Migros-Magazin-46-2020-d-OS

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migros.ch/magazin | MM46, 09.11.2020

Wie geht Sport mit Maske?

Seite 12

Umwelt

Wie die Migros 6921 Tonnen Verpackung einspart Ab Seite 25

Wie Menschen mit Beeinträchtigung ihre Liebe leben Seite 18

Bahn frei Alain Schartner baut Kugelbahnen in Gross und Klein

Bild: Roshan Adhihetty

Seite 60

Wo Hilfe holen, wenn das Kind gemobbt wird?

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6 | 9.11.2020 | MEINE MIGROS

ACH EINFU G TN LEBE

Der MigrosKompass

Die vielseitige Migros-App macht das Einkaufen smart: Man erstellt damit Einkaufslisten, sammelt Cumulus-Punkte und wird auf Aktionen hingewiesen.

Neu lassen sich damit über 6000 Kochrezepte ab­rufen. Den praktischen ­Migros-Kompass gibt es ­gratis im App Store und auf Google Play.

320 000 000 Die Migros-Tochter Elsa Mifroma produziert pro Jahr rund 320 Millionen Becher Joghurt. Spezialisten des ­Unternehmens arbeiten daran, die kleinen Behälter rezyklierbar zu machen.

An dieser Stelle bringen wir ­ öchentlich Bei­spiele dafür, w wie die Migros das Leben der ­Menschen in der Schweiz ein­facher macht.

Brettspiel zum Frauenstimmrecht

Bilder: Andreas Frossard, Getty Images, zVg

Vor 50 Jahren führte die Schweiz das Stimm- und Wahlrecht für Frauen ein. Das witzige Brettspiel «Ab ins Bundeshaus» ist diesem Jubiläum ­ge­widmet. Es lässt uns nacherleben, wie lange der Weg der Schweizerinnen in die Politik war.

Das Migros-Kulturprozent hat die Entwicklung des Spiels unterstützt: abinsbundeshaus.ch

Der Countdown läuft Die kleine Lou ist kurz davor, eine Mini-Weltraumrakete zu starten. Sie besteht aus einer Seite des Migros-Magazins und wird mit Luftdruck angetrieben. Das Foto hat die ­Mutter des Mädchens gemacht: Nora Kühne aus Lostorf SO.

MEINE MIGROS | 9.11.2020 | 7

Umjubelter Tänzer Seine Darbietung war enorm energiegeladen, bisweilen schien er die Gesetze der Schwerkraft aufzuheben: Muhammed Kaltuk gewann den ersten Preis beim ­«Internationalen Solo-­TanzTheater Festival Stuttgart» und setzte sich g­ egen Bewerberinnen und Bewerber aus 48 Ländern durch. Seine Ausbildung hat Kaltuk beim Tanzwerk101 in Zürich ab­ solviert, das zur Klubschule Migros gehört.

Enorme Nachfrage bei Digitec Galaxus Die Migros-Tochter Digitec Galaxus ­erwartet bis Weihnachten mindestens 50 Prozent mehr Bestellungen als im Vorjahr. Wer bis 18 Uhr Produkte bestellt, die an Lager sind, kann mit dem Paket trotzdem schon am nächsten ­Arbeitstag rechnen. Digitec Galaxus ­beschäftigt in der Logistik heute nämlich gut 900 Mitarbeitende. Das sind doppelt so viele wie Ende 2019.

Schicken auch Sie Ihr Migros-­Bild. ­Wird das Foto ab­gedruckt,­gewinnen Sie einen Einkaufs­gutschein im Wert von 50 Franken. ­Teilnahme: www.migmag.ch/blickfang

Rückruf: geschälter Sesam Im Produkt Sesam geschält (400 g) können sich ­Rückstände des Pflanzenschutzmittels Ethylenoxid befinden. Die Rückstände sind potenziell gesundheitsschädlich. Die Migros bittet ihre Kundinnen und ­Kunden, den ­Sesam nicht zu­ kon­ sumieren. Das Produkt kann in jede ­Migros-Filiale zurückgebracht ­werden.

Der Verkaufspreis wird ­zurückerstattet.

8 | 9.11.2020 | AUGENBLICK

13:02 Uhr

Biologischer Quinoa-Anbau in den Anden auf 3653 Metern über Meer, im Hintergrund die riesige Salzwüste Salar de Uyuni. Von hier bezieht die Migros die Pflanzennüsschen, die sich in Europa wachsender Beliebtheit erfreuen. Die Aufnahme ist am 11. April 2018 entstanden.

Bild: Veronique Hoegger

Migros-Moment in Bolivien

AUGENBLICK | 9.11.2020 | 9

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INHALT | 9.11.2020 | 11

38

Dip, Dip, hurra! Brot frisch aus dem Ofen, dazu selbstgemachte Dips, Aufstriche oder ein Chutney: So einfach geht Genuss.

18

INHALT 12 Training mit Maske Schwimmen, Fussball, Joggen: Was ist aktuell noch möglich?

14 Hello from the other side Unsere Familien-Kolumnistin meldet sich aus der Isolation 18 Nur die Liebe zählt Natürlich verlieben sich auch Menschen mit Beeinträchtigung.

Drei Paare erzählen 25 Alles über Verpackung 26 Warum Plastik besser ist als sein Ruf 28 Wie viel uns Abfall und Recycling kosten 30 Unverpackt: So geht ­Offenverkauf in der Migros 33 Wo und wie die Migros 7000 Tonnen Verpackungsmaterial spart

Ursula Weber (rechts) und Ralph Jäger lieben Bahn­reisen – und ­ein­ander. Auf ihren Ausflügen hat das Paar mit Handicap eine ­Beziehung aufgebaut.

38 Brot selber backen 42 Wissensbissen 45 Naheliegender Erfolg So beliebt sind die Produkte «Aus der Region» 47 Migros Bank 48 Die Tücken des Alterns Was tun, wenn man mit Ü40 plötzlich nicht mehr klar sieht?

53 Stadt, Land, Stutz 54 Stop Mobbing Tipps für Eltern, deren Kinder schikaniert werden 60 Der Murmelmeister Alain Schartner ist von Beruf Kugelbahnbauer

Impressum

Adresse Limmatstrasse 152, Postfach 1766, 8031 Zürich Telefon: 0800 84 0848 Kontakt: www.migmag.ch/leser Herausgeber Migros-Genossenschafts-Bund Chefredaktion Franz Ermel (Ltg.), Steve Gaspoz, Rüdi Steiner Auflage/Leserschaft: Beglaubigte Auflage: 1 556 071 Ex. (WEMF 2020) Leserschaft: 2 245 000 (WEMF, MACH Basic 2020-2) Abonnemente: abo@migrosmagazin.ch Tel.: 058 577 13 00 Ausführliches Impressum unter ­migrosmagazin.ch/impressum

Bilder: Renate Wernli, Migusto, Jorma Müller

MIGROS-MAGAZIN vormals: Wir Brückenbauer, Wochenblatt des sozialen Kapitals, Organ des­Migros-Genossenschafts-Bundes, Migrosmagazin.ch

30

DOSSIER VERPACKUNG

Hüllenloses Vergnügen: In der Migros-Filiale in Baden AG kann man seit Neuestem Pasta, Reis und Hülsenfrüchte unverpackt kaufen.

68 Die nächste Generation Die neuen iPhones im Test 71 Wider den Bierernst Martin Walthert von Digitec Galaxus ist «Werber des Jahres» 74 Weder Mann noch Frau Intergeschlechtlichkeit soll kein Tabuthema bleiben: D ­ afür engagiert sich ­Audrey Aegerter, die selbst betroffen ist 78 Ihre Region

Aktionen, Reportagen, News

91 Rätsel und Spiele 94 Meine Welt Mit seinem Container-Studio tourt Sänger Dodo über die Schweizer Alpenpässe

Bild: Attila Csaszar/Getty Images

12 | 9.11.2020 | CORONA

Schwimmen

Schwimmen bleibt oft möglich, vielerorts sind die Hallenbäder geöffnet. Allerdings gilt wie in anderen öffentlichen Räumen Maskenpflicht. Das heisst: ­Tragen Sie die Maske bis zum Beckenrand. Schwimmen kön­ nen Sie dann ohne. Halten Sie dabei jedoch den nötigen Ab­ stand ein und duschen Sie nach dem Baden allenfalls zu Hause.

Hallenbäder haben eigene Schutzkonzepte und beschrän­ ken die Anzahl der Schwim­ merinnen und Schwimmer. ­Informieren Sie sich deshalb auf der Website des Hallen­ bades oder rufen Sie dort an.

Yoga und Pilates

Auch im Yogastudio gilt die Maskenpflicht, die Teilnehmer­ zahl ist auf 15 beschränkt. Die Maske kann auf der Matte ab­ genommen werden, wenn pro Person mindestens 4 Quadrat­ meter zur Verfügung stehen.

Weil Yoga und Pilates eher als ruhige Sportarten gelten, braucht es hier weniger Ab­ stand als beispielsweise beim Zumba (siehe auch: Fitness).

Wie trainieren Kinder nach den neuen Corona-Regeln Eishockey?

Und wie siehts im Fitness aus?

Nur gut, ist Sporttreiben mit Maske laut Sportarzt nicht ungesund.

Texte: Susanne Schmid Lopardo, Benita Vogel

Hinweis: Bestimmte Kantone haben weitergehende

Regelungen erlassen. So hat Bern Fitnesscenter und weitere Lokalitäten geschlossen. Im Jura ist Sport im Freien nur für ­maximal fünf Personen mit Einhaltung des e­ rforderlichen Abstands erlaubt. Vereine und Klubs haben eigene Schutz­ konzepte entwickelt. Immerhin: Kinder bis 16 Jahre dürfen meist noch trainieren, aber keine Wettkämpfe austragen.

Leichtathletik Ähnlich wie bei Indoor-Tennis verhält es sich mit dem Leicht­ athletiktraining in der Halle: Das Aussentraining ist mit ­genügend Abstand ohne Maske möglich.

Joggen Allein im Wald laufen können Sie ohne Maske. Wenn Sie Ihre Runden jedoch auf städtischem Gebiet drehen, kann es sein, dass Sie die Abstandsregeln nicht einhalten können. Dann müssen Sie eine Maske tragen.

Lassen Sie Ihren gesunden Menschenverstand walten.

Eiskunstlaufen

Mit genügend Platz auf dem Eis sind im Freien Trainings ohne Maske zugelassen. Kann der Mindestabstand aber nicht ein­ gehalten werden, gilt Masken­ pflicht. In der Halle braucht es wie für andere Sportarten indoor neben zusätzlichem ­Abstand eine Einschränkung der Aktiven sowie eine Lüftung, um ohne Maske zu trainieren.

Eine weitere Einschränkung gibt es beim Paarlauf: Körper­ kontakt ist nicht erlaubt.

CORONA | 9.11.2020 | 13

«Gehen Sie das Training mit Maske langsam an» Fitness Tennis Vom Bund erlaubt, auch hier in der Regel mit Maske. Auf diese kann in grossen Räumlichkeiten verzichtet werden, wenn zusätzliche Abstandsvorgaben und Kapazitätsbeschränkungen gelten und die Lüftung ­gewährleistet ist.

In den Fitnesscentern gilt eine Maskenpflicht – auch beim Gerätetraining und im Functional-Bereich. Zudem gibt es Obergrenzen für die gleichzeitig anwesenden ­Personen. Im Groupfitness, etwa bei Zumba, ist die Teilnehmerzahl auf 15 begrenzt.

Auch hier muss man je nach Platzverhältnissen, Gruppengrösse und Lüftungssystem Maske tragen. Für Zumba ohne Maske müssten zum ­Beispiel 15 Quadratmeter pro Person zur Verfügung stehen.

Fussball, Hockey und Basketball Kampfsport Mannschaftssportarten mit und Paartanz Körperkontakt sind im Amateurbereich verboten. Möglich bleiben Techniktrainings, zum Beispiel allein Bälle aufs Tor schiessen, oder Kraftübungen, sofern Abstandsregeln und Maskenpflicht eingehalten ­werden. In grossen Hallen ­dürfen Masken weggelassen werden, wenn zusätzlicher ­Abstand, beschränkte Teil­ nehmerzahl und die Lüftung ­gewährleistet sind.

Wegen des Körperkontakts sind diese beiden Sportarten nicht erlaubt. Individuelle ­Ausdauertrainings sind möglich. Dabei gilt: höchstens 15 Personen in einem Raum, den nötigen Abstand einhalten und Maske tragen. Ohne Maske gehts auch hier nur in grossen Räumen mit mehr Abstand, kleineren Gruppen und gutem Lüftungssystem.

Mit Maske trainieren ist zwar mühsam, aber nicht schädlich.

Sportarzt Michael Badulescu sagt, was Sportler beachten sollten – und warum Masken den Trainingseffekt steigern können.

Ist Sport mit Maske gesund?

Man kann sich an das Training mit Maske gewöhnen. Es gibt ­sogar Studien, die zeigen, dass bei regelmässigem Training mit einem Atemwiderstand die Atemmuskulatur trainiert wird und so die Leistung gesteigert werden kann. Sport mit Maske ist also nicht ungesund.

Wie funktioniert das?

Der höhere Widerstand beim ­Atmen sorgt dafür, dass die ­Muskulatur mehr arbeiten muss, wodurch die Brustkorbmuskulatur und das Zwerchfell gestärkt werden. Durch das Training mit einem speziellen Gerät mit Atemwiderstand wird das Atmen bewusster und tiefer.

Und wenn jemand unter ­Asthma leidet?

Asthmatiker müssen beobachten, ob ihnen das Training mit Maske guttut. Eine Maske kann für sie aber auch nützlich sein: Häufig leiden sie in der k ­ alten

Jahreszeit stärker unter Atembeschwerden, die durch die kalte Winterluft ausgelöst werden. Die Maske kann das sogenannte kälteinduzierte A ­ sthma lindern.

Was raten Sie mir, wenn ich das Gefühl habe, zu wenig Luft zu bekommen?

Gehen Sie das Training langsam an, steigern Sie es und gewöhnen Sie sich an die Maske. Im Fitnessstudio ist das Tragen von Masken von Vorteil. Wenn man von Gerät zu Gerät wechselt, wird vielleicht nicht immer gut desinfiziert. Die Maske hilft auch, dass man sich weniger ins Gesicht fasst. Ich würde das Fitnessstudio im Moment auf jeden Fall nur mit Maske besuchen.

Welche Maske empfehlen Sie? Die einfache Hygienemaske mit der Schutzstufe FFP1, die man nun überall bekommt, genügt.

Bei höheren Schutzstufen (FFP2 und FFP3) könnte es sein, dass man wegen zu viel Atemwiderstand zu wenig Luft bekommt.

Was gilt es sonst zu beachten?

Halten Sie Abstand! Und: Wenn die Maske feucht ist, nehmen Sie eine neue. Nasse Masken ver­ lieren ihre Schutzwirkung.

Michael Badulescu ist Leitender Arzt, Sportmedizin, am Kantonsspital St. Gallen, Verbandsarzt von Swiss Waterpolo (Swiss Aquatics Federation)

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14 | 9.11.2020 | ISOLATION

10 Tage, 10 m

2

Unsere «1, 2 oder 3?»-Kolumnistin hat es dorthin ­ verschlagen, wo niemand sein will: in die Isolation.

Ihre ­Familie hat Corona überstanden – dank Netflix, Nachbarschaftshilfe und Negronis.

