei Jahre vor der Eröffnung des Festivals. Neue Freundschaften hieß die Veranstaltung, die im Kulturheim Nord einen konsumfreien Raum bot, in dem man sich aufhalten, an Workshops teilnehmen, gemeinsam kochen und essen konnte. Knapp nach der Corona-Pandemie und den Lockdowns, die vielen zwischenmenschlichen Beziehungen arg zugesetzt hatten, wurde unser

Mit dem Projekt „Neue Freundschaften“ wollte die Tangente verschiedene Communitys, die von der Kulturbranche sonst übersehen werden, aktiv in die Gestaltung des Programms einbinden.

Andreas Fränzl, Magdalena Chowaniec und Muhammet Ali Baş präsentierten die fünf Stadtprojekte der Tangente bei einer Open-Call-Veranstaltung im November 2023. Die Rapperin Yasmo (Bild unten) führte durch den Abend.

Versuch, eine Art temporäres Kulturzentrum einzurichten, ein unerwarteter Erfolg: 300 Menschen kamen und genossen eine außergewöhnliche Atmosphäre. Unerwartet deshalb, weil es damals im Tangente-Team Diskussionen darüber gab, ob es nicht vielleicht zu früh sein könnte für ein Vorprojekt, ob das Programm der Neuen Freundschaften nicht zu migrantisch orientiert wäre. Ob es so nicht zu noch mehr Verwirrung darüber führen könnte, was denn dieses neue Festival in St. Pölten sei. Für Magdalena und mich war aber von Anfang an intuitiv klar, dass wir unsere hier geknüpften Beziehungen über die folgenden Jahre aufrichtig werden pflegen müssen. Nur so war ein Gelingen des Vorhabens möglich. Unser Zugehen auf die Communitys war nicht weniger als ein Versprechen, das wir einhalten mussten. Wir mussten also solche Räume, die sich die Multiplikator:innen in Gesprächen gewünscht hatten, immer wieder schaffen. Insgesamt haben wir von November 2022 bis Juni 2023 acht monatliche Neue-Freundschaften-Events und bis zum Beginn der Tangente im April 2024 zwei Sommerausgaben veranstaltet. Bei jeder Veranstaltung haben wir uns mit neuen drängenden sozialen und politischen Inhalten auseinandergesetzt. Die St. Pöltner:innen, die sich auf diese Weise in das Tangente-Kulturgeschehen einmischten, werden von der Kulturbranche üblicherweise bewusst übersehen oder – passiert mittlerweile auch – auf ungute Art vereinnahmt. Magdalena und ich haben nun die große Verantwortung diesen Menschen gegenüber zu spüren bekommen und uns täglich Gedanken darüber gemacht, wie wir dieser gerecht werden können. Für uns beide war dieser Teil der Tangente eine neue und großartige Erfahrung: Eine sozial engagierte Form des Kulturfestivals ist möglich!

Doch diese positive „lesson learned“ ließ uns auch eine gegenüberliegende negative lesson lernen. Der Erfolg der Neuen Freundschaften machte nämlich ein Problem offenkundig: die fehlende Zeit und die fehlende Kraft für alles andere. Die Tangente wollte ja viel mehr sein als das, was wir in Zusammenarbeit mit verschiedenen Communitys vorbereiteten, wollte eine viel breitere Gesellschaft ansprechen und Akteur:innen aus der Stadt berühren. Die Arbeit wurde zur täglichen Herausforderung. Mit Andreas Fränzl als weiterem Kurator der Stadtprojekte haben wir im Lauf der Monate eine Vielzahl an Events und Projekten konzipiert – von Schulprojekten über Open Calls für Tanz-, Graffiti-, Journalismus- und Musikprojekte bis hin zu Diskursformaten wie dem Kulturdialog!, der Konferenz Erinnerungsbedarf oder dem Public Program Sisters United! Gegen Gewalt an Frauen. Gleichzeitig kuratierten unsere Tangente-Kolleg*innen ein spannendes Theaterprogramm an verschiedenen St. Pöltner Spielorten, etliche große und kleinere Konzerte, setzten den Kunstparcours um – die

größte Eigenproduktion –, und viele weitere Projekte wurden von Festivalpartnern produziert. Mit all diesen Programmpunkten hatten wir selbst zwar organisatorisch nichts zu tun, wir fühlten uns als Teil des Kuratorenteams aber auch mitverantwortlich. Ähnliches galt für die Gesamtdramaturgie des Festivals, das Marketing, die Vermittlung. Für ein kleines Team hinter einem neu aufgebauten Festival ohne feste Struktur war das alles einfach sehr viel, vielleicht zu viel zu stemmen. In dieser Phase geschah viel parallel. Jede:r von uns war mit den eigenen Projekten zugedeckt, und es gab nur wenig Zeit, um Momente zu schaffen, in denen Verknüpfungen zwischen den Projekten gefunden werden konnten.

Sich als Festival einer Stadt und ihren Communitys zu nähern und diese einzubinden, ist ein enormer Kraftakt, der nur dann gemeistert werden kann, wenn er von allen Abteilungen gemeinsam in Angriff genommen wird. Ein Kraftakt, der eigentlich von Anfang an zentraler Bestandteil der Planung eines Festivals für Gegenwartskultur sein müsste. Ja, vielleicht wäre dieser Teil der Kulturarbeit – das Zugehen auf soziale Initiativen und das Räumeschaffen für unterrepräsentierte Bevölkerungsgruppen – sogar seine allererste Aufgabe. Noch vor der Kuration von Formaten, die „nur“ ein Publikum suchen.

Die vielen Formate und Schienen der Tangente, die alle gleichzeitig kuratiert, produziert und vermittelt werden mussten, waren sicherlich hauptverantwortlich dafür, dass es im Tangente-Team kaum mehr Grundsatzdiskussionen über Haltungen und gesellschaftliche Verantwortung gab. Zum Beispiel darüber, wie wir in dieser diversen Gegenwart mit vielen sozialen, politischen und anderen Herausforderungen umgehen wollen. Gerade in politisch unsicheren Zeiten wäre das von großer Bedeutung. 2023 war ein turbulentes Jahr für die Tangente. Wichtige personelle Entscheidungen ließen zu lange auf sich warten. Einige Kolleg:innen verließen das Team überarbeitet wieder. Und der künstlerische Leiter legte seine Funktion aufgrund von „unauflösbaren Differenzen“ mit der KulturHolding des Bundeslands zurück.

Eine Sache wurde dadurch klar und war die letzte „lesson learned“: Man soll sich genug Zeit für eine gute Prozessbegleitung nehmen, für Supervision und Reflexion der Zusammenarbeit und der Organisationsstruktur. Die Zeit, die man da reininvestiert, gewinnt man an anderen Stellen mehrfach zurück. Viele organisatorische und kommunikative Herausforderungen im Arbeitsalltag würden erst gar nicht entstehen. Eine aufmerksame Prozessbegleitung schafft die Möglichkeit, Räume für echten Austausch und eine abteilungsübergreifende gesunde Fehlerkultur zu entwickeln, aus der heraus gemeinsam gelernt werden kann. Und das ist vielleicht die Gegenwartskultur, von der wir auf allen gesellschaftlichen Ebenen mehr brauchen.

Mit dem Projekt „Sisters United“ (siehe auch Seite 46) schaffte die Tangente einen Raum für Austausch, Wissensvermittlung und Empowerment. Das Kollektiv „Javaneh“ (Bild oben) setzte ein Statement für Widerstand. Die kanadischiranische Künstlerin Golnar Shahyar (Bild rechts) begeisterte die Zuseher:innen bei ihrem Auftritt in der Bühne im Hof.

Zu neuen

Bootstour auf dem Landhausteich: An zwei Juni-Tagen wurde das Regierungsviertel zum kulturellen Erlebnisort.

