Graubünden Magazin Ausgabe 13

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abenteuer

heimat

genuss

kunsthandwerk

kunst

kultur

handwerk

tourismus



i n h a lt s v e r z e i c h n i s

06 EDITORIAL eine wintersaison, die viel verspricht

08 a b e n te u er endlich eiszeit

17 h ei m at heilende wasser aus graubünden

24 f a s h io n das leben ist jenseits der ideallinie

32 k u n s t h a n d w er k grischettas – archaischer schmuck

41 to u ri s m u s der tag geht, der bully kommt

49 genuss die zwölf jünger der vinotiv

56 i n n e n ar c h ite k t u r individuelle wohnträume in den bergen


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Freude am Fahren


i n h a lt s v e r z e i c h n i s

63 w irt s c h a f t «wir brauchen scho a bissl sicherheit»

71 h a n d w er k das spiel mit weich und hart

78 kunst der letzte überlebende

87 k u lt u r

der wert der dinge

92 l u f t f a h rt horizonte überfliegen

i m p re s s u m herausgeber Marc Gantenbein verlag/inserate printmedia company chur, grabenstrasse 51, 7002 chur, tel 081 250 31 32, www.p-m-c.ch druck rdv rheintaler druckerei und verlag ag, hafner wisenstrasse 1, 9442 berneck, www.rdv.ch Grafik Romana wieland, Chur

auflage 30‘000 ex. /ausgabe

erscheinen winter

(dezember) und sommer (juni) e i n z e lv e r k a u f s p r e i s chf 15.–/Euro 10.– (zzgl. versand­kostenanteil)

papier umschlag PLANOPREMIUM, WEISS, HOLZFREI, 240 G.

inhalt PLANOPREMIUM, WEISS, HOLZFREI, 120 G. lieferant sihl + eika papier AG, 8800 thalwil. liebe leserinnen, im vorliegenden magazin ist im einen oder andern ­beitrag nur in männlicher form die rede. selbstverständlich ist in solchen fällen immer auch die weibliche form gemeint, aus gründen der ­lesefreundlichkeit jedoch nicht explizit erwähnt. wir danken für ihr verständnis.


Rd e u ibtroi r kial

Liebe Leserinnen, liebe Leser Dieses Jahr hat uns in Graubünden der erste Meter Schnee im November über­ rascht – mitten in den Vorbereitungen zu einer Wintersaison, die viel verspricht. Ob bei den Bergbahnen, im Strassenunterhaltsdienst oder in der Gastronomie – Tausende von Arbeitskräften sorgen dafür, dass bei Ihnen in Graubünden keine Wünsche offen bleiben.

Sie alle kennen den Traum vom wunschlosen Glück. Er soll sich – wenn es geht – wenigstens in den Ferien erfüllen und für viele von Ihnen sind gerade Ferien, wenn Sie mein Editorial lesen. Aber, so sehr ich mir Mühe gebe, wunschloses Glück kann ich Ihnen nicht garantieren. Was ich Ihnen in Graubünden garantieren kann, das sind Ihre ganz persönlichen Glücksmomente. Sei es beim Blick über einen tief ver­ schneiten Hang, sei es bei einem ausgesuchten Dinner oder bei einem kulturellen Event.

Das aktuelle «Graubünden Magazin» informiert Sie nicht nur über internationale Verbindungen, wie etwa über das neue Werk von Stallinger Swiss Timber in Domat/ Ems oder über HR Giger, den Schöpfer des «Alien». Neben den Schneefreuden des Eiskletterns erfahren Sie mehr über das Präparieren von Pisten und das Bearbeiten von Werkzeugstahl. Sie erhalten Anregungen zu besonderen Produkten aus Graubünden – etwa über die Grischettas, einen Schmuck mit Motiven aus historischen Sgraffiti, über die Heilwasser aus Passugg, über den alpinen Lifestyle von Holzrausch, über das neue Label Outlyne oder über Vinotiv, eine Vereinigung von Winzern.

Das «Graubünden Magazin» soll Ihnen die Freude auf Ihr Feriendomizil versüssen und Ihnen Anregungen geben. Erkunden Sie die verborgenen Seiten unserer wunderbaren und geheimnisvollen Landschaft. Besonders gespannt bin ich auf Ihre Entdeckungen, die Sie mir vielleicht in einem kurzen Mail oder in einem Brief mit­ teilen, und auf Ihr Feedback zu unseren Artikeln. Ich wünsche Ihnen sorgenfreie und wunderschöne Tage mit Sonne und Schnee.

Herzlich, Ihr

Marc Gantenbein, Herausgeber


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Der neue Peugeot 4007 4x4 sticht aus der grossen Masse heraus. Allein schon durch seine einzig artige Eleganz und das rundum gelungene Design sorgt er auf allen Strassen garantiert für Aufsehen. Viel Freude machen auch sein agiles Fahrwerk und der kraftvolle Dieselmotor mit Turbolader (2.2 l HDi 156 PS). Mit Russpartikelfilter und der fortschrittlichen Diesel-Technologie ist der neue Peugeot 4007 punkto Ökologie und Ökonomie absolut vorbildlich: Mit einem Gesamtverbrauch von nur 7,2 l/100 km trägt er Sorge zur Umwelt. Dank modernster 4x4-Technologie ist auch für grösstmögliche Sicherheit gesorgt. Gerne heisst Sie Ihr Peugeot-Partner zu einer Probefahrt willkommen. Diese macht mit dem neuen Peugeot 4007 übrigens bei jedem Wetter Spass. CO2-Emission: kombiniert 191 g/km mit Reifen der Dimension 215/70 R16.

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abenteuer

Endlich Eiszeit T e x t sebastian k irs c h

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F otos andrea badr u tt

Ein eisiger Wind pfeift durch das Oberengadin; es herrscht klirrende Kälte. Die heisseste Zeit für die BoomSportart «Eisfallklettern» hat begonnen. An den zwei ersten künstlich angelegten Eisrouten der Schweiz – in der Pontresina-Schlucht und am «Corn Diavolezza» – kommen immer mehr Eiskletterer aus ganz Europa auf ihre Kosten.

Zunächst klingt es wie ein höfliches Anklopfen. Mit seinen beiden Eispickeln prüft an diesem Morgen Res Bähler von der Kletterschule Govertical.ch das Eis am Fusse des künstlich angelegten Eisfalls in der Pontresina-Schlucht. Neben ihm stehen zwei Schüler, beides erfahrene Sportkletterer, die sich in die Geheimnisse des Eiskletterns einweisen lassen wollen. Denn es sind die kaum wahrnehmbaren Kleinigkeiten, die einen erfahrenen Eiskletterer aufhorchen lassen. Je nach Temperatur und Konsistenz des Eises entsteht beim «Anklopfen» ein Klang, der zwischen einem kurzen, hellen «Tick» bis hin zu einem schweren «Plock» variieren kann. Auch die Farbe des Eises gibt Aufschluss über dessen Zusammensetzung: «Das Spezielle am Eis ist, dass es sich immer wieder neu präsentiert. Kein Tag ist wie der andere», sagt Res Bähler. Obwohl sämtliche Routen des Eiskletter-Center in der Pontresina-Schlucht ganztägig im Schatten liegen, machen sich dennoch selbst feine Temperaturunterschiede bemerkbar.


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Eine junge Generation von Kletterern hat mit dem Eisfallklettern etwas neu ent­ deckt, was früher nur als Mittel zum Zweck angesehen wur­ de: Gefrorene Wasserfälle wurden nämlich nur dann – und meist ungern – überwunden, wenn bei Bergbesteigungen gefährliche Passagen umgangen werden mussten. Aufgrund der verhältnismässig schlechten Ausrüstung war dieses Eisklettern auch alles anderes als attraktiv: «Wenn man sich allein die leichten Wettkampfschuhe von heute anschaut, an denen die Steigeisen direkt befestigt sind, oder die neu­ en Eispickel in die Hand nimmt, dann versteht man den Unterschied sehr schnell», sagt Res Bähler. Eisfallklettern ist inzwischen zu einer technischen Sportart geworden: «Viele Sportkletterer kommen zu uns, um sich für den nächsten Sommer fit zu halten. Im Eis lassen sich mit der entspre­ chenden Ausrüstung all die gewünschten Eigenschaften wie Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Technik trainieren.» Und das Besondere am Eisklettern ist, dass sich das Eis niemals gleich präsentiert. Abwechslung ist also Programm.

Der Traum eines jeden Eiskletterers ist, einmal auf blauem, nahezu durchsichtigen Eis in die Höhe zu klettern. Diese Transparenz verschafft ein zusätzliches, unbeschreibliches Gefühl. Es ist wie ein Schwebezustand zwischen Himmel und Berg. Eisklettern vermittelt Höhenflüge der besonderen Art. Doch, um bei diesen Höhenflügen nicht die Gefahr eines Absturzes zu riskieren, geht ohne eine seriöse Ausbildung und sorgfältige Vorbereitung gar nichts. «Wer es mit dem Eis aufnehmen will, braucht Gefühl, ein mutiges Herz und körperliche Fitness», weiss Res Bähler, der bereits als 13Jähriger seinen ersten gefrorenen Wasserfall erklommen hat: «Eis ist ein einzigartiges Material, und kaum ein Stoff ist so wandelbar und zugleich so atemberaubend.»



abenteuer

Die Infrastruktur für das Eiskletter-Center Pontresina wurde von der Gemeinde zur Verfügung gestellt, den Unterhalt über­ nehmen die ortsansässigen Bergsteigerschulen. Dies mit der Zielsetzung, eines Tages das Schweizer Trainingszentrum für Eiskletterer zu werden. Die mit einem Röhrensystem an­ gelegten Wasserfälle sind zwischen 25 und 35 Meter hoch und sind von ihrer Anlage her mit einem eisigen Klettergarten vergleichbar. Von der einfachsten Schwierigkeitsstufe – im Eis gelten die Bewertungen W1 bis W8/9 – bis hin zu schwierigen Passagen ist alles vorhanden. Dabei beträgt die Steilheit zwischen 70 und 80 Grad. Dank der Installation einer Beleuchtungsanlage kann auch abends in Pontresina trainiert werden. Aufgrund wachsender Nachfrage – auch aus dem einheimischen Bergsteigernachwuchs – ist die Anlage gut frequentiert.

