PIGMENTPOL_Broschüre A4_20Seiten_ReparaturKit

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DEMOKRATISCHE KOMPETENZEN MODUL ORDNUNG


EINLEITUNG BAUSTEIN KOMPAKT

Das folgende Kapitel beschreibt den Modul-Baustein Reparatur-Kit. Diese Methode ist ein einfaches und wirkungsvolles Instrument, um verschiedene Denk- und Argumentationsweisen nachzuvollziehen. Sechs Hüte symbolisieren sechs unterschiedliche Perspektiven, die innerhalb einer Diskussion eingenommen werden können. Sie öffnen den Teilnehmenden systematisch verschiedene Blickwinkel, um Vorschläge zur Behebung gesellschaftlicher Defizite zu erarbeiten. Dieser lösungsorientierte Ansatz eignet sich vor allem für Gruppenarbeit. Die Teilnehmenden erarbeiten und diskutieren gemeinsam Verbesserungs- oder Lösungsvorschläge für eine selbstgewählte Problemstellung.

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ZIELBESCHREIBUNG

Die Teilnehmenden diskutieren ein Problem oder eine Fragestellung aus unterschiedlichen Perspektiven. Dabei werden systematisch verschiedene Argumentationsperspektiven eingenommen, um auf diese Weise vorgefestigte Denkstrukturen zu durchbrechen, Rollenübernahmen erlebbar zu machen und neue Antworten zu finden.

INHALTLICHE EINFÜHRUNG

Besonders gut eignet sich das ReparaturKit, um Lösungsvorschläge für die gesellschaftlichen Defizite aus dem Baustein Demokratiemaschine oder Probleme des Inselspiels zu reflektieren. Das ReparaturKit repräsentiert mit den sechs Hüten sechs verschiedene Perspektiven, aus denen ein Problem, eine im Modulverlauf entstandene Fragestellung oder ein Konflikt betrachtet wird: 1. Weißer Hut: Sachliche Perpektive – Zahlen, Daten, Fakten 2. Roter Hut: Emotionale Perspektive – Intuitionen, Meinungen, Empfindungen 3. Schwarzer Hut: Negative Perspektive – ablehnende Aspekte, Gefahren, Nachteile 4. Gelber Hut: Positive Perspektive – bejahende Aspekte, Nutzen, Vorteile 5. Grüner Hut: Kreative Perspektive – Alternativen, Wünsche, Visionen 6. Blauer Hut: Distanzierte Perspektive – Zusammenfassung, Planung, Moderation Jede Perspektive kann von Einzelpersonen oder Kleingruppen eingenommen werden. Teilnehmende übernehmen so die Rolle von pessimistischen Kritiker_innen, Opti-

mist_innen oder abwägenden Moderator_ innen. Die verschiedenen Perspektiven können im Spielverlauf wechseln, sodass die jeweiligen Argumentationen immer wieder ergänzt werden. Gängige Denkmuster werden damit aufgebrochen und der kreative Blick auf Neues geöffnet. Im Ergebnis können die Teilnehmenden Gefühle und Fakten differenzieren, Wünsche und Ergebnisse, Ängste und Hoffnungen ausdrücken. Die Materialien im Modul-Baustein sind so konzipiert, dass die Charakterisierung der Rollen durch sechs verschiedenfarbige Hüte sichtbar und die Arbeitshilfe Charakteristik der sechs Hüte nachvollziehbar ist. Die Diskussion zwischen den einzelnen Hüten endet in der Regel, wenn keine weiteren Argumente vorgebracht werden. Auch Zwischenergebnisse können erfasst werden und den Ausgangspunkt für eine inhaltliche Vertiefung bilden.

THEMATISCHE ANSCHLUSSMÖGLICHKEITEN

Die Kreativitätstechnik lässt sich auf viele Inhalte übertragen, von der Diskussion über die Konsequenzen von politischen Entscheidungen über gesellschaftliche Problemlagen bis hin zu konkreten Konflikten des (Schul-)Alltags.


