56 | 22.11.2021 | MUSIK IN DER SCHULE
Nachsitzen für ein Happy End Im Klassenzimmer von Sarah Laupper singen die Kinder Lieder, die ihre Lehrerin selbst geschrieben hat. Und manchmal entwickeln sie die Texte sogar weiter – damit am Ende alles gut kommt. Text: Rahel Schmucki Bilder: Christian Schnur
Sarah Laupper sitzt auf dem Boden ihres Schulzimmers in Zürich Wipkingen. Dicht um sie gedrängt, ihre Chorkinder aus der 1. und 2. Klasse. Sie beginnt an ihrer Gitarre zu zupfen, reisst über der Maske die grossen blauen Augen auf und singt mit einer durchdringenden Stimme: «Pirate, Pirate», und alle Kinder setzen laut ein: «sinder paraaat?». Und bereit sind bei diesem Einsatz alle. Die 35-jährige Primarlehrerin aus dem Glarnerland unterrichtet seit rund sechs Jahren Musik und singt mit den Kindern ihre selbst geschriebenen Lieder. Am Donnerstagnachmittag unterrichtet sie zwei Lektionen lang das Wahlfach Chor, die Kinder kommen freiwillig und opfern dafür ihren freien Nachmittag. Eine Stunde mit 13 Erst- und Zweitklässlern und eine Stunde mit sieben Dritt- und Viertklässlern. «Während meines Gitarrenunterrichts in der Ausbildung, haben mich die meisten Kinderlieder wenig interessiert», erinnert sich Sarah Laupper. Die Melodien seien meist erwartbar, und die Texte zeigten oft eine heile Welt, jeden Tag nur Sonnenschein. «In einem ersten Prak
tikum in einer Schulklasse habe ich für die Kinder ein paar Liedzeilen selber geschrieben und gedichtet. Der Funke ist sofort übergesprungen.» Seither setzt Laupper auf ihre eigenen Lieder. Das Piratenlied zum Beispiel ist zusammen mit weiteren Liedern auch auf CD erschienen. Singen macht müde
«D Sägel lampet, eis Chaos uf de Mäscht. Uf dr Anggerchetti häts es Vogelnäscht. D Famili Holzwurm wohnt z hinderscht am Hegg – ez händs dummerwiis au ds Ruäder entdeggt. Uf dr Reeling tröchned wuchäalti Chleider. Em Kompass fäält, ou, leider au dr Zeiger. Und das gaat ez eifach z wiit, d Schatzcharte isch e Schääreschnitt», singt Sarah Laupper mit den Chorkindern das Piratenlied im Glarner Dialekt weiter. Die Kinder scheinen ihren humorvollen Text zu mögen, singen laut mit und machen zu jedem Satz eine eingeübte Handbewegung. Laupper hüpft samt Gitarre mit, singt und spielt. Nach einer Stunde sind die Kinde r erschöpft, können sich nicht mehr richtig auf die Lieder konzentrieren. Laupper entlässt sie in ihren freien Nachmittag.