Lucys Rausch Nr. 14

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HANF ETHNOBOTANIK KULTUR WISSENSCHAFT Das Magazin für psychoaktive Kultur Forum für veränderte Bewusstseinszustände Nr. 14 November 2022 Fr. 18.50 | € (D) 14,80 | € (A) 15,30 Psychoaktive Pilze  Psilocybin vs. Antidepressiva  Fliegenpilz-Rituale  Merlin Sheldrake im Interview Räuchern im Schamanismus Cannabis und Spiritualität Psychedelische Ritualmusik In memoriam Christian Rätsch 1957–2022

Auf meinen ausgedehnten Reisen in allen Kontinenten habe ich immer wieder beobachten können, dass Menschen aller Kulturen, aller sozialen Schichten, aller Religionen und Hautfarben psychoaktive Pflanzen oder psychoaktive Produkte konsumieren. Warum nehmen Menschen psychoaktive Substanzen ein? – Weil ein Grundbedürfnis nach Berauschung, Ekstase, seligem Schlaf, Erkenntnis und Erleuchtung in unseren Genen festgeschrieben ist.

Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen (1998), Seite 7

Foto: merlinsheldrake.com
Im Gespräch mit Merlin Sheldrake
Seite 42
Foto: Adobe Stock
Psychedelisches Cannabis Seite 70
Foto:
Roger Liggenstorfer

Tanz mit dem Fliegenpilz

Der
Seite 60
Luke Brown: Cosmic Circus
(2020)
Begegnungen mit DMT-Wesen Seite 28

Crumb

Räucherpraxis

10 Lucys Rausch Nr. 14 13 Editorial Markus Berger 21 Alles bepilzt oder was... Klartext von Roger Liggenstorfer 27 Magic Mushroom Social Clubs Coustos Psychedelikatessen KULTUR 46 Robert
Die Wahrheit über Sex & Drugs Claudia Müller-Ebeling 52 Odilon Redon: Œil-Ballon Claudia Müller-Ebeling 68 Psychonauten II Ausstellung im Museum HR Giger Christine Heidrich CANNABIS 70 Psychedelisches Cannabis Heilung und Spiritualität Daniel McQueen 90 Guerilla-Anbau in Innenräume n Homegrowing ohne Hightech Chuck Lore ETHNOBOTANIK 78 Schamanische
Anwendungszwecke und Räucherstoffe Kevin Johann WISSENSCHAFT 28 Begegnungen mit DMT-Wesen David Jay Brown 96 Peaks und Plateaus Musik in der psychedelischen Therapie Dirk Netter 100 Neue psychedelische Trips in der Musik Christian Rätsch INHALT
11 42 Psilocybin wirkt als Lockmittel Merlin Sheldrake im Gespräch Markus Berger und Roger Liggenstorfer 60 Der Tanz der Fliegenpilze Wie Amanita-Rituale unser Leben bereichern können Amanita Dreamer 105 Antidepressiva vs. Zauberpilze Torsten Passie INHALT 34 In memoriam Christian Rätsch Claudia Müller-Ebeling, Roger Liggenstorfer, Markus Berger u.a. 41 Nachruf Ann Shulgin Zum Tod der Psychonautin 54 Drogen auf Reisen Teil 7: Der Abend vor der Finsternis Stefan Haag 102 Das Tor zu Ayahuasca Bewusstseinstourismus R. Leutwiler 112 miraculix – Teste deine Drogen Felix Blei RUBRIKEN 15 Lucys Mix 19 Lucys Agenda 22 Psychoactive Science News 85 Lucys Mediathek Bücher und Filme 116 Eleusis kompakt 118 Impressum SCHWERPUNKT Psychoaktive Pilze
Wir möchten, dass alle sich leisten können. Und so geht‘s: Du bezahlst so viel, wie Du kannst! St u d i e re n d e u n d we n i g Ve rd i e n e n d e . . . ... bezahlen den Minimalpreis* S u p p o r te r i n n e n u n d S u p p o r te r . . . ... bezahlen für ihr Abo ab € 110.–/Fr. 120.– bis € 999.– /Fr. 1111.–Mit vielen Goodies, Rabatten & Überraschungen! Damit helft ihr allen, die sich ein Abo sonst nicht leisten könnten. Und ihr tragt aktiv dazu bei, die Zukunft von zu sichern. Im Namen der magischen Pilze und aller anderen Substanzen, die uns beflügeln: herzlichen Dank! Eure Lucys-Redaktion * Mindestpreis für 4 Ausgaben: € 36.– | Fr. 40.–, damit wir unsere Produktions- und Druckkosten decken können. Abo lucys-magazin.com/abo

R.I.P. Christian Rätsch

Das Jahr 2022 hat es in sich. Erst wächst sich die Ukraine-Krise zu einem verheerenden Krieg aus, der über das lokale Kriegsgeschehen hin aus globalen Schaden verursacht, dessen Ausmaß noch nicht abzusehen ist. Die daraus entstandene Mangel situation belastet zahlreiche Menschen in allen Län dern – ob privat oder geschäftlich. Auch Verlagshäuser bleiben nicht von den Auswirkungen des Kriegs ver schont: neben steigenden Energie-, Logistik- und Papierpreisen vor allem da durch, dass die Menschen in diesen unsicheren Zeiten ihr Geld lieber für Heizmaterialien, Lebensmittel, Strom und Kraft stoff sparen und auf den Erwerb von Luxusartikeln verzichten. Und dazu gehören eben Bücher, Zeitschriften und andere Kul turgüter. Auch der Nachtschatten Verlag ist von dieser Entwicklung betroffen und wirtschaftet seit Monaten unterhalb der notwendigen Umsatzgrenze.

Für die vorliegende Nummer unseres Magazins haben wir als Schwerpunktthema die psychotropen Pilze auserkoren. Dieses schöne Sujet wird nun aller dings von einem zutiefst traurigen und unfassbaren Ereignis überschattet, denn am 17. September ist unser Freund, Kollege und Hausautor Christian Rätsch uner wartet und viel zu früh am Aufbrechen eines unent deckten und somit unbehandelten Magengeschwürs gestorben. Mit nur 65 Jahren – und nur zwei Tage, nach dem er allein die Buchvernissage unseres gemeinsa men Werks Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen Band 2 in Solothurn hatte bestreiten müssen, weil ich reiseunfähig darniederlag. Zu einem gemeinsamen Anstoßen auf das Erscheinen unseres Opus kam es nicht mehr. Nicht nur aus diesem Grund ist Lucys Rausch Nr.

14 dem Leben und Wirken des großen Ethnopharma kologen gewidmet – mehr dazu im Nachruf auf unseren Weggefährten ab Seite 34. Ebenfalls verstorben, aller dings bereits im Juni, ist die US-Forscherin und Thera peutin Ann Shulgin, Lebens- und Forschungspartnerin von Alexander «Sasha» Shulgin. Ann wurde 91 Jahre alt; unser Nachruf findet sich auf Seite 41.

Trotzdem gibt es auch Erfreuliches im Zusam menhang mit unserer neuen Ausgabe. So freue ich mich sehr, dass Merlin Sheldrake, der Sohn des bekannten Biologen Rupert Sheldrake, uns für ein Interview zum Thema Pilze zur Verfügung stand. Sein Buch Ver wobenes Leben legt wissenschaft lich fundiert die lebensspen dende Funktion der fungalen Organismen auf dem Planeten dar. Torsten Passie befasst sich in seinem Beitrag mit dem antidepressiven Potenzial des Pilzwirkstoffs Psi locybin, bei dem es sich übrigens um eine DMT-Form handelt (4-HO-DMT). Der US-amerikanische Autor David Jay Brown – ein Urgestein der psychedelischen Bewegung, der schon als junger Mann in engem Kon takt mit Timothy Leary stand – hat ebenfalls einen Arti kel beigesteuert, und zwar zur Phänomenologie der Begegnung mit «DMT-Wesenheiten», also mit Lebens formen im geistigen Raum, mit denen man nach der Einnahme einer ausreichenden Menge von N,N-DMT in Kontakt und Austausch treten kann. David arbeitet zurzeit an einem Buch zu diesem Thema, das 2023 in den USA erscheinen wird.

Ich wünsche erhellende und gemütliche Stun den der anregenden Lektüre mit Lucys Rausch und einen angenehmen, psychoaktiven Winter und Jahres wechsel.

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Foto:Elfriede Liebenow Markus Berger ist Drogenforscher, Autor zahlreicher Bücher und Chefredakteur von Lucys Rausch. EDITORIAL von Markus Berger
Ein schönes Sujet wird nun von einem zutiefst traurigen und unfassbaren Ereignis überschattet.
Zurich, Halle 622 12 – 14 May 2023 THE HEMP FAIR www.cannatrade.ch

MIX

Deutschland: Cannabis wird legalisiert Hanfverband präsentiert Konzept mit Eckpunkten

Wie in Lucys Rausch Nr. 13 berichtet, plant die deutsche Ampelkoalition, Cannabis noch in dieser Legislatur periode zu legalisieren. Der Deutsche Hanfverband (DHV) hat für die praktische Umsetzung ein Konzept mit Eckpunkten entwickelt. Eine Übersicht der wichtigsten Punkte haben wir hier zusammenge fasst.

Keine Obergrenzen

Für Alkoholbesitz gibt es auch keine Obergrenze, weshalb der DHV eine Beschränkung von Cannabis-Mengen zum privaten Gebrauch für nicht sinnvoll erachtet. Auch die Weitergabe und das Verschenken von Cannabis und seinen Produkten sollten nicht illegal sein, solange kein Profit daraus gezogen wird.

Qualifikation des Fachpersonals

Fachpersonal in offiziellen Cannabis abgabestellen sollte in Schulungen und Workshops auf den Verkauf von Cannabis(-Produkten) vorbereitet werden und mit einem entsprechen den Sachkunde-Nchweis ausgezeich net sein. Geschult werden sollten in diesem Zuge außerdem folgende Kenntnisse:

Sortenauswahl

Konsumformen und Dosierungen

rechtliche Rahmenbedingungen

akute Wirkungen und Neben wirkungen

Risiken des Konsums

ErsterHilfe bei Überdosierungen

Safer-Use-Beratung

Wichtigkeit von Kenntnissen über lokale Anlaufstellen, Notfallnummern etc.

Außerdem sollten Verkäuferinnen und Verkäufer Bescheid wissen über

die grundsätzliche Wirkweise von Cannabis über das

Bald legal in Haus und Garten: Eine Besitz-Obergrenze für den Eigenanbau ist im Rahmen der DHV-Eckpunkte nicht vorgesehen.

Jugendschutz

Produkte, die THC enthalten, sollten bei Außer-Haus-Verkauf mit einem kindersicheren Verschluss versehen werden. Psychoaktive Edibles sollten entsprechend deklariert werden, sodass eine Verwechs lungsgefahr mit normalen Süßigkeiten ausgeschlossen werden kann. Außerdem soll nur der kommerzielle Verkauf mit Gewinnab zielungs absicht an Jugendli che bestraft werden.

Endocannabinoidsystem bzw. die Cannabinoidrezeptoren

medizinische Anwendungs bereiche

verschiedene Wirkweisen bei Variationen von Terpenprofilen und Cannabinoidanteilen

Cannabiskultivierung

die Kulturgeschichte rund um Hanf

Produktregulierung und Mischkonsum

Der DHV positioniert sich nicht mehr zu der Frage, ob Mischprodukte (Cannabisbier, vorgedrehte Tabak zigaretten mit Cannabis usw.) erlaubt oder verboten sein sollten. Obwohl der Hanfverband besonders den Tabakprodukten skeptisch gegen überstand, überarbeitete er seine Position zu diesem Punkt nach reichhaltigem Feedback aus der Community.

Dazu meint der DHV: «Ledig lich der kommerzielle Verkauf von Cannabis an Jugendliche mit Gewinnerzielungsabsicht, die Weitergabe an Kinder oder die Weitergabe aus niederem Beweggrund sollten bestraft werden. Wenn 18-Jährige ihren 17-jährigen Freunden Cannabis abgeben oder Eltern ihre 16-jährigen Kinder gelegentlich unter Aufsicht mit konsumieren lassen, sollte das analog zu Alkohol nicht bestraft werden.»

Eine Besitz-Obergrenze für den Eigenanbau ist im Rahmen der Eckpunkte nicht vorgesehen. Sollte der Gesetzgeber eine Eigenan bau-Grenze einführen wollen, so sollte diese den Anbau von mindes tens zehn weiblichen Pflanzen legalisieren. Eine formlose Meldung des Eigenanbaus beim Zoll analog zum privaten Bierbrauen ist für den DHV ebenfalls vorstellbar.

In den angepassten und aktualisier ten Eckpunkten finden sich weiterhin Reform-Forderungen für die strafrechtliche Verfolgung im Straßen verkehr und die Führerscheingesetz gebung, die Produktion und den Import, die Besteuerung sowie für eine Amnestie-Regelung für straffällig Gewordene. (mib) www.hanfverband.de

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MIX

Schweiz: Legales Gras per Modellversuch

Schon oft wurde in der Eidgenos senschaft über Modellprojekte diskutiert, aber am 15. September 2022 war es endlich soweit: Bürgerinnen und Bürger der Stadt Basel konnten in Apotheken legal Cannabis erwerben. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hatte das Okay für diesen Modellversuch gegeben, um einen Einblick in die »Canna bis-Szene« gewinnen zu können. Dazu meinte die Basler Suchtfachfrau Regine Steinauer im Gespräch mit euronews.com: «Wir haben keine Kontrolle über die Qualität der Cannabis-Pro dukte, wir haben keinen Kontakt zu den Konsumenten. Der Schwarzmarkt boomt. Die Situation ist in der Tat sehr unbefriedigend. Und eine Reaktion darauf muss erfolgen. Unsere erste Forschungsfrage ist, ob sich der Konsum verändert. Ob mehr, weniger oder gleich viel konsumiert wird. Und wir untersuchen auch, ob sich die

psychische Befindlichkeit und die körperliche Gesundheit verän dert bei Konsum von Cannabis aus den Apotheken.»

Im Kanton Aargau wurden Felder mit potentem THC-Hanf kultiviert, um diesen dann an erste Teilnehmer des Modellver suchs verkaufen zu können. Ohne Anmeldung ging das allerdings nicht: Käuferinnen und Käufer mussten sich rechtzeitig beim BAG melden, um beim Projekt mitmachen zu dürfen. Die Teilnehmerzahl ist auf 400 Personen begrenzt. Das Experi ment soll zweieinhalb Jahre

dauern, dann will das BAG die Ergebnisse des Versuchs prüfen.

Nachdem am 1. August 2022 (dem Schweizer Nationalfeiertag) bereits die ärztliche Verschrei bung von Medizinalcannabis in der Schweiz eingeführt worden war, folgt mit dem Basler Modellprojekt der nächste Schritt in Richtung Entkriminalisierung bzw. Legalisierung. Solche Pilotversuche können bald in jeder grösseren Stadt der Schweiz umgesetzt werden. Aktuell sind um die 10 Städte startbereit. www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/ sucht-und-gesundheit/cannabis/pilotprojekte.html

Die deutsche Bundesregierung will 1V-LSD verbieten – ein Derivat, das in Europa aktuell zu den wohl bekanntes ten noch legalen LSD-Formen gehört. Die Regierung reichte im Juli 2022 einen Verordnungsentwurf beim Bundesrat ein, der eine umfangreiche Erweiterung der Verbotsliste des Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetzes (NpSG) vorsieht.

Die Existenz von 1V-LSD beruht –wie das bei vielen solcher abgewandel ten LSD-Formen der Fall ist (z.B. 1Pund 1-cP-LSD) – auf der Illegalität der Originalsubstanz. Diese Stoffe werden also zumeist gezielt als legale LSD-Substitute entwickelt. Gibt der Bundesrat sein Ja zur Gesetzesände

rung, wäre auch 1V-LSD verboten. Die Bundesregierung wird dies höchst wahrscheinlich als einen «Erfolg» verbuchen, doch hier trügt der Schein: Egal, wie viele Derivate künftig auch verboten werden sollen; irgendwo sind tüftlerische Chemiker und Pharmako logen schon dabei, die nächste Formel zu synthetisieren, die noch nicht von BtMG (Betäubungsmittelgesetz) und NpSG erfasst ist. Wie immer schafft sich die Prohibition ihre eigenen Probleme mit der Hydra: Schneidet man den einen Hals einen Kopf kürzer, wachsen zwei nach.

Der Bundesdrogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert begrüßte diese prohibitiven Entwick

lungen. Für ihn sind Verkäufer der Substanz «skrupellos agierende Akteure des Drogenmarktes». Er warnt im Hinblick auf 1V-LSD-Konsum vor «unkalkulierbaren gesundheitlichen Gefahren», da es unerforscht sei und deshalb auch potenziell stärker wirken könne, als «normales» LSD.

Brandt, S.D., Kavanagh, P.V., Westphal, F., Pulver, B., Morton, K., Stratford, A., Dowling, G., Halberstadt, A.L. (2022) Return of the lysergamides. Part VII: Analytical and behavioural characterization of 1-valeroyl-d-lysergic acid diethylamide (1V-LSD), Drug Test Anal. 14(4): 733-740.

1V-LSD ist die Abkürzung für 1-Valeroyl-D-Lyserg säurediethylamid (1-Valeryl-LSD, 1-Pentanoyl-LSD, 1-V-LSD, «Valerie») «und könnte als ein höheres Homolog von ALD-52, 1P-LSD und 1B-LSD angesehen werden» (Brandt et al. 2022).

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1V-LSD: Ein Verbot soll kommen
Legales Cannabis aus kontrolliertem Anbau aus der Apotheke. Foto: iStock

MIX

Thailand: Psilocybin gegen Depressionen

Die thailändische Regierung strebt an, Psilocybin-Pilze als Arznei zur Behand lung von Depressionen zu untersuchen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass etwa 1,5 Millionen Thailänder:innen von depressiven Erkrankungen betroffen sind. Die thailändische Drogenkontrollbehörde wird zum Zweck der Studie mit der Universität der Stadt Khon Kaen zusammen arbeiten. Dort sollen Psilocybin-Pilze kultiviert werden, geplant ist außerdem eine Ausweitung des Projekts auf weitere Universitäten des Landes.

Sollten sich die Untersuchungen von Psilocybin als erfolgreich für die Therapie von behandlungsresistenten Depressionen erweisen, soll der Pilzwirkstoff aus der Kategorie 5 der thailändischen Betäubungsmittelverordnungen herausgenommen werden. Die Freigabe von Psilocybin bzw. Psilocybin produzierenden Pilzen könne eine wirtschaftliche Chance für den Landwirtschaftssektor des Landes bedeuten, wie der thailändische Justizminister Somsak Thepsuthin

erklärte. Da in der Vergangenheit eine fortschrittliche Gesundheitspolitik betrieben worden sei, könnte innerhalb weniger Jahre ein Rahmen für Anbau, Vertrieb und Verkauf von Psilocybin geschaffen werden.

Thailand ist das erste asiatische Land, das das therapeutische Potenzial psychedelischer Substanzen anerkennt und den Einsatz von Medikamenten auf Psilocybin-Basis ermöglicht.

Medizinalcannabis wurde bereits im Dezember 2018 entkriminalisiert, der persönliche Konsum im Jahr 2021. Auf thailändischen Inseln wie Koh Samui und Koh Phangan existieren schon seit Längerem Zentren für Psilocybin-unterstützte Psychothera pie, da das bisher geltende Verbot von der Regierung nicht durchgesetzt wird. John W. Allen, V. M. Bandala und Gastón Guzmán haben auf der beliebten Touristeninsel die Psilocybe-Art Psilocybe samuiensis entdeckt und beschrieben. Die Spezies enthält Psilocybin und Psilocin und kommt, außer in Thailand, auch in Kambodscha vor.

Gründung der Psychedelic Society Hamburg

Die Psychedelic Society Hamburg hat am 17. Juni mit Hilfe der Psychedelic Society Leipzig den ersten gemeinnützigen psyche delischen Verein Deutschlands gegründet. Der e.V. veranstaltet regelmäßige Events wie den Klönschnack (freies Treffen zum Kennenlernen, Austauschen und Vernetzen) und ein Integra tions-Event. «Wir wollen eine psychedelische Gemeinschaft etablieren und den Menschen einen geschützten Raum unter Gleichgesinnten bie ten. Wir wollen, dass Psychedelika erforscht und entstigmatisiert werden und dass die inakzeptable Drogenpolitik geändert wird, damit ein sicherer Einsatz im Freizeitbereich möglich ist bzw. das enorme Heilungspotenzial von Psychedelika der Menschheit wieder zur Verfügung steht (z.B. in Form von Psychedelika ge stützten Psychotherapien)! Daher stehen bei uns Safer Use und Auf klärung im Vordergrund.» (Aus der Pressemitteilung) www.psychedelic-society-hamburg.de

In memoriam Hans-Christian Ströbele

Der Jurist, Grünenpolitiker und ehemalige Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele (geboren am 7. Juni 1939) ist am 29. August 2022 in seiner Wohnung in Ber lin-Moabit nach einer längeren Krebserkrankung gestorben.

Insbesondere der Szene der Hanfaktivisten war der Politiker durch seinen Einsatz für eine menschlichere Drogenpolitik be kannt, denn er machte sich über viele Jahre dafür stark, dass Cannabis politisch und rechtlich neu bewertet, also entkriminalisiert bzw. le galisiert wird. Entertainer Stefan Raab bastelte zusam men mit Reggaemusiker Shaggy ein witziges Lied mit einem gesampelten Zitat Ströbeles und veröffentlichte es in seiner Sendung TV Total (Pro 7). «Gebt das Hanf

frei! Und zwar sofort!», hatte Hans-Christian Ströbele als Redner auf der Hanfparade 2002 gefordert, nachdem die Polizei harmlose Faserhanfpflanzen vom Paradewagen der Grünen Jugend beschlagnahmt hatte (die in Deutschland angebauten Pflanzen waren zuvor als Dekoration für die Hanfparade offi ziell genehmigt worden). Der Song war in den folgenden Monaten viel im Radio gespielt worden.

2018 verlieh der Deutsche Hanfver band (DHV) im Rahmen der Cannabis-Nor mal!-Konferenz Ströbele den Hanf-Adler für sein po litisches Engagement. Lucys-Autor Mathias Bröckers beschreibt in seinem Nachruf Hans-Christian Ströbele als ein «seltenes Kaliber in der deutschen Politik – Frie denskämpfer und Menschenfreund, einer der letzten seiner Art. Möge er in Frieden ruhen.»

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Psilocybe samuiensis.
Foto:
PD Foto:
bundestag.de

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Juicy Fields Cannabis-E-Growing: Ein Riesenbetrug um Millionen

Mit «E-Growing» reich werden: Diese Option bot eine Firma namens Juicy Fields ihren Anlegern in spe auf die Investition in virtuell verwaltete Medizinal cannabis-Pflanzen. Das Projekt startete 2020 als «Cannabis Crowdgrowing Plattform» in Berlin und versprach geradezu unverschämte Renditen von etwa 60 bis über 100 Prozent pro Jahr. Anlegen konnte jeder, ob Cannabis-Enthusiast oder nicht, und zwar zwischen 50 und 180 000 Euro. Der entsprechende Betrag konnte über das Bankkonto oder auch per Kryptowährung (Bitcoin & Co.) überwiesen werden. Den Investoren wurde verspro chen, dass das angelegte Geld für Anbau, Pflege, Ernte und Verkauf von medizinischem Hanf verwen det und die Gewinne unter den Anlegern ausge schüttet würden. Die gezogenen Pflanzen waren angeblich über virtuelle Gewächshäuser einsehbar, die Nutzer hätten auf Kauf und Verkauf des Materials Einfluss nehmen können. Ob es diese Pflanzen jemals gegeben hat, bleibt ungeklärt.

