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MAYR-MELNHOF HOLZ

150 MILLIONEN

FÜR EINEN WACHSTUMSMARKT

CEO Richard Stralz blickt für die Mayr-Melnhof Holz Gruppe in die Zukunft: Holz wird als Baumaterial und Werkstoff im Kampf gegen den Klimawandel immer wichtiger. Darauf antwortet die Unternehmensgruppe mit einem Investitionsprojekt in Millionenhöhe.

FOTO: SABINE HOFFMANN

Brettsperrholz ist der Baustoff der Zukunft. Die Vorteile des Produkts für den Holzbau und sein Beitrag zum aktiven Klimaschutz sprechen für sich. Mit der Errichtung eines neuen Brettsperrholzwerks in Leoben wird die Produktionskapazität von 80.000 Kubikmeter auf 200.000 Kubikmeter pro Jahr ausgebaut.

Ab wann planen Sie, mit dem neuen Brettsperrholzwerk in Vollbetrieb zu gehen?

Richard Stralz: Ende 2022 werden die ersten Maschinentests durchgeführt, im zweiten Quartal 2023 läuft die Produktion. Wir haben Ende Mai mit den Bauarbeiten für dieses größte Investitionsprojekt in der Geschichte der Mayr-Melnhof Holz Gruppe begonnen. 150 Millionen Euro investieren wir in das Brettsperrholzwerk, ein Hochleistungsnachsortier- und Hobelwerk sowie ein vollautomatisiertes Hochregallager für die Schnittholzlagerung. Mit der Investition schaffen wir rund 50 neue Arbeitsplätze.

Angesichts des aktuellen Arbeitskräftemangels – wie zuversichtlich sind Sie, diese neuen Arbeitsplätze auch besetzen zu können?

Wir sind zuversichtlich, weil wir spannende Green Jobs in der Holzbranche anbieten. Wir suchen Personen, die die hochtechnologischen Anlagen bedienen werden, also einschlägig ausgebildete Fachkräfte wie Holztechniker, Zimmerer, Mechatroniker sowie HTLAbsolventen mit Schwerpunkt Industrielogistik oder Maschinenbau. Zudem Personen für die Arbeitsvorbereitung, die die übergreifende Planung ausgehend von Kundenaufträgen über alle Fertigungsstufen bis zur Beplanung des Hobel- und Sortierwerks verantworten. Schlosser, Elektriker, Produktionsmitarbeiter etc. und talentierte junge Menschen, die wir auf dem Weg zu Profis in einem Fachbereich ausbilden, werden zukünftig unser Team verstärken und unser Unternehmen mitgestalten.

Was ist Brettsperrholz überhaupt und welche Vorteile hat es als Baumaterial?

Brettsperrholz, auch bekannt als CLT oder Cross Laminated Timber, ist ein massives Holzbauelement. Hergestellt wird es aus Schnittholz, welches in mehreren Lagen kreuzweise übereinandergelegt und dauerhaft miteinander verklebt wird. Das Ergebnis sind massive Holzplatten für Decken, Wände oder Dachkonstruktionen. Der Kreuzlagen-Aufbau sorgt für formstabile und steife Bauteile, die ausgezeichnete statische und bauphysikalische Eigenschaften haben. Mit Brettsperrholz können Gebäude mit bis zu sechs Geschossen und teils sogar mehr vollständig aus Holz errichtet werden. Ein- und Mehrfamilienhäuser, Freizeitanlagen, Kindergärten, Pflegeheime, Hotels und ähnliches oder auch Gebäudeaufstockungen können einfach realisiert werden. „MM crosslam“ ist der Markenname für das Brettsperrholzprodukt von Mayr-Melnhof Holz.

Weshalb ist Brettsperrholz „der“ Zukunftsbaustoff?

Es geht im Kampf gegen den Klimawandel ja um unsere Zukunft, um die unserer Kinder und Enkel. Brettsperrholz ist – wie alle Produkte aus Holz – ein CO2-neutrales Baumaterial und recycelbar. Das heißt, es speichert temporär den Kohlenstoff. In Zahlen: Ein Kubikmeter Holz speichert rund 1 Tonne CO2. Damit wirken Holzprodukte wie ein zweiter Wald, und das über viele Jahrzehnte. Holzbauprodukte können heute in vielen Fällen herkömmliche, CO2-intensive, Baumaterialien wie Beton und Stahl ersetzen, die bereits bei ihrer Herstellung und ihrem Transport zum Bauplatz einen wesentlich höheren ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Das Holz für unsere Produkte wird zum Großteil in unseren steirischen Wäldern geerntet, ist PEFC-zertifiziert und damit nachgewiesen nachhaltig.

„Es geht im Kampf gegen den Klimawandel ja um unsere Zukunft, um die unserer Kinder und Enkel.“

RICHARD STRALZ

CEO Mayr Melnhof Holz Holding AG

TEXT: MARKUS SEUNIG

Vom Sägewerk zum Holzriesen

Gegründet im 19. Jahrhundert, ist die „Mayr-Melnhof Holz Holding AG“ heute eine international tätige Unternehmensgruppe mit sieben Standorten und gehört zu den Marktführern in der europäischen Holzbranche. In Leoben-Göß investieren die Obersteirer nun 150 Millionen Euro in ein – dem neuesten Stand der Technik entsprechendes – Brettsperrholzwerk.