Text: Monica Müller Illustration: Lisa Rock

Ich liege falsch Es beginnt mit einem leisen Husten. Die Hotline meiner Krankenkasse meint: Lassen Sie sich auf Corona testen.

Ich denke: Ich mach das, dann kann ich mich mit gutem ­Gewissen bewegen. Ich liege falsch. Der Test fällt zu mei­ ner Überraschung positiv aus.

Mit dem Resultat kommen auch Gliederschmerzen und Kopfweh. Ein schlechtes ­Gewissen. Und viele Fragen.

Ich gehe in Gedanken die 48 Stunden vor dem ersten Kratzen im Hals durch. Mit wem habe ich mehr als 15 Mi­ nuten Zeit verbracht, auf we­ niger als 1,5 Meter Distanz?

Das sind einige. Ein Nacht­ essen mit Freunden. Ein Mit­ tagessen mit Kolleginnen. Ein Ausflug mit meinem älteren Sohn und seinem Kumpel. ­Ihnen allen muss ich sagen, dass sie zehn Tage in Quaran­ täne gehören. Wie auch mein Mann und unsere Kinder.

Eine ist meine Ich hingegen muss in die Iso­ lation. Ab sofort darf ich mich nur noch in einem Zimmer aufhalten. In diesen zehn Quadratmetern soll ich zehn Tage verbringen? Wir haben zum Glück zwei Toiletten.

Eine ist meine. Sperrzone für die anderen.

Der Grosse (10) weint, als er erfährt, dass er zehn Tage zu Hause bleiben muss. Keine Schule? Nicht mit den Freun­ den draussen spielen? Kein Hockey? Der Kleine (5) ver­ sucht ihn zu trösten: «Wir können den ganzen Tag ­zusammen spielen», höre ich ihn sagen. «Aber nicht mit Mami», kontert der Grosse.

Nun weint auch der Kleine.

Mein armer Mann, denke ich.

Er muss sich um die Kinder kümmern, kochen. Und im Homeoffice arbeiten.

ISOLATION | 9.11.2020 | 15

«Der soll mal an die Säcke!»

Oben Minions, unten Haie Ich habe vor mich hingedöst, draussen ist es dunkel ge­ worden. Es klopft an meiner Tür. «En Guete!», sagt mein Mann und zieht sich zurück.

Die Luft ist rein. Auf mich wartet ein Tablett mit einem Stück Käsewähe, einem Salat, einem Glas Wasser. RoomService? Eher Knast als Hotel.

Ich mag den rässen Käse.

Zwei Dinge gehen mir durch den Kopf: Die Jungs werden motzen. Und: Ich habe noch einen Geschmackssinn!

Die zweite Nacht nach dem Befund schlafe ich tief und fest. Die erste habe ich stun­ denlang wach gelegen und ge­ wälzt, wie es weitergehen wird. Nun bin ich ausgeschla­ fen, aber trotzdem ganz matt.

Es täppelt vor der Tür, mein Kleiner öffnet die Tür einen Spalt. Ich ziehe mir schnell die Maske über. Er trägt zwei Pijis kombiniert, oben Minions, unten Haie. Aus zwei Metern Distanz sagt er: «Ich finde es gemein, dass du Corona hast.»

Und dann schlurft er mit traurigem Blick davon.

Wieder schlafe ich. Ich brau­ che einen halben Tag, um mich so weit hochzurappeln, dass ich den Computer ein­ schalten und Termine ab­ sagen kann. Gleichzeitig blinkt mein Handy ununter­ brochen. Ganz viele fragen: «Wie gehts? Was brauchst du?» So viele nette Nach­ richten gab es zuletzt, als der Kleine auf die Welt kam.

Nach dem Mittagsservice geht mir durch den Kopf, dass ich jetzt eigentlich etwas er­lebe, das ich mir seit Lan­ gem gewünscht habe. Endlich mal Zeit für mich. Nur schla­ fen und netflixen. Ich muss nichts. Ich darf aber auch nichts, was über meine zehn Quadratmeter hinausführt.

Und ich höre ständig mit, wie es so läuft mit meinen Jungs.

Was sie spielen, wie sie ran­ geln, lachen, zoffen, weinen, wursteln. Das Leben findet neben mir statt. Seltsam.

Die Ärztin, die mir das Test­ resultat mitgeteit hat, ruft an und erkundigt sich, wie es mir geht. Ich schildere meine Symptome und sage ihr, dass mir vor allem mein Mann leidtue. Sie sagt: «Der soll mal an die Säcke!» Wir lachen.

Dann empfiehlt sie ihm, sich nach fünf Tagen Quarantäne zu testen. Ich gebe ihm ­Bescheid, per Telefon. Wir ­telefonieren lieber, als dass wir uns durch die Tür ­anschreien.

Wir werden zu Würstli im Teig Abends höre ich, wie sich die Jungs prügeln, während mein Mann geschäftlich telefoniert.

Ich spüre, wie es in ihnen bro­ delt. Als ich meinem Mann später vorschlage, die Jungs auf den Balkon zu schicken, damit sie dort springseilen oder rumturnen, reagiert er unwirsch. «Ich bin schon ­Löwenbändiger, Angestellter, Koch, Krankenschwester, Putzmann – ich kann nicht auch noch Personal Trainer sein!»

Bei der Menüplanung ver­ söhnen sich die Jungs. Ich er­ halte per Whatsapp ein Foto des bunten Plans.

Schinkengipfeli, Würstli im Teig, ­Risotto mit Lugani­ ghe, Kaiserschmar­ ren, Lachsteigwaren.

Wir werden wohl alle zu Würstli im Teig! ­Später klopft es an der Tür. Der Kleine steht da, verzweifelt. «Mami, was, wenn Papi auch Corona bekommt? Wer hilft uns dann beim Znacht?»

Ich versuche ihn zu beruhigen: «Ich glaube, Papi bleibt ­gesund. Sollte es ihn auch ­er­wischen, wäre ich bis dann bestimmt wieder auf den ­Beinen.» Ich lächle hinter der Maske. Sein Gesichtsausdruck verrät mir, dass ihn meine Worte nicht über­ zeugen. Ihn jetzt nicht umarmen zu können, wtut weh. Er schlurft ­davon.

Normalerweise rennt er immer.

«Wie viele Trampoline brauchen wir?»

Ganz offensichtlich haben die Jungs auch zu wenig Bewegung.

Ein Postenlauf wäre cool. Aber die Krankenschwester kann nicht auch noch Personal Trainer sein, das habe ich verstanden.

Ein Zimmer-Trampolin wäre toll, denke ich. Bevor ich ein­ schlafe, frage ich im Nachbar­ schafts-Chat, ob wir von jeman­ dem eins ausleihen könnten.

Als ich am Morgen zum Handy greife, haben zehn Frauen ge­ antwortet. Wir könnten sieben Trampoline ausleihen!

Ich simse meinem Mann: «Wie viele Trampoline brauchen wir?»

Er schreibt zurück: «So viele wie möglich!» Ich entscheide mich für zwei. Im Lauf des Morgens stellt die Nachbarin das erste in unseren Lift und lässt es in den 5. Stock fahren. Niemand mag in unsere Nähe kommen.

16 | 9.11.2020 | ISOLATION

Ich bin die anderen

«I had a vision» Am Abend reicht es allen Seit März geistert Corona in unseren Köpfen herum, die Angst vor dem Virus begleitet uns und bestimmt unser ­Leben. Nun bin ich quasi dort gelandet, wo niemand hinwill.

Ich bin infiziert. Neben viel Mitleid von anderen spüre ich auch eine gewisse morbide Faszination. «Am 7. Tag nach den ersten Symptomen soll es am schlimmsten werden», schreibt eine Bekannte, «bei welchem Tag bist du?» Tag 4, vielen Dank.

Immerhin bin ich kein Superspreader!

Bevor ich einschlafe, sehe ich auf Instagram, dass mein Mann noch einen Zopf ge­ backen hat. Wann er wohl das gemacht hat? Ich freue mich.

Die Mahlzeiten, die vor ­meiner Tür landen, takten meinen Tag. Obwohl ich ­wenig Appetit habe, freue ich mich darauf. Je mieser ich drauf bin, desto lustiger sind die Servietten. Mein Mann nimmt meine Vibes auch wahr.

Ich denke wehmütig zurück an den Lockdown. Die Zeit war auch fordernd, aber wir haben sie zusammen verbracht, waren ein Team. Wir durften raus, waren frei. Ein Spaziergang in den Wald klingt nun so unmöglich wie eine Reise durch Südostasien.

Klicke ich mich durch die ­Facebook-Profile der anderen, staune ich. Ich beneide sie nicht ums Wellnessen in ­Österreich oder das Yoga-­ Retreat im Tessin. Es fühlt sich eher an wie ein Dok-Film über die Galapagos-Inseln.

Am Vormittag telefoniere ich mit dem Grossen per Face­ time. «Wie gehts?» frage ich.

Er antwortet: «Am Morgen haben wir es immer gut, am Nachmittag soso und Abend reicht es uns allen, und wir streiten nur noch.» Das sind nun also unsere Gezeiten. Mir bleibt nicht viel anderes übrig, als sie durch den Türspalt hindurch hinzunehmen. Loslassen ist gar nicht so einfach.

Heute geht mein Mann sich testen lassen. Während er weg ist, dürfen die Jungs à gogo netflixen – also freuen sie sich unbändig darauf, allein zu sein. Alle fünf Minuten höre ich den Kleinen fragen: «Papi, wann gehst du?» Zwei Freunde, die wegen mir in Quarantäne sind, haben den Test hinter sich. Beide waren negativ. Immerhin bin ich kein Superspreader!

Halbzeit. Und doch ist heute kein guter Tag. Draussen ist es neblig, und auch ich fühle mich wie eine konturlose Masse. Ich werde immer mehr eins mit meinem Bett.

Ich bin schlapp und lustlos. Lesen ist mir zu anstrengend, Net­ flixen auch. Da müsste ich mich ja erst für eine Serie entscheiden. Stattdessen schaue ich mir das Video an von den Zeichnungen, die der Kleine von seinen Chindsgi­ freunden bekommen hat. Sie wünschen ihm einen Regenbogen. Einen Hund. Einen Freund zum Spielen.

Ich bin nicht ganz allein. Mit mir im Zimmer ist noch dieser verdammte Moskito, der mich in die Wange gestochen hat. Er schwirrt an mir vorbei, und ich nehme den Kampf auf. Ein kleiner Zwischensieg!

Obwohl der Countdown läuft, bin ich mies drauf. Mein Bruder schickt mir ein Video von Arnold Schwarzenggers Motivationsrede. Er erzählt, wie er es von Graz nach Hollywood und in die Politik geschafft hat.

Er hatte eine Vision und ist ihr gefolgt. Immer wieder sagt Arnie «I had a vision.»

Was ist eigentlich meine ­Vision? Nicht durchdrehen?

Man rät mir, positiv zu bleiben. An Schönes zu denken.

Ich freue mich, meine Jungs und meinen Mann bald ­herzen zu dürfen. Nicht am ­Boden neben dem Bett, sondern am Tisch zu essen. Mit Nachbarn live und nicht per Whatsapp zu plaudern. Im Wald zu spazieren. Nach ­meiner Genesung sollten mindestens eine gewisse Zeit Antikörper in meinem Blut patrouillieren. Wüsste ich, wie lange, könnte ich so lange die Sau rauslassen!

Was auch immer ich mir überlege, Corona besetzt meine Gedanken. Lese ich wie Bruno, der Chef de Police von St-Denis, ermittelt, störe ich mich nicht am Mörder auf freiem Fuss. Eher denke ich: begrüsst euch nicht mit ­Küsschen!

Ich habe den 7. Tag überstanden! Und das Testresultat meines Mannes ist negativ!

Ich bin schon fast in Fest­ laune. Er auch. Ich sehe auf Instagram, dass er sich einen Negroni gemixt hat.

Wie ein Seismosgraf zeichne ich ständig die Stimmungsschwankungen des Rests der Familie auf. Ich bin die anderen. Höre ich nichts, frage ich mich, was läuft. Streiten sie, fühle ich mich schlecht. Lachen sie, freue ich mich und merke gleichzeitig, wie einsam ich bin. Noch drei Tage.

3, 2, 1. Yes!

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18 | 9.11.2020 | PARTNERSCHAFT

Wo die Liebe hinfällt

Auch Menschen mit einer Beeinträchtigung verlieben sich und haben Lust auf Sex. Das stellt Institutionen wie die Martin Stiftung in Erlenbach am Zürichsee vor Herausforderungen, für die es nicht immer eine optimale Lösung gibt.

Text: Barbara Lukesch Bilder: Renate Wernli

S

abrina und Emanuel lieben sich, weil ihnen die Ausstrahlung des anderen so gefällt.

Ralph liebt an seiner Ursula, dass sie seine Interessen teilt. Sie ­findet toll an ihm, dass er ein GA hat und selbständig reisen kann. Susanne schätzt, dass ihr Partner ein Lieber ist und ihr viel im Haushalt hilft. Fritz sagt es so: «Wir ergänzen uns ideal.»

Drei Paare, sechs Lebensgeschichten. Gemeinsam ist allen, dass sie ­unter kognitiven Beeinträchtigungen leiden und darauf angewiesen sind, in einer Institution zu leben, die ihnen Betreuung bietet. Ausser Ralph Jäger wohnen alle in der Martin Stiftung in Erlenbach am Zürichsee, einer Einrichtung, die zurzeit 167 Frauen und Männern Wohnraum bietet, zudem Arbeitsplätze in Werkstätten, auf dem Biohof, im Quartier- und Blumen­ laden, in der Küche und der Wäscherei.

Steht man auf einer der grosszügigen Terrassen im Hauptgebäude, ist man überwältigt vom Ausblick auf den See, der jedem Fünfsternehotel Ehre ­machen würde. Die Martin Stiftung hat sich für den Slogan «Anders mit Aussicht» entschieden.

Gar nicht so anders ist, dass sich in einer solchen Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Menschen ineinander verlieben und irgendwann auch zu­ sammen wohnen möchten. Nicole Rode schmunzelt: «Na klar», sagt die 45-Jährige, die seit 2016 als Bereichs­ leiterin Wohnen in der Martin Stiftung arbeitet. Sie ist für mehr als 50 Menschen verantwortlich, darunter fünf Paare. Bevor die Institution ihr Einverständnis zum gemeinsamen Wohnen gibt – sei es zunächst im Rahmen eines

Wohntrainings oder später dann in ­einer eigenen Wohnung – ­kläre man sorgfältig ab, ob ein Paar realis­tische Zukunftsperspektiven habe.

Je nach kognitiver Stärke stellten sich dann ganz unterschiedliche ­Fragen, die mit den beiden besprochen werden müssten: Was ist überhaupt eine Beziehung? Was muss ich zur Partnerschaft beitragen? Wo setze ich Grenzen? Wie pflege ich mich? Wie sorge ich für meine Gesundheit?

Was unternehmen wir gemeinsam?

Kein Konzept zum Kinderwunsch

Damit ist das wohl herausforderndste Themenpaket noch gar nicht auf dem Tisch, das jede Institution beschäftigt, die Paare betreut: Sexualität, Empfängnisverhütung, Kinder. Nicole Rode nickt: «Dass unsere Bewohnenden an Sex interessiert sind, die einen mehr, die anderen weniger, ist für uns inzwischen eine Selbstverständlichkeit.» Herausfordernd sei, einem Paar, das in einer Wohngruppe lebt, die n ­ ötige Intimität zu verschaffen.