EN G UN G IN D E B Gruppenstärke ab 12 Teilnehmende Raumanforderungen Seminarraum für Diskussionsrunde und Beobachterplätze Zeit mind. 40 Minuten

EN I L A I R TE A M

Zusätzliche Materialien 6 farbige Papierbögen A3 weiß, schwarz, rot, gelb, blau, grün A4-Papier ggf. Flipchart Metaplankarten Pinnwand 

Im Koffer enthalten Bastelanleitung sechs Hüte Arbeitshilfe Charakteristik der sechs Hüte Arbeitshilfe Fallbeispiele 

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SPIELVERLAUF

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ÜBERSICHT DES SPIELVERLAUFS REPARATUR-KIT

EINFÜHRUNGSPHASE 1. VORSTELLUNG DER SECHS HÜTE UND IHRER JEWEILIGEN CHARAKTERISTIK

Arbeitshilfe Charakteristik der sechs Hüte Bastelanleitung sechs Hüte 6 entsprechend farbige Papierbögen A3

Welches Problem soll mit den sechs Denkhüten diskutiert werden? ca. 20 min DISKUSSIONSPHASE

2. PROBLEMSTELLUNG UND ROLLENSPEZIFISCHES FINDEN VON ARGUMENTEN

Flipchart Pinnwand evtl. Arbeitshilfe Fallbeispiele Papier A4 für Notizen

3. AUSTAUSCH DER ARGUMENTE ZWISCHEN DEN DENKHÜTEN

6 farbige Denkhüte

4. STRUKTURIERUNG DER ARGUMENTE

Metaplankarten

Welche Argumente haben die einzelnen Hüte? ca. 10 min

ERWEITERTE DISKUSSION 5. ÖFFNUNG DES INNENKREISES FÜR ANDERE TEILNEHMENDE

Papier A4 für Notizen

Was blieb bisher unberücksichtigt?

6. STRUKTURIERUNG DER ARGUMENTE

Metaplankarten evtl. Flipchart, Pinnwand

ca. 5 min REFLEXIONSPHASE

7. REFLEXION DER SECHS-HÜTE-RUNDE

Welche Alternativen haben wir gefunden? ca. 5 min

ALTERNATIVEN Die Planungshilfe bildet einen möglichen Verlauf ab, der von einem geschlossenen Diskussionskreis einzelner Teilnehmender ausgeht und anschließend die Möglichkeit gibt, Diskutant_innen in ihrer Rolle abzulösen. Je nach Kenntnisstand in der

Gruppe können sich die Phasen v. a. zeitlich verschieben. Dies hängt auch mit dem Thema zusammen. Zumindest sollten alle zu Wort kommen, die Argumente vorzubringen haben. Bei größeren Gruppen können auch mehrere Personen unter einem Hut in die

Diskussion gehen, die 3. Phase entfällt dann. Zudem ist es möglich, die Hüte innerhalb des Diskussionskreises zu tauschen. Auch wenn keine weiteren Argumente gefunden werden, wird die Ambivalenz von Entscheidungsprozessen deutlich. 5


EINFÜHRUNGSPHASE Kennenlernen der Charakteristik der sechs Denkhüte und finden eines relevanten Themas für die Diskussion.

1. VORSTELLUNG DER SECHS HÜTE UND IHRER JEWEILIGEN CHARAKTERISTIK

2. PROBLEMSTELLUNG UND ROLLENSPEZIFISCHES FINDEN VON ARGUMENTEN

UNTERZIEL Die Teilnehmenden kennen die jeweilige Charakteristik der Hüte und wissen, wie in welcher Rolle zu argumentieren ist.

UNTERZIEL 1 Die Teilnehmenden einigen sich auf den Diskussionsgegenstand.

Es werden sechs Kleingruppen gebildet und mit Hilfe der Bastelanleitung sechs Hüte angefertigt. Mit der Arbeitshilfe Charakteristik der sechs Hüte erarbeiten und vergegenwärtigen sich die sechs Gruppen die jeweilige Perspektive. Die Spielleitung begleitet diesen Prozess und beantwortet Fragen. ACHTUNG STOLPERSTEIN! Es ist darauf zu achten, dass die Teilnehmenden ihre Rollen strikt voneinander trennen können. Besondere Aufmerksamkeit sollte dabei dem grünen Hut gelten, da hier das Potenzial für kreative Alternativen liegt. Außerdem ist die Moderatorenrolle des blauen Hutes an geeignete Teilnehmende zu vergeben. TIPP Die Teilnehmenden können sich anhand der Farben und Gestaltung der einzelnen Hüte zunächst eigene Gedanken über deren Eigenschaften bzw. Charakteristiken machen.

