Das Fliegen & Der Höllensturz

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GESTARTET

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Wir kennen es, jede kreative oder wissenschaftliche Arbeit ist per se durch die eigene Biographie, das eigene Geprägt-Sein unserer Geschichten und Erlebnisse gezeichnet, mit unserer Suche und unseren weiterführenden Wegen. Meine Welt sind die Berge und Täler des Simmentals, meine körperlichen und geistigen Erfahrungen erzählen von diesen Höhen und diesem Tal. Der Körper steht still. Dass dieser aufrecht steht, ist menschlich. Aus einem Urdrang beginnen sich Muskeln zu spannen. Ein Bein steht wie eine Säule fest und hält den Körper aufrecht zwischen Erde und Himmel. Das andere Bein schwingt wie ein Pendelum von hinten nach vorne und berührt den Boden mit der Ferse. Das ganze Gewicht des Körpers rollt über den Fussballen. Der grosse Zeh stösst ab und das ganze delikat balancierte Gewicht des Körpers wird verschoben. Gehen, etwas was wir tagtäglich bewusst, meistens unbewusst machen.1 In den Händen sind fest umklammert die Bremsen und die A-Leinen. Durch den Funk, der an meiner linken Schulter am Gurtzeug befestigt ist, raschelt ein “Claudia an Häppy; Ehepaar und Fluglehrer:in der Flugschule Ikarus, Interlaken; Nina ist bereit zum Starten.” - Es ist wiederum ein schöner Tag. Ich stehe da. Aufrecht. Frisch mit meinem Bachelor- Abschluss im Herzen. Ich atme tief ein. Meine Beine zittern. Ich stehe mit 7 weiteren Schüler:innen am Startplatz „Luegi”. Luegi, was für ein bescheuerter Name. Was habe ich mir hier gedacht? Es ist Juli. Ich stehe hier am Boden. Geerdet. Im März furzte mir diese Idee in den Kopf! Gleitschirmfliegen! Die Idee hinauf zu wandern und runterzufliegen. Easy way Down!

1 Kurth 2019, S.12


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