Regierungsviertel sind in der Regel nicht die spannendsten Orte einer Stadt. Das müssen sie auch nicht sein. Schließlich soll da nicht der Bär steppen, sondern die Beamtenschaft arbeiten. Dennoch: So blutleer wie in St. Pölten ist ein Regierungsviertel selten irgendwo. Daher ist es für viele St. Pöltner:innen unbekanntes und vor allem ungenutztes Terrain. Das wollten die Initiatoren des Musikfestivals StadtLandFluss ändern. Im Jahr 2019 wurde es vom St. Pöltner Künstler und Musiker Andreas Fränzl gemeinsam mit dem Verein KulturhauptSTART und dem Büro St. Pölten 2024 aus der Taufe gehoben. Im Rahmen der Tangente hat er das Festival nun zum zweiten Mal kuratiert. Klaus-Michael Urban vom Verein KulturhauptSTART stand ihm dabei als Co-Kurator zur Seite. Ihr Ziel: das unbekannte Terrain zu entdecken. „Wir wollen mit StadtLandFluss einerseits Menschen abseits der dort arbeitenden Klientel ins Regierungsviertel bringen, damit sie diesen Raum mit dem exklusiven Blick auf die Traisen kennen lernen, andererseits wollen wir die Beamt:innen aus ihren Büros locken. Sie sollen künftig Bereiche wie den Hain zwischen Archiv und Bibliothek noch stärker nutzen“, erklärt Andreas Fränzl.

Getreu dem Motto gab es dieses Mal einiges zu entdecken. Zum einen musikalisch, denn neben der bewährten Seebühne unter dem Landtagsschiff kam mit der Festspielhausbühne ein zweiter Spielort hinzu. Das Line-up war stilistisch breit gefächert. Es reichte von Bands mit regionalem Bezug wie Topsy Turvy über bereits etablierte Ensembles wie Kompost 3 oder 5/8erl in Ehr’n bis hin zu aufstrebenden Talenten wie der Rapperin BEX.

Zum anderen fand auf temporären Bühnen ein abwechslungsreiches Programm statt. So wurde hinter dem Landhaus der Skatespot mit eigener DJ-Bühne positioniert, vor dem Klangturm fanden ST. PRIDE und die Transformation Station ihren Platz. Die Tiefgarage wurde zur temporären Club-Location und der Bibliothekshain zum Nachtbazar. Durch die Kooperation mit Sind im Garten, dem jährlichen Saisonabschluss von Festspielhaus und Museum Niederösterreich, wurde das Angebot durch Tanzperformances und ein Kinderprogramm erweitert.

Mit „Wiener Soul“ berührte 5/8erl in Ehr’n das diverse St. Pöltner Publikum.

Auch der Klangturm wurde seinem Namen nach über zehn Jahren verordneter Sang- und Klanglosigkeit wieder gerecht. Für das Programm war die Komponistin Elisabeth Schimana vom Institut für Medienarchäologie verantwortlich. „Obwohl die mehr als 1.500 Besucher:innen mit einer Kunstform konfrontiert wurden, mit der sie sich normalerweise nicht auseinandersetzen, hat man gesehen, dass sie das Bedürfnis haben, in den Klangturm zu gehen, und zwar nicht nur wegen der Aussichtsplattform“, erklärt Schimana. Sie will den Klangturm auch in Zukunft bespielen. Zumindest temporär, da die Ursachen für die lange Pause – Wassereintritt bei Stark- und Dauerregen, keine Heizung – eine Ganzjahresnutzung nicht möglich machen. Das IMA hat ein Revitalisierungskonzept erarbeitet. Es fehlt nur noch der politische Wille, den Klangturm nicht noch einmal verstummen zu lassen.

Wunsch nach besseren Zeiten

Insgesamt ist Elisabeth Schimana begeistert von StadtLandFluss „Ich habe es extrem gerne, wenn so eine Diversität angeboten wird“, sagt sie. Auch dem Musiker Thomas Gravogl hat es an nichts gefehlt: „Das Festival war 2024 top kuratiert.“ Der Gründer der Formation Gravögl, die mit dem Mostviertler Mundart-Folk einen eigenen Stil kreiert hat, nahm das Programm genreübergreifend und das Publikum als sehr offen wahr. Besonders angetan war er von der Location seines Auftritts: „Die Bühne im Wasser mit den Stufen als Zuschauerraum ist sowohl für die auftretenden Künstler:innen als auch fürs Publikum richtig super und schreit förmlich nach Bespielung.“

Der Wöd Chor Plus hat hingegen in diesem Jahr die Bühne des Festspielhauses St. Pölten bespielt. Der Chor versteht sich als singende Gemeinschaft unter dem Dach des Festspielhauses, in der jede:r willkommen ist: ob jung oder alt, ob mit oder ohne Vorerfahrung, egal welcher Muttersprache. Jedes Jahr tritt der Chor bei Sind im Garten auf. „Die Verschmelzung von Sind im Garten und StadtLandFluss hat heuer dazu geführt, dass wir einen weiteren Auftrittsort nutzen und uns den Besucher:innen zwei Mal präsentieren konnten“, erklärt Chorleiterin Flora Königsberger. „Alle unsere Community-Mitglieder haben das sichtlich genossen.“

Dass StadtLandFluss als Format bei der Tangente wieder aufgenommen wurde, freut Königsberger, doch merkt sie an, dass das Festival mit leicht veränderten Uhrzeiten vielleicht mehr Besucher:innen gehabt hätte, die alle Programmpunkte hätten abklappern können. „Als Besucher:in wäre es fein gewesen, sich nicht entscheiden zu müssen, sondern die Möglichkeit zu haben, zumindest fast alles zu hören und zu sehen.“

Der „Klangwurm“ von Elisabeth Flunger im Klangturm war eine musikalische Murmelbahn, auf der Kugeln herunterrollten und gegen metallische Gegenstände stießen.

Gekommen, um zu bleiben

Eine Anregung, die die Kurator:innen vielleicht in ihre Planung für das nächste Mal einfließen lassen. Denn dass es StadtlLandFluss wohl weiter geben wird, scheint gesichert, wenn man die Zeichen aus dem Landhaus und dem Rathaus richtig deutet.

Andreas Fränzl und Klaus-Michael Urban haben schon viele Ideen, wie sie das Festival weiterentwickeln können: der Schritt über die Traisen, um den nahen Naturraum zu nutzen, die Suche nach weiteren Plätzen im Regierungsviertel, die bespielt werden könnten, oder die stärkere Anbindung an das Stadtzentrum, um noch mehr Besucher:innen zum Festivalgelände zu lotsen. „Die Grundidee für das Festival ist, Schnittstellen zu schaffen, Verbindungen herzustellen, neue Räume und neue Synergien zu schaffen und gemeinsam ein Fest zu gestalten“, sagt Andreas Fränzl. Diese Grundidee konnte bei der Tangente erfüllt werden. Und weit mehr: Durch die Tangente war das Festival größer. So viel größer, dass es sogar überregional wahrgenommen wurde. Es wäre dem Regierungsviertel zu wünschen, dass es sein graues Image bald ablegen kann und zum dauerhaften Anziehungsort wird. Nicht nur für Landesbeamt:innen. Nicht nur für St. Pöltner:innen.

Einzigartige Location: Die Seebühne unter dem Landtagsschiff (Bild oben).

Das Duo der zerbrochenen Schallplatten: Mieko Suzuki (vorne) und Claudia Rohrmoser erforschten Klangund Bildwelten von Vinyl.

Im öffentlichen Raum produktiv verstören

Mit dem Kunstparcours „The Way of the Water“ wurden der Mühlbach (oben) und die Traisen (unten) zu Tangente-Mitwirkenden.

Der öffentliche Raum ist ein heikles Pflaster. Hier offenbaren sich die Risse in einer Gesellschaft. Und auch die Potenziale. Wer darf den öffentlichen Raum als sein erweitertes Wohnzimmer benutzen? Wie darf er bespielt werden? Und welche Rolle kann Kunst darin einnehmen? Wird sie langweilen oder interessieren? Ärgern oder begeistern? Kulturschaffende müssen sich diese Fragen stellen. Umso mehr, wenn sie ein Kulturfestival in einer Stadt wie St. Pölten auf die Beine stellen, in der so vieles auseinanderdriftet: das 1997 eröffnete Regierungsviertel und die alte Innenstadt, autochthone und migrantische Österreicher:innen, die großen Kulturbetriebe und die freie Szene, die Kunstafficionados und jene, die nie ins Theater oder Museum gehen. Bei der Tangente kamen diese Welten miteinander ins Gespräch. Auch durch all das, was plötzlich im öffentlichen Raum stattfand.