Doch wenn die beiden ein Kind bekämen, wäre die Martin Stiftung im Moment nicht darauf vorbereitet. Die Institution war bisher nie mit der Schwangerschaft einer Bewohnerin konfrontiert. Sie ist auf Erwachsene ab 18 Jahren ausgerichtet, nicht auf Familien mit Kindern. Folglich fehlt es an einem Betreuungs­konzept und dem Fach­ personal mit den nötigen Kompetenzen.

Nicole Rode sagt, es sei ein schwieriges Thema, denn natürlich würden sich auch Frauen mit einer Beeinträch­ti­gung Kinder wünschen, und einige reagierten mit Enttäuschung und Traurigkeit auf diese Einschränkung. Viele Ange-

hörige, in der Regel die ­Eltern, wollten «um keinen Preis», dass ihre Töchter und Söhne Nachwuchs b ­ ekommen: «Manche sind sogar überrascht, dass ihre Tochter oder ihr Sohn überhaupt eine Sexualität hat und sich eine Liebesbeziehung wünscht.»

Es ist an der Institution, gemeinsam mit dem Paar, seinen Verwandten und den hauseigenen Bezugspersonen eine Verhütung zu finden, mit der alle leben können. In jedem Fall gehe ein Besuch bei der Gynäkologin voraus. «Denkbar ist die Antibabypille», sagt Rode, «damit kommt eine kognitiv stärkere Frau

«Ich fand sie hübsch und dachte, ich schreibe ihr eine WhatsappNachricht.»

Emanuel Rehberg

gut allein zurecht. Bei weniger selb­ stän­digen Frauen kommt eventuell die Dreimonatsspritze oder eine Spirale ­ infrage.» Nicht mehr befürwortet werde eine Sterilisation beziehungsweise eine Unterbindung. «Natürlich kann es zu einer unverhofften Schwangerschaft kommen», räumt Rode ein.

«Falls tatsächlich eine Bewohnerin schwanger würde, müsste sich die Martin Stiftung dieser neuen Herausforderung stellen.»

PARTNERSCHAFT | 9.11.2020 | 19

Junges Glück Auf dem Stubentisch liegen Farbstifte und Zeichenhefte mit Mandalas und Tieren, die man ausmalen kann. Der 25-jährige Emanuel Rehberg zeigt auf zwei Elefanten, die er vielfarbig gestaltet hat – eine Augenweide. ­«Malen», erzählt er, «ist nicht unser einziges Hobby.» Mit seiner sieben Jahre älteren Verlobten Sabrina Schulthess wandere er auch gern und besuche mit ihr einen Zumba-TanzFitness-Kurs. Die beiden spielen auch Fussball beim FC Zürisee,dem Plusport-Angebot für Menschen mit Beeinträchtigung. Ach ja, und Fernsehen! Sie lieben Serien wie «Gute Zeiten – schlechte Zeiten», ­«Alles, was zählt» oder «Unter uns».

Hochzeit ist geplant

Sabrina Schulthess und Emanuel Rehberg sind seit vier Jahren ein Paar. Ihre Hochzeit haben sie wegen Corona verschoben.

Seit vier Jahren sind Sabrina und Emanuel ein Paar. Kennengelernt ­haben sie sich in Stäfa ZH, wo sie in ­einem sogenannten Wohntraining der Martin Stiftung lernten, ihren Alltag selbständig zu gestalten. «Ich fand sie hübsch, ja, und da dachte ich, ich schreibe ihr eine Whatsapp-Nachricht.» Er hatte Glück, denn auch bei Sabrina funkte es sofort. Vor einem Jahr zogen sie in eine gemeinsame Wohnung in Erlenbach ZH. Die beiden erledigen ihren Haushalt selbständig und werden nur noch einmal pro Woche von einer Betreuungsperson besucht. Dabei können Themen wie Finanzen, Arzttermine oder auch mal ein Paarkonflikt besprochen werden. Doch die beiden gelten als ausgesprochen harmonisches Paar, das sehr aktiv ist und viele Kontakte hat. Etwas verlegen gesteht Sabrina im Laufe des Gesprächs, dass Emanuel ihr «Traummann» sei. Hätte es das Coronavirus nicht gegeben, ­wären sie bereits verheiratet: «Jetzt haben wir unsere Hochzeit halt auf nächstes Jahr verschoben.» Bei der Frage nach Kindern antwortet Emanuel sehr entschieden: «Dafür gibt es kein Konzept in der Martin Stiftung.»

Das sei auch richtig so. Sabrina räumt etwas zögernd ein, dass sie schon gern eigene Kinder hätte: «Aber das geht hier leider nicht.»

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PARTNERSCHAFT | 9.11.2020 | 21

Treue Seelen Fritz Baumgartner* und Susanne ­Meierhans* leben seit mehr als 20 Jahren in der Martin Stiftung, und fast genauso lange sind sie ein Liebespaar. Irgendwann war Fritz die hübsche junge Frau aufgefallen, und er sprach sie an. Nachdem sie ein paar Worte gewechselt hatten, wusste er: «Ja, das ist sie.» Die inzwischen 43-jährige Susanne war gerade von ihrem Freund «verseckelt» worden, wie sie sich ausdrückt. Sie freute sich über die Avancen des charmanten Fritz, der knapp zehn Jahre älter ist als sie. Sie sagt: «Fritz ist ein Schöner, er hat mir sofort gut gefallen.» Kurz darauf waren die beiden liiert. Nach sorgfältiger ­Begleitung durch die Wohngruppen-­ verantwortlichen bezogen sie eine Wohnung in Erlenbach ZH, die zur Martin Stiftung gehört.

Kinder müssen nicht sein

Heute sind sie ein eingespieltes Team und kommen mit ihren Finanzen ­bestens klar, «weil wir», so Susanne, «sparsam leben und gut rechnen können». Beide arbeiten auswärts, er im technischen Dienst einer Einrichtung für Menschen mit einer Beeinträch­ tigung, sie im Service. Fritz ist ein ­leidenschaftlicher Fotograf. Als er spürte, dass die Tage während des Lockdowns «immer länger wurden und mir nicht guttaten», begann er Naturaufnahmen in der Umgebung zu machen. Susanne liebt den See und geht bei jeder Gelegenheit ins nahe Badehaus der Stiftung.

Heiraten wollten die beiden nie und gemeinsame Kinder waren in ­ihrer speziellen Lebenssituation auch nie ein Thema. *Namen geändert

«Fritz ist ein Schöner, er hat mir sofort gut gefallen.»

Susanne Meierhans*

Susanne Meierhans und Fritz Baumgartner sind seit 20 Jahren ein Paar. Sie h ­ aben eine gemeinsame Wohnung in Erlenbach ZH.

PARTNERSCHAFT | 9.11.2020 | 23

«Die Liebe kam erst mit der Zeit dazu.»

Ralph Jäger und ­Ursula Weber führen seit sechs Jahren ­ eine Wochenendbeziehung. lhre grosse Leidenschaft sind Bahnfahrten.

Ursula Weber

Späte Liebe Als der 65-jährige Ralph Jäger seiner Partnerin einmal ins Wort fällt, berührt er sie sanft am Rücken: «Entschuldigung, Ursula.» Sie blickt ihn freundlich an: «Schon gut.»

Ursula Weber und Ralph Jäger pflegen eine Wochenendbeziehung.

Sie lebt in der Martin Stiftung in ­einer betreuten Wohngruppe, er in der Stiftung Altried in Dübendorf ZH. Dass sie sich überhaupt kennengelernt haben, sei, so Ursula ­lachend, «eine längere Geschichte».

Erstmals begegnet sind sie sich an der Zürcher Paulus Akademie an ­einer Tagung für Menschen mit Beeinträchti­gungen. «Schon da-

mals hat mir Ralph gefallen», erinnert sich die 66-Jährige, «aber mehr war da nicht.» Sie hätten sich aus den Augen verloren, bis eine Betreuerin sie eines Tages auf ein Inserat am Schwarzen Brett aufmerksam gemacht habe. Da suchte ein Ralph ­Jäger «eine nette Partnerin, die mit mir die Freizeit teilt». Der Name kam ihr irgendwie bekannt vor, und plötzlich machte es klick: «Das ist doch der sympa­thische Mann von der Paulus Akademie.» Sie meldete sich bei ihm, und damit begann eine Freundschaft, in der, so Ursula, «die Liebe erst mit der Zeit dazukam». Die hätten sie ganz langsam

aufbauen müssen, aber inzwischen seien sie sicher, dass sie die Rich­ tigen füreinander seien.

Nun sind sie seit sechs Jahren ­zusammen. Was sie ganz besonders verbindet, ist ihre grosse Reiselust.

Beide besitzen ein Generalabon­ nement, und es gibt für sie nichts Schöneres als eine Bahnfahrt von Zürich nach Luzern, Interlaken und über den Brünig zurück nach Zürich.

Ursula brummt: «Mir wäre manchmal die Route über Bern lieber», und erklärt, dass sie wegen genau solcher Fragen hin und wieder ein bisschen Streit hätten: «Ansonsten verstehen wir uns aber sehr gut.» MM

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UMWELTSCHUTZ | 9.11.2020 | 25

Wir versprechen Milo, bis Ende 2020 über 6000 Tonnen Verpackungsmaterial ökologisch zu optimieren.

Das Versprechen Eine Verpackung muss nicht nur das Produkt schützen, attraktiv und gut zu transportieren sein, sondern sie soll auch die Umwelt so wenig wie möglich belasten.

Darum hat die Migros 2014 versprochen, bis Ende 2020 über 6000 Tonnen Verpackungsmaterial einzusparen oder ­umweltfreundlicher zu gestalten.

Seither setzt die Migros dort wo möglich weniger Verpackung ein oder lässt sie ganz weg. ­Zudem nutzt sie rezyklierte Materialien oder verpackt ihre Ware anders, beispielsweise mit Papier aus nachhaltigen Quellen oder einem Beutel anstatt einer Dose.

Das Versprechen hat die Migros nun deutlich übertroffen.

Die Migros hält Wort 6000 Tonnen Verpackungsmaterial versprach die Migros bis Ende 2020 einzusparen oder umweltfreundlicher zu gestalten.

Das hat sie geschafft – und wie!

Bilder: zVg, iStock; Illustration: Belicta Castelbarco

Texte: Michael West, Kian Ramezani, Lisa Stutz

6921 Tonnen = 38 Jumbojets Von 2013 bis 2020 hat die Migros insgesamt 6921,9 Tonnen Verpackungs-

material umweltfreundlicher gestaltet. Damit hat sie ihr Versprechen nicht nur eingelöst, sondern sogar übertroffen. Allein beim Plastikverbrauch wurde auf 2000 Tonnen verzichtet, zudem wurden 2000 Tonnen durch den Einsatz von Recycling-Plastik sowie weitere 250 Tonnen durch den Wechsel zu alternativem Verpackungsmaterial eingespart. Das beläuft sich auf insgesamt 4250 Tonnen Plastik. Nur schon im Jahr 2020 ist es den Entwicklern der M-Industrie gelungen, 1870,7 Tonnen Verpackungsmaterial ökologischer zu gestalten.

Die Gesamtmenge an optimiertem Material entspricht ungefähr dem Leergewicht von 38 Jumbojets.

26 | 9.11.2020 | UMWELTSCHUTZ

Schutz mit Kultfaktor

Bilder: zVg: Illustrationen: zVg; Quellen: Bundesamt für Umwelt (BAFU), www.inoorecycling, www.petrecycling.ch

Was macht heute eine perfekte Verpackung aus?

Welche Anforderungen muss sie erfüllen?

Und warum ist Plastik besser als sein Ruf? Die Verpackungsprofis Hanna Krayer und Micaël Müller beantworten die wichtigsten Fragen.

Micaël Müller Leiter Kompetenz­ zentrum Verpackung, ­Migros-Industrie

Aus den Augen, aus dem Sinn? Wir zeigen, was mit einer Handy-Spülmittelflasche vom Einkauf bis zur Wiederaufbereitung geschieht.

Hanna Krayer Projektleiterin ­Nachhaltigkeit, Migros

Eine Info vor dem Start: In der Schweiz werden pro Jahr 1 000 000 Tonnen Kunststoffe verbraucht. 37 Prozent ­machen Plastikverpackungen aus.

Wie sieht die Verpackung der Zukunft aus?

Eine Verpackung muss auch in Zukunft die drei Hauptan­ forderungen Schutz, Transport und Kommunikation erfüllen.

Dazu sollte sie vor allem in ­Sachen Nachhaltigkeit weitere Zwecke unter einen Hut bringen: den Schutz verbessern, um ­Food Waste vorzubeugen, Gewicht ver­ ringern, Mehrwegnutzung oder Recycling ermöglichen und neu­ artige Materialien und ­Technologien einsetzen. Bald soll es etwa Papier mit denselben Eigenschaften wie Plastik zum Schutz und fürs Abpacken geben.

Warum nicht auf Plastik verzichten?

Plastik ist ein sehr wertvoller Werkstoff mit hervorragenden Eigenschaften. Viele Produkte können heute unter dem Strich noch ressourcenschonender mit konventionellem Plastik verpackt werden als mit nachwachsenden Rohstoffen. Leider landet Plastik aber viel zu oft als Abfall in der Umwelt oder wird mit dem Kehricht verbrannt. Ziel ist es, Verpackungskunststoffe im grossen Stil zu rezyklieren und den Anteil an Neuplastik kontinuierlich zu senken.

Läden wie die Migros bringen die Produkte in den Umlauf, hier werden sie ausgesucht und gekauft. Zum Beispiel das ­beliebte Handy-Spülmittel.

UMWELTSCHUTZ | 9.11.2020 | 27

Wird es einmal gar keine Einwegverpackungen mehr geben?

Kultprodukte sind seit Jahren scheinbar gleich verpackt. Warum?

Warum dauert es so lang, um eine Verpackung zu verändern?

Die Migros spricht eine sehr ­ reite Zielgruppe an. Ihre Kunb dinnen und Kunden kaufen auch ganz unterschiedlich ein: die ­einen spontan, die anderen sehr geplant. Ziel ist es, für alle die bestmöglichen Lösungen anzubieten. Daher sind nachhaltige Einwegverpackungen auch in ­Zukunft wichtig. Die Bereitschaft, Mehrwegverpackungen zu ­nutzen, ist heute schon relativ hoch und nimmt weiter zu. Das ist eine gute Voraussetzung, um in immer mehr Sortimenten Mehrweglösungen anzubieten.

Ein Kult setzt «Markenkonstanz» voraus: einen visuellen Auftritt, der über Jahre und Jahrzehnte in den Köpfen der Konsumenten («Fans») verankert und lieb gewonnen ist. Änderungen am ­Design solcher «Love Brands» sind nur mit grösster Vorsicht, über lange Zeit und in kleinen, kaum wahrnehmbaren Schritten vorzunehmen. Wenn überhaupt.

Jede Verpackung steht im ­ entrum eines komplexen Z ­Be­ziehungsnetzes: zwischen ­Herstellung, Transport, Konsum, Marketing, Beschaffung, Nachhaltigkeit, Gesetzgebung und ­vielem mehr. Alle stellen a­ ndere Ansprüche. Wird eine Verpackung verändert, muss ein neues Gleichgewicht gefunden werden.

Das ist ein spannender, aber auch aufwendiger Prozess. Die Einführung des Joghurt­bechers aus Recyclingkunststoff dauerte ­deshalb mehrere Jahre. Die eben lancierte Kaffeekapsel für den Heimkompost erforderte auch über ein Jahr Entwicklung.

Gibts bald essbare Verpackungen?

