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3-2015
SPEZIAL
MAGDEBURG KOMPAKT
Am besten hilft ein unbeteiligter Dritter
W
enn zwei sich streiten, freut sich bei weitem nicht der Dritte – zumindest, wenn es sich um Eltern und ihr Kind handelt. Das steht nicht selten zwischen den Fronten und leidet. Wird gefühlsmäßig zerrieben von den Konflikten der Eltern, die für das Leiden oft nur den anderen Partner verantwortlich machen. Im verbitterten Trennungsstreit gelten keine Argumente mehr, sie können die geistigen Mauern nicht durchdringen, mit denen sich die Betroffenen umgeben. Für Kinder ist es fatal, wenn Mutter und Vater so aufeinander losgehen. Nicht mehr miteinander reden können. „Sie verlieren ihre elterliche Kompetenz“, sagt Ines Lubecki, Familienrichterin am Amtsgericht und seit 2006 als Mediatorin tätig, in der Funktion eines Güterichters. Diese Art der Schlichtung wurde 2006 als Projekt begonnen und ist mittlerweile gesetzlich verankert (Paragraph 278, Absatz 5 der Zivilprozessordnung, Gütliche Streitbeilegung). Zumeist verweist ein/e Richter/in das betreffende Paar zu Güterichter/in bzw. Mediator/in. Wie an Ines Lubecki in der Familienabteilung. Wobei sie als Familienrichterin nur bei Paaren die Mediation übernehmen darf, über die sie nicht gerichtlich zu entscheiden hat. Die Mediation dient dazu, eine gütliche Einigung zwischen den Eltern zu erreichen – auch und gerade zum Wohle der betroffenen Kinder. Denn oft geht es um das Sorge- und Umgangsrecht, erklärt Ines Lubecki. Mediation spart Nerven, Zeit und Kosten, vor allem aber kann sie verstrittene Paare wieder auf ein gemeinsames Gesprächsniveau bringen. „Aus welchen Gründen auch immer, sind die Fronten so verhärtet, dass die Worte des anderen abprallen, ohne gehört zu werden“, weiß Lubecki. Sie sieht ihre Aufgabe darin, diese Fronten aufzubrechen. Manchmal genüge es schon, die Sätze des
Wenn Eltern sich im Streit trennen, leiden ihre Kinder. Mediatoren können helfen. Von Birgit Ahlert Hilfsangebote ... unabhängig von der Mediation am Amtsgericht gibt es bei freiberuflichen Paar- und Lebensberatern in der Stadt sowie bei den offiziellen Beratungsstellen: • Pro Familia, Lübecker Straße 24, Tel. 0391/ 2 52 41 33 • psychologische Erziehungs- und Familienberatungsstelle des Jugendamtes, Kroatenwuhne 1, Tel. 0391/ 6 07 49 80 • Erziehungsberatung der Stadtmission, Leibnizstraße 4, Tel. 0391/ 5 32 49 13 • Ehe/Familie/Lebens- und Erziehungsberatung der Caritas, Am Charlottentor 31, Vermittlung Tel. 0391 / 818 58 57 • Mediation: Landesverband Sachsen-Anhalt, Harnackstr. 5, Tel. 0391/ 6 11 66 84 www.mediatorenverband.net
anderen freundlich zu wiederholen, ist ihre Erfahrung. Sie werden dann unvoreingenommener gehört, und die angesprochene Person ist eher bereit, darüber nachzudenken. Argumente des anderen zuzulassen. Eltern bekommen ihre Handlungsfähigkeit zurück. Die ist zuvor häufig blockiert, nicht zuletzt weil sich die ehemaligen Partner in unterschiedlichen Handlungsphasen befinden: Wer verlassen wird, hat es naturgemäß schwerer, ist zumeist tiefer verletzt. Der andere hatte zuvor Zeit, über die Situation und sein Handeln nachzudenken, ist vorbereitet. Schon allein das birgt Streitpotenzial. Durch die Mediation sollen beide wieder „gemeinsame Augenhöhe“ erreichen. Und vor allem Vertrauen aufbauen, auch wieder zueinander. Dann können Argumente ausgetauscht, Bedürfnisse besprochen und Interessen berücksichtigt werden. Ebenso die unterschiedlichen Auffassungen. So fühlen sich Väter oft gegängelt, wenn es um festzulegende Regeln geht. Diese sind aber wichtig für den Umgang, auch um Kindern Halt zu geben. Mediatoren entscheiden nicht. Sie bieten Entscheidungshilfen und versuchen, die Streitpartner auf einen gemeinsamen Weg zu bringen. Sie entwickeln Optionen. Die Entscheidungen obliegen den (Streit)Parteien. Wichtig ist, dass diese bereit sind, das Verfahren durchzuführen, um zu einer gütlichen Einigung zu kommen. Das muss nicht unbedingt am Gericht geschehen, betont Ines Lubecki. Ihr Rat: Wenn Eltern nicht weiter wissen, kann ein unbeteiligter Dritter helfen. In der Landeshauptstadt gibt es sowohl offizielle Beratungsstellen wie Pro Familia, Erziehungsberatungen von Jugendamt, Caritas oder Stadtmission als auch zahlreiche Paar- und Lebensberater bzw. -Therapeuten. Auskünfte vermittelt auch der MediatorenLandesverband Sachsen-Anhalt oder der Deutsche Familienverband Sachsen-Anhalt.