Da wäre zum Beispiel das Projekt StadtLandFluss. Es ist eine Art Festival im Festival. Ein Wochenende lang bespielten zahlreiche Bands und Initiativen Orte im Regierungsviertel. Touren führten zu den dort ansonsten eher weniger beachteten Kunstinstallationen, ein Nachtbasar erstreckte sich über einen Dachgarten, Musiker:innen spielten auf einer Bühne im Landhausteich. Bereits 2019 gab es ein StadtLandFluss. „Schon damals stand die Idee dahinter, politische und faktische Räume zu verbinden. Ziel war es, die Grenzen zwischen Stadt und Regierungsviertel aufzulösen“, erzählt Kurator Andreas Fränzl. Die Initiative machte St. Pölten neu erlebbar. Neue Verbindungen schuf StadtLandFluss auch 2024 mit seinem Musikprogramm. Experimentelle Musik im Klangturm traf auf Bands aus der Region wie Gravögl und Monobrother. Außerdem, so Fränzl, sei das Mini-Festival mit dem Saisonabschluss des Festspielhauses und des Landesmuseums verschmolzen.

Rotierende Frauenköpfe im Mühlbach

Die Metapher des Fließens nutzt auch die Künstlerin Elisabeth von Samsonow. Sie schuf im Hammerpark die kinetische Installation Stream Diver. Thea Voith als Teil des von Joanna Warsza und Lorena Moreno Vera kuratierten Kunstparcours The Way of the Water. Diese besteht

Kunst in Schaukästen und Leerständen

Das Tangente-Projekt Stadt-Galerie lud Künstler:innen ein, leerstehende Geschäftsflächen im St. Pöltner Stadtzentrum zu bespielen.

22 Schaukästen, Schaufenster, Vitrinen aber auch leerstehende Geschäftslokale in der St. Pöltner Innenstadt umfasste die StadtGalerie, die sich von der Linzer Straße über die Rathausgasse bis in die Wiener Straße und den Herrenhof zog.

Lokale und überregionale Künstler:innen wurden nach einem Open Call von einer Jury ausgewählt. Sie entwickelten künstlerische Arbeiten zu den Themen Ökologie, Erinnerung sowie Demokratie und stellten diese mitten in der Stadt aus.

Gemeinsam mit lokalen Kooperationspartnern:innen füllten sie leerstehende Geschäftsflächen mit neuem Leben und setzten so Impulse für den öffentlichen Raum. [MB]

Bei der „Visionale“ kreierten Jugendliche Wandgemälde im öffentlichen Raum. Im Bild: ein Mural, das unter der Leitung von Emmerich Weissenberger entstand.

im Wesentlichen aus einer Turbine und einem Frauenkopf, die im Mühlbach rotieren. Von Samsonows Recherchen führten sie zum traditionsreichen Turbinenunternehmen Voith, das heute noch eine Niederlassung in St. Pölten hat – und zu Thea Voith, die es in der Nachkriegszeit leitete. „Die Voith“ ist in St. Pölten ein Begriff. „Wenn ich mit einer Gruppe hier war, blieben Menschen stehen und erzählten mir Geschichten über ihre Väter und Großväter, die bei Voith gearbeitet haben“, erzählt Elisabeth von Samsonow. Eine Frau kommt sogar „jeden Tag die Thea besuchen – ihre Mutter war Sekretärin bei der Voith“. Der Künstlerin gefällt es, „dass es von der Voith in den Ort hinüberschwappt“. Es ist ihr erstes Kunstwerk, das eine konkrete Person im Fokus hat. Vielleicht kommt es deshalb bei der heimischen Bevölkerung so gut an: Die Menschen in St. Pölten können einen direkten Bezug herstellen.

Eine ähnliche Beobachtung machte auch Timm Frech, der als Kulturvermittler bei The Way of the Water tätig war. „Bei den Spaziergängen und Radtouren wurde sehr viel diskutiert. Ich war überrascht, wie viel die Leute von sich selbst erzählen, vor allem über ihre Verbindung zu den Orten, wo Kunstwerke waren“, erzählt er. Besonders gut angekommen sei dabei auch die Audiotour Mühlbacherinnen des Kollektivs Neonpink, berichten von Samsonow und Frech übereinstimmend. Dabei erfuhren Interessierte mehr über die Geschichte der Frauen in St. Pölten.

Entmarginalisierende Räume

Die Skulptur „Ein Bad für Florian“ des Schweizer Künstlers Christian Philipp Müller wurde bereits im Herbst 2023 am Domplatz installiert.

Einen feministischen Schwerpunkt setzte auch Magdalena Chowaniec, die als Kuratorin der Tangente für zahlreiche Projekte verantwortlich war. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Muhammet Ali Baş befasste sie sich seit 2021 intensiv mit der Stadt und ihren Bewohner:innen. „Es wurde klar, dass es an einer Öffentlichkeit des Miteinanders fehlt. Die Innenstadt ist auf Konsum und Behördengänge ausgerichtet“, erklärt sie. Jugendlichen und migrantischen Communitys fehle es an Möglichkeiten; es werde ihnen nicht zugehört. Das wollte Chowaniec ändern, etwa mit dem Projekt Sisters United. Gegen Gewalt an Frauen*. Es ist eine Kooperation mit dem Haus der Frau in St. Pölten. Zu dessen 40-jährigem Jubiläum erhielten

Knochen überall

Warum tauchen bei der Tangente wiederholt menschliche Knochen auf? KREDO begab sich auf Spurensuche.

Am 11. Juli 2024 hatte der Dokumentarfilm Nekropolis im Rahmen der Tangente seine Premiere. Der Film von Alexander Millecker erzählt die Geschichte des gigantischen Friedhofs direkt unter dem St. Pöltner Domplatz. Im Zuge von Ausgrabungsarbeiten, die einen römischen Palast freilegten, wurden über 22.000 Skelette gefunden. Durch die große Menge an potenziellen neuen Daten wird von einer einzigartigen Möglichkeit gesprochen, neue Erkenntnisse über unsere Vorfahren zu gewinnen. Daten darüber, wie sich beispielsweise damals Krankheiten wie die Pest ausgewirkt haben, beeinflussen nicht nur, wie wir auf unsere Vergangenheit blicken, sondern auch, wie wir mit der Gegenwart als zukünftige Vergangenheit umgehen.

Fakt vs. Narrativ

Konträr zum Dokumentarfilm Nekropolis, der Erinnerung als Datensätze priorisiert, bot The School of Mountains and Water eine Perspektive auf Erinnerung, die unser Zusammenleben mit lebendiger Landschaft aus indigener Perspektive betrachtet. Das Projekt erzählte von Wassergottheiten und spirituellen Praktiken, durch die Lebensweisen weitergegeben werden, welche die „natürlichen“ Räume nicht als Ressourcen ansehen, sondern als lebendige, wenn nicht sogar heilige Formen des Lebens.

Damit widerstreben diese Lebensweisen dem Kolonialismus und der Naturausbeutung und haben sich schon seit einer Weile auch medial als aktivistisches Gegenbild zu menschenverschuldeten Umweltkatastrophen manifestiert. Dieser Kontrast spiegelt sich auch in der Kunst wider. Künstlerische Arbeiten fallen häufig in zwei Lager: Auf der einen Seite werden die Menschen entfernt, um in Drohnenaufnahmen das Ausmaß von Katastrophen nahezubringen. Auf der anderen Seite finden wir Bilder von Protest, Mythologie und solche Perspektiven, die Kapitalismus und Kolonialismus vorangehen und trotzdem existieren.

Die „mystische Methode“

Domplatz von oben, anno 2012: Links der Markt, rechts die Ausgrabungsstätte.