Für gewisse Take-away-Produkte ist das ein interessanter Ansatz, etwa bei Bechern aus Biskuit für einen Espresso, ähnlich wie für Glace-Cornets. Dazu kommt, dass neue Verpackungsideen auch Aufmerksamkeit generieren und die Auseinandersetzung mit dem Thema Verpackung anregen. Für die breite Masse an Produkten ist der Ansatz aber keine Lösung, da diese durch eine essbare ­Verpackung schlichtweg nicht ­genügend geschützt wären.

Warum verpackt die Migros Lebensmittel?

Eine Verpackung dient hauptsächlich drei Zielen: Sie schützt das Produkt vor externen Ein­ flüssen. Sie ermöglicht effizient einen sicheren Transport. Und sie informiert über das Produkt.

Was macht die gute Verpackung aus?

Eine Verpackung ist gut, wenn ich sie nicht weiter redu­zieren kann: Sie soll so wenig Ressourcen wie möglich beanspruchen und dennoch alle oben stehenden Funktionen erfüllen – und dabei dem Produkt gerecht werden.

Zuletzt: Eine gute Verpackung stellt das Produkt ins Zentrum.

Wann wird eine Verpackung verändert?

Wenn eine verbesserte Benutzerfreundlichkeit möglich ist, ein einfacheres Öffnen, aber auch bei technologischen Fortschritten auf Materialseite: etwa dank ­dünnerer Folien oder dem ­Einsatz von mehr Rezyklat.

Grundsätzlich macht es immer dann Sinn, eine Verpackung zu verändern, wenn es bessere Lösungen gibt für Logistik, für die Umwelt und die Kundschaft

MIGROS

Zu Hause wird das Spülmittel – am besten bis auf den letzten Tropfen – aufgebraucht. Das dauert natürlich einige Tage oder Wochen.

Danach wird die Flasche hoffentlich entsorgt – die Migros nimmt sie gleich in der Filiale zurück. Am ­besten lässt man sie ohne Luft und mit Deckel in die Öffnung purzeln.

Die Lastwagen nehmen nach dem Ausliefern der Waren die leeren Plastikflaschen auf dem Rückweg zur regionalen Betriebszentrale mit.

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28 | 9.11.2020 | UMWELTSCHUTZ

200

Millionen Franken kostet jährlich das Beseitigen von Abfall im öffentlichen Raum in der Schweiz.

1

Tonne rezyklierte Textilien und Schuhe verhindert so viel Umweltbelastung, wie vier Flüge auf der Strecke Zürich–New York verursachen.

5000

Bilder iStock; Illustrationen: Belicta Castelbarco

Tonnen Plastik gelangen in der Schweiz jährlich in die Umwelt, vor allem in Böden und Gewässer.

Die Rückstände von ­Mikroplastik finden sich in Pflanzen, Tieren – und Menschen.

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Hoher Preis für das Wegwerfen

Die Schweiz produziert pro Kopf enorm viel Abfall, gehört aber auch beim Recycling zur Weltspitze.

Text: Ralf Kaminski

716

Kilo Haushalts­abfall produziert die Schweiz pro ­Person und Jahr.

Damit sind wir in den Top Five der grössten ­ Abfallsünder der Welt. 1990 ­waren es erst ca. 600 Kilo pro Person, 1970 rund 300.

In den Recyclinghöfen werden die Flaschen gesammelt, sortiert und wiederaufbereitet.

80

Kilo Abfall fällt pro Kopf und Jahr weniger zur ­Verbrennung an, wenn die Gemeinde eine Sackgebühr eingeführt hat. Über 90 Prozent haben dies inzwischen getan.

53

Prozent des Schweizer Abfalls wird rezykliert – ­damit gehören wir in Europa zu den Spitzenreitern.

Dabei wird die Handy-Spül­ mittelflasche zerkleinert ...

480 000 Tonnen Lebensmittel landen in Schweizer Haushalten pro Jahr im Müll.

... gewaschen, getrocknet oder geschmolzen. Daraus entsteht das sogenannte Regranulat.

UMWELTSCHUTZ | 9.11.2020 | 29

30

Nach so vielen Minuten landet ein ­Plastiksack im Durchschnitt im Müll.

Schlimmer: Viele enden gar irgendwo in der ­Umwelt – wo es etwa 1000 Jahre dauert, bis sie sich zersetzt haben.

Schliesslich fliesst das Rezyklat zurück in die Produktion neuer Produkte.

Aus der Handy-Spülmittelflasche wird so etwa ein Rohr oder eine Kabelummantelung hergestellt.

1000

Liter Wasser verschmutzt ein einziger in einen See oder Fluss geworfener Zigarettenstummel. Dies schadet zahllosen Fischen und Wasservögeln. Die Rückstände der Filterfasern lassen sich auch in jedem Honig nachweisen.

30 | 9.11.2020 | UMWELTSCHUTZ

Es geht auch ohne Verpackung Pasta, Reis und Hülsenfrüchte in Beutel aus Baumwolle abfüllen – das ist jetzt in der Migros Baden City möglich. So lässt sich der Plastikverbrauch vermindern und der Umwelt etwas Gutes tun.

Bald gibt es dieses Angebot in weiteren Supermärkten.

Text: Michael West

E

s ist in verschiedenen Brauntönen ­gehalten und nicht zu übersehen: Ein impo­santes Regal, das die anderen Gestelle überragt, steht mitten im neu eröffneten Migros-Supermarkt beim Bahnhof ­Baden AG. Es ist mit ­einer ganzen Batterie röhren­ förmiger Behälter aus Plexiglas bestückt. Zu kaufen gibt es hier eine Vielzahl lange haltbarer ­Lebensmittel, wie Pasta und Reis, Hülsen­­früchte wie Erbsen, Kichererbsen oder Linsen, dazu diverse Nüsse und Trockenfrüchte. Alle Produkte haben Bioqualität, meist stammen sie von der M-Industrie.

Die Menge selbst bestimmen

Die Kundinnen und Kunden ­ziehen einfach an einem Griff und lassen die gewünschte Ware in ­einen Beutel rieseln.

Zur ­Auswahl steht ein wiederverwendbares Säcklein aus Biobaum­wolle oder eine Papiertüte mit dem Waldschutz-Gütesiegel PEFC. Dann stellt man den Beutel auf eine Waage, die ein aufklebbares Preisschild ausdruckt. In Zukunft wird es auch möglich sein, die Lebensmittel in ein Tupperware oder ein anderes mitgebrachtes

­ efäss abzufüllen. Den Sinn der G Station macht ein Plakat an der Seitenwand klar: «Gemeinsam Plastik sparen», steht darauf. Wer hier Lebensmittel abfüllt, tut der Umwelt also e­ twas Gutes.

Baden ist dabei nur der Startplatz für ein langfristiges Projekt. Noch im November führen die Filialen Breitenrain Bern und Rolle VD eigene Abfüllsta­ tionen ein. Im Januar folgen die Supermärkte Surseepark Luzern und Limmatplatz Zürich.

Das passt zu einem grossen Ziel, das sich die Migros im Jahr 2013 gesetzt hat: Im Rahmen von Generation M versprach sie, bis Ende 2020 Verpackungsmaterial im Gesamtgewicht von 6000 Tonnen umweltfreundlicher zu gestalten, also zum Beispiel aus rezyklierten Werkstoffen her­ zustellen oder einfach weniger davon zu verbrauchen. Die ­Migros hat Wort gehalten: In­ zwischen wurden sogar schon 7000 Tonnen Material angepasst.

Bei den Abfüllstationen tut die ­Migros nun das Äusserste, was überhaupt möglich ist – sie lässt ­Einwegverpackungen ganz weg.

Die Ware in den Abfüllstationen hat den gleichen Kilopreis wie vergleichbare Lebensmittel, die verpackt in den Verkaufs­

regalen stehen. Verdient die ­Migros durch den Offenverkauf also mehr Geld? «Im Gegenteil», versichert Dennis Bacon, der als Projektleiter für die Stationen verantwortlich ist. «Die B ­ ehälter müssen vom Ladenpersonal ­regelmässig gereinigt und neu aufgefüllt werden. Das ist ein Mehraufwand, den wir den ­Kundinnen und Kunden nicht in Rechnung stellen.»

Was meinen Kundinnen?

Nicht in allen Migros-Filialen sollen die Stationen exakt gleich aussehen. «Im Supermarkt in Rolle planen wir eine Variante, die nicht braun ­verkleidet ist, sondern eine r­ ustikale Holzoptik hat», sagt Corina Neuenschwander, Spezialistin für Ladenge­ staltung beim Migros-Genossen­ schafts-Bund. «Die Stationen ­sollen sich ins Ladenbild einfügen und trotzdem auffallen.» Überall wird getestet, wie das Angebot bei den Kundinnen und Kunden ankommt: Wünschen sie sich eine andere oder noch grössere Auswahl an Produkten? Was lässt sich tun, ­damit die Ab­füll­stationen auch rege genutzt werden? Die Migros hofft auf viele Rückmeldungen an die M-­Infoline. MM

UMWELTSCHUTZ | 9.11.2020 | 31

«Ich finde super, dass man hier die Menge selber dosieren kann.

So kauft man nur so viel, wie man braucht, und vermeidet ­ Ver­schwendung.»

Lukas Huber Projektleiter, Baden AG

«Diese Station werde ich von nun an regelmässig benutzen.

Sobald es möglich ist, fülle ich die Produkte dann in ein eigenes Gefäss ab.»

Pionierprojekt in Genf

Die neue Abfüllstation in der M ­ igros Baden City: Die Kundinnen und Kunden ­können Pasta, Reis und ­Hülsenfrüchte in ­Beutel rieseln ­lassen. Dann stellt man die Ware auf die Waage, die ein aufklebbares Preisschild ausdruckt.

Die M-Infoline ist erreichbar unter Tel. 0800 84 0848

oder auf migros.ch/kundendienst

«Ich habe das Gefühl, dass noch immer zu viele Lebensmittel in Pla­stik verpackt werden. Darum begrüsse ich dieses neue Angebot.»

Hans Weishaupt Pensionär, Würenlos AG

Bilder: Jorma Müller, Roger Hofstetter, iStock; Illustration: Belicta Castelbarco

Marion Beetschen Hausfrau, Ehrendingen AG

Die Genossenschaften Migros Genf und Basel testen bereits seit ­einiger Zeit den Offen­ verkauf von Reis, ­Nüssen und Trocken­ früchten. Die neuen Abfüllstationen in ­Baden sind eine Wei­ terentwicklung dieses ­Pionierprojekts. Es zeigt, dass sich die Kun­ dinnen und Kunden ­einen solchen Offen­ verkauf wünschten.

Zudem bieten zwei ­Filialen auch die Mög­ lichkeit, ­Geschirr­spülund Waschmittel ab­ zufüllen. Das Angebot wurde im August in den ­Supermärkten Bern Marktgasse und Shoppyland Schönbühl eingeführt. Es soll künf­ tig auch in weiteren ­Filialen verfügbar sein.

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UMWELTSCHUTZ | 9.11.2020 | 33

Gar nicht Wurst Die Migros hat fast 7000 Tonnen an Verpackungsmaterial eingespart oder umweltfreundlicher gestaltet. Wie hat sie das geschafft? Wir zeigen die Produkte dahinter – von A wie Aprikosentorte bis Z wie Zitroneneistee.

10,1 Tonnen

Bei Cervelats und Wienerli wurde auf die Aluklips an den Enden verzichtet.

157 Tonnen Bei den Kaffeekapseln von Delica wurde Kunststoff durch Papiervlies ersetzt.

15 Tonnen Die Biohirseflocken sind nur noch im ­Plastikbeutel erhältlich.

So werden 15 Tonnen Karton eingespart.

128,4 Tonnen Mit der neuen und leichteren Glasverpackung von ­Gewürzen spart die Migros 128,4 Tonnen Glas pro Jahr.

67,6 Tonnen

Illustration: Belicta Castelbarco; Bilder: MGB, iStock (2)

Diese Tiefkühllasagne hat nun eine Kartonverpackung in FSC-Qualität. So werden 67,6 Tonnen Karton optimiert.

206,3 Tonnen Die Bioessige fliessen heute aus leichten PET- statt schweren Glasflaschen.

Macht 206,3 Tonnen weniger Glasmaterial.

19,1 Tonnen

Die Angaben verstehen sich als Einsparung pro Jahr

Bei den Linzer- und Aprikosentorten von M-Classic wurde auf die Backschale aus ­­Aluminium verzichtet.

487,2 Tonnen Bei verschiedenen Aproz-Getränkeflaschen wurde der Recycling­PET-Anteil auf 100 Prozent erhöht.

36 Tonnen Bei diversen Verpackungen aus Karton wurde der Rezyklatanteil erhöht – zum Beispiel bei den Berlinern von 0 auf 97 Prozent.

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UMWELTSCHUTZ | 9.11.2020 | 35 Die Angaben verstehen sich als Einsparung pro Jahr

38 Tonnen

Die Biobananen haben keinen Plastikhaken mehr.

29,2 Tonnen Bei 30 Artikeln der BioCharcuterie Micarna wurde die Plastikunterbahn durch FSC-Karton ersetzt.

110,6 Tonnen Den Kult-Ice-Tea trinken die Fans heute aus einer leichteren Flasche.

Für deren Herstellung wird neu zu 35 Prozent Recycling-PET verwendet.

16 Tonnen Karton + 6,5 Tonnen Aluminium Die Hülle der Supreme-­ Schokolade von Chocolat Frey besteht aus einer dünneren Alufolie und ­einem dünneren Karton.

35,7 Tonnen 222 Tonnen Mit den Sirupflaschen aus 100-prozentigem Recycling-PET wurden 222 Tonnen Material ­eingespart.

Die Reinigerflaschen von M-Plus bestehen zu 100 Prozent aus RecyclingPET. Dafür wurden sie mit dem Swiss Packaging Award ausgezeichnet.

135,9 Tonnen Bei den Schalen für diverse ConvenienceProdukte kommt neu zu 80 Prozent Recycling-PET zum Einsatz.

125,7 Tonnen Die Konfitüren haben neu eine leichtere Glasverpackung.

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38 | 9.11.2020 | GENUSS

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Kombinieren Sie die Brote nach Lust und Laune mit Dips und Aufstrichen.

Für jeden ist etwas dabei.

Wie wärs mit einem fruchtigen veganen Birnen-­Chutney, einem laktosefreien Kürbisaufstrich oder einem RandenDipp, der an Hummus erinnert?

Randen-Dip Brunch/Frühstück für 4 Personen

1 Dose Soissonsbohnen,

abgetropft à 250 g 200 g gekochte Randen 6 EL Joghurt nature 3 EL Tahini (Sesampaste) 1 EL Zitronensaft

Salz, Pfeffer 2 EL Olivenöl granulierter Cayennepfeffer

Bohnen abgiessen, kalt abspülen und abtropfen lassen. Randen in Würfel schneiden. Randen, ­Bohnen, die Hälfte des Joghurts, Tahini und Zitronensaft mit ­einem Stab­mixer fein pürieren.

Mit Salz und Pfeffer abschmecken. In einem Teller flach ­ausstreichen. Mit restlichem ­Joghurt, Olivenöl und granuliertem Cayennepfeffer anrichten.

Wieso nicht wieder mal selber backen und den Duft von frischem Brot in die eigenen vier Wände bringen? Wir haben einfache und saisonal inspirierte Brotrezepte zusammengestellt.

