Wirtschaft kompakt Nr. 2 / 2016

Page 21

Anzeige

Blick über den Tellerrand ie Fantasie ist die Königin der Kochrezepte – so sagt man. Um die Fantasie zu nähren, schadet es nicht, einen Blick über den Tellerrand zu wagen. Ideen sammeln, die Kreativität testen, von anderen lernen, mit Leidenschaft dabei sein. Und das gleich von Beginn an. Die Ausbildung zum Koch ist kein Zuckerschlecken, erfordert das Lernen von Basiswissen und im Idealfall den Mut, neue Wege zu gehen. Für André Piller und Tjark Rösing, die ihre Ausbildung zum Koch bei der Bildungsnetzwerk Magdeburg gGmbH in der Villa Böckelmann in Ottersleben absolvieren, gehört das jedenfalls dazu. „Hier in der Villa absolvieren wir unsere Ausbildung in einem verhältnismäßig kleinen Rahmen – da herrschen fast schon familiäre Verhältnisse“, meint Tjark Rösing. Das bringe nicht immer nur Vorteile mit sich. „Generell sollte man bedenken, dass es nicht leicht ist, die Ausbildung abzuschließen. Da reicht es eben nicht, wenn man zu Hause mal gerne kocht“, ergänzt André Piller. „Man braucht viel Leidenschaft. Die Arbeitszeiten können recht wechselhaft sein. Und es ist eben auch körperlich anstrengend.“ Um herauszufinden, ob Koch der richtige Beruf ist, sei es am besten, vor der Ausbildung ein Praktikum zu absolvieren, sind sich die beiden einig. Und sie wissen, wovon sie reden. Denn eigentlich hatten die jungen Männer einen anderen Plan. Tjark – der 25-Jährige stammt aus Bremen – hatte sich zunächst Richtung Wirtschaft orientiert und ein Studium in Magdeburg begonnen. André, 28 Jahre alt, aus Waren (Müritz), hatte sich ebenfalls für ein Studium entschieden. Doch Maschinenbau war dann doch nicht das richtige für ihn. Also begab er sich auf die Suche nach einer anderen Aufgabe. „Und weil ich so gern koche, habe ich hier in der Villa ein Praktikum gemacht und anschließend mit der Ausbildung begonnen, weil ich – trotz der Anstrengungen, die das Arbeiten in einer Küche mit sich bringen – viel Spaß hatte“, sagt der 28-Jährige. Seinem drei Jahre jüngeren Kollegen erging es ähnlich. „Allerdings begann ich meine Ausbildung im Maritim und wechselte dann in die Villa“, erklärt Tjark. Die Ausbildung zum Koch ist nach dem dualen System angelegt. Theorie in der Berufsschule und Praxis, die natürlich auf die Theorie aufbauen sollte, in einer gastronomischen Einrichtung. „In einer großen Einrichtung wie dem Maritim durchläuft man mehrere Bereiche. Dadurch bekommt man zwar überall einen guten Einblick, es führt aber dazu, dass man bei einer Einteilung in den Servicebereich die Küche zwei Monate lang nicht sieht.“ In der Villa Böckelmann gehe es anders zu. „Hier sind wir Mädchen für alles“, sagt

D

André Piller (li.) und Tjark Rösing (re.) absolvieren ihre Ausbildung zum Koch bei Leo Pilz in der Villa Böckelmann, einem Bildungs- und Tagungshaus am südöstlichen Stadtrand von Magdeburg.

Foto: Peter Gercke

André und lacht. „Das bringt viel Abwechslung und Herausforderungen mit sich.“ Als familiär hatte Tjark die Atmosphäre eingangs bezeichnet. Das sei auch daran spürbar, dass die Bindung zu den Kunden besser ist. „Wir haben hier persönlichen Kontakt zu unseren Gästen und bekommen dadurch ein hilfreiches Feedback“, so Tjark. Das ist jedoch nicht der einzige Vorteil, den der 25-Jährige an seiner Koch-Ausbildung in der Villa Böckelmann schätzt. „Wir werden hier gefordert und gefördert. Man lässt uns bei der Arbeit in der Küche unseren Freiraum – wir können uns ausprobieren, zahlreiche Erfahrungen sammeln – und das nicht nur in diesem Haus, sondern auch bei Kochwettbewerben. Und das Bildungsnetzwerk ermöglicht es uns im Rahmen diverser Programme, wie etwa ‚Leonardo da Vinci‘ oder ‚Erasmus+‘, bei mehrwöchigen Aufenthalten im Ausland ein anderes Arbeiten kennenzulernen.“ In Frankreich zum Beispiel, in der Türkei und in Schweden haben die beiden während ihrer Ausbildung gearbeitet. Diese Erfahrungen seien wichtig, um den eigenen Stil zu finden. „Und es sind besondere Erlebnisse, weil die Menschen in jedem Land eine andere Einstellung zum Essen und zur Zubereitung des Essens haben“, meint André und Tjark ergänzt: „Die Franzosen sind Genießer – ganz im Gegensatz zu den Deutschen, die oft essen, weil sie Hunger haben. Das zeigt sich auch daran, dass die Deutschen etwa elf Prozent ihres Bruttolohns für Essen ausgeben und die Franzosen etwa drei Mal so viel. Und in etlichen Ländern hat man auch eine respektvollere Einstellung zum Beruf des Kochs, was sich natürlich in der Bezahlung niederschlägt.“ Daher wollen die beiden auch – nachdem sie alle Phasen ihrer Ausbildung durchlaufen und die Prüfungen bestanden haben – ihr kulinarisches Können mit weiteren Blicken über den deutschen Tellerrand verfeinern.

Kochen lernen ist mehr als nur das Abarbeiten von Rezepten... von Tina Heinz

Villa Böckelmann Bildungsnetzwerk Magdeburg gGmbH Lüttgen-Ottersleben 18a 39116 Magdeburg Telefon: 0391 / 63 60 18 0 www.bildungsnetzwerkmagdeburg.de


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Wirtschaft kompakt Nr. 2 / 2016 by MAGDEBURG KOMPAKT - Issuu