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Die Teilnehmenden beraten im Plenum, welche Fragestellung sie aus dem bisherigen Modulverlauf (z. B. aus den Bausteinen Inselspiel oder Demokratiemaschine) diskutieren möchten bzw. für welches Problem eine Lösung gefunden werden soll. LEITFRAGE  Welches Problem soll gelöst werden? ACHTUNG STOLPERSTEIN! Für eine authentische Diskussion ist es wichtig, dass die Teilnehmenden gemeinsam ein Thema oder eine Problemstellung finden. Diesem Prozess sollte ein einsprechender zeitlicher Rahmen eingeräumt werden. TIPP Sollten Schwierigkeiten bei der Themenwahl und der Suche nach den spezifischen Argumenten auftreten, kann die Spielleitung auf die Arbeitshilfe Fallbeispiele zurückgreifen. Den Teilnehmenden können exemplarisch Impulse für ihre Denkrichtungen gegeben werden.

UNTERZIEL 2 Die Teilnehmenden begeben sich in die Rolle der Hüte und entwickeln Vorschläge und Argumente. Die Kleingruppen wählen einen der Hüte. Aus Perspektive des jeweiligen Hutes setzen sie sich mit dem Diskussionsgegenstand auseinander, notieren die Ergebnisse auf A4-Papier und bestimmen jeweils eine Person für die anschließende Diskussionsrunde. Nachdem die Kleingruppen ihre Argumente gefunden haben, sollte der Raum umgestaltet werden: Ein Innenkreis mit sechs Stühlen und Tisch, ein Außenkreis für die anderen Teilnehmenden. LEITFRAGEN  Welche Argumente aus der Sicht Eures Hutes gibt es?  Was spricht für/gegen das Argument?  Welche positiven/negativen Konsequen- zen resultieren aus dem Argument? ALTERNATIVE METHODE Wie beim Brainstorming sollte jede(r) Teilnehmende zunächst seine Argumente vorbringen können, die in seiner Gruppe gesammelt, aber nicht kommentiert werden.


DISKUSSIONSPHASE Die Teilnehmenden werden sensibilisiert für verschiedene Perspektiven auf ein Problem.

3. AUSTAUSCH DER ARGUMENTE ZWISCHEN DEN DENKHÜTEN UNTERZIEL Sechs Teilnehmende diskutieren systematisch die erarbeiteten Ergebnisse und Argumente. Auf dem Podium nehmen die ausgewählten Teilnehmenden Platz. Die Spielleitung gibt die sechs Hüte aus und bittet darum, diese aufzusetzen, um sich symbolisch in die jeweilige Rolle zu versetzen. Der weiße Hut beginnt die Diskussion – anschließend folgen die anderen Perspektiven. Der blaue Hut verfolgt aufmerksam das Geschehen und fragt bei Unklarheiten nach. Die Teilnehmenden, die nicht zu den Hutträgern gehören, beobachten das Geschehen und überlegen sich, was sie selbst vorbringen würden.

4. STRUKTURIERUNG DER ARGUMENTE ALTERNATIVE METHODE Für die Diskussion ist auch eine Fishbowl möglich. Bei dieser Methode sitzen die sechs Diskussionsteilnehmenden in einem Innenkreis, die anderen Gruppenmitglieder in einem Außenkreis. Möchte ein(e) Teilnehmende(r) aus dem Außenkreis zur Diskussion beitragen, kann er/sie mit einem Mitglied des Innenkreises die Plätze tauschen. TIPP Bei besonders brisanten Themen oder unruhigen Gruppen kann die Perspektive des blauen Hutes auch durch eine Person des Teams übernommen werden. Die Teilnehmenden können sich hier ganz auf das Sammeln und Vorbringen von spezifischen Argumenten konzentrieren.