Wer über die notwendige Erfahrung, Kondition und den notwendigen Mut verfügt, findet den speziellen EisklettererKick auf 2800 Metern am «Corn Diavolezza»: 120 Meter Eiswand mit 70 bis 90 Grad Neigung in variierenden Schwierigkeitsgraden sind hier ebenfalls künstlich ange­ legt worden und warten auf ihre Bezwinger. Die relativ konstan­ten Kältegrade an der Diavolezza garantieren eine gute Eisqualität. Auch wenn viel Mut dazugehört, sich dem filigranen Eis anzuvertrauen – bei sorgfältiger Vorbereitung bleibt das Risiko überschaubar, der Erlebniswert hingegen einzigartig. Während der Fahrt mit der Diavolezza-Bahn kann die Eiswand auf der Höhe des Mastes vier bereits in Augenschein genommen werden. Da oft in Schluchten geklettert wird, ist die Eiswand der Diavolezza mit ihrem einzigartigen Panoramablick in Kombination mit einer Route von vier Seillängen (eine Seillänge entspricht 25 bis 30 Metern) eine besonders reizvolle Herausforderung. Allein der stets wechselnde Anblick von glitzerndem Eis, das nicht nur über viele verschiedene Konsistenzen, sondern auch über verschiedene Formen und Farben verfügt, ist schon faszinierend. Weil an beiden Anlagen zu 70 Prozent im so genannten «Top Rope»-Verfahren geklettert wird und zahlreiche Standplätze eingerichtet sind, ist bestens für die Sicherheit der Kletterer gesorgt. In den Vorstieg sollten sich hier nur die Profis wagen.


Das Spezielle beim Eisklettern besteht darin, dass die Arme per­ manent über Kopfhöhe arbeiten. Dadurch werden die Hände nur schlecht mit Blut und Sauerstoff versorgt und die Muskeln schnell ausgelaugt. Entsprechend muss auch die Klettertechnik trainiert werden, damit einen die Kräfte nicht auf halber Höhe verlassen. «Klettererfahrungen sind durchaus von Vorteil, um das Eisklettern zu erlernen», sagt Res Bähler. Aber selbst körperlich fitte Laien dürfen sich schon nach einer Woche in Begleitung ins Eis trauen. Kondition ist bei diesem Trendsport aber nicht alles. Ohne erstklassige Ausrüstung geht gar nichts: Von der richtigen Kleidung über das Seil, die Steigeisen und Steileispickel muss alles stimmen, um das Eis bezwingen zu können. Zum wohl wichtigsten Sicherheitsoutfit gehört beim Eisklettern allerdings der Sturzhelm. Denn beim Einschlagen der Eispickel werden teilweise faustgrosse Eisstücke losgeschlagen. Auch können Eisstücke von anderen Kletterern durch die Luft schwirren. Dank der modernen Technik und Ausrüstung sind heute Aufstiege möglich, die man vor wenigen Jahren noch als undenkbar bezeichnet hätte.

An den künstlichen Wasserfällen in Pontresina und am «Corn Diavolezza» kann allerdings auch die Königsdisziplin, die so genannte Mixed-Kletterei trainiert werden. Beim Mixed-Klettern ist man sowohl im Eis wie auch im Felsen unterwegs. Dabei ist das Repertoire an Techniken und Bewegungsabläufen weit vielfältiger als beim reinen Eisklettern. Zudem sind die Routen mit Bohrhaken abgesichert, sodass das mühsame Setzen von Eisschrauben entfällt.

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Im März 2008 wird am «Corn Diavolezza» ein Speedwettkampf über vier Seillängen durchgeführt. Dies ist nur der Anfang eines ambitionierten Wettkampfprojektes, welches man in Pontresina entwirft: «Wir hoffen, auch WeltcupAnlässe hier durchführen zu können», sagt Res Bähler. «Dank der vorhandenen Infrastruktur, bezogen sowohl auf die Klettergebiete als auch auf die Unterbringung, sollte dem kaum etwas im Wege stehen. Kletterer können sich, begleitet von einem erfahrenen Bergführer, an der Eiswand versuchen. Die Kletterschule Govertical.ch organisiert laufend Workshops und stellt bei frühzeitiger Anmeldung auch Bergführer zur Verfügung. Die komplette Ausrüstung kann für rund 40 Franken pro Tag in Pontresina geliehen werden. Infos: www.govertival.ch

Dass Graubünden auch über genügend Natureisfälle verfügt, bleibt unbestritten. Zu nennen wären hier nur das Bergell, das Avers oder das Sertig-Tal bei Davos: «Wir verfügen hier in Pontresina über exzellente Trainingsmöglichkeiten, weil wir ganz in der Nähe sind und das Eis ständig unter Kontrolle haben. Also beste Rahmenbedingungen, um sich für das Natureis vorzubereiten», so Res Bähler. Wer sich für die Natureisfälle in Graubünden interessiert, sollte sich unbedingt das hervorragend fotografierte, gestaltete und äusserst informative Buch «Hot Ice» von Urs Odermatt zulegen (www. eisklettern.ch) oder sich mit der Bergsportschule grischunalpin (www.grischunalpin.ch) von Andrea Bianchi in Verbindung setzen. Aber auch Res Bähler und Gian Luck kennen sich bestens im Bündner Natureis aus (www.govertical.ch) Tel: +41 (0)81 834 57 58.

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rubrik

Heilende Wasser aus graubünden T e x t N A D J A W I E L AT H

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F otos andrea badr u tt

Ihren Namen verdankt sie einem Generalstabschef, ihre Mineralisierung dem Bündner Schiefer. Ihren Erfolg aber verdankt sie dem Anspruch, in Sachen Qualität die Nummer 1 der Mineralwässer zu sein. Die Quelle «Theophil» erlebt – nach einigen Durststrecken im vergangenen Jahrhundert – eine Blüte auf dem weiss eingedeckten Tisch. Über grüne Flaschen und erfolgreiche Goldgräber.

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heimat

Manchem

mag der Anspruch, die Nummer

1 der Schweizer Mineralwässer zu sein, überzogen erschei­ nen. Dem sich selbst bescheidenden Naturell des Bündners entspricht er jedenfalls nicht. Doch in der heutigen Kultur, wo Anspruch und Wirklichkeit sehr oft miteinander ver­ schwimmen, hat diese Kampagne dem Heilwasser aus der Rabiosa-Schlucht Erfolg gebracht – auf den Tischen in Graubünden und weit herum in der Schweiz.

Bereits 1864 wurde das Salz- und Sauerwasser aus Passugg in Flaschen abgefüllt und verkauft. Eine Pioniertat in vielerlei Hinsicht. Zehn Jahre später leitete Generalstabschef Theophil von Sprecher die kommerzielle Nutzung des Mineralwassers in die Wege. Noch heute steht sein Name auf der tiefgrünen Flasche mit den markanten Schultern. Das Mineralwasser gewann seither immer wieder Preise und war lange Zeit weit herum das bekannteste Wasser überhaupt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich im Weiler Passugg – vor den Toren der Kantonshauptstadt Chur – ein blühender Kurbetrieb mit Wanderwegen, Trinkhallen und medizinischer Betreuung. Da in der Schlucht der Rabiosa insgesamt fünf Quellen mit sehr unterschiedlicher Mineralisation entsprin­ gen, konnte Passugg ein breites Spektrum an Heilkuren anbieten.




tradition

Das ehemalige Kurhotel dient heute als Ausbildungsstätte für Studentinnen und Studenten aus der ganzen Welt. Sie erlernen hier das Hotelhandwerk. Die traditionsreichen Quellen hingegen wurden in Bündner Hände zurückgeführt und werden seit wenigen Jahren von einer kleinen Gruppe einheimischer Unternehmer geführt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Nähe zum Kunden und auf der einzigartigen Qualität des Passuggers. Denn wie eh und je liefert die TheophilQuelle den Hauptanteil des beliebten Mineralwassers. Als zweiter Brand aus Passugg ist heute Allegra, das stille, ge­ schmacksneutrale Mineralwasser bekannt. Es ist leicht und ausgewogen mineralisiert und entspricht in seinem Auftritt mit hellen Pastelltönen dem Wellnessboom, der jetzt schon einige Jahre andauert. Neu tritt Allegra im selben Design auf wie Passugger – allerdings in der weissen Glasflasche mit blau-weisser Etikette.

Die Übernahme der Passugger Quellen durch diese Bündner Unternehmer ist in vielerlei Hinsicht eine wirtschaftlich mutige und zugleich weit blickende Tat. Die meisten der anderen grossen Mineralwasserquellen gehören heute nämlich auswärtigen, teilweise sogar internationalen Unternehmungen. Valser gehört zu Coca-Cola, Rhäzünser zu Carlsberg (Feldschlösschen). Diese multinationalen Gesellschaften haben bereits in den 1990er-Jahren die steigende Bedeutung von qualitativ hoch stehendem Wasser aus den unberührten Bergen Graubündens erkannt.

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heimat

Hinter dem hohen Anspruch von Passugger, die Nummer 1 zu sein, steht der absolute Anspruch an die Qualität. CEO und Mitinhaber Urs Schmid ist überzeugt, dass sich Passugger als PremiumWasser auf seine inneren Werte konzentrieren muss und dass der Erfolg in einer wertorientierten Nischenpolitik liegt. Die jüngste Entwicklung gibt ihm Recht. Das kleine und leise Wasser mit grosser Geschichte und hoher Bekanntheit unterscheidet sich durch feine Eigenheiten, die heute und morgen in zunehmendem Masse wieder interessieren. Hier werden Werte gepflegt und die Geschichte respektiert. Dass dies, auch in einem Markt, der zwischenzeitlich in der Schweiz hart umkämpft wird, vom Kunden verstanden wird, zeigt die Tatsache, dass viele von ihnen Passugger wieder neu entdecken.

Zu dieser nachhaltigen Entwicklungspolitik gehört auch der sorgfältige Umgang mit den Quellen und das Bewusstsein, dass Passugger über mehr als hundert Jahre historisch gewachsen ist. Jede Flasche ist ein Geschenk der Natur und auch ein Stück Geschichte. Mit diesem Verständnis reihen sich Schmid und seine Partner ein in eine illustre Gesellschaft von Entdeckern und Wiederentdeckern. Neben dem Generalstabschef von Sprecher sind dies der Churer Pfarrherr Johannes Fabricius im 16. Jahrhundert und der Sattler- und Tapezierermeister Ulrich Sprecher im 19. Jahrhundert. Er wollte in der Rabiosa-Schlucht Gold schürfen und fand – das in seiner Art einzigartige Mineralwasser Passugger.

>>> www.passugger.ch, www.allegra.ch


Aquarelle, Zeichnungen und Skulpturen aus der Sammlung Würth

9. November 2007 - 30. März 2008

Würth International AG · Aspermontstrasse 1 · 7000 Chur · www.kulturforum-wurth.ch Alle Aktivitäten des Kulturforums Würth Chur sind Projekte der Würth International AG.