In der Installation Wasteland von Susanne Kennedy und Markus Selg wurde hingegen eine Welt zwischen Mythologie und Technologie gebaut. Wieder waren auf dem Gelände der Glanzstoff-Fabrik Knochen zu finden. Zwischen den Tierknochen rund um einen paganistisch anmutenden Altar wurden die herumliegenden Rohre und Schläuche, die alten Container, Asphaltteile und nackten Betonstützen zu den Knochen der Fabrik, liegengelassen und überdauernd. Selgs und Kennedys Arbeit zur Mythologie und zum Digitalen betrachtet digitale Technologien als Fortsetzung einer Erinnerungskultur, die reale und imaginäre Architekturen nutzen können, um anhand dieser Räume Geschichten und Wissen weiterzugeben. Dazu zählen landschaftliche Orientierungspunkte, imaginäre „Erinnerungspaläste“ und natürlich Grabstätten.

Was die Tangente-Projekte zeigen, ist, wie sehr Erinnerungen mit den Knochen und vor allem mit den Geschichten über sie in unserem Alltag verschwinden. Ohne diese gegenseitige Beziehung bleiben einzelne Daten für die Zukunft ohne Wert. Und ohne ihre Funktion und das praktische Wissen, das sie in sich tragen, werden Mythologien und ihre Repräsentationen bedeutungslos und die „mystische Methode“ bleibt ein metaphorischer Reim. [LS]

Elisabeth von Samsonows Skulptur einer rotierenden Frauenbüste im Mühlbach.

jene „eine Bühne, welche die wichtige und oft unsichtbare Arbeit gegen Gewalt an FLINTA* (Anm. FLINTA steht für Frauen, Lesben, inter, nicht binäre, trans und agender Personen) und für Gleichberechtigung leisten“.

Am 7. Juni begrüßte ein öffentliches Wohnzimmer am Frauenplatz Passant:innen, um genau darüber mit Expert:innen zu diskutieren. „Wir wollten eine Oase schaffen mit dem Statement: Gewalt gegen Frauen findet in Österreich meist im eigenen Zuhause statt“, erklärt Chowaniec. Auch ein temporärer Schönheitssalon öffnete seine Pforten. „Für viele Frauen ist das ein Ort, um sich auszutauschen. Gleichzeitig spielte der Beautysalon darauf an, dass Make-up die Wunden überdeckt, die von männlicher Gewalt verursacht wurden.“

Sisters United (mehr dazu auf Seite 46) war eines der TangenteStadtprojekte, bei dem Magdalena Chowaniec und Muhammet Ali Baş vor allem mit marginalisierten Gruppen arbeiteten. Neue inklusive Räume wie das Kulturheim Nord oder die Villa im Glanzstoff-Areal entstanden. Noch Wochen nach Ende der Tangente erreichten Chowaniec Danksagungen aus den Communitys: „Diese temporären Räume, die es vorher so nicht gab, waren für viele Menschen sehr wichtig.“

Diskussion mit Expert:innen im „öffentlichen Wohnzimmer“ am Frauenplatz im Rahmen von „Sisters United“.

Ein Wohnzimmer auf der Straße, eine Bühne unter dem Landhausschiff, eine rotierende Skulptur im Mühlbach: Das sind künstlerische Interventionen, die den Alltag durchbrechen. „Kunst im öffentlichen Raum kann funktionieren. Wenn sie nah genug an den Menschen ist, aber auch etwas Unerwartetes bringt“, sagt Timm Frech. „Dann zieht sie die Menschen an, und dann können sie einen lokalen Bezug herstellen.“ Die Kunst verfügt über die Mittel und Expertise, das Publikum mit dem Unerwarteten zu konfrontieren, zu irritieren und auch im produktiven Sinn zu verstören. Wenn sie dabei im und mit dem öffentlichen Raum agiert – umso besser.

Das große Wurschtigkeitswider

Essay von Julya Rabinowich

Ökologie, Erinnerung, Demokratie: Die drei Schwerpunkte der Tangente tauchten in vielen Programmpunkten wie Erkenntnismomente auf.

Die Menschen wollen sein. Und die Menschen wollen für immer sein.

Sie wollen teuflisch und göttlich und frei von jeder Gottheit und jedem Abgründigen sein. Sie wollen hassen und lieben. Man will ziemlich viel und ziemlich Widersprüchliches. Das ist gut, denn in dieser Widersprüchlichkeit nähert sich das Menschliche der Kunst an und für sich. Dafür sind Orte da, die Kunst und Mensch begegnen lassen: Es sind dies Orte des Diskurses und der Hingabe, der Dodelei, des Zornes, des Versagens und der Begeisterung. All das sollte innerhalb dieser Begegnung Raum finden und Raum haben. Das Raum-Nehmen ist zudem zutiefst menschlich. Und auch sehr bewährt. Das Raum-Geben ist leider schon deutlich weniger beliebt, aber wir werden jetzt der Versuchung widerstehen und wir werden nicht in die Niederungen der Politik hinabsteigen, die den Elfenbeinturm umbrandet. Wir bleiben schön hier, die Nase in der kühlen Luft, die am weit geöffneten Fenster des Elfenbeinturms vorüberzieht, wir bleiben jetzt und hier auf der Tangente zwischen Sein und Nichtsein. Auch und gerade dann, wenn diese um St. Pölten kreist und kreißt. Was kreißt, will gebären. Was immer geboren wird, ist, bevor es verschwindet: das Sein.

Nun denn, das Sein.

Der 1924 produzierte Stummfilm „Die Stadt ohne Juden“ von Hans Karl Breslauer wurde mit Livemusik von Olga Neuwirth vorgeführt.

Das Leben imaginiert einen perfekten Kreis, der in Bewegung gehalten wird von dem, was kommt, und dem, was geht. Man könnte natürlich auch Samsara-Rad dazu sagen, diesen immerwährenden Zyklus des Seins, von Werden und Vergehen. Aber es wäre doch ein viel zu pessimistischer Blick auf den ewigen Kreislauf des Lebens. Von seinem unschätzbaren Wert hat sogar schon der Affe gewusst, der den zukünftigen Löwenkönig Simba als Prinzenbaby in die Menge hält, und wir wollen doch nicht postulieren, dass wir dümmer sind als ein weiser Affe, oder? Nun denn, der Kreislauf, quasi der Kreisverkehr des Lebens, bevor man auf die Tangente ... ach, lassen wir das. Wenn wir aber davon ausgehen, dass das Leben auch Abschied vom Leben bedeutet, wenn wir akzeptieren, dass Ende und Anfang etwas Naheliegendes sind, wenn wir akzeptieren, dass alles unumkehrbar endlich ist, was je war, dann bewegen wir uns schon näher an diesen Augenblick in der Zeit, in der die Tangente stattgefunden hat und nicht mehr ist. Aber in diesem Abschnitt, diesem Kreissegment des ewig Kreislaufenden wird sie wiederum immer sein. Das hat etwas Tröstliches und Beunruhigendes zugleich. Nichts kommt wieder, das einmal geschehen ist. Und alles bleibt zu jedem Augenblick bestehen. Auch das hat etwas Tröstliches und etwas Beunruhigendes zugleich. Deswegen ist es mit jedem künstlerischen Schaffen, Intervenieren und Positionieren verwandt. Und das wiederum ist gut. Also, für manche offenbar nicht, aber was wäre Schaffen, Intervenieren oder Positionieren denn, wenn es keinen Widerspruch dazu gäbe? Auch der Widerspruch gehört zum künstlerischen Sein, befeuert oder prägt diesen auch immer wieder – ob Tangente-Straßenfest: Suppenproduktion in der Küche des Vermittlungsraums.

Flucht und Ankommen: Migration und in weiterer Folge Rassismus sowie Chancengleichheit waren wichtige Themen der Tangente.

nun als Gegenreaktion oder als intellektueller Kampf oder sogar noch dann, wenn dieser Widerspruch Kampf unter intellektueller Entwaffnung bedeutet. Das Erschaffen braucht Grenzen, die es zu durchbrechen gilt. Grenzen machen Widerstand erst möglich.

Zwischen diesen Punkten liegt das künstlerische Schaffen. Die Punkte sind Teile einer Tangente, die ins Nirgendwo führt. Sein oder Nichtsein.

