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Exklusivinterview mit dem Augsburger Gastronom Bernd Fischer
Neue Szene: Wo sind Sie eigentlich gerade? Bernd Fischer: Zu Hause. Wieso sagen Sie nicht, wo genau? Meine Postadresse behalte ich lieber für mich, ich werde zu Hause ungern gestört. Sind Sie auf der Flucht? Nein, in Rente. Wieso kommen Sie nicht zurück nach Augsburg, falls Sie im Ausland sind? Augsburg ist nun wirklich nicht der place to be. Aber zu der ein oder anderen Veranstaltung werde ich schon mal wieder kommen. Wovon leben Sie? Täglich ein Coconut Shake. Das reicht mir. Sind Sie eigentlich noch Inhaber der Pow-WowKette? Nein, ich habe alles abgegeben, die Freunde und Helfer haben mit das vorgeschlagen, da konnte ich nicht nein sagen. Haben Sie Ihren ehemaligen Geschäftspartner zusammenschlagen lassen? Ich habe noch nie in meinem Leben jemand zusammengeschlagen oder zusammenschlagen lassen. Ich habe immer alles in offiziellen Gerichtsverfahren ausgetragen. Ein Motiv hätten Sie allerdings gehabt. Wenn Schulden als Motiv angesehen werden, theoretisch ja. Dies betraf dann aber auch ungefähr zehn andere Personen, die mein ehemaliger Geschäftspartner entweder um ihr Geld betrogen hatte oder ihnen es jedenfalls über lange Zeit schuldig blieb. Dummerweise war und bin ich der größte Gläubiger von ihm, somit hatte ich wohl das größte Motiv. Aber dass Ihr ehemaliger Geschäftspartner überfallen wurde, bezweifeln Sie nicht. Nun, dass er attackiert wurde, stand von Anfang an fest. Man kann sich selbst ja nur bedingt schlagen. Ebenso stand von Anfang an aber fest, dass er nicht stark verletzt war. So ging er gleich am nächsten Tag normal in die Arbeit und am Abend wie immer in die Bar einen heben, oder drei. Auch wurde er noch nicht einmal ärztlich behandelt. Schlimm ist, dass mein ehemaliger Geschäftspartner die Schläge zum Kopf frei erfunden hatte. Durch dieses Aufbauschen der Sache konnten die Behörden eine weitaus höhere Maximalstrafe in Aussicht stellen und erhielten deshalb alle Ermittlungsmöglichkeiten, die sich ein schneidiger Beamter immer wünscht: Telefone abhören in Echtzeit, Post leeren, Observationen und ein Lauschangriff. Im vorliegenden Falle wurde mindestens ein Auto innen mit einem Mikrofon ausgestattet. Die Schläger gehörten angeblich zu den Hells Angels - hatten Sie jemals Kontakt zu dieser Gruppe? Nein, niemals. Gerüchten zufolge hatte einer meiner Angestellten privat Kontakte. Er trug aber nie ein Abzeichen oder ähnliches. Dass diese Kontakte bestanden, war mit ein Grund, weshalb die Polizei
die Sache aufbauschte. Schließlich ist es seit drei Jahren erklärtes politisches Ziel, diese Gruppierung zu zerschlagen. Haben Sie eine Vermutung, wer den Angriff in Auftrag gab? Mein ehemaliger Geschäftspartner ist vielen Leuten seit Jahren Geld schuldig geblieben. Es hätte demnach jeder sein können. Aber es gab Streit zwischen Ihnen und Ihrem ehemaligen Geschäftspartner, was werfen Sie ihm konkret vor? Ich werfe ihm Betrug, Untreue, Unterschlagung und Insolvenzverschleppung vor. Ich hatte von ihm die Schlachthofgaststätte gemietet. Dies sollte mein fünftes Gastronomieobjekt in Augsburg werden. Er wiederum hatte es von einer einflussreichen Augsburger Familie gemietet. Aufgrund unserer vermeintlichen persönlichen Freundschaft verließ ich mich auf sein Wort und begann die Gaststätte schon umzubauen, bevor ich einen schriftlichen Mietvertrag von ihm hatte. Auch lieh ich ihm viel Geld, weil er mir seine persönliche Notlage geschildert hatte. Als ich es zurückforderte, war dieses Geld plötzlich in einer seiner GmbHs verschwunden und diese durch nebulöse Geschäfte stark überschuldet. Wie wollten Sie Ihren ehemaligen Geschäftspartner zur Zahlung seiner „Schulden“ bewegen? Ich habe natürlich einen Anwalt eingeschaltet. Dieser versuchte zunächst, eine gütliche Einigung zu erzielen. Das war 2009. Seit 2012 laufen bis heute mehrere Zivilklagen gegen meinen ehemaligen Geschäftspartner. Ich rolle meine Fehler jetzt eben von hinten auf. Mal schauen, vielleicht springt auch noch die eine oder andere Beförderungssperre eines Beamten dabei heraus.