Aquarell aus Mein Jahrhundert, 1997-1999, Sammlung Würth, Inv. 7679, ©2007 Steidl Verlag, Göttingen

GÜNTER GRASS



rubrik

«Das Leben ist jenseits der Ideallinie» T e x t N A D J A W I E L AT H

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F otos G A U D E N Z D A NU S E R / S T E FA N HUN Z IK E R / UR S D ÜR S T

«Outlyne» ist der Stoff aus den Bergen für Individualisten. Die neue Schweizer Sportmarke definiert ihre eigene Stilgruppe aus der urbanen stylisch angehauchten Outdoor-Gemeinde. Sie bedient ihre Fashionists mit einem passionierten Mix aus High-Tech, Innovation und Lebensphilosophie – alles rund um den Berg. Die Outlyne-Kollektion erblickte im Januar 2007 das Sonnenlicht der Bündner Bergwelt. Sie präsentiert ein Rundumerlebnis von 360 Grad mit selbstbewusstem und zugleich eigenwilligem Charakter aus Design, Funktionalität und Qualität.

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Ich bin gefangen in meiner Welt. In meiner kleinen Welt von Büro, Tastatur, Schikanen und Ausführungsbremsklötzen. Ich bin gefangen in meinen eigenen verhärteten Gedanken­konstrukten, hüpfenden Gefühlsknäueln und lähmenden Ängsten. Ich habe mich selbst eingesperrt in ein ziviles Hochsicherheitsgefängnis von Pflichten, von Müssen und von Machensollen. – Ich mache mir Gedanken …

«Ausbrecher werden mit Freiheit belohnt», bestätigt Cla Mosca, der Snowboard-Weltmeister. Damit das Unmögliche möglich wird, müssen immer wieder Grenzen überschritten und Ausbrüche gewagt werden. Nur wer dem Durchschnitt trotzt und nach Höherem strebt, wird das tiefe Blau des Himmels entdecken. Christian Wenger und Rico Dürst erfüllten sich den Traum vom eigenen Label. Trotz des hart umkämpften Marktes in der Sporttextilbranche wagten es die beiden Visionäre vor zwei Jahren, sich auf das ungewisse Abenteuer einzulassen, und schufen eine neue Sportmarke aus der Schweiz. Rico Dürst bewies bereits vor zwanzig Jahren Pioniergeist, als er bei der Einführung der Snowboard-Marke

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Burton in die Schweiz mitbeteiligt war. Das Schneesportmode-Label ist aber von ganz besonderer Art. Gemeinsam mit dem Designer David Randall hat Dürst mit seinem Team die ersten Kollektionen entworfen. Diese zeichnen sich durch modische Ausdruckskraft abseits des Mainstream, hohen Tragkomfort und modernste Technik aus. Diese Sportmode wurde für Menschen geschaffen, die ihre Individualität auch im Sport zum Ausdruck bringen wollen.

Der typische Outlyner ist Urbanist, der eine hohe Affinität zur Natur, zu den Bergen und zum Abenteuer hat. Vielleicht entsteht nach den Akronymen Yuppie, Dinky und Bobo ein neues Wort für den urbanen Outlyner: Urbouty. Der typische Urbouty wäre ein erfolgreicher Nonkonformist, der nicht in den Spuren anderer wandelt, der seine eigenen Ziele verfolgt und an sich selbst höchste Ansprüche stellt. Der den Mut aufbringt, immer wieder Neues auszuprobieren, seine Ideallinie zu hinterfragen und zu verlassen. Dieser Urbouty bricht aus dem Alltag aus, hebt sich von der Masse ab und braucht – um diese Botschaften nach aussen zu tragen – spezielle Bekleidung.

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fashion

Das

Qualitätsbewusstsein steht bei Outlyne an

oberster Stelle. Es werden nur die besten Materialien mit hervorragender Funktionalität und hochwertiger Qualität verarbeitet. Konfektioniert werden die Outlyne-Kollektionen unter anderem auch in Europa. Qualität hat seinen Preis. Die Outlyne-Wear wird entsprechend der Positionierung ihrer Stilgruppen ausschliesslich im Fachhandel vertrie­ ben. Auf Anfrage wird dem Kunden seine nächstgelegene Verkaufsstelle mitgeteilt. Die Outlyne-Artikel werden in im­ mer mehr ausgewählten Fachgeschäften in der Schweiz verkauft. Zurzeit sind es über 15 dieser Verkaufsstellen.

«Du lebst deinen Kunden», verkündet Rico Düst. «Wir haben jede Jacke anprobiert und geschaut, ob sie passt oder ob eine Feinabstimmung sie perfektioniert.» Damit nicht nur das Design und der Schnitt stimmen, sondern auch die Funktionalität gewährleistet ist, arbeiten die Designer eng mit einem professionellen Team von Skifahrern, Snowboardern und Telemarkfahrern zusammen. Eine neue Linie ist nie per­ fekt. Das sind sich die Outlyner bewusst. Deshalb arbeiten sie jeden Tag an der Weiterentwicklung und schleifen an Details. Sie haben sich selbst sehr hohe Ziele gesteckt, denen sie jeden Tag einen Schritt näher kommen. Die Sportler in ihrem Team sind Profis und Weltmeister ihrer Disziplin, Piloten, Modeberater und Sportlehrer. Sie sind echte Fashion- und Funktionsleader, weil sie die Powder-Sessions erleben, weil der eine tatsächlich sein Büro mit 4 000er-Bergen als Aussicht hat und weil sie pures Adrenalin züchten. Outlyne ist für sie der coole Brand mit Berg, auf den sie sich bei ihren Höhenflügen verlassen können.


… Es ist Zeit! Ich breche aus. Breche auf in das Leben, das jenseits der Ideallinie ist! Höre auf, die Ziele anderer zu erreichen und mich zu wundern, weshalb ich ganz woanders ankomme, als ich will. Ich nehme mir die Freiheit, meine eigenen Ziele zu verwirklichen. Ich widme mich dem Studium der Horizonterweiterung. «Erst, wenn deine Energien fliessen, bist du wirklich frei», plädoyiert Cla Mosca. «Gib alles. Und alles kommt zu dir», ist das Statement von Antonia Studhalter, Skilehrermeisterin.

«Je mehr Adrenalin fliesst, umso mehr kommt die Seele zur Ruhe», ist das Credo von Severin Deflorin, Pilot der Air Grischa. – Ich danke euch! Ich habe meine Seelenruhe gefunden …

>>> Outlyne Sports AG, Riedlöserstrasse, 7302 Landquart, Tel. +41 (0)81 300 60 10, www.outlyne.com

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Grischettas – Archaischer Schmuck T e x t F ridolin J a k ober

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F otos dolores R u pa

Sie gelten heute als ein wichtiges Kulturgut, die Engadinerhäuser von Sent oder Ardez. Berühmt sind sie wegen ihres singulären Baustils und wegen der einmaligen Sgraffiti mit ihrer urtümlichen Bildsprache. Ulysse Schmid verwendet diese archaischen Motive auf originelle Weise: Mit seinen Grischettas revolutioniert er die Bündner Gold- und Silberschmiedekunst.

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kunsthandwerk

Die Faszination für das Ornamentale packte ihn schon früh im malerischen Filisur im Albulatal. Dort sass er als Kind auf einer Mauer und verlor sich in den Bildern auf den Hauswänden. Noch wusste er nicht, wie man diese Bilder nennt, wusste nicht, dass sie aus dem benachbarten Engadin über den Albulapass hier­ hergekommen waren, wusste nicht, dass sie ihre Wurzeln in Kulturen haben, die aus der Steinzeit kommen, wusste auch nicht, dass sein eigener Vorname vom Helden des grössten Epos der Antike stammt.


kunsthandwerk

Mäander, Sonnen, Sterne, Blumensträusse, Steinböcke – sie schimmerten als Reliefs in dunklen Pastelltönen aus dem weissen Putz der heimatlichen Häuser. Der Junge setzte daraus seine ganz eigenen Geschichten zusammen, las hier die Märchen seiner Jugendzeit ab. Jene behäbigen Häuser mit den kleinen Fenstern und dem geschwungenen Torbogen prägten seine Formensprache. Die reich geschnitzte Truhe im Haus der Grossmutter barg Schätze und Geheimnisse, aber vor allem verwirrend schöne Handwerkskunst.

So kam Ulysse Schmid 1988 in die Lehre zu Konrad Schmid in Chur. Hier lernte er nicht nur sein Handwerk. Konrad Schmid reichte ihm auch die Faszination für die Geschichte, für Antiquitäten, für alte Bücher weiter. Ulysse gründete darauf 1994 ein eigenes Geschäft an der Goldgasse, spä­ ter an der Oberen Gasse in Chur und entwickelte seinen eigenen Stil. Dieses Geschäft übergab er 2001 an seinen einstigen Lehrmeister. Er selber wollte nicht bis 65 «lädele», entschied sich also für eine Zweitausbildung, arbeitete aber nebenher in einem auswärtigen Goldschmiedeatelier. Ein Irrweg, wie er heute sagt.

Dort schliesslich – in der mythischen Fremde – entdeckte jener Mann aus Rätien die Formensprache seiner Jugend wieder und setzte sie in einem völlig neuen Medium ein: in der Goldschmiedekunst. Zwei Jahre entwickelte er an seinem Projekt – den «Grischettas». So lange, bis alles perfekt war: der Name, der Flyer und vor allem das Design der Schmuckstücke. Sie transportieren Geheimnisvolles – etwa Bruchstücke einer lateinischen Hausinschrift, Sonnenmotive, Meerjungfrauen. Sie transportieren aber vor allem die Sinnlichkeit der Edelmetalle auf der Haut. Mit derselben Sorgfalt, mit der schon die Sgraffito-Meister die Bündner Häuser schmückten, werden die Grischettas von Hand bearbeitet. Sie sind – genau wie ihre Vorbilder – nicht nur kleine Kunstwerke, sondern gleichzeitig kleine Originale.





Mit dieser

seiner Erfindung im Gepäck kehrte Ulysse zurück nach Chur und schenkte seinem

Heimatkanton die urtümliche Sprache der Sgraffiti in einem neuen Medium zurück. Vielleicht war er sich nicht einmal bewusst, dass er damit in die Fussstapfen von Ulysses von Salis-Marschlins trat. Dieser wohl berühmteste Ulysse aus Graubünden hatte dem Bergkanton im 18. Jahrhundert die Aufklärung gebracht und die Publizistik, die Ökonomie und die Erziehung grundlegend reformiert.

Heute lebt Ulysse Schmid mit seiner Familie in Chur und betreibt seine Werkstatt im 1. Stock an der Ecke Engadinstrasse/ Grabenstrasse. Ins Atelier gelangt man über eine enge Wendeltreppe. Hier finden neugierige Käufer den Goldschmied bei seiner geduldigen Arbeit. Seinen beiden Namen macht er inzwischen alle Ehre – dem Schmid mit dem Beruf, dem Odysseus mit seinem Erfindungsreichtum. Doch über seiner Tür stehen nicht die ehernen Hexameter Homers: «Andra moi ennepe, Mousa, polytropon, hos mala polla... – Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes ...» Der Ulysse Schmid aus Chur fasst die Welthaltigkeit seines Lebens und auch seine Irrwege in leiseren Tönen zusammen: «...und wenn wir uns schmücken, schmücken wir mit uns die Welt.»

