LEADER Mai 2020

Page 26

26

Corona

Ostschweizer Gastronomie im Corona-Modus Restaurants, Bars und Pubs dürfen seit dem 11. Mai wieder Gäste empfangen und bewirten. Allerdings nur mit einem Schutzkonzept. Dazu gehört unter anderem, dass sie die bereits bekannten Hygiene- und Abstandsregeln einhalten. Letztere dürften vor allem für kleinere Betriebe zur Knacknuss werden. Zudem stellt sich die Frage, ob die Leute derzeit überhaupt Lust auf Restaurantbesuche haben.

Auch die Ostschweizer Gastronomie wurde von der Corona-Krise hart getroffen. In den vergangenen Wochen haben viele Betriebe versucht, sich mit Kurzarbeit, Notkrediten und kreativen Massnahmen wie dem Verkauf von Gutscheinen oder Take-away-Angeboten über Wasser zu halten. Nicht allen ist das gelungen. So hat das beliebte St.Galler Ausflugsrestaurant Guggeien-Höchst den Betrieb während des Lockdowns definitiv eingestellt. Eine Fortführung sei auf der Basis der aktuellen Rahmenbedingungen und Kostensituation weder betriebswirtschaftlich noch unternehmerisch möglich.

«Wäre mein Vermieter nicht so grosszügig, hätte ich keine Chance.» Ernesto Nicastro, Restaurant Kolosseum St.Gallen

LEADER | Mai 2020

Kolosseum: Stammgäste kaufen Gutscheine Auch Ernesto Nicastro vom Restaurant Kolosseum in St.Gallen kämpfte in den vergangenen Wochen ums Überleben – und er wird weiterkämpfen müssen: Damit er die Abstandsregeln von zwei Metern einhalten kann, muss er sowohl auf der Terrasse als auch im Lokal Tische entfernen. Im Lokal bleiben ihm von 50 Plätzen dann gerade mal noch 18, vielleicht 20. «Eigentlich lohnt es sich so nicht, das Lokal aufzumachen», erklärt der erfahrene Ostschweizer Gastronom. «Und bei schlechtem Wetter nützt uns auch die Terrasse nichts mehr. Eine grosse Erleichterung wäre deshalb, wenn wir die Kurzarbeit für unsere Angestellten weiterführen könnten.» Ob das möglich ist, war bei Redaktionsschluss dieses LEADERs noch nicht klar. Ernesto Nicastro ist aber trotz allem froh, dass er endlich wieder arbeiten darf. Nach fast zweieinhalb Monaten Nichtstun falle ihm langsam, aber sicher die Decke auf den Kopf. Einen Take-away-Service hat er während der angeordneten Schliessung seines Lokals nicht angeboten, weil Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis gestanden hätten. Auch einen Kredit hat der Kolosseum-Wirt nicht aufgenommen. «Das kam für mich nicht in Frage. Wir wissen ja nicht, wie es weitergeht, ob die Leute jetzt überhaupt kommen. Sie haben Angst», ist Nicastro überzeugt. Und weiter: «Wir müssten nun jeden Mittag und jeden Abend rappelvoll sein, damit ich wenigstens eine schwarze Null schreiben kann.» Ob dem so sein wird, bezweifelt er.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
LEADER Mai 2020 by MetroComm AG - Issuu