MFG - Das Magazin / Ausgabe 79

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FOTOS: STOCK.ADOBE.COM, SIRLINGER, BÜHNE IM HOF

„VIVA LA REVOLUCIÓN“

KOLUMNE THOMAS FRÖHLICH

NOSTALGISCH „Nostalgia is a weapon.“ (Douglas Coupland). Im Film „Last Night in Soho“ geht die 60ies-Verliebtheit der Protagonistin so weit, dass sie mittels einer Zeitreise im von ihr geliebten Jahrzehnt landet. Dort wird sie erst vom Glamour einer untergegangenen Ära geblendet, um hernach schmerzlich herauszufinden, dass nicht alles Gold war, was immer noch glänzt: Nostalgie als gefährlicher und gleichzeitig verführerischer Eskapismus, wenn man so will. Und doch verhält sich Nostalgie zur tatsächlichen Wirklichkeit oftmals als notwendiges Mittel zur Psychohygiene, um etwa an einer erbärmlichen Situation nicht komplett zu verzweifeln. Nähert sich die Realität in stinkenden Jogginghosen, kann sich ein Blick in die Garderoben verstorbener Dandies als durchaus heilsam erweisen. Und imaginiert eine französische Schnitzler-Verfilmung aus dem Jahre 1950, „La Ronde“, ein nebelund geigenverhangenes Wien der Jahrhundertwende, so lässt es sich nach dem Genuss derselben leichter aushalten, wenn einem ein von smartem Elektrosmog Getriebener, gleichsam als kulturelle Bereicherung, blind & wütig vor die Füße spuckt. Der Musiker Peter Hamill etwa meint: „Nostalgia … is an ache for something that did exist. It involves an almost fatalistic acceptance of the permanent presence of loss.“ Dies über eine schlecht erzählte Gegenwart zu stellen ist vielleicht sogar ein Gebot der Stunde, in der sich die verlogenen Dreistigkeiten der Bewohner der Echokammern mit jenen der Staatsträger (und deren ausgetrommelten Denkverboten) die Waage halten. Man darf ruhig auch Selbstschutz dazu sagen.

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a staunte selbst die ehemalige kubanische Botschafterin in Österreich nicht schlecht. „Eine solche Foto-Sammlung gibt es nicht einmal in Kuba selbst.“ Tatsächlich hat Thomas Schorn über die Jahre mehr als hundert original Abzüge verschiedenster kubanischer Fotografen, darunter etwa auch das berühmte „Che“-Porträtfoto von Alberto Korda, zusammengetragen. Diese sind im Stadtmuseum im Rahmen der Austellung „Kuba Revolution

– Bilder und Fotografien aus der Sammlung Schorn“ ebenso zu sehen wie etwa eine Kamera des legendären Revolutionsfotografen Perfecto Romero (im Bild mit Schorn) oder frühe Schriftstücke von Ernesto „Che“ Guevara und Fidel Castro. Gestaltet hat Schorn die Ausstellung gemeinsam mit seinem Vater Hubert, der seinerseits die Größen der kubanischen Revolution in seinem typischen, an POP Art orientierten Schorn-Stil portraitiert hat.

„DES W IRD S C HO W IEDER!“

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iesen Slogan hat man in der Bühne im Hof dem Frühlingsprogramm und dessen Präsentation, die kurz vor dem neuerlichen Lockdown stattfand, vorangestellt. Wenig verwunderlich, dass die Präsentationen allerorts vom schnöden Herableiern der Programmpunkte immer öfter zu philosophischen Grundsatz-Ausflügen in Sinn und Zweck von Kunst mutieren. Ihre Einschränkung schärft den Blick für ihre Notwendigkeit und macht ihre Absenz schmerzlich bewusst. Trotzdem bleibt man in der Bühne optimistisch. „Da wir überzeugt sind, dass Kultur uns allen guttut, machen wir weiter. Und wollen Menschen unsere Bühne zur Verfügung stellen, die den Menschen im Saal was geben, und unseren Saal

offen halten für Menschen, die denen auf der Bühne was geben. Und da wir überzeugt sind, dass genau das uns allen guttut, gehen wir mit sehr viel Engagement und Freude an unsere Arbeit, und mit noch mehr Herz und Hirn.“ Ein Blick aufs Programm unter www.buehneimhof.at bestätigt das eindrucksvoll. Es wird scho wieder!


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