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NextCycle IML™: Weg frei für lebensmittelechtes rPP durch Innovation und Zusammenarbeit
NextCycle IML™
Weg frei für lebensmittelechtes rPP durch Innovation und Zusammenarbeit
Als Teil seiner Nachhaltigkeitsstrategie ist MCC Verstraete ein aktives Mitglied von RecyClass, einer branchenübergreifenden Initiative, die bei den europaweiten Bemühungen um Designoptimierung für Recyclingfähigkeit (Design for Recycling) eine führende Position einnimmt. Nach der Zulassung der NextCycle IML™-Technologie durch RecyClass sprachen wir mit Fabrizio Di Gregorio, Technical Director bei Plastics Recyclers Europe, und Nico Van de Walle, Product & Circular Economy Manager bei MCC Verstraete, darüber, warum Innovation innerhalb des Rahmenwerks von RecyClass so bedeutend für die Zukunft von IML-Verpackungen ist.
Erzählen Sie uns bitte zunächst, wer hinter RecyClass steht?
Di Gregorio: RecyClass ist eine gemeinnützige Organisation, die über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg an der Entwicklung von Prüfprotokollen, „Design for Recycling“-Richtlinien und Zertifizierungsprogrammen arbeitet, die zur Zirkularitätsreise von Kunststoffen beitragen. Wir haben bislang 70 Mitglieder, darunter Markeninhaber, Einzelhändler, Verarbeiter und Rohwarenproduzenten, und werden von zahlreichen Branchen- und Handelsverbänden in ganz Europa unterstützt.
RecyClass hat fünf technische Komitees – eines für jeden Kunststoffverpackungstyp – eingerichtet: HDPE (High Density Polyethylen, Kunststoff in PE-Qualität mit hoher Dichte), PP (Polypropylen; MCC Verstraete ist hier als Mitglied des Beratungsausschusses vertreten), PO(Polyolefin)-Folien, PET (Polyethylenterephthalat) und PS (Polystyrol). Ihre Aufgabe besteht darin, Protokolle für die Bewertung der Recyclingfähigkeit zu erarbeiten, innovative Technologien und Produkte zu evaluieren und die Richtlinien zu aktualisieren. Weiterhin gibt es verschiedene Taskforces, die sich auf Reklamationen, recycelte Kunststoffe, Sortierung und Dekoration spezialisieren.
Warum ist RecyClass für die europäische Kunststoffindustrie so wichtig?
Di Gregorio: PIm Bereich des Recyclings, des Abfallmanagements für Kunststoffe allgemein und der Funktionsweise der Technologie herrschte – und herrscht auch jetzt noch – ein Mangel an Wissen vor. Mit der Gründung von RecyClass wollten wir die Lücke zwischen Kunststoffrecycling-Unternehmen und allen anderen Akteuren in der Wertschöpfungskette schließen. Insbesondere sollte RecyClass die Kunststoffindustrie mit zuverlässigen Empfehlungen unterstützen, die in Bezug auf das Design für Recycling faktenbasiert und wissenschaftlich nachgewiesen sind. Denn es ist allgemein bekannt, dass eines der Hauptprobleme beim Kunststoffverpackungsabfall auf das Design zurückzuführen ist.
Laut Berichten der Ellen MacArthur Foundation im Jahr 2018 waren mindestens 50 % der Kunststoffverpackungen auf dem Weltmarkt schlichtweg wegen ihres Designs nicht recycelbar. Sofern wir als Industrie nicht in der Lage sind, Kunststoffverpackungen zu entwerfen, die die Sortier- und Recyclingprozesse erleichtern und die Qualität von Rezyklaten verbessern, wird dies weiterhin ein großes Problem bleiben.
RecyClass bietet Werkzeuge, die notwendig sind, um in der Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe Fortschritte zu machen. Angesichts der bevorstehenden Überarbeitung der EU Packaging and Packaging Waste Directive (Europäische Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle) ist es wichtiger denn je, dass wir dank Innovation und Zusammenarbeit als Industrie eine einheitliche Front gegenüber den neuen Herausforderungen bilden.
MCC ist als Pionier für Nachhaltigkeit und Recycling bekannt. Warum entschloss sich MCC Verstraete zum Beitritt bei RecyClass?
