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Samstag, 11. November 2023 · KW 45 · 47. Jahrgang
GEDENKEN AN REICHSPOGROMNACHT: Bewegende und mahnende Worte vor der ehemaligen Synagoge
LAMPERTHEIM – Der aktuelle Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern, die dadurch entfachten globalen Spannungen, sowie der wieder sichtbar gewordene Antisemitismus vor der eigenen Haustüre begründeten in besonderem Maße die Bedeutung der Gedenkstunde an die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Das wurde auch am Donnerstagabend vor der ehemaligen Synagoge in bewegenden Worten der Redner zum Ausdruck gebracht. Zur Erinnerung: Jüdische Synagogen sowie die Geschäfte und Einrichtungen jüdische Mitbürger wurden durch die Nazis und ihre Gefolgsleute im November 1938 in ganz Deutschland zerstört und geplündert. Auch in Lampertheim gab es massive Ausschreitungen und Terror gegen Juden. Unermessliches Leid für die Menschen jüdischen Glaubens setzte ein.
Offen gezeigter Antisemitismus besonders schlimm Der grausamen Verbrechen gedachte auch Bürgermeister Gottfried Störmer. „Es ist mir eine Ehre, aber auch die Verantwortung zur diesem mir persönlich sehr wichtigen Ereignis und Thema zu sprechen“, so Störmer. Ein Wendepunkt, der die noch brutalere Verfolgung der Juden in Deutschland und den Holocaust einleitete, befand der Bürgermeister mit Bezug auf die Ereignisse in Lampertheim. Die
mit ihren Lehrern mit dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte befasst und dieses aufgearbeitet hätten. „Bitte lasst nicht nach“, formulierte Gottfried Störmer seinen Wunsch, „euch weiter mit unserer Geschichte zu beschäftigen und dafür zu sorgen, das Vergessen zu verhindern“. Eine klare Haltung zu zeigen, forderte Störmer auch von allen Älteren ein.
Bildergalerie auf www.tip-suedhessen.de Am 85. Jahrestag der Pogromnacht der Nationalsozialisten gedachten die Stadt Lampertheim auf Einladung von Stadtverordnetenversammlung, Magistrat und DGB Ortsverband dem Terror gegen die jüdischen Mitbürger. Foto: Steffen Heumann
Synagoge fiel ebenfalls den Flammen zum Opfer, nur schwer vorstellbare Gewaltszenen hätten sich abgespielt. Nicht ohne Grund habe er auf die aktuellen Missstände hingewiesen, spann Störmer den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart bis zu den Wahlergebnissen für die AfD in der Stadt am 8. Oktober. Als besonders schlimm erachtete es das Stadtoberhaupt, dass offen gezeigter Antisemitismus salonfähig geworden sei. „Antisemitismus als schlimmste Form von Diskriminierung“, betonte Störmer. Solchen Entwicklungen müsse man als
Gesellschaft und jeder Einzelne entschieden entgegentreten. „Nicht nur an einem Tag im Jahr, an jeden Tag der aufkommenden Hetze“, fügte der Bürgermeister an. „Zeigen Sie Flagge, stehen auch sie für jüdische Mitbürger ein“, appellierte Gottfried Störmer. Lampertheim sei auch ein Spiegelbild der deutschen Gesellschaft, weshalb er sich dazu verpflichtet fühle, Hass und Hetze in der Stadt vorzubeugen.
Verhandlungen und Frieden Alles Leid, das durch den Nahostkonflikt entstehe, könne
durch weitere Tote nicht ausgeglichen werden, so Störmer. Er forderte daher die Verantwortlichen beider Kriegsparteien auf, den bewaffneten Kampf einzustellen und zu Verhandlungen zu kommen. Dass es gelingen könne, wieder miteinander in Frieden zu leben, verdeutliche das wieder selbstbestimmte jüdische Leben im Lampertheim – trotz aller Gräueltaten des Holocausts. Das erfordere aber auch Erinnerung und Mahnung. „Wie heute Abend“, lobte Störmer die Beteiligung der Schüler des Lessing Gymnasiums, die sich
„Hass ist eine zerstörerische Kraft“, bezogen Paul Heiselbetz und Alessio Schott, Leistungskurs, in ihrem Redebeitrag Stellung, „sie nimmt uns die Fähigkeit, Mitgefühl und Verständnis für andere zu empfinden“. Sofie Strauß erinnerte an Hans und Sophie Scholl, die Weiße Rose und den „80. Jahrestag der Hinrichtung dieser beiden mutigen Menschen“. Der Bücherverbrennung von 1933 gedachte der Leistungskurs Deutsch, der am Beispiel von Brecht über Hemingway bis Tucholsky den „unerwünschten Literaten“ wieder eine Stimme verlieh. „Nie wieder ist jetzt“, brachte LGL-Schulsprecher Richard Goschala vor den abschließenden Musikbeiträgen durch Henrike Stöckinger und Sophie Lutz, zum Ausdruck, wofür alle echten Demokraten jeden Tag aufs Neue einstehen müssen. Steffen Heumann
BRAUCHTUM: Großer Martinsumzug mit Laternen und dem Heiligen Martin voran hoch zu Ross
Haushalt genehmigungsfähig, Laternen leuchteten und aber Lage schlecht und ernst das Martinsfeuer lodert
Investitionen gedeckt – Defizit im Ergebnishaushalt Schlechte und ein paar gute Nachrichten für 2024 hatte Bürgermeisterin Barbara Schader bei ihrer Haushaltseinbringung am
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Erinnern, verstehen, verpflichten
STADTVERORDNETENVERSAMMLUNG: Bürgermeisterin Schader bringt Haushalt 2024 mit Defizit ein – Finanzhaushalt ausgeglichen – Grundsteuer B erhöht
BÜRSTADT – „Halt, so geht es nicht weiter!“ Diesen Appell an die Landesregierung stellte Bürgermeisterin Barbara Schader ihrer Haushaltsvorstellung voran, ein Appell, den die hessischen Städte und Gemeinden gemeinsam formuliert haben. Fremdbestimmte Aufgaben binden immer mehr Personal und finanzielle Mittel der Kommunen wie die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen und durch die Gesetzgebung von Bund und Land werden immer mehr Aufgaben zur Pflicht wie der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung im Grundschulalter, lautet die Kritik. Wird die freie Selbstverwaltung der Kommunen überhaupt noch gelebt, sei die Frage. Eine beispiellose Bürokratie, ohne dass ein Ende abzusehen sei, treffe die Kommunen, Förderprogramme müssen sogar für Pflichtaufgaben wie die Feuerwehr beantragt werden, zahlreiche Beauftragte müssen benannt werden. Schaders Fazit: „Wer für was die Verantwortung trägt, wird immer unklarer“. Eine umfassende Verwaltungsreform mit massivem Abbau der Bürokratie sei nötig.
