MFG - Das Magazin / Ausgabe 21

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URBAN

„Im Sprung gehemmt“ nennt Helmut Krätzl sein Buch, wo er sich besorgt darüber zeigt, dass nach dem Enthusiasmus des Konzils einiges ins Stocken geraten ist. Irgendwie im Sprung gehemmt scheint auch jene Euphorie, mit der vor eineinhalb Jahren die St.Pöltner Stadtentwicklungsgesellschaft auf Schiene gebracht wurde. Der Impetus der Gründungsphase wurstelt sich im Augenblick etwas ab mit den Mühen der Ebene, basisdemokratische Gruppendynamik tut das Ihre dazu. Das Unterfüttern der Überschriften des Masterplans mit pulsierender Urbanität zieht sich. Ausgenommen die Kultur: Hier gibt es wohl niemanden, der – vom Theater bis zum Festspielhaus und von der Musik über die Museen und Bibliotheken bis zur Literatur – nicht einen ungehemmten Qualitätssprung gegenüber der Situation

K

Schwuppdilup Mit den „LUP“ startet am 27. Dezember eine neue Ära für den öffentlichen Nahverkehr. Großer Gewinner der Umstrukturierung des Bussystems sind die Ortsteile, so Peter Zuser vom Stadtmarketing: „Dadurch sind in Zukunft auch die einzelnen Stadtteile im 30-min Takt erreichbar.“ Um ein möglichst flächendeckendes Angebot zu garantieren, wurde die Anzahl der Haltestellen erhöht. „In 80% des gewidmeten Baulandes befindet sich innerhalb von 300m eine Haltestelle!“, und das im tiefsten Winkel. Soweit so gut. Jedoch hat das LUP System auch ein paar Mankos: Ab 20 Uhr steht der Betrieb, Sonntag fährt gar den ganzen Tag kein Bus. Wegen der zu geringen Auslastung in der Vergangenheit wäre ein längerer Betrieb „unfinanzierbar“. Und wenn sich erhöhter Bedarf einstellen sollte? „Da zwei Drittel des LUP von Bund und Land finanziert werden, müsste eine Ausweitung des Betriebes und damit erhöhte Kosten erst bei beiden erfolgreich argumentiert werden“. Im Gegenzug wurden die Zeiten des Anrufsammeltaxis verlängert, das nun immer dann fährt, wenn die Busse stehen.

cold case

Neues Studentenfutter

im Sprung gehemmt von Hebi

„Die Richterin möchte mit objektiven Sachverständi-

St. Pöltens Studienangebot wird erweitert! An der

Fotos: Rauschmayr, photocase, fotolia.com, zVg

gen Gewissheit schaffen“, erklärt Gerhard Sedlacek, New Design University soll es ab Herbst nächsten der Leiter der Medienstelle der St. Pöltner Staatsan-

Jahres, vorbehaltlich Genehmigung des Akkreditie-

waltschaft, weshalb die Erhebungen noch nicht einge-

rungsrates, zwei neue Studiengänge geben.

stellt wurden. Seit Mai zieht sich die angebliche Verge-

Das dreijährige Studium „Design- und Architektur-

waltigung einer jungen St. Pöltnerin hin. Beschuldigt

technologien“ knüpft direkt an „Design“, den Haupt-

sind zwei Schwarzafrikaner, John und Ray, welche

lehrgang der Uni, an. „Wir wollen Experten ausbilden,

auch mehrere Wochen in U-Haft saßen und erst dann

die eine Schnittstelle zwischen Designern bzw. Ar-

entlassen wurden, als Verteidiger Peter Krömer Un-

chitekten und Baufirmen bilden“, so Pressesprecher

gereimtheiten aufdeckte (MFG berichtete). Bis dato

Christoph Lehrner. Außerdem werden Grundlagen in

wurde das Verfahren offiziell noch nicht eingestellt, Design, Materialkunde und Entwerfen vermittelt. allerdings scheint die Glaubwürdigkeit des Vergewal-

Im zweiten Studiengang, der mit dem Bachelor of

tigungsopfers getrübt. Mittels Sachverständigengut-

Engineering abschließt, lernen die Studierenden

achten soll nun „objektiv“ erhoben werden, wie weit

die Voraussetzungen, um Veranstaltungen und

die Alkoholisierung des Opfers (2 Promille) die Wahr-

Events künstlerisch-technisch zu konzipieren und

nehmungsfähigkeit eingeschränkt hat. Für Ray gab es

durchzuführen. Mit diesem Rüstzeug in technischer,

unter dessen eine erfreuliche Wendung, sein ehema-

organisatorischer und künstlerischer Hinsicht aus-

liger Arbeitgeber hat ihn nach der Haftentlassung wie-

gestattet, sollen sie als Ingenieure in der Veranstal-

der eingestellt. John kämpft unterdessen weiterhin

tungsindustrie unterkommen. Die Studiengebühren

darum, in Österreich bleiben zu dürfen.

hierfür werden 2.500 Euro pro Semester betragen.

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vor ein paar Jahren feststellte. Kein Grund allerdings, die Flinte in die Traisen zu werfen, zumal inzwischen spät, aber doch, auf höherer politischer Ebene eine paradigmatische Wende stattgefunden hat: Stadt- und Landesvater reden auf einmal regelmäßig miteinander und letzterer haut sich bei Bedarf für die (endlich seine) Metropole auch hinein. Die Petra Bohuslav bekommt jetzt nicht mehr Schimpfer, wenn sie mit dem Matthias Stadler was zusammenbringt. Und Wolfgang Sobotka, der ja schon bisher die Lufthoheit über St.Pöltens Spitalsbetten und Schrebergärten hatte, er streichelt inzwischen publikumswirksam sogar landeshauptstädtische Findelhunde. Man liebt uns auf einmal! Was den Masterplan betrifft, Freunde, jedes Projekt hat 6 Stadien: 1) Begeisterung 2) Ernüchterung 3) Panik 4) Suche nach dem Schuldigen 5) Bestrafung der Unschuldigen 6) Auszeichnung der Nichtbeteiligten. Wo steh´n ma denn gerade?

28.11.2007 12:26:41


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