>>> www.ulysse.ch, www.grischettas.ch



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tourismus

Der Tag geht, der Bully kommt T e x t F ritz H orner

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F otos andrea badr u tt

Vorne ist der Pflug. Hinten die Fräse. Das Fahren eines Pistenbullys ist keine Kunst. Damit bei schlechten Schneeverhältnissen eine Piste zu präparieren schon. Aber so richtig schwierig wirds beim Bau einer Halfpipe. Über Luftblasen, Schnee und Seilwinden.


900 Meter Seil

sind auf der Winde eines Pistenfahrzeugs. Wie eine Spinne seilt sich Paul-

Martin Rüesch daran ab, selbst über die steilsten Hänge. Seit zwölf Jahren präpariert er im Davoser Winter Nacht für Nacht die Pisten. Denn das, was die Boarder und Carver tagsüber mit ihren Kanten so wegrutschen, muss ja von irgendwem wieder auf die aperen oder vereisten Stellen am Hang gebracht werden. Seine Königsdisziplin ist der Bau der Halfpipe – doch davon später.

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Erst einmal braucht es Schnee, eine ganze Menge davon. Wenn der sich gut setzen kann, gut angewalzt und mit dem Untergrund verbunden ist, noch besser. Danach wird die Piste präpariert. Das geschieht nach der letzten Pistenkontrolle, also so ab 17 Uhr und dauert bis 24 Uhr. Am Wochenende schon mal bis zwei oder auch drei Uhr in der Früh. Schön ists, wenn es auf diese Unterlage immer mal wieder etwas Schnee gibt, den man verteilen und verfestigen kann. Wichtig ist dabei das Zusammenspiel von Pflug und Fräse, die richtige Einstellung. Bei schwerem Schnee ist die Fräse tiefer, bei Pulver versucht man zu entlasten. Gerade bei steilen Strecken fährt man dazu zuerst auf einer Steigspur an

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tourismus

den Anfang der Piste und präpariert von oben her. Auf dem Fahrzeug befindet sich die Winde. Damit wird der Pistenbully an einem Anhängepunkt festgemacht, fährt am Seil hinunter und zieht sich – nach getaner Arbeit – wieder an den Kopf des Hanges zurück. Das macht man so, damit das Fahrzeug beim Hochfahren mit seinem Gewicht die Spur nicht wieder aufreisst. Denn diese braucht zuerst einmal Zeit, um «an­ zuziehen». Das bedeutet, dass die Spur nach dem Pflügen und Fräsen fest werden muss, damit sie den harten Kanten standhalten kann.

Bei guten Schneeverhältnissen ist diese Arbeit schon schwie­ rig genug. Es braucht mehr als eine Saison, bis sich ein Pistenbully-Fahrer so weit eingearbeitet hat, dass er weiss, wie man eine Piste perfekt präpariert. Noch schwieriger wird die Arbeit bei schlechten Schneeverhältnissen, wenn mit der Schneekanone neuer Kunstschnee aufgebracht wird. Denn es geht beim Präparieren mit dem Fahrzeug auch darum, nicht mehr kaputt zu machen, als man damit nützt. Einen Bully zum Überrollen zu bringen ist fast un­ möglich, es bräuchte dazu schon den unbedachten Sprung über eine extreme Schneewächte oder den Sturz von einer Schanze. Trotzdem ist beim Präparieren zwischen Steinen oder Baumstrünken schnell etwas kaputt an den Fahrzeugen, welche – voll ausgerüstet – pro Stück zwischen 400 000 und 500 000 Franken kosten, und solche Reparaturen schlagen denn auch bald mit 20 000 Franken zu Buche.


Die kniffligste

Arbeit aber besteht im Präparieren einer Halfpipe für die Snowboarder. Früher

baute man sie von Hand mit der Schaufel, heute mit den Pistenfahrzeugen. Denn von Jahr zu Jahr steigen die Ansprüche an diese Gebilde, auf denen die Freestyle-Cracks ihre 720er zeigen. So eine Pipe soll im Minimum 120 Meter lang sein, zwischen 5.40 und 6 Meter hoch und zwischen 16.50 und 18.50 Meter breit und sie sollte an einem Hang mit idealerweise 18 Prozent Neigung gebaut werden. Während des Winters wird die Pipe immer breiter, denn bei jeder Präparation – das geschieht zweimal wöchentlich – wird innen wieder etwas Schnee abgetragen.

Der Bau einer Pipe gleicht dem Bau einer Strasse. Und wie beim Strassenbau geht man langsam vor. Zuerst bringt man eine Schicht von 30 cm Schnee auf, die darauf verdichtet wird. Danach kommt die nächste Schicht – und so weiter, bis

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man auf den geforderten 6 bis 7 Metern ist. Geht man zu schnell vor oder sind zu grosse Schneeblöcke in den Wänden, entstehen Luftlöcher, welche die Pipe instabil und schlecht befahrbar machen. Anschliessend wird der Schnee in der Mitte mit dem Pistenfahrzeug ausgeräumt, bis die Halfpipe steht. Erst dann zeigt sich, ob man gut verdichtet hat und ob die Halfpipe möglichst lange und ohne bröckelnde Luftlöcher stehen wird.

Steht man auf der Veranda des Valserhauses am Eingang zum romantischen Sertig-Tal, schweift der Blick weit über die beschneiten Hänge, die Tannen, auf denen schwere Packen von Neuschnee liegen. Natürlich ist da die Hoffnung, dass der Novemberschnee bleiben möge, dass es eine gute Saison gibt. Jetzt gerade herrscht Tauwetter, doch vielleicht gibts schon morgen wieder eine neue Ladung Weiss.

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Haben Sie schon ein «Outsourcing» ins Auge gefasst? Wir klinken dort ein, wo Sie es wünschen. Im ganzen Kanton – seit 26 Jahren.

© Graubünden Ferien GRF / createamchur.ch Norbert Riedi SGD; GIS.Zentrale Chur; Kantonale Denkmalpflege; Amt für Natur und Landschaft Graubünden

Mitglied der CH-7006 Chur Wiesentalstrasse 126 Telefon 081 354 93 54 www.calandatreuhand.ch


Die zwölf Jünger der Vinotiv T e x t N A D J A W I E L AT H

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F otos C HR I S T I A N O B R E C H T

Die «Faszination Pinot Noir» wird seit vier Jahren noch intensiver von der Winzervereinigung Vinotiv gelebt. Gemeinsam haben die Vinotivler/innen Wine and Dines im In- und Ausland bestritten, an Weinreisen teilgenommen und an Gourmet-Festivals die Bündner Herrschaft vertreten. Ihr fachlicher und persönlicher Austausch setzt Impulse – neue Visionen entstehen.

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Heilig sind sie zwar nicht, die drei Jüngerinnen und neun Jünger der Vinotiv, aber sie haben etwas Göttliches an sich: Sie sind voller Ideen, Schöpfer- und Schaffenskraft! Trotz unterschiedlicher Philosophien verbindet sie die gemeinsame Faszination am Wein und der ungebrochene Wille, immer brillantere Weine zu kreieren. Ihr erklärtes Ziel ist einerseits die Wertsteigerung der Produkte und damit verbunden ein neues Schwergewicht im Premiumbereich. Andererseits wollen sie den Bekanntheitsgrad ihrer Weine in der ganzen Schweiz steigern und den Export ins Ausland fördern, vor allem nach Deutschland und Österreich.

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Der Pinot Noir ist das Schneewittchen der Vinotivler. Er ist ihre ganze Leidenschaft. Er betört sie mit seiner Finesse, seiner Frucht und seiner Sinnlichkeit. Er ist so facettenreich, tiefgründig, verletzlich und zerbrechlich. Sie hegen und pfle­ gen ihn mit grösster Vorsicht und Sorgfalt. Wie kaum in einer anderen Traubensorte widerspiegeln sich in diesem



verführerisch dunkelroten Schneewittchen unendlich viele Details des Terroirs und der Hingabe der Weinprinzen in Rebberg und Weinkeller. Sich mit dem Pinot Noir zu befassen, ihn zu entdecken, heisst: sich in ihn zu verlieben.

In den Terroirweinen liegt die ursprüngliche Kraft der Bestandteile der Natur einer bestimmten Gegend. Jahrtausendealtes Moränematerial aus Silt, Kies, Sand und Bündner Schiefer sowie das lokale föhnreiche Klima sind ein Puzzleteil des aussergewöhnlichen Pinot-Terroirs der Bündner Herrschaft. Es liegt aber in der Hand der Vinotiv-Winzer, diesen Terroir effektiv zu nutzen. Nur wer die Natur versteht und mit ihr im Einklang lebt, kann die natürlichen Gegebenheiten optimal in das Geschmacksbild des Weines einbinden und ihm so seine regionaltypische, unverwechselbare Note verleihen. Ein Produkt aus der Natur zu gewinnen ist ein Handwerk. Daraus ein leuchtendes Kleinod mit persönlichem Charakter zu zaubern ist Kunst. Auf diesem «Grand Terroir» haben bereits die vinotiven Vorfahren vor Hunderten von Jahren PinotReben behutsam kultiviert. Was diese Ahnen bereits wussten, wird von den zwölf innovativen Winzerpersönlichkeiten weiterentwickelt: «Vielfach sind es nur Details, die es zu verbessern oder umzusetzen gilt, da die grossen Fortschritte im Rebberg und Keller bereits in den Neunzigerjahren gemacht wurden. Jetzt geht es um den Feinschliff», erläutert Christian Hermann, der amtierende Präsident der Vinotiv.

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genuss

Bis vor kurzem

war die «Faszination Pinot Noir» den Vertretern von Gastronomie und Medien

vorbehalten. Bündner Weinfreunde konnten die Weinpalette der zwölf nur degustieren, wenn sie sich eine Kiste von assortiertem Vinotiv-Wein leisteten. Im August zeigte sich die Winzervereinigung einmal mehr der Öffentlichkeit: in gediegenem Rahmen im Schloss Salenegg in Maienfeld, umgeben von einem idyllischen Märchengarten, kredenzten die Bündner Winzer einige ihrer besten Flaschen. Die Besucher konnten die filigranen Unterschiede der einzelnen Pinot Noirs des gleichen Jahrganges entdecken. Sie erfuhren, was eine Ganztraubengärung, eine Vergärung mit Stil oder der Ausbau in einem Barriquefass für einen Einfluss auf das Bouquet des Weines hat.