Text: Pia Teichmann

Bilder: Migusto

Dip-topp

Proteinbrot mit Mandeln Ergibt 1 Brot à 1 kg für eine Cakeform à 26 cm

500 g Magerquark 250 g glutenfreie aha! Haferflocken 100 g Mandeln 50 g Hanfsamen oder Sonnenblumenkerne 0,5 dl Milch 1 TL Salz 2 TL Backpulver 2 Eier

GENUSS | 9.11.2020 | 39 TIPP

In unserem hellen Proteinbrot sorgen Quark, Eier, Haferflocken und Mandeln für eine Extraportion Eiweiss. Sie können das Brot in Scheiben geschnitten einfrieren. So haben Sie immer ein selbstgebackenes Eiweissbrot im Haus.

Backofen auf 180 °C vorheizen.

Alle Zutaten zu einem feuchten Teig vermischen. Mit nassen Händen in eine mit Backpapier ausgelegte Cakeform geben.

Teig gut andrücken und glatt­ streichen, auch an den Ecken.

Mit einem scharfen Messer in der Mitte längs ca. 1 cm tief ­einschneiden. Brot in der Ofen­ mitte ca. 60 Minuten backen.

Herausnehmen, etwas abkühlen lassen. Aus der Form heben und auf einem Gitter auskühlen lassen.

Birnen-Chutney Ergibt ca. 2 Einmachgläser à 3 dl 400 g Birnen 2 rote Zwiebeln 100 g getrocknete Feigen 20 g getrocknete Cranberries 1 Limette 2 EL Olivenöl 2 dl naturtrüber Apfelsaft ½ Zimtstange 2 Gewürznelken

Kürbisaufstrich

Verschlossen und gekühlt gelagert ist der Aufstrich ca. 1 Woche haltbar.

Rezept auf migros-impuls.ch/ brot-aufstriche

TIPP

TIPP

Nicht nur kochen, auch backen kann man mit Kürbis. Probieren Sie es aus. Der Kürbis sorgt für eine angenehme Süsse im Brot. Nehmen Sie vorgekochten Kürbis, so gehts besonders schnell.

Vollkorngetreide, Nüsse, Samen und Kerne, Flohsamenschalen und Haferflocken sorgen für Ballaststoffe in den Broten.

Aber was bringen uns die Ballaststoffe eigentlich?

Antworten finden Sie auf ­migros-impuls.ch/ballaststoffe

1. Birnen schälen, vierteln und Kerngehäuse entfernen. Birnen­ viertel in Würfelchen schneiden.

Zwiebeln grob hacken. Feigen klein schneiden. Cranberries halbieren. Limette auspressen.

Zwiebeln mit dem Saft mischen.

Birnen im Öl andünsten. Tro­ ckenfrüchte dazugeben. Mit ­Apfelsaft ablöschen. Zimtstange und Gewürznelken dazugeben und ca. 15 Minuten köcheln ­lassen, bis die Flüssigkeit einge­ kocht ist. Zwiebeln zum Schluss 5 Minuten mitkochen.

2. Zimtstange und Nelken ent­ fernen. Heisses Chutney in heiss ausgespülte Gläser füllen. Sofort verschliessen. Auskühlen lassen.

Nach Belieben mit frischer ­Minze servieren.

Weitere Inspirationen auf den folgenden Seiten

40 | 9.11.2020 | GENUSS

Pumpkin Bread Dieses laktosefreie Kürbisbrot mit Kürbiskernen und Honig ist ­bekömmlich und schmeckt als süsses Gebäck auch zu Tee oder Kaffee.

Rezept: migros-impuls.ch/brot-aufstriche

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Reichen Sie zum Five-o-clock-Tea Pumpkin Bread mit ­einem Birnen-Chutney.

In dieser Kombination schmeckt dieses Brot besonders fein.

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GENUSS | 9.11.2020 | 41

Nuss-Power-Brot Vegan, laktose- und glutenfrei und gibt Energie für den Tag. Es enthält Baum- und H ­ aselnüsse, Sonnenblumen- und Kürbiskerne, Sesam- und Leinsamen.

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Rezept: migros-impuls.ch/brot-aufstriche

Kombinieren Sie die Nüsse und Kerne nach Geschmack und Belieben.

Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Übrigens: Das Nuss-PowerBrot schmeckt auch ­getoastet wunderbar.

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42 | 9.11.2020 | GENUSS

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Autor Claudio Del Principe beschreibt sich im Vorwort zu seinem Kochbuch «all’orto» als Garten-­ «Greenhorn», als ­Gartenneuling.

Was der Orto, der Gemüse­garten, hergibt, verwandelt er aber in herrliche ­Gerichte, die zeigen, wie wichtig Gemüse in der italienischen Küche ist.

britische Pfund betragen die Produktionskosten für eine Ananas, die die Gärtner der Lost Gardens of Heligan im britischen Cornwall produzieren.

Ihre erste Frucht verkosteten die Gärtner selbst. Die zweite bekam Königin Elisabeth geschenkt.

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Illustration: Felice Bruno; Bild: PD

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GENUSS | 9.11.2020 | 43

Pfannenhilfe

Ich möchte weniger Fleisch essen, ohne auf Imitate zurückzugreifen.

Wie gelingt das beispielsweise bei Hacktätschli?

Hacktätschli eignen sich gut, um einen Teil des Fleisches durch andere Zutaten auszutauschen.

Es eignen sich beispielsweise Haferflocken, vor­ gegarter Bulgur oder eingeweichter Couscous.

Natürlich lassen sich auch Sojaschnetzel, aus de­ nen man ganze Bratlinge formen kann, ebenfalls in die Tätschli hineinmogeln. Idealerweise ersetzt man maximal ein Drittel des Fleisches durch eine andere Zutat. Bei Bedarf etwas Wasser hinzu­ geben, um die Tätschlikonsistenz zu bewahren.

Datteln Die zuckersüssen Früchte der echten Dattelpalme konservieren sich dank hohen Zuckerge­ halts von selbst. Inzwischen sind sie nicht nur ein beliebter Snack, sondern werden gern als Alternative zu Zucker verwendet, zum Beispiel in Desserts, Energiebällchen, Gebäck oder Müesliriegeln. Beim Apéro machen sie gefüllt mit Frisch- oder Blauschimmelkäse, mit oder ohne Speckhülle eine gute Figur. Unverzichtbar sind Datteln in vielen Schmor­gerichten der marokkanischen Küche.

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ZAHLTAG | 9.11.2020 | 45

Das Gute liegt so nah Ob «Aus der Region. Für die Region.», «De la région» oder «I Nostrani del Ticino»: Die Nachfrage nach regionalen Migros-Produkten wächst ungebrochen weiter.

Text: Kian Ramezani Illustration: Belicta Castelbarco

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Fast eine Million Liter Apfelsaft aus der Region kaufen Kundinnen und Kunden der Genossenschaft Waadt pro Jahr. Das macht das ­Produkt von Be Fruits in Etoy zum Waadtländer Spitzenreiter des Labels «De la région».

Als Nummer eins aller regionaler Produkte hat sich die Milch etabliert: In der Migros Aare, Zürich, Ostschweiz und Luzern ist sie nämlich das ­meistverkaufte ­Produkt.

80

13

Zusammengesetzte Produkte wie Früchtejoghurts oder Würste müssen zu mindestens 80 Prozent aus regionalen Zutaten bestehen. Bei ­Frischeprodukten wie Früchte und Gemüse sind es natürlich 100 Prozent.

Prozent Zuwachs: So stark legte der Verkauf von Produkten «Aus der Region. Für die Region.» in den vergangenen vier Jahren zu.

10 000 Mehr als 10 000 inländische Produzenten beliefern die Migros heute mit regionalen ­Erzeugnissen, die in den ­Filialen ihrer Genossenschaft angeboten werden.

1999

lancierte die Genossenschaft Luzern das Label «Aus der Region.

Für die Region.».

50

Tonnen Raclette aus der Region verkauft die Genossenschaft Migros Wallis jährlich. Kein anderes regionales Produkt ist dort beliebter.

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FINANZEN | 9.11.2020 | 47 Contentpartnerschaft

Bilder: Alamy, Gerry Nitsch

Was wir von Kanada lernen können

Christoph Sax ist Chefökonom bei der Migros Bank.

«Hoffentlich bleiben die Skigebiete offen!» Das war mein erster Gedanke, als der Bundesrat im März den Lockdown verkündete. Die Begeisterung für Ski- und Snowboardfahren be­ gleitet mich von Kindesbeinen an. Bis zum 30. Altersjahr hatte ich kaum ­Ersparnisse, weil ich jeden Franken für Aufenthalte in den Bergen ausgab.

Ganz besonders erinnere ich mich an Weihnachten 2003: Gemeinsam mit meinem Bruder reiste ich erstmals nach Whistler, um mit Freunden in British Columbia zu Snowboarden.

Kanada ist ein Eldorado für Tiefschneefans und Freestyle-Begeisterte.

Am meisten beeindruckt hat mich aber die entspannte und rücksichtsvolle Art der Kanadier, an den Liften Schlange zu stehen. Egal, wie gross der Andrang ist: Jeder ordnet sich nach der Ankunft in eine einzelne ­Kolonne ein. Mitarbeiter der Bergbahnen achten beim Zusammen­ führen von mehreren Kolonnen ­da­rauf, dass beim Einreihen stets ­abgewechselt wird. Es gibt kein Gedränge – und keine zerkratzten Skier.

Hierzulande verhält es sich häufig anders. Beim Anstehen an den Liften wird meist nur wenig Abstand ge­ halten. Es bilden sich Trauben, die

Ohne Drängeln fast Corona-konform: Anstehen am Jersey-Cream-Sessellift in Whistler

Ticketkontrolle wird vielfach zum Flaschenhals, weil einige Gäste ver­ suchen, beim Anstehen einen Zeitvorteil zu ergattern. Das Vordrängen geht jedoch stets zu Lasten anderer, denn die Gruppe als Ganzes kommt nicht schneller den Berg hoch. Jeder Lift hat eine fixe Kapazität.

Damit unsere Wintersportorte während der bevorstehenden Saison

mit möglichst wenig Einschränkungen öffnen können, braucht es mehr Distanz. Am Skilift sollten wir das ­Abstandhalten aber nicht als weitere Schutzmassnahme gegen Covid-19 betrachten. Es ist vielmehr eine Chance auf einen längst überfälligen Kulturwandel. Mit etwas mehr Rücksicht und weniger Drängeln lässt sich Stress vermeiden. MM

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Das wertvollste Getreide.

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Die IG Dinkel mit über 2500 engagierten Landwirten, Röllmüllern, Müllern, Bäckern, Pasta-Produzenten, Gastronomen, Agronomen, Konsumenten und Liebhabern – sie alle schätzen den UrDinkel und kreieren Vielfalt vom Feld bis auf den Teller.

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48 | 9.11.2020 | SEHSCHWÄCHE

Wenn die Buchstaben verschwimmen Ab einem Alter von 40 Jahren scheinen Schriften immer kleiner zu werden. Erst mit der Zeit merkt man, dass dies wohl an den Augen liegt. Augenarzt Florian Jordi erklärt, was man bei Altersfehlsichtig­keit tun kann.

Text: Andrea Söldi

Die Linse wird starr Die Altersfehlsichtigkeit ist ein Phänomen, das alle Menschen etwa ab der Lebensmitte b ­ etrifft.

Schuld an der verschwommenen Sicht ist die Linse. Sie verliert mit zunehmendem Alter immer mehr an Elastizität. Wenn die Linse ­starrer wird, gelingt die Anpassung an unterschiedliche Entfernungen immer weniger. Wie bei einem Fotoapparat, bei dem die Auto­ fokus-Funktion defekt ist, kann sich das Auge dann nicht mehr an veränderte Sehdistanzen akkommodieren. Weil das Auge im entspannten Zustand auf die Ferne eingestellt ist, wird das Fokussieren auf nahe Objekte schwierig, die Buchstaben verschwimmen.

iMpuls ist die Gesundheits­ initiative der Migros.

Billigbrille aus der Apotheke ist okay Helfen Sie sich zuerst einmal mit einer kostengünstigen Lesebrille aus der Apotheke oder vom Kiosk. Dagegen sei nichts einzuwenden, sagt ­Florian Jordi von der Praxis Pilatus Augen­ärzte in Luzern.

Das Einzige, was es zu beachten gebe, sei die Stärke der Gläser, denn: «Eine Überkorrektur kann Kopfschmerzen verursachen.» Wer schon vor der Altersfehlsichtigkeit eine Brille benötigte, wird mit ­diesen Fertiglesebrillen jedoch meist nicht glücklich. Sie korrigieren weder vorbestehende Sehschwächen wie Hornhautverkrümmungen noch berücksichtigen sie ­Unterschiede zwischen den Augen. Eine vorher bestehende Kurzsichtigkeit kann die Altersfehlsichtigkeit manchmal für eine gewisse Zeit kompensieren, aber nicht auf Dauer.

Gleitsichtbrille für nah und fern Viele Menschen, die bereits früher eine Sehhilfe benötigten, entscheiden sich irgendwann für eine Gleitsichtbrille. Damit schauen sie durch den unteren Teil der Gläser in die Nähe und durch den oberen Teil in die Ferne. So müssen sie nicht ständig zwei verschiedene Brillen mit sich herumtragen. ­Zudem decken Gleitsichtbrillen auch den mittleren Bereich ab. Der Umgang mit dieser nicht ganz billigen Sehhilfe braucht aber etwas Gewöhnung. Zum Beispiel besteht die Gefahr des Stolperns, weil man normalerweise beim Gehen den Blick in die Ferne richtet und so Unebenheiten oder Gegenstände am Boden leicht übersieht.

Grauer Star Irgendwann hat fast jeder grauen Star. Wenn er beim Autofahren zum Problem wird oder stört, sollte man ihn behandeln.

Mehr zu diesem Thema auf migros-impuls.ch/grauer-star

SEHSCHWÄCHE | 9.11.2020 | 49

Lasern ist meist nicht zielführend

Bild: iStock

Kontaktlinsen haben Tücken Altersfehlsichtigkeit kann auch mit Kontaktlinsen kompensiert werden. Besteht gleichzeitig eine Kurzsichtigkeit gibt es verschiedene Möglichkeiten: Trägerinnen und Träger von Linsen für die Ferne können auf die Nähe zusätzlich eine Lesebrille verwenden. Seit ­einiger Zeit gibt es zudem Gleitsichtlinsen, die mehrere Zonen mit unterschiedlichen Korrekturen aufweisen. «Nicht alle vertragen solche Linsen», weiss Florian Jordi.

«Und häufig ist die Sicht damit nicht perfekt.» Eine weitere Möglichkeit sei, mit Kontaktlinsen das eine Auge auf die Nähe und das andere auf die Ferne einzustellen.

Diverse Kliniken bieten auch bei Altersfehlsichtigkeit Laserbehandlungen an.

Davon rät Jordi aber ab: «Es handelt sich um einen dynamischen Prozess. Der Sehfehler nimmt von Jahr zu Jahr zu. Die Gefahr ist gross, dass man die Behandlung später wiederholen muss.» Lasern sei vor allem bei Kurzsichtigkeit sinnvoll, weiss der Augenarzt.

Am ehesten würden Personen um das 25. Lebensjahr mit stabilen Brillenwerten davon profitieren.

Operieren schon vor dem grauen Star Im Alter von 65 Jahren ist der Prozess meist abgeschlossen.

Die Augenlinse ist dann vollkommen starr. Dann biete sich eine Operation an, bei der die Linse ersetzt wird, erklärt Jordi.