Dies sind Auswüchse des kapitalistischen Markts, wie sie zu erwarten waren, sobald Cannabis main streamfähig wird. Hunderttausende von Anlegern aus aller Welt sind dem Versprechen auf schnellen Reichtum auf den Leim gegangen. «Die Auszahlun gen der Gewinne liefen dabei lange reibungslos, wie Investoren (…) immer wieder versicherten. Viele Kleininvestoren prahlten mit ihren Renditen und pumpten dann häufig noch mehr Geld in das Unternehmen. Manche nahmen sogar Kredite auf. Juicy Fields setzte auf Social Marketing, engagierte Influencer, war omnipräsent auf Messen und steckte viel Geld in Werbung.» (dw.com)

Im Juli 2022 waren dann von heute auf morgen die Accounts von Juicy Fields nicht mehr einsehbar, ein Einloggen in die Benutzerkonten nicht mehr möglich. Etwa 500 000 Kunden guckten in die Röhre. Auch die Social-Media-Auftritte von Juicy Fields wurden vom Netz genommen. Derweil präsentierten sich Mitarbeiter der Firma auf Hanfmessen mit teuren Autos, etwa mit Lamborghinis, die das Juicy-Fields-Logo auf der Motorhaube trugen.

«Der mögliche Schaden könnte irgendwo zwischen einem zweistelligen Millionenbetrag und mehreren Milliarden Euro liegen. So schätzt eine

spanische Anwaltskanzlei, die dort nach eigenen Angaben mehr als 500 Betroffene vertritt, dass über die Crypto-Wallets von JuicyFields mehr als fünf Milliarden Euro liefen.» (vice.com)

Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleis tungsaufsicht (BaFin) hatte bereits im März 2022 eine Warnung vor Investitionen bei Juicy Fields veröffent licht. Zwei Monate später bescheinigte die spanische Finanzaufsichtsbehörde CNMV, dass das Unterneh men für Anlagegeschäfte nicht zugelassen sei. Und im Juni verbot die BaFin schließlich offiziell das von Juicy Fields in Deutschland betriebene Geschäft, weil das Unternehmen keinen Prospekt für seine Angebote herausgegeben und damit gegen das Gesetz verstoßen hatte. Der Hauptsitz der Firma Juicy Grow GmbH war zu diesem Zeitpunkt bereits von der deutschen Bundeshauptstadt nach Amsterdam verlegt und in Juicy Holdings B.V. umbenannt worden.

Wie die Deutsche Welle berichtete, weist der ehemalige CEO von Juicy Fields, Alan Glanse, jede Schuld von sich. Er sei weder für die Onlineplattform noch für das Finanzielle zuständig gewesen und von weiteren Drahtziehern nur benutzt worden.

Zurzeit beschäftigt sich die Berliner General staatsanwaltschaft mit dem Fall und ermittelt gegen das Unternehmen und dessen geschäftsführende Vorstände. Wie die Zeitschrift Finanztest und andere Medien berichten, hat die BaFin Zwangsgelder von einer Million Euro gegen Juicy Fields festgelegt: «Sie setzen sich aus jeweils 250 000 Euro zusammen, die sich auf die vier Pflanzen beziehen, die als Anlage angeboten wurden. Die Frist zur Zahlung lief am 21. Juli 2022 aus.» (test.de)

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Außen fix, innen nix: Juicy Fields. Foto: PD

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San Francisco entkriminalisiert Psychedelika

Am 6. September 2022 entschied das Board of Supervisors (Aufsichtsbe hörde) von San Francisco, den Besitz geringer Mengen diverser Psychedeli ka zu entkriminalisieren. Davon betroffen sind Ibogain (bis zu 15 Gramm), DMT (bis zu zwei Gramm), LSD (bis zu 0,01 Gramm, also bis zu 10 000 Mikrogramm), Psilocybin und Psilocin (jeweils bis zu zwei Gramm) und MDMA (bis zu vier Gramm). Die Resolution erlaubt nicht nur Besitz, Erwerb und Weitergabe (respektive Verkauf) der Substanzen, sondern auch den Anbau bzw. die Herstellung der bislang verbotenen Stoffe. San Francisco ist somit die vierte Stadt Kaliforniens (neben Arcata, Oakland und Santa Cruz), die Psychedelika entkriminalisiert.

Diese rechtliche Anpassung geschieht aus verschiedenen Gründen: Zum einen möchte man die Persönlich keitsrechte – insbesondere das Recht

auf Religiösität – das für viele Indigene Nordamerikas mit bewusst seinserweiternden Pflanzen und Erfahrungen eng verbunden ist – be wahren und schützen, zum anderen soll die therapeutische Anwendung der psychedelischen Substanzen ermöglicht werden, um posttrauma tische Belastungsstörungen (PTBS), Depressionen, Cluster-Kopfschmerz usw. besser behandeln zu können. Da die fraglichen Substanzen weiterhin sowohl auf Bundes- wie auch auf Landesebene der USA auf der Liste der verbotenen Substanzen stehen – sogar in der Kategorie Schedule 1 (in der die laut Prohibition «gefährlichsten Drogen» gelistet sind), können Polizei und Staatsan waltschaft nach wie vor wegen Besitzes oder Verkaufs der genannten Stoffe einschreiten. Eine Entkrimina lisierung sorgt also lediglich dafür, dass die Polizeibehörden der Stadt

dazu aufgefordert werden, die Durchsetzung von Gesetzen im Zusammenhang mit Psychedelika als eine der niedrigsten Prioritäten bei der Strafverfolgung zu behandeln. Ob dies in Form einer offiziellen Politik umgesetzt wird, hängt vom städti schen Polizeichef und dem Bezirks staatsanwalt ab.

Weitere tagesaktuelle News und Beiträge finden sich auf unserer Website www.lucys-magazin.com. Mit einem Online-Abonnement können zusätzliche exklusive Inhalte günstig erworben werden.

AGENDA

24.–26. November

Amsterdam Cannabis Expo Amsterdam Vertreter :innen aller Akteure der Cannabisbranche aus über 100 Ländern weltweit www.amsterdamcannabisexpo.nl

24.–27. November

The Cannabis Expo Sandton Convention Centre, Johannesburg, South Africa Hanfmesse zu Industrie, Gesundheit und Landwirtschaft www.thecannabisexpo.co.za

6.–7. Dezember

CannaB – Cannabis is our Business Messe Freiburg Fachkongress zur Legalisierung von Cannabis www.canna-b.de

11.–12.Januar.2023

Psychedelics in Medicine Reykjavík, Island Medizinkongress in Island www.maps.org/event/psychedelicsin-medicine/

17.–19. Februar 2023

Canapa Mundi Italienische Cannabis-Messe Fiera di Roma www.canapamundi.com

10.–12. März 2023

Spannabis Europas dienstälteste Hanfmesse in Spanien. Fira de Cornellá, Barcelona www.spannabis.es

14.–19. April 2023

80 Jahre LSD: Bicycle Day Basel

Symposium der SÄPT www.bicycleday.ch

Updates unter lucys-magazin.com

Updates unter lucys-magazin.com

Holzpark, diverse kulturelle Veranstaltungen www.lsd80.org

Weitere Veranstaltungen und mehr Infos auf lucys-magazin.com

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Lucys Rausch Nr. 14
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KLARTEXT

Alles bepilzt oder was ...?

Was Pilze alles können, wissen eingefleischte Psychonauten seit Jahren. Als Nahrungs mittel sind sie uns ebenso längst bekannt. Sie sind aber weit mehr als Nahrung für Körper und Geist. Ihr Potenzial wird in der Medizin immer weiter erforscht, sei es zur Bekämpfung von Depressionen, in der Krebs- oder in der Suchtbehandlung, um nur einige Ansätze aufzuzählen. Als Baustoff und als Er satz für Kunststoff eignen sie sich aber ähnlich wie Hanf und wären somit dafür geeignet, viele der an stehenden Umweltprobleme zu lösen.

Und nicht nur das: Sie werden seit Jahren erfolg reich eingesetzt, um Schadstoffe in der Atmosphäre wie im Boden zu neutralisieren. Sie sind intelligent (wenn wir dies mit unse rer «begrenzten» Intelli genz vielleicht auch noch nicht vollumfänglich verstehen können) und können mit anderen Spe zies kommunizieren, seien es Tiere, andere Pflanzen – oder eben mit uns Menschen. Wie Merlin Sheldrake in seinem bahnbrechenden, sehr empfehlenswer ten Buch Verwobenes Leben nebst vielen anderen ver blüffenden Tatsachen schildert, umfasst der größte bekannte Pilz etwa zehn Quadratkilometer, wiegt mehrere hundert Tonnen und ist zwischen 2000 und 8000 Jahre alt!

Wir sind wohl erst am Beginn der Erforschung dieser intelligenten Wesen, über die wir bestimmt noch oft staunen werden. Bereits Terence McKenna konfrontierte uns mit der außergewöhnlichen und oft zitierten bemerkenswerten Hypothese, die weder mit herkömmlichen wissenschaftlichen Forschun gen belegbar, noch gänzlich widerlegbar ist: dass intelligente, lebens- und geistfördernde Sporen – als «kosmische Flaschenpost» durchs Universum flie gend – die Evolution auf diesem und auf vielen ande

ren Planeten erst ermöglichen. Und sich als psycho nautischer Treibstoff, als Nahrungs- und Heilmittel triggernd über den ganzen Planeten ausbreitet und unsere menschliche Entwicklung fundamental bis heute und in alle Zukunft beeinflusst.

Dabei haben Pilze, wie erwähnt, analog zum Hanf ein riesiges Potenzial, zur Rettung unseres Planeten beizutragen: Beide sind derartig vielfältig einsetz bar, dass man sich ernsthaft fragen muss, wieso der einfältige Mensch die Forschung nicht vertieft und dieses Wissen nicht entsprechend nutzt. Wobei die Forschung beim Hanf wie bei Pilzen bereits weit fort geschritten ist – es liegt lediglich am fehlenden guten Willen und an der Gier nach wirtschaftlichem Ge winn, dass sie noch nicht umfassend zu unserem Wohl eingesetzt werden.

Zum Schluss sei noch unser eigenartiges Ver hältnis zum Fliegenpilz erwähnt: Einerseits wird er überall in unserer Ge sellschaft als Glückspilz «gefeiert», er schmückt Schaufenster wie Geburtstagstorten und jeden Weih nachtsbaum. Andererseits wird er als angeblicher «Giftpilz» verachtet und erzeugt diffuse Ängste. Noch immer wird vom Verzehr dieses wunderschönen Pil zes abgeraten – zu Unrecht, wie wir wissen. Ebenso wird der rot-weiß gepunktete Fliegenpilz mit dem sogenannten «Weihnachtsmann» (in gleicher Farb kombination) in Verbindung gebracht, der eigentlich in Wahrheit einen sibirischen Schamanen darstellt. Und diese wiederum sind bekannt dafür, dass sie den Fliegenpilz in traditioneller Kultur verspeisen und psychonautisch nutzen.

Würden wir das gesamte Wissen in Verbindung mit den Pilzen so anwenden, wie dies von Natur aus vorgesehen ist, dann hätten wir einige Probleme we niger auf diesem Planeten.

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Pilze haben ein riesiges Potenzial, zur Rettung unseres Planeten beizutragen.
Foto: Chris Heidrich Roger Liggenstorfer ist Leiter des Nachtschatten Verlags und Herausgeber von Lucys Rausch.

PSYCHOACTIVE SCIENCE NEWS

Dirk Netter aus Marburg/L., Doktorand der Sozialwissenschaften und Autor. berichtet über die neuesten Erkenntnisse und Fragestellungen aus der weltweiten wissenschaftlichen Erforschung psychoaktiver Substanzen und Organismen.

Verringerung chronischer Depression nach intravenöser Applikation von DMT

Die Behandlung von Depressionen ist eines der Hauptgebiete zeitge nössischer Forschung an psyched elischen Substanzen. Üblicher weise kommen dabei LSD, Psilocybin, aber auch Ketamin zum Einsatz – während DMT auf diesem Gebiet, zumindest bisher, eher unerforscht ist.

Zwar existieren vereinzelt Stu dien, die sich mit den antidepressi ven Effekten von Ayahuasca ausein andersetzen, daraus lassen sich jedoch aufgrund der Verwendung von MAO-Inhibitoren nur sehr bedingt verlässliche Aussagen über die alleinige Wirkungsweise von DMT treffen.

Die Autoren um Deepak Cyril D’Souza (2022) widmeten sich einer Studie, die sich dediziert mit der reinen Applikation von DMT beschäftigt.

Final nahmen drei gesunde Kontrollpersonen sowie sieben Versuchspersonen mit einer schweren Depression (Major Depressive Disorder, kurz: MDD) an der Studie teil. Weitere Inklusionskriterien waren ein Minimum an zwei bisher fehlgeschlagenen The rapieansätzen sowie mindestens eine erfolglose The rapie mit Antidepressiva.

Als Exklusionskriterien für beide Personengrup pen galten eine vergangene oder derzeit vorliegende Abhängigkeitserkrankung, «hallucinogen use disor der», also der regelmäßige Gebrauch von Psychede lika, sowie eine aktuell bestehende Behandlung mit serotonergen Medikamenten.

Die Versuchspersonen erhielten zunächst eine DMT-Dosis von 0,1 mg pro Kilogramm Körperge wicht und mindestens 48 Stunden später eine wei tere Dosis von 0,3 mg/kg. Die Studie wurde nicht ver blindet – keiner der Teilnehmenden erhielt ein Placebo.

Intravenöse Applikation von DMT ist verträglich, sicher und effektiv.

Foto: iStock

Das bedeutendste Ergebnis der Studie war die signifikante Reduk tion der depressiven Symptome (p = 0,017), gemessen an der Hamil ton-Skala, einem der gängigsten Diagnosewerkzeuge zur Ermittlung der Schwere einer depressiven Symptomatik.

Allgemein deuten die Ergeb nisse darauf hin, dass die verwen dete intravenöse Applikation von DMT allgemein verträglich, sicher und effektiv ist. Lediglich eine Per son, deren entsprechende Vorer krankungen zu Studienbeginn noch unbekannt waren, erlitt ungefähr fünf Minuten nach Injektion eine ausgeprägte Hypo tonie und Bradykardie, weshalb die Studienautoren für nachfolgende Untersuchungen ein sorgfältiges Screening auf kardiovaskuläre Vorerkrankungen und Risiko faktoren vorschlagen. Spannenderweise umfasste das Studiendesign keine beson dere Sorgfalt bezüglich Set und Setting. Die Versuchspersonen befanden sich in einem typischen Krankenhausum feld, während lediglich ein Mindestmaß an psycho logischer Betreuung angeboten wurde. Deshalb stel len die Autoren die Frage, ob zusätzliche Psychotherapie und ein «gemütlicher Rahmen», zu einer stärkeren Verringerung der Depressionssymp tomatik beigetragen hätten. Alternativ sei es mög lich, dass diese Vorkehrungen bei DMT zu vernach lässigen seien, da offenbar auch keine signifikante Korrelation zwischen der Intensität des psychedeli schen Erlebens und den antidepressiven Effekten messbar war.

D’Souza, D.C., Syed, S.A., Flynn, L.T., Safi-Aghdam, H., Cozzi, N.V., Ranganathan, M. (2022): Exploratory study of the dose-related safety, tolerability, and efficacy of dimethyltryptamine (DMT) in healthy volunteers and major depressive disorder, Neuropsychopharmacology 47: 1854–1862.

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Die depressiven Symptome der Studienteilnehmer wurden signifikant reduziert.

Cluster-Kopfschmerz: LSD und Psilocybin sind präventiv wirksam

Beim Krankheitsbild Cluster-Kopfschmerz (oder Cluster headache, kurz: CH) handelt es sich um eine primäre Kopfschmerzerkrankung, die durch extreme, oft einseitige Kopfschmerzen im Bereich von Augen und Schläfen gekennzeichnet ist.

In der typischen Ausprägung des Syndroms treten die Schmerzen in Attacken auf, die oft präzise zur gleichen Tageszeit stattfinden. Die Dauer der Atta cken kann bis zu vier Stunden erreichen und in Serie für meh rere Wochen oder Monate auf treten – sogenannte ClusterCycles.

Auf einer 10-PunkteSchmerzskala wird der Schmerz während einer CH-Attacke meist mit einer Höchstpunktzahl angegeben. Der Schmerz soll sich stärker anfühlen als der Geburtsschmerz. Laut Schätzungen sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz zwischen 100 000 und 150 000 Menschen von dem Leiden betroffen.

Zur akuten Behandlung werden in der Regel Triptane (wie z.B. Sumatriptan) angewendet, die wahlweise subkutan oder nasal appliziert werden. Triptane sind gefäßverengende, entzündungshem mende und schmerzlindernde Wirkstoffe, die als Arz neistoffe zur Akutbehandlung der Migräne und des Cluster-Kopfschmerzes zur Anwendung kommen. Sie wirken als Agonisten am Serotonin-Rezeptor vom Typ 5-HT1 sowie den Subtypen 1B, 1D und 1F.

Ebenso zeigt die Inhalation von hundertprozen tigem medizinischen Sauerstoff, verabreicht über eine Hochkonzentrationsmaske, eine hohe Wirk samkeit. Verapamilhydrochlorid, das eigentlich zur Behandlung von Herzkrankheiten zugelassen ist, wird im Off-Label-Gebrauch als prophylaktisches Mittel der ersten Wahl angewendet. Bei mangelnder Wirksamkeit kommen ebenso Lithium sowie Topi ramat zum Einsatz.

Aus Selbstberichten von Betroffenen ist bereits seit einiger Zeit bekannt, dass insbesondere LSD

und Psilocybin eine hohe Wirksamkeit in der Vor beugung von Cluster-Attacken aufweisen. Ein Team um den finnischen Mediziner Sakari Santeri Rusa nen hat nun die erste systematische Übersichtsarbeit vorgelegt (2022), welche unter anderem die selbstbe richtete Effektivität dieser bisher unkonven tionellen Substanzen evaluiert.

Von zunächst 994 relevanten Artikeln erfüllten neun die strikten Inklusionskriterien. Insgesamt wurden dabei Daten von 5419 Befragten gesammelt.

Cluster-Kopfschmerzen

Die Effektivität von Verapamil als CH-Pro phylaxe wurde in der vor liegenden Übersichtsarbeit ebenso bestätigt wie die akute Wirkung von Sauerstoff. Spannender jedoch: Die vorbeu gende Wirkung von LSD und Psi locybin wurde als noch effektiver ange geben, als die der bisher zugelassenen Medikation – wobei Psilocybin ebenfalls eine akute Wirkung zugeschrieben wird (vergleichbar mit der von subkutanen Triptan-Injektionen und der Sauer stofftherapie).

Darüber hinaus berichteten die Befragten, dass die prophylaktische Wirkung von Psilocybin und LSD länger anhalte als die der herkömmlichen Medikamente – und das nach einer nur einmaligen Dosis – wie auch in «kleinen, nicht-psychoaktiven Dosen».

Während Selbstberichte von Betroffenen stets mit Vorsicht betrachtet werden müssen, sprechen die Ergebnisse eine deutliche Sprache und erfor dern zukünftige randomisierte und kontrollierte Studien – nicht zuletzt aufgrund des hohen Anteils von Betroffenen, die trotz verfügbarer Medikation zu bisher illegalisierten Substanzen greifen müssen.

Stephen Ross, Gabrielle Agin-Liebes, Sharon Lo, Richard J. Zeifman, Leila Ghazal, Julia Benville, Silvia Franco Corso, Christian Bjerre Rusanen, S.S., De, S., Schindler, E.A.D., Artto, V.A., Storvik, M. (2022): Self-Reported Efficacy of Treatments in Cluster Headache: a Systematic Review of Survey Studies, Curr Pain Headache Rep. doi: 10.1007/s11916-022-01063-5.

23Lucys Rausch Nr. 14
treten plötzlich und einseitig auf. Foto: iStock

PSYCHEDELIKATESSEN von Hans Cousto

Magic Mushroom Social Clubs

Magic Mushrooms – hierzulande Zauberpilze genannt – sind psilocybinhaltige Pilze. In Eu ropa ist der Spitzkegelige Kahlkopf (Psilocybe semilanceata) am meisten verbreitet, aber auch der Blauende Kahlkopf (Psilocybe cyanescens) und der Azur blauverfärbende Kahlkopf (Psilocybe azurescens) gedei hen in der freien Natur. Vor allem in Mittel- und Süd amerika kommen die Arten Kubanischer Kahlkopf (Psilocybe cubensis), Aztekischer Kahlkopf (Psilocybe azte corum) und Mexikanischer Kahlkopf (Psilocybe mexicana) vor. Der Mexikanische Kahlkopf wird auch «Teonana catl» (Gott-Pilz) genannt. Den Azteken galt der Pilz als «Fleisch der Götter». Zauberpilze sind nicht nur hedonistische Psy chedelikatessen, die Spaß ma chen und die Lebensfreude steigern, sondern auch sakrale Entheogene für spirituelle Einsichten und Ausblicke auf dem Weg der Psychonauten zur Selbsterkenntnis.

Eine niederländische Studie aus dem Jahr 2009* attestierte den Zauberpilzen unter allen untersuchten Drogen das geringste Risiko für die Konsumenten wie auch für die Gesellschaft. Die Experten untersuchten die akute sowie die chronische Toxizität von Drogen, das Abhängigkeitspotenzial und zudem die individu elle sowie die gesellschaftliche und allgemeine Schädi gung. In Großbritannien gab es in den Jahren 2007 und 2010 ähnliche Studien unter Federführung von David Nutt. Die relative Gefährlichkeit wurde darin auf einer Skala von 0 bis 100 angegeben (0 = null Ge fährdung, 100 = höchstmögliche Gefährdung). Alko hol rangierte auf Rang 1 mit 72 Punkten, Tabak auf Rang 6 mit 26 Punkten und Cannabis auf Rang 8 mit 20 Punkten. Die Zauberpilze lagen auch hier auf dem letzten Rang mit 6 Punkten und weisen somit auch ge mäß dieser Studie die geringste Gefährlichkeit auf.

Cannabis Social Clubs organisieren für ihre Mit glieder den Anbau und die Verteilung psychoaktiver Hanfprodukte in kontrollierter Qualität jenseits von Schwarzmarktstrukturen. Magic Mushroom Social Clubs sind ein Pendant zu Cannabis Social Clubs. Sie bieten die gleichen Vorteile wie Cannabis Social Clubs, sind jedoch nicht auf die Kultur von Pflanzen, sondern auf die Kultur von Zauberpilzen ausgerich tet. Das Züchten von Zauberpilzen verlangt mehr Sachkunde als das Züchten von Cannabispflanzen, insbesondere da bei einigen Arbeitsgängen möglichst steril, zumindest aber maxi mal keimarm gearbeitet wer den muss. Gemeinsam gelingt dies oft besser, als wenn ein Laie beginnt, mit der Pilzzucht zu experimentieren. Da Zau berpilze als weniger gefähr dend eingestuft werden als Cannabis und viele andere Drogen, ist die Schwelle für eine amtliche Genehmi gung von Magic Mushroom Social Clubs wohl niedri ger einzustufen, als dies bei den Cannabis Social Clubs der Fall ist.

