Handelszeitung: Angst um die Provisionen

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Politik & Unternehmen | 11

handelszeitung | Nr. 21 | 21. Mai 2015

Angst um die Provisionen

A

pascal meisser

rtan Rushiti lässt keinen Zweifel offen, was er von Knip hält: «Das ist hinterlis­ tig, was ihr macht! Jemand hat die ganze Arbeit ge­ macht und ihr nehmt einfach die Cour­ tage weg. Das ist nicht fair!», schreibt ­Rushiti in einem Facebook-Beitrag. Der gelernte Automatiker ist seit September 2013 als selbstständiger Versicherungs­ makler unterwegs. Ausgerechnet wegen des Zürcher Startups sieht er nun sein Ge­ schäftsmodell – Provision gegen Vermitt­ lung von Versicherungen – akut gefährdet. Rushiti ist nicht der Einzige. Auch ­andere Makler laufen auf Social-Media-­ Kanälen Sturm gegen Knip. Dennoch ­gewinnt Knip Tag für Tag Hunderte von neuen Kunden und gehört bereits heute, elf Monate nach dem Start, mit mehreren tausend Versicherten zu den grössten un­

tal, wo Bernegger als Partner agiert, ist auch Nicolas Berg mit seinem InvestmentVehikel Redalpine investiert. Damit ist Knip für Bernegger ein Paradebeispiel für die Schweizer Fintech-Szene. Ende Mai will Knip zum nächsten Sprung ansetzen und Deutschland er­ obern. Die Zeit drängt, denn dort ist mit Safe bereits ein Versicherungs-App-­ Anbieter unterwegs, der ebenfalls einen potenten Investor hinter sich weiss – den

Internet-Inkubator Rocket Internet der Zalando-Gründer-Brüder Samwer. Die Büros in Berlin sind bezogen, fast täglich werden neue Mitarbeiter angestellt, mit rund einem Viertel der 200 grössten Versi­ cherungsgesellschaften konnte Knip eine Zusammenarbeit vereinbaren. Nach den Erfahrungen in der Schweiz ist das Unter­ nehmen auch in Deutschland darauf vor­ bereitet, dass sich die Maklergemeinde gegen die neue Konkurrenz wehren wird.

Digitale Erfolgsstory

Knip gehört zu den wenigen Schweizer Startups, die in den vergangenen Monaten Arbeitsplätze geschaffen haben. Seit dem Start im Herbst 2013 hat sich die Mitarbeiterzahl von 2 auf 50 erhöht.

abhängigen Versicherungsmaklern in der Schweiz. Doch damit nicht genug: Ende dieses Monats will Knip auch den deut­ schen Versicherungsmarkt umkrempeln. Hinter Knip stehen die zwei Gründer Dennis Just und Christina Kehl – sowie eine simple Idee. Die Versicherungspoli­ cen sollen nicht in einem dicken Bundes­ ordner, sondern digital und übersichtlich in einer Smartphone-App abgelegt wer­ den können. So hat der Nutzer unterwegs bei einem Schadenfall nicht nur die Police gleich zur Hand, sondern kann das Un­ glück per Knopfdruck auch gleich dem entsprechenden Schadencenter melden. Zusätzlich kann er sich auf eigenen Wunsch auch von Knip-Beratern in Versi­ cherungsfragen beraten lassen.

Alle grossen Versicherer an Bord Die Eigenart des Schweizer Versiche­ rungsmarkts will es, dass nur jemand die Policen verwalten kann, der vom Kunden ein sogenanntes Brokermandat erhält. Damit ermächtigt der Kunde den Inter­ mediär, mit den jeweiligen Versicherun­ gen zusammenzuarbeiten. Bei einem ­Zusammenarbeitsvertrag wird der Makler vom Versicherer mit Abschlussprovisio­ nen und Bestandescourtagen entschädigt. Nun will auch Knip einen Teil dieses Milliardenmarkts für sich beanspruchen. «Im Gegensatz zur Mehrheit der Makler, die im Auftrag bestimmter Versicherun­ gen handeln, sind wir unabhängig», sagt Mitgründerin Kehl. Knip arbeitet mit allen grossen Versicherungsunternehmen zu­ sammen, von Helsana über Swiss Life bis hin zu Zurich. Rückendeckung erhält das Jungunter­ nehmen auch von prominenter Investo­ renseite. «Knip ist eines der herausragen­ den Schweizer Startups der vergangenen zehn Jahre. Das Management arbeitet sehr professionell, die Wachstumsstrategie ist sehr aggressiv und sie schafften es, von Anfang an wichtige Risikokapitalgeber an Bord zu holen», sagt der Schweizer WebUnternehmer und Fintech-Investor Marc P. Bernegger. Neben Orange Growth Capi­

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zvg

Knip Das Zürcher Startup krempelt mit seiner App das Geschäft mit Versicherungen um – zum grossen Ärger der Makler.

Knip-Mitgründerin Christina Kehl: Den Versicherungsmarkt digitalisieren.

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