MFG - Das Magazin / Ausgabe 43

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MFG URBAN

Europa erobern – von Unterradlberg aus

VOLLAUTOMATISCH. Computergesteuerte Stapler fahren die fertigen Paletten in ein Hochlager mit Platz für 20.000 Paletten. Stehen LKWs zur Abholung bereit, weiß der Computer, welche Palette als erstes zum LKW gebracht werden muss.

Ein wesentlicher Faktor heißt Matthias Stadler. „Unter Bürgermeister Willi Gruber wurden wir nicht sonderlich unterstützt, doch Stadler ist sehr für uns und gemeinsam setzen wir viel um. Er hat auch bewirkt, dass sich das Image der Stadt sehr positiv verwandelt hat“, streut der Bier- dem Stadtchef Rosen. Ob es dann nicht mal an der Zeit wäre, sich auch auf dem Produkt zur Stadt zu bekennen und am Etikett nicht mehr „Unterradlberg“, sondern „St. Pölten“ als Herkunftsort zu nennen? „Wir kommunizieren schon in den Medien, dass wir aus St. Pölten sind… aber auf den Etiketten ist St. Pölten noch nicht drauf. Das muss wohl noch etwas mitwachsen. Aber ja, denken wir darüber nach! Warum nicht? Immerhin sind rund 500.000 täglich produzierte Dosen Bier ja auch ein gewaltiger Werbefaktor für die Stadt, wenn da St. Pölten draufsteht.“ Jünger werden Die Bemühung der Stadt als jung wahrgenommen zu werden, passt auch gut zum städtischen Bier. 2004 startete Prosser eine neue Werbelinie mit dem Slogan „My Home Is My Egger“ – eine österreichische Marke mit einem englischen Spruch? „Das war anfangs heftig umstritten, hat sich aber als großer 30

Erfolg erwiesen. Der durchschnittliche Egger-Trinker sollte jünger werden, unser Ziel war 40 Jahre. Tatsächlich haben wir sogar eine Generation übersprungen und sind bei 25 Jahren!“ Stets ausbalanciert Ein weiterer Zugang zu jüngerem Bierpublikum ist das Franchising-Konzept „Eggers“ – ein junges und modernes Gastronomiekonzept, das ganztägig Gäste ansprechen soll: „Niemand geht vor 17 Uhr in ein klassisches Bierlokal, darum wollen wir ein Konzept umsetzen, bei dem man sich ab dem Früh-

„Von der Bundesliga in die Champions League!“ Bernhard Prosser

stück wohl fühlt.“ Noch im September soll in Krems das bis dato vierte „Eggers“-Lokal eröffnen, für St. Pölten fehlt aber noch ein passender Standort in der Innenstadt: „Wenn wir das umsetzen, gerade in St. Pölten, dann muss das Objekt passen. Wir machen hier sicher keine halben Sachen!“ Die Zukunft soll konstantes Wachstum bringen, schließlich wollen die Investitionen verdient werden: „Wir sind angetreten, um von Unterradlberg aus Europa zu erobern!“ Am Stand-

ort in St. Pölten werden 450 Mitarbeiter beschäftigt, der Großteil in der Holzverarbeitung. Beim ebenfalls am Brauerei-Standort angesiedelten Limonadenerzeuger „Radlberger“ sind es 150 Personen, in der Brauerei selbst 65. Jüngster Zuwachs ist ein 10 Millionen Euro teures Hochregallager, das Platz für 20.000 Paletten bietet. Vollautomatisch fahren Stapler computergesteuert die Paletten quer durch die Produktionsstätte zu ihrem Lagerplatz. Stehen LKWs für die Abholung bereit, weiß der Computer, von welchem Lagerplatz er welche Palette abholen und zur Verladestelle bringen muss. Vielleicht lassen eines Tages die zwei Brüder Fritz und Michael Egger ihr Bier doch aus „St. Pölten“ und nicht mehr aus „Unterradlberg“ kommen? Dann hätten wir St. Pöltner beim nächsten Besuch in der weiten Welt auch das passende Geschenk. Und bis dahin zitieren wir Österreichs „Bierpapst“ Conrad Seidl, der im Falstaff 5/2012 das „Egger Märzen“ beschrieben hat: „Ein kräftig goldgelbes Bier mit feiner Kohlensäure. Kräftigem, reinweißem Schaum und leicht nußigem Duft. Satter, voller Antrunk – fast ein wenig süß, aber stets durch ausreichend Hopfenbittere ausbalanciert.“ Wenn das nicht aus St. Pölten ist?!


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