Van de Walle: MCC Verstraete ist Teil von RecyClass, weil wir der festen Überzeugung sind, dass diese Initiative die beste Grundlage für die Unterstützung aktueller und künftiger Gesetzgebung bildet. Es gibt viele unterschiedliche „Design for Recycling“-Richtlinien in verschiedenen Unternehmen auf aller Welt, aber wie aus der weitreichenden Unterstützungen durch Mitglieder, darunter viele der weltweit größten Marken und Verarbeiter, ersichtlich ist, nimmt RecyClass hierbei eine führende Rolle ein.
Unserer Meinung nach sind der wissenschaftliche Ansatz und die hohen Prüfstandards von RecyClass die besten der Welt und legen den Grundstein für Innovationen in einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffverpackungen. Mit seinen strengen Zulassungsprozessen trägt es zudem zu einer Wertsteigerung für die gesamte Industrie und letztendlich für den Verbraucher bei.
Nico Van de Walle
Produkt- und Kreislaufwirtschaftsmanager bei MCC Verstraete
Worin bestehen die aktuellen Herausforderungen für die Verpackungsdekoration und speziell für PP-Verpackungen im Hinblick auf die Designoptimierung für Recyclingfähigkeit?
Di Gregorio: Dekorationen können sich in erster Linie auf den Sortierprozess auswirken, indem sie die richtige Sortierung durch die Nahinfrarottechnologien (NIR-Technologien) in der Sortieranlage behindern. Zweitens kann Verpackungsdekoration den Recyclingprozess beeinträchtigen. Es gibt eine Vielzahl von Anwendungstypen – von selbstklebenden Etiketten, Rundumetiketten, In-Mould-Labels bis hin zu Shrink Sleeves. Wir haben also mit verschiedenen Flächenmaterialien, Druckfarben, Lacke und Klebern zu tun, die alle – bei einem nicht angemessenen Design – das Recycling negativ beeinflussen können. Es versteht sich von selbst, dass Dekoration ein wesentlicher Bestandteil der Verpackung ist. Das Ziel besteht also darin, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Funktion der Dekoration und der Recycelbarkeit der Verpackung zu erreichen und Lösungen zu finden, die sicherstellen, dass die Verpackung von der NIRTechnologie hundertprozentig erkannt wird und den recycelten Kunststoff nicht verunreinigt.
Van de Walle: Bei MCC Verstraete geht es darum, Monomateriallösungen zu schaffen, die die korrekte Sortierbarkeit ohne jeglichen Materialverlust sicherstellen. Derzeit besteht ein Zielkonflikt zwischen Markeninhabern und Recyclingunternehmen. Markeninhaber möchten viel Dekoration, damit sich ihre Verpackung von den anderen Produkten im Verkaufsregal abhebt. Jedoch vom „Design for Recycling“-Standpunkt aus verursacht Dekoration häufig Einschränkungen beim Recycling. Diese zwei Kräfte ziehen sozusagen nicht am gleichen Strang. Wir setzen uns dafür ein, innovative Lösungen wie NextCycle IML™ zu entwickeln, die diesen Zielkonflikt zugunsten aller Parteien eliminieren.
Stimmen Sie zu, dass die Standard-PP-IML-Verpackung bereits den Maßstab als beste Monomateriallösung ihrer Art gesetzt hat?
Di Gregorio: Ja, auf jeden Fall! Das PP Technical Committee bei RecyClass hat Standard-PP-IMLVerpackungen gemäß unseren Protokollen für Sortierung und Prüfung der Recyclingfähigkeit getestet. Hierbei wurde bestätigt, dass herkömmliche IML-Etiketten trotz der Tatsache, dass sie nicht vom PP-Behälter gelöst werden können, Vorteile gegenüber anderen Arten von Etiketten oder Dekoration bieten, da sie sich äußerst effizient sortieren lassen.