Cannabis wird heute oft unter Kunstlicht ge züchtet, was viel elektrische Energie benötigt. Pilze brauchen kein Licht, um zu gedeihen, und können gut umweltschonend im Keller gezüchtet werden. Und psychedelische Reisen in die eigenen inneren Welten hinterlassen einen vielfach geringeren ökologischen Fußabdruck als das physische Reisen mit einem Flug zeug an einen auf einer Insel gelegenen Urlaubsort.

Vor dem Konsum von Psychedelika sollte man jedoch auf jeden Fall Fachinformationen für den nichtmedizinischen Gebrauch von Psychedelika ge nauestens studieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob man die Zauberpilze für rituelle, hedonistische oder ludische Zwecke nutzen will.

*Ranking van drugs – Een vergelijking van de schadelijkheid van drugs (Ranking von Drogen – Ein Vergleich der Schädlichkeit diverser Drogen) des Rijksinstituut voor Volksgezondheid en Milieu in Bilthoven im Auftrag des Ministeriums für Gesundheit, Wohlfahrt und Sport.

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Eine niederländische Studie attestierte den Zauberpilzen das geringste Risiko für die Konsumenten.
Hans Cousto ist Sachbuchautor, Musikwissenschaftler und Mitbegründer von Eve&Rave Berlin.

Begegnungen mit DMT-Wesen

D u nimmst also (...) einen dritten Zug, lang und langsam. Du verdampfst [das DMT], du saugst es ein – und ein und ein. Und dann hörst du ein Geräusch wie das Zerknüllen einer Plastikverpackung oder das Knistern einer Flamme und einen Ton. Ein Mmmmmmmmmmmmmm ... und da ist es ... plötzlich ist da ein Jubilieren. Die Zwerge haben eine neue Art und Weise etabliert, Hurra zu sagen. An den Wänden wimmelt es von geometrischen Halluzinationen. Sehr farbenprächtig, sehr schillernd. Alles ist maschinell und poliert und pulsiert vor Energie, aber das ist nicht das, was meine Aufmerksamkeit sofort erregt. Was meine Aufmerksamkeit erregt, ist die Tatsache, dass dieser Raum bewohnt ist. Wie mit Juwelen besetzte, sich selbst dribbelnde Basketbälle kommen diese Dinge auf dich zugerannt, und was sie mit dieser sichtbaren Sprache tun, die sie selbst erschaffen, ist, dir Geschenke zu machen! Sie produzieren Geschenke für dich . T erence M ckenna

1990 öffnete sich an der Universität von New Mexico ein Tor zu neuen Dimensionen des Geistes und der Realität, als die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) und die Drogenbehörde Drug Enforcement Administration (DEA) dem Psychiatrie forscher Rick Strassman die Genehmigung erteilten, die außergewöhnlichen psychoaktiven Wirkungen von DMT an gesunden Menschen zu untersuchen.

DMT (N,N-Dimethyltryp tamin) ist eine geheimnisvolle psychedelische Substanz, die natürlicherweise in vielen Tier- und Pflanzenarten vor kommt, von der jedoch bis lang kein Biochemiker weiß, welche biologische Funktion sie in den Lebewesen erfüllt. Tatsächlich ist DMT in der Natur so häufig anzutreffen, dass der Chemiker Alexander Shulgin (1925–2014) schrieb: «DMT ist ganz einfach fast überall, wo man hinschaut. Es ist ... in dieser Blume hier, in dem Baum dort und in dem Tier da». Spuren von DMT finden sich sogar in jedem Glas Orangen- und Zitronensaft!

DMT ist im menschlichen Körper – wahrschein lich auch im Gehirn – eine endogene, also körperei gene Substanz. Es wird spekuliert, dass DMT in der Zirbeldrüse biosynthetisiert wird, und dass es mög licherweise einen Beitrag zu unserem Traumprozess sowie zu mystischen oder Nahtoderfahrungen (NTE) leistet. Interessanterweise wird DMT in den Gehirnen von Nagetieren freigesetzt, wenn diese einen Herzstillstand erleiden, was darauf hindeutet, dass es bei unserer eigenen Spezies NTE vermitteln könnte.

Wird DMT jedoch in aus reichenden Mengen ver dampft, insuffliert oder injiziert, wird es zu einer der stärksten bekannten psychedelischen Substan zen – im Allgemeinen um eine Größenordnung intensiver als eine starke LSD- oder Psilocybin-Er fahrung. Die unglaubliche Erfahrung überwältigt die eigene Wahrnehmung vollständig, trennt das Bewusstsein vom Körper und der physischen Welt und versetzt den Menschen in ein verzaubertes

Sind diese Wesen tatsächlich real? Haben sie ein Bewusstsein?

Reich, das man sich nicht vorstellen kann, wenn man nicht selbst ein solches Erlebnis hatte.

Dieses außergewöhnliche Reich, das von DMT-Reisenden oft als «Hyperraum» bezeichnet wird, scheint mit einer ähnlichen Konsistenz zu existieren wie die physische Realität oder ein luzider Traum, und am erstaunlichsten ist, dass es schein bar von Schwärmen von Elfen, Entitäten, Geistern und anderen seltsamen nicht-körperlichen Wesen bevölkert wird. Dieser magische und furchterre gende Ort scheint an die «Geisterwelt» vieler Mytho logien zu erinnern, ebenso wie an das «Märchen land» der englischen und schottischen Folklore und an das Innere von Raumschiff-Laboratorien, die in

Berichten über Entführungen durch Außerirdische beschrieben werden. Nach der Einnahme von DMT berichten viele Menschen von fortgeschrittenen Roboter-Insektoiden, wie z.B. den «sich selbst ver wandelnden Maschinenelfen», die seltsame wissen schaftliche Operationen an ihnen durchführen oder ihnen wichtige Informationen übermitteln.

Ich habe das selbst erlebt. Nachdem ich 1983 drei tiefe Lungenzüge DMT inhaliert hatte, fand ich mich plötzlich in einem hyperdimensionalen, supertechnologischen Raum wieder, wo eine Wis senschaftlerin in Gestalt einer riesigen Gottesanbe terin, die mein eigenes Gesicht trug, eine Gehirn operation an mir durchführte, und ich bin mir }

Foto: Shutterstock

In memoriam Christian Rätsch

1957 bis 17. September 2022

«Liebe das Leben!»

Wie könnt ihr im und vom Regen wald leben, ohne ihn zu zerstören?», war die Frage, die den Ham burger Studenten des Orchideenfachs Altamerikanistik Ende der 1970er Jahre zum zweitägigen Marsch nach Nahà («Haus am See») motivierte. Auf Pfaden des (weitge hend noch intakten) Regenwaldes zwischen Chiapas, Mexiko, und Guatemala. Zur Sied lung der letzten (noch) nicht missionierten Lakan donen. Zum Glück hießen ihn der damals 98 jährige Chan K‘in und der (mittlerweile ebenso alte) Anto nio willkommen und öffneten dem an ihrem Alltag teilnehmenden Beobachter für insgesamt drei Jahre ihre Welten. Weil Christian bei der ersten Begegnung vehement bestätigt hatte, kein Anhänger von Chesu Klitschto (Jesus Christus) zu sein und, wie sie, ein «richtiger Mensch» mit langen Haaren war. Weil die Lakandonen (deren Maya er fließend erlernte) sein yukatekisches Maya verstanden hatten, erreichte der junge Rätsch in Nahà das Ziel seiner Träume – und die Quelle zahlreicher Bücher.

An seinem Heavy Metal Look schieden sich die Geister ebenso wie an den Themen, die er beleuch tete (auch mit mir als Lebens und Forschungspart nerin): Hexen, Heilkunst und heidnische Weihnacht; Aphrodisiaka und Antike; germanische Mythen und Götter der Maya; Regenwald und Räucherstoffe; Weihrauch, Walpurgisnacht und Schamanismus.

«Diskutieren ist sinnlos. Hören wir einander lieber zu», konstatierte Rätsch mit tiefer und ruhi ger Stimme in Talkshows aus der Exoten Ecke. Das Interview im Spiegel, 2013 und sein ernüchterndes Statement «Ich empfehle Ihnen nichts, weil Sie

dafür nicht reif sind» beim ersten Auftritt bei Stefan Raab – das viral ging – machten ihn medial populär.

Legendär wurde Rätsch jedoch als Autor des monumentalen Standardwerks Enzyklo pädie der psychoaktiven Pflanzen (AT 1998, nun 17. Auflage) – just ergänzt von Band 2 (800 Seiten, 2,6 Kilo), mit brand neuen Monographien und Informationen, realisiert mit Co Autor Markus Berger. «Mein Lebenswerk ist nun vollendet», sagte Christian am 15. September an der Ver nissage (spontan organisiert von Roger Liggenstor fer vom Nachtschatten Verlag).

Neue Perspektiven auf Fragen und Vorstellun gen waren sein Ding. Bis zum letzten Atemzug – am 17.September 2022, in Kisslegg, Allgäu, der letzten Station unserer zehntägigen Rundreise, wo er einem unentdeckten Magengeschwür erlag. Sein Tod war so furchtbar wunderbar, wie sein Leben furchtlos und beglückend war.

Sein friedlicher Übergang in die ewigen Jagd gründe – an meiner Seite, im letzten Bett unserer zehntägigen Tournee – tröstet mich. Meine Dank barkeit für unsere gegenseitig inspirierende, stär kende und fördernde 38 jährige Lebens und For schungsgemeinschaft stärkt mich.

«Liebe das Leben!» ruft mir – und uns allen –Christian aus den ewigen Jagdgründen zu. Das war auch das Lebensmotto seines Vaters Paul (der uns, klar und friedlich, mit 96 Jahren verließ). Und auch Albert Hofmann verabschiedete sich, zehn Tage vor seinem Tod (mit 102, mit klarem Geist), von uns mit der visionären Botschaft: «Der Sinn des Lebens ist Lebensfreude!»

Claudia Müller-Ebeling und Christian Rätsch 2022. Foto: zvg
34 20.April

Leb wohl, mein psychedelischer Bruder

Wenn ein Abschied so dramatisch ist wie der von Christian Rätsch, ist es besonders schwer, die richtigen Worte zu finden. Noch immer ist sein Übergang in die Anderswelt unfassbar. Warum hat er so plötzlich die Dimension gewechselt? Ich versu che immer noch zu begreifen, wie es dazu kam.

Seit Beginn der Corona-Zeit hatten wir leider sehr wenig physischen Kontakt; unser letzter gemeinsamer Anlass, das Jubiläum 75 Jahre LSD in Basel, war über vier Jahre her. Diesen Sommer hatten wir bereits ein geplantes Treffen kurzfristig verschie ben müssen. So fragten mich Christian und Claudia Anfang August, ob es Mitte September passen würde. Wir vereinbarten ein Treffen zwischen dem 14. und dem 16. September. Kurze Zeit später erfuhr ich, dass die Enzyklopädie Band 2 Ende August aus der Drucke rei kommen würde. Es war also naheliegend, die Buchpräsentation hier in Solothurn zu organisieren.

Als ich Christian am 15. September nachmittags aus Basel kommend vor unserem Haus sah, erschrak ich: Er sah fahl und übermüdet aus, war sichtlich gealtert – das war nicht der Christian, den ich kannte. Als er dann hörte, dass Markus krank war und bei der Buchpräsentation nicht dabei sein könne, war er regelrecht deprimiert. Hatte er etwa da schon eine Vorahnung?

Wir hatten noch etwas Zeit vor der Buchpräsen tation, um uns auszutauschen, zu stärken und uns auf diesen besonderen Abend vorzubereiten. Zeit, die Alraunen auf dem Dach zu bewundern, die kurz

vor der Blüte standen. Claudia und Christian waren begeistert, hatten sie doch gemeinsam das Alrau nen-Buch im Nachtschatten Verlag verfasst.

Die Buchvernissage war grandios. Claudia las die Grußworte des Co-Autors Markus Berger vor und ebenso konnte der AT-Verleger Urs Hofmann einige Worte zum Buch vortragen. Die aus der ganzen Schweiz (und sogar aus Deutschland) angereisten Fans spendeten am Schluss einen nicht enden woll enden Applaus. Christian war sichtlich gerührt. Es sollte der letzte Applaus sein, den er empfangen durfte.

Danach ließen wir privat viele Erinnerungen aus psychonautischen Zeiten aufleben. Christian war in diesen Momenten wieder der «gute alte Christian», wie ich ihn liebte – und lange nicht mehr hatte erle ben dürfen. Nicht nur der Abend, die ganze Nacht war ein Geschenk der besonderen Art. Am Morgen danach machten wir uns langsam auf den Weg zum Bahnhof. Für unseren gemeinsamen Freund Mark, mit dem wir wunderbare Zeiten in Nepal erlebt hat ten, knipsten wir noch ein Selfie – wer hätte in die sem Moment gedacht, dass es das allerletzte Foto von Christian werden würde?

Am nächsten Morgen kurz vor neun Uhr erreichte uns die Hiobsbotschaft von Claudia, Christian sei gestorben. Gestorben? Wohl ein schlechter Witz! Das war so surreal, das musste bestimmt ein Alptraum sein. Christian war doch gerade eben noch hier gewe sen. Umgehend schickte ich die Nachricht an Markus. Kurz darauf schrieb er mir: «Sag, dass das nur ein Traum ist! Das kann doch nicht wahr sein!» Und }

Christian war doch gerade eben noch da, real und (an)fassbar.
ISBN 978-3-03902-084-3 UVP CHF 120.– / EUR 99,–ISBN 978-3-03800-995-5 UVP CHF 159.– / EUR 139,–ISBN 978-3-03800-302-1 UVP 44.– / EUR 38,–ISBN 978-3-03902-024-9 UVP CHF 32.– / EUR 27,–ISBN 978-3-03800-524-7 UVP CHF 39.– / EUR 30,–ISBN 978-3-03800-042-6 UVP CHF 37.– / EUR 28,–ISBN 978-3-03800-270-3 UVP CHF 39.– / EUR 32,–ISBN 978-3-03800-204-8 UVP CHF 30.– / EUR 26,–Ein grosses Vermächtnis Christian Rätsch im AT Verlag www.at-verlag.ch Berauschende Pilze! Nachtschatten Verlag AG Kronengasse 11 Tel +41 (0)32 621 89 49 www.nachtschatten.ch CH-4500 Solothurn Fax +41 (0)32 621 89 47 info@nachtschatten.ch Wolfgang Bauer, herman de vries, Katja Redemann (Hg.) Rauschpilze Märchen – Mythen– Erfahrungen ISBN 978-3-03788-353-2 304 Seiten, 15 x 21,5 cm, Broschur Jochen Gartz Narrenschwämme Psychoaktive Pilze rund um die Welt ISBN 978-3-03788-490-4 144 Seiten, 19,5 x 26,5 cm, Broschur Arno Adelaars Alles über Psilos Handbuch der Zauberpilze ISBN 978-3-907080-49-8 160 Seiten, illustr., 14 x 21 cm, Broschur 4. aktualisierte Auflage Arno Adelaars Alles über Psilos Handbuch der Zauberpilze Die Geschichte der «Magic Mushrooms», der psychoaktiven Pilze, angefangen bei der Entdeckung der Pilze in Mexiko über die ersten psychedelischen Wellen der siebziger Jahre, die Europa nebst LSD auch die Psilos brachten, bis zur heutigen Situation der Smart Shops in Holland. Nebst einem verantwortungsvollen Umgang mit Psilos zeigt der erfahrene Autor auch die Risiken und mögliche Nebenwirkungen auf. Eine ausführliche Darstellung der einzelnen Pilzsorten und eine fundierte Pilzzuchtanleitung runden dieses Fachbuch ab. Die chemische Struktur des Psilocybins in Albert Hofmanns Handschrift. Arno Adelaars Alles über Psilos Handbuch der Zauberpilze 9783907080498 Jochen Gartz Psilocybin-Pilze Neue Arten, ihre Entdeckung und Anwendung ISBN 978-3-03788-568-0 80 Seiten, Format 12 x 20,3 cm durchgehend 4-farbig, Broschur ISBN 978-3-03788-568-0 Psilocybin und Psilocin sind hochpotente natürli che Tryptamin-Psychedelika und unter anderem enge Verwandte von DMT und 5-MeO-DMT. Die Wirkstoffe sind weltweit in diversen Pilzarten zu finden. Durch die Arbeit der mexikanischen Curandera (Heilerin) Maria Sabina und des Begründers der Ethnomykologie, R. Gordon Wasson, wurden die Psilocybin bildenden Pilze als psychedelische Katalysatoren bekannt und gewinnen immer mehr an Bedeutung in der psychonautischen wie auch in der medizinischen Anwendung. Neu entdeckte Psilocybin-Pilze, deren Geschichte und Vorkommen
Jochen
Gartz Psilocybin-Pilze Neue Arten, ihre Entdeckung und Anwendung Jochen Gartz Psilocybin-Pilze Neue Arten, ihre Entdeckung und Anwendung P us cover_psilocybin-pilze_GzD.indd Ergänzte Neuauflage 2021 NV_eigenins_LU14_halbe_seite_sa.indd 1 12.10.22 21:25

In memoriam Ann Shulgin

A nn Shulgin, gebo ren am 22. März 1931 in Welling ton, Neuseeland, starb am Morgen des 9. Juli 2022 um 6.50 Uhr friedlich im Kreis ihrer Familie. Dies berichtete Tochter Wendy Tucker wenige Tage nach Anns Tod.

Ann Shulgin, gebo rene Laura Ann Gotlieb und Mutter von vier Kin dern, war Laientherapeu tin, Drogenforscherin, Künstlerin sowie Ehefrau und Forschungspartnerin des psychedelischen Pioniers Alexander T. «Sasha» Shulgin, der bereits am 2. Juni 2014 im Alter von 88 Jahren, vier Jahre nach einem Schlaganfall, gestor ben war.

Ann hatte in ihrer Funktion als Therapeutin den Gebrauch von MDMA und 2C-B in therapeuti schen Einrichtungen etabliert und ermöglicht, als diese Substanzen noch nicht dem Krieg gegen Drogen zum Opfer gefallen waren. Im Rahmen ihrer Untersuchung psychedelischer Erfahrungen hatte

sie sich unter anderem an der Lehre des Schweizer Psychiaters Carl Gustav Jung orientiert. Ann und Sasha hatten sich 1978 kennengelernt und sich am 4. Juli 1981 das Ja-Wort vor dem Traualtar gegeben. Das Ehepaar veröffentlichte zusammen zahlreiche Forschungsarbeiten und psychonautische Texte, darunter die beiden Kult bücher PiHKAL – A Che mical Love Story (1991) und TiHKAL – The Conti nuation (1997), die weltweit für jede Menge Aufse hen gesorgt haben. Ihr 1991 gemeinsam gegründe ter Verlag Transform Press war kurz vor Ann Shulgins Tod gerade in den Verlag Synergetic Press (Santa Fe, New Mexico) integriert worden.

Ann Shulgin war seit längerer Zeit an der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD erkrankt, sie wurde 91 Jahre alt. Ruhe in Frieden, liebe Ann! www.transformpress.com • www.shulginresearch.net

22.März 1931 bis 9. Juli 2022
Lucys
Rausch Nr.14 41
Ann als junge Wissenschaftlerin, zusammen mit ihrem Sasha und 2021 in ihrem Haus in Kalifornien. Fotos: zvg, Wendy Tucker (2)

«Psilocybin wirkt als Lockmittel»

Merlin Sheldrake im Gespräch

P ilze sind in der Erde, in der Luft, in unserem Körper. Sie sind schlichtweg überall, werden aber leicht von uns Menschen übersehen. Pilz organismen halten uns am Leben, schenken uns wertvolle psychoaktive Inhaltsstoffe, bauen Schad stoffe in der Atmosphäre ab und verändern das Ver halten von Tieren. Sie beeinflussen, wie wir Men schen fühlen, denken und handeln und sind für alle Lebensformen unverzichtbar. Der Biologe Merlin Sheldrake (Sohn von Rupert Sheldrake) dringt mit seinem Buch Verwobenes Leben (siehe Mediathek) tief in das verborgene Netzwerk der Pilze ein und ent schlüsselt der Leserschaft so manches mykophile Geheimnis. Wir haben mit dem Autor über seine Arbeit, die Pilzwelt und Psilocybin als Schrittmacher für die menschliche Kultur gesprochen.

Dein Buch erhellt, wie sehr Pilze das Leben auf der Erde prägen und beeinflussen – auch dort, wo man sie nicht vermuten würde. Stellt sich zunächst für den Unbedarften die Frage nach einer wie auch immer gearteten Intelligenz dieser Organismen.

Die klassischen wissenschaftlichen Definitionen von Intelligenz sind anthropozentrisch und stellen den Menschen an die Spitze einer großen Rangliste, gefolgt von Tieren, die wie wir aussehen (Schimpan sen, Bonobos usw.), und anderen «höheren» Tieren.

Da Pilze, wie auch Pflanzen, nicht so aussehen oder sich so verhalten wie wir – oder Gehirne haben –, wurde ihnen traditionell eine niedrige Position in dieser Intelligenzrangliste zugewiesen. Zum Glück hat sich das Konzept der Intelligenz in den letzten Jahrzehnten vertieft und erweitert. Gehirne haben ihre Tricks nicht von Grund auf neu entwickelt, und

Merlin Sheldrake ist Biologe, Autor und Referent mit einem Hintergrund in Pflanzenwissenschaften, Mikrobiologie, Ökologie sowie Wissenschaftsgeschichte und -philosophie. Er erhielt einen Doktortitel in Tropenökologie von der Universität Cambridge für seine Arbeit über unterirdische Pilznetzwerke in tropischen Wäldern in Panama, wo er Forschungsstipendiat des Smithsonian Tropical Research Institute war. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Vrije Universität Amsterdam, arbeitet mit der Society for the Protection of Underground Networks (SPUN) zusammen und ist Mitglied des Beirats der Fungi Foundation. Merlins Forschungen reichen von der Pilzbiologie über die Geschichte der Ethnobotanik im Amazonasgebiet bis hin zur Beziehung zwischen Klang und Form in Resonanzsystemen. Als leidenschaftlicher Brauer und Gärer ist er fasziniert von den Beziehungen, die zwischen Menschen und nicht menschlichen Organismen entstehen. Er ist Musiker und spielt Klavier und Akkordeon.

viele ihrer Eigenschaften spiegeln uralte Prozesse wider, die lange vor der Entstehung erkennbarer Gehirne existierten. Heute argumentieren viele, dass es weniger hilfreich ist, darüber nachzudenken, ob Organismen intelligent sind oder nicht, und dass es produktiver ist, sich zu fragen, inwieweit ein Organismus (oder auch ein Computer) intelligentes Verhalten zeigen kann, und es sind verschiedene Definitionen im Umlauf. Die meisten beziehen sich auf die Fähigkeit eines Organismus, Informationen aus seiner Umwelt zu empfangen und zu verarbei ten, Probleme zu lösen, sich an neue Situationen anzupassen und Entscheidungen zwischen Hand lungsalternativen zu treffen.