Die Weine können bei den einzelnen Winzern oder bei einem der nächsten Vinotiv-Anlässe, die auf dem Internet ausge­ schrieben werden, degustiert werden.

>>> www.vinotiv.ch, info@vinotiv.ch, Tel. +41 (0)81 302 66 65, Fläsch: Andrea Davaz, Christian Hermann, Daniel Marugg, Maienfeld: Elly Süsstrunk, Markus Stäger, Urs Höhener, Jenins: Annatina Pelizzatti, Christian Obrecht, Irene Grünenfelder, Malans: Georg Fromm, Martin Donatsch, Peter Wegelin


Individuelle Wohnträume in den Bergen T e x t F ridolin J a k ober

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F otos G ary Kammerhu ber

«Wir suchten einen Wohnstil, der Antikes und Modernes auf spannende Weise kombiniert.» So bringt Oliver Schulthess, Inhaber von Holzrausch, die Philosophie seines alpinen Lifestyle auf den Punkt. Mit seinem Team macht er Antikholz und alte Bauernmöbel sinnlich und schafft Wohnlandschaften nach dem Prinzip: Weniger ist oft mehr.


innenarchitektur

Als Oliver Schulthess mit dem Umbau seines Walserhauses begann, wusste er natürlich schon, was ihm gefällt. Doch auch er war überrascht, wie sehr ihn die Aufgabe packte. Aus einem sonnenverbrannten Walserhaus mit jahrhundertealter Geschichte wurde unter seiner Führung ein Ort, wo sich zeitgenössische Menschen wohl fühlen. Dazu gehören die kreative Nutzung der bestehenden Bauvolumen, die Kombination von antiker und moderner Materialisierung und ein Einrichtungsstil, der sich bewusst aufs Wesentliche beschränkt.

Von Haus aus Inhaber und Kreativ-Berater einer Kommunikationsagentur weiss der leidenschaftliche Bündner, was seine Kundinnen und Kunden an Graubünden besonders schätzen, und kennt sich mit gestalteter Schönheit im zwei­ dimensionalen Raum aus. Die Möglichkeiten der Texturen, der Typografie, der Bilder und der Strukturen faszinieren ihn. Auch seine stilistische Ausrichtung ist ihm klar: er mags lieber schlicht als verschnörkelt. Doch es waren in erster Linie die Emotionen, welche ihn zum Chalet Chic brachten. Jene moderne Romantik, welche sich am ersten Glühen eines Alpengipfels ebenso erfreut wie an einer deftigen Runde, wo man bei einer zünftigen Prise Jägerlatein austauscht. Oliver Schulthess wählte das Bauen und Einrichten im alpinen Glamour, weil er hier sein Gefühl für die Heimat kreativ und zu­ gleich modern und rustikal umsetzen kann.


Es ist denn auch seine starke Verbindung zu Graubünden, welche ihn bei seinen Bau- und Einrichtungsprojekten be­ wegt und welche ihn zum «Créateur» von Wohlfühl- und Wohnoasen im Alpenstil macht. Nach seiner Motivation befragt antwortet Oliver Schulthess: «Es ist für mich eine Herausforderung, in alten Gemäuern etwas Neues erlebbar zu machen oder eben in einem Neubau etwas mit Antikholz – das Spiel von Moderne mit Historischem, diese Kombination finde ich spannend. So etwas ist heute viel einfacher mög­ lich. Alpiner Lifestyle, das bedeutet: Die Leute kommen nach Graubünden in ihr Ferienobjekt und sollen sich dort sofort – jeder nach seiner eigenen Art – wohl fühlen. Damit die Gäste sich wohl fühlen, brauchen sie ein Heimat-Feeling, das Gefühl, in den Bergen zu Hause zu sein, sich daheim zu füh­ len. Die Stilgebung mit antikem Holz und modernen Möbeln oder die moderne Umgebung mit einzelnen, ausgesuchten Bauernmöbeln von hier kann dieses Gefühl hervorrufen.» Über sein vielseitiges Netzwerk beschafft Oliver Schulthess die passenden Möbel und jene Accessoires, die den Räumen das i-Tüpfelchen aufsetzen – seien es nun ausge­ suchte Felle, ein antiker Stollenschrank aus der Region oder eine Jagdtrophäe als Blickfang. Geplant ist auch eine AntikMöbellinie. Sie soll eine Fusion aus Modernem und original Antikem und zugleich ein Experiment, eine Gratwanderung sein.


Zum Netzwerk von Holzrausch gehört ein Team von Zeichnern, Schreinern, Einrichtern und Antiquitätenhändlern. Sie alle stellen die Kommunikation mit dem Kunden an die erste Stelle. Er soll sich wohl fühlen, wenn er von seinem Objekt zu träumen beginnt, und er soll sich wohl fühlen, wenn er den Schlüssel für das fertige Werk entgegennimmt. Er soll eintreten, spontane Freude daran haben und diese Freude nach aussen tragen. Das Team von Holzrausch arbeitet in ganz verschiedenen Ferienobjekten. Das können Wohnungen, Ferienhäuser und Chalets oder Maiensässe sein, es kann sich aber auch um einen Stallumbau handeln.

Nach dem Vorgehen befragt, sagt Oliver Schulthess: «Ich gehe sehr intuitiv vor. Ich versuche, mir bereits beim ersten Besuch die fertigen Räume vorzustellen. Diese Vision des Designs beurteile ich dann zusammen mit den Ausführenden, damit ich den Kundinnen und Kunden eine Idee präsentieren kann, die auch realisiert werden kann. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass es im Laufe des Projektes oft Anpassungen gibt, sowohl beim Design als auch punkto Funktionalität. Dabei verstehe ich unter Design, dass man das Potenzial eines Raumes, einer Wohnung oder eines Hauses erkennt.»


innenarchitektur

Es geht darum,

die Wünsche und Inputs des Kunden mit dem Holzrausch-Anspruch zu

vereinbaren und die Idee dann zu visualisieren. Bei vielen Ferienobjekten stellen sich dabei auch praktische Fragen. Wie möchte der Kunde wohnen? Was sind seine Prioritäten? Für einige ist die Küche das Wichtigste. Andere sagen sich: Ich bin in den Ferien und gehe auswärts essen. Ich möchte aber in meinem Feriendomizil eine «Alpine Lounge» mit Fellen und schöner Einrichtung, wo meine Gäste den Apéro nehmen und die grandiose Landschaft bewundern können.

Holzrausch realisiert den individuellen Wohntraum in den Bergen – der die Akzente, je nach Ausgestaltung, auf modernen Lifestyle oder einmalige Hüttenromantik setzt. So entstehen Antikholzmaiensässe, die von A bis Z den Alpenglamour zelebrieren. So entsteht ein Wohnen in den Bergen, das auch in Sachen Wellness – mit Sauna und Holzbadewanne – und in Sachen Technologie – mit W-Lan und Flachbildschirm – die Zeichen der Zeit setzt. Die Erfahrung zeigt: Wer zu träumen wagt, bekommt bei Holzrausch sinnliche Spannung und einen Wohntraum, der sowohl alpin wie auch zeitgemäss ist.

>>> www.holzrausch.ch, info@holzrausch.ch, Tel. +41 (0)81 630 09 59



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«Wir brauchen scho a bissl a Sicherheit» T e x t fridolin ja k ober

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F otos andrea badr u tt

Mit den Brüdern Franz und Leopold Stallinger trifft sich Martin Krispler, Unternehmenssprecher der Stallinger Swiss Timber, schon mal in Salzburg auf ein Bier. Denn obwohl Stallinger inzwischen zu einer Gruppe mit insgesamt 900 Beschäftigten angewachsen ist, ist die internationale Gruppe immer noch ein Familienunternehmen. Ihr jüngster Erfolgsbetrieb: das Sägewerk in Domat/Ems.

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wirtschaft

Es sei keine Grosssägerei, insistiert Martin Krispler, es sei allenfalls eine Sägerei in international vergleichbarer Grösse. Die Rede ist vom Werk in Domat/Ems, das die österreichische Firma Stallinger innerhalb von Jahresfrist im Gebiet Vial – südlich der Gemeinde im Bündner Rheintal – aufbaute. Seit April 2007 wird hier etwa ein Fünftel der Holzmenge verarbeitet, welche jährlich in den Schweizer Wäldern anfällt. Das ist für die Schweiz eine so grosse Menge, dass die Holzhandelsbilanz davon markant be­ einflusst wird. Im Juni 2007 verliessen 33,2% weniger Rundholz die Schweiz, die Exporte von geschnittenem Holz dagegen wuchsen im gleichen Zeitraum um 39,8% an.

Damit bleibt die Wertschöpfung bei der Produktion von Holz in der Schweiz, ein sehr positiver wirtschaftlicher Effekt für den Kanton Graubünden. Bereits jetzt sind hier über 100 neue Arbeitsplätze entstanden – im Windschatten des Werkes entwickelte sich das nahe gelegene Biomassekraftwerk Tegra, welches aus dem abfallenden Holz CO2-neutral Prozessdampf erzeugt. Dieser Dampf geht zurück an die Sägerei, welche ihn zum Trocknen des geschnittenen Holzes verwendet, was ökonomisch und ökologisch Sinn macht.

Die Aktivität für diese Ansiedlung eines Sägewerkes ging denn auch vom Kanton, d.h. vom Departement des Inneren und für Volkswirtschaft, aus. Ein strategisch kluger Entscheid, der auch auf der relativen Versorgungssicherheit mit Holz beruht. Laut Landesforstinventar verfügt der Bündner Wald über einen Holzvorrat von rund 50 Millionen Kubikmetern – und jedes Jahr wächst 1 Million Kubikmeter dazu. Dank der effektiveren Verarbeitung des Holzes im Kanton sind be­ reits jetzt die Holzpreise gestiegen – das Bewirtschaften des Waldes wird für viele Waldbesitzer wieder rentabel.




Damit hat Graubünden den internationalen Anschluss geschafft, wo es früher – wie viele andere Kantone – sein Holz zum Sägen nach Österreich oder Italien exportierte und dann das fertige Holz reimpor­ tierte. Das zeigt die plastifizierte Karte von Europa, die im Bürocontainer von Stallinger Swiss Timber bei der Einfahrt zum Produktionsgelände hängt. Befragt nach den internationalen Plänen – insbesondere nach einer Expansion Richtung Osten – nennt Martin Krispler einen weiteren Punkt, der für den Standort Schweiz spricht: «Wir brauchen scho a bissl a Sicherheit. Russland ist ja der Markt, aber das trauen wir uns nicht. Wir liefern aber. Auch nach Kasachstan, die bauen wie die Bösen.» Und er weist mit dem Finger aufs Kaspische Meer und auf Astana, die Hauptstadt dieser rohstoffreichen Republik. Domat/Ems bietet nämlich eine gute Anbindung zu den Levante-Märkten und in den Mittleren Osten. Das Holz wird über Genua und die kroatischen Hafenstädte Pula und Rijeka verschifft. Nach Saudi-Arabien, nach den USA, nach Japan. «Dös is scho besser als in Nordschweden. Da hams a super Holz, sind aber logistisch völlig weg vom Schuss.»

