Mittendrin in V
ODE AN DIE FREUDE Wie jemand wieder glücklich sein wollte, die Freude suchte und sie fand (nicht da, wo sie suchte). Eine Erzählung Text: Christina Vaccaro
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ie seufzt. Sitzt, den schweren Kopf in ihrer Hand abgestützt, am Tisch. Dem Homeoffice-Tisch. Esstisch. Alltagstisch. Schaut hinaus. In ihrem Herzen: nichts. Leer. Keine zuckende Muskelfaser freudiger Erregung. Sie seufzt. Und nochmal. Und noch ein drittes, dreißigstes Mal. Draußen fällt Schneeregen, die Nebeldecke hängt tief (nur ihre Laune hängt tiefer). Mal ehrlich: Es sind nicht gerade die rosigsten Zeiten. Gesundheitlich, wirtschaftlich, gesellschaftlich, freundschaftlich, gemeinschaftlich – alles ist zurückgefahren, eingefroren. Wo ist die Blütenpracht hin? Das Verhältnis von Stacheln, Stängeln und Gestrüpp zu tiefroten bis zartrosaKeine Zusammentreffen. Keine Vernen Blütenblättern liegt eindeutig bei den piksigen Dingern. anstaltungen. Keine Trainings. Keine Vereinsabende, Mittagessen mit den Kolleg*innen, Besuche bei Freunden. Sie mag ihre Arbeit, aber wenn das Leben auf die Arbeit reduziert wird, ist das schon ein bisschen trist (um ein bisschen zu untertreiben). Sie weiß: Wir sitzen alle (mehr oder weniger) im gleichen Boot. Sie weiß: Zeit, in See zu stechen: Wo ist die Insel des Glücks? Das kann man nicht Leben nennen, diese Aneinanderkettung von Wellen, äh Tagen, die nur einen Fokus haben: die Arbeit. Bei diesem Gedanken bemerkt sie plötzlich die Stille, die da ist. Nicht passiv durch das Fehlen von Geräuschen, sondern aktiv – sie kann die Stille förmlich hören. Ihre Gedanken sind ruhig, sie lauscht nur der Stille. Irgendwo tickt eine Uhr, unterbricht die Stille. Der Kontrast macht sie fassbarer. Und es beginnt ein emotionales, nicht hörbares Orchester in ihrem Herzen: Das ist so ein Moment, wie ihn alle großen Weisheitslehrer immer wieder als Appell und Rat versuchen zu benennen: Glück ist da und dann, wo und wenn man nicht auf etwas wartet, ist im Hier und Jetzt.
„Das Glück liegt nicht in der Zukunft, es liegt im Moment.“
