14 aug namib times e edition

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NAMIB TIMES 19

14 AUGUST 2015

An der Atlantikküste,in der Namibwüste Callista Gebser und das Haus in Wlotzkasbaken

Folge 2 von 3 (Swakopmund (sk) Callista Mühlbach (geb. Gebser), die heute als 87jährige in der Prinzession-Rupprecht-Residenz lebt, erinnert sich an ihre Kindheit in Maltahöhe, wo ihr Vater Hans einen Store betrieb. Dort gab es alles, was ein Farmer so braucht, sogar Benzin, das mit einer Schwengelpumpe abgezapft wurde. Callista und ihre Geschwister wogen Zucker und Maismehl in Tüten ab. Mutter Anna (geb. Stelzmann) nähte Puppenkleider nach Schnittmuster. Etwa 1935 beschlossen Anna und Hans Gebser, die Farm Nudupsdrift zu kaufen, die ihnen von der Verwaltung von Maltahöhe wegen der schlechten, trockenen Lage für einen Spottpreis von 1000 Pfund angeboten worden war. Anna machte sich mit

Callista Mühlbachs Vater: Der 1891 geborene und in Hamburg aufgewachsene Hans Gebser hat sich bereits als junger Mann von etwa 17 Jahren ohne das Wissen seiner Eltern als Küchenjunge in der Kombüse eines Schiffes anheuern lassen, bevor er in Südwestafrika landete. Dort ist er als Koch mit einer Filmgesellschaft auf einem Ochsenwagen zum Okavango getreckt, bevor er seine erste Stelle als Koch und Konditor in einem Hotel in Lüderitz antrat. Vor 1928 betrieb er auch ein Geschäft in Maltahöhe, später dann die Farm Nutupsdrift. Er war passionierter Jäger und Maler. Foto: Privat!

Das von Hans Gebser 1942 erbaute Haus in Wlotzkasbaken im Jahre 1949. Jeder Balken, jede Latte wurde mühevoll mit der Hand zurechtgesägt, und die Türen und Tore dieses Häuschens sind in der Verschlusstechnik eine derartige Meisterleistung, dass es dort bis heute keinen Einbruch gab. Das Haus aus Holz und grüner Dachpappe mit einer Garage, Wohnzimmer und zwei Schlafzimmern war die Seligkeit der Familie Gebser. Es gab sogar ein Plumpsklo mit Sicht aufs Meer, den sg.Thron! Das Häuschen, oder Schlösschen, wie Callista es nennt, existiert noch heute und befindet sich im Besitz von Callista Mühlbachs Tochter und Hans Gebsers Enkelin Dorothea Jooste. Malerei: Privat!-

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einer Wünschelrute ans Werk und fand tatsächlich eine Stelle, die in 20 m Tiefe Wasser hatte. Der erste Windmotor wurde aufgestellt....es folgte ein Haus. Um die gleiche Zeit ließ sich Hans Gebser von Albert Maraun (1882-1957) einen Ochsenwagen mit einer Nutzlast von fünf Tonnen für den Bau der Farmgebäude auf Nudupsdrift bauen. Heute steht dieser Wagen restauriert am Maltahöhe Hotel. Der Name Nudupsdrift ist abgeleitet von dem dortigen Rivier Hutup. Irgendein Beamter hatte dem Whisky mehr Aufmerksamkeit geschenkt als der Orthographie, und so wurde aus Hutupsdrift Nudupsdrift offiziell eingetragen. Die drei Töchter der Gebsers (Callista, Lindi und Lotti) konnten das Farmleben nur in den Ferien genießen. Sie besuchten in den 30iger Jahren die Schule in Gibeon, bevor diese wegen dem zunehmenden Einfluss der deutschen Nationalsozialisten geschlossen wurde. Danach ging es nach Windhoek an das Convent of the Holy Cross. Zum Glück gab es Schulferien. Von der Farm aus fuhren die Gebsers dann öfter mit einem Chevrolet Laster nach Wlotzka, um ihren Urlaub am Meer zu verbringen - zuerst in einem Zelt, und dann in einem von Hans Gebser erbauten Haus, das neben der kleinen Lehmhütte von dem alten Wlotzka sowie den Domizilen von Adam Risser und Dr. Leitner zu den ersten Wlotzka-Häusern gehörte...... Fortsetzung folgt!

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Locker vom Hocker Dekadenz!