Das Geheimnis dieses Seins und auch Nichtseins ist die Zeitlosigkeit und ebenso die Gleichzeitigkeit.

Großes Interese für die Konferenz „Erinnerungsbedarf“ im TangenteFestivalzentrum.

Das, was Kunst ist, ist immer gleichzeitig. Odysseus sucht immer noch den Weg nach Hause, nachdem er seinen kleinen Tinder-Crush mit Circe ausbaden musste. Romeo und Julia stehen noch immer auf ihrem Balkon, ihr Kuss hat noch nicht den Untergang besiegelt. Der Schrei der Frau in Guernica bricht noch immer von ihren Lippen, die Bücher auf dem Platz, der damals Berliner Opernplatz hieß und nun Bebelplatz benannt wurde, lodern immer noch. Und doch ist keine einzige Seite verschwunden. Manuskripte brennen nicht, wie Mephisto zum Meister sagt, als er ihm sein eigenhändig ins Feuer geworfenes – und dennoch völlig unversehrtes – Manuskript überreicht. Manchen – gerade in der Politik Tätigen – wären diese verbrannten und wiedererstandenen Seiten allerdings heftig ans Herz gelegt. Eine wahrhaft glühende Empfehlung! Aber hinfort, hinfort, wir ziehen uns gleich wieder in den Elfenbeinturm zurück, das Getöse soll doch bitte draußen bleiben. Vertiefen wir uns lieber ins Kulturgeschehen. Seht euch doch die Rätselhafteste aller Rätselhaften an! Beim Betrachten der Mona Lisa ist kein Augenblick seit ihrer Erschaffung vergangen und die Gioconda ist alterslos, lächelnd und ihr Geheimnis haltend, quer durch die Jahrhunderte. So. Aber jetzt. Genug von Mona Lisa. Genug der unvergänglichen Vergangenheit! Genug der Riesen und Riesinnen, auf deren Schultern wir alle stehen oder zu stehen glauben! Was ist nun mit dem Hier und Jetzt?! Was ist denn nun mit der Tangente?

Für ihre Performance „Freeway Dance“ lud die japanische Tänzerin Ayaka Nakama Besucher:innen in einen fiktiven Garten in den Freiraum St. Pölten ein.

Eine Tangente tangiert. Tangieren ist ein Berühren, auch ein Widersprechen. Warum? Tangieren ist ein Widerspruch zu Wurschtigkeiten aller Art. Es ist dies ein Wurschtigkeitswider. Dem „Wos-geht’s-mi-an?“ stellt eine Tangente ein Gegengewicht des „Ah-da-schau-her!“ entgegen. Sie verbindet. Und sie macht Möglichkeiten. Dort Halt zu machen, wo man davor nie gewesen ist, wo man einfach vorbeizog, wo einfach das Interesse fehlte, wo man vielleicht nicht einmal ahnte, dass es eine Haltemöglichkeit gibt, ein Aussteigen aus dem Trip, ein Aussetzen der Routine. Quasi die Kurve kratzen. Die Parabel einer Tangente entdecken. Eine Reise, das ist auch das Leben. Eine Tangente verbindet mehrere Punkte einer Reise. Die Reise war nicht jene Reise, die eigentlich geplant worden ist, denn diese fand nicht ins Geschehen. Nichtstattfindende Reisen sind fast so gut wie nichtstattfindende Kriege, wenn man sich ihnen ausliefert, bringen sie einen zu Orten, an die man nicht dachte.

Das Leben imaginiert einen perfekten Kreis, der in

gehalten wird was kommt, was geht.

imaginiert perfekten Bewegung wird von dem, und dem,

Etwas kommt, etwas geht.

Das Samsara-Rad dreht sich.

Angekündigte Skandale finden nicht Orte. Orte des Geschehens poppen auf und poppen zu. Es öffnen sich Bögen ins absolut Autochthone – und in die weite Welt internationaler Diskurse hinaus. Es wird kritisiert, gefordert, geschätzt, gezweifelt und gestaunt. Das ist gut so, denn das alles ist ein Dialog. Solange nichts von diesem Kunstdialog verboten ist, ist die Kunst frei. Und mit ihr die, die sie erschaffen. Das ist nicht überall so, und es rückt weltweit vor, dieses Verdrängenwollen, dieses Einschränkenwollen, sogar Vernichtenwollen und Verbietenwollen. Solange es beim Wollen bleibt – sei es drum. Das könnte man ja noch ertragen. Aber es bleibt nicht überall beim Wollen.

Die Zähmung ist der Tod jeder Kunst. Was aber nicht gezähmt werden kann, wollen die Zähmungswilligen gerne vernichten. Schöpfende und Schöpfung auslöschen. Genau genommen ist die Zähmung das Ende der Kunst und ihre Wandlung in Propaganda. Das tangiert die Tangente aber eindeutig nicht. Die Tangente bleibt ungezähmt und unvernichtet. Aber sie geht in das Nichtsein. Jetzt. Das hat sogar ein wenig kafkaeske Züge, denn das Nicht-Sein hat die Tangente erst ins Sein berufen.

Beim Straßenfest im Mai 2024 durften auch junge Künstler:innen ans Werk.

Die Tangente lebt, weil etwas anderes für sie gehen musste, etwas, das es nie gegeben hat. Die angepeilte Europäische Kulturhauptstadt 2024 starb, ganz stillborn, ein Totenstilleben, und aus dem sich auflösenden Schaum der Träume wurde die Tangente geboren. Und sie führte aus dem Nirgendwo ins Überall. Ein kleines bisschen Horrorshow, ein bisschen Frieden, ein wenig Liebe. Gekommen, um nicht zu bleiben. Ein Auskotzen und ein Auskosten bis zum letzten Augenblick! Ach, der Augenblick, der ewige, der magische, dieser eine einzige Augenblick. „Verweile doch, du bist so schön“, will man ihm entgegenhauchen und ihn anschreien: „Mehr Licht!“ Aber. Aber man könnte auch gleichzeitig singen: „Hello darkness, my old friend.“

Es war einmal die Tangente. Happily ever after.

Etwas kommt, etwas geht.

Es ist gut, dass es so ist.

Julya Rabinowich arbeitet als Schriftstellerin, Kolumnistin und Dramatikerin in Wien. Für ihre Werke erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen wie den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis für Dazwischen: Ich im Jahr 2017.

Tanz-Workshops im Löwinnenhof* mit lokalen Künstlerinnen wie Katharina Holzweber, Viola Obricht und Agnes Smazinka.

Julia Kreusch und Lukhanyo Bele in Amir Reza Koohestanis Neuinterpretation von Schillers Drama „Maria Stuart“ im Landestheater.

Die Klimakonferenz „Tipping Time“ im Sonnenpark lotete die zentralen Themen des Tangente-Schwerpunkts Ökologie aus.

30.4 –06.10.2024

450+ Projekte

2.000+ Künstler:innen

40+ Spielorte

DATUM VERANSTALTUNG

Eröffnung der Installation

30 Sep 2023

30 Apr 2024

Ein Bad für Florian von Christian Philipp Müller

01 Mai 2024

01 Mai 2024

01 Mai 2024

FESTLICHE ERÖFFNUNG DER TANGENTE:

Eröffnung in der Bühne im Hof

Eröffnung der Ausstellungen vom Künstlerbund und KulturhauptSTART im Löwinnenhof*

Intro zu Justice Ein Tribunal, eine Oper, eine Kampagne

Premiere der Oper Justice von Milo Rau, Fiston Mwanza Mujila, Hèctor Parra

Tangente Festival Eröffnungsparty mit u.a. Kimyan Law

DATUM VERANSTALTUNG

The Way of the Water - Eröffnung Teil 2

02 Mai 2024

Konzert und Lesung Katalog der Vögel. Birgit Minichmayr und Pierre-Laurent Aimard

