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Gastbeitrag

Energieeinsparung auf dem Milchviehbetrieb

Im Gastbeitrag von Peter Schießling geht es um Möglichkeiten, kosten- und energieeffizient auf dem Betrieb zu arbeiten

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Die Energiepreise steigen rasant und werden zunehmend ein ernstzunehmender Kostenfaktor und zur Belastung für Betriebe. Die Stromkosten sind bei manchen Anbietern geradezu explodiert, indem sich die Preise im letzten Jahr zum Teil verdreifacht haben. Abfederungsmöglichkeiten gibt es sowohl durch die eigene Energieerzeugung als auch durch einen effizienten Energieeinsatz in der Produktion, wozu dieser Artikel einige Anregungen zum Milchviehbetrieb geben sollte.

Energieverbrauch dokumentieren

Der durchschnittliche Strombedarf pro GVE auf einem mittleren Milchviehbetrieb liegt bei 500-700 kWh/Jahr, wobei der Wert jeweils auch von der Betriebsgröße abhängig ist. Ein größerer Betrieb braucht pro GVE tendenziell weniger Strom. Wer allerdings weit über diesem Richtwert liegt, kann davon ausgehen, dass Effizienzverbesserungen auf seinem Betrieb möglich sind. Eine „Energiebuchhaltung“ hilft, Stromfresser am Betrieb zu identifizieren. Notieren Sie sich dazu die Leistung der Geräte und die Laufzeiten der Geräte in einer Tabelle. Die Multiplikation der beiden Größen liefert den Stromverbrauch der jeweiligen Geräte und hilft bei der Entscheidungsfindung, wann ein Gerät gegen ein effizienteres getauscht werden sollte. Am Milchbetrieb benötigt die Milchproduktion den größten Strombedarf. Vakuumpumpen sollten, wenn möglich, mit einer Frequenzsteuerung ausgestattet sein. Sie vermindert den Energiebedarf um bis zu 40 Prozent und reduziert noch dazu den Schallpegel im Stall. Bei älteren Pumpen ist die Nachrüstung möglich. Die Milchkühlung bereitet im gesamten Prozess das größte Energieaufkommen. Täglich 500 Liter Milch auf die geforderten 4° C zu kühlen, benötigt unter optimalsten Bedingungen mind. 6.500 kWh/Jahr. Mit einem vorgeschalteten Vorkühlgerät als Platten- oder Rohrkühler, der zwischen Milchabscheider und Milchtank eingebaut wird, kann die Milch vor Eintritt in den Milchtank bereits auf 15-20 °C gekühlt werden und vermindert den Stromverbrauch für die Kühlung um 40-60 Prozent. Bei Eigenwasser amortisiert sich eine Vorkühlanlage in der Regel nach drei bis vier Jahren.

Eine Frequenzsteuerung (Pfeil) vermindert den Energiebedarf der Vakuumpumpe um bis zu 40 %

Effizienz bei der Milchkühlung

Werfen Sie auch mal einen kritischen Blick in Ihre Milchkammer, ob Sie selbst Schwachstellen erkennen. Saubere Lamellen am Kühlaggregat und möglichst viel Frischluftzufuhr zu Ihrem Kühlaggregat tragen wesentlich zu einer effizienten Milchkühlung bei. Wenn die Lage der Milchkammer es zulässt, ist die Anbringung des Aggregats an einer schattigen Stelle im Freien zu empfehlen. Je kühler die Umgebungsluft des Kühlaggregates, desto effizienter arbeitet die Kühlung. Sollte am Betrieb eine Photovoltaikanlage vorhanden sein und die Investition in einen neuen Milchtank anstehen, sollte die Umstellung auf eine Eiswasserkühlung zur Erhöhung der Eigenstromnutzung bedacht werden. Bei allen Neuinvestitionen in der Innenwirtschaft: Berücksichtigen Sie bei Ihren Kaufentscheidungen vor allem das Kriterium der Energieeffizienz. Maschinen und Geräte, die mit einem guten Energielabel gekennzeichnet sind, amortisieren sich wesentlich schneller als vergleichbare ineffiziente Geräte. Vor allem im Neubau, aber auch bei größeren Sanierungen im Stall sollten die Investitionen in Beleuchtung, Entmistungsanlagen, Lüftungsanlagen etc. nach dem Kriterium der Energieeffizienz gewählt werden. In der Zeit extrem steigender Strompreise ist die Kenntnis über den eigenen Stromverbrauch und die Stromkosten von besonderer Wichtigkeit! Die Ausgaben und die jährlichen Veränderungen zum Strom am Betrieb sollten bekannt sein. Das Verständnis zur Stromrechnung und die Beobachtung der Strompreisentwicklung schützen vor bösen Überraschungen.

Vertiefende Informationen zu den Energieeinsparungsmöglichkeiten am Betrieb und Erklärungen zu Energiethemen in der Landwirtschaft finden Sie in den Energieeffizienzbroschüren der Landwirtschaftskammern Österreichs unter www.lko.at im Reiter „Bauen, Energie &Technik“. 

Zur Person

Peter Schießling ist seit 2002 als Referent in der Landwirtschaftskammer tätig und seit 2010 für die Energieberatung zuständig. Zu seinen Aufgaben zählen die Begleitung von Betrieben in der Umsetzung erneuerbarer Energien und Hilfestellungen bei Effizienzmaßnahmen sowie fördertechnischen Fragestellungen. Des Weiteren ist er für die Beratung in der Investitionsförderung sowie in Fragestellungen zu Luftbildern und dem Kataster zuständig.

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