UNTERZIEL Die genannten Argumente werden strukturiert und zusammengefasst. Alle Teilnehmenden wissen, was aus der Sicht der einzelnen Hüte vorgebracht wurde. Nachdem die Argumente ausgetauscht wurden, fasst der blaue Hut die bisherigen Ergebnisse zusammen. Die Spielleitung kann hier möglicherweise ergänzen, sollte aber im Hintergrund bleiben. Es empfiehlt sich, dass der blaue Hut die Hauptargumente der anderen Hüte auf Metaplankarten und einer Pinnwand festhält.

LEITFRAGEN  Was könntet Ihr aus der jeweiligen Perspektive sagen?  Was wurde noch nicht gesagt?  Welchen Hut würdet Ihr am liebsten selbst übernehmen? ACHTUNG STOLPERSTEIN! Für die Nachvollziehbarkeit der Diskussion ist es wichtig, dass die Hüte nacheinander ihre Argumente vorbringen. Wenn ein Hut spricht, sollte er nicht unterbrochen werden.

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ERWEITERTE DISKUSSION Die Teilnehmenden können weitere Argumente einbringen.

5. ÖFFNUNG DES PODIUMS ODER INNENKREISES FÜR ANDERE TEILNEHMENDE UNTERZIEL Das bisherige Ergebnis wird durch neue Argumente erweitert. Die Teilnehmenden des Podiums oder des Außenkreises haben nun Gelegenheit, die Hutträger auszuwechseln. So können systematisch bisher ungenannte Argumente vorgebracht werden. Auch der blaue Hut kann ersetzt werden. Dann erfolgt die Diskussion im gleichen Muster. ACHTUNG STOLPERSTEIN! Auch an dieser Stelle muss darauf geachtet werden, dass die Rollen der Hüte strikt eingehalten werden. Gerade durch das Auswechseln der Teilnehmenden kann Unruhe entstehen. Für den weiteren Prozess ist es wichtig, das Thema nicht aus den Augen zu verlieren. TIPP Um anzuzeigen, dass jemand in den Innenkreis einsteigen möchte, kann der Person, die abgelöst werden soll, auf die Schulter geklopft werden. Die Plätze werden getauscht und die neue Person im Innerkreis setzt den entsprechenden Hut auf, um in dieser Rolle zu argumentieren.

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6. STRUKTURIERUNG DER ARGUMENTE UNTERZIEL Alle Teilnehmenden wissen, was zum Abschluss der Diskussion aus der Sicht der einzelnen Hüte vorgebracht wurde. Der moderierende blaue Hut fasst die Ergebnisse zusammen und visualisiert die neuen Ergebnisse auf zusätzlichen Metaplankarten. Die Spielleitung verfolgt den Prozess und ergänzt gegebenenfalls. ACHTUNG STOLPERSTEIN! Je nach Länge und Lebhaftigkeit der Diskussion ist hier die Spielleitung besonders gefragt – ohne allerdings die eigene Meinung in den Vordergrund zu stellen und dementsprechend zu argumentieren. Das Ergebnis ist ein Ergebnis der Teilnehmenden!


REFLEXIONSPHASE Die Teilnehmenden setzen sich kritisch mit den Ergebnissen in Bezug auf das Ausgangsproblem auseinander.

ERWARTUNGS HORIZONT

7. REFLEXION DER SECHS-HÜTE-RUNDE Zum Abschluss der Diskussion reflektieren die Teilnehmenden gemeinsam den Diskussionsprozess und die Argumente der Hüte. Dafür werden die Rollen abgelegt. Sie bewerten nun die einzelnen Ergebnisse mit Blick auf den Diskussionsgegenstand. Besonderes Augenmerk gilt dem grünen Hut. Hier liegt das kreative Potenzial, hier können ungewöhnliche Alternativen sichtbar werden. Die Spielleitung begleitet diesen Prozess. LEITFRAGEN ALLGEMEIN:  Wie verlief die Diskussion?  Konntet Ihr eigene Argumente einbringen?  Wie gingen die Diskutierenden mit dem Wechsel um?  Haben die Hüte rollengerecht argumentiert? LEITFRAGEN INHALTLICH  Seid ihr mit dem Ergebnis der Debatte zufrieden?  Wurden Antworten auf das Thema/ die Ausgangsfrage gefunden?  Hat das Ergebnis Auswirkungen auf bestimmte gesellschaftliche Gruppen?  Wurden Alternativen zum Ausgangs- problem aufgezeigt und lassen sich diese in die Realität umsetzen?  Welche gefundene Alternative würdet ihr bevorzugen?  Was müsste gegebenenfalls im aktuellen politischen System geändert werden?