Liebe Küstenleser! Während in weiten Teilen unserer bewohnten Erde Hungersnot herrscht, sieht man auf ihrer besseren, nämlich ,,betuchten” Seite ein noch hässlicheres Gesicht: das Wettessen. Ein zu wenig an Nahrungsmitteln entspringt nämlich in den meisten Fällen nicht dem eigenen Wunsch des betrof-

heitssystem eines Staates. Immer wieder wird von Verletzten oder Toten bei diesen Fressorgien berichtet. So starb in Deerfield Beach, Florida, USA der 32-jährige Edward Archbold nach einem K a k e r l a k e n - We t t essen. Ein Ukrainer bezahlte seinen Sieg bei einem WarenikiWettessen mit dem Le-

men mit fetter Pute zu Weihnachten oder einen Osterfrühstückstisch, der sich vor Schokolade und anderen Osterleckereien biegt. Wenn aber der

Hotdog-Wettessen in einer übersättigten Gesellschaft in den USA. fenen Menschen, während die Teilnahme an Wettessen bewusst gewollt ist. Als Wettessen bezeichnet man, nach Wikipedia, einen Wettbewerb zwischen zwei oder mehr Teilnehmern, die in einer bestimmten Zeit möglichst viel von den ihnen vorgesetzten Speisen verzehren müssen (bzw. wollen - das füge ich hier hinzu!) In der finnischen Stadt Akaa wurde beispielsweise 2005 die Weltmeisterschaft im Mämmi-Wettessen ausgetragen. Mämmi ist ein Brei, der aus Roggenschmalz hergestellt und traditionell zur Osterzeit verzehrt wird. In dem slowakischen Ort Turecká wird jährlich ein BrimsennockenFestival veranstaltet, zu dem beispielsweise gleichfalls ein Wettessen gehört. In den USA wird jedes Jahr zum Independence Day das Internationale Hot-Dog-Wettessen in New York ausgetragen . Ein einziges Eigenschaftswort genügt, um mein Gefühl zu dieser Fresserei zu beschreiben: ekelhaft! Die Völlerei - wenn Teilnehmer dieser widerlichen Wettbewerbe Unmengen von Nahrungsmitteln verschlingen - , ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht aller Menschen, die ungewollt hungern müssen. Sie belastet außerdem das Gesund-

ben. Der 77-jährige Gewinner fiel nach dem Turnier zu Boden und starb offenbar an Organversagen. Nun, ich habe hier nicht das geringste Mitleid, sondern bin lediglich besorgt über die Einstellung, die diese Fressmaschinen zu kostbaren Lebensmitteln haben. Mir ist es völlig egal, ob der Massenkonsum von Esswaren Kreislaufkollapse, Nierenversa-

Hungerndes Kind. (Käthe Kollwitz) gen oder Magengeschwürverletzungen zur Folge hat oder das gesamte Verdauungssystem geschädigt wird. Ich bin lediglich bekümmert um die Belastung von Krankenkassen und die Plünderung unserer wertvollen Nahrungsressourcn durch Zweibeiner, die nicht Maß halten können. Ich habe wirklich nichts gegen ein sporadisches Schlem-

,,König des Magens”, P i n Yi z h o n g , 4 0 Schüsseln Nudeln innerhalb von 15 Minuten in sich hineinschaufelt und anschließend als Nachtisch noch einen Teller lebender Würmer vertilgt, dann möchte ich mich an seiner Stelle übergeben: einmal deshalb, weil zum Beispiel zehn Jahre vor Pans Geburt 45 Millionen Menschen in den Hungersnöten nach Mao Zedongs Industrialisierungskampagne starben, zum anderen wegen Pans Einstellung zu dem wertvollen Gut Essen, die ich absolut nicht nachvollziehen kann, vor allem wenn man seinen Hintergrund ein wenig kennt. Der berühmteste Wettesser Chinas hat als Kind die Essenreste seines Lehrers vertilgt und wuchs in der Planwirtschaft auf, wo es gutes Essen und Fleisch nur zu besonderen Gelegenheiten gab. Ich muss gerade wieder an die ergreifende Szene aus dem Kriegsfilm ,Der Pianist’ denken, als der polnische Musiker und seine drei Familienmitglieder sich einen im Gefangenenlager teuer erkauften Bonbon teilen, indem sie ihn in vier winzige Stückchen schneiden. Das Bild lässt mich nicht los! Ihre Susann Kinghorn


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