4 LOKAL-NACHRICHTEN
NIBELUNGEN KURIER | Samstag, 30. Januar 2016
Für Schutz und eine Zukunftsperspektive Erinnerung darf nicht enden Offizielle Eröffnung der „IWO“ Interkulturelle Wohngruppe in Osthofen Einrichtung mit Vorbildcharakter Fortsetzung von Seite 1 Geprüft werden sollte, ob die „Alte Werkstatt Lessingstraße” Flexible Erziehungshilfe in Osthofen im Bereich minderjähriger unbegleiteter Flüchtlinge, die seit November 2015 gemäß dem „Königsteiner Schlüssel“ auf die Landkreise und Städte verteilt werden, aktiv werden könne. Sofort machten sich Einrichtungsleiter Harald Straberg und sein Team an die Vorbereitung für eine interkulturelle Wohngruppe „IWO“. Der Träger selbst ist seit 1997 in Osthofen aktiv. Zum Angebot gehörten bis dato zwei Tagesgruppen, ambulante Erziehungshilfen und eine Vielzahl an speziellen, flexiblen Hilfen für Kinder, Jugendliche und ihre Familien. In der neue Wohngruppe in der Salzgasse leben nun fünf junge Männer aus Afghanistan, ein Jugendlicher aus Eritrea, ein Jugendlicher aus Syrien und ein Flüchtling aus Marokko. „Alle Jugendlichen haben ihre Herkunftsländer verlassen, um vor Krieg, Verfolgung und Perspektivlosigkeit zu fliehen. Die Gruppe soll ihnen zunächst einmal Schutz und Zuflucht bieten“, erklärt Evi-
ta Burkhardt während der offiziellen Eröffnung der „IWO“ am gestrigen Freitag. Die 16- und 17-Jährigen sind dort in zwei Doppelzimmern und vier Einzelzimmern untergebracht. Gemeinsam mit der Hauswirtschaftskraft Kinda Maroky, die selbst erst seit drei Jahren in Deutschland lebt, kochen und essen die Jungs täglich gemeinsam. „Ein erster Schritt ist es, eine Alltagsstruktur mit den ihnen aufzubauen”, so Evita Burkhardt weiter. „Auch wenn unsere Einrichtung nur ein sehr kleiner Tropfen auf einem sehr heißen Stein ist, so möchten wir unseren Beitrag leisten. Wir möchten den Jugendlichen, die tausende von Kilometern unter zum Teil lebensgefährlichen Bedingungen zu uns gekommen sind, erst einmal Schutz und Aufnahme bieten“, ergänzt Mona Burkhardt. In weiteren Schritten sollen die Hilfesuchenden dabei unterstützt werden, eine Zukunftsperspektive zu entwickeln, denn die Sorge ist groß, was mit Vollendung des 18. Lebensjahr mit ihnen geschieht. „Derzeit können leider nur zwei der acht Jungs eine öffentliche Schule besuchen, da die Karl-
Hofmann Schule keine Kapazitäten mehr hat. Das ist wirklich schade! Selten habe ich solch motivierte Teenager kennengelernt, die wirklich etwas lernen möchten”, bedauert Harald Straberg. Daher wird ab kommenden Montag zunächst in Eigenregie der fünf hauptberuflichen Werkstatt-Teammitglieder Deutsch, Mathematik und Kunst unterrichtet, bis sich auch für die übrigen Jugendlichen ein Schulplatz gefunden hat. Ab März wird eine zertifizierte Fachkraft „Deutsch als Fremdsprache” in der Gruppe lehren. Während der offiziellen Eröffnung führten die Betreuer Jens Krolak und Ahmet Demir Klaus Hagemann, Klaus Mehring und Bürgermeister Thomas Goller sowie Vertreter des Jugendamtes durch die Räumlichkeiten der neuen Wohngruppe. „Ich möchte den Verantwortlichen ein großes Lob aussprechen, ich finde es beachtlich, was auf Initiative der „Alten Werkstatt“ hier gestemmt wurde und wird. Das hat auch Vorbildcharakter für Wohngruppen andernorts”, erklärt Bürgermeister Goller im Rahmen der Begehung.
Haydns „Schöpfung“ zum 200. Geburtstag Rheinhessens Bachchor Mainz ist am 25. Juli um 20.30 Uhr im Kulturprogramm der Festspiele Worms
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und Mahnung vor rechten, fremdenfeindlichen Strömungen
Oberbürgermeister Michael Kissel und Vertreter der Lebenshilfe legten Blumen und einen Kranz am Mahnmal für die Opfer des Faschismus nieder. Foto: Gernot Kirch VON GERNOT KIRCH | Am 27. Januar befreite die Rote Armee aus Russen, Ukrainern und Weißrussen das NS-Vernichtungslager Auschwitz. Seit 1996 ist der 27. Januar in Deutschland der bundesweite Gedenktag für die Opfer des Nazi-Terrors. Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog führte den Tag ein und begründete dies unter anderem damit, dass die Erinnerung nicht enden darf und Wachsamkeit vor rechten Strömungen geboten sei.