Seit einigen Jahren sind sogenannte multifokale Kunstlinsen erhältlich, die die Anpassungsfähigkeit der körpereigenen ­Linse zwar nicht erreichen, aber dennoch auf verschiedene ­Distanzen ein scharfes Sehen ohne Brille erlauben. Gleichzeitig kann man so der Entwicklung eines grauen Stars vorbeugen – einer Trübung der Augenlinse, die sich mit zunehmendem Alter ebenfalls unweigerlich einstellt. «Manche Menschen stehen mit der Brille derart auf Kriegsfuss, dass sie die Operation vorziehen», weiss Jordi. «Die einen finden das Resultat genial, ­andere sind unglücklich.»

Das passiert im Auge Fixieren wir einen Gegenstand, bündelt das Auge die Lichtstrahlen, die von ihm ausgehen, und leitet sie auf die Netzhaut weiter. Dafür sorgt der «dioptrische Apparat», zu dem unter anderem die Hornhaut, der Glaskörper und die Augenlinse zählen.

Fokussiert das Auge auf ein Objekt in der Ferne, ziehen die ringförmig angeordneten Augenmuskeln (Ziliarmuskeln) die Linse auseinander; sie wird flacher und weniger gekrümmt. Dadurch werden die Lichtstrahlen weniger stark gebrochen als beim Blick in die Nähe. Das normalsichtige, entspannte Auge ist auf die Ferne eingestellt. MM

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STADT, LAND, STUTZ | 9.11.2020 | 53

Illustration: Rinah Lang

Dieses Jahr ist wie Chips STADT, LAND, STUTZ «Die armen Kinder, die später einmal das Jahr 2020 in Geschichte durchnehmen», schrieb neulich jemand auf Twitter. Online kursieren zahlreiche Beiträge, die das laufende Jahr bashen. «Wenn 2020 eine Chipstüte wäre», scheibt einer und stellt ein Foto von Chips «mit Orangensaft- und Zahnpasta-Geschmack» daneben. Es werden Witze gemacht, wie Zeitreisende in diesem Jahr landen und schampar angewidert dreinschauen. Ein User vergleicht seine Pläne mit der «Titanic» und 2020 mit dem Eisberg. Man ist sich im Netz und an der Migros-­Kasse ­einig: Dieses Jahr ist für die Füchse. Ich will ja keine Spielverderberin sein, aber: Wer sagt denn ­eigentlich, dass das nächste Jahr besser wird?

Ich finde 2020 jetzt auch nicht so prickelnd, wie es der Champagner an Silvester verprach.

Oder die Schnapszahl an sich. Im Gegenteil.

Aber es geht doch alles noch schlimmer. Oder länger. Ich lese überall, dass man mit diesem

Lisa Stutz (27) sucht die Balance zwischen urban und ländlich. Und pickt von beidem das Beste heraus.

Jahr jetzt endlich abschliessen will. Die Leute im Internet freuen sich auf die nächsten. ­Haben die etwa selber im Keller ­einen Impfstoff gebrutzelt, oder was?

Wie lange wir noch in dieser Situation ­stecken, steht in den Sternen. «Wir feiern dann nächstes Jahr die grosse Hochzeit.»

Mhm, we’ll see. Was wir schon alles aufs ­nächste Jahr verschoben haben: Weltreisen, Volksfeste, Wettkämpfe, Geburtstagspartys.

Freut euch mal nicht zu früh, ihr Lieben!

Also wenn ich 2021 wäre, käme ich mit so viel Druck nicht klar. Ich würde mich nur ganz kurz blicken lassen, ein paar Mal husten, und mich dann krank melden – irgendein ­Virus oder so.

Ich muss mich entschuldigen, heute gehts hier nicht fröhlich-flauschig zu und her.

Ich bin pessimistisch und freue mich, wenns anders kommt. In der Zwischenzeit knabbere ich Orangensaft-Zahnpasta-Chips. MM

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54 | 9.11.2020 | MOBBING

Hilfe, mein Kind wird gemobbt Viele Eltern fühlen sich hilflos, wenn sie realisieren, dass ihr Kind in der Schule gemobbt wird. Eine neue Fachstelle hilft weiter und begleitet sie auch zu Gesprächen mit Lehrpersonen. Aber nicht alles, was auf den ersten Blick wie Mobbing aussieht, ist es auch. Zwei Beispiele aus der Praxis.

Text: Ralf Kaminski Illustrationen: Stephan Schmitz

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D

er Sozialpädagoge M. ist ­wütend und fühlt sich hilflos: Seine Tochter, eine Sechst­ klässlerin, wird in der Schule seit Längerem gemobbt. M. plant nun, sich bei den Eltern der mobbenden Kin­ der zu melden. Doch bevor er das tut, will er sich bei der Fachstelle «Hilfe bei Mob­ bing» rückversichern, dass dies eine gute Idee ist. «Ich hoffe es, denn ich kann dem Leiden meiner Tochter nicht mehr taten­ los zusehen … das muss einfach aufhören, und zwar schnell!», sagt er am Telefon.

Doch die Fachstelle rät von diesem Vorgehen ab. «Es ist belegt, dass viele Eltern eine solche Konfrontation als Angriff empfinden und persönlich neh­ men», sagt ihm Bettina Dénervaud (44).

«Ein Grossteil versucht in aller Regel, ihr eigenes Kind zunächst in Schutz zu nehmen und zumindest einen Teil des Verhaltens irgendwie zu rechtfertigen.»

Ausserdem erzählten die Kinder ihren ­Eltern meist ein bisschen eine andere Geschichte. «Und selbst falls die Eltern ihren Töchtern eine Standpauke halten – was wird die Folge davon sein? Was ­vermuten Sie?» fragt ihn Dénervaud.

M. versteht, worauf die Mobbing­ expertin hinauswill. «Meine Tochter hat mir auch schon gesagt, ich sollte ja nichts unternehmen, denn das würde sie dann doppelt zu spüren kriegen.

Aber das kann doch nicht sein – ich muss doch etwas tun können!»

Eltern hatten lange nichts bemerkt

Zuvor hatte M. das Leiden seiner Toch­ ter beschrieben: Die anderen Mädchen schliessen sie von Gruppenarbeiten aus, tuscheln hinter ihrem Rücken, wollen nicht neben ihr sitzen. Sie wird schon lange nicht mehr für Treffen angefragt.

Und es kommen Sprüche, wenn andere an ihr vorbeilaufen, wie: «Verpiss dich, du Opfer!» oder «Dich will hier nie­ mand!», «Du bist eh ein Loser!». Seit kurzer Zeit besteht sogar ein Chat, in dem über sie gelästert wird.

Die Eltern hatten lange nicht viel ­bemerkt oder gedacht, es seien wohl die üblichen Mädchenzankereien und Schikanen – bis ihre Tochter zusam­ menbrach, als sie durch eine Kollegin vom Chat erfuhr. Nun bleibt sie nur noch zu Hause, isoliert sich, klagt über Bauchweh und Schlafstörungen. Sie kann sich auch kaum mehr aufs Lernen konzentrieren; ihre guten Leistungen

nehmen ab, was sie zusätzlich belastet.

Verzweifelt fragt sie immer wieder: ­Warum passiert so etwas gerade mir?

Dénervaud rät M., umgehend ein ­Gespräch mit der Klassenlehrperson einzufordern, in Begleitung des Schul­ sozialarbeiters oder Schulpsychologen.

«Die Schule steht in der Pflicht, konkrete Schritte einzuleiten, um das Mobbing zu stoppen.» Sie rät ihm, das Gespräch gut vorzubereiten und Notizen über alle Vor­fälle mitzunehmen. «Versuchen Sie, alles vorzutragen, ohne allzu emotional zu werden.» Zudem solle er unbedingt einen Folgetermin verabreden, maximal zwei bis drei Wochen später. «Geben Sie der Schule diese Zeitspanne, um zu han­ deln. Denn von heute auf morgen kann auch sie das Mobbing nicht beenden.»

«Die Schule steht in der Pflicht, Schritte einzuleiten, um das Mobbing zu stoppen.»

Bettina Dénervaud Expertin Fachstelle Hilfe bei Mobbing

Dénervaud bietet zudem an, ihn bei ­Bedarf zum Gespräch zu begleiten – als neutrale und vermittelnde Stelle.

Beim folgenden Gespräch an der Schule informiert M. die Leitung, dass er sich von der Fachstelle beraten lässt, worauf die Schule diese für eine fach­ liche Begleitung des Falls bucht. Denn sie verfügt nur über ein Präventions­ konzept für Mobbing, nicht aber über ein Interventionskonzept im Ernstfall.

Mit Hilfe der Fachstelle kann das Mobbing innert 14 Tagen beendet wer­ den. Dies gelingt dank des sogenannten «No Blame Approach». Dabei wird von Sanktionen und Schuldzuweisungen ­abgesehen, stattdessen arbeitet man an einer Veränderung der Gruppen­ dynamik. Schülerinnen und Schüler aus der Klasse – der Gemobbte, die Mobben­ den, Mitläufer, aber auch Unbeteiligte – ­werden in einen Gruppenprozess ein­ bezogen, bei dem man gemeinsam Ideen sucht, die Situation zu verändern. Die Folge ist in der Regel eine Entmachtung

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der Mobbenden, was die Konflikte in ­kurzer Zeit beendet. Laut Dénervaud ­gelingt dies in 85 Prozent aller Fälle.

Die Fachstelle bietet dazu auch eine ­Aus­bildung für Lehrpersonen und Schul­ sozialarbeiter an.

Doch nicht alles, was auf den ersten Blick nach Mobbing aussieht, ist auch eins. Die Eltern K. bitten die Fachstelle um ein persönliches Gespräch bei sich zu Hause, da sie das Gefühl haben, ihr Sohn werde in der 3. Klasse gemobbt. Er werde bei Gruppenarbeiten ausgeschlossen und nach dem Turnen in die Umkleidekabine gesperrt. Auch werde er in der Pause manchmal beim Spielen ausgegrenzt. ­Sogar im Klassenrat sei er schon als Pro­ blemfall geschildert worden, da er bei den Gruppenarbeiten nicht mitkomme, den Kopf aufs Pult lege und nicht mitmache.

«Es wird immer schlimmer», sagt Frau K. «Inzwischen möchte er nicht mehr zur Schule gehen, klagt über Bauch­ schmerzen. Wenn wir die Thematik ­ansprechen, reagiert er mit aggressivem Verhalten, möchte nichts erzählen und verschliesst sich. Er hat auch Mühe, abends einzuschlafen.» Darüber hinaus

«Ihr Sohn geht davon aus, dass es Petzen ist, wenn er Ihnen von den Vorfällen erzählt.

Versichern Sie ihm, dass das nicht so ist.»

Pascal Kamber Experte Fachstelle Hilfe bei Mobbing

hätten sie versucht, mit dem Lehrer zu sprechen. «Er erwähnte jedoch nur die schulischen Leistungen; ansonsten bemerke er angeblich nichts. Es muss doch etwas los sein, dass sich unser Sohn so zurückzieht?» Umso mehr, als sie von ­einem Elternteil und von Nachbarsjungen ­gehört hätten, ihr Sohn werde gemobbt.

Das Ehepaar K. fühlt sich hilflos. «Wir möchten ihm doch bloss helfen, damit er sich in der Schule wieder wohlfühlt … schliesslich hat er noch mindestens sechs

Jahre vor sich. Jedes Kind sollte doch frei von Angst zur Schule gehen können!»

Pascal Kamber (43) von der Fachstelle rät in diesem Fall zu einem behutsamen Herantasten. «Wie leider die meisten Kinder geht auch Ihr Sohn davon aus, dass es Petzen ist, wenn er Ihnen von den Vorfällen erzählt. Versichern Sie ihm, dass das nicht so ist.»

Zudem rät der Experte, nochmals ein klärendes Gespräch mit der Klassen­ lehrperson und der Schulsozialarbeiterin zu suchen, um herauszufinden, ob es sich tatsächlich um Mobbing handelt. «Falls es neue Vorfälle gibt, notieren Sie sich die Daten. Erwähnen Sie auch, dass sich der Gemütszustand Ihres Sohns ver­ ändert hat, und stellen Sie dies möglichst ­konkret dar.» Das Ehepaar K. bittet Kam­ ber, sie zum Gespräch zu begleiten, da die Fronten mit der Schule bereits ­etwas verhärtet seien.

Das von Kamber vermittelnd begleitete Gespräch führt zur Erkenntnis, dass es sich in diesem Fall nicht um ein eindeu­tiges Mobbing handelt, sondern primär um eine schulische Überforderung. Der Junge kann die geforderte Leistung in der

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­ lasse nicht abrufen und zieht sich des­ K wegen zurück – bis hin zur Schul­ verweigerung. Da er bei den Gruppen­ arbeiten nicht mehr mitmacht, haben die anderen K ­ inder auch keine Lust mehr, mit ihm zu arbeiten – was tatsächlich zu Ausgrenzung führt, jedoch nicht in klas­sischer Form von Mobbing, denn ­ansonsten ist er gut in den Klassenver­ bund integriert.

Zwei Wochen später entscheiden sich die Eltern, ihren Sohn in die 2. Klasse rückversetzen zu lassen. Und einen Monat später geht er wieder gerne zur Schule, es tut ihm offensichtlich gut, den Schulstoff zu wiederholen. Die Pausen verbringt er nun mit Kindern der aktuellen 2. Klasse sowie seiner früheren 3. – ein klares Indiz, dass es sich nicht um Mobbing gehandelt hatte. Das hätte sich aber leicht ändern können, wenn Eltern und Schule nichts unternommen hätten. MM Weitere Infos: hilfe-bei-mobbing.ch

Tipps für Eltern bei Mobbing Hilfreich • Nehmen Sie ernst, was Ihr Kind berichtet, ­hören Sie aufmerksam zu und verharmlosen Sie nicht.

• Erklären Sie Ihrem Kind, dass Hilfe holen kein Petzen ist!

• Raten Sie Ihrem Kind, sich nicht mit Süssig­ keiten, Geld oder Gefälligkeiten bei anderen Kindern freizukaufen oder ihnen zu gefallen.

• Bestätigen Sie Ihrem Kind, dass nichts falsch an ihm ist, dass es keine Schuld trifft und dies jedem passieren kann. Aber auch, dass es die Mobbingsituation nicht einfach ­er­dulden muss, sondern ein Recht auf Unter­ stützung und Hilfe hat.

• Geben Sie Ihrem Kind nicht das Gefühl, durch sein Verhalten selbst Schuld zu sein.

• Beteiligen Sie Ihr Kind an Ihren Überlegungen, wie das weitere Vorgehen aussehen könnte.

Versichern Sie ihm, dass Sie nichts unter­ nehmen werden, was sich negativ auswirken könnte.

Unbedingt vermeiden • Kontaktieren Sie nicht die Eltern der Mob­ bing-Akteure. Auch wenn dies gut gemeint ist, haben solche Handlungen grosses Poten­ zial, die Lage zu verschlimmern. Dies hat oft zur Folge, dass die Eltern untereinander in einen Konflikt geraten, was konstruktive Lösungswege zusätzlich erschwert.

• Konfrontieren Sie die Mobbing-Akteure nicht selbst; dies führt in der Regel zu einer Ver­ schlimmerung der Mobbingsituation. Ihr Kind kommt dann umso mehr unter Druck und wird von den Akteuren für Ihre Intervention zusätzlich gestraft.

• Machen Sie Ihrem Kind gegenüber keine Aus­ sagen wie «vielleicht müsstest du dich auch ein bisschen anders verhalten». Dies führt beim Kind zu eigenen Schuldzuweisungen.