ACHTUNG STOLPERSTEIN! Je nach Ergebnislage ist hier die Spielleitung gefragt. Sie sollte nach der Realisierbarkeit von gefundenen Alternativen fragen und mögliche Konsequenzen für bestimmte Gruppen aufzeigen; auch einseitige oder populistische Aussagen sind kritisch zu hinterfragen. TIPP Die Teilnehmenden des Innenkreises setzen ihre Hüte ab. Die Raumgestaltung wird zu einem großen Stuhlkreis verändert. Die Metaplankarten mit den Diskussionsergebnissen können in die Mitte gelegt oder an einer Pinnwand für alle sichtbar visualisiert werden. Zur Reflexion empfiehlt es sich, die Arbeitshilfe Charakter der sechs Hüte mit einzubeziehen.

Der Modul-Baustein Reparatur-Kit bietet den Teilnehmenden eine Alternative zum linearen und rationalen Denken. Sind die Rollen der Hüte und die jeweilige Perspektive internalisiert, ergibt sich eine lebhafte und konstruktive Diskussion. Wichtig dabei: die klare und deutliche Formulierung des Problemgegenstandes. Alle Teilnehmenden müssen sich mit den Diskussionsgrundlagen weitgehend identifizieren können. Nachdem die ersten Argumente ausgetauscht wurden, ist es nicht untypisch, dass die Diskussion ins Stocken gerät. Eine besondere Rolle kommt hier dem blauen Hut zu, der durch gezieltes Nachfragen den Prozess erneut anregen kann. Auch die Anleitenden können gegebenenfalls Außenstehende ermuntern, sich in die Diskussion einzuschalten. Am Ende der Diskussion, nachdem alle Hüte ihre Argumente geäußert haben und die Ergebnisse präsentiert wurden, muss nicht zwangsläufig Konsens in der Gruppe herrschen oder eine konkrete Problemlösungen benannt worden sein. Die Komplexität von politischen Prozessen in pluralistischen Demokratien erlauben verschiedene Wege.

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ARBEITSBLÄTTER Kopiervorlagen Charakteristik der sechs Hüte Fallbeispiel 1+2 Faltanleitung Hut CD-Rom alle Arbeitsblätter

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CHARAKTERISTIK DER SECHS HÜTE

CHARAKTERISTIK

HUT

BEISPIELE

Zahlen, Daten, Fakten Einführung ins Thema  Leitfrage: Was ist tatsächlich zum jeweiligen Problem bekannt? 

SACHLICHE PERSPEKTIVE

Intuitionen, Meinungen, Empfindungen „ „ Äußerung von subjektivem Bauchgefühl ohne „falsch oder „richtig  Leitfrage: Was kann man empfehlen? 

EMOTIONALE PERSPEKTIVE

ablehnende Aspekte, Gefahren, Nachteile emotionslose Schilderung von negativen Aspekten und Zukunftsaussichten  Leitfrage: Welche Nachteile hat diese Entscheidung und wer ist davon betroffen? 

NEGATIVE PERSPEKTIVE

bejahende Aspekte, Nutzen, Vorteile Formulierung erstrebenswerter realistischer Chancen  Leitfrage: Welche Vorteile hat diese Entscheidung und welche Gruppe profitiert davon? 

POSITIVE PERSPEKTIVE

Alternativen, Wünsche, Visionen „ „ Beschreibung fantasievoller Alternativen ohne „falsch oder „richtig  Leitfrage: Was würden wir tun, wenn alles möglich wäre? 