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wirtschaft

Bevors für Martin Krispler zum nächsten Termin geht, folgt eine Betriebsführung im Tempo des gesägten Holzstammes. Das sind bis zu 130 Meter in der Minute. Das Werk in Domat/Ems ist sowohl ans Netz der SBB wie an jenes der Rhätischen Bahn angeschlossen. Aus den Bündner Talschaften und aus der gesamten Schweiz werden die Stämme per Bahn hierhertransportiert und vom Kran direkt auf die Entrindungs- und Sortieranlage gebracht. 80 riesige Stapel mit Rundholz zeugen von den verschiedenen Grössen und Qualitäten.

Dann werden aus den Stämmen Bretter, im Herzstück der Anlage, einer Linck-Profilierlinie mit automatischer Lageneindrehung

und

Seitenbrettoptimierung.

Wie

Streichhölzer fördert sie die tonnenschweren Stämme an den scharfen Sägeblättern vorbei, erfüllt alles mit feinem Holzstaub und Maschinenlärm. Brett für Brett wird gestapelt und kommt für drei Tage in die Mühlböck-Trockenkammern. Denn trockenes Holz ist leichter und einfacher zu transpor­ tieren als feuchtes. Mal ganz abgesehen davon, dass es so seine Form behält.

Eingepackt in die Plastikfolie mit dem «Stallinger Swiss Timber»-Logo gelangt das fertige Holz zur Weiterverarbeitung ins 90 Kilometer entfernte Reuthe im Bregenzerwald. Oder nach Saudi-Arabien. Oder nach den USA und Japan. Überall dort wirbt die dezente kleine Schweizerfahne im Logo für einen nachwachsenden Rohstoff aus einem Land, das auch sonst einiges fürs Weltklima tut.

>>> www.stallinger-swisstimber.ch


kunst graubĂźnden und liechtenstein

2008

c o m i n g s o o n ‌


Das Spiel mit weich und hart T e x t fridolin ja k ober

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F otos andrea badr u tt

Hier sagt man zur Machete Gertl. Wenn man einen Baumstamm bewegen will, verwendet man einen Zapin. Den gibts als Bündner Zapin, Tiroler Zapin oder als leichten Tiroler. Und die Axt, die in jedem Maiensäss den Förster ersetzt, nennt sich hier Bündner Waldaxt. Über das Handwerk des Werkzeugschmiedens und über die Dosierung von Härte.

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von den machern vom graubünden magazin:

kunst graubünden und liechtenstein

2008

ab januar 2008 ist das exklusive Magazin «kunst graubünden und liechtenstein» erhältlich.

r e s e rv i e r e n s i e s i c h j e t z t d i e e r s t e a u s g a b e ( CH F 1 5 . – ) b e i : printmedia

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handwerk

Das Gemisch

aus Steinkohle und Koks wirft Funken, wenn Christian Schwarz damit seine Esse

beschickt. Es riecht nach schwefligem Rauch. Gibt er mit dem Blasebalg Dampf, verbrennt der Schwefel, der Geruch verschwindet und das Eisen im Feuer – oder doch besser der Stahl – wird schnell rot- und bald hell glühend. Damit es schneller geht, hat Schwarz meistens mehrere Eisen im Feuer. Schnell bewegt er sich zwischen Esse und Hammer. Beim Schmieden zittert die ganze Werkstatt, beim Schleifen sprühen die Funken in hellen Blitzen, beim Kühlen im Wasser zischen Wolken von Dampf und beim Härten im Öl schiessen qualmende Flammen hoch, während draussen die ersten Flocken des Winters treiben.

Die Hände sind breit geworden vom Schlagen mit dem Hammer. Die Nägel krumm. Russteilchen liegen auf den blonden Locken, und in den Augen spiegelt sich die helle Lohe der Esse. Christian Schwarz ist noch jung – doch er führt eine lange Handwerkstradition weiter. 2006 hat er von Rudolf Fitzi eine Werkzeug- und Hammerschmiede übernommen, die bereits im Spätmittelalter erwähnt wird. Bis vor wenigen Jahren war sie in Chur beheimatet, heute liegt sie – neben einem Autohandel und einem Swingerclub – im benachbarten Trimmis.

Unter Werkzeugmachern ist Christian Schwarz als Werkzeugschmied eine Seltenheit geworden. Einer der einzigen im ganzen Alpenraum. Denn Werkzeuge werden heute im Ofen gemacht, die Temperatur des Stahls wird aufs Grad genau gemessen, das Bearbeiten übernehmen Maschinen. Auf die kecke Gegenfrage des Schmieds, ob sie denn ein Werkzeug aus einem Stück Stahl machen können, das vorne hart und hinten weich ist, reagieren die meisten Werkzeugmacher etwas konsterniert. Dabei ist es genau diese Eigenschaft, welche die Waldaxt von Fitzi so unvergleichlich macht. Das Haus – wo der Stiel aus Eschenholz im Metall sitzt – ist relativ weich. Deswegen kommt es kaum vor, dass das Haus bricht. Die Klinge der Axt dagegen ist hart. So hart, dass man damit Kerben in den ungehärteten Stahl schlagen kann. Was Christian Schwarz gerne demonstriert.


handwerk

Dazwischen liegt eine Zone, wo der Stahl vom schwarzen Ende her buntfarbig wird. Dort hat der Schmied die Axt «anlaufen» lassen. Nicht jede Axt ist gleich hart. Viele – vor allem ältere Kunden – wollen ihre Axt mit der Feile schärfen. Das geht nur bis zu einer bestimmten Härte. Dann ist die Axt härter als die Feile, und man muss sie maschinell schlei­ fen. Andere wieder wollen härtere Äxte, leichtere Äxte. Wollen Wettkampfäxte oder zweischneidige Wurfäxte.

Dass Axt nicht gleich Axt ist, erfährt man vom Zimmermann. Mit der Zimmermannsaxt oder Breitaxt wurden früher die runden Balken geglättet und bearbeitet. Noch heute kann man auf altem Balkenwerk die dellenartigen Kerben bewundern. Mit der Kreuzaxt dagegen schlug man die Löcher, wo das Balkenwerk miteinander verbunden wur­ de. Heute verwendet man dazu die Stossaxt – die es bei Schwarz für Rechts- und für Linkshänder gibt. Dazu kom­ men das Schnitzerbeil, das Zimmerbeil, die Vorhauaxt, das Zugmesser und der Kervenspanner – eine ganze Palette von Werkzeugen für einen einzigen Berufszweig.

Es gibt bei Fitzi auch weitere Werkzeuge für alte Berufe, die in Graubünden und im ganzen Alpenraum wieder in Schwung kommen. Da ist zum Beispiel der Schindelmacher. Wer etwa Sir Norman Fosters Chesa Futura in St. Moritz kennt, weiss, dass die Schindel unglaubliche Gestaltungsmöglichkeiten bie­ tet. Woran er nicht denkt, ist ans spezielle Schindelmesser, mit dem die Schindeln gemacht werden. Ähnliches gilt für den Hammer des Pflästerers, die Dechsel des Brunnenmachers oder das Försterbeil. Selbst auf dem Bau – wo man Handarbeit doch nicht mehr zahlen will – kommen Handspitzeisen aus Qualitätsstahl von Fitzi zum Einsatz.



Früher lernte Christian Schwarz Schlosser. Das war zu einer Zeit, als man an der Abschlussprüfung noch einen Meissel schmieden musste. Später verdiente er sich sein Geld mit Schweissen. Heute produziert er Werkzeuge und prägt stolz den Namen «FITZI» und die Jahreszahl in den Stahl. Einige Rohlinge lässt er sich von der be­ nachbarten High-Tech-Firma Keller Laser aus dickem Stahlblech lasern, und ab und zu genehmigt er sich eine Zigarette, deren Filter er in die Glut der Esse schnippt. Nichts davon bleibt übrig in der Schlacke unter der Esse. Was bleibt, sind Werkzeuge, deren einfache Schönheit die Zeiten überdauern wird und die von der genialen Anpassung des Menschen an seine Umwelt und vom täglichen Spiel der menschlichen Hand mit Stein und Holz zeugen.

>>> Werkzeugschmiede Fitzi, Christian Schwarz, Cholplatzweg 22, 7203 Trimmis, Tel. +41 (0)81 353 88 00

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Der letzte Überlebende T e x t Ni c ole R itter

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F otos andrea badr u tt

Er ist der Schöpfer jener Kreatur, durch die Sigourney Weaver berühmt wurde: «Alien». Doch was im ScienceFiction-Film aus einer ausserirdischen, völlig menschenfeindlichen Welt zu kommen scheint, lebt in HR Gigers Kunst seit den ersten Tuschezeichnungen von 1960: ein futuristischer und deswegen tiefschwarzer Humor, der sich mit einem kindlich-makabren Interesse an den grossen Themen des Lebens paart.

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Albert Camus schrieb einst in seinem existenzialistischen Hauptwerk: «Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.» Genauso müssen wir uns HR Giger als einen humorvollen Menschen vorstel­ len. Einen Menschen mit Humor, der aus der Zeit der Atomangst, der Überbevölkerung und der Science Fiction stammt. Und ebenso wie sich der Mensch dem Absurden nicht entziehen kann, so kann er sich der düsteren Traumwelt von HR Giger nicht entziehen. Die Faszination des Grauens liegt über ihr, sie ist ein genaues Bild des Verlieses, das wir Menschen unter unserer Haut tragen. Deswegen kommt es auch nicht von ungefähr, dass Tausende von Menschen heute einen Giger auf der Haut tragen – als Tattoo eines Gigerschen Biomechanoiden.