Wenn wir fragen «Inwieweit ist ein Organismus intelligent?» und «Welche Arten von intelligentem

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42 Lucys Rausch Nr. 14

Verhalten zeigt er?», gibt es eine Reihe von Möglich keiten, wie Pilze das Bild von Intelligenz beeinflus sen. Was wir als Pilze bezeichnen, sind in Wirklich keit nur die Fruchtkörper dieser Organismen: Der größte Teil der Pilze lebt unterirdisch in Form von verzweigten, miteinander verschmelzenden Netz werken röhrenförmiger Zellen, die als Myzel bezeichnet werden. Diese Netze können sich über Dutzende oder gar Hunderte von Metern ausbreiten und sind einer unaufhörlichen Flut von sensori schen Informationen ausgesetzt.

Und irgendwie, ohne ein Gehirn, sind Pilze in der Lage, diese vielen Datenströme zu integrieren, Entscheidungen zu treffen und geeignete Vorge hensweisen zu bestimmen. Pilze können den kürzes ten Weg zwischen zwei Punkten in einem Labyrinth finden (ähnlich wie Schleimpilze oder Physarum, die zu Vorzeigeorganismen für Problemlösungen geworden sind, für die es kein Gehirn braucht); sie können Insektenkörper kapern und deren Verhal ten mit erstaunlicher Präzision steuern; sie können

komplizierte Beziehungen mit Pflanzen aushandeln; sie unterhalten zahllose Kommunikationskanäle mit anderen Organismen und mit entfernten Teilen ihrer selbst. Das Myzel einiger Pilzarten ist elektrisch erregbar und leitet Spitzen elektrischer Aktivität entlang der Hyphen (analog zu den elektrischen Impulsen in tierischen Nervenzellen), und Forscher arbeiten an Möglichkeiten, Pilznetzwerke als lebende Schaltkreise – oder «Biocomputer» – zu nut zen, die Routing-Probleme lösen oder als Umwelt sensoren dienen können.

Wieso sind Pilze auch für die Pflanzen dieser Welt von grundlegender Bedeutung?

Das, was wir als Pflanzen bezeichnen, hat sich aus Süßwasseralgen entwickelt. Das sind photosyntheti sche Organismen, die im Süßwasser leben. Aber diese Algen, die Vorfahren der Landpflanzen, schaff ten es nur mithilfe von Pilzen, die in ihren Wurzeln lebten, an Land. Süßwasseralgen leben in einer Art Nährstoffbrühe. Sie können alle Nährstoffe, die sie }

Robert Crumb Die Wahrheit

über Sex & Drugs

Igitt! Und sowas hängt im Museum! Jawohl, wie 2001 erstmals auf europäischem Boden im Ste delijk Museum, Amsterdam, wo Christiaan Braun die Ausstellung kuratierte und seine Lands leute mit einer «bislang vernachlässigten US-ameri kanischen Kunstströmung, die das Leben in einer ästhetisch ungewöhnlichen und provokanten Weise beschreibt», konfrontierte – mit Werken von Mike Kelley, Jim Nutt, Peter Saul, H.C. Westermann – und Robert Crumb. In den ausgestellten Skizzen buch-Zeichnungen und Comicstrips der 1960er Jahre begegneten dem Publikum zentrale Charak tere des Crumb-Universums. Der Wüstenguru Mr. Natural (der spirituell Hilfesuchenden in Stadt-Wüs ten entflieht). Groucho-Marx-artig Schlurfende mit Keep-on-Truckin'-Sohlen in beängstigender Nah sicht. Magere Alter-Ego-Männchen im Schritt riesiger Vollweiber mit strammen Schenkeln.

Allerdings in artgerecht milden Versionen, wie alle in Amsterdam einst bemerkten, die Crumbs Maga zine Zap, Arcade, Weirdo und Hup! kennen, seine Strips für Rip Off und Dope oder die Kompilationen, die in den 1970ern bei Zweitausendeins erschienen –kongenial ins Deutsche übertragen von «Dirty» Harry Rowohlt.

SEX

Kopulationen mit Big-Foot-Weibchen, durch Scheiße tauchende Klempner, Mister Snoid, der im Arschloch lebt, und der sexwütige Fritz the Cat sind weitaus größere Herausforderungen für politisch Korrekte, die für das Wahre, Schöne und Gute in der Kunst kämpfen und allein KünstlerInnen mit tadel los reinen Westen tolerieren wollen. Tja, Kunst ist kein Wunschkonzert und Inspiration kein glasklar plätschernder Quell. Oft eher ein Neurosensumpf.

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Von rechts nach links: Der sexwütige Fritz the Cat, Selbstportät des Zeichners mit Big Woman, Cover Art and Beauty Magazin.
Fotos: zvg
46 Lu cys Rausch Nr. 14

Für wirklich fiese Schweinereien sind diejenigen verantwortlich, die eigene Sümpfe unterdrücken –und anderen aufdrängen.

Angesichts all der gewaltsam gespreizten «tollen Beine» (von Riesenweibern, die sich lüstern grun zend ergeben) ist ein Kommentar wie dieser von Joanna Frueh bemerkenswert: «Die Comics von Crumb sind die einzigen mir bekannten, in denen ihr männlicher Schöpfer seine an Lust grenzende Bewunderung großer muskulöser Frauen eingesteht und gleichzeitig zugibt, ein abnormal langweilig peinlicher Lüstling zu sein. Ich schätze seine Auf richtigkeit.»

Crumb bestätigt das an gleicher Stelle: «Diese Fan tasien regieren mein Leben. Natürlich gingen sie mit Scham, Schuld und Selbstanklagen einher. Aber aus welchen bekloppten Gründen auch immer – ob aus dem verzweifelten Bedürfnis nach Bestätigung, nar zistischer Veranlagung oder unterdrückter Aggression –ich muss sie der Öffentlichkeit einfach ins Gesicht schleudern (...), indem ich aus meinen neurotischen Marotten eine rohe, vulgäre Karikatur mache.»

Sein Mut, «die Tandaradei-Atmosphäre zu erschüttern», brachte dem nonkonformistischen

Cartoonisten museumswürdigen Ruhm ein. Auch weil die von mal kernig, mal satirisch bis zynischen Varianten von Keep on truckin' (wozu ein Blues der 1930er Jahre den fanatischen Sammler alter Schel lackplatten inspiriert hatte) zum größten Renner des florierenden Postergewerbes der Seventies wurde und von Mr. Natural Haschpfeifen und Trinkgläser

kursierten, natürlich ohne Gewinnbeteiligung für den Künstler.

Ebenso beraubte ihn Columbia Records der Rechte an seinen Zeichnungen für die Vorder- und Rückseite der LP Cheap Thrills von Janis Joplin & Big Brother and the Holding Company. Den zunehmen den Ruhm, auch dank der erfolgreichen Verfilmung von Fritz the Cat, betrachtete Crumb stets als zwei schneidiges Schwert, weil er sich weder dem mer kantilen Interesse noch den Erwartungen seiner

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«Ich bin am besten, wenn ich meine eigene persönliche Absurdität ausdrücke.»
R obe R t C R umb
Crumb und das LSD. Foto: zvg
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Odilon Redon: Œil-ballon

Über einem dunklen Gewässer, mit schlanken Schilfblättern am kargen Gestade und einer flachen Hügelkette am tiefen Horizont, schwebt ein seltsames Gefährt am fahlen Himmel. Ein Auge-Ballon, wie der symbolistische Künstler sein Blatt betitelte.

Aus dem prallen samtschwarzen Ballon, oben von Wimpern umgeben, tritt ein weißer Augapfel hervor, der die dunkle Pupille nach oben lenkt. Dass sich das plastisch gerundete Auge (links umschattet, mit Lichtreflexen, die sich in Bögen gegenüberste hen; links verrieben, rechts scharf weiß akzentuiert) aus der vertieften Rundung des Ballons wölbt, ist befremdlich. Doch okay, heutzutage sind wir sogar an Enten und Mickymäuse als Ballons gewohnt. Allerdings mit Menschen in Körben ...

Augen und Blicke faszinierten zeitgleich mit Redon alle Sparten der Kunst.

Umso befremdlicher ist, dass Odilon Redons Ballon keinen Korb, sondern eine Schale trägt – mit einem isolierten Kopf. Und dass wir fröstelnd realisieren, wie absurd es ist, dass uns tote Augen fixieren. Heißluftballons waren in den 1870er Jahren in Frankreich, speziell in Paris, die Attraktion. Diese, nach ihren Erfindern, den Gebrüdern Mongolfier, Ende des 18. Jahrhunderts, als Mongolfieren benann te Inspirationsquelle ist für Redon bestens belegt und bekannt. In der entsprechenden kunsthistorischen

Literatur sind psychoanalytische Interpretationen vom Auge als Phallussymbol en vogue sowie als Kastrations- und Verlustangst gedeutete, isolierte oder abgetrennte Köpfe. Doch Augen und Blicke (z.B. im Gemälde I lock my door upon myself, 1891 von Fernand Khnopff) und die Obsession für Judith und Salome, mit abgeschlage nen Häuptern von Holofernes und Johannes, faszinierten zeitgleich mit Redon alle Sparten der Kunst. Vom Maler Gustave Moreau, über den englischen Dichter Oscar Wilde bis zum Wiener Komponisten Richard Strauss. Auch weil Sigmund Freuds Schriften erst nach 1882 auf Französisch erschienen und die Redon-Forschung entsprechend fundierte Quellen schuldig blieb, erscheint es mir weitaus plausibler, dass Augen und isolierte Köpfe den französischen Symbolisten Odilon Redon (1840–1916) in ihren Bann zogen, weil gravierende Umwälzungen seiner industrialisierten Gegenwart quasi den Kopf vom Rumpf überkommener Traditio nen trennte; mitsamt beängstigenden Emanzipati onsbestrebungen allseits aufmüpfiger Suffragetten.

Bildquelle: Wildenstein, Alec, Odilon Redon. Catalogue raisonné de l‘œuvre peint et dessiné, Bd. 2: Mythes et légendes, Paris: Wildenstein Institute 1994: X II.

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TEXT Claudia Müller-Ebeling
Lucys Rausch Nr. 13 53
Kohlezeichnung,
42,5 x 33,5 cm, um 1882,
New York, Museum of Modern Art
14

DROGEN AUF REISEN

DER ABEND VOR DER FINSTERNIS Kolumbien

VALLEDUPAR, KOLUMBIEN. Valledupar ist jetzt nicht unbedingt eine dieser Städte, in denen man länger als nötig verweilen möchte. Ein Paradebeispiel südamerikanischer Zweck-Architektur, allgemeiner Geschäftstätigkeit und überbordenden Verkehrs, eingebettet in eine unangenehme trocken-staubige Hitze, wie sie hier am Südrand der kolumbianischen Sierra Nevada so üblich ist. Zumindest wenn nicht ge rade Regenzeit ist, denn dann dürfte der ganze Mo loch nur im Morast und Dreck ersticken.

Ich hatte mich am frühen Morgen von meinem Haus in den Bergen Santa Martas aufgemacht, um einer bevorstehenden Sonnenfinsternis beizuwoh nen, die erst auf diesem Breitengrad eine komplette Verfinsterung bieten sollte. Und das war selbst für mich, der normalerweise das Haus in diesen Tagen nur zum Besuch des Dealers verließ, Ansporn genug, die ungemütliche sechsstündige Busreise nach Valledupar anzutreten.

Das Hotel Central machte seinem Namen alle Ehre – es lag in der Stadtmitte – und war zudem die billigste Absteige der Stadt. Satte fünf Dollar die

Nacht, ohne Frühstück natürlich. Wer braucht schon Frühstück?

Bloß nicht zu viel Geld für ein Hotel ausgeben! Für alles andere, vor allem für die lieben Rauschmit tel, saß die Knete irgendwie immer lockerer. Aber sich zu erlauben, einmal ein paar Pesos mehr für eine etwas behaglichere Umgebung auszugeben, das kam mir damals einfach nicht in den Sinn. Lo nely-Planet-Reiseführer-Syndrom. «Set und Set ting» ein völliges Fremdwort!

Allerdings, und das ist fast schon eine eherne Re gel, je billiger die Absteige, um so weniger dumme Fragen werden gestellt, und – in diesen Zeiten, wo man noch nicht online buchen konnte, ein wichtiges Kriterium in Kolumbien – umso besser nämlich die Chance, als offensichtlicher Drogenkonsument über haupt eine Unterkunft zu bekommen. Gute Hotels nahmen keine «Junkies» auf. Das Central war also perfekt! Und sein Sahnehäubchen war Señor Lopez, der fette Kerl an der Rezeption, der sich außerdem als Chef, Koch, Kellner, Hoteldealer und Zuhälter zu ständig zeigte.

TEIL 7:
54 DROGEN AUF REISEN

«Quieres chicas? Drogas?» Ohne Umschweife kam Senor Lopez, noch ehe ich meine Eintragungen im Gästebuch abgeschlossen hatte, auf seine kleinen Nebengeschäfte zu sprechen. Nun … ein Mädchen hatte ich zuhause, die betrog ich nicht; aber claro que sí, amigo: drogas immer. Er habe da algo special, also was Besonderes, etwas, was ich sicherlich noch nie mals in meinem Leben bekommen habe.

Nun ja, diese Sprüche kennt man ja zur Genüge, aber in Kolumbien entsprachen sie meistens den Tatsachen. Denn damals wie heute gab und gibt es in Kolumbien wenig schlechten oder gestreckten Stoff. Es war und ist eine Frage der Ehre und auch eine der persönlichen Sicherheit für kolumbianische Dro genhändler, gutes Material zu verkaufen. Mit ganz wenigen Ausnahmen war alles, was ich jemals dort bekam, sauber, rein und somit gut. Ich gehe sogar soweit und behaupte, dass kolumbianische Drogen händler besonders korrekt sind. Egal ob Koks oder Weed, es gehört zu ihrem Berufsethos und ihrer Überlebensstrategie, guten Stoff zu verkaufen.

Und das galt sicher auch für diesen etwas windi gen, aber nicht unsympathischen Rezeptionisten im zentralen Stundenhotel von Valledupar, insofern

kein großes Risiko, auf sein «algo special» einzugehen. Ich erwartete natürlich Koks und signalisierte mein Interesse. Mit den Worten «Na, dann komm mit, Gringo ...» (er wagte es tatsächlich, dieses rassisti sche Wort zu verwenden), vale la pena, es ist die Mühe wert, lotste er mich in ein kleines Hinterzimmer, an dessen schwere Holztür ein verrostetes «Ofici na»-Schild genagelt war. Sein Büro also.

Keine Frage, Koks!

Herr Lopez öffnete die Tisch-Schublade, in der er seine Vorräte samt Waage und einer mächtigen Knarre – gefühltes Kaliber: 45 – aufbewahrte. Dann schüttete er eine Handvoll Pulver auf die blanke höl zerne Tischplatte, als ob es Mehl wäre. Aber das Mehl war braun, und braun erinnert einen dann ja eher an Heroin, dem ich glücklicherweise nicht auch noch verfallen war und auch nicht vorhatte, das zu ändern. «No quiero heroina! Ich will kein Heroin!». Kollege Lopez lachte: «Das ist auch keines, Amigo!» – «Eso es patraciado.»

Patraciado? Soweit mir bekannt, war das nicht wirklich eine Qualitätsbezeichnung, sondern be deutete gestrecktes Koks, zum Beispiel mit }

55Lucys Rausch Nr. 14
Robert Gordon Wasson, Albert Hofmann, Carl A.P. Ruck Der Weg nach Eleusis Das Geheimnis der Mysterien ISBN 978-3-03788-481-2 186 Seiten, Format 11 x 18 cm Softcover Erscheint im 4. Quartal 2022 Stanislav Grof Bewusstseinsforschung und psychedelische Kunst Die visionären Welten des HR Giger ISBN 978-3-03788-615-1 ca. 200 Seiten, Format 24 x 30,5 cm Hardcover Erscheint im 4. Quartal 2022 Aktualisierte deutsche Ausgabe des englisch sprachigen Originals von 2015 (MAPS) Stefan Haag Drogen auf Reisen ISBN 978-3-03788-616-8 ca. 120 Seiten, Format 14,8 × 21 cm Broschur Erscheint im 4. Quartal 2022 Stanislav Grof Impossible Wenn Unglaubliches passiert ISBN 978-3-03788-618-2 432 Seiten, Format 15,5 x 22 cm, Softcover Carl Hartwich Hanf Aus der neuen Edition Bibliotheca Psychonautica ISBN 978-3-03788-614-4 ca. 70 Seiten, Format 18,5 ×18,5 cm, Broschur Erscheint im 4. Quartal 2022 Yuma Greenwood Das psychedelische Kochbuch ISBN 978-3-03788-491-1 208 Seiten, 14,8 × 21 cm, Broschur Alexander Neusius Peyote –Lophophora williamsi Das Pflegehandbuch ISBN 978-3-03788-643-4 200 Seiten, Format 20 × 20 cm, Softcover ISBN 978-3-03788-613-7 200 Seiten, Format 20 × 20 cm, Hardcover Auf 500 Ex. limitierte Auflage Marcel Levermann Psychedelische Genesung Überlegungen für einen heilsamen Umgang mit Psychedelika ISBN 978-3-03788-617-5 160 Seiten, Format 13,5 × 21,5 cm, Softcover Neuerscheinungen 2022 Das Pflegehandbuch Peyote Lophophora williamsii Alexander Neusius der legendäre Peyote-Kaktus, ist nicht nur wegen der ihn um gebenden Mythen bekannt. Vielmehr fasziniert und begeistert er in unseren Breiten vor allem durch seine außergewöhnliche Schönheit. Früher eher in botanischen Gärten und Ausstellungen zu finden, ist der Lophophora heute als fester Bestandteil vieler privater Kakteensammlungen etabliert. aktualisierte und erweiterte Neuausgabe dieses Pflegehandbuchs schließt eine Lücke in der Fachliteratur über Peyote-Kakteen. Mit zahlreichen Praxistipps zu Anzucht, Aus saat, Umtopfen, Pflanzgefäßen, Blüte, Bewässerung, Dünger, Veredelung und Schädlings Peyote Lophophora williams Das Pflegehandbuch HANF Carl Hartwich EDITION BIBLIOTHECA PSYCHONAUTICA CarlHartwich OPIUM Nachtschatten Verlag AG Kronengasse 11 Tel +41 (0)32 621 89 49 www.nachtschatten.ch CH-4500 Solothurn Fax +41 (0)32 621 89 47 info@nachtschatten.ch Überarbeitete undNeuauflageaktualisierte Stanislav Grof Impossible Wenn Unglaubliches passiert Das Abenteuer außergewöhnlicher Bewusstseinerfahrungen Stanislav Grof, Mitbegründerdertranspersonalen Psychologie, schildert in diesem Buch unglaubliche Anekdoten, die erin seinen jahrzehntelangen Untersuchungen außergewöhnlicherBewusstseinszustände entweder selbst erlebte odervon denen ihm andere berichteten –von seinerersten LSD-Sitzung, die ihm einen Einblick in das kosmische Bewusstsein verschaffte, bis hin zu sei nerArbeit mit dem Holotropen Atmen. dokumentiert faszinierende Experimente zurAstralprojektion, Geschichten überSynchronizität, Erinnerungen an die Geburt und das vorgeburtliche Le ben, das Überleben des Bewusstseins nach dem Tod Das Buch bietet die Gelegenheit zu einerReise in die Räume jenseits des gewöhnlichen Bewusstseins und ermöglicht damit eine neue Vision unseres menschlichen Potenzials. Stanislav Grof Impossible Wenn Unglaubliches passiert 9783037886182 nachtschatten.ch Yuma Greenwood DAS PSYCHEDELISCHE KOCHBUCH ausführliche Rezepte und Informationen zur ExtraktionvonpsychedelischenSubstanzen,dieauchfürChemienachvollziehbar aufbereitet sind. Alspsychedelische es das alchemistische Wissen zur Arbeit mit Molekülen für interessierte Laien zugänglich. PSYCHEDELISCHE KOCHBUCH behandelt ein nicht alltägliches dabei eine für jeden verständliche Sprache. DMT, 5-MeO-DMT und Bufotenin (inklusive wichtigsten pflanzlichen DMT-Lieferanten, zu MeskalinundMeskalin-Kakteen, Beta-Carbolinen undweiteren aufschlussreicher Tripberichte. Psychedelischen Kochbuch wird es ein Leichtes sein, die alltäglichenUmgebungzuanalysierenundpsychoaktive MolekülewieDMT,5-MeO-DMT,4-HO-DMT, β-CarbolineoderMeskalin Bedingungen aus jeder entsprechend alkaloidhaltigen Aus der Einleitung
Marcel Levermann
Überlegungen für einen heilsamen Umgang mit Psychedelika Psychedelische Genesung Ein heilsamer Umgang mit Psychedelika wie LSD, Psilocybin, DMT und 5-MeO-DMT sowie mit Entaktogenen wie MDMA und Dissoziativa wie Ketamin ist möglich – nicht nur im klinischen Setting. Auch für das persönliche Wachstum können diese Substanzen von großem Wert sein. Psychedelische Genesung vermittelt das Wissen, das für eine potenziell transformative und therapeutisch sinnvolle Integration des Gebrauchs psychoaktiver Substanzen erforderlich ist. Der Autor berichtet aus eigener Erfahrung über die psychologischen Auswirkungen psychonautischer Techniken und vergleicht – unter Einbezug wissenscha licher Erkenntnisse aus der Neurologie u.a. –die Essenz psychedelischen Erlebens mit den Lehren spiritueller und schamanischer Traditionen. Ein psychosomatisch orientierter Ratgeber zum heilsamen Umgang mit Psychedelika. 8861757830379 Marcel Levermann Psychedelische Genesung Extrakt Ergänzte und aktualisierte Neuauflage NV_eigenins_LU14_ganze seite.indd 1 12.10.22 13:45

Der Tanz mit dem Fliegenpilz

Wie Amanita-Rituale unser Leben bereichern können

Ich bin ohne jegliche Verbindung zu einer Geschichte oder Praxis oder auch nur zu einer kulturellen Erfahrung aufgewachsen. Ich habe eine naturwissenschaftliche Ausbildung, unterrich tete an einer High School Naturwissenschaften und schrieb Bücher für Pädagogen. Doch 2008 nahm eine Naturkatastrophe mir alles und löste schwere Panik attacken aus, die mich schließlich auf Benzodiazepine brachten. Und so kam es, dass der Fliegenpilz (Ama nita muscaria) mein Leben veränderte.

Fünf Jahre Clonazepam-Konsum beeinträchtig ten meinen Verstand, und eine früh einsetzende Demenz begann sich einzuschleichen. Ich ver brachte weitere fünf Jahre mit dem Versuch, die

Droge abzusetzen, nur um Alpträume von Schmer zen, Panik und eine Hölle zu ertragen, die nur dieje nigen verstehen, die das selbst erlebt haben. Schließ lich war ich so erschöpft, dass ich plante, mir das Leben zu nehmen.