Eröffnung des Kunstparcours

The Way of the Water

Start der Ausstellung STARTraum Verwandlung #1

01 Mai 2024 Podiumsdiskussion zu Justice mit u.a. Menschenrechtsanwältin

Celine Pegasus

01 Mai 2024 Justice

01 Mai 2024

Artists Talk The Way of the Water mit Edgar Calel, Elisabeth von Samsonow, Jimena Croceri, Eva Grubinger und Werner Feiersinger

01 Mai 2024 Kunstparcours Artist Dinner

02 Mai 2024

03 Mai 2024

Artists Talk The Way of the Water mit Katarina Pirak Sikku, Lisa Truttmann, Paola Torres Núñez del Prado und Rita Fischer

Premiere der Konzertreihe Orgel Experimentell mit Kali Malone

Premiere

Shared Landscapes. Sieben Stücke zwischen Wald und Wiese (Stefan Kaegi, Caroline Barneaud)

03 Mai 2024 Tanzworkshop mit Daliah Touré

03 Mai 2024

03 Mai 2024

03 Mai 2024

Premiere Tanzperformance Freeway Dance von Ayaka Nakama

The Way of the Water - Artists Talk im Kunstraum Niederösterreich

Party zur Feier der Premieren von Shared Landscapes und Freeway Dance

TANGENTE-STRASSENFEST:

Infostand des Vereins St. Pride

STARTraum-Verwandlung #1

Interaktive Linzer Straße

Schönheits-Ecke und Massage mit Leon

Erzählcafé mit der FH St. Pölten

Community Cooking – Suppenfest

Lampenbau-Workshop

04 Mai 2024

Workshop Färben mit Pflanzen

Führung durch das Frauenzentrum

Alien Disko Pop-up Konzerte –Malphino, GBK, Rumpeln, Millipede, Billy Roisz

Suppenfest-Workshop

Dialogspiel about home

Kinder Disco mit DJ Lucy Bacchanal

Konzert Baba Yaga

DATUM VERANSTALTUNG

04 Mai 2024 Alien Disko Parade mit Hochzeitskapelle

04 Mai 2024 Alien Disko von und mit The Notwist

04 Mai 2024 Shared Landscapes. Sieben Stücke zwischen Wald und Wiese

04 Mai 2024 Freeway Dance

05 Mai 2024 Alien Disko Pop-up-Konzert –Vogelwanderung mit Le Millipede

05 Mai 2024 Performance Eine Stunde auf dem Domplatz (Eine Stunde für Florian) von Christian Philipp Müller

05 Mai 2024 Shared Landscapes. Sieben Stücke zwischen Wald und Wiese

DATUM VERANSTALTUNG

17 Mai 2024 Alfa Romeo und die elektrische Giulietta

23 Mai 2024 STARTraum Verwandlung #2 mit Prints&Beats

24 Mai 2024 Eröffnung des Festivals für digitale Kunst Lucid Dreams

25 Mai 2024 Lucid Dreams

31 Mai 2024 St. Pride Community-Treffen QueerSpace

31 Mai 2024 Prints&Beats-Workshop Beatmaking

31 Mai 2024 Ausstellung Prints&Beats

01 Jun 2024 Kunstvermittlungsprogramm für Kinder zur Ausstellung Prints&Beats

01 Jun 2024 Führung durch die Ausstellung Prints&Beats

01 Jun 2024 Eröffnung des temporären Ausstellungsmoduls Code of Memory

08 Mai 2024 Literatur Blätterwirbel Spezial

01 Jun 2024

09 Mai 2024

Premiere Performance The School of Mountains and Water (Amanda Piña)

09 Mai 2024 Start der Klimakonferenz Tipping Time (Globart, Solektiv)

09 Mai 2024

Premiere Tanztheater Assembly Hall (Crystal Pite, Jonathon Young)

10 Mai 2024 Shared Landscapes. Sieben Stücke zwischen Wald und Wiese

Start der Erinnerungskonferenz Erinnerungsbedarf. Konferenz zum pluralen Erinnern in Migrationsgesellschaften (INJOEST, CCPD u.a.)

02 Jun 2024 Erinnerungskonferenz Erinnerungs- und Gedenkspuren der jüdischen Gemeinde St. Pölten

02 Jun 2024 Community Zine Workshop – Zines als Kulturtechnik

02 Jun 2024

Interaktiver Workshop Stadtgeschichten: Steingewordene Er- oder Entinnerung?

02 Jun 2024 Ausstellung Prints&Beats

10 Mai 2024 Klimakonferenz Tipping Time 03 Jun 2024 Open Atelier im Scoby Lab von Sandra Laura Axinte

11 Mai 2024

Shared Landscapes. Sieben Stücke zwischen Wald und Wiese

11 Mai 2024 Klimakonferenz Tipping Time

11 Mai 2024 Premiere Theater Alfa Romeo und die elektrische Giulietta

12 Mai 2024 Shared Landscapes. Sieben Stücke zwischen Wald und Wiese

12 Mai 2024 The School of Mountains and Water

15 Mai 2024

24 Mai 2024

Lesung Wenn der Himmel grau wird Weltuntergang (Ursula Strauss & Wolf Bachofner)

Eröffnung Ausstellung

Prints&Beats des Labels und Kollektivs GoodBetterFresh

DATUM VERANSTALTUNG

05 Jun 2024 Heftpräsentation der Literarischen Gesellschaft St. Pölten

05 Jun 2024

06 Jun 2024

06 Jun 2024

06 Jun 2024

06 Jun 2024

Premiere Theater Mothers. A Song for Wartime (Marta Górnicka)

Ausstellung des Studiengangs Design, Handwerk und materielle Kultur der New Design University St. Pölten

Ausstellung Häusliche Gewalt mit Arbeiten von Marija Šabanović, Sarah König, Clarissa Anna Asinger, Sándor Mátyás

Ausstellung Eine Retroperspektive 40 Jahre Haus der Frau

Schutzengel:innen-Workshop mit Eşim Karakuyu

06 Jun 2024 Open Atelier im Scoby Lab

06 Jun 2024 Mothers. A Song for Wartime

06 Jun 2024 FILM AM DOM: Andrea lässt sich scheiden (Cinema Paradiso)

DATUM VERANSTALTUNG

10 Jun 2024 Open Atelier im Scoby Lab

10 Jun 2024 St. Pride Community-Treffen QueerSpace

11 Jun 2024 Open Atelier im Scoby Lab

12 Jun 2024 Ausstellung Handwerk, Design und materielle Kultur

13 Jun 2024 Ausstellung Handwerk, Design und materielle Kultur

13 Jun 2024 Open Atelier im Scoby Lab

13 Jun 2024 Ausstellungseröffnung Blick in den Schatten

14 Jun 2024 Open Atelier im Scoby Lab

14 Jun 2024

07 Jun 2024

SISTERS UNITED. GEGEN GEWALT AN FRAUEN:

Kollektives Kunstwerk für Widerstand und Empowerment vom Verein Javaneh in Kooperation mit Beauty World STP

Podiumsdiskussion Allianzen im Kampf gegen Gewalt an Frauen

Meet the Expert: Fokus auf Männerarbeit und Männerberatung

Kunstintervention Starke Stimmen: Wege des Widerstands gegen Frauengewalt

Tanzparty für Frauen mit DJ Qamareen

Konzert Golnar Shahyar Trio

Stadtspaziergang Auf den Spuren von Sklaven und Zwangsarbeit im Nationalsozialismus (Niklas Perzi)

