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Hochbetrieb in Corona-Zeiten
from LEADER Mai 2020
by MetroComm AG
Dies ist ein Artikel von der Newsplattform stgallen24.ch für die Stadt St.Gallen und den Grünen Ring, die auch von der LEADERHerausgeberin MetroComm AG betrieben wird.
Umweltfreundlich, schnell und flexibel: Velokuriere erfreuen sich während des Lockdowns grosser Beliebtheit. Innert kürzester Zeit liefern sie bis zu 20 kg von A nach B. Miryam Koc hat den St.Galler Velokurier «Die Fliege» besucht.
Um die Innenstadtgeschäfte in der Corona-Krise zu unterstützen, lancierte die Stadt St.Gallen Anfang April gemeinsam mit der AGGLO St.Gallen-Bodensee, Pro City St.Gallen und dem St.Galler Velokurier «Die Fliege» frühzeitig den eigentlich für Sommer geplanten Velolieferdienst «viaVelo.sg»: In Zukunft können Kunden in der Innenstadt ihre Einkäufe machen, müssen diese aber nicht mehr selbst nach Hause schleppen. Über eine App kann man sich ab Sommer 2020 einen Velokurier bestellen. Dieser fährt dann die Einkäufe nach Hause. Aufgrund der aktuellen Situation wurde das Projekt vorgezogen – wenn auch in veränderter Form: Die Geschäfte lösen den Auftrag aus, die Kuriere von «Die Fliege» liefern noch am selben Tag – und der Kunde bezahlt nichts.
Von morgens bis abends unterwegs
«Urplötzlich kam ein Telefon, dass wir jetzt unseren Service starten und verschiedene Geschäfte in der St.Gallen unterstützen können», erinnert sich Die-Fliege-Co-Geschäftsleiter Sebastian Schefer. Den St.Galler Velokurierdienst gibt es bereits seit 1991 – und doch scheint es, als seien Kuriere in Corona-Zeiten notwendiger denn je. «In diesen Tagen ist ein schneller, zuverlässiger und lokaler Kurierdienst besonders wichtig. Wir können die Sicherheitsvorschriften einhalten und sind froh, dass wir in diesen schwierigen Zeiten noch fahren dürfen», sagt Schefer. Insgesamt beschäftigt «Die Fliege» 22 Velo- und fünf Autokuriere, die sich in Schichten abwechseln. Die Auftragslage ist unterschiedlich, denn viele Anfragen kommen spontan, während andere einen Dauerauftrag beim Liefer-Unternehmen haben. Die ersten Fahrten finden meistens gegen 7:30 Uhr morgens statt, die letzte Lieferung wird abends gegen 19 Uhr getätigt. Pro Schicht sind etwa fünf Velofahrer unterwegs, die innerhalb der Stadt St.Gallen in 60 Minuten liefern können. Zudem gibt es noch einen bis zwei Autofahrer, die Lieferungen austragen.
Proben, Schuhe, Blumen, Kuchen
«Zu Beginn der Corona-Krise hatten wir überdurchschnittlich viele Lieferungen im Medizin-Bereich. Danach hat sich die Lage stark beruhigt und kehrt nun langsam zur Normalität zurück. Seit Anfang April liefern wir für viaVelo.sg aber zunehmend Sendungen von Detailhändlern der Innenstadt – wie Kuchen, Schuhe, Blumen, Setzlinge, Sonnenbrillen oder auch ganze Wocheneinkäufe», so Sebastian Schefer. Die Fahrer können auf ihren Velos mit Anhänger und Rucksack bis zu 150 kg transportieren. Die Lieferzeiten seien zurzeit sehr kurz, da es kaum Verkehr gibt. «Unsere Velofahrer geniessen das natürlich und wir können zum Glück sagen, dass wir relativ krisensicher sind», sagt Schefer. Das Pilotprojekt viaVelo.sg beliefert von Montag bis Samstag Adressen in der Stadt St.Gallen mit Postleitzahl 9000 bis 9016. Pro Lieferung – eine bis zwei Einkaufstaschen mit insgesamt maximal 20 kg – bezahlt das Geschäft fünf Franken, einen Drittel der Kosten.
Projekt für die Zukunft
«Die Stadt St.Gallen unterstützt die Geschäfte in dieser ausserordentlichen Situation nicht nur mit dem ab sofort funktionierenden und nachhaltigen Lieferservice, sondern finanziert auch die verbleibenden zwei Drittel der Kosten pro Lieferung über den Energiefonds», so Karin Hungerbühler, Co-Leiterin der Dienststelle Umwelt und Energie der Stadt St.Gallen. Dieses Angebot gilt vorübergehend, bis der Bund die Massnahmen entschärft und der Dienst mit der eigentlichen Idee der App lanciert werden kann. Dass die Abläufe funktionieren, zeigt das Beispiel Manor: «Für Manor dürfen wir bereits seit März Einkäufe via Velo innerhalb der Stadt St.Gallen ausliefern. Mitarbeiter von Manor nehmen telefonisch die Bestellungen entgegen und gehen quasi für die Kunden einkaufen. Das hat sich bewährt. Die Kunden haben so keine langen Lieferfristen – im Gegenteil: Sie erhalten die Bestellung noch am selben Tag», so Sebastian Schefer.