Handelszeitung: Mit besten Referenzen

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6 | Politik & Unternehmen

Mit besten Referenzen

Number26 Der Schweizer Starinvestor Daniel S. Aegerter setzt auf ein deutsches Finanz-Startup. Die Firma will mit ihrer App bald die Schweiz erobern.

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eine Unterschrift ist ein Ritterschlag für jedes Jungunternehmen. Der US-Investor Peter Thiel ist einer der weltweit prominentesten Kapitalgeber für Startups. Er gehörte zu den ersten Investoren beim Bezahldienst PayPal und war bei Facebook dabei. Nun hat sein Fonds beim deutschen Finanz-Startup Number26 investiert. Thiel hat die letzte Investitionsrunde über 10 Millionen Euro nicht alleine gestemmt. Mit ihm ist der Schweizer ­Unternehmer Daniel S. Aegerter eingestiegen. Aegerter ist in der Schweiz nur ­In­sidern bekannt, obwohl er mit der Übernahme von Tradex durch Ariba bei einem der grössten Firmenverkäufe der IT-Geschichte mit von der Partie war. Gemeinsam setzen sie nun auf Number26. Das Berliner Unternehmen von Firmenchef Valentin Stalf hat ein Bankkonto entwickelt, das komplett auf dem Smartphone bedienbar ist. Die Firma hat ihr Angebot vor kurzem in Deutschland und Österreich lanciert. Bald soll die Schweiz hinzukommen.

Starkes Wachstum in Europa Das Investment der beiden Schwergewichte ist ein klares Zeichen: Es herrscht Goldgräberstimmung in der Finanztechanzeige

FRANZ GRÜNEWALD

Jorgos Brouzos

«Das Smartphone ist die Bankfiliale der Zukunft.» Valentin Stalf Firmenchef Number26

nologie. Allein im letzten Jahr wurden laut Beratungshaus Accenture weltweit 12 Milliarden Dollar in den Bereich investiert – ein Wachstum von mehr als 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders stark wächst das Segment in Europa. Zahlreiche Jungunternehmen wittern die Chance, mit neuen Angeboten das traditionelle Banking aufzumischen. Num-

ber26 will nichts weniger als das Banking per Smartphone ermöglichen. Die Kunden eröffnen in weniger als 10 Minuten ihr Konto auf dem Smartphone, zwei Tage später wird die Karte zugeschickt und sie können damit bezahlen. Die Nutzung des Kontos läuft dann komplett am Handy ab. Das Produkt ist für den Kunden kostenlos, Geld verdient die Firma mit einer kleinen Händlergebühr, wenn mit der App bezahlt wird. «Das Smartphone ist die Bankfiliale der Zukunft», so Stalf. Das Produkt ist einfach gehalten. Mit der App lässt sich eine Zahlkarte sperren und sie informiert via Mitteilung auf den Bildschirm über den Kartenumsatz. Die App wurde im Januar in Deutschland und Österreich lanciert. Schon besitzen mehr als 10 000 Kunden ein Konto. Rund 200 Konten kommen pro Tag hinzu. «Das ist eine ganz gute Zahl für die ersten paar Monate», so Stalf. Der Start schlug hohe Wellen. Technologieportale wie TechCrunch aus den USA berichteten über das Startup. Die Me­­dien­ präsenz weckte das Interesse von Geldgebern. «Viele potenzielle Investoren sind auf uns zugekommen, darunter auch der Fonds von Peter Thiel», so Number26-­ Firmenchef Stalf. Thiel war bereits bei ­einigen Unternehmen mit dabei, die das Internet veränderten: PayPal hat das Bezahlen im Web vereinfacht und Facebook ist der Inbegriff des Sozialen Me­diums.

Daniel S. Aegerter Investor I Seine Karriere startete Aegerter (45) als Stift beim Schweizerischen Bankverein. Er importierte mit Dynabit AppleGeräte in die Schweiz. Später gründete er Tradex Technologies. Die Firma wurde im Jahr 2000 für 5,6 Milliarden Dollar von Ariba gekauft. Heute steht Aegerter seinem Family Office Armada Investment vor. Sein Vermögen wird auf Hunderte Millionen Franken geschätzt.

Seine Nase hat Thiel reich gemacht. Heute besitzt er laut Schätzungen ein Vermögen von mehr als 2 Milliarden Dollar. Für Num­­ber26 sei Thiels Fonds VC Valar Venture der ideale Investor. «Der Hintergrund und die Erfahrung des Teams sind grossartig für eine junge Technologiefirma aus dem Zahlungsbereich», so Stalf. Das Investment von Peter Thiel habe die Grün-

der bestärkt, auf dem richtigen Weg zu sein. Und es sei auch ein Zeichen dafür, dass sich die Welt des Banking verändere. Thiel ist nicht der einzige prominente Investor. In derselben Runde hat sich Daniel S. Aegerter an Number26 beteiligt. Er ist Gründer und Inhaber der Armada Investment Group. Der Selfmademan legte den Grundstein für seine Karriere in der «Stifti», als er mit seiner Firma Dynabit Apple-Zubehör in die Schweiz importierte. Daraus entstand die Softwarefirma Tradex Technologies. Sie entwickelte Mitte der 1990er-Jahre die ersten Lösungen für Internetshops. Ein Geschäft mit Potenzial. Tradex Technologies wurde vor dem Platzen der Internetblase für 5,6 Milliarden Dollar von der IT-Firma Ariba aus den USA übernommen. Ariba selbst ging 2012 für 4,3 Milliarden Dollar im deutschen