Eines Tages, als ich auf der Terrasse saß, hörte ich eine Stimme, die mir sagte, dass ich den Wald hinter meinem Haus besuchen müsse, bevor ich diesen Planeten verlasse. Sie war sehr überzeugend und verführerisch, also musste ich einfach dorthin. Fast sofort fand ich einen leuchtend bunten, rot-oran gen Pilz. Ich pflückte ihn und rannte nach Hause, um herauszufinden, was es war. Nachdem ich viel über Amanita muscaria recherchiert und mehr davon

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gefunden hatte, machte ich einen Tee und trank ihn.

Der Fliegenpilz hat mir das Leben gerettet.

Ich war frei von allen Symptomen, Panik, Ängs ten und Schmerzen. Ich begann auf eine Weise zu leben, die ich vorher nicht gekannt hatte. Ich wachte jeden Tag energiegeladen, glücklich und motiviert auf. Ich brauchte sehr wenig Schlaf und war kreativ und produktiv. Doch schon bald hörte ich wieder dieselbe Stimme. »Du solltest es den Menschen mit teilen«, flüsterte sie mir zu. »Viele Menschen leiden, sie müssen es wissen. Du solltest Videos machen und all die irreführenden Informationen korrigieren« und schließlich: »Du musst das jetzt wirklich tun!«

Ich dachte, ich müsse verrückt geworden sein und dass dieser Pilz die Verantwortung dafür trage. Aber ich hörte auf die Botschaft, woher auch immer

sie gekommen war, und damit begann die Story von Amanita Dreamer*, der Person, dem Kanal und der Website.

Die Stimme wurde immer lauter. Andere Leute schrieben mir, dass der Pilz sie ebenfalls gerufen hatte, dass die Stimme des Pilzes auch sie förmlich dazu zwang. Ich machte mir Sorgen, den Respekt der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu verlieren, aber ich konnte auch nicht leugnen, wie laut, liebevoll und tief diese Stimme war. Schließlich ging ich mit dieser Information an die Öffentlichkeit und sprach über die Pilzstimme. Ich sagte, dass die Fliegenpilze uns vermissten und dass sie hofften, dass die Men schen sie wieder verwenden würden.

Ich beschloss, den Pilz vor laufender Kamera zu rauchen und Fragen zu beantworten, die ich }

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Mit dem Mond durchs Jahr Mondphasen 2023 Roger Liggenstorfer (Hrsg.) Kalender ISBN 978-3-03788-499-7 Siebdruck (silber-weiss auf blauem Papier), Format 35 x 82 cm Postkarten ISBN 978-3-03788-500-0 A6-Postkartenformat Set à 10 Exemplare MONDPHASEN 202 DO. 22:15 DO. 20:06 SA. 09:18 FR. 09:58 3 MONDPHASEN 202 SO. 15:50 DI. 02:52 13:06 DO. 22:15 08:43 MI. 06:01 20:17 20:49 11:22DO. 20:06 SA. 09:18 MO. 04:31 DI. 05:32 21:00 DO. 20:40 DO. 04:37 03:17 SO. 14:02 01:55 16:57 09:58 SO. 05:36 3 MONDPHASEN 202 SO. 02:52 MI. 13:06 DO. 22:15 SA. MI. 20:17 20:49 11:22 20:06 04:31 05:32 MI. 13:14 21:00 DO. 12:53 04:37 SA. 14:02 01:55 16:57 FR. 05:36 3 www.mondphasenkalender.ch 13.10.22 18:30 Du willst verschenken?!?!? Umweltschonende Produkte? Ja, das geht. Wir haben Träume. Und verwirklichen sie. Jetzt aktiv werden. #dreampeace

Videos und Aufzeichnungen mit Dr. phil. Christian Rätsch

Expertengespräch über psychoaktive Gewächse Interview zusammen mit Markus Berger vom April 2022

Weiblichkeit – entdecken, stärken, feiern. Die männliche Sicht Interview mit Christian Rätsch vom Februar 2022

Schamanismus: Konsumgut oder archaisches Wissen? Ursprünglich geplant mit Christian Rätsch. Durchführung: Dr. phil. Claudia Müller-Ebeling

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Christine Fuchs – Kurse online und Präsenz für Räuchern, Schamanismus, Naturverbindung, Spiritualität u.a.

Fuchs_Labdanum_neu.indd 1 13.10.22 16:35 Die Alchemistische Divination nach Ralph Metzner (MAD) mit Friedrich Rehrnbeck Ferienwohnungen-workation-Retreat www.kudra.net Spirituelle Pflanzenheilkunde & Naturtherapie mit Svenja Zuther KUDRA N A TU R B EWUSS T S EI N an einem zauberhaften Ort... D-29575 Bohndorf Ethnobotanik & psychoaktive Kultur mit Claudia Müller-Ebeling -in memoriam Christian Rätsch -

Ausstellung im Museum HR Giger

PSYCHONAUTEN II

Die zweite Gruppenausstellung visionärer und psychonautischer Kunst im Museum HR Giger präsentiert Werke von insgesamt 21 KünstlerIn nen von verschiedenen Kontinenten und ist dem Psychotherapeuten und Psychiater Stanislav Grof gewidmet, der unter anderem das Holotrope Atmen entwickelte. Seine Schriften haben viele visionäre Kunstschaffende inspiriert.

Zur Eröffnung am 14. Mai 2022 versammelte sich im Dachgeschoss des Museums ein bunt gemischtes Pub likum in herzlich-angeregter Atmosphäre. In einer Videobotschaft sandten Stan und Brigitte Grof mit Claude Steiner ihre Grüße nach Gruyères. Carmen Giger-Scheifele und Nicolas Trauner (Berlin) würdig ten in ihren Begrüßungsreden insbesondere Stanislav Grofs Beobachtungen und Beschreibungen innerer Welten als wichtige Inspirationsquellen für die visio näre Kunst; seine tiefenpsychologischen Analysen von Werken der bildenden Kunst und Literatur liefern erstaunliche neue Sichtweisen, vor allem dank Grofs Konzept der Perinatalen Grundmatrizen (PGM), der Geburtsphasen, die das individuelle Leben prägen.

Beim Gang durch die Ausstellungsräume wird deutlich, wie facettenreich die Wahrnehmung dieser

Als Auftakt sind aquarellierte Zeichnungen von Stanislav Grof zu sehen. Sie veranschaulichen Erfah rungen aus den verschiedenen PGM-Phasen, wie sie in veränderten Bewusstseinszuständen, etwa durch Holotropes Atmen oder meditative Praktiken, auf treten können.

Neben Grofs Bildern präsentiert die Ausstellung weitere Gemälde mit unterschiedlichen Maltechniken: So setzt etwa Wolfgang Maria Ohlhäuser eine alte nepa lesische Technik ein und malt in feinsten Punkten, Nana Nauwald verwendet kräftige, eher flächige Farben, Fred Weidmann lässt seine Figuren in Acryltechnik organisch ineinander fließen, und Christian Rätsch verwendet für seine schamanischen Bilder Aquarellfarben.

Gezeigt werden aber auch in Mischtechnik oder komplett digital erstellte und auf Leinwand gedruckte Werke, wie zum Beispiel die von Nadia Honarchian. Ihre Porträt-Fotografien, die sie in sich überlagernden Schichten am Computer weiterbear beitet, verweisen auf die Vielschichtigkeit und Weite psychedelischer Welten.

Welten ist und wie vielfältig ihre Umsetzung. Die Ausstellung umfasst ein breites Spektrum: Malerei, Fotografie, digitale Grafiken, Skulpturen und audio visuelle Werke. Mischa Good: Grandmaster Gangbang, 2011. Fimo, Holz, Plexiglas, Privatbesitz. Radovan Hirsl: Reichi, 2006. Acryl auf Recyclingmaterial, Privatbesitz. Nadia Honarchian: Kali 1, 2012. Fine Art Print, Fotopapier auf Alu. Limitierte Auflage.

Neben collageartigen Werken sind auch Ready mades wie etwa die von Mischa Good ausgestellt, die etwas Plakatives und Verspieltes an sich haben. Rado van Hirsl formt Recycling-Materialien zu einem Gebilde, dessen Bestandteile wie Antennen in den Raum greifen, ergänzt durch einen kleinen Pilz. Igor Grechanyks Bronzeskulptur mutet wie ein zartes, seltsames Meereswesen an, das Assoziationen zu HR Gigers Biomechanoiden oder Salvador Dalís Frauen figuren weckt.

Klänge und Videobilder können Erfahrungen mit bewusstseinserweiternden Substanzen zum Aus druck bringen oder sie unterstützen. Ein solches Werk ist die Videoinstallation The Sound Of DMT von Trig Fardust (Video) und B. Ashra/Klangwirkstoff Records (Musik), eine visuell-musikalische Umset zung des DMT-/Ayahuasca-Moleküls. Die auf den Berechnungen von Hans Cousto basierende Verto nung vermittelt zusammen mit den Videobildern einen rauschhaften Eindruck innerer Räume auf einer Ayahuasca-Reise.

Die Vielfalt der Stile und Techniken war ein wich tiges Kriterium bei der Auswahl der Künstler und Werke. Das Netzwerk der Kuratoren Nadia Honar chian und Claude Steiner ist in den letzten Jahren

gewachsen, doch die in den 1990er Jahren aus der Galerie Tumb in Zürich hervorgegangene Kern gruppe hat immer noch Bestand. Die Ausstellung Psychonauten II musste aufgrund der Pandemie meh rere Male verschoben werden. An der ersten Werk schau waren auch einige amerikanische KünstlerIn nen beteiligt; diesmal sind nur KünstlerInnen aus Europa mit von der Partie. Trotz der Hindernisse ist dem Kuratorenteam eine abwechslungsreiche und sehr sehenswerte Ausstellung gelungen.

Psychonauten II HR Giger Museum, Château St. Germain in Gruyères, Schweiz. 14. Mai 2022 bis März 2023

Kuratiert von Nadia Honarchian und Claude Steiner unter Mitwirkung von Carmen Giger-Scheifele. Gruppenausstellung mit Werken von: Nana Nauwald • Wolfgang Maria Ohlhäuser • Nadia Honarchian • Fred Weidmann • Stanislav Grof • Christian Rätsch

Radovan Hirsl

Mischa Good

Chandra Fanti

Liliana Hirsl

Davide Scianca

Claude Steiner

Jakco Mosqueira

Alpamys Batyr

Elena Starkova

B. Ashra

Eva Wipf

Kris Markiewicz

Le dernier cri • Theus Heberlein

Igor Grechanyk

69Lucys Rausch Nr. 11
69Lucys Rausch Nr. 14
Kris Markiewicz: Melancholia21. Acryl auf Holz, 2021 Nana Nauwald: Reconnection, 2021

Heilung und Spiritualität:

Psychedelisches Cannabis

Man muss die Details der Pflanze nicht ken nen, um sie als psychedelische Medizin zu verwenden. Aber ich möchte denen, die Cannabis schon länger nicht mehr verwen det haben, sowie denjenigen, die noch nie Cannabis verwendet haben, etwas Hintergrundwissen ver mitteln. Wenn Sie daran zwei feln, dass Cannabis eine psy chedelische Erfahrung hervorrufen kann, überle gen Sie, wann Sie es zuletzt geraucht haben – vor einem Jahr, einem Jahrzehnt oder einer Generation?

Einfach ausgedrückt: Jüngs ten Studien zufolge ist das Tetrahy drocannabinol (THC) in Cannabis dreimal so stark wie noch vor zwanzig Jah

ren. Darüber hinaus nimmt der Anteil des Cannabi noids Cannabidiol (CBD), das ebenfalls in der Pflanze als natürliches «Gegenmittel» zu THC vor kommt, bei den meisten Sorten durch selektive Züchtung ab. Das bedeutet, dass die subjektive Wir kung des THCs als noch stärker empfunden wird. Wir erleben buchstäblich aus erster Hand die Evolu tion einer ganzen Spezies durch menschliches Engineering.

Die Beziehung zwischen den Cannabinoiden (den Wirkstoffen von Cannabis) und Terpenen (den aromatischen Verbindungen) wird als Entoura ge-Effekt bezeichnet, und die neue wissen schaftliche Forschung hat die vielfälti gen Qualitäten von Cannabis durch die Züchtung subtiler Veränderungen in der chemi schen Zusammensetzung verstärkt. Aufgrund dieses neuen Verständnisses kann man mit ziemlicher Sicher heit sagen, dass Cannabis heute nicht mehr das ist, was es vor zwei Jahrzehnten war, geschweige denn während der psychedelischen 1960er Jahre. Ich bin sicher, dass es einige unglaubliche Ausnahmen von diesem Trend gegeben hat, denn es gab schon immer wunderbare Züchter die ser erstaunlichen Pflanze, im Durchschnitt prägte außergewöhnliches Cannabis aber nicht die Erfah rung der großen Mehrheit der Konsumenten. Viel leicht ist es an der Zeit, diese bescheidene Pflanze und ihre ungewöhnlich riechenden Terpene, die wie kleine Motoren der Transformation wirken, neu zu überdenken.

Trotz der Stärke der modernen Sorten wird Can nabis in der Heilkundigengemeinschaft immer noch für seine therapeutische Wirkung geschätzt. Da die psychedelischen Cannabissitzungen kürzer sind und die Erholungszeit minimal ist, ist die Integra tion einfacher als bei anderen psychedelischen Medikamenten, was es ideal für diejenigen macht,

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Psychedelisches Cannabis ist auch für ältere Menschen viel sicherer zu konsumieren.

die viel im Beruf und in der Familie zu tun haben. Psychedelisches Cannabis ist auch für ältere Men schen viel sicherer zu konsumieren, da es nicht nur weniger Stress für den Körper bedeutet, sondern sogar neuroregenerativ ist. Regelmäßige Cannabis konsumenten berichten, dass ihr Gesamtkonsum von Cannabis und anderen Drogen deutlich zurück ging, als sie zum bewussten Konsum übergingen und sich tatsächlich dem zuwandten, was Heilung brauchte – und das ohne große Anstrengungen oder klinische Intervention. Als Mittel zur Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen ist Cannabis in der Anfangsphase eine viel sicherere Alternative zu Suchtmitteln, und Cannabisprotokolle und Atem techniken können als Werkzeuge zur Heilung der zugrunde liegenden Ursachen des Suchtverhaltens

eingesetzt werden. Abgesehen von einigen leicht zu überprüfenden Kontraindikationen gibt es nur wenige Gründe, die gegen den Einsatz dieses Medi kaments zur persönlichen Heilung sprechen.

Cannabis ist auch psychologisch und physisch viel sicherer als andere psychedelische Arzneimittel, und es hat eine kürzere Wirkungsdauer als die meis ten Psychedelika, was die Integration und Erholung von der Erfahrung erleichtert. Es kann effektiv in kleineren Dosen oder als Einstieg in die Arbeit mit anderen Psychedelika verwendet werden. Wir nen nen dies «das Wasser testen». Wenn Sie noch nie ein Psychedelikum probiert haben, müssen Sie viel leicht einige Schritte unternehmen, bevor Sie für eine legale Ayahuasca-Erfahrung nach Peru reisen.

Im Gegensatz zu anderen Psychedelika und

}

71Lucys Rausch Nr. 12
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Foto: Dreamstime
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Schamanische Räucherpraxis Anwendungszwecke und Räucherstoffe

D as Räuchern von bestimmten Harzen, Kräu tern und Hölzern gehört zu den ältesten ritu ellen Praktiken der Menschheit. Es ist ein universelles Faszinosum, das aller Wahrscheinlich keit nach nur unwesentlich jünger als die Entde ckung des Feuers ist und sich in fast allen menschli chen Kulturen bis zum heutigen Tag einer stetigen Beliebtheit erfreut. Obwohl das Räuchern von aro matischen Pflanzenteilen seit Jahrtausenden auch schlicht zur Beduftung des Wohnraums, der Kleidung oder des Körpers genutzt wird – wir denken an den Ausdruck «Parfum» (von lat. per fumum, dt. «durch Rauch»), wird es im folgenden Beitrag ausschließlich um die schamanische Räucherpraxis gehen. Das Räuchern kann in diesem Zusammenhang eine Viel zahl unterschiedlicher Funktionen erfüllen, die wir uns – vorausgesetzt, es ist für uns selbst authentisch und dem Vorhaben dienlich – natürlich auch in modernen psychonautischen Settings zunutze machen können.

Olfaktorisches Wohlbefinden

Die Schaffung einer angenehmen Wohlfühlatmos phäre ist ein wichtiges Element zur Vorbereitung eines schamanischen Rituals. Denn nur dann, wenn sich die Teilnehmer wohlfühlen, können sie sich ent spannen und fallen lassen, was eine wichtige Grund voraussetzung für sämtliche «Reisen» in die inneren Welten ist. Mit einem angenehmen und mit positiven Assoziationen verbunde nen Duft kommen wir diesem Ziel ein großes Stück näher. Sicherlich ist in diesem Zusammenhang die Erfüllung anderer Rahmenbedingungen aber mindestens genauso wichtig; dazu gehört beispielsweise eine adäquate Auswahl an Musik sowie das Vorhandensein beque mer Sitz- und Liegemöglichkeiten etc.

Markierung von Ritualbeginn und -ende Nichts wird eindrücklicher im Unterbewusstsein gespeichert als die Erinnerung an einen Geruch. Aus diesem Grund markieren Schamanen den

Durch Räuchern wird ein sakraler Raum geöffnet.
TEXT Kevin Johann Foto: Adobe Stock

Beginn sowie das Ende eines Rituals nicht selten mit einem bestimmten Räucherstoff. Das ist sinn voll, vor allem, wenn es um Rituale mit entheoge nem Charakter geht. Denn durch das Räuchern wird nicht nur ein sakraler Raum geöffnet und ein Rahmen gesetzt, der eine gewisse Orientierung bietet. Vielmehr verknüpfen die Ritualteilnehmer (zumeist unbewusst) ihre während des Rituals erlebte Bewusstseinserweiterung mit dem Räu cherstoff, und immer dann, wenn sie diesen Duft im Nachhinein noch einmal riechen, werden sie quasi automatisch an ihre vormalige Ritualerfah rung erinnert.

Rituelle Reinigung

Der Begriff «reinigend» ist im Zusammenhang mit schamanischen Räucherungen in seiner Ganzheit lichkeit zu betrachten, da er sich sowohl auf physi sche, psychische wie auch energetische Aspekte bezieht. Denn einerseits wirken die aufsteigen den Räucherdämpfe in vielen Fällen desinfizierend und befreien auf grund dieses Wirkverhaltens die Luft von pathogenen Keimen. Gleichzeitig haben Räucherstoffe vielfach die besondere Qualität, dass sie den menschlichen Geist klären, indem sie ihn beispielsweise von dest ruktiven Gedanken rei nigen. Auf der energeti schen Ebene wirkt das Räuchern insofern reini gend, dass es sogenannte Energiefelder bzw. -muster har monisiert, in dem es ebensolche, ver einfacht formuliert, wieder an ihren gesunden Urzustand erinnert. Das können gleichermaßen unsere eigenen durch Ängste oder unverarbeitete Emotionen blockierten Körperenergien oder die durch Streit ö.a. in Disharmonie geratenen Raum energien sein. Nicht von ungefähr kommt es, dass es vor Beginn eines schamanischen oder anderweitig kultischen Rituals üblich ist, den Ritualplatz abzu räuchern und sich selbst ebenfalls einer gründli chen Reinigung mit Räucherstoffen zu unterziehen. Weiterhin werden mit reinigenden Räucherstoffen –z.B. Beifuß, Drachenblut, Fichtenharz, Salbei oder Tabak – seit jeher Krankenzimmer, Wohnstätten sowie Ritualobjekte gereinigt.

Meditation, Gebet und Geistfokussierung

Die geistöffnende und zentrierende Wirkung bestimmter Räucherstoffe lässt sich hervorragend zur Bewusstwerdung im «Hier und Jetzt» bezie hungsweise zum geistigen Ankommen im Ritual sowie zur Unterstützung der Meditation, des Gebe tes und anderer kontemplativer Techniken nutzen. Dazu geeignet sind beispielsweise Adlerholz, Copal, Sandelholz und Weihrauch.

Der Pflanzengeist als Reisebegleiter

Immer dann, wenn eine reisende Seele an die Schwelle zur Anderswelt stößt, beispielsweise im Rahmen einer schamanischen Initiation, einer psy chedelischen Reise, in Zuständen tiefer Trance oder Ekstase, aber auch beim Sterben, begleiten Schama nen diese Übergänge durch das Räuchern bestimm ter Pflanzen. Eine Praxis, die auf der Überzeugung gründet, dass der durchs Räuchern freigesetzte Pflanzengeist der durch die «Welten» reisenden Seele als schützender Begleiter und weg weisender Navigator zur Seite stehen kann. Sicherlich kann er das aber auch, wenn die Pflanze einge nommen oder anderweitig appliziert wird. Eine Erkenntnis, die südafrika nische Schamanen vor lan gen Zeiten dazu veran lasste, ihren sogenannten «Traumschaum» (= ein schaumiges Getränk, das traditionell für Prophezei ungen, Ahnen- und GeisterKontakte sowie zur Schärfung des Traumbewusstseins einge setzt wird) als Ubulawu zu bezeich nen, zu Deutsch «der Geist, der einen lei tet».

Anrufungsopfer für Götter und Hilfsgeister

In vielen schamanischen Kulturen werden Räucher stoffe als «Nahrung der Götter» angesehen und die sen zu Ehren im Rahmen von Dankes- und Anru fungsritualen verbrannt. Die aufsteigenden und in Richtung Himmel ziehenden Räucherschwaden sind gemäß der schamanischen Vorstellung für die Götter eine wichtige Nahrungsquelle, weshalb ein Rauchopfer ein sehr gutes Mittel dafür sein kann, die höheren Mächte zum Wohle der Menschen und aller anderen Erdenbewohner gnädig zu stimmen. Im alten Ägypten war es beispielsweise Brauch, als }

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MEDIATHEK

Die große psychoaktive Erweiterung

Nach 23 Jahren legt das Autorenduo Christian Rätsch und Markus Berger die lang ersehn te Fortsetzung des weltweiten Standardwerks «Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen» vor. Mit 800 Seiten ist Band 2 der Enzyklopädie nur 140 Seiten dünner als Band 1 von 1998. Band 2 enthält über 500 neue Pflanzen, Pilze, Flechten und Bakterien in mehr als 140 Monografien – von Acacia bis Zornia und von Agrocybe bis Xanthoparmelia –, sowie neue Forschung zu Pflanzen des ersten Bands. Über 350 weitere psychoaktive Gewächse, deren Potenzial noch zu erforschen ist, werden in einem eigenen Kapitel aufgeführt. Die Kulturgeschichte der psychoaktiven Gewächse und deren Einfluss auf die bildenden Künste, Musik und Literatur wird ebenfalls ausführlich dargestellt. Neu indizierte Pflanzen- und Pilzpro dukte, die Erläuterung deren wichtigster Sekundärmetaboliten sowie umfangreiche Literaturhinweise runden den Band ab.

Nur 17 Tage nach Erscheinen des Bandes 2 verstarb Christian Rätsch viel zu früh und unerwartet an den Folgen eines unentdeckten Magenge schwürs (siehe Nachruf ab Seite 34).

Die Enzyklopädie wird damit ab jetzt von Markus Berger allein weiterge führt. Berger zeichnet bereits seit 2016 für Aktualisierungen und Updates des Bandes 1 verantwortlich und wird auch diesen im Lauf der kommenden Monate komplett überarbeiten und neu edieren.