fast einjähriger Ermittlungsarbeit, ist der “dringende Tatverdacht” nicht mehr gegeben“. Na so was! Aber es muss doch Beweise gegeben haben? Es hat sich kein einziger objektiver Tatsachenbeweis ergeben. Dass es so kommen würde, ahnten alle beteiligten (freien) Juristen auch schon im Dezember 2010. Die noch verbliebenen weiteren Vorwürfe gegen mich sind an Lächerlichkeit ebenfalls kaum zu überbieten. Die werden sich auch irgendwann in Luft auflösen oder gar zum Bumerang werden. Sie fühlen sich also ungerecht behandelt. Ich fand mich von der lokalen Tagespresse nicht ungerecht dargestellt, sondern vorgeführt und verleumdet. Sie hat extrem einseitig berichtet, ganz allgemein gegen meine Persönlichkeitsrechte verstoßen, gegen die Pflicht neutral und unvoreingenommen zu recherchieren. Die Berichterstattung war einfach nur abstoßend. Man hätte mich auch nicht durch namentliche Nennung meiner Firma identifizierbar machen dürfen. Es war auch auffallend, dass aus der Causa Schlachthof eine Cause Pow-Wow gemacht wurde. Welche Motive sollte “die Presse“ dafür haben? Nach dem sicherlich vorhandenen eigenen Interesse, ihre Auflage durch skandalträchtige Meldungen zu erhöhen, denke ich, dass sie auf ungehörige Weise mit der Staatsanwaltschaft kooperiert. Gingen Sie gegen die Berichterstattung vor? Ja, gegen die einseitige Berichterstattung und
‰In Amerika würde ich jetzt wahrscheinlich 50 Millionen Schmerzensgeld bekommen!‰
Es gibt einen Haftbefehl gegen Sie. Was genau wird Ihnen vorgeworfen und wie äußern Sie sich zu diesen Vorwürfen? Zuallererst muss ich dazu sagen, dass dieser Haftbefehl nie hätte ausgestellt werden dürfen. Es gab von Anfang an keinen sogenannten „dringenden Tatverdacht“ gegen mich wegen Anstiftung, egal in welcher Richtung, sondern eben lediglich ein Motiv. Nun haben wir ja in der Schule gelernt, dass die Staatsanwaltschaft und ihre Untertanen, also z.B. die Kripo, ihre „speziell aufbereiteten Anschuldigungen“ einem Richter vorlegen müssen und dieser dann über den Erlass eines Haftbefehls entscheidet. Ein Richter sollte dies als neutrale Instanz entscheiden und damit die Exekutive kontrollieren. Gewaltenteilung nannte man das. Doch hier hat das Augsburger Gericht eine erbärmliche Leistung gezeigt. Bisher habe ich mich zu den gegen mich erhobenen Vorwürfen gar nicht geäußert. Ich denke, das ist auch sinnlos, da ich nicht mit einer neutralen Würdigung rechnen kann. Der Hauptvorwurf gegen mich, die mögliche Anstiftung zur Abreibung, ist ja im Oktober 2011 nach zehnmonatiger Ermittlung ohne mein Dazutun gestrichen worden. 17 Zeugen wurden verhört, Computer beschlagnahmt, jede E-Mail der letzten Jahre gelesen usw., meine wirtschaftliche Existenz vernichtet und dann, nach
gegen die unbewiesenen Behauptungen, ich hätte überhaupt etwas mit den Vorwürfen zu tun. Gegen die öffentliche Vorverurteilung und das Kolportieren des Vorwurfes der Anstiftung zum versuchten Totschlag. Denn die Tat hat ja bewiesenermaßen so schon gar nicht stattgefunden. In Amerika würde ich jetzt wahrscheinlich 50 Millionen Schmerzensgeld bekommen. Klingt fast so, als gäbe es eine Verschwörung gegen Sie? Nein. Ich sehe das alles als normales Prozedere an. Jedem ist das Hemd näher als die Hose. Mein ehemaliger Geschäftspartner und die einflussreiche Augsburger Familie freuen sich über das von mir sanierte Gaststättengebäude und wollen mich als lästigen Gläubiger einfach nur loshaben. Die Staatsanwaltschaft hat eine Schlappe bei den Ermittlungen gegen mich eingestehen müssen und sinnt auf Wiedergutmachung. Alles ganz normal. Wie soll es nun weitergehen? Ich warte ab und lass mich überraschen, wie die vielen Zivilklagen gegen meinen ehemaligen Geschäftspartner im nächsten Jahr ausgehen. Jetzt mache ich mir noch einen Kaffee. Selbst aufgebrüht.