Projekt Goethequartier (Toolbox)

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#13: ZEN-GARTEN

Zen-Gärten werden im japanischen „kare san sui“ genannt, was übersetzt soviel heißt wie „trockene Landschaft“. Mithilfe einfachster Elemente – erlaubt sind lediglich Kies oder Sand, größere Steine und Moos – wird dabei versucht, das „innere Wesen“ der Natur nachzuformen. Diese spezifische Landschaftsarchitektur wurde in Japan in der späten Kamakura Phase (1185-1333) entwickelt und beruht auf den Lehren des Zen-Buddhismus (Seike u. a. 1983). Zen-Gärten zeichnen sich durch ihre besondere Schlichtheit und Abstraktion aus und entfalten doch aus jeder Perspektive eine neue Spannung und Ästhetik. Bevorzugt werden asymmetrische Arrangements und Gruppierungen von Elementen in ungerader Zahl. Da diese nicht gleichmäßig aufzuteilen sind, verhindern sie, dass der Garten allzu vollkommen wirkt und erinnern damit an das Ungeordnete der Natur. Gegensätze sind in der japanischen Gartengestaltung zwar sehr wichtig, dennoch müssen alle Elemente in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, um Stille und Entspannung zu vermitteln. Ganz ähnlich wie bei der japanischen Tuschzeichnung werden auch im Garten „weiße Flächen“ ausgespart, um ein Gleichgewicht zu schaffen und der Phantasie des Betrachters Raum zu geben (Nitschke 1993). Einer der berühmtesten Zen-Gärten ist der Ryoanji in Kyoto, Japan, welcher durch seine Einfachheit und Mystik besticht. Auch in Deutschland findet die japanische Gartenkunst immer größeren Anklang, gute Beispiele finden sich u. a. in Gelsenkirchen, Kaiserslautern und Berlin. In Gelsenkirchen etwa wurde das lange vernachlässigte und im Laufe der Zeit zugewucherte „Alpinum“ am Rande des Stadtgartens freigelegt und dient nun als Kulisse für einen japanischen Steingarten. Ehemals sprudelte aus den Felsen Wasser, floss in einen kleinen Bachlauf und mündete dann in einen See. Nun wird die Szenerie – auch aus Kosten- und Aufwandsgründen – durch Kies und Steine nachgestellt. Das Anlegen dieses Japanischen Steingartens hat gerade einmal 5.000 Euro gekostet, neben den Stadtdiensten waren noch eine Steinmetzfirma sowie einige weitere Betriebe beteiligt, welche Elemente für den Garten stifteten. Die Umsetzung zeigt, dass man auch mit bescheidenen Mitteln viel erreichen kann, wenn gute Ideen vorhanden

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