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„Hass ist eine zerstörerische Kraft“
Bürgermeisterin Barbara Schader brachte den Haushaltsplan-Entwurf 2024 mit vielen schlechten und einigen guten Nachrichten ein. Foto: Hannelore Nowacki
Mittwochabend in der Stadtverordnetenversammlung im Gepäck. Die Parlamentarier haben das Zahlenwerk am selben Abend erhalten und schon am folgenden Tag war die öffentliche Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses für die detaillierte Diskussion angesetzt. Jeder einzelne Posten werde besprochen und erklärt, kündigte Schader an. Verabschiedet wird der Haushaltsplan 2024 nach Zeitplan am 20. Dezember. Bei ihrem Amtsantritt vor zehn Jahren habe Bürstadt als finanzschwache Kommune gegolten, ließ Schader in ihrer Haushaltsrede wissen, das habe sich geändert – die Gewerbesteuerein-
nahmen sind von damals 2,8 Millionen Euro auf 7,2 Millionen Euro in diesem Jahr gestiegen, für 2024 wird mit 9 Millionen Euro gerechnet. Zu bedenken gibt Schader, dass es auch zu Rückerstattungen kommen kann. Zu den guten Nachrichten zählt auch, dass der Haushalt trotz Defizit genehmigungsfähig ist, denn der Fehlbedarf kann ausgeglichen werden. Auch sei im Haushaltsplanentwurf Geld für die bereits vom Stadtparlament beschlossenen Investitionen eingeplant, allerdings sei für neue Wünsche kein Spielraum mehr, betonte Schader. Fortsetzung auf Seite 2
HOFHEIM – Ein Großereignis war am Donnerstagabend in Hofheim zu bestaunen – zum traditionellen Martinsumzug, veranstaltet von der Hofheimer CDU, hatte sich vor der Pfarrkirche St. Michael bei beginnender Dunkelheit eine riesige Menschenmenge versammelt, viele schöne Laternen leuchteten und die Freiwillige Feuerwehr war mit Begleitfahrzeugen zur Absicherung des Umzugs gekommen. Sobald der Heilige Martin, alias Angelina Frank vom Hofheimer Reitverein auf Pferd Janka, mit weitem Mantel hoch zu Ross angekommen war, konnte es losgehen. Vom Kirchenvorplatz durch die Flatenstraße, Neugasse, Beinstraße und Kirchstraße zogen hunderte Eltern mit ihren Kindern und sicher auch vielen Großeltern und sonstigen begeisterten Teilnehmern zum Feuerwehrstützpunkt. Hier loderte schon das
riesige Martinsfeuer unter fachlicher Aufsicht der Brandschützer, die kräftig Holz nachlegten, dass die Funken nur so sprühten und sich eine eindrucksvolle Hitze entwickelte. Der Evangelische Posaunenchor Hofheim hatte drei klassische Martinslieder im Repertoire, wobei Sankt Martin nicht durch Schnee und Wind reiten musste, wie im Lied angesagt. Bei fast frühlingswarmer Witterung schmeckte den Erwachsenen dennoch der weithin duftende Glühwein, die Kinder konnten sich am heißen Apfelsaft laben. Dazu waren Martinsbrezeln im Verkauf angeboten, kostenlos war dieses besondere Gebäck für die Kinder der Kitas und den Posaunenchor. Vor dem Martinsumzug hatten die Kinder des Katholischen Familienzentrums im Canisiushaus die Martinsgeschichte szenisch dargestellt. Hannelore Nowacki
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So erreichen Sie uns Seinen Mantel hat der Heilige Martin vor vielen Jahrhunderten zu altrömischer Zeit in eisiger Nacht mit einem Bettler geteilt – eine gute Tat, die heute noch am 11. November gefeiert wird. Foto: Hannelore Nowacki
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