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kunst

In Gigers Welt sind sie die Götter, gezeugt in seinem PassagenTempel auf einem erleuchteten Thron. Mit schlanken, weiss­ häutigen Humanoiden – sie gleichen oft Gigers früh verstor­ bener Lebensgefährtin Li Tobler – pflanzen sie sich fort und zeugen eine Landschaft toter Babys, die alle aussehen wie das Selbstporträt des Künstlers. So hatte es der katho­ lische Apothekersohn aus Chur aber nicht gelernt, damals am Gymnasium. Als Aufklärung noch ein Fremdwort und offenbarte Sexualität der Stadt am Calanda noch ein Gräuel war. Wenn man dem Schild am Eingang zur Ausstellung «Das Schaffen vor Alien» im Bündner Kunstmuseum glau­ ben darf, ist sie das nach wie vor. Gewarnt wird dort vor den explizit sexuellen Inhalten der Bilder. Nicht etwa vor den Gewaltdarstellungen oder den Totenköpfen. Doch Gigers Blick gleicht jenem des Kindes, das niemals wissen soll und doch immer schon weiss.


kunst

Genauso ewig bleibt das wie die Diskussion der Kunstgeschichte, ob es sich denn bei Gigers Werken um Kunst und, wenn ja, um was für welche es sich handle. Dabei hat ihn die Gothic- und Fantasy-Szene schon längst auf ihren Thron gesetzt. Samt seiner akribischen Genauigkeit und seiner Obszönität. Doch es bedurfte eines Hollywoodfilms und eines Oscars, damit die Schweiz und sein Geburtskanton Graubünden ihn anerkannten. Als den wohl genuinsten Beitrag der Schweiz zur Populärkultur. Denn so wie HR Giger hätte Andy Warhol gemalt, wenn er – wie Giger – aus dem verklemmten Chur anstatt aus dem ebenso verklemmten Pittburgh gekommen wäre.

Künstlerische Vorläufer hatte Giger einige. Giovanni Battista Piranesi zum Beispiel, der mit seinen Kerkern Gigers Fantasien eine düster-erotische Heimstatt gab, Francisco de Goya oder – um in der Schweiz zu bleiben – Johann Heinrich Füssli. Über James Ensor und Alfred Kubin führen die Darstellungen der Alpträume und des existenzialistischen Grauens bis zu Francis Bacon und zu Giger selbst. Selbst Gigers Hommagen – etwa an Samuel Beckett oder an die «Toteninsel» von Arnold Böcklin – verwandeln sich zu Zeugungsstätten für Humanoiden. Im mittelalterlichen Städtchen Greyerz fand Giger das passende Schloss für sein Museum HR Giger. Hier hängen Fotografien von Giger-Tattoos neben einer reprä­ sentativen Dauerausstellung seiner Werke Tür an Tür mit der Giger-Bar. Die dritte oder vierte übrigens – nach Tokio, New York und Chur. Vergleicht man Giger mit seinen Zeitgenossen – viele davon sind bereits tot –, so mag er einem wie der letzte Überlebende der 1960er-Jahre, der 1970er-Jahre, der 1980er-Jahre erscheinen. Mit seiner Lederjacke ist er sowas von vorgestern wie der alte Rocker mit seiner Harley und ist doch – in seiner Rebellion – ebenso zeitlos wie dieser.


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Wir vertreten Alois Carigiet . Robert Indermaur . Rudolf Mirer . Hansruedi Giger Janni Weibel . Paolo Pola . Georg Tannò . Rudolf Stßssi . Beat Rosenberg Martin Eberhard . Martin J. Meier

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kunst

Wer jedoch HR Giger

verstehen will, der kommt um seine frühen Werke nicht herum.

Jene Passagen in der Form eines Elektroschalters, jene Geburtskanäle, aus denen das «Alien» 1977 gekrochen kam. Denn irgendwie müssen all die Roboter, all die automatisierten Leitstellen, die uns heute am Gängelband führen, all die enormen Maschinen ja in diese Welt gekommen sein, und an den Storch glaubt – selbst in Graubünden – noch nicht einmal der Schellen-Ursli.


Kleidung ist die Visitenkarte unserer Persönlichkeit Es sind die kleinen und scheinbar nebensächlichen Dinge, die das Gesamtbild abrunden, verfeinern, sowie mit einer ganz speziellen und persönlichen Note versehen. Wir bieten Ihnen eine ganzheitliche Palette verschiedener Stoffe, Mustern und Accessoires.

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Der Wert der Dinge T e x t und F otos G alerie A nne Kaiser

«Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und Wissenschaft steht», schrieb einst Albert Einstein. Grund genug für eine Entdeckungsreise im Land des Staunens, in einem Graubünden der Geheimnisse.

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K u lt u r

Staunen, das ist nach Platon und Aristoteles der Beginn aller Philosophie. Weil dieser Moment der sprachlosen Verwunderung dazu zwingt, die Welt neu zu erschaffen, um sich selbst darin wiederzufinden. Oder in kleinerem Ausmasse: aus dem Staunen eine Erfahrung zu machen. Die Dinge zu benennen und ihnen Wert zu verleihen.

Doch entschwindet dieses Staunen zusehends in einer Welt der Selbstverflüchtigung, einer Welt, in der selbst die ein­ fachsten Erfahrungen nicht mehr möglich erscheinen: den eigenen Atem zu hören inmitten Tausender Geräusche, die eigenen Bewegungen wahrzunehmen inmitten der Beschleunigung des industrialisierten Lebens.

Vielleicht liegt darin das Geheimnis von Graubünden. Dass sich hier noch ein Grundgefühl erhalten hat. Dass hier ein Staunen ebenso noch möglich scheint wie die Erfahrung des eigenen Schrittes, des eigenen Atems. Nicht auf eine verklärende, sondern eine ursprüngliche Weise. Auf eine erstaunlich derbe und gerade deswegen poetisch schöne Weise.

Wunderbar und existenziell zugleich mutet etwa an, wie der Wandermaler Hans Ardüser zwischen Mittelalter und Neuzeit durch Graubünden zog, um Häuser und Kirchen zu bemalen, dabei manche Entbehrung zu erleiden hatte wie etwa im Juli des Jahres 1590. «Im Höuwmonatt gieng ich über den Sättmer, Julier, Albelen, über die grössten bärge, bi groser Hiz, schwer tragen und gar wenig gält im seckl. Han arbeit gsuocht, und nienen nüt gfunden», schreibt er in erstaunlicher Einfachheit in seiner Autobiografie, in dem «kurtzen verzeichnus, was ich mit Gottes Gnat, Hülf vnd Güte durch sinen sägen und zuoschyben mit minem hand­ wärch gwunnen han».


Manche Malereien von Hans Ardüser haben sich bis heute erhalten. Manche alten Wege, über die der Wandermaler geschritten ist, sind heute noch in die Landschaft einbeschrieben, machen das Voranschreiten in seiner existenziellen Einfachheit heute noch nachvollziehbar. Auch wenn auf der Autobahn bei Maienfeld jährlich schon über sieben Millionen Autofahrten allein in Richtung Chur gezählt und selbst in der Viamala täglich total 9 000 Fahrten registriert werden.

Erstaunlich mutet deshalb an, dass sich ausgerechnet am Ausgang der Viamala, am Ausgangspunkt der alten Passrouten über den Septimer, Julier und Albula, ein einzigartiges Denkmal der frühen Industriearchitektur in Graubünden erhalten hat: die alte Karbidfabrik mit ihrem mittelalterlich anmutenden Transformatorenturm. Ausgerechnet hier in Thusis, wo das geheimnis­ volle Graubünden wohl am besten bezeugt ist. Durch die Viamala, die Schlucht, die selbst einen Friedrich Nietzsche zum sprachlos Staunenden machte, sodass er nichts von ihrer «ungeheuren Grossartigkeit» schrei­ ben wollte. Oder durch die sagenhaften Schilderungen eines Nicolin Sererhard, einem der ersten Chronisten Graubündens, der etwa vom nahen Bach, der Nolla, zu berichten wusste, dass dieser wegen der mitgeführten Erde schwarz, «gleichsam wie Dinten», erscheine und dass dieses tintenschwarze Wasser wegen dem Lehm auch noch so schwer sei, dass «wann ein starker Mensch in diesen Bach fiele und seine Kleider damit benezte», es ihm unmöglich sei, «sich allein ohne Jemands Hilf heraus zu wikeln, weil seine Kleider an ihm nicht anderst sind als wie ein bleyerner Mantel, allso dz er seine Glieder kaum regen kann».



K u lt u r

Die ehemalige Karbidfabrik

steht als Zeuge der Industrialisierung inmitten

dieses sagenhaften Landes, in diesem alten Graubünden der Geheimnisse und existenziellen Erfahrungen. Zugleich aber steht die alte Karbidfabrik auch inmitten anonymer Neubauten. Der Transformatorenturm mit seiner Putz- und Backsteinornamentik scheint geradezu den Wandel der Geschichte aufzuzeigen; von den alten Schrittgeräuschen und der staunenden Selbstvergewisserung hin zum Motorenlärm, zur modernen Selbstverflüchtigung. Es ist ein Ort, wo das alte «handwärch» und das moderne High-Tech einander symbolisch begegnen, wo künstlerische Einzigartigkeit und tech­ nische Reproduktion historisch aufeinander treffen. In einer eigenartigen Schönheit. Einer erstaunlichen Schönheit.

An diesem Geschichtskulminationsort ergibt sich zugleich aber auch ein Begriff von Welt, der weit über die Globalisierung hinausgeht. Schon 1584, so schrieb Hans Ardüser, «ward ein grösser löüw hiedurch gfüert, zuo Tusis muost jedi person 4 pfenig geben, densälben zu beschouwen». So spektakulär dies auch anmuten mag, so ziert der Löwe doch auch das Gerichtssiegel des Heinzenbergs, taucht im Wappen von Thusis auf und hat seinen Namen gar mancher Gaststube geliehen. Wenig erstaunlich also, dass selbst Nomadenteppiche aus dem südiranischen Zagrosgebirge an diesem Geschichtsort eine selbstverständlich anmutende Präsenz behaupten. Denn als Zeugen der Nomadenkultur entsprechen sie im Grunde auch dem alten Bergbauerntum Graubündens mit seiner mehrstufigen Alpwirtschaft. Die handgesponnene Schafwolle, die Naturfarben erscheinen wie selbstverständlich als ein Teil eines alten Geheimnisses, einer ursprünglichen, einfachen Einheit der Dinge.

Jemand schrieb einmal, dass wir von allem den Preis, aber nur von den wenigsten Dingen den Wert kennen. Das kann auch als Einladung verstanden werden. Zu einer Entdeckungsreise in das geheimnisvolle Graubünden, zu einer Forschungsreise in die eigene Sinnlichkeit, in eine Welt des Staunens, die verborgen hinter der Gegenwart in zauber­ hafter Schönheit wartet. Dort, wo auch der Wert der Dinge erfahrbar ist.

Anmerkung: Die Fotografien mit persischen Nomadenteppichen und Bündner Antiquitäten entstanden in der alten Karbidfabrik in Thusis im Rahmen einer Kunstintervention der Galerie Anne Kaiser, Chur.

>>> www.galerie-kaiser.ch

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Horizonte 체berfliegen T e x t A ir G ris c ha

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F otos andrea badr u tt

Sind Sie angeschnallt und bereit, mit uns einen Tag in der Luft zu verbringen? Dann also los, cleared for take off! Verlieren Sie dabei ruhig ein wenig den Boden unter den F체ssen. Als Pilot der Air Grischa darf ich Sie auf diesen Eins채tzen begleiten.