14 Jun 2024 Eröffnung Jewish Weekends

14 Jun 2024 Filmvorführung mit Live-Musik Die Stadt ohne Juden (PHACE, Olga Neuwirth)

15 Jun 2024 Ausstellung Handwerk, Design und materielle Kultur

15 Jun 2024 Paneltalk zum Thema Ballroom

15 Jun 2024 Voguing Ball Let‘s Make Herstory

16 Jun 2024 Jewish Weekends

16 Jun 2024 Stadtspaziergang Vom „schwarzen“ zum „braunen“ St. Pölten 1934-1945

16 Jun 2024 Voguing-Workshop

17 Jun 2024 Open Atelier im Scoby Lab inkl. Erntefest

18 Jun 2024 Open Atelier im Scoby Lab

19 Jun 2024 Ausstellung Handwerk, Design und materielle Kultur

07 Jun 2024 Finissage Prints&Beats 19 Jun 2024 about home. Dialogspiel von Teresa Distelberger – Offener Spieltisch

07 Jun 2024 FILM AM DOM: Der Zopf 19 Jun 2024 Vernissage Who wants to see art these days?

08 Jun 2024 Workshop Ok, bau ma!

08 Jun 2024 Ausstellung Handwerk, Design und materielle Kultur

19 Jun 2024 Movie Night Verschwinden / Izginjanje

08 Jun 2024 FILM AM DOM: Rickerl 20 Jun 2024 Open Atelier im Scoby Lab

08 Jun 2024 Techno Vaganza Vol.1

DATUM VERANSTALTUNG

Start des Kunst-, Musik- und Community-Festivals

StadtLandFluss 2024

Tanzworkshop mit Impilo Mapantsula

Konzert Wödchor Plus

21 Jun 2024

21 Jun 2024

Konzerte Katharina Ernst, Alicia Edelweiss, Bakery, Kontragrau, Topsy Turvy, Bipolar Feminin, Selecta Weasel, Who is Ela¿, Sebisebisebu, DJ Set Riccal, Set DJ Crum, DJ Set Turntablista, DJ Set Turntable Solo, DJ Set confluent spheres

Konzertante Intervention im Klangturm

Sound Installation cycloop

Sound Installation

Drehmomentmal – Inertia I,II,III

Sound Installation Die musikalische Murmelbahn: Der Klangwurm

DATUM VERANSTALTUNG

Public Program Kunstparcours zur Sommersonnenwende

Künstlerische Lesung

The Diver’s Mythology

22 Jun 2024

21 Jun 2024

Stadtspaziergang Auf den Spuren der Arbeitsmigration

22 Jun 2024

Atelier II · Performance im Wasser

Begegnungsforum

Towards an Earth Assembly

StadtLandFluss 2024

Performance alle tanzen

Poesie und Musik mit Elif Duygu

Konzert Wöd Chor Plus

Führung durch die Ausstellung

Stadt.Turm.Geschichte

Sound Installation cycloop

Sound Installation

22 Jun 2024

22 Jun 2024

Drehmomentmal – Inertia I,II,III

Sound Installation Die musikalische Murmelbahn: Der Klangwurm

Performance Broken Vinyl

Konzerte

Sebastian Schneider & Atelier I, Litha,BEX, Gravögl, Monobrother, Elektro Guzzi & Rojin Sharafi, frau b, Kompost 3, Endless Wellness, 5/8erl in Ehr’n & Jazzorchester Vorarlberg, Ben Panner , reFelt, Therese Terror, Miss Marple, Muzikfranz, Mounir, Meltosh

21 Jun 2024 Stadtspaziergang Glanzstoff 22 Jun 2024

Public Program Kunstparcours zur Sommersonnenwende

Riverbed Sensorial Walk mit Filip Van Dingenen

Audiowalk Mühlbacherinnen mit dem Kollektiv Neonpink

21 Jun 2024

Huchenhochzeit – Talk mit Christina Gruber und Gertrud Haidvogl

Qapariq: A sound performance

Stargazing Walk

Performance Ser de Agua

Konzert Roberta Lazo Valenzuela

22 Jun 2024

Bewegte Einführung zu blue nile to the galaxy around olodumare

Performance blue nile to the galaxy around olodumare (Jeremy Nedd, Impilo Mapantsula)

Open Atelier im Scoby Lab

DATUM VERANSTALTUNG

25 Jun 2024 Open Atelier im Scoby Lab

DATUM VERANSTALTUNG

04 Jul 2024

Konzert John Zorn: Sacred Music for Two Guitars (Julian Lage, Gyan Riley)

26 Jun 2024 Workshop Body Fluids 04 Jul 2024 Konzert New Masada Quartet

26 Jun 2024 Blätterwirbel Spezial

27 Jun 2024

Community Cooking & Lesung: Kimchi Edition

04 Jul 2024

05 Jul 2024

Konzert John Zorn: The Hermetic Organ. Orgel Experimentell #2

Domplatz Open Air mit Tonkünstler & Friends: Mit China Moses, Myles Sanko

27 Jun 2024 Eröffnung von Wasteland. The Great Simplification (Markus Selg, Susanne Kennedy) 05 Jul 2024 Wasteland. The Great Simplification

27 Jun 2024 Performance Hands Made (Begüm Erciyas)

05 Jul 2024 Aus Staub

27 Jun 2024 Fotomontage Glanzstoff 06 Jul 2024 Wasteland. The Great Simplification

27 Jun 2024 Auftakt des Symposiums Zukunft Löwinnenhof*

06 Jul 2024 Aus Staub

27 Jun 2024 Open Atelier im Scoby Lab 07 Jul 2024 POP AM DOM! Konzerte Fever Ray, Arlo Parks, HVOB, Salamirecorder & the Hi-Fi Phonos

27 Jun 2024 Vernissage Aus Staub 07 Jul 2024 Wasteland. The Great Simplification

27 Jun 2024 Uraufführung Performance Haribo Kimchi (Jaha Koo)

27 Jun 2024 Konzert Debit

28 Jun 2024 Summerschool Art of Community

28 Jun 2024 Wasteland. The Great Simplification

28 Jun 2024 Hands Made

07 Jul 2024 Poesie-Workshop

11 Jul 2024 Filmvorführung Nekropolis von Alexander Millecker

28 Jun 2024 Aus Staub 13 Jul 2024 Schreibwerkstatt mit Hamed Abboud

28 Jun 2024

Premiere Theater-Spaziergang X-Erinnerungen (Matthias Lilienthal, Helena Eckert, Friederike Kötter) 13 Jul 2024 Finissage Aus Staub

28 Jun 2024 St. Pride Community-Treffen QueerSpace 22 Jul 2024 Filmvorführung Der Zirkus

28 Jun 2024 Haribo Kimchi

25 Jul 2024 Zukunftsstammtisch #2

28 Jun 2024 Aus Staub 26 Jul 2024 St. Pride Community-Treffen QueerSpace

29 Jun 2024 X-Erinnerungen

27 Jul 2024 Konzert Musik.STP

29 Jun 2024 Wasteland. The Great Simplification 29 Jul 2024 Open Atelier im Scoby Lab

29 Jun 2024 Hands Made 29 Jul 2024 Open Mic im Spielraum

30 Jun 2024 X-Erinnerungen 01 Aug 2024 Eröffnung des Kunstprojekts *flags

30 Jun 2024 Wasteland. The Great Simplification 02 Aug 2024 F*flags

30 Jun 2024 Hands Made 03 Aug 2024 Eröffnung Installation Dead, I Am Still Paper (Mariana Castillo Deball) 01 Jul 2024 Eröffnung Spielraum 03 Aug 2024 F*flags 04 Jul 2024 Wasteland. The Great Simplification 03 Aug 2024 Führung The Way of the Water 04 Jul 2024 Aus Staub 04 Aug 2024 F*flags