KREATIVE PERSPEKTIVE

Zusammenfassung, Planung, Moderation Struktur der Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse  Leitfrage: Zu welchem Ergebnis kommen wir? Wie gehen wir weiter vor? 

DISTANZIERTE PERSPEKTIVE


FALLBEISPIEL 1 FEHLENDE PARTIZIPATIONSMÖGLICHKEITEN: VOLKSINITIATIVEN, VOLKSBEGEHREN ODER VOLKSENTSCHEIDE

CHARAKTERISTIK

HUT

ARGUMENTE Volksbegehren, Volksentscheide ...

SACHLICHE PERSPEKTIVE

... sind in Deutschland uneinheitlich geregelt, unterschiedlich häufig genutzt bzw. unbekannt. ... werden auf Bundesebene zur Neugliederung des Bundesgebiets oder zur Ablösung des Grundgesetzes durch eine Verfassung verwendet. ... unterscheiden sich auf Länderebene. ... finden in Bayern die häufigsten Anwendungen. ... sind im Saarland sehr eingeschränkt und werden daher kaum angewendet. ... kommen eher auf kommunaler Ebene vor. ... können auch als Bürger_innenbegehren oder Bürger_innenentscheid erfolgen.

Volksbegehren, Volksentscheide ... EMOTIONALE PERSPEKTIVE

... bekämpfen meine Angst, dass die Interessen des Volkes überhaupt nicht mehr beachtet werden. ... führen dazu, dass die Politik endlich meine Wünsche umsetzt. ... lassen meine Stimme wieder wichtig werden. ... rauben mir die Zeit, mich mit anderen Dingen zu beschäftigen. ... machen aus dem Staat eine wahre Demokratie. ... holen mich auch nicht von meiner Couch runter. ... laden die ganze Verantwortung auf mich ab, ohne dass ich dafür Geld sehe.

Gegen Volksbegehren, Volksentscheide spricht... NEGATIVE PERSPEKTIVE

1/2 FALLBEISPIEL 1

... dass dadurch politische Prozesse viel langsamer werden. ... dass dadurch politische Prozesse sehr viel teurer werden. ... dass dadurch Politiker_innen keine Verantwortung mehr tragen müssen. ... dass wir jede Wochen eine andere Regierung haben. ... dass die Wirtschaft kein Vertrauen in die Politik gewinnt.


CHARAKTERISTIK

HUT

ARGUMENTE Für Volksbegehren, Volksentscheide spricht, ...

POSITIVE PERSPEKTIVE

... dass damit die Bürger_innen wieder stärker an die Demokratie glauben. ... dass die Bürger_innen bei jedem politischen Problem immer eine Wahl haben. ... dass die Kompetenz der Bürger_innen einfließen kann. ... dass eine Gesellschaft entsteht, die informiert ist und verantwortungsvoll für ihre Zukunft eintritt. ... dass man bereits online in einer Petition auf Probleme aufmerksam machen kann.

jede(r) Bürger_in soll das Recht und die Pflicht zur Volksabstimmung haben die Bürger_innen könnten mit finanziellen Anreizen gelockt werden  es könnte ein Bonuspunktesystem für die Beteiligung eingeführt werden  Volksentscheide lassen sich über Computer und Internet an jedem Ort der Welt verwirklichen. Eine Volksversammlung über das Internet ist möglich!  eine App für das Smartphone würde ausreichen 

KREATIVE PERSPEKTIVE

Gibt es noch zusätzliche Pro- und Contraargumente? Wir müssen bei einem Hut noch einmal nachfragen.  Wir sollten noch weitere Meinungen einbeziehen.  folgende Hauptargumente wurden deutlich:  Wir haben folgendes Ergebnis: 

DISTANZIERTE PERSPEKTIVE

2/2 FALLBEISPIEL 1


FALLBEISPIEL 2 FEHLENDE REGIERUNGSKONTROLLE: DIE REGIERUNG TRIFFT DIE POLITISCHEN ENTSCHEIDUNGEN OHNE ABSTIMMUNG MIT ANDEREN AKTEUR_INNEN.

CHARAKTERISTIK

HUT

ARGUMENTE Regierungskontrolle...

