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Politik
«Persönlichkeiten, nicht Parteien» Die neue Zusammensetzung der St.Galler Regierung ist parteipolitisch gesehen die alte: Beim zweiten Wahlgang Mitte April blieb die Überraschung aus. Gewählt wurden Beat Tinner, Gemeindepräsident von Wartau und FDP-Fraktionspräsident im Kantonsparlament, sowie Laura Bucher, Juristin und CoPräsidentin der SP-Grüne-Fraktion. Somit hat die SP weiterhin zwei Regierungsratssitze, ebenso FDP und CVP. Die SVP bleibt bei einem Sitz. Im Gespräch erklärt Beat Tinner, wie er seine Rolle als neugewählter Regierungsrat und künftiger Volkswirtschaftsdirektor sieht, was den Ausschlag für seine Wahl gab und wo er künftig Schwerpunkte setzen will.
Beat Tinner, Ihre Wahl erfolgte noch zur Zeit des CoronaLockdowns – wie haben Sie Ihren Wahlsieg gefeiert? In der Regel treffen sich die Freisinnigen in einer St.Galler Beiz. Aufgrund der damaligen Lage war das nicht möglich. Nach den Medienterminen traf ich mich mit der engsten Parteispitze für einen kurzen Austausch. Anschliessend verbrachte ich den Abend mit meiner Frau. Folgt das grosse Wahlfest also nach 100 Tagen im Amt? Das ist noch offen. Sicher ist: Wir werden feiern. Schliesslich möchte ich allen Unterstützern gebührend Danke sagen. Ohne den grossartigen Einsatz verschiedener Personen und Organisationen im Vorder- und Hintergrund wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.
«Den Unternehmen soll weiterhin unkompliziert und rasch geholfen werden.» Der Wahlkampf war eine besondere Herausforderung, da aufgrund der Corona-Massnahmen ein persönlicher Austausch mit der Bevölkerung kaum möglich war … Wir haben zum einen auf klassische Kanäle wie Plakate, Inserate und Hauswurfsendungen gesetzt. Zum anderen haben LEADER | Mai 2020
wir mit Postkarten, Mailings und einer Telefonaktion mobilisiert. Einen weiteren Fokus haben wir auf Social Media gesetzt. So habe ich auf Instagram und Facebook auch private Einblicke gewährt. Insgesamt war ich aber während des Wahlkampfes ohnehin stark mit der Führung der Gemeinde sowie als Fraktionspräsident gefordert. Was gab den Ausschlag, dass die FDP mit Ihnen ihren Sitz verteidigen konnte und die SVP einmal mehr das Nachsehen hatte? Wir haben eine gute Kampagne gemacht und weit über die Parteigrenzen hinaus mobilisiert. Mein überparteiliches Komitee war sehr breit aufgestellt. Insbesondere die Unterstützung der CVP hat sicher eine entscheidende Rolle gespielt. Des Weiteren konnte ich die Bürger mit meiner Führungserfahrung und meinem politischen Rucksack überzeugen. Gerade in der aktuellen Situation sind Macher gefragt. Das möchte ich so bald als möglich unter Beweis stellen. Die SVP argumentierte während des Wahlkampfs, dass sich die Wählerstärke der Parteien und die Zusammensetzung im Kantonsrat auch bei der Zusammensetzung der Regierung widerspiegeln müsse. Das ist ja nun nicht der Fall. Konkordanz ist ein Begriff aus Bundesbern. Er ist nicht ohne Weiteres auf das politische System im Kanton St.Gallen anwendbar. Leider wird das aber oft unkritisch gemacht. Unsere Regierungsratswahlen sind Personenwahlen durch die