Mayr-Melnhof Holz ist seit über 170 Jahren tief im „Waldland Steiermark“ verwurzelt. Und das soll sich auch nicht ändern: Der Spatenstich ist erfolgt, die Baumaschinen haben Hochbetrieb. Im Leobener Ortsteil Göß, am Stammsitz der Unternehmensgruppe, entsteht ein hochmodernes Brettsperrholzwerk – eine 150-Millionen-Euro-Investition in die Zukunft. Ein sichtbares Zeichen für den Klimaschutz, für die Herstellung ökologischer und nachhaltiger Baumaterialien und ein klares Bekenntnis zum Standort. Holz ist das Zukunftsmaterial am Bau. Regionalität, die langfristige Speicherung von Kohlenstoff, das angenehme Raumklima sowie die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten als Bau- und Werkstoff sprechen für den Einsatz von Holz.

INNOVATION IN DER DNA

Der wirtschaftliche Aufstieg der Familie Mayr-Melnhof begann in der Bergbaustadt Leoben. Im Jahrhundert der Industrialisierung wurde aus Hammerwerken und Bergwerksbetrieben ein beachtlicher Unternehmenskomplex aufgebaut. Im Jahr 1872 wurde eine richtungsweisende Entscheidung getroffen: der Verkauf der Unternehmen und die Investition in die Forstbewirtschaftung. Noch heute ist die Familie Mayr-Melnhof der größte private Waldbesitzer Österreichs. Der Zeitpunkt war günstig gewählt: Im Folgejahr löste der Wiener Börsenkrach eine schwere Wirtschaftskrise aus.

Die Mayr-Melnhofs steuerten ihre Familienunternehmen in den Sektoren Land- und Forstwirtschaft, Industrie, Holzverarbeitung und Bergbau durch zwei Weltkriege, die turbulente Zwischenkriegszeit und die Aufbaujahre nach 1945. 1951 konzentrierte man die Sägewerksaktivitäten in Leoben. Am erfolgreichen Neustart hatte die US-amerikanische Unterstützung in Form des „Marshall-Plans“ erheblichen Anteil. Die mitunter aus diesen Mitteln finanzierte Modernisierung und der Ausbau des Sägewerks in Göß (das damals größte seiner Art in Österreich) wurde 1953 in Betrieb genommen. Von den gewaltigen Effizienzsteigerungen durch technische Neuerungen und Ausbaumaßnahmen zeugt die Entwicklung der verarbeiteten Holzmenge. In den folgenden 50 Jahren konnte die Einschnittmenge von 80.000 auf über 1 Million Festmeter Rundholz im Jahr 2002 gesteigert werden. Das im familieneigenen Forstbetrieb geerntete Holz reicht dafür längst nicht mehr aus, es deckt den Bedarf zu knapp 10 Prozent.

EXPANSIONSKURS

Die staatlichen Österreichischen Bundesforste (ÖBf), ein wichtiger Zulieferer, beteiligten sich im Jahr 2000 mit 25 Prozent bei Mayr-Melnhof Holz. Mit dem Kauf von „Systemholz“ in Gaishorn startete im Folgejahr eine ehrgeizige Expansion. Das Produktportfolio wurde über Schnittholz hinaus auf die Weiterverarbeitung von Holz zu Brettschichtholz ausgedehnt. Neue Großsägewerke wurden 2003/04 in Paskov (Tschechien) und 2006–2009 in Efimovskij (Russland) errichtet. 2008 begann das Unternehmen mit der Produktion von Brettsperrholz in Gaishorn. Die Übernahme der sechs Werke der „Stallinger-Kaufmann-Gruppe“, ebenfalls im Jahr 2008, fiel mit dem Ausbruch der Weltwirtschafts- und Finanzkrise zusammen. Das schwierige wirtschaftliche Umfeld hinterließ Spuren in der Bilanz und nur durch zusätzliche Finanzierungen der Eigentümerfamilie konnte im Jahr 2012 das Schlimmste verhindert werden. Das Vertrauen in das Unternehmen hat sich gelohnt, seit 2013 werden jährlich bessere Ergebnisse erzielt. Nach vielen Umstrukturierungen und dem Rückerwerb der Anteile der ÖBf sind nunmehr die Zeichen auf Expansion gestellt. 2018 wurde mit dem Erwerb der deutschen „Hüttemann-Gruppe“ der erste Schritt gesetzt. Das Unternehmen beschäftigt rund 2.000 MitarbeiterInnen. Umsatz und Mitarbeiterzahl sollen mit dem neuen Brettsperrholzwerk weiter gesteigert werden.

TIMELINE

1850

Gründung des Unternehmens

1953

Neuerrichtung des Sägewerks Göß mit finanzieller Unterstützung aus dem „Marshall-Plan“

1958

Reorganisation der Familienbetriebe mit der Gründung der „Franz Mayr- Melnhof’schen Industrie Holding GesmbH“

2000

Einstieg der ÖBf und Beginn der Expansion im In- und Ausland

© MARIJA KANIZAJ, KLAUS MORGENSTERN, KOLLER, KRALL, ARANCINO, HIEBLER, HUBMANN, MMHOLZ ARCHIV, BEIGESTELLT Vor rund 170 Jahren gegründet, beschäftigt die Mayr-Melnhof Holz Holding heute rund 2.000 MitarbeiterInnen.

2008

Übernahme der „StallingerKaufmann-Gruppe“

2014

Rückkauf der ÖBf-Anteile und Konsolidierung des Unternehmens

2018

Übernahme der „Hüttemann-Gruppe“

2021

Spatenstich für ein hochmodernes Brettsperrholzwerk in Leoben-Göß