Am Mittwochmorgen legten Oberbürgermeister Michael Kissel sowie Vertreter der Lebenshilfe einen Kranz am Wormser Mahnmal für die Opfer des Faschismus am Lutherring nieder. Der Stadtchef erinnerte hier an die weit über sechs Millionen ermordeten Juden, Homosexuellen, Behinderten, Oppositionellen, Christen sowie an die Sinti und Roma. Gleichzeitig betonte er, dass eine Mahnung zur Wachsamkeit vor rechten Strömungen heu-
te notwendiger sei denn je. OB Kissel sprach hier auch die Pegida-Bewegunge in Dresden an und richtete seinen ablehnenden Blick auf die AfD, die mit ihren Aussagen Angst in der Bevölkerung verbreite. Die Wähler sollten der AfD bei den rheinlandpfälzischen Landtagswahlen am 13. März keine Chance geben. Abschließend bedankte sich der Stadtchef bei den vielen Helfern in Worms, die sich bei der Integration der Flüchtige aus Syrien so engagiert einsetzten.
Haushalt mit Defizit von 31 Mio. Euro Debatte im Stadtrat verlief ohne große Emotionen / Mit 253 Mio. Euro Etat nur wenige Änderungen gegenüber dem Vorjahr Fortsetzung von Seite 1
Der Abend verspricht ein Genuss für die Seele zu werden.
Das Jahr 2016 – ein ganz besonderes Jahr für Rheinhessen. Zahlreiche Veranstaltungen sind geplant, und auch das EWR wird sich als Hauptsponsor an vielen Stellen einbringen: Gemeinsam mit dem international bekannten Mainzer Bachchor präsentiert das Energieunternehmen „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn im Dom St. Peter zu Worms unter der Leitung von Professor Ralf Otto. Haydns Werk thematisiert die Erschaffung der Welt: positiv, optimistisch und am Ende Gottes Werk hymnisch lobend.
Kartenvorverkauf ist gestartet Das große Oratorium Haydns wird am Montag, dem 25. Juli, um 20.30 Uhr, im Rahmen des Festspielprogramms der NibelungenFestspiele stattfinden. Konzertbesucher können mit ihren Eintritts-
karten vor und nach der Vorstellung im Dom das wunderschöne „Theaterfoyer“ der Festspiele, den Heylshofpark, genießen. Karten gibt es ab sofort u.a. beim Nibelungen Kurier, Prinz-Carl-Anlage 20, 67547 Worms, über das Internet www.nibelungenfestspiele.de sowie bei allen Ticket-RegionalVorverkaufsstellen. Sie kosten 30 Euro, ermäßigt 22 Euro (EWR-Kunden mit gültigem Energieliefervertrag und Schwerbehinderte). Ermäßigte Karten können nur im TicketService Worms, Rathenaustraße 11 (im WORMSER) oder über die Rufnummer Telefon (06241/2000450) gebucht werden. Der Bachchor ist seit langem ein wichtiger kultureller Begleiter für das EWR, angefangen mit der 2014 stattfindenden Konzertreise mit dem „Weihnachtsoratorium“ in Mainz und Armsheim,
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Foto: Fotolia / Clownbusiness
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Montag, 1. Februar 2016, 19 Uhr Bistro des Fitnessstudios INJOY
die 2015 mit „Theodora“ in Mainz und Guntersblum fortgeführt wurde. Da liegt es auf der Hand, sich auch im Jubiläumsjahr zusammen in das Geschehen einzubringen.
Das EWR: Teil der Region und Kultur „Seit mehr als 100 Jahren sind wir in der Region aktiv, wir sind ein Teil der Tradition von Rheinhessen mit seiner langen Geschichte. Die Region lebt von begeisterten Menschen rund um Sport, Kultur und sozialen Projekten quer durch alle Generationen. Unter anderem sind wir Gründungsmitglied von Rheinhessen Marketing e.V., schaffen ein Netzwerk mit Kommunen und begegnen unseren Kunden und den Menschen auf Augenhöhe: Rheinhessen und das EWR sind untrennbar miteinander verbunden.“
Betr.: Ankündigung Seniorenakademie Der im letzten NK angekündigte Vortrag der Seniorenakademie am 2. Februar mit Dr. Herbert Uhrig fand bereits statt. Der Fehlerteufel hat der Redaktion einen Streich gespielt. Wir bitten das Versehen zu entschuldigen.