• Entscheiden Sie zudem nichts über den Kopf Ihres Kindes hinweg, sonst fühlt sich Ihr Kind «hintergangen» und erzählt dann gar nichts mehr.

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58 | 9.11.2020 | MEINE MIGROS

Kugelrundes Vergnügen

Das fröhliche Sammeln und Tauschen kann beginnen: Unter dem Titel Migros All-Stars ­bekommen Kundinnen und Kunden der Migros beim Einkauf Murmeln und Sticker ­geschenkt. Passend zu den bunten Kugeln gibt es weitere coole Produkte wie ­Murmelbahnen, hübsche Aufbewahrungsbehälter und Spiele.

MEINE MIGROS | 9.11.2020 | 59

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60 | 9.11.2020 | MURMELN

Meister der Kugelbahn Alain Schartner hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht.

Der Aargauer ist professioneller Kugelbahnbauer. Aus Kupferdraht lötet er filigrane Geflechte, auf denen sich die Murmeln ihren kurvenreichen Weg nach unten bahnen.

Text: Fabienne Eichelberger Bilder: Roshan Adihetthy

S

ie tragen Namen wie «Bunter Hund», «Ferien am Meer» und «Doppelt ­ge­moppelt». Einige sind bloss 40 Zentimeter hoch, andere haben die ­Dimensionen eines Kleiderschranks. Mal zeigen sie sich in Gestalt eines Tieres, mal erscheinen sie als abstraktes Durcheinander.

Die Gemeinsamkeit aller einzigartiger Kreationen: Murmeln rollen darauf herunter. Es sind Kugelbahnen, die der 58-jährige Alain Schartner gebaut hat. Vor elf Jahren machte sich der Storenmonteur selbstän­dig – und seine Leidenschaft zum Beruf. S ­ eine Jobbezeichnung: «Kugelbahnbauer».

«Ich hegte diesen Traum seit der Jugend», erzählt Schartner. 15 Jahre alt war er, als er im Werkunterricht seine erste Kugelbahn anfertigte. Der Schulauftrag entpuppte sich als Schlüsselerlebnis. Der Teenager baute in seiner Freizeit weiter und kreierte immer ausgefallenere Bahnen, meist aus zusammengelötetem Kupferdraht. «Angetrieben hat mich der Gedanke, etwas zu bauen, das es noch nicht gibt und das tatsächlich funk­tio­ niert», sagt er. Präsentierte er eine neue Bahn, habe er sich fast gefühlt wie Gleichaltrige, wenn sie im Fussball ein Tor schossen.

Mehr Kreativität ohne Bauplan

Die Freude am Bauen von Kugelbahnen verflog auch im Erwachsenenalter nie. Als seine beiden Kinder Anouk (34) und Lukas (32) berufstätig wurden und er nicht mehr für sie

MURMELN | 9.11.2020 | 61

«Ich hegte diesen Traum seit der Jugend.»

Alain Schartner (58) Professioneller Kugelbahnbauer

Alain Schartner baut ­stets von oben nach ­unten – egal, ob es sich um ­kleinere Werke ­handelt oder um die grosse Boccia-­ Kugelbahn (links) beim Spielplatz Im Graben Baden.

aufkommen musste, hängte Alain Schartner seinen sicheren Job an den Nagel.

Ausgerüstet mit Draht, Zinn, Zange und Lötkolben tüftelt er seither in seinem Atelier in Wettingen AG fast täglich an seinen komplexen Kunstwerken. Zum Teil verstecken sich darin mehrere Bahnen, auf denen die Murmeln durch Loopings sausen, Kurven schlagen, Rädchen zum Drehen und Glocken zum Klingen bringen.

Meist lässt sich Schartner überraschen, welche Gestalt seine Kugelbahnen am Ende annehmen. «Ich entwickle sie aus dem ­Bauen heraus», sagt er. Weder habe er eine exakte Vorstellung im Kopf noch fertige er zu Beginn eine Skizze an – aus zwei Gründen: «Verfolgte ich einen ­genauen Plan, wäre es erstens schwierig, ihn umzusetzen, und zweitens langweilig», findet er. Lieber möchte er seiner Kreativität freien Lauf lassen.

Ein Murmellift für grössere Bahnen

An eine Regel hält er sich allerdings: Er ­beginnt stets oben und arbeitet sich nach unten fort. Dies, damit er sofort sieht, ob und wo eine Murmel stockt. Bei grösseren Bahnen erstellt Schartner zuerst deren Rahmen und einen mechanischen Aufzug – einen Lift, der die Murmeln nach oben befördert und die Bahn ohne manuelles Zutun am Laufen hält. Rollen die Murmeln einmal ­dynamisch nach unten, folgen Verstrebungen, welche die Bahn stabilisieren, und die Verzierungen. Je nach Bahn sind das Deko-­ Elemente aus Drachenpapier, Muscheln, Schneckenhäuschen oder Klangstäbe.

Dem Kugelbahnbauer ist es wichtig, dass er sich mit seinen Werken identifizieren

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MURMELN | 9.11.2020 | 63

«Ich werde kribbelig, wenn ich nicht zum Bauen komme.»

Alain Schartner

kann. Kompromisse geht er kaum ein.

Als ihn etwa jemand fragte, ob man die Bahn auch schwarz ansprayen könnte, ­meinte er: «Das können Sie schon, aber ich tue es nicht.» Ihm gefalle die Kombination des ­silbernen Lötzinns und des Kupferdrahts. Daran hat sich in über 40 Jahren nichts geändert. Schartner hat seinen Stil gefunden, und dem bleibt er treu.

Wie viele Drahtkonstruktionen er schon gebaut hat, weiss er nicht genau – «schätzungsweise 2000». Pro Kugelbahn wendet er zwischen sechs Stunden und vier Monaten auf, und je nach Aufwand kosten sie z­ wischen 160 und 20 000 Franken. Mühe, sich von ­seinen Werken zu trennen, hat er nicht.

«Ist eine Bahn fertig, inte­ressiert sie mich nicht mehr», sagt er. Ihm gehe es ums Bauen.

Neun Meter hoch und zehn Meter tief

Die grösste Kugelbahn, die Alain Schartner bisher errichtet hat, steht im Innenhof des Spitals Limmattal in Schlieren. Neun Meter hoch, sechs Meter breit und zehn Meter tief ist sie. Statt kleiner Murmeln rollen Kugeln mit dem Durchmesser eines Basketballs ­hinunter. Eine weitere Outdoorbahn hat er für die Stadt Baden angefertigt. Diese ist an einer Wand befestigt, fünf Meter hoch, als Murmeln dienen hier Bocciakugeln.

Auch im Paul-Scherrer-Institut in Villigen AG, im Kindermuseum Baden AG und im Entrée verschiedener Firmen sind Alain-­ Schartner-Bahnen zu bestaunen.

Wer denkt, nach all den Jahren habe der Aargauer jede erdenkliche Kugelbahn gebaut, der irrt sich. «Ich habe noch viele Ideen, die ich umsetzen möchte», sagt Schartner. So kann er sich auch nicht vorstellen, dass ihm die Bahnen einst verleiden.

«Ich werde eher kribbelig, wenn ich mehrere Tage nicht zum Bauen komme.» MM

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64 | 9.11.2020 | MEINE MIGROS

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SORTIMENT | 9.11.2020 | 65

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MEINE MIGROS | 9.11.2020 | 67

Weihnächtlich süss Die Freylinis sind aus der Advents- und Weihnachtszeit nicht mehr wegzudenken. Seit über vier Jahrzehnten versüssen die k ­ leinen köstlichen Schokoladenkugeln diese schönste Zeit des J ­ ahres.

In diesem Jahr präsentieren sie sich im neuen Design, zudem gibt es sie als neue Limited Edition mit Lebkuchengeschmack.

Natürlich sind die feinen Kugeln auch wieder in attraktiven weihnächtlichen Verpackungen erhältlich. So ­eignen sie sich ­hervorragend zum ­Teilen und ­Verschenken, zumal sie dank der ­Verschlusstechnik «Twist» kinderleicht zu öffnen sind.

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Schon gewusst? Die Freylini-Limited-Edition ist ­dieses Jahr dem Lebkuchen gewidmet. Da lohnt es sich, mehr über dieses beliebte Weihnachtsgebäck zu erfahren.

Sein Name kommt vermutlich vom l­ ateinischen «libum», was Fladen oder Opferkuchen b ­ edeutet. Manche Wissenschaftler glauben, dass die Bezeichnung vom Begriff «Laib» a­ bgeleitet sein ­könnte. In einigen Regionen heisst der Lebkuchen ­übrigens Pfefferkuchen, da er eine Vielzahl aromatischer Gewürze enthält und man Gewürze im ­Mittelalter generell als «Pfeffer» bezeichnete.

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68 | 9.11.2020 | DIGITAL

Erkenntnisse zum neuen iPhone Wir haben die Modelle 12 und 12 Pro getestet – und die wichtigsten Punkte zusammengetragen.

Bilder: PD

Text: Reto Vogt

1. Der Markt ist noch nicht richtig reif Die neuesten ­iPhones sind ­zukunftsweisend, dennoch hat man den Eindruck, als ­wären sie zu früh am Markt: 1. Prozessor: Dank des neuen Prozessors sind die AppleFlagg­schiffe zwar so schnell wie noch nie, es gibt aber kaum Anwendungen, die das rasante Tempo ausreizen.

2. 5G-Kompatibilität: Apple integriert erstmals die neue 5G-­ Tech­nologie für mobiles Surfen, mit der der Tester auf dem Swisscom-Netz im Schnitt doppelt so schnell surfte wie mit 4G. Doch heute nutzen das nur sehr Ungedul­dige, den meisten genügt das 4G-Netz noch.

3. Zubehör: Die neue, sehr ­gelungene «MagSafe»-Technologie lässt externe Ladestationen magnetisch an der Rückseite der Telefone haften, so dass sie beim drahtlosem Aufladen nicht verrutschen. Auch zu­ kunfts­­trächtig, bloss ist noch wenig Zubehör verfügbar, das «MagSafe» nutzt.

Das neue iPhone 12 und 12 Pro hat mit seinem neuen Prozessor und 5G klar an Tempo zugelegt.

3. Die Geräte sind hart im Nehmen 2. Die Zukunft ist drahtlos Es ist anzunehmen, dass künf­ tige iPhone-Generationen nur noch ­draht­loses Laden ohne Buchsen ­unterstützen. Darauf deutet zumindest der reduzierte Lieferumfang der aktuellen Geräte hin: Anders als in den Vorjahren fehlen sowohl Netzteil wie auch Kopfhörer. Das Lade­kabel eines ­Vorgängermodells kann jedoch noch ­problemlos verwendet werden.

Die neuen iPhones dürften ­ihren Besitzern auch noch in vier oder fünf Jahre Freude bereiten. Für die lange Lebensdauer spricht nebst zukunfts­ sicherer Technologie auch das neue Frontglas, das bruch- und kratzsicher sein soll. Im Test haben die Geräte immerhin drei Stürze aus zwei Metern Höhe auf den Küchenboden schadlos überstanden.

4. Die Kamera macht den Unterschied Optisch sind die Modelle 12 und 12 Pro kaum unterscheidbar: Beide haben einen 6,1-ZollOLED-Display – sie sind also praktisch gleich gross wie die Vorgänger 11 und 11 Pro. Die neuen Geräte sind wie gewohnt gut verarbeitet und liegen an­ genehm in der Hand.

Der einzige nennenswerte Unterschied zwischen dem iPhone 12 und dem 12 Pro ist die Kamera: Die Pro-Variante verfügt über einen vier- statt zweifachen optischen Zoom und hat ein zusätzliches Teleobjektiv.

Im Alltag fallen diese Unter-

DIGITAL | 9.11.2020 | 69

Handys gibt es auch ­secondhand Gut fürs Budget und gut für die Umwelt: Alte Handys kann man verkaufen und durch ge­brauch­te ­Geräte ­ersetzen.

Das Samsung Galaxy S20 FE 5G ist auf Augenhöhe mit dem iPhone 12 – und deutlich günstiger.

Auch das Mi 10T Pro von Xiaomi spielt technisch in der gleichen Liga, aber zu einem tieferen Preis.

5. Umsteigen will gut überlegt sein schiede aber kaum ins Gewicht, weshalb sich der Aufpreis des Pros letztlich nur für Foto­ enthu­sias­ten lohnt.

Doch für diese wartet Apple ohne­hin noch mit zwei weiteren Trümpfen auf: Noch diesen ­November lanciert Apple das nur 100 Franken teurere ­iPhone 12 Pro Max, das eine stark verbesserte Kamera besitzt. Da­ rüber hinaus erhalten beide Pro-Geräte per Software-­ Update die Möglichkeit, Bilder im Rohdatenformat (RAW) zu speichern. Das hilft Fotografen, die ihre Bilder im Nachhinein am Computer stark bearbeiten.

Wer sich vor einem Jahr ein iPhone 11 gekauft hat, kann jetzt ­getrost zuwarten. Ver­ glichen mit Vorgängern b ­ ieten die 12er-­Modelle noch zu ­wenig Neues. Gleiches gilt für Filmer und Foto­grafen: Zwar ist die Kamera der neuen iPhones schon von sehr hoher Qualität, aber diesbezüglich bessert ­Apple bald noch mehr nach.

Wer ein i­ Phone X oder ein ­älteres Gerät b ­ esitzt und mit ­einem Neukauf liebäugelt, wird an einem der neuen iPhone-­ Generation viel Freude haben.

Auch Sparfüchse freuen sich: Die Apple-Geräte vom vergangenem Jahr sind ab sofort ­günstiger zu haben. Ein Blick auf die 11er-­Modelle lohnt sich.

6. Die Konkurrenz schläft nicht Aber muss es denn überhaupt Apple sein? Praktisch zeitgleich hat die Konkurrenz neue Smartphones lanciert: Samsung etwa mit dem Galaxy S20 FE 5G, ­Xiaomi mit dem ­Mi 10T Pro 5G: Beide Geräte liegen in Sachen Leistung auf Augen­höhe mit den neuen Apple-­Modellen und kosten zum Beispiel bei ­digitec.ch mit ab 500 Franken deutlich weniger.

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Handys kaufen auf ­digitec.ch/secondhand und ver­kaufen auf ­digitec.ch/resale Auch M-Budget kauft gebrauchte Handys zurück: ein gut er­hal­ tenes ­iPhone 11 mit 64-GB-Speicher zum Beispiel für 350 Fran­ ken. Der Shop bereitet Handys wieder auf und verkauft sie zu günstigen Preisen, mit zwölf Monaten Garan­ tie. Handys verkaufen auf sell.m-budget. migros.ch und kaufen auf occasion.m-­ budget.migros.ch Weitere Anbieter ge­ brauchter Smartphones: ­revendo.ch oder ­recommerce.com/de

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WERBER DES JAHRES | 9.11.2020 | 71

«Ich hätte Mühe, todernste Werbung zu machen» Martin Walthert ist Marketing-Chef der Migros-Tochter Digitec Galaxus und frischgebackener «Werber des Jahres 2020». Ein Gespräch über gute und schlechte Werbung, die Kraft des Humors – und der Kritik.

Text: Kian Ramezani Bild: Jorma Müller

Zur Person

Martin Walthert, wie ­definieren Sie gute ­Werbung?

Gute Werbung löst beim Betrachter eine Emotion aus. Nachher wenn möglich eine Verhaltensänderung, und im allerbesten Fall eine langfristige ­Einstellungsänderung.