Christian Rätsch und Markus Berger, Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen Band 2, AT Verlag 2022, ISBN 978-3-03902084-3, Lizenzauflage im Nachtschatten Verlag (ISBN 978-3-03788-484-3)

Kulturschrittmacher Pilz

Pilze sind in der Erde, in der Luft, in unserem Körper. Sie sind schlichtweg überall, werden aber leicht von uns Menschen übersehen.

Pilzorganismen hal ten uns am Leben, schenken uns wertvolle psychoaktive Inhaltsstoffe, bauen Schadstoffe in der Atmosphäre ab und verändern das Verhalten von Tieren. Sie beeinflussen, wie wir Menschen fühlen, denken und handeln und sind für alle Lebensfor men unverzichtbar. Der Biologe Merlin Sheldrake (Sohn von Rupert Sheldrake) dringt mit seinem Buch tief in das verborgene Netzwerk der Pilze ein und entschlüsselt der Leserschaft so manches mykophile Geheimnis. Wir haben mit dem Autor ab Seite 42 über seine Arbeit, die Pilzwelt und Psilocybin als Schrittmacher für die menschliche Kultur gesprochen. Merlin Sheldrake: Verwobenes Leben, Ullstein 2021, ISBN 978-3-54806-531-1

Microdosing mit dem Fliegenpilz

Dieses englisch sprachige Buch dokumentiert u.a. die Ergebnisse der ersten internatio nalen Studie über die medizinischen Wirkungen von Microdosing mit Amanita muscaria, dem Fliegenpilz, und zeigt anschaulich, wie mehr als 3000 Freiwillige positive Ergebnisse bei einer Vielzahl von Krankheitszustän den erlebten sowie über eine gesteigerte Kreativität und sportliche Leistung berichteten. Baba Masha entdeckte, dass Amanita-Microdosing Hilfe und Linderung bei hormonellen Störungen, gestörter Libido, Allergien,

Asthma, Schwellungen, Zahnfleisch entzündungen, Nagelpilz, Verdauungs problemen und Hautkrankheiten wie Ekzemen und Schuppenflechten sowie bei der Genesung nach einem Schlaganfall und Herzstillstand herbeiführen kann. Die Praxis des Fliegenpilz-Microdosings hat positive Auswirkungen auf Depressionen, Epilepsie, Bluthochdruck, Schlaflosig keit und Appetitlosigkeit. Der Autor zeigt, dass Amanita-Microdosing wirksam in der Schmerzbekämpfung ist, auch bei rheumatoider Arthritis, Menstruationsschmerzen und Migräne. Mit einem Vorwort von James Fadiman.

Baba Masha, Microdosing with Amanita Muscaria: Creativity, Healing, and Recovery with the Sacred Mushroom, Park Street Press 2022, ISBN 978-1-64411-505-3

Pilze medizinisch verwendet

Der Autor Dr. Christopher Hobbs beschäftigt sich intensiv mit Pilzorganismen, insbesondere mit Heilpilzen und deren Potenzial. Dieses großformatige Werk versam melt auf 328 Seiten Wissen zu den Pilzen selbst, zu den vielen heilkräfti gen Eigenschaften diverser Fungi und zur Nutzung der Pilze im Krankheits fall wie auch für persönliches spirituelles Wachstum. Dies natürlich ganz besonders im Fall der psychotro pen psilocybinhaltigen Pilze: «Psilocybinhaltige Pilze sind Kulturer be der Menschheit und seit Urzeiten in Gebrauch. Sie bergen großes Heilpotenzial, wenn sie mit Respekt und Achtsamkeit behandelt werden. Wer sich spiritueller Pilzmedizin mit Dankbarkeit, Erstaunen und Hinge bung nähert, profitiert von ihr. Der Spirit der ‹magischen› Pilze fungiert als Wegweiser zu den Sphären des Geistes. Psychische Probleme, Krankheit, Ängste und Symptome

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erscheinen im größeren Zusammen hang, können bearbeitet und positiv integriert werden – ‹Heilung der Seele›. Je tiefer die spirituelle Erfahrung, desto besser die Prognose». Tipp der Redaktion! Im Vertrieb des Nachtschatten Verlags erhältlich.

Christopher Hobbs, Ganzheitliche Anwendung von Heilpilzen: Vital und gesund mit Pilzen in Hausapotheke und Küche. Herba Press 2022, ISBN 978-3-94624-510-0

Schamanisches Leben der Kogi

1985 machte sich der französische Geograph und Alpinist Éric Julien auf den Weg nach Kolumbien, um dort das Leben der indigenen Völker zu studieren. Dort angekommen, prägte der Forscher ein lebensbedrohliches Lungenödem aus, das ohne die Hilfe des Stammes der Kogi sein Todesurteil bedeutet hätte. Sie heilten und retteten ihn mit speziellen Pflanzenzubereitungen und ihrem schamanischen Wissen.

Als Julien später wieder nach Paris kam, wurde ihm klar, dass das indigene Volk der Kogi als letzter Stamm eine große vorkolumbianische Kultur Südamerikas lebendig hält.

Zehn Jahre später erkannte Éric Julien, dass nun er an der Reihe war, den Kogis zu helfen. Er kehrte in die Berge zurück, um den Stamm dabei zu unterstützen, sein Land zurückzube kommen. «Unter manchen Gefahren (Drogenhändler, Guerilleros) fand er den Weg in ihr Rückzugsgebiet, wo dieses Volk im stillen Gebirge abgeschieden lebt und eine großar tige Schönheit in seiner Beziehung zur Natur aufrechterhält. Mehr und mehr versteht er, dass die Kogis mit ihren Zeremonien das Gleichgewicht der Erde bewahren helfen und dass es ein für das gesamte Ökosystem nicht mehr gutzumachender Verlust wäre,

würden sie ausgerottet und ihre Kultur zerstört». Ein eindrückliches Dokument der Zeitgeschichte schamanischer Kultur. Éric Julien, Der Weg der neun Welten, Neue Erde 2022 (3. Aufl.), ISBN 978-3-89060-322-3

Buch für CannabisGourmets

Das CannabisKoch- und Backbuch «High Cuisine» von André Schneider aus Berlin ist ein gewichtiger und großformatiger Brocken. In sieben Kapiteln und auf 400 Seiten werden Rezepte aus aller Welt abgebildet, die der Autor, selbst ein ausgewiesener Gourmet koch, über 15 Jahre zusammengetra gen, kreiert und ausprobiert hat. Den Leser erwarten mehr als 120 Rezepte für psychotrope Menüs inklusive einer initialen Einführung ins Kochen mit Hanfblüten, Haschisch und Co. Ein Tipp für alle Feinschmecker, die auf Cannabis stehen und nicht nur immer rauchen wollen – oder Hanfprodukte aus gesundheitlichen Gründen nur oral zu sich nehmen können. Mit dem Betrugsdrama um die Firma Juicy Fields (siehe Seite 18) ist auch das Buch entsprechend nicht mehr verfügbar. Der Nachtschatten Verlag wird es 2023 in einer neuen Edition wieder auf den Markt bringen.

André Schneider, High Cuisine, Selbstverlag/ JuicyFields 2022, ISBN 978-8-40937-828-9

Hanf und spirituelle Praxis

In diesem englisch sprachigen Softcoverbuch legen der Herausgeber Stephen Gray und 17 weitere einflussrei che Stimmen der modernen

Cannabisbewegung die spirituellen Aspekte der Einnahme von psychoakti vem Cannabis dar und bieten eine Anleitung, wie man mit der Intelligenz dieses pflanzlichen Verbündeten, der die Menschheit seit Jahrtausenden begleitet und unterstützt, interagieren kann. In den Kapiteln über Canna bis-Spiritualität in der Praxis untersucht Gray Dosierung, Sorten und Methoden der Einnahme, die Verwendung von Cannabis zur Öffnung der schöpferischen Kanäle, die Durchführung von Gruppenzere monien mit Cannabis sowie Vorsichts maßnahmen und Gegenanzeigen bei

der Verwendung von psychotropem Hanf. Der Leser erfährt von Chris Bennett über die religiöse und rituelle Verwendung von Cannabis von vorbiblischen Zeiten bis zur Gegen wart, von Joan Bello über Marijuana und die Verbindung zwischen Körper und Geist, von Dee Dussault über Ganja-Yoga, von Kathleen Harrison über die Co-Evolution der Menschheit mit Cannabis und vom Cannabis-Scha manen Hamilton Souther über die Arbeit mit dem Geist von Cannabis.

Die Autoren erforschen die spirituelle Zukunft dieses pflanzlichen Verbünde ten ebenso wie die rituelle Verwen dung von Cannabis durch die Rastafari in Jamaika und die Sadhus in Indien.

Die Kapitel des brasilianischen Ayahuasca-Schamanen Mariano da Silva und des Ayahuasca-Praktikanten Francisco enthalten Weisheiten über die Vermischung der sakramentalen Medizin von Cannabis und Ayahuasca. Mit einem Vorwort von Julie Holland. Stephen Gray, Cannabis and Spirituality, Park Street Press 2016, ISBN 978-1-62055-583-5

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Die Autoren erforschen die spirituelle Zukunft dieses pflanzlichen Verbündeten und seine rituelle Verwendung.

Handbuch für Psychedeliker

Der US-amerikani sche Arzt und Autor Dr. Rick Strassman ist einer der weltweit bekanntesten Drogenforscher überhaupt. Er führte als erster Wissenschaftler klinische Studien mit N,N-DMT (DMT) am Menschen durch und dokumen tierte dies in seinem Buch «DMT – Das Molekül des Bewusstseins». Mit dem «Psychedelic Handbook» legt Strassman eine konzise Übersicht über die diversen psychedelischen Substanzen und die entsprechende medizinische, transformatorische und rekreative Nutzung der Moleküle vor. Das Werk umfasst Substanzporträts u.a. von LSD, Psilocybin, DMT/ Ayahuasca, 5-MeO-DMT, Ibogain, MDMA, Ketamin und Salvinorin. In weiteren Kapiteln wird auf Safer Use, Microdosing und Rechtliches eingegangen. Ein Handbuch für Thera peuten, Tripsitter und Anwender. Dieser Titel wird 2023 auf Deutsch im Nachtschatten Verlag erscheinen. Rick Strassman, The Psychedelic Handbook, Ulysses Press 2022, ISBN 978-1-64604-381-

Neues von Ed Rosenthal

Der Nachfolger des Bestellers «Marijuana Grower’s Handbook» ist da.

Der englischspra chige Band umfasst 688 Seiten und zahlreiche farbige Fotos und behandelt die neuesten Beleuchtungs technologien wie LED und Lampen mit einstellbarem Spektrum, Permakultur und regenerative Anbaumethoden, fortschrittliche Trocknungsmethoden und -strategi en, umfassende integrierte Schäd lingsbekämpfung und über ein

MEDIATHEK

Dutzend spezieller Gartenarrange ments. Dieser Leitfaden hilft dem ambitionierten Leser bzw. Grower bei der Auswahl unter den vielen Optionen innovativer Hanfgärtner, die jetzt auch Autoflowering-Pflanzen und CBD- sowie CBG-Hanfsorten umfassen. Das Handbuch präsentiert die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, Werkzeuge und Methoden, die es allen Cannabisgro wern ermöglichen, einen Hanfgarten in jeder Größe und an jedem Ort anzulegen – egal ob drinnen oder draußen. Außerdem haben zwei neue Co-Autoren ihr Fachwissen in das «Cannabis Grower‘s Handbook» eingebracht: Dr. Robert Flannery hat einen Doktortitel in Pflanzenbiologie und ist der Gründer von Dr. Robb Farms, einem lizenzierten Canna bisproduzenten in Kalifornien. Angela Bacca ist Redakteurin und Journalis tin, die sich seit über zehn Jahren auf Cannabis spezialisiert hat. Das Buch wird ins Deutsche übersetzt werden und im Nachtschatten Verlag erscheinen. Ed Rosenthal, Cannabis Grower’s Handbook, Quick American Archives 2021 ISBN 978-1-93680-754-3

Psychedelische Psycho therapie

Das englischspra chige Werk versteht sich als Leitfaden für alle, die an psychedelisch unterstützter Therapie und Integration

interessiert sind. Als der Psychologe und Psychotherapeut Marc B. Aixalá begann, Anfragen von Menschen aus aller Welt zu analysieren, die Hilfe bei der Integration ihrer eigenen psychedelischen Erfahrungen suchten, konnte er keine einzige Quelle für gesammelte Forschung und Unterstützung finden. Was als Versuch begann, anderen zu helfen, wurde zu Psychedelic Integration, einem Werk,

das die Entwicklung der psychedelisch unterstützten Therapie und der Integrationsforschung von den 1960er Jahren bis zur Gegenwart nachzeich net, therapeutische Techniken erklärt und die realen Beobachtungen eines Klinikers über die tiefe Arbeit der Heilung skizziert. Das für Praktiker und allgemein Interessierte geschrie bene Buch ist Werkzeug für Therapeu ten, ihre Patienten und alle, die Integrationsarbeit nicht als Lösung, sondern als Weg zur Selbst- und Kollektiventdeckung sehen.

Marc B. Aixalà, Psychedelic Integration: Psychotherapy for non-ordinary States of Consciousness, Synergetic Press 2022, ISBN 978-0-90779-139-3

Freak Brothers: Gesamt werk, zweiter Teil

Mit diesem abschließenden Band ist die Gesamtausgabe der Freak Brothers vollständig. Das großformatige Werk versammelt wie schon Band 1 auf mehr als 300 Seiten nicht nur die restlichen Comicstrips rund um das chaotisch-psychonautische Trio, das vor allem die älteren Semester unserer Bewegung geprägt hat. Das Buch enthält überdies Werbeplakate, Covers der diversen Comics, Screenshots aus dem Freak-Brothers-Film, Fotos von Merchandise sowie drei neue Geschichten in deutscher Erstveröf fentlichung: «Fat Freddy wird religiös», «Franklin kauft sich eine Knarre» und «Phineas Suicide-Bom ber». Eine wahre Schatztruhe für alle echten Gilbert-Shelton-Fans in einer bibliophilen Ausgabe. Übersetzt von Lutz Müller. Die Besprechung von Band 1 der Gesamtausgabe findet sich in Lucys Rausch 13.

Gilbert Shelton, Freak Brothers: Gesamtausgabe Band 2, Avant-Verlag 2021, ISBN 978-3-96445-065-4

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Wenn der Pilz spricht: The Mushroom Speaks

Was wäre, wenn der Pilz unsere Gesellschaft heilen, und unser Verhältnis zu dieser Welt radikal verändern könnte? Der Film The Mushroom Speaks spürt möglichen Allianzen mit der Pilzherrschaft nach. Wie der Ausbruch der Sporen erkunden die Begegnungen das Thema der Erneuerung und fragen, was uns verbindet, wenn die Welt auseinanderzufallen scheint.

The Mushroom Speaks bietet eine Vision von Interkonnektivität und Zusammenarbeit. Die Gespräche in diesem Film sind durchdrungen von Mustern der Widerstandsfähigkeit, der Selbstverantwortung, der Verantwortung und der Heilung. Die Erzählung erkundet eine persönliche Gedankenreise, eine Art rhetori sches Myzel, eine von Pilzen inspirierte Wahrnehmung, in der Ideen zu Sporen werden, während der Pilz das Konkrete transformiert. Bei der Betrachtung des Pilzbewusstseins versucht die Produzentin, eine freudige Beziehung zur natürlichen Welt zu zelebrieren.

Mit den Pilzen und ihren Verbündeten lädt der Film dazu ein, sich eine myko-kulturelle (R)Evolution vorzustellen.

Ein Film von Marion Neumann, einer in Genf und Basel lebende Filmemacherin. www.themushroomspeaks.ch

Psilocybin und Meditation: Descending the Mountain

Was passiert, wenn man erfahrenen Zen-Meditierenden Psilocybin verabreicht? Der Neurowissenschaftler Franz X. Vollenweider und der Zen-Praktiker Vanja Palmers führen ein Doppelblind-Experiment auf der Rigi durch. Ihr Ziel: die Natur des Bewusstseins zu untersuchen. Zu diesem Experiment läuft jetzt ein Film in Kino: Descending the Mountain.

Mystische Erfahrungen werden durch eine Kombination aus tiefer Meditation und Psilocybin, einer psychoakti ven Substanz, die in Zauberpilzen vorkommt, hervorge rufen. Genau 50 Jahre nach dem Verbot von Psychedeli ka wird einer Gruppe von Zen-Meditierenden, die noch nie psychedelische Substanzen verwendet haben, am letzten Tag eines fünftägigen Retreats Psilocybin verabreicht. Die Hälfte der Gruppe erhält ein Placebo. Dieses wissenschaftliche Experiment, das 2020 in der Zeitschrift Nature veröffentlicht wurde, könnte die Kontroverse auflösen, die den Bereich der Psychedelika schon viel zu lange überschattet hat.

Der Wissenschaftler Franz X. Vollenweider und der Zen-Praktiker Vanja Palmers steigen vom Berg der Glück seligkeit herab, um uns zu zeigen, wie wir die Mystik in unser tägliches Leben integrieren können. Descending the Mountain ist ein fesselndes Zeugnis des inneren Klimawandels, das uns zeigt, wie Psilocybin eine Revolution zur Verbesserung der geistigen Gesundheit und zur Stärkung unserer Verbindung mit unserer Umwelt bewirken könnte. Regie geführt hat Maartje Nevejan, eine preisgekrönte, unabhängige Filmema cherin aus Amsterdam. www.felsentor.ch/blog/descending-the-mountain

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Schmale Filter für die breite Bevölkerung!

smart-smoking.de Paul Stamets Fantastische Pilze ISBN 978-3-03902-057-7 UVP CHF 34.– / EUR 29,–Das Universum der Pilze Verein zur Erhaltung und Förderung von geistbewegendem Wissen www.bibliotheca-psychonautica.org Aktive und passive Mitglieder sowie Gönner und Sponsoren gesucht! ins_biblioteca_lucys.indd 1 20.02.14 14:26

Guerilla-Anbau in Innenräumen

Homegrowing ohne Hightech

D erzeit ist der Anbau von Hanf für Privatleute in den meisten Ländern Europas verboten. Oft genug ist darum der Konsument von Rauschhanfprodukten zur Deckung seines Bedarfs auf den Schwarzmarkt angewiesen. Dort erhält er die begehrten Produkte in der Regel überteuert und in zweifelhafter Qualität. Zudem ist das Umfeld meist wenig vertrauenserweckend, neben Cannabis werden aus Profitgier auch andere Drogen angebo ten. Um diesem Dilemma zu entgehen, kultivieren Hanffreunde ihre Pflanzen gerne selbst, was sogar mit einfachen Mitteln problemlos möglich ist.

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Anzucht in Innenräumen. Anders als beim Anbau im Frei land hat der Züchter in überdachten Räumen deut lich mehr Möglichkeiten, die Qualität seiner Ernten zu beeinflussen. Empfindliche Sorten sind oftmals für die Aufzucht im Freien ungeeignet und Cannabis sativa wird wegen der langen Blütezeit erst im November reif, wenn denn überhaupt.

Um dem interessierten Grower einen Einblick in die Kultivierung von Hanfpflanzen in der eigenen Wohnung zu geben, wird die Einrichtung eines simplen Anbauzeltes beschrieben. In diesem kön nen bis zu drei Pflanzen in verschiedenen Wachs tumsphasen aufgezogen werden, ein monatlicher Ertrag von rund 15 Gramm und mehr ist trotz der marginalen Ausstattung durchaus realistisch.

Grundsätzliche Überlegungen

Wer sich im Internet über den Anbau von Cannabis schlau machen möchte, wird mit einem reichen Angebot von Growboxen, Spezialleuchten,

Düngemitteln, Zuchtmedien und anderem Zubehör konfrontiert. Dabei sind zahlreiche Dinge nur für einen professionellen Betrieb sinnvoll; der Aufwand für die Anschaffung amortisiert sich erst nach länge rer Zeit. Zudem benötigt man für einige Prozesse detailliertes Fachwissen. Als Beispiel mögen die kor rekte Begasung und der Einsatz von Hydroponik die nen. Neben einer teuren Ausrüstung ist viel Wissen nötig, um die Verfahren gewinnbringend einsetzen zu können.

Zum Glück sind die Anforderungen für einen mittleren bis guten Ertrag erfreulich gering. Pflan zen brauchen für ihr Wachstum Wärme, Nährstoffe,

Der Grund für eine magere Ernte liegt in fast allen Fällen an der Lichtquelle.

Licht, Wasser und Kohlendioxid. Dabei wird die Temperatur von rund 20 bis etwa 28 Grad Celsius in Wohnungen zumeist erreicht, auch das Kohlendi oxid findet sich in der Raumluft in ausreichenden Konzentrationen. In bewohnten Räumen erhöht sich übrigens der Anteil des Gases durch die Atem luft zusätzlich, die Hanfpflanzen wissen das zu schät zen. Gute Blumenerde enthält alle benötigten Nähr stoffe, eine Nachdüngung ist erstmalig nach vier Wochen und dann nur einmal wöchentlich vonnö ten. Wird die Erde regelmäßig feucht gehalten, steht auch genügend Wasser zur Verfügung. Was bleibt, ist das zugeführte Kunstlicht.

Die meisten Anfänger machen immer wieder

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den gleichen Fehler. Sie sorgen für einen ausrei chend großen Pflanzbehälter, wählen gute Pflanz erde, sparen nicht am Saatgut und widmen den bes ten Platz im Zimmer ihren Pflanzen, die sie mit einer günstigen Leuchte illuminieren. Defizite im Wachs tum versuchen sie mit Spezialdünger, Boostern oder durch Tricks auszugleichen, doch leider nur mit mäßigem Erfolg.

Der Grund für die magere Ernte liegt in fast allen Fällen an der Lichtquelle. Cannabis zählt zu den Sonnenpflanzen (Heliophyten) und braucht zum Gedeihen viel Licht. Zwar setzt irgendwann eine Lichtsättigung ein, doch diese wird erst bei einer photosynthetisch aktiven Lichtmenge von rund 1100 µmol/(s·m²) bis 1450 µmol/(s·m²) erreicht. Bei der Verwendung von modernen LEDs sind dafür etwa 400 Watt Leistungsaufnahme pro Quadrat meter nötig. Das ist schon recht beachtlich, weil die dazu erforderlichen Spezialleuchten etliche hun dert Euro kosten.

Doch keine Angst, es geht auch günstiger, wenn auch nicht kostenlos. Wegen der ab einem bestimm ten Punkt zunehmenden Lichtsättigung ist es näm lich so, dass eine wirtschaftliche Beleuchtung deut lich weniger stark sein muss. Dieser Punkt, ab dem zugeführtes Licht bei Normalatmosphäre nicht mehr gänzlich zum Aufbau von Pflanzenmasse

genutzt wird, liegt bei ungefähr 500 µmol/(s·m²). Um also einen Quadratmeter wirtschaftlich optimal auszuleuchten, wird eine moderne Pflanzleuchte mit etwa 200 Watt Leistungsaufnahme benö tigt. Für das in Folge vorgestellte Zelt, das eine Fläche von circa 0,3 Quadratmetern hat, reichen demnach um die 60 Watt. Doch aufgepasst, hier wird von einer Leuchte gesprochen, die nur photosynthetisch ver

wertbares Licht emittiert! Der Fachbegriff in Grow büchern lautet hier PAR (engl. photosynthetically active radiation). Die deutlich günstigeren Lampen, die im Baumarkt erhältlich sind, strahlen neben den für die Pflanzen dienlichen Lichtspektren auch solche im gelbgrünen Spektrum aus. Das kommt uns Men schen entgegen, weil wir diesen Bereich des Lichts besonders gut wahrnehmen. Für Pflanzen ist er aber vergebens, sie reflektieren die nicht einsetzbaren Wellenlängen und erscheinen uns demnach mehr oder weniger hellgrün. Um diese Differenz zu kom pensieren, wählen wir ein stärkeres Modell, es sollte um die 100 Watt Leistung aufnehmen und im kalt weißen Spektrum strahlen.