Zu Beginn der Debatte präsentierte Oberbürgermeister Michael Kissel den Etat für 2016. Dieser beinhaltet Ausgaben in Höhe von 253 Millionen bei Einnahmen von nur 221.000 Euro. Dies macht einen erwarteten Fehlbetrag von 31Millionen Euro. Wie hoch er allerdings wirklich ausfällt, bleibt abzuwarten, denn auch für 2015 rechnete die Stadtspitze mit einem Fehlbetrag von rund 30 Millionen Euro. Aufgrund sprudelnder Einnahmen bei der Gewerbesteuer und Kürzungen im Etat war es letztendlich aber „nur“ ein Minus von 20 Millionen Euro im Stadtsäckel. Insgesamt werden die städtischen Schulden bei den Kassenkrediten, was so etwas wie das überzogene Girokonto bei einem Privathaushalt ist, bis Ende 2016 auf rund 355 Millionen Euro steigen. Von diesem Fehlbetrag kommt die Stadt, wie alle anderen kreisfreien Städte in Rheinland-Pfalz auch, nicht runter. Da hilft auch der Kommunale Entschuldungsfonds (KEF) des Landes nur begrenzt, weil hier auf der eine Seite zwar Schulden abgebaut werden, die durch den jährlichen Fehlbetrag auf der anderen Seite aber wieder aufgetürmt werden.
Sozialausgaben sorgen für Defizit Oberbürgermeister Michael Kissel führte im weiteren Verlauf aus, warum es auch in den nächsten Jahren nicht gelingen wird, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Die Hauptursache sind die ste-
tig steigenden Ausgaben im Sozialbereich, die für 2016 rund 82 Millionen Euro betragen werden. Da Land und Bund nur rund ein Drittel dieser Ausgaben gegenfinanzieren, bleibt Worms auf rund 68 Millionen Euro sitzen, die es selbst aufbringen muss. Da die Aufwendungen im Sozialbereich sogenannte Pflichtausgaben sind, kann die Stadt hier auch nicht kürzen. Große Brocken im Sozialetat sind die Kita-Betreuung, die Grundsicherung im Alter oder die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung. Der zweitgrößte Ausgabenblock sind die Personalkosten mit 54 Millionen Euro. Die freiwilligen Leistungen für Dinge wie die Büchereien, den Tierpark oder die Schwimmbäder betragen rund 14 Millionen Euro und für Zinsen müssen zehn Millionen Euro aufgebracht werden. Die wichtigste Einnahmequelle bleiben die Steuern mit geplanten 100 Millionen Euro.
Stimmen zum Etat Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Timo Horst, erklärte seine Zustimmung, mahnte aber an, dass der Bund gerade bei der Flüchtlingshilfe die Mittel aufstocken müsse. Den Politikschwerpunkt für die nächsten Jahre sah er bei bezahlbarem Wohnraum und im Kita-/Bildungsbereich. Dr. Klaus Karlin von der CDU kritisierte in erster Linie das Land, das die Kommune mit zu wenig Mitteln ausstatte. Es falle ihm bei dem Fehlbetrag von 31 Millionen Euro nicht leicht, dem Etat zu zu-
stimmen. Nur schwer zu verdauen war für ihn die Aufstockung des Personals um 55 Stellen. Vehement forderte er, dass Worms an den Rhein zurückkehren und dort eine Wohnbebauung stattfinden solle. Dass bei den städtischen Angestellten die „Schallmauer“ von 1.000 Beschäftigten überschritten wurde, bereite auch Richard Grünewald Kopfschmerzen: „Dies könne nicht so weiter gehen.“ Die Politikschwerpunkte für die nächsten Jahre sah er bei der Bildung, den Investitionen, dem Klimawandel und dem Bereich Asyl.
Zwei Kritiker Mathias Englert von FWG/Bürgerforum war einer der großen Kritiker des Haushaltsentwurfes, der seiner Meinung nach nicht den verfassungsmäßigen Grundsätzen entspreche. Alles in allem wirkte er aber ein wenig frustriert, da, wie er spitz formulierte, CDU und SPD ja ohnehin bei ihrer Politik blieben und nicht zum Sparen bereit seien. Als nicht finanzierbar mit einem jährlichen Defizit von 600.000 Euro bezeichnete er das Nibelungenmuseum. Dr. Jürgen Neureuther (FDP) drückte sein Unverständnis aus, dass es die Stadt trotz Mehreinnahmen von 25 Millionen Euro nicht schaffe, den Fehlbetrag zu senken. Die Stadt habe kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabeproblem. Besonders die Zunahme der Stellen war ihm ein Dorn im Auge. Hier müsse der Rotstift angesetzt werden.