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chon als Bub interessierte sich Stephan Schmidlin mehr für Block und Zeichenstifte als für den elterlichen Betrieb, die Schmidlin AG in Affoltern am Albis, die seit über 40 Jahren der führende Hersteller von hochwertigen Kanal- und Rohrsystemen ist. Heute steht sein Ausstellungsraum neben der Fabrik und oft ist Stephan Schmidlin froh, wenn er zum Beispiel beim Transport riesiger Baumstämme auf die Hilfe des Familienbetriebes zurückgreifen kann.
Nach der Schulzeit lernte Stephan Schmidlin an der, weit über die Schweizer Grenze hinaus bekannten, Schnitzerschule in Brienz sein Handwerk und machte sich in der Kunstturnerszene einen Namen. Das war dem jungen Mann, der durch seine geistigen, künstlerischen und sportlichen Talente begeisterte, aber noch nicht genug Bewegung in seinem Leben. Zusammen mit seinem Kabarettpartner René Rindlisbacher feierte er überwältigende Erfolge mit den «Schmirinski‘s», die zweimal den begehrten Prix Walo übereicht bekommen haben und 1999 von den Lesern des TVMagazins TR7 in der Kategorie «Schweizer Fernsehmänner» zu den TV-Stars des Jahrhunderts erkoren wurden. Im Jahre 1995 starteten sie mit der Samstagabend Sendung «Top of Switzerland», welche ebenfalls ein voller Erfolg wurde. Nach fünf Jahren «Top of Switzerland» lösten sie sich im Jahre 2001 auf dem Höhepunkt ihrer Karriere auf. Ihre letzte Show nannten sie «Top of Schmirinskis», in welcher sie Ausschnitte aus den letzten Jahren ihrer Show zeigten. Die Show hatte an diesem Abend über eine Million Zuschauer. Faszination Mensch
Im Ausstellungraum von Stephan Schmidlin stehen riesige Skulpturen aus Holz und einladende grosse Tische aus altem Eichenfassholz. Aber er beschränkt sich in seinen Werken nicht ausschliesslich auf das Material Holz. Schmidlin realisiert auch Bronzeplastiken, die auf der Vorlage seiner Holzskulpturen im «Cire-Perdue-Verfahren» in diversen
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Kunstgiessereien entstehen. Bei allen Kunstwerken geht es aber in erster Linie um die Faszination Mensch in allen Facetten. Die Skulpturen sind kraftvoll und entlocken dem Betrachter dennoch ein zärtliches Lächeln. Obwohl sie die menschliche Anatomie perfekt umsetzen, ist jeder einzelnen eine humorvolle Liebenswertigkeit eigen. Die Ideen entwickelt Stephan Schmidlin, der viele Arbeiten für private Kunstliebhaber und Institutionen ausführt, manchmal spontan und intuitiv, manchmal braucht es aber auch einige Kilometer Jogging oder einen ausgedehnten Saunabesuch, bis der kreative Funken entzündet ist. An vielen öffentlichen Plätzen in der Schweiz sind die Holzskulpturen von Stephan Schmidlin zu bewundern. Für seine über zehn
Meter hohe «Fussballerpyramide» vor dem FIFA Gebäude in Zürich bekam er sogar ein Kompliment von der Fussballlegende Pelé: «Der Platz der Kinder ist sowohl im Fussball wie auch im Leben ‹on the top› – so, wie es auch der Künstler Stephan Schmidlin in seiner grossen Skulptur zum 100. Geburtstag der FIFA darstellt.» Der Künstler selbst sagt zu seinem Fussballdenkmal: «Dieses Werk habe ich aus einem 101-jährigen Mammutbaum geschaffen, der also in etwa so alt war wie die FIFA selbst. Ich habe versucht, die Grösse des Baumes möglichst beizubehalten, was mich auf die Idee der Pyramide brachte. Die über zehn Meter hohe Skulptur bringt die Hoffnung zum Ausdruck, dass in den nächsten 100 Jahren jeder Mensch auf diesem Planeten ei-
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