Graubünden Magazin Ausgabe 13

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handwerk

Das Gemisch

aus Steinkohle und Koks wirft Funken, wenn Christian Schwarz damit seine Esse

beschickt. Es riecht nach schwefligem Rauch. Gibt er mit dem Blasebalg Dampf, verbrennt der Schwefel, der Geruch verschwindet und das Eisen im Feuer – oder doch besser der Stahl – wird schnell rot- und bald hell glühend. Damit es schneller geht, hat Schwarz meistens mehrere Eisen im Feuer. Schnell bewegt er sich zwischen Esse und Hammer. Beim Schmieden zittert die ganze Werkstatt, beim Schleifen sprühen die Funken in hellen Blitzen, beim Kühlen im Wasser zischen Wolken von Dampf und beim Härten im Öl schiessen qualmende Flammen hoch, während draussen die ersten Flocken des Winters treiben.

Die Hände sind breit geworden vom Schlagen mit dem Hammer. Die Nägel krumm. Russteilchen liegen auf den blonden Locken, und in den Augen spiegelt sich die helle Lohe der Esse. Christian Schwarz ist noch jung – doch er führt eine lange Handwerkstradition weiter. 2006 hat er von Rudolf Fitzi eine Werkzeug- und Hammerschmiede übernommen, die bereits im Spätmittelalter erwähnt wird. Bis vor wenigen Jahren war sie in Chur beheimatet, heute liegt sie – neben einem Autohandel und einem Swingerclub – im benachbarten Trimmis.

Unter Werkzeugmachern ist Christian Schwarz als Werkzeugschmied eine Seltenheit geworden. Einer der einzigen im ganzen Alpenraum. Denn Werkzeuge werden heute im Ofen gemacht, die Temperatur des Stahls wird aufs Grad genau gemessen, das Bearbeiten übernehmen Maschinen. Auf die kecke Gegenfrage des Schmieds, ob sie denn ein Werkzeug aus einem Stück Stahl machen können, das vorne hart und hinten weich ist, reagieren die meisten Werkzeugmacher etwas konsterniert. Dabei ist es genau diese Eigenschaft, welche die Waldaxt von Fitzi so unvergleichlich macht. Das Haus – wo der Stiel aus Eschenholz im Metall sitzt – ist relativ weich. Deswegen kommt es kaum vor, dass das Haus bricht. Die Klinge der Axt dagegen ist hart. So hart, dass man damit Kerben in den ungehärteten Stahl schlagen kann. Was Christian Schwarz gerne demonstriert.


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