Günter Gerhard Lange

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Günter Gerhard Lange /12. April 1921 - 2. Dezember 2008.

Er gilt als einer der weltweit bedeutendsten Typografen, Förderer der Schriftqualität und Schriftgestalter des 20. Jahrhunderts, der insbesondere die Schriftgestaltung nach 1945 prägte. Geboren am 12. April 1921 in Frankfurt an der Oder. Er begann 1941 seine Ausbildung an der Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig. Günter Gerhard Lange studierte Kalligraphie und Schriftgestaltung. Ab 1949 setzte Günter Gerhard Lange seine akademischen Studien bei den Professoren Hans Ullmann und Paul Strecker an der Hochschule für Bildende Künste in West-Berlin fort. Schon 1950 begann Günter Gerhard Lange seine Tätigkeit als freier Mitarbeiter der H. Berthold Schriftgießerei und Messinglinienfabrik AG in Berlin, wo er seine erste Schriftgußtype, die Arena entwarf. Nachdem die Berthold AG im Jahr 1958 mit der Diatype die Entwicklung von modernen Fotosatzsystemen erfolgreich initiiert hatte, schuf Günter Gerhard Lange, der Ende 1960 zum künstlerischen Direktor der Berthold AG ernannt worden war, neben fast hundert Originalschriften mit Referenzcharakter, wie beispielsweise die Concorde, die Akzidenz Grotesk Buch und die Imago, eine ganze Reihe von fotosatzkompatiblen, später auch digitalisierten Adaptierungen und Neuinterpretationen historischer Schriftschnitte; so etwa die Garamond, die Walbaum-Antiqua, die Caslon und 1983 die von der französischen VOGUE bevorzugte hochelegante Bodoni Old Face, eine Type des italienischen Altmeisters Giambattista Bodoni, die Günter Gerhard Lange buchstäblich erst entdeckte.


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Mit dem Umzug der H. Berthold AG von Berlin nach München war Günter Gerhard Lange ab 1965 ihr Prokurist und künstlerischer Leiter, somit also verantwortlich für das Gesamtschriftprogramm im Blei- und Fotosatz; wobei er in dieser Funktion – neben Anton Stankowski – auch der Akzidenz-Grotesk, favorisiert in der Schweiz, in Deutschland zum Durchbruch verhalf. Günter Gerhard Lange zeichnete in dieser Zeit für viele Sonderpublikationen des Hauses Berthold ganzheitlich verantwortlich, so auch für Bücher, die mehrfach von der Stiftung Buchkunst prämiert wurden.


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05 1989 wurde er für seine Leistungen vom amerikanischen Rochester Institute of Technology (RIT) mit dem »Frederic W. Goudy Award« ausgezeichnet. Im Jahr darauf zog er sich zwar aus dem operativen Geschäftsleben zurück, um dann jedoch mit dem Millennium 2000 als knapp Achtzigjähriger die Leitung der Schriftenbibliothek »Berthold Exklusiv Collection« im Rahmen des 1995 in Chicago restituierten Unternehmens »Berthold Types Limited« erneut zu übernehmen. Günter Gerhard Langes vorerst letzte, am 17. März 2000 edierte digitale Font-Kreation ist die »Whittingham«, eine ursprünglich um 1840 von Charles Whittingham für dessen kommerziell höchst erfolgreiche Chiswick Press in Birmingham, England, entwickelte Type mit deutlich neoklassizistischer Anmutung. Günter Gerhard Lange wurde international vielfach mit Medaillen, Preisen und Ehrenmitgliedschaften ausgezeichnet.

Ein guter Typograph, Graphiker oder Designer muss mit Leib und Seele, einem Übermaß an Begeisterung und Interesse bei der Sache sein. Nur mit Leidenschaft kommt man wie in der Liebe, im gesamten Leben oder beim Lernen, so auch im Design weiter.


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Die heutige Akzidenz-Grotesk geht auf eine Reihe ursprünglich unzusammenhängender Schriftschnitte zurück. Um 1880 entwarf der deutsche Typograf Ferdinand Theinhardt (1820–1909) für die Publikationen der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vier Schnitte einer Serifenlosen unter dem Namen Royal Grotesk. 1908 übernahm Hermann Berthold die Theinhardtsche Schriftgießerei und integrierte die inzwischen sehr beliebte Royal in seine Akzidenz-Grotesk-Schriftfamilie unter der Bezeichnung AG Mager. Günter Gerhard Lange, der spätere Ziehvater der Akzidenz-Grotesk, verweist auf Quellen, nach der ihr Normalschnitt 1899 bei Bauer & Co. in Stuttgart entstand, kurze Zeit später ebenfalls ein Übernahmekandidat der H. Berthold AG. Diese stellte selbst kurze Zeit vorher eine Accidenz-Grotesk in einer Anzeige vor.


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Akzidenz Grotesk Roman


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Die Akzidenz-Grotesk, fr端her Accidenz-Grotesk, kurz AG, ist eine Grotesk-Schrift, die 1896 von der H. Berthold AG herausgegeben wurde. Sie gilt als Meilenstein in der Schriftgestaltung. Zahlreiche Schrifttypen wie etwa die Helvetica wurden durch sie beeinflusst.


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So gilt die Akzidenz-Grotesk als jene Schrift, von der sich Max Miedinger bei der Gestaltung der Neuen Haas Grotesk, die später in Helvetica umbenannt wurde, inspirieren ließ. Die Akzidenz-Grotesk und die Helvetica ähneln einander stark. Unterschiede finden sich beispielsweise bei den Zeichen a, c, C, G, J, R, Q, ?, 2 und 7. Weiterhin ist die Mittellänge der Helvetica größer.



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