Nach diesen theoretischen Überlegungen kön nen wir uns nun an die Auswahl der benötigten Materialien machen. Als Grundausstattung sind folgende Dinge unabdingbar:

• 1 Rettungsfolie G old/Silber für etwa einen Euro das Stück

• 1 Pflanzküb el 20 Liter mit Unterschale für etwa fünf Euro

• 1 Dachlatte 4 cm x 2 cm x 200 cm für etwa drei Euro

1 Zeitschaltuhr für etwa fünf Euro

1 100 Watt Werkstatt- oder Hallenstrahler mit LEDs (kaltweiß!) für etwa fünfzig Euro

1 Sack Pflanzerde mittlerer Qualität für rund fünf Euro

1 Flasche biologischer Blumendünger für etwa fünf Euro

Mit Aktivkohle gefüllte Säckchen, etwa zehn Euro

Kleinmaterial wie Kleb eband, Schrauben, Nägel, Leim und Paketschnur

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Cannabis im Freiland Foto: Adobe Stock
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Spezialleuchten sind sehr teuer, doch keine Angst, es geht auch günstiger.

Lobby für Hanf

Der Deutsche Hanfverband ist im Kontakt mit Abgeordneten aller im Bundestag vertretenen Parteien.

Auf öffentlichen Veranstaltungen, parlamentarischen Anhörungen und mit Hintergrundgesprächen werben wir direkt an den Schaltstellen der Macht für die Legalisierung von Cannabis.

www.legendproducts.ch hanfverband.de

Peaks und Plateaus Musik in der psychedelischen Therapie und Forschung

Musik spielt für viele Psychonaut/innen eine herausragende Rolle in der Gestaltung des Trips – ob nun für den bequemen Couch-Genuss oder auf der PA-Anlage von Partys und Festivals. Auch in verschiedenen Spielarten von traditioneller Medizin und spirituellen Riten spielt(e) Musik eine gewichtige Rolle.

So sind Icaros ein integraler Bestandteil von Ayahuasca-Ritualen, die als notwendig zur physi schen und psychischen Heilung erachtet werden. Einen vergleichbaren Stellenwert hat Musik auch bei

magische Lieder, sind ein integrales Element in Ayahuasca-Ritualen.

den Pilz-Veladas der Mazateken, den Peyote-Ritualen der amerikanischen Ureinwohner und den Iboga-Ze remonien der Bwiti in Westafrika. Gordon Wasson, Albert Hofmann und Carl Ruck spekulierten in Der Weg nach Eleusis (1987) darüber, dass die musikalische Untermalung auch bei den eleusinischen Mysterien eine ähnliche Funktion gehabt haben könnte (vgl. Barrett, Preller et Kaelen 2018).

Die «Entdeckung» der Musik in der psyche delischen Forschung

Auch die psychedelische Therapie und Forschung macht sich die profunde Wirkung von Klängen zunutze – und das schon seit mindestens 50 Jahren.

Bereits im Jahr 1970 forschten die beiden Wissen schaftler E. Thayer Gaston und Charles T. Eagle zur Anwendung von Musik in der LSD-Therapie zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit (Eagle 1972).

Die beiden Forscher konnten nicht nur erstmals

wissenschaftlich verifizieren, welche beachtliche Wirkung Musik auf die psychedelische Erfahrung hat, sondern sie formulierten auch eine Forderung nach einer systematischen Analyse der Wirkung ver schiedener Musikstücke (Gaston et Eagle 1970: 18).

Der Grundstein für psychedelische Playlists wird gelegt

Helen Bonny und Walter Pahnke forschten ebenfalls zum Thema und veröffentlichten zwei Jahre darauf ihr wegweisendes Paper «The Use of Music in Psy chedelic (LSD) Psychotherapy» (1972), in dem sie ver schiedene Phasen der LSD-Erfahrung identifizierten und ihnen konkrete Genres und Titel zuwiesen (B onny et Pahnke 1972: 77ff.).

Phase 1: Vor dem Einsetzen der Wirkung (0 bis 1,5 Stunden): Gefordert ist leichte Musik. Die Stim mung sollte ruhig, angenehm und emotional-neut ral sein. Beispiele sind: Hurry Sundown und For Baby von Peter, Paul and Mary, Within You Without You und Let It Be von den Beatles sowie Love Is All Around von The Moody Blues.

Phase 2: Einsetzen der Wirkung (0,5 bis 1,5 Stunden): Die musikalische Atmosphäre sollte die Entspannung während der meist wellenhaft einset zenden Wirkungen fördern. Empfohlen seien hier Vivaldis Gitarrenkonzert in D-Dur sowie Brahms 2. Kla vierkonzert in B-Dur.

Phase 3: Aufbau zur Peak-Intensität (1,5 bis 3,5 Stunden): Die Musik soll in dieser Phase als «Verstärker» und «Stabilisierer» dienen. Musik mit Gesangsbegleitung kann in einem solchen Zustand beruhigend wirken – der Text sollte dabei jedoch nicht in einer Sprache vorgetragen werden, die der Patient versteht, da konkrete Assoziationen vermie den werden sollen. Vorgeschlagen werden }

Icaros,

(kurioserweise) Komm, süßer Tod von Bach, I Believe von Mahalia Jackson sowie Schuberts Ave Maria.

Phase 4: Peak-Intensität der Substanzwir kung (3 bis 4,5 Stunden): Die Peak-Phase (Plateau) gilt bei den Autorinnen als «kritischste» Phase, in der die Musikauswahl von größter Bedeutung sei. Stark strukturierte Musik mit klaren Rhythmen soll schwierige Situationen erleichtern. Vivaldis Vier Jah reszeiten und Beethovens Fünfte Symphonie seien sinn voll – wobei die Musikauswahl besonders in dieser Phase nur in enger Abstimmung mit den Patienten erfolgen soll.

Phase 5: Wiedereintritt (4,5 bis 7 Stunden): Ruhige, friedvolle Musik soll den Übergang vom Peak-Plateau zum Normalbewusstsein erleichtern. Hilfreich seien der Schlusspart von Coplands Appa lachian Spring, Apassionata von Luboff Choir sowie Villa Lobos‘ Bachians Brasileiras Nr.5

Phase 6: Rückkehr zum Normalbewusstsein (7 bis 12 Stunden). In dieser Phase soll eine Auswahl von Musik gespielt werden, die dem Patienten als besonders bedeutungsvoll erscheint.

Pahnke und Bonny beziehen sich in ihrem Paper unter anderem auf die damalige Expertise des LSD-Forschers und Psychiaters Stanislav Grof («1972: Agony and ecstacy in psychiatric treatment: Theory and practice of LSD psychotherapy») – während Grof

sich später in seinem Buch LSD Psychotherapy (1980: 161) auf Bonny zurückbezieht und vergleichbare Vorschläge für eine psychedelische Playlist liefert (vgl. ebd. S. 153–158).

Nach der Illegalisierung der psychedelischen Sub stanzen im Jahre 1971 ersetzte Bonny deren Einsatz durch die Anwendung von Entspannungstechniken und setzte damit den Grundstein für die Methode der «Guided Imagery and Music» (GIM), die auch heute noch bei der Behandlung von psychischen Leiden Anwendung findet (vgl. O’Callaghan et al. 2020: 28).

Pahnke, der als Doktorand 1962 das berüchtigte «Karfreitagsexperiment» durchführte und damit bewies, dass psilocybinhaltige Pilze bei religiös ver anlagten Personen verlässlich als Entheogen wirken können, starb 1971 bei einem Tauchunfall (bzw. kehrte nie von einer Tauchtour zurück).

Weiterer therapeutische Playlists

Die Playlist des John Hopkins Center for Psychedelic and Consciousness Research ist vermutlich die bekann teste, die sich derzeit im Einsatz befindent – so zum Beispiel in einer Studie von Davis et al. (2021), die das Potenzial von Psilocybin zur Depressionsbe handlung deutlich unterstreicht.

Die Playlist hat eine Spieldauer von fast acht Stunden und reicht zurück bis ins Jahr 1967, als ihr }

97Lucys Rausch Nr. 14

Neue psychedelische Trips in der Musik

Christian Rätsch

Dieser Text aus dem Sommer 2022 ist der letzte Beitrag, den Christian Rätsch exklusiv für unser Magazin geschrieben hat.

P sychedelische Musik gab es nicht nur in den Sechzigern und Siebzigern! Sie ist eine kul turelle Institution bis heute. Allerdings gehö ren die psychedelischen Musik-Trips heute nicht mehr – wie früher – zum Mainstream. Sie sind Under g round, der Ort an dem sich das psy chedelische Myzelium ausbreitet. Dessen Fruchtkörper findet man meist nur bei Kleinst labeln, oft nur auf der Homepage der Bands oder Musiker (natürlich jenseits der GEMA).

Da die Geschichte der psychedelischen Musik

zu meinen zentralen Forschungsfeldern gehört, begegnen mir immer wieder obskure Bands und ihre Früchte. Deshalb möchte ich hier ein paar aktuellere Artefakte der psychedelischen Kultur (CDs!) vorstellen. Wenn man von diesen Lecker bissen naschen möchte, besucht man am besten erst mal die Homepages der Labels und der Künstler oder Künstlerinnen. Ich wünsche allen Interessierten viel Spaß und gute Reisen. Manche Bands sind retro, andere Avant garde; aber alle folgen ihren neuen Trips.

Acid’s Trip, Strings of Soul Heavy Psych Sounds 2021

www.heavypsychsounds.com

Die junge schwedische Rockband mit der attraktiven Sängerin, die sich selbst den Künstlerinnennamen Acid gibt (bürgerlich Anna Skogö), spielt eine eher traditionelle Hardrockmusik ... Acid’s Trip ist musikalisch mit (der ebenfalls italienischen Band – auch mit Sängerin) Psychedelic Witchcraft oder auch Lucifer (italienische Band mit sexy Sängerin ...) verwandt. Frau Acid hat das Album selbst produziert und spielt die Leadguitar ... es ist eben ganz ihr Trip.

Heavy Trip, o.T. Burning World Records 2019 www.burningworldrecords.com

Diese kanadische Band (ein Power Trio), die sich selbst als »heftigen Trip» bezeichnet, knüpft an den Acid Rock der frühen siebziger Jahre an und jamt sich gerne in Ekstase. Die Musiker lieben und verehren anscheinend den psychedelischen Zauberpilz, der von «Gottes Hand» auf dem Cover dargeboten wird. Obwohl er eine harte Erfahrung bescheren kann, scheint er zu lächeln.

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Das Tor zu Ayahuasca

Angesichts des immer populärer werdenden Ayahuasca-Tourismus, der sich auf indigene Völker und die Natur schädlich auswirken kann, gibt es Aktivisten und Veranstalter, denen ein bewusster Umgang mit AyahuascaSchamanen, Klienten und die Umwelt am Herzen liegt. Ein solches Projekt stellen wir im Folgenden vor.

A yamira, zwei Stunden von Belo Horizonte. Hier hat sich 2008 eine Gruppe engagierter Naturschützer zusammengefunden, um ein nachhaltiges Projekt ins Leben zu rufen. Die Grün der sind Individualisten aus der Schweiz und Deutschland, unterstützt von gemeinnützigen Gesellschaften und Stiftungen. In einem ersten Schritt erwarben sie ein ökologisches Kronjuwel von einzigartiger Schönheit. Mittlerweile ist eine Anlage von über 200 Hektar für 20 Besucher entstanden. Ayamira ist das Portal zum Nationalpark Serra do Cipo und der Naturschutzzone APA Morro de Pedreira von insgesamt 100 000 Hektar – und ein Tor zu Ayahuasca.

Für die Vision eines sanften Bewusstseinstouris mus könnte dieses Pilotprojekt als Vorbild dienen. Menschlich und naturbewusst, zugleich achtsam und selbstverantwortlich – ohne Gewinnorientierung. Dafür braucht es nicht nur «good governance» und «think globally, act locally», sondern viele Initiativen sowie die Bereitschaft, gemeinsam Impulse zu setzen.

Das Scheitern sämtlicher Klimakonferenzen zeigt, dass das Umweltproblem nicht allein durch die Politik gelöst werden kann. Veränderungen müssen aus der Natur selbst und durch das Verhalten der Menschen kommen. An dieser Schnittstelle möchte das Projekt Ayamira (Aya = Ayahuasca, Mira = Sehen) mahnend, schützend und visionär als Pate, Fürsprecher und Multiplikator wirken.

Wir sprachen mit Ulrich Meyerratken, Visionär und Initiant von Ayamira sowie schamanischer Begleiter vor Ort.

Uli, wer bist du?

Ich bin Deutscher, Diplom-Biologe, 62 Jahre alt und lebe seit über 30 Jahren in Deutschland und Brasilien. Dort lernte ich Ayahuasca kennen und ließ mich über viele Jahre zu einem «Ayahuas queiro» ausbilden, einem, der sich selbst und andere durch die Welten des Aya begleiten kann. Die Vision von Ayamira führte mich nun wieder nach Brasilien

Ich bin ein kritischer Geist, der sich selbst durch Ayahuasca und Kontemplation immer wieder näher kommt. Einer, der andere Individualisten dazu ein lädt, ihre Vergangenheit zu integrieren und durch Selbstheilung im Leben zwischen Visionen und

Wunschdenken unterscheiden zu lernen. Seit ich denken kann, empfinde ich den Umgang des Men schen mit der Erde und ihren Lebewesen als unfass bar traurig. Nachhaltige Heilung, Überleben und geistige Evolution für die Menschen kann es erst

Das Aya holt jeden dort ab, wo er sich befindet.
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geben, wenn sie ihr Verhalten ändern. Es geht um ein kollektives psychotisches Verhalten aufgrund einer Entkopplung von den natürlichen Vorgängen. Aya hilft, die Augen für das «Andere» zu öffnen sowie Mitgefühl und Liebe zu entwickeln.

Was ist anders bei Ayamira im Vergleich zu anderen Ayahuasca-Destinationen?

Wir folgen keiner bestimmten Ayahuasca-Tradition mit historisch bedingten Regeln. Nichts ist von vornherein gut oder schlecht, nur weil es einmal als Tradition fest gelegt wurde. Alle Menschen sind verschieden und entwickeln sich, so auch seit 30 Jahren unsere Ritu ale. Das Aya holt jeden dort ab, wo er sich befindet, und führt ihn in die eigene Wahrheit. Diese wollen wir nicht vorgeben, denn sie ist spontan und nicht konzeptuell. Wir kennen und halten den Raum für diese Transformationen. Weisheitslehren inspi rieren uns auf der Reise ebenso wie Musik und scha manische Heilungstechniken.

Unsere Prozesse sind subtil, in Verbundenheit zur sichtbaren und unsichtbaren Natur, der Spiritu alität und der Sicherheit des Settings. Im vollen Ver trauen, dass die Pflanzenmedizin uns einlädt, dort hinzuschauen, wozu wir im Unterbewusstsein bereit sind, damit wir uns selbst heilen und unserem Leben Impulse geben können, die aus unserem Innersten kommen. Deshalb halten wir unsere Rituale oft tags über ab, beim Wandern und an geeigneten Kraft plätzen von besonderer Schönheit und Offenheit. Wir wollen nicht nur in unseren inneren Welten kreisen, sondern uns im Außen wiederfinden, in der Harmonie mit den Elementen.

Ayamira liegt nicht im Amazonasgebiet. Was bedeutet dieser örtliche Unterschied?

Die Pflanzen kommen aus dem Amazonasgebiet, wo Ayahuasca seit Jahrtausenden verwendet wird. Inzwischen werden sie in weiten Teilen Südamerikas angebaut, auch hier. Ayamira ist ein allumfassender Kraftplatz. Diese ursprüngliche Landschaft ist unvergleichlich, mit tropischen, subtropischen und Steppen-Elementen. Sowohl unsere Sehnsucht nach Geborgenheit und überschaubarer Nähe wie auch das Streben nach Freiheit sind hier gut aufgehoben.

Die Landschaft ist sanfter, abwechslungsreicher und klimatisch angenehmer als die im Amazonas. Sie bietet uns Zugang zu Erfahrungsräumen der Rückbe sinnung und Inspiration. Man kann sogar alleine

loswandern – in einen menschenleeren Raum voller Wunder, in dem man sich kaum verlaufen kann.

Gibt es noch andere Elemente, welche die Erfahrung «europäischer» machen?

Ich würde es nicht unbedingt als europäischer, son dern eher als umfassender bezeichnen, da wir unsere gesamten spirituellen und sensorischen Kompeten zen einbringen. Je nach Setting fließen Gitarre und Gesang mit vorwiegend deutschen und englischen Aya-Texten, wie auch Praktiken aus dem Dzo gchen und buddhistischem Vajrayana, Kör per- und Atemübungen des Nejangs und andere Energiearbeiten ein. Wir lassen uns vom Moment und der holistischen Grup penintelligenz leiten. Es gibt kein Richtig oder Falsch, da sich Heilung und Erkenntnis durch den immer neuen Fluss von Licht, Gewahrsein und Inspiration manifestieren.

Was für Menschen kommen nach Ayamira?

Der Älteste war 73, der Jüngste 4 Jahre alt. Es kommen vor allem Individualisten und Gruppen aus dem deutschsprachigen Raum. Dank mündlicher Empfeh lungen durften wir auch schon Menschen aus Brasi lien, Mexiko, Spanien, den USA, England, Lettland und Polen begrüßen. Jährlich gibt es von mir zudem ein Seminarangebot, inklusive Herstellung des Produkts.

Kommen auch Menschen hierhin, die nichts mit Ayahuasca am Hut haben?

Ja, regelmäßig. Der Ort dient auch als Eco-Hotel für Brasilianer. Als Seminarhaus kann es auch exklusiv für Gruppen gemietet werden, für Yoga, Meditation, Vision Quests und anderes. Alle paar Jahre kommen auch internationale Botaniker mit Studenten, um die endemische Flora zu studieren. Während der Aya-Gruppen bleibt die Anlage für andere Gäste jeweils geschlossen.

Wie lange sollte man einplanen und was kostet ein Aufenthalt?

Für Europäer ist ein Aufenthalt von zwei bis vier Wochen sinnvoll, weil dies wirkliches Abschalten bedeutet, auch wenn wir auf Internet nicht ganz ver zichten können und wollen. Ein Flugticket via Lissa bon oder Sao Paulo nach Belo Horizonte kostet etwa 1000 Schweizer Franken. Der Aufenthalt im Doppel zimmer mit Vollpension und spiritueller Begleitung beläuft sich ebenfalls auf ungefähr 1000 Franken pro Person und Woche.

Mehr Informationen auf www.ayamira.de und www.altamira-eco.ch

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Zeitschrift für Wissenschaft, Philosophie und spirituelle Kultur

Ewiges Wissen ist immer aktuell. Die Zeitschrift für die Essenz!

Tattva Viveka ist eine philosophischspirituelle Zeitschrift für wissenschaftlich interessierte Leserinnen und Leser.

Wir helfen Ihnen bei der Unterscheidung zwischen oberflächlichen Halbwahrheiten und echten spirituellen und wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Tattva Viveka steht für die Verbindung von Wissenschaft und Spiritualität.

Wir kombinieren wissenschaftliche Fakten z. B. aus der Hirnforschung mit weltreligiösen Lehren wie Buddhismus und Meditiation.

Wir stehen für unabhängigen Journalismus und gehen in die Tiefe! Wir verbinden die Welten!

»Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaften macht atheistisch, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.« ( Werner Heisenberg, Physiker und Nobelpreisträger)

SPUREN Magazin für Spiritualität und Ökologie Nr. 145, Herbst 2022: Sphären des Bewusstseins Mit Beiträgen zu: 20 Jahre hochdosierte Trips im stillen Kämmerlein, ein Schluck aus dem Gral, afrikanische Weisheit, Träume als Geschenke der Nacht. Mit: Andrea Jungaberle, Juri V. Stork, Philipp Sterzer und vielen weiteren.

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Antidepressiva vs. Zauberpilze

Lassen sich Depressionen mit Psilocybin behandeln?

S eit Jahrzehnten versucht man, die Ursachen von Depressionen heraus zufinden und darauf Behandlungen zu begrün den. In den 1950er bis 1970er Jahren dominierte die Psychoanalyse, die ein psychologisches Verständ nis der Ursachen von Depressionen favorisiert. Seit den 1950er Jahren wur den die Psychopharmaka ent deckt. Das führte zu einem Boom der Behandlung von Depressionen mit Medikamenten. So wurde 1955 das erste sogenannte Antidepressivum namens Imipra min entdeckt. Was folgte, war nicht etwa eine Reihe von umfassenden Placebo-kontrollierten Studien,

Placebo festgestellten Besserungen gra duell so gering, dass sie selbst von FachärztInnen nicht unterschie den werden können. Dennoch wurden die Mittel in großer Breite weltweit angewandt.

sondern die hoffnungsfrohe Anwendung dieser Mittel; es gibt also bezüglich der Wirksamkeit der ersten Generation von Antidepressiva kaum kont rollierte Studien. Erst mit dem Aufkommen einer neuen Generation von Antidepressiva wie den Sero tonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRI), wurden Placebo-kontrollierte Studien durchgeführt.

Obgleich diese Studien methodische Mängel auf weisen, da sie z.B. nicht gegen andere Medikamente oder Psychotherapie vergleichen, sondern gegen eine wirkungslose Behandlung (Placebo), konnten sie nicht überzeugen. Zudem waren die gegenüber

Dies bis heute, und die Ver schreibungsraten steigen weiter, obgleich seit der Untersuchung von Irving Kirsch (2008) die Mängel der Studien und die Geringfügig keit der Effekte in der psychiatri schen Community bekannt sind. Antidepressiva wirken gegen Angst zustände und Panikattacken besser als gegen Depressivität. Sie wirken über eine Einschränkung der Emotionalität, auch als «emotionale Abstumpf ung» (emotional blunting) bezeichnet, die bei den meis ten Patienten dazu führt, dass sie weniger Gefühle spüren und dadurch vielleicht weniger intensiv unter ihren Symptomen/ihrer Situation leiden. Viele Pati enten können nicht mehr weinen und sich nicht mehr freuen, die Traurig keit und Freude anderer nicht mehr teilen, sich nicht mehr freuen. Andere nehmen wahr, dass die Emotionen eher «kog nitiv» werden – Gedanken statt Gefühle. Dies führt bei mehr als einem Drittel zum Absetzen des Medikaments. An weiteren typischen Nebenwirk ungen kommen Unruhe, sexuelle Funktionsstörungen und andere hinzu. Bisher gibt es keine einheitliche Erklärung für die Ursache der Gefühlsabschwächung.