Fotos: Karl-Heinz Hug; Bloomberg/Montage HZ

handelszeitung | Nr. 18 | 30. April 2015

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Generation y

Chefs vermisst Olivia kühni

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Peter Thiel

Softwarekonzern SAP auf. Wie hoch die und Aegerter sind nicht die einzigen Bevon Aegerter investierte Summe ist, lässt zugspunkte von Number26 zur Schweiz. sich Stalf nicht entlocken. Firmenchef Stalf kennt das «Daniel S. Aegerter hat einen Land aus eigener Erfahsignifikanten Betrag invesrung. Der Österreicher hat tiert», so Stalf. Es sei eine bean der HSG in St. Gallen stuachtliche Summe für eine diert. Da ist es nur konseMilliarden Dollar Privatperson. Die Gründer quent, dass die Firma mit erhoffen sich von Aegerter wurden 2014 weltweit einem Markteintritt liebäuin Fintech investiert. nicht nur Kapital, sondern sie gelt. «Der Schweizer Markt wollen von seiner Erfahrung ist spannend für uns», so profitieren. «Er ist ein erfahrener Unter- Stalf. Die Schweizer zahlen seiner Ansicht nehmer, das ist wichtig für uns», so Stalf. nach zu viel für ihr Konto – und könnten Aegerter ist nicht der einzige Schwei- deshalb für Number26 empfänglich sein. zer Investor. Auch der Zürcher VentureFonds Redalpine hat in die Firma inves- Die Schweiz im Visier Einen konkreten Zeitplan für einen tiert. Daneben ist Redalpine auch in das Rapperswiler Buchhaltungs-Startup Ea- Markteintritt in die Schweiz gibt es aber sys und die Zürcher Versicherungs-App noch nicht. «Es kann sein, dass wir innerKnip investiert. Die Geldgeber Redalpine halb der nächsten sechs Monate in der

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Sicht besteht insbesondere bei Digital Natives und Millenials eine grosse Nachfrage nach einer mobilen Banklösung wie Number26.» Bernegger kennt zwar vergleichbare Projekte in der Schweiz, allerdings seien diese noch nicht spruchreif und technologisch nicht so ausgereift.

Schweizer Fintech im Verzug An der Finance-2.0-Konferenz, die in wenigen Tagen in Zürich stattfindet, werden sich sechs Schweizer Jungunternehmen präsentieren. Auf der internationalen Landkarte der Finanz-Startups ist die Schweiz aber ein kleiner Fleck. «Bezüglich Fintech hinkt die Schweiz Ländern wie Deutschland oder England deutlich hinterher», so Bernegger. Die aktuellsten Entwicklungen stimmen ihn zuversichtlich, dass die Schweiz aufholen wird. Bis es so weit ist, werden Unternehmen wie Number26 die Erneuerung im Bankensektor vorantreiben. «Ich glaube, dass Innovation im Banking nicht aus den Schweiz starten», so Stalf. Die Vorschrif- Banken entstehen kann», so Stalf. Denn ten erfülle Number26 bereits. es sind grosse Konzerne, die auf sehr Doch sind sich Branchenkenner nicht ­alten Technologien aufbauen und sich einig, ob das Angebot ein Erfolg wird. schwer mit der neuen Dynamik tun. Sein Schweizer sind oft zurückhaltend, wenn Anspruch ist ein anderer: «Wir wollen es um die Nutzung von neuen Finanz- eine Alternative zu den traditionellen dienstleistungen geht. Marc P. Ber­n­egger, Banken sein.» Darauf setzen auch die InUnternehmer und Initiant der Finance-­ vestoren Aegerter und Thiel. Sie hatten 2.0-Konferenz, sagt aber: «Aus meiner schon öfters ein gutes Gespür. Investor II US-Bürger Peter Thiel (47) war Mitgründer des Bezahldienstes PayPal. 2002 ging PayPal an die Börse und wurde vom Auktionshaus Ebay übernommen. Thiel gründete mit dem Erlös von 55 Millionen Dollar einen Hedgefonds und investierte in Facebook. Heute wird sein Vermögen auf über ­ 2 Milliarden Dollar geschätzt. Thiel engagiert sich politisch und spielt sehr gut Schach.

anches, vermute ich, ändert sich nie. Man spricht in Zeiten vermeintlich totaler Transparenz nur ehrlicher darüber. Zum Beispiel, dass eine Karriere in einem Grossunternehmen nicht unbedingt lässig ist, sondern vor allem gut bezahlt. Sie wissen das, liebe Leser, nicht wahr? Diese Woche traf ich den Chef eines Schweizer Industrieunternehmens. Wir redeten über dies und das. Und dann sagte er mir: Sie hätten allergrösste Mühe, Nachwuchs für Führungsposten zu finden. Von den Jungen wolle keiner – alle nur interessiert an begrenzten Projekten, die Zeit für Selbstständigkeit, Familie, den Jakobsweg oder was auch immer ­lassen. Wo sollen wir denn, fragte er mich, unsere Chefs herbekommen? Immer die Gleichen, und nicht unbedingt die charakterstärksten, hielten, wenn es ums Eingemachte ging, die Hände hoch. Ich weiss das natürlich auch nicht. Ich finde die Prioritäten dieser Pflichtverweigerer persönlich sehr richtig. Und bin überzeugt, wäre es sozial akzeptierter und finanziell möglich gewesen, hätte sich schon früher manch einer so entschieden. Lustig ist ja, dass man jetzt den Frauen das Blaue vom Himmel verspricht, damit die wenigstens nachrücken, pflichtbewusst, wie sie sind. Aber nun denn, so läuft es halt. Vermutlich schon immer. olivia.kuehni@handelszeitung.ch


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