Im Recyclingprozess sind die Ergebnisse ebenfalls sehr gut, besonders wenn die Menge an Druck gering gehalten wird und die Druckfarbe nicht ausblutet. Bei einem Ausbluten der Druckfarben wird die Technologie als nicht kompatibel angesehen, da sie das Waschwasser verunreinigen, das im System rezirkuliert und die Farben über den ganzen Prozess hinweg verteilt. Ein weiterer Vorteil ist, dass IMLEtiketten durch Schweißen am Behälter angebracht
werden, sodass kein Kleber verwendet werden muss.
Die Beurteilung des verfügbaren Abfallstroms für gefärbtes Polypropylen war positiv und der StandardIML-Technologie wurde, sofern das Gewicht der Druckfarben weniger als 1 % betrug, vollständige Kompatibilität bescheinigt. Wenn das Gesamtgewicht der Farben über 1 % des Behältergewichts liegt, sind sie nur beschränkt mit dem Recycling kompatibel. Allerdings besteht in beiden Fällen Kompatibilität mit dem gefärbten PP-Strom. Dies ist jedoch nicht für einen transparenten, oder naturfarbenen, PP-Abfallstrom der Fall, da die Druckfarben selbst bei einem unter 1 % liegenden Anteil eine zu starke Verfärbung des rPP erzeugen. Aus diesem Grund wurde die Kompatibilität der Standard-IML-Technologie mit dem Abfallstrom von transparentem, starrem PP als niedrig eingestuft.
Was sind die Hauptvorteile von NextCycle IML™ und in welchem Maße wird diese Innovation Ihrer Meinung den Markt revolutionieren?
Di Gregorio: Meines Erachtens bietet NextCycle IML™ zwei große Vorteile für Markeninhaber: Zunächst können sie damit ihre Marketingerfordernisse mit den Anforderungen an die Recyclingfähigkeit in Einklang bringen. Gleichzeitig können sie eine aktive Rolle in der Vorbereitung von Abfallströmen für die Herstellung von naturfarbenen oder gefärbten Kunststoff-Rezyklaten spielen, die sie bis 2030 benötigen, wenn das Gesetz zum Anteil von recyceltem Kunststoff in Verpackungen in Kraft treten wird.
Van de Walle: Als Lösung der nächsten Generation für nachhaltige starre PP-Verpackungen weisen NextCycle IML™-Etiketten ein einzigartiges Design auf: Während des mechanischen Recyclingprozesses lösen sie sich problemlos vom Behälter, gleichzeitig bleiben sie während des Lebenszyklus ohne Einschränkung ihrer Schmelzeigenschaften fest haften, selbst wenn die Verpackung unter feucht-kalten Bedingungen gelagert wird.
MCC Verstraete entwickelte NextCycle IML™ , um Markeninhabern mehr Flexibilität hinsichtlich Dekoration und Design zu bieten und gleichzeitig die Recycelbarkeit von Behälter und Etikett im bestehenden PP-Abfallstrom aufrechtzuerhalten. Es handelt sich hierbei um ein neues, bahnbrechendes Konzept, das die Produktion von hochreinem und sogar lebensmittelechtem rPP ermöglicht, ohne dass Änderungen am aktuellen Recyclingprozess vorgenommen werden müssen.
NextCycle IML™ hat die Technology Approval von RecyClass erhalten. Was bedeutet dies für Verarbeiter, Markeninhaber, Recyclingunternehmen und selbst für den Endverbraucher?
Di Gregorio: Von RecyClass zugelassene Technologie ermöglicht Markeninhabern, sowohl ihre Nachhaltigkeitsziele zu erfüllen als auch den gesetzlichen Bestimmungen gerecht zu werden. Wenn sie beispielsweise die zugelassene NextCycle IML™ Technologie nutzen, um die offizielle Produktzulassung für die endgültige Verpackung zu erhalten, können sie die Recyclingfähigkeitsklasse und das RecyClass-Logo auf dem Produkt anbringen. Und da das RecyClassZertifizierungsprogramm weltweit als das strengste gilt, wissen Verbraucher, dass sie sich auf die vom Markeninhaber angegebene Recyclingfähigkeit verlassen können.
Warum muss die Industrie Innovationen weiter vorantreiben und wie stellen Sie sich die Entwicklung von IML in Bezug auf Recyclingfähigkeit vor?