Diskutiert }
105Lucys Rausch Nr. 14 Viele Patienten können nicht
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miraculix:

Teste deine Drogen

S chon Paracelsus stellte fest: «Sola dosis facit venenum – Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist». Und um die richtige Dosierung geht es bei miraculix: Wir übernehmen die Analyse im ersten mobilen Drug Checking in Deutschland und entwi ckeln erstmals ganz einfache Konzentrationsschnell tests. Mit unseren Tests haben Anwender:innen die Möglichkeit, zuverlässig und unkompliziert die Zusammensetzung und Konzentration psychoaktiver Substanzen selbst zu analysieren. Das macht die Sub stanzen natürlich nicht zu Safer Drugs, aber erstmals kann auf Basis echter Fakten bewusst entschieden werden, welche Substanz und wie viel davon man eigentlich konsumieren möchte.

Das Startup miraculix stammt direkt aus der uni versitären Wissenschaft. Wir fragen uns, warum sich in Deutschland nichts verändert, obwohl zahlreiche Studien und Erfahrungen, auch aus Nachbarländern wie Österreich und der Schweiz, ein Umdenken im Umgang mit den meisten psychoaktiven Substanzen nahelegen. Die konservative Babyboomer-Genera tion verschließt mit ihrer Null-Toleranz-Strategie seit Jahrzehnten die Augen vor den Auswirkungen

Dr. Felix Blei aus Jena ist Biologe und Mikrobiologe. In Zusammenarbeit mit seinen Kollegen gelang es ihm erst mals, die Biosynthese des Wirkstoffs Psilocybin aufzuklä ren. In Kooperation mit dem Usona-Institut entwickelte er eine in vitro-Syntheseroute für die pharmazeutische Herstellung und spätere klinische Anwendung von Psi locybin, Serotonin und weiterer nicht-natürlicher Ana loga. Weiterhin gelang ihm die Entdeckung natürlich vor kommender -Carboline in den psychedelischen Pilzen, welche aufgrund eines Synergismus die Wirkung des Psi locybins drastisch verstärken könnten.

Sein neuestes Projekt, die Entwicklung und Herstel lung einfacher quantitativer Schnelltests für psychotrope Wirkstoffe, wird von seinem Startup miraculix realisiert.

des Drogenkonsums unter der Prohibition. Konsu mierende werden kriminalisiert und stigmatisiert –wohin das aktuell führt, sehen wir deutlich an den Zahlen: Es konsumierten niemals mehr Menschen als nach knapp 60 Jahren internationalen Drogen verbots, und auch die Todeszahlen durch die Folgen des Drogenkonsums nehmen in Deutschland und vielen weiteren Ländern jedes Jahr konstant zu. [1]

Während für manche der Konsum von Weißbier zum Mittagessen eine Selbstverständlichkeit darstellt,

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ist beispielsweise «Cannabis eben immer noch kein Brokkoli». Unsere ehemalige Drogenbeauftragte ist mit diesem Spruch ein Paradebeispiel dafür, dass hier in Deutschland noch einiges falsch läuft.

Überall in Deutschland? Nein! Wir von miraculix aus Jena stellen uns gegen längst überholte Klischees grauhaariger Politiker und bieten sachlich und wis senschaftlich fundierte Substanz-Aufklärung. Im Auftrag der Thüringer Landesregierung und in Kooperation mit dem Drogerie-Projekt der Sucht hilfe in Thüringen bieten wir erstmals Klient:innen die Möglichkeit, ihre Drogen vor dem Konsum ana lysieren zu lassen und damit umfassende Informati onen zur Substanz sowie zum Konsum im ange schlossenen Beratungsgespräch zu erhalten.

Stellt euch einmal vor: Ihr kommt in eine Bar und auf der Karte steht nur «Alkohol». Da wäre theore tisch bei einem Glas von einem kleinem Schwips bis hin zum Koma alles möglich. Genau so geht es allen Kon sumierenden abseits des Alkohols, und niemand hat faktisch eine andere Möglichkeit als den Test am eigenen Leib, um Näheres über Zusammensetzung und Konzentration seiner Drogen zu erfahren. Um diese Situation zu ändern, möchten wir die Men schen dazu befähigen, ein selbstbestimmtes und

sicheres Leben zu führen. Das ist die Vision hinter miraculix. Dafür haben wir ein wirklich niedrig schwelliges Angebot geschaffen, um psychoaktive Substanzen ganz ohne aufwändiges Analyselabor zu testen.

Schon immer konnte ich mich für Wissenschaft und Natur begeistern; so lösten Naturstoffe aus Pflanzen und Pilzen großes Interesse bei mir aus. Das war auch der Anstoß für mein Biologiestudium. Als Barkeeper lernte ich, dass Menschen aus unter schiedlichsten Motiven und mit diversen Mustern konsumieren.

Die Idee zum Drogenschnelltest kam mir durch meine Promotion über den vielversprechenden Wirkstoff Psilocybin aus den halluzinogenen Pilzen, der durch seine Heilungserfolge bei Depressionen, Substanzabhängigkeiten, Dysmorphophobien und ähnlichen Erkrankungen in Studien auch medial in den vergangenen Jahren für Aufmerksamkeit sorgte. An der Uni konnten wir mit unserer For schung unter anderem die Biosynthese des Wirk stoffes aufklären.

Nach der Veröffentlichung unserer Forschungs erfolge erreichten uns immer wieder Nachfragen von Patient:innen. Man muss wissen, dass es sich

} 113Lucys Rausch Nr. 14
miraculix bietet sachliche, wissenschaftlich fundierte Substanz-Aufklärung.
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Das miraculix-Team (v.l.n.r. Hagen, Roxana, Lea, Felix, Christoph, Frank und Bob) vor dem Bioinstrumentenzentrum Jena. Foto: zvg

Giorgio Samorini ELEUSIS KOMPAKT

Der bekannte italienische Drogenforscher präsentiert Nachrichten und kurze Meldungen zu psychoaktiven Pflanzen und Substanzen und zur Rauschkultur.

ARCHÄOLOGIE

Tabak

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Die Beziehung des Menschen zum Tabak scheint vor mindestens 12 000 Jahren begonnen zu haben. Dies geht aus dem jüngsten Fund von Samen von Nicotiana attenuata in der archäologischen Stätte von Wishbone, Utah (USA), hervor. Eine Reihe von Elementen schließt das zufällige Vorhandensein dieser Samen aus und stützt die Hypothese, dass der Mensch diese Tabakart zu Rauschzwecken verwendete.

Daron, D. et al. 2021, Earliest evidence for human use of tobacco in the Pleistocene Americas, Nat. Hum. Behav. 6: 183-192.

Hanf

In einigen chinesischen Gräbern, die auf die Zeit von vor 2000 Jahren datiert werden, wurden 120 000 Hanfsamen gefunden. Auch hier stellt sich die Frage: Wo ist der berauschende Hanf? Bei den meisten archäologischen Hanf-Funden wurden nur die Samen gefunden, die bekanntermaßen nicht psychoaktiv sind. Auch in der antiken Literatur, sowohl in der chinesischen als auch in der mediterranen, wird den Samen eine überragende Bedeutung beigemessen (wie in dem

berühmten Bericht von Herodot über die Skythen). Das Fehlen von berauschendem Hanf in den archäologischen und literarischen Quellen Eurasi ens ist nach wie vor eines der größten ethnobotani schen Rätsel.

Yunjun, B. et al. 2021, Archaeobotanical evidence of the use of medicinal cannabis in a secular context unearthed from south China, J. Ethnopharm. 275: 114114.

PILZE

Fliegenpilz

Warum zertram peln die Menschen den Fliegenpilz, wenn sie ihm im Wald begegnen? Alexandr Verbni kov (1962 2018), der den Spitzna men «der Dichter des Urals» trägt, bietet eine interes sante Erklärung an: Es liege nicht so sehr daran, dass die Menschen ihn für giftig hielten, es sei also kein Akt der «Verteidigung» (wirklich tödliche Pilze wie Galerina marginata werden nämlich nicht willkürlich zerstört), sondern es gebe einen versteckteren psychologischen Grund, der daher rührt, dass wir alle als Kinder widersprüchliches Verhalten von Erwachsenen beobachten und annehmen: Die kindliche Welt wird mit Bildern von Fliegenpilzen überflutet, die zu einem Symbol für Zuneigung, Wärme, Unschuld und Sicherheit von Kindern werden. Dieser Mythos wird an dem Tag brutal zerstört, an dem die Familie im Wald Pilze sammeln geht und die Erwachsenen mit einschüchternden Gesten und Worten den ahnungslosen Sprössling daran hindern, den Fliegenpilz zu sammeln, und ihm verbieten, dies jemals zu tun. In diesem Moment kommt es zu einem «Verrat» in der Psyche

Fliegenpilze (Amanita muscaria) in ihrer ganzen Pracht. Foto: RL

Giorgio Samorini (* 1957 in Bologna, Italien) ist Ethnopharmakologe und Drogenforscher und Herausgeber der ethnobotanischen Fachzeitschrift Eleusis. Er war der erste Weiße, der in Gabun (Westafrika) in den Bwiti-Kult (Iboga-Kult) eingeweiht wurde. www.samorini.it

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Makro-Aufnahme der Nicotiana-Samen Foto: NHMU Hanfsamen Foto: Adobe Stock
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des Kindes, und zwar auch bei denjenigen, die diese wahnhafte Anwandlung nicht im Wald erleben, sondern die vermeintliche Gefährlichkeit und Giftwirkung des Pilzes auf andere Weise nahegebracht bekommen, etwa durch Lesen oder verbale Kommunikation. Wenn der nun Erwach sene durch den Wald wandert und dem Fliegenpilz begegnet, wird er ihm seine ganze unbewusste Wut über diesen «Verrat» in der Kindheit entgegen schleudern. Man könnte annehmen, dass wir Menschen der westlichen Kultur alle als Kinder in unterschiedlichem Maße unter dem gelitten haben, was ich zu Ehren des russischen Schriftstellers, der darauf hingewiesen hat, als «Verbnikovs Trauma» bezeichnet habe.

Samorini, G. 2022, « Lenin was a mushroom. » Russian post-Soviet history of fly-agaric, Antrocom J. Anthrop. 18(1): 5-27.

Psilocybin-Pilze

Es scheint nun endgültig bewiesen, dass die Blaufär bung von Psilocybin-Pilzen durch enzymatische Abbauprodukte von Psilocybin und Psilocin verursacht wird. Daher ist diese spezielle Art der Blaufärbung ein direkter Hinweis auf die Anwesenheit dieser Tryptaminderi vate, auch wenn nicht alle Psilocybin bzw. Psilocin enthaltenden Pilze eine entsprechende Blauung aufweisen.

Claudius, L. et al. 2020, Injury-triggered blueing reactions of Psilocybe « magic » mushrooms, Agew. Chem. 132: 1466-1470.

PFLANZEN

Harmin

Zum ersten Mal wurde das Beta-Carbolin Harmin, ein MAO-Hemmer, in einer Pflanze der Familie der Solanaceae (Nachtschattengewächse) gefunden, und zwar in den Blättern und Wurzeln des Bocksdorns Lycium europaeum L., einer im Mittelmeerraum weit verbreiteten dornigen Pflanze. Aufgrund der engen taxonomischen Verwandtschaft mit Lycium europaeum ist es sehr wahrscheinlich, dass auch die im

Mittelmeerraum vorkommende Art Lycium intricatum Boiss. das gleiche Alkaloid produziert. Harmin wird auch von Erigeron (Conyza) canadensis L. produ ziert. Es handelt sich um eine in Nordame rika beheimatete Asterazee, die sich um 1700 auf andere Kontinente ausbreitete und auch auf dem gesamten deutschen Staatsgebiet weit verbreitet ist. Die Anwesenheit von Harmin in der gesamten Pflanze wurde bereits im Jahr 2002 nachgewiesen, eine neuere Analyse bestätigte dies. Diese Pflanze kann mit anderen giftigen Asteraceae verwechselt werden.

Bendjedou, H. et al. 2019, Alkaloids and sesquiterpenes from roots and leaves of Lycium europaeum L. (Solanaceae) with antioxidant and anti-acetylcholinesterase activities, Nat. Prod. Res.: 1-5. Mukhtar, N. et al., 2002, Sphingolipids from Conyza canadensis, Phytochem. 61: 1005-1008. Abood, M.A. und E.J. Kadhim 2021, Phytochemical investigation of some active components in Iraqui Conyza canadensis (syn. Erigeron canadensis), Int. J. Drug Del. Techn., 11(3): 669-675.4.

DMT

Die bisher durchgeführ ten biochemischen Ana lysen der Rinde von Mimosa tenuiflora, der in den einheimischen brasilianischen

Jurema-Kulten am meisten verwendeten Art, hatten bisher DMT-Konzentrationen ergeben, die die bereits beachtliche Menge von 1 % des Trockengewichts nicht überstiegen; eine Zahl, die im Widerspruch zu den «Keller»-Extraktionen der Psychonauten steht, die oft eine Konzentration von bis zu 2 % ergaben. Eine neue professionelle biochemische Untersuchung nähert sich in ihren Ergebnissen denen der Psychonauten an und hat Konzentrationen von 1,5 % DMT nachweisen können.

Mimosa tenuiflora.

Araujo e Amariz, I. et al. 2022, Chemical study of Mimosa tenuiflora barks, Nat. Prod. Res. 36(7): 1893 1897.

Lucys Rausch Nr. 14 117
Getrocknete Psilocybe cubensis. Foto: Erik Fenderson Bocksdorn (Lycium europaeum) Foto: Xavier Pelayo Foto: João de Deus Medeiros

IMPRESSUM

Lucys Rausch Nr. 14 November 2022 ISBN 978-3-03788-414-0 ISSN 2296-8695

Lucys Rausch erscheint in der Regel zweimal jährlich. Nächste Ausgabe: Frühling 2023

Herausgeber

Roger Liggenstorfer

Nachtschatten Verlag AG Kronengasse 11 CH-4500 Solothurn Fon: +41 32 621 89 49 info@nachtschatten.ch www.nachtschatten.ch www.lucys-magazin.com

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Redaktion

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Bild- und Textredaktion

Nina Seiler nina@lucys-magazin.com

Mitarbeit an dieser Ausgabe

Felix Blei, David Jay Brown, Hans Cousto, Amanita Dreamer, Michael Günther, Stefan Haag, Christine Heidrich, Urs Hofmann, Urs Hunziker, Kevin Johann, R. Leutwiler, Chuck Lore, Daniel McQueen, Claudia Müller-Ebeling, Dirk Netter, Torsten Passie, Christian Rätsch, Giorgio Samorini, Merlin Sheldrake, Wolf-Dieter Storl

Korrektorat

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KALISHA, Rathausgasse 47, 3011 Bern, www.kalisha.ch

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ZÜRICH Bio Top Center GmbH, Konrad str. 28, 8005 Zürich, biotop-zuerich.ch • Grünhaus AG, Herostr. 7, 8048 Zürich, gruenhaus-ag.ch

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ALFTER Mojamba, Pelzstrasse 30, 53347 Alfter, www.mojamba.det

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BERLIN Buchladen Schwarze Risse, Gneisenau str. 2a, 10961 Berlin • Kaya Foundation, Schliemannstr. 26, 10437 Berlin, kayagrow.de • Klaus der Gärtner, Straß mannstr. 1, 10249 Berlin, klausdergärtner.de • Queenz Einzelhandel, Dudenstr. 32a, 10965 Berlin, www.420queenz.de • Sensatonics, Teilestr. 11-16, T.0, 12099 Berlin, sensatonics.de • Verdampftnochmal, Karl-Kunger-Str. 28, 12435 Berlin, verdampft nochmal.de Zabriskie, Manteuffelstr. 73, 10999 Berlin, www. zabriskie.de

BRUCHSAL Planet Blunt, Bannweideweg 4, 76646 Bruchsal, planet-blunt.de

DÜSSELDORF White Rabbit, Dorotheenstraße 82, 40235 Düsseldorf, www.headshop-whi te-rabbit.de

118 Lucys Rausch Nr. 14
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Keplerstr. 33, 68165 Mannheim, www.bock-shops.de
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Aeroponik Systems, Austr. 71, 90429 Nürnberg • Inzider’s Metalhead Greenpoint, Vordere Sterngasse 15, 90402 Nürnberg REUTLINGEN HanfHaus Reutlingen, Weingärtnerstr. 27, 72764 Reutlingen, hanfhaus-reutlingen.de ROSSDORF Syntropia, Industriestr. 20, 64380 Roßdorf, syntropia.de, www.rauschkunde.net ULM Hanf-Lager Ulm, Zinglerstraße 1, 89073 Ulm, hanflager.de WIESBADEN Supporter Wiesbaden, Boris Kolodziej, Blücher Straße 6, 65195 Wiesbaden, www.supporter-wiesbaden.de WITZENHAUSEN Kiosk Storno, Ermschwer derstraße 2, 37213 Witzenhausen ÖSTERREICH WIEN Querbeet, Neubaugasse 71, 1070 Wien, http://querbeet.at KANARISCHE INSELN LA GOMERA Tienda Ansiria, Calle Normara, Edificio Normara, local 15, 38870 La Playa/Valle Gran Rey Aktualisierte Liste unter www.lucys-magazin/verkaufsstellen In Deutschland findet man Lucys Rausch über mykiosk.com. Nr. 15 Frühling 2023 Fotos: Pixabay (1) zvg Happy Bicycle Day 80 Jahre LSD-Erfahrung Die Rückkehr der Lysergamide: 1V, 1P & Co. Simon D. Brandt und Markus Berger Christian Rätsch: Balche’ – der Rausch der Götter Psychoaktive Kultur im indigenen Schamanismus Kochen mit Cannabis: Hanfgenuss abseits von Joint und Vaporizer Torsten Passie: Psychedelika im Dienste des Dunklen Über Geheimdienstversuche mit «Halluzinogenen» sowie zahlreiche Beiträge zu Psychedelik, Rauschkunde, Psychonautik, Ethnobotanik und Drogenpolitik VORSCHAU
Berauschend! Alle bisherigen Ausgaben sind noch einzeln oder im Set lieferbar! Bestellen auf lucys-magazin.com/shop Lucys Rausch abonnieren: www.lucys-magazin.com/abo Alle Ausgaben auch als ePaper (digitaler Download) erhältlich! Lieferbar in den Farben Orange, Lila und Rot Fr. 19.80 | € 17,50 El Pepe oder die Verbesserung der Welt Ein Gespräch mit Ayahuasca Entheogen, Heilmittel und Lebenshilfe Akasha Project im Interview Drug, Set und Setting Nr. 3/ Frühjahr 2016 CHF 18.50 (D) 14.80 (A) 15.30 Lucys Nr. 7 Bicycle Day: 75 Jahre LSD-Er fahrung • Acid-Pioniere: Albert Hofmann / Timothy Leary / Stan Grof • Wie psychedelisch kann Cannabis sein • Christian Rätsch: LSD und Musik • Unterwegs mit Timothy Leary • Blotter Art ISBN 978-3-03788-475-1 ISSN 419896701480507 128 Seiten, 16 Seiten plus zum selben Preis! Ausgaben Nr. 1–9: jeweils € 10.–/ Fr. 12.–, ab Ausgabe Nr. 10: € 14.80 / Fr. 18.50 Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur Psychoaktive Pflanzen weedmaps.com DAS WELTWEITE CANNABIS-VERZEICHNIS SEIT 2008 Lucys Nr. 8 Wolf-Dieter Storl: Titani sche Illusionen • Christian Rätsch: Ayahuasca-Oper • Erfahrungen mit CBD • Psycho aktive Orchideen: Dendrobium • Psychoaktive Augentropfen San anga • Visionäre Kunst: Martina Hoffmann ISBN 978-3-03788-408-9 ISSN 411986701480508 Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur Nr. Frühjahr 2019 CHF 18.50 (D) 14.80 (A) 15.30 HR Giger Legal Highs El Pepe oder die Verbesserung der Welt Albert Hofmann Ein Gespräch mit Christian Rätsch: Psychedelische Paläontologie Lucys Ralph Metzner: Alchemistische Divination • 5-MeO-DMT: Film über Bufo alvarius • Jeremy Narby: Kulturgeschichte des Rauschs Mark McCloud: Herr der LSD-Blot ter • Musik für den Trip: The Young Gods • Christian Scharfetter: Haschisch-Forschung ISBN 978-3-03788-409-6 ISSN 411986701480509 120 Seiten Lucys Nr. 6 Ketamin gegen Depression • MDMA in der Psychotherapie • Stefan Haag: Drogen auf Reisen • Lucys Geschichte: John C. Lilly • Entheogene Gruppenrituale • Marijuana oder Hanf? • Fliegen pilz vs. Ayahuasca ISBN 978-3-03788-407-2 ISSN 419896701480506 Lucys Nr. 1 ISBN 978-3-03788-401-0 ISSN 419896701480501 2. Auflage Lucys Nr. 2 ISBN 978-3-03788-402-7 ISSN 419896701480502 Special zu 75 Jahre LSD Lucys Nr. 10 Frauen in der Psychedelik • Christian Rätsch: Psychedelische Paläontologie • Erinnerungen an Ralph Metzner • Froschmedizin aus dem Regenwald: Kambô • Torsten Passie & Markus Ber ger: Microdosing • Cannabis • Kakao-Zeremonien ISBN 978-3-03788-410-2 ISSN 411986701480510 120 Seiten Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur Nr. 10/ Herbst 2019 CHF 18.50 (D) 14.80 (A) 15.30 HR Giger Das grosse Interview Legal Highs Falsche Perspektiven dem LSD-Entdecker Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur Kambô: Froschmedizin aus dem Regenwald Kakao-Zeremonien: Alltagsdroge und Rituale SCHWERPUNKTFrauen inderPsychedelik FILTERT VIELES, NUR NICHT DEN SPASS Mit gereinigter Aktivkohle aus Lucys Nr. 11 Schwerpunkt: Regulierter Rausch • Stanislav Grof: Der Weg des Psychonauten • Cannabis-Legali sierung weltweit • Der Fliegenpilz • Visionäre Kunst: Fred Weidmann • Die Technik des Slow Dosings • Psychedelisches Yoga • Annähe rungen an psychoaktive Pflanzen ISBN 978-3-03788-411-9 ISSN 411986701480511 128 Seiten Lucys Schwerpunkt: schichte der Wasserpfeifen • Heilmittel Cannabis • Ayahuasca tourismus in Peru • Psychoaktiver Honig • Ethnobotanik: Kratom • Guru Guru Mani Neumeier ISBN 978-3-03788-412-9 ISSN 411986701480512 128 Seiten Das Magazin für psychoaktive Kultur Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur Forum für veränderte Bewusstseinszustände Die Geschichte der Wasserpfeifen Heilmittel, Entheogen und Rauschdroge Psychoaktiver Honig AyahuascaTourismus in Peru CANNABISKULTUR Nr. Sommer 2021 Nr. 1–11 im eBundle 11 Ausgaben im digitalen eBundle zum Spezialpreis für nur € 50.– Fr. 55.– (Normalpreis: € 76,89 / Fr. 86.90) Elfen-Aktion 10 Ausgaben (Nr. 1–10) plus Buch «LSD. 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