SACHLICHE PERSPEKTIVE

... fördert eine Opposition, die sich frei entfalten kann. ... fördert eine Opposition, die am politischen Entscheidungsprozess beteiligt ist. ... räumt der Opposition die Möglichkeit ein, Akten einzusehen oder von der Regierung Auskünfte einzufordern. ... erlaubt dem Bundesrat in einigen Angelegenheiten, gegen die Entscheidungen der Regierungsmehrheit im Bundestag ein Veto einzulegen.

Fehlende Regierungskontrolle... EMOTIONALE PERSPEKTIVE

... führt bei mir zu der Angst, dass alles in Hinterzimmern entschieden wird. ... zeigt, dass meine Meinung keine Rolle spielt. ... ist egal, da die Politiker_innen doch eh niemand versteht. ... weckt bei mir die Befürchtung, dass das Grundgesetz ausgehebelt werden könnte. ... schürt bei mir die Angst vor Bevormundung und weniger Freiheit aufgrund einer Verschärfung der Gesetze.

Gegen eine stärkere Regierungskontrolle spricht... NEGATIVE PERSPEKTIVE

1/2 FALLBEISPIEL 2

... dass damit alle Entscheidungen, die getroffen werden, immer wieder hinterfragt werden ... und so der politische Fortschritt zum Stillstand kommt. ... dass eine vernetzte Welt schnelle Entscheidungen benötigt. ... dass spontane Reaktionsmöglichkeiten der Regierung verloren gehen. ... dass die Wirtschaft sich nicht mehr auf die Politik verlassen kann.


CHARAKTERISTIK

HUT

ARGUMENTE Für effektivere Regierungskontrolle spricht...

POSITIVE PERSPEKTIVE

... dass Minderheiten und deren Interessen geschützt werden. ... dass die Bürger_innen stets über das Handeln der Regierung informiert sind. ... dass willkürliche Entscheidungen durch die Regierung vermieden werden. ... dass sich eine starke und pluralistische Opposition in der Gesellschaft entwickelt. ... die besten Entscheidungen im Diskurs entstehen.

Regierungskontrolle kann bedeuten, ... KREATIVE PERSPEKTIVE

... dass Regierungsdokumente für alle zugänglich sind, damit alle Bürger_innen wissen, was die Volksvertreter mit ihren Geldern beschließen. ... dass Regierungswechsel jährlich stattfinden, sodass alle Interessen der Gesellschaft berücksichtigt werden. ... dass nicht nur Staatsbürger_innen, sondern alle Menschen, die sich in einem Land aufhalten, die Regierung überwachen. ... dass die Medien freien Zugang zu allen Sitzungen des Parlaments und der Regierung bekommen, damit diese immer darüber berichten können. ... dass kleinere selbstverwaltete Entscheidungsgremien geschaffen werden, um Transparenz zu gewährleisten.

DISTANZIERTE PERSPEKTIVE

Gibt es noch zusätzliche Pro- und Kontraargumente?

2/2 FALLBEISPIEL 2

... Wir müssen bei einem Hut noch einmal nachfragen. ... Wir sollten noch weitere Meinungen einbeziehen. ... folgende Hauptargumente wurden deutlich ... ... wir haben folgendes Ergebnis ...


FALTANLEITUNG HUT

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NOTIZEN


NOTIZEN


M U S S E R IMP

Produkt: Material- und Methodenkoffer zum Thema Ordnung Copyright: 2012 Stiftung Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar / Projekt Demokratische Kompetenzen im Diskurs entwickeln

Die Verwertung der Texte, Grafiken und Objekte ist ohne Zustimmung der Urheber rechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen. Entwicklung und Umsetzung: Miriam Beier Karin Schreibeis | Christian-Friedrich Lohe | Frank Hofmann Gestaltung: neongrau. | www.neongrau.eu Konzeption: Ingo Seifert Druck + Produktion: pigmentpol, Dresden Besuchen Sie uns im Internet: www.demokratie-scouts.de www.ejbweimar.de

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EJBW Stiftung Europ채ische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsst채tte Weimar Jenaer Str. 2/4 D-99425 Weimar +49 (0) 3643 827-0 kontakt@ejbweimar.de www.ejbweimar.de


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