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Es ist ein klirrend kalter Wintermorgen. Langsam weicht die Nacht dem erwachenden Tag. Trotz der frühen Stunde herrscht auf den Basen der Air Grischa bereits emsiges Treiben: Helikopter werden betankt, beladen und für die bevorstehenden Einsätze ausgerüstet.Kalte Luft füllt den Hangar, als die grossen Tore aufgestos­ sen werden, um die Helikopter auf den Vorplatz zu ziehen und dort startbereit zu machen. Während die Flughelfer und Mechaniker die letzten Handgriffe verrichten, kläre ich die Wettersituation für den ersten Auftrag ab. Ein Einsatz, der im wahrsten Sinne des Wortes «Zündstoff» beinhaltet: Im Skigebiet von Klosters/Davos müssen Lawinen gesprengt werden.

Nach dem «OK» aus dem Einsatzgebiet geht alles schnell. Zusammen mit den Flughelfern besteige ich die «Ecureuil AS 350 B3», setze meinen Helm auf, ziehe die Gurten straff und prüfe die Sprechverbindungen zur Crew. Nach kurzen Vorbereitungsarbeiten im Cockpit starte ich das 900 PS starke Triebwerk. Immer lauter wird das Heulen der Turbine, und langsam setzt sich der Rotor in Bewegung. Wenige Augenblicke später heben wir ab, und ich lasse den Heli in den blaugrauen Morgenhimmel steigen.

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Beim Überflug

ins Skigebiet wird klar, weshalb heute ein Helikopter eingesetzt wird: Über

Nacht ist viel Neuschnee gefallen, und die Lawinensituation hat sich markant verschärft. Da Skifahrer durch spontane Lawinenabgänge gefährdet werden könnten, müssen die Pisten vor der Aufnahme des Bahnbetriebes gesichert werden. Im Anflug auf das Weissfluhjoch meldet sich der verantwortliche Pistenchef am Funk und weist uns ein.

Den tiefen Pulverschnee meterhoch aufwirbelnd setze ich den Heli sanft auf einem eigens dafür präparierten Feld auf. Die Schiebetüre wird geöffnet, die Sprengkörper zugeladen, und wenig später befinden wir uns wieder in der Luft auf unserer «explosiven» Mission. Der Pistenchef dirigiert mich zu den kritischen Stellen. Nur wenige Meter über der Schneedecke schwebend wirft der Sprengmeister die Sprengladungen ab. Nachdem vier bis fünf Ladungen abgesetzt sind, fliegen wir aus dem Gefahrenbereich und beobachten aus sicherer Entfernung die Detonationen. An einigen Punkten reissen die Sprengladungen nur Löcher in den Schnee, während an anderen Stellen enorme Schneemassen donnernd zu Tal stieben. 45 Flugminuten später ist dieser Einsatz erledigt, und der Pistenchef kann die Skipisten für die Wintersportler freigeben.


Zeit für eine Pause bleibt uns keine: Der nächste Job wartet bereits. Ein Sendemast in der Region von Arosa, der den Anforderungen der modernen Telekommunikation nicht mehr genügt, muss nachgerüstet und aufgestockt werden. Ein Flughelfer der Air Grischa ist mit dem Tankfahrzeug bereits vor Ort und hat das zu transportierende Mast-Element flugtauglich vorbereitet. Während mit drehenden Rotoren aufgetankt und die Transportleine am Heli befestigt wird, klettern die Monteure und ein Flughelfer auf die über 40 Meter hohe Antenne, um sich auf die bevorstehende Montage vorzubereiten.

Auf deren Zeichen hin starte ich, positioniere den Helikopter und hebe die Last sanft vom Boden. Während ich die Last durch meine speziell geformte Pilotentüre (Bubble window, nach aussen gewölbtes Fenster, das dem Piloten die Sicht auf die Last ermöglicht) ständig im Auge behalte und den genauen Funkanweisungen des Flughelfers folge, platziere ich das neue Antennenteil auf dem Montageflansch, wo es die Monteure haltesicher verschrauben.

Es bleibt uns nicht lange Zeit, uns über die gelungene Montage zu freuen. Im Schanfigg erwartet uns eine Forstgruppe. 50 Tonnen Nutzholz müssen aus dem Wald ins Tal geflogen werden. Nach einer kurzen Lagebesprechung auf dem Landeplatz werden die Forstarbeiter und Flughelfer per Helikopter zu ihrem Arbeitsplatz im Gebirgswald geflogen. Das Gelände ist unwegsam, der Hang sehr steil, eine Landung unter diesen Voraussetzungen nicht möglich. So stelle ich nur die linke Kufenspitze auf einen Baumstrunk und halte die Maschine im Schwebeflug. Unter den wachsamen Augen der Flughelfer steigt die Bodenmannschaft sehr vorsichtig und behutsam aus, während ich die Gewichtsverlagerungen buchstäblich mit «Händen und Füssen» an allen Steuern korrigiere. Ich bin froh um meine erfahrene Crew, die alles

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im Griff hat und sehr ruhig agiert; denn aufkommende Hektik oder ein unkontrolliertes Abspringen würde den Heli aus dem Gleichgewicht bringen und könnte gefährlich werden. Da das Forstteam in den vorangegangenen Tagen die gefällten Bäume hervorragend präpariert, bereits entastet und in Stücke von rund 1000 Kilogramm geteilt hat, dauert es nur wenige Augenblicke, bis die ersten Holzlasten für den Flug bereitgestellt sind. Gerade genug Zeit für mich, erneut ins Tal zu fliegen, um die 50 Meter lange «Loggingleine» zu holen. Nach einer Funktionskontrolle der elektrischen Lastenklinke starten wir zu den Transportflügen. Auf der einen Seite muss ich den Rotorblattspitzen grosse Beachtung schenken, die nur wenige Meter über den Baumwipfeln drehen; auf der anderen Seite gehört meine Aufmerksamkeit dem Lasthaken, den ich präzise zum Flughelfer dirigieren muss. Die Stämme werden eingehängt und Stück für Stück ins Tal geflogen. Nur knapp zwei Minuten dauert ein Flug, speditives Arbeiten, volle Konzentration aller Beteiligten und ein eingespieltes Team sind Voraussetzung. Nach knapp einer Stunde ist eine kurze Verschnaufpause fällig – Tankstopp. Voll betankt kann unsere «Ecureuil» zwar rund zweieinhalb Stunden in der Luft bleiben; um die Nutzlast während der Transportflüge aber nicht we­ sentlich zu beeinträchtigen, wird bei solchen Einsätzen nur Treibstoff für rund eine Stunde mitgeführt. Nach zwei Stunden ist auch dieser Auftrag erledigt, und alle freuen sich, sich bei einem warmen Mittagessen ein wenig aufwärmen zu können.

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Der Kaffee ist noch nicht ausgetrunken, als sich die Basis per Natel bei der Crew meldet. Ein besonderer Patient wartet auf Hilfe. Auf dem Gehöft eines Bergbauern im Prättigau, das wegen der Schneesituation auf der Strasse nicht erreichbar ist, hat sich eine Kuh verletzt. Aufgrund des Verletzungsbildes genügt es in diesem Fall nicht, einen Tierarzt einzufliegen, sondern das Tier muss ins Tal gebracht werden. Für solche Einsätze, die in der Regel im Auftrag der Rega erfolgen, befindet sich auf dem Tankfahrzeug immer ein spezielles Tiernetz. Mit Hilfe der Luftfahrthinderniskarte verschaffe ich mir ein Bild über die Situation, die mich erwartet. Der Bauernhof ist mir zwar bekannt; der Anflug bedarf aber besonderer Aufmerksamkeit, da ganz in der Nähe das Kabel einer Transportseilbahn gespannt ist – aus der Luft praktisch unsichtbar und daher eine grosse Gefahr für jede Heli-Besatzung. Schon von weitem sehe ich den Bauern winken, der unsere Ankunft sehnlichst erwartet. Sorgfältig wird die Kuh für die «luftige» Reise vorbereitet. Nachdem der Flughelfer die Schlaufen des Netzes im Haken des Transportseils eingehängt hat, steige ich behutsam und entführe das Tier äusserst vorsichtig in das doch sehr ungewohnte Element. Nur Minuten später findet der nicht ganz freiwillige Flug ein Ende, und der «Vogel wider Willen» wird vom Tierarzt in Empfang genommen.

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luftfahrt

Langsam neigt sich unser Tag dem Ende entgegen. Ein letzter Auftrag wartet auf dem Heimweg. Eine Berghütte muss mit Getränken und Esswaren versorgt werden, damit die Gäste weiterhin bewirtet werden können. Unser Kunde hat die Transportnetze bereits beladen, und in sechs Rotationen werden über fünf Tonnen Material direkt vor dem Eingang abgesetzt. Nachdem alles Flugbetriebsmaterial in der Kabine verstaut ist, hebe ich ein letztes Mal für diesen Tag ab und steuere die «Ecureuil» zwischen glitzernden Berggipfeln hindurch Richtung Basis, wo wir wenig später landen. Gerade noch rechtzeitig, um der Mannschaft der anderen Einsatzmaschine zuzuwinken, die Richtung Flughafen Zürich startet, um vier Gäste abzuholen, die ihren Winterurlaub in den verschneiten Schweizer Bergen verbringen wollen ...

Die Turbine verstummt, langsam kommen die Rotoren zum Stillstand. Material wird ausgeladen, der Heli in den Hangar gestossen, gereinigt und gewartet, damit er auch für den nächsten Tag wieder bereit ist für seine vielseitigen Einsätze.

Wir hoffen, Sie hatten einen spannenden Tag bei der Air Grischa! Wir würden uns sehr freuen, Sie bald wieder bei uns begrüssen zu dürfen.

Die Air Grischa … ... wurde vor über 30 Jahren gegründet. Mit seinen 25 Mitarbeitern betreibt das Unternehmen eine Flotte von fünf Helikoptern und ist spezialisiert auf Transport-, Montage- und Personenflüge. Mit den Basen in Untervaz (Region Chur), Tavanasa (Region Flims/Laax) sowie Samedan/St. Moritz ist die Firma stark verbunden mit dem Kanton Graubünden, fliegt aber Einsätze in der ganzen Schweiz sowie im benachbarten Ausland. >>> www.airgrischa.ch


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Gehäuse 42 mm und Armband aus 18 Kt Gelbgold, mechanisches Werk mit Automatikaufzug Cartier Kaliber 049 (21 Rubine, 28'800 Schwingungen pro Stunde), Datumsfenster. Blauer Saphir-Cabochon auf kannelierter Krone. Opal-versilbertes, guillochiertes Zifferblatt. Gewölbtes, kratzfestes Saphirglas. Auch erhältlich in Stahl und Gold 18 Karat.

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