Di Gregorio: Erhöhte Recyclingfähigkeit wird bis zum Jahr 2030 in Europa Pflicht. Die Gesetzgeber verfolgen die klare Absicht, einen Mindestanteil an recycelten Kunststoffen bei Verpackungen zwingend zu
Fabrizio Di Gregorio
Technical Director bei Plastics Recyclers Europe

machen, und dieser könnte zwischen 20 % und 30 % betragen. Dies wird für alle Kunststoffverpackungen gelten, von starren, flexiblen, Polyolefin-Kunststoffen und anderen, wie Polyester, unabhängig davon, ob sie Kontakt mit Lebensmitteln haben oder nicht. Daher brauchen wir Innovationen, um die Produktion von rPP zu steigern, damit alle Markeninhaber diese Zielvorgaben erfüllen können.
Eine weitere Möglichkeit zur Erhöhung der Menge an rPP besteht darin, die Qualität zu verbessern. Dies können wir erreichen, indem wir Kunststoffe in noch mehr Abfallströme unterteilen. In den meisten Ländern Europas gibt es derzeit nur zwei Abfallströme für Kunststoffe, einen für farbige einschließlich weißer Materialien und einen für transparente Materialien. Standard-IML-Etiketten wirken sich negativ auf den transparenten Strom aus. Dieser Strom ist jedoch der wertvollste, da transparente rPP Primärrohstoffe ersetzen können. Deshalb müssen wir unsere Bemühungen in diesem Bereich verstärken und Lösungen umsetzen, mit denen die Etiketten aussortiert werden können. Aus demselben Grund verfolgen wir für die weitere Zukunft das Ziel, auch weiße Kunststoffe als separaten Strom abzuleiten.
Van de Walle: Die Testergebnisse für transparente oder naturfarbene Standard-PP-IML-Verpackungen wiesen eine merkliche Verfärbung der Pellets auf, die sich je nach den verwendeten Pigmenten gräulich oder grünlich färbten, weil IML-Etiketten beim Recyclingprozess nicht abgetrennt werden. Infolgedessen entschied das technische Komitee, dass diese eine niedrige Kompatibilität mit dem Abfallstrom aufwiesen. Das Gleiche würde für den Abfallstrom für rein weißen Kunststoff gelten. In beiden Fällen lässt sich dieses Problem mit unserer NextCycle IML™-Technologie überwinden.
Wir glauben fest daran, dass auf mechanisches Recycling spezialisierte Unternehmen in der Lage sein müssen, ausreichend erschwingliches, hochwertiges und möglicherweise sogar lebensmittelechtes rPP zu produzieren, damit Marken den gesetzlichen Regelungen auf kosteneffektive Weise gerecht werden können. Wenn wir uns allein auf das chemische Recycling verlassen, können wir meiner Meinung nach bis 2030 nach kein ausreichendes, erschwingliches Volumen erreichen. Das ist ein weiterer wichtiger Antrieb für die Markteinführung von NextCycle IML™ .
Insgesamt treibt die Zusammenarbeit zwischen MCC Verstraete und RecyClass den Markt mit wirklich nachhaltigen Lösungen voran, wobei NextCycle IML™ den Weg für die Erzeugung von lebensmittelechter Verpackung aus recyceltem Polypropylen bahnt.
Nutzen Sie das RecyClass-Online-Tool, um zu erfahren, wie NextCycle IML™ Ihnen dabei hilft, Ihre Verpackung vollständig kompatibel zu machen: https://recyclass.eu/tool/de/
“Diese Technologie ist vielversprechend, denn die Etiketten verhalten sich beim Recycling wie trennbare Etiketten. Durch die Übertragung der Dekoration (Druckfarben und Lacke) auf eine Komponente der
Verpackung, die während der Recyclingphase automatisch entfernt wird, bleibt die Qualität des Verpackungskörpers (transparentes oder weißes PP) gewahrt. Da die NextCycle-Technologie derzeit nur als weißes Etikett verfügbar ist, sollte die Etikettenabdeckung begrenzt sein, damit die transparente Verpackung auf den durchsichtigen oder transparenten PP-
Strom (wie jedes andere Etikett) ausgerichtet werden kann.”
Coralie Rambaud, F&E-Projektmanagerin, Öko-Design bei PAPREC Plastiques