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1.3 Gelandet

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GELANDET

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Flieg, Nina flieg! Ich bin Pilotin seit dem 6. Dezember 2019. Ich fliege hoch hinaus und lande (meistens) sanft. Das Gleitschirmfliegen ermöglicht einem, dem Gefühl des Fliegens sehr nahezukommen. Es lässt einem die Gewalten der Natur eins zu eins spüren. Du bist dem Wind, der Wetterphänomenen, deinen erlernten Instinkten völlig ausgesetzt. Es kann das Wundervollste dennoch auch das Endliche sein. Durch das Gleitschirmfliegen habe ich eine grossartige Perspektive eingenommen. Jene von weit oben. Es ist etwas sehr Surreales. Es gibt einem den Überblick. Aber auch den Durchblick: Uns gehört dies nicht. Wir sind wirklich Nichts. Uns gehört Nichts. Wir können nichts mitnehmen. Diese Nichtigkeit pauschalisiert zur Wichtigkeit. Unser Leben hängt an der Erde. Es hängt an einem feinen Silberfaden. Jener kann natürlich auch goldig sein. Das Fliegen ist Freiheit. Das Fliegen ist Schönheit. Es ist eine Überbrückung von Distanzen. Fliegen kann man mit Gedanken. Auf und davon. Die Herrscher:innen der Lüfte, die Vögel, ein Wunder. Sie schwirren und flirren, kurven und zirpen hoch und stechen runter. Die Vögel jagen hin und her und sind leichten Gemütes. Unser Blick nach oben. Hier im Westen ein Blick zu den Wolkenbildern oder vielleicht Verstorbenen. Für mich ein Rätsel, ob dies wirklich so stimmt. Dies können wir hier jede:r für sich entscheiden, ob nun Horden von Engeln und Verstorbenen auf den Cumulus Wolken verteilt sitzen und das Paradies der Garten Eden sei oder ob da Nichts ist.

Ist nicht das Fliegen in der Luft ein Wunder an sich? Es ist wie die Erde, das Wasser und das Feuer, so natürlich und lebendig. Real. Herb. Präsent. Es ist alles Vorstellbare, obwohl ich es teilweise nicht erklären kann. Man hängt an einem Stückchen Stoff und dünnen Fäden. Gegenwind im Gesicht und immense Weiten, die vor einem liegen. Hoch und Runter und wieder Hoch. Schlussendlich landen wir immer. Die Anziehungskraft ist derartig - gebunden sind wir an das Land. 45