Und schlechte?

Die einen kaltlässt und die man gleich wieder vergisst.

Digitec Galaxus setzt bei seiner Werbung auf die Emotion Humor.

Wie kam es dazu?

Das war zu Beginn gar keine bewusste Entscheidung, sondern hat sich so ergeben. Humor entspricht einfach am ehesten dem, wie wir intern mit­einander umgehen und uns im Wettbewerb sehen. Sehr ambitioniert, aber immer auf eine spielerische Art und

mit einem Augenzwinkern.

Letztlich ist es viel glaubwürdiger, wenn die Kommunikation der Unternehmenskultur entspricht.

Ich hätte Mühe, todernste Werbung zu machen.

Galaxus parodiert ikonische TV-Werbespots. Was sagen eigentlich die Urheber der Originale dazu?

Die meisten verstehen, dass es nicht um eine Ab-

Martin Walthert ist «Werber des Jahres 2020». Der 43-Jährige ist Marketing-Leiter und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Migros-Tochter Digitec Galaxus. Walthert ist in Zürich Wollis­ hofen aufgewachsen, stieg direkt nach dem Studium beim Online­ händler ein und ist bis heute geblieben.

Er wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Kilchberg.

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WERBER DES JAHRES | 9.11.2020 | 73

In Coronazeiten boomt der ­Online-Handel. Wozu muss man da überhaupt noch ­Werbung machen?

Kurzfristige Werbemassnahmen zur Sofortsteigerung des Umsatzes fahren wir punktuell ­tatsächlich zurück. Natürlich möchten wir möglichst viel ­Umsatz machen, aber wenn die Logistik irgendwann nicht mehr nachkommt, dann wäre das ziemlich sinnlos. Hingegen glaube ich schon, dass unsere langfristige Markenwerbung in so einer Ausnahmesituation Wirkung zeigt. Wenn der Trend Richtung online geht, denken ­offenbar viele Menschen in der Schweiz zuerst an uns. MM

«Schlechte Bewertungen kann man nicht mehr einfach totschweigen.»

Martin Walthert Marketing-Chef Digitec Galaxus

Gnadenlos ehrlich: Werbeplakat von Digitec Galaxus

Bild: zVg

wertung geht, im Gegenteil: Wenn wir einen Pralinen-Werbespot brechen, dann verstehen wir das vor a­ llem als grosse ­An­erkennung. Aber wie alle Emotionen empfinden auch ­Humor nicht alle gleich. Dabei wäre es eine Riesenchance: Schlaue ­Unternehmen nehmen unseren Steilpass auf und ­spinnen die ­Parodie weiter, auf ­Social Media entwickelt sich ein amüsantes Pingpong, beide Unternehmen bekommen ­Aufmerksamkeit.

Beklagen sich Hersteller der Produkte, die Digitec mit ­grottenschlechten Bewertun­ gen bewirbt?

Da mussten wir zu Beginn tatsächlich etwas Überzeugungs­ arbeit leisten. Für uns gehört das in der heutigen Online-Trans­ parenz einfach dazu: Alles wird bewertet und alles ist öffentlich.

Das bedeutet aber auch, dass man schlechte Bewertungen nicht mehr einfach totschweigen kann. Aber man kann sich überlegen, wie man mit dieser Kritik umgeht. Sich ihr zu ­stellen, ist viel souveräner, als schlechte Kommentare zu löschen. Deshalb haben wir auch diverse ­Sujets publiziert, auf ­denen ­Digitec oder gar die ­Werbung selber kritisiert wird, nicht ein konkretes Produkt. Unsere Plattform gewinnt so an Glaubwürdigkeit, wovon auch die ­Hersteller profitieren, die bei uns verkaufen.

Haben Plakate mit schlechten Bewertungen eigentlich einen Einfluss auf den Absatz der ­jeweiligen Produkte?

Praktisch keinen, denn es geht ja auch nicht um das einzelne Produkt. Die Maus mit einem Stern verkauft sich nicht schlechter und die mit fünf Sternen nicht besser, nur weil sie in dieser Werbung auftauchen. Aber die Wiedererkennung mit Digitec funktioniert, und um die geht es uns. Einzelne User geben die ­Artikelnummer ein und schauen, ob die Bewertung wirklich echt ist – was sie immer ist – und kommentieren dann etwas. Aber im grossen Gefüge stellen wir keine direkten Reaktionen fest.

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Wer macht sonst noch gute Werbung ausser Digitec ­Galaxus? (überlegt) … … Sie müssen jetzt nicht un­ bedingt Migros sagen … … (lacht) Ja doch, genau an die denke ich, wenn es um lang­ fristige Markenwerbung und konstante Qualität geht. Der ­Migros gelingen immer wieder sehr schöne Kampagnen, wie zum Beispiel die Wichtel.

Dann natürlich die Mobiliar mit den Schadenskizzen als dankbare langfristige Kommunikationsplattform. Bei unseren direkten Konkurrenten im ­Onlinehandel kommt mir ­übrigens niemand in den Sinn.

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74 | 9.11.2020 | GESELLSCHAFT

«Ist meine Existenz nichts wert?»

Audrey Aegerter kam mit weiblichen und männlichen Geschlechts-

merkmalen auf die Welt. Sie hat zahlreiche Operationen und Behandlungen hinter sich. Heute kämpft sie dafür, dass Intergeschlechtlichkeit nicht mehr als Störung behandelt wird.

Text: Lisa Stutz Bild: Ephraim Bieri

GESELLSCHAFT | 9.11.2020 | 75

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ch bin Audrey», sagt Audrey Aegerter, eine junge Frau mit kurzen Haaren, ­gestreiftes Oberteil, Brille, französischer Akzent. «Ich komme aus der Westschweiz, meine Mutter ist Baslerin, darum kann ich Schweizerdeutsch. Ich bin Studentin in Kinderrecht an der Uni Genf.

Ich wohne abwechselnd in der Stadt Bern und in La Neuveville. Ich jogge gerne, ich ­liebe Currys und Bier und ich bin eine intergeschlechtliche Frau – ähm, ja, das wärs.»

Sie lächelt und nimmt einen Schluck ­Hafermilch-Cappuccino. Audrey würde sich ­wünschen, dass ihr letzter Satz genauso ­normal wäre wie die anderen. Doch viele Leute wissen noch immer nicht, was «intergeschlechtlich» überhaupt bedeutet.

Die Körper von intergeschlechtlichen Menschen entsprechen nicht der Norm­ vorstellung von den zwei Geschlechtern. Sie sind also nicht eindeutig weiblich oder eindeutig männlich. Intergeschlechtlichkeit ist ein Oberbegriff für viele Variationen: Man nehme Penis, Klitoris, Hormone, Chromosomen, Stimme, Bart und andere primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale, stecke alle in einen Hut, schüttle kräftig, und stelle beliebig zusammen. Etwa 1,7 Prozent der Weltbevölkerung ist intergeschlechtlich.

Als Mitbegründerin und Präsidentin des Vereins «InterAction Schweiz» setzt die 28-jährige Audrey sich für intergeschlechtliche Menschen und deren Eltern ein – und damit gegen unfreiwillige, nicht lebensnotwendige medizinische Behandlungen und gegen das grosse Tabu, das das Thema umgibt. Darum erzählt sie heute ihre Geschichte, die schon vor ihrer Geburt beginnt.

«Da stimmt etwas nicht ganz»

Audrey Aegerter wünscht sich, dass Intergeschlechtlichkeit von der Gesellschaft als Teil der menschlichen Diversität begriffen wird.

Ein X- und ein Y-Chromosom zeigte der Test während der Schwangerschaft an, die Eltern erwarteten also einen Jungen. Doch als das Kind am 29. Juli 1992 auf die Welt kam, war es offensichtlich ein Mädchen. Ein kern­ gesundes. Die Eltern freuten sich. «Doch die Ärzte befanden, da stimme etwas nicht ganz, da die Amniozentese sich nicht irren kann», erzählt Audrey, die in La Neuveville BE aufgewachsen ist. Sie liebt es zu reisen, andere Milieus und Kulturen kennenzulernen, gros­ sen, kleinen, dicken und dünnen Leuten zu begegnen. «Menschen sind divers», sagt sie.

«Es ist empörend, dass man von Geburt an strategisch meine Diversität durch Hormone und Operationen auslöschte.» Lange Zeit wusste sie aber nichts davon. Eine ihrer ­ersten Erinnerungen ist, wie sie mit ihrer jüngeren Schwester mit Puppen spielte.

Im Spiel steckten sie sich die Puppen unter die T-Shirts, als wären sie schwanger. Da sagten ihr die Eltern, dass sie nie Kinder ­bekommen könne. «Ich fand das voll okay», erinnert sie sich. «Dann haben wir halt ­einfach Adoption gespielt.» Sie kannte eine Nachbarin, die ein Kind adoptiert hatte.

Fortan erzählte sie allen, dass sie mal ein Baby adoptieren will.

Die Scham kam erst später. Etwa zeitgleich mit den Operationen, die man an ihr vornahm. Was genau gemacht wurde, wusste sie damals nicht und will sie heute nicht bis ins Detail darlegen. Sie habe zwar gemerkt, an welchen Stellen am Körper die Operationen durchgeführt wurden – aber der Sinn und Zweck? Keine Ahnung. Sie wusste nur, dass sie eine Missbildung im Bauch habe. «Natürlich habe ich gemerkt, dass meine Eltern und die Ärzte mir nicht die ganze Wahrheit sagten.» Sie dachte, es sei etwas Schlimmes, dass sie vielleicht sterben könnte. Erst viel später hat sie ihre Krankenakten gelesen.

Auf ihre Eltern ist sie nicht wütend. Sie sind beide im Gesundheitswesen tätig und glaubten an das korrekte Vorgehen der Ärzte.

«Ich habe meine Eltern sehr gern. Sie sind genauso wie ich ein Opfer der Medizin», sagt Audrey. Enttäuscht stellt sie fest: «Ich bin als gesundes Kind geboren, und die Medizin hat mich krank gemacht – psychisch und körperlich.» Noch heute muss sie jeden Tag Hormone einnehmen, um zu funktionieren.

Fachliche Aufklärung: Fehlanzeige

Als Jugendliche hatte Audrey drei Jahre lang einen Freund – ihm hat sie nichts erzählt.

Zu gross war die Scham, die Geheimnistuerei, ihr eigenes Unwissen. «Eigentlich bin ich ­gezwungen worden zu lügen.» Als die anderen Mädchen in der Klasse über ihre Periode sprachen, konnte sie nicht mitreden. Mit 15 Jahren reiste sie für ein Jahr in die USA, nach Missouri, wo sie bei einer evangelischen Gastfamilie lebte. Dort erzählte man ihr viel darüber, was eine gute Frau ausmache.

«Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich meine Identität als Frau infrage gestellt.»

Wieder in der Schweiz, ging sie zu ihrem Arzt.

Sie wollte wissen, wollte googeln, was mit ihr nicht stimmt. Er nannte ihr den Namen eines Syndroms. Das Wort «intergeschlechtlich» fiel nicht ein einziges Mal. Sie musste es selber herausfinden.

Ein paar Jahre später erlebte sie einen Schlüsselmoment. Sie war wieder einmal bei einer Ärztin. Diese sagte, sie wolle einen Test bei Audreys Schwester machen, um auszuschliessen, dass sie einmal Kinder mit der-

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GESELLSCHAFT | 9.11.2020 | 77

Eine Ausstellung mit Tiefgang Audrey Aegerters Lebensgeschichte ist als Videobeitrag Teil der neuen Ausstellung «Geschlecht» im Stapferhaus in Lenzburg AG, das vom Migros-Kulturprozent unterstützt wird. Wie entsteht Geschlecht? Was macht einen Menschen zur Frau, was zum Mann? Und was führt darüber hinaus? Fragen, die beim Rundgang durch die Ausstellung beantwortet werden.

Die Ausstellung lässt die Besucherinnen und Besucher bei den Chromosomen und Hormonen starten und führt sie in poetisch verspielte Welten: Während sich Kinder in Fabelwesen verkleiden, üben sich Erwachsene im Stöckelschuh-Laufen und erfahren, warum dies ­früher «Männersache» war. Denn Geschlecht ist weit mehr als nur Biologie.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 31. Oktober 2021.

Es wird empfohlen, einen Platz in der Ausstellung zu reservieren: www.stapferhaus.ch/besuchen

selben «Störung» bekommen würde.

Audrey sagte: «Entschuldigung, ist meine Existenz denn nichts wert?»

Sie verliess die Praxis und weinte.

Zwei Freunde, mit denen sie verabredet war, warteten draussen auf sie.

«Ihnen gegenüber hatte ich mein ­Coming-out, das erste Coming-out von vielen.»

Von da an informierte sie sich intensiver über Intergeschlechtlichkeit.

Durch ein Filmprojekt traf sie zum ersten Mal andere Betroffene aus ganz Europa. «Plötzlich war ich nicht mehr alleine», erzählt sie. Zudem stellte sie fest, dass ihre Geschichte kein ­Einzelfall war, sondern dass viele Ähnliches erlebt hatten. «Es besteht ein strukturelles Problem.»

Willkürliche Operationen verbieten 2017 gründete Audrey Aegerter den

Verein InterAction Schweiz* mit. Er ist eine Anlaufstelle für intergeschlechtliche Menschen und ihre Eltern. «Ich merkte: Meine Stimme kann etwas verändern.» Und was es zu verändern gilt, ist für sie klar: Sie will ein strafrechtliches Verbot von Operationen, die die Geschlechtsmerkmale von Kindern verändern, die eine Variation von Intergeschlechtlichkeit aufweisen.

Zudem will sie die Verjährungsfrist von ungewollten Operationen ausdehnen. Audrey ist es wichtig festzu-

«Ich merkte: Meine Stimme kann etwas verändern.»

Audrey Aegerter

halten, dass sie nicht grundsätzlich gegen Operationen und medizinische Behandlungen sei – bei manchen ­Variationen seien diese sogar nötig.

Doch dürften diese ausschliesslich nur mit dem Einverständnis der betroffenen Person oder im Fall drohender ­Lebensgefahr vorgenommen werden.

«Jeder Mensch hat ein Recht auf ­körperliche Unversehrtheit», sagt die Kinderrechts-Studentin. Zwar seien Ärzte heute deutlich stärker sensibilisiert als noch vor ein paar Jahren, aber weil die Intergeschlechtlichkeit offiziell als Störung gilt, werde sie auch als solche behandelt.

«Mein Leben ist inzwischen schön», sagt Audrey. «Ich habe wundervolle Freunde in ganz Europa, eine tolle Partnerin, Eltern, die mich lieben.

Mir geht es gut. Aber manchmal frage ich mich schon: Warum passiert das immer noch?» MM * de.inter-action-suisse.ch

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Bisher zufrieden mit der Testphase: Daniel Balmer, Leiter Transportlogistik

Hier rollt die Zukunft an Die Migros Ostschweiz nahm Anfang Oktober den allerersten Serien-Wasserstoff-Lastwagen in Europa in Empfang. Nun ist er im Testbetrieb und beliefert klimaneutral die Migros-Filialen in der ganzen Ostschweiz.

Text und Bilder: Lukas Aebersold

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aniel Balmer steigt mit einem breiten Lächeln aus der Fahrerkabine.

Stolz streckt der Leiter Transportlogistik den Daumen nach oben; der neue Wasserstoff-­ Lkw von Hyundai bringt den gestandenen Transportspezialisten ins Schwärmen