DATUM VERANSTALTUNG

04 Aug 2024 Gesprächsrunde mit Sozialpädagogin

Marina

07 Aug 2024 Filmvorführung Nekropolis

08 Aug 2024 F*flags

09 Aug 2024 F*flags

09 Aug 2024 about home Offener Spieltisch

10 Aug 2024 F*flags

10 Aug 2024 Gesprächsrunde mit Sozialpädagogin

Marina

11 Aug 2024 F*flags

12 Aug 2024 Lesebühne im Spielraum

16 Aug 2024 F*flags

18 Aug 2024 Gesprächsrunde mit Sozialpädagogin

Marina

23 Aug 2024 Vernissage Performative Documentation Center – ICfDaRoSitCotCCPaS

23 Aug 2024 about home Offener Spieltisch

24 Aug 2024 Workshop Concealing and Revealing

25 Aug 2024 Workshop Archäologie für Subkultur

26 Aug 2024 Impro-Theater im Spielraum

29 Aug 2024 Kollektives Kassettenarchiv –VHS Paradise

29 Aug 2024 Zukunftsstammtisch #3

30 Aug 2024 Workshop Body Crafting

30 Aug 2024 Workshop Kinky Art

30 Aug 2024 Workshop Archäologie für Subkultur

30 Aug 2024 Workshop Roleplay

30 Aug 2024 Performance Nachts im Löwinnenhof*

30 Aug 2024 St. Pride Community-Treffen QueerSpace

31 Aug 2024 Kollektives Kassettenarchiv –VHS Paradise

01 Sep 2024 Workshop Concealing and Revealing

05 Sep 2024 Gesprächsrunde mit Sozialpädagogin

Marina

06 Sep 2024 Open House bei Leaking Stories

06 Sep 2024 Workshop Soziokratie hautnah erleben

06 Sep 2024 Kollektives Kassettenarchiv –VHS Paradise

06 Sep 2024 Symposium Zukunft Löwinnenhof*

07 Sep 2024 Symposium Zukunft Löwinnenhof*

07 Sep 2024 Kunstwerk Traisen She/Her

07 Sep 2024 Performance Nachts im Löwinnenhof*

08 Sep 2024 Schaukochen Proletarisch Kochen (Anita Lackenberger)

DATUM VERANSTALTUNG

DATUM VERANSTALTUNG

08 Sep 2024 Workshop Concealing and Revealing 27 Sep 2024

12 Sep 2024

Gesprächsrunde mit Sozialpädagogin Marina

12 Sep 2024 Diskussion Ruhe vor dem Sturm

12 Sep 2024 Eröffnung Stadt-Galerie. Kunst in Schaukästen und Leerständen

28 Sep 2024

Theater Der Garten der Lüste (Philippe Quesne)

Premiere Performance Super Farm (Saeborg)

28 Sep 2024 Gesprächsrunde mit Sozialpädagogin Marina

28 Sep 2024 about home – Abschlussgala

12 Sep 2024 about home – 1. Wirtshaussalon 28 Sep 2024 Drag & Queer Performance Wie man sie aus dem Fernsehen kennt.

13 Sep 2024 Finissage Performative Documentation Center ICfDaRoSitCotCCPaS

13 Sep 2024

Premiere Theater Maria Stuart (Friedrich Schiller, Amir Reza Koohestani, Mahin Sadri)

14 Sep 2024 Wrestlingshow Kampf um die Stadt (Julian Warner, Veronika Maurer)

29 Sep 2024 Super Farm

29 Sep 2024 Workshop Shame in you

30 Sep 2024 Super Farm

19 Sep 2024 Paneltalk Drag is my politics 01 Okt 2024 Workshop Saeborgs‘s Bow Wow Therapie

19 Sep 2024

20 Sep 2024

Premiere Theater The days out there (Lola Arias)

Eröffnung Working Class! Festival für Arbeiter:innekultur

Lieder aus der Proletenpassion Podiumsdiskussion mit Künstlerin Cana Bilir-Meier, Regisseur Kenan Kılıç Esra Özmen und Thomas Kern

20 Sep 2024 KinderKunstLabor Nur Kinder verändern die Welt

02 Okt 2024 Blätterwirbel-Spezial

03 Okt 2024 Performance Zusammen oder getrennt? God‘s Entertainment

03 Okt 2024

Orgel Experimentell #3: Virus #3.6 – Twilight Zones (Elisabeth Schimana)

20 Sep 2024 about home – 2. Wirtshaussalon 04 Okt 2024 Zusammen oder getrennt?

20 Sep 2024 The days out there 04 Okt 2024 Konzert Ebow

20 Sep 2024 Österreich-Premiere Tanzperformance A.I.M von Kyle Abraham 04 Okt 2024 musik.STP Songvernissage

21 Sep 2024 TangenteStraßenfest x Höfefest 04 Okt 2024 Performance Yo Bro (Joana Tischkau)

21 Sep 2024 Führung Stadt-Galerie

21 Sep 2024

Working Class! Festival für Arbeiter:innenkultur Konzerte EsRap, Buster Shuffle, Euroteuro und Eko Fresh

05 Okt 2024 Zusammen oder getrennt?

05 Okt 2024

Salon D mit Araba Evelyn Johnston-Arthur und Eike Wittrock zum Thema Schwarze und queere Tanzgeschichte in Österreich

21 Sep 2024 Ausstellung Traisen She/Her 05 Okt 2024 Konzert Voodoo Jürgens

21 Sep 2024

21 Sep 2024

Partizipatives Kunstprojekt Unser Platz! (Tina Wintersteiger und Jugendliche) 05 Okt 2024 Yo Bro

Public Program Kunstparcours

The Art of Assembly von Florian Malzacher mit Edson Krenak Naknanuk, Erena Rangimarie Omaki Ransfield Rhöse, Kathrin Röggla undEl isabeth von Samsonow 05 Okt 2024 Maria Stuart

22 Sep 2024 Gesprächsrunde mit Sozialpädagogin Marina 06 Okt 2024 Finissage Stadt-Galerie

25 Sep 2024 Maria Stuart 06 Okt 2024 Abschiedsparty Goodbye Tangente

26 Sep 2024 Wrestlingworkshop You‘ve got the power! 22 Okt 2024

Das Pult. Eine Hommage an Klaus Sandler (Anita Lackenberger)

24 Okt 2024 Nichts als Schule (Anita Lackenberger)

Impressum

Herausgeber und Medieninhaber: NÖ Kulturlandeshauptstadt St. Pölten GmbH, Ludwig Stöhr Straße 7, A-3100 St. Pölten

Verlag:

Qamar Verlags GmbH, Marxergasse 24/2, A-1030 Wien

Redaktionsleitung:

Muhamed Beganović Clemens Stachel (CS)

Redaktionelle Mitarbeit:

Muhammet Ali Baş, Mahsa Ehsani, Carlotta Partzsch (CP), Cornelia Ritzer, Felicia Schätzer (FS), Liese Schmidt (LS), Josef Sommer (JS), Astrid Wenz (AW), Magdalena Willert, Alara Yilmaz (AY)

Essays: Julya Rabinowich, Nina Schedlmayer, Alina Zeichen

Textchefin: Solmaz Khorsand

Lektorin: Inga Herrmann

Art Director: Dominik Uhl | designundcode.at

Illustrator:innen: Andreas Fränzl, Bernhard Ludwig Kettner, Sobia Yusha

Fotograf:innen: Claudia Amon (31, 89, 98), Viki Boiya (91), Marisel Bongola (71), Bea Borgers (67), Markus Bruckner (97), Katie Aileen Dempsey (16, 46, 56, 58, 63, 81), Jasmina Džanić (60) Mahsa Ehsani (53), Ezgi Erol (48), Julia Feldmann (14), Christian Fürthner (15), Sarah Tasha Hauber (73, 85, 86, 87), Emma Holzleitner (33, 61), Franzi Kreis (103), Felix Kubitza (44, 72, 82, 83, 93, 95, 99), Nathan Murell (13, 32, 103), Christian Philipp Müller (91), NÖ Kulturwirtschaft (55, 57, 58, 59), Carole Parodi (94), Joanna Pianka (19, 34, 35, 37, 41, 62, 65, 71, 106, 111), Luiza Puiu (103), Robert Puteanu (61, 73, 111), Peter Rauchecker (29, 45, 49, 50, 51, 52, 53, 55, 58, 59, 60, 79, 80, 89, 95, 97, 111), Mathias Reischer (70), Patrick Salfinger (13, 17, 18, 28, 29, 30, 32, 33, 36, 40, 41, 44, 47, 49, 56, 69, 79, 96, 102), Vanja Savić (68), Lorenz Seidler (61, 67, 69, 74, 86, 87, 90, 112), Clemens Stachel (73), St. Pölten 2024 (14), Stadtmuseum St. Pölten (92), Tangente St. Pölten (24, 25, 26, 27, 55, 95, 109), Simon Veres (12, 50, 51, 52, 53, 93, 111), Jürgen Völkl (56, 60, 61)

© 2024 NÖ Kulturlandeshauptstadt St. Pölten GmbH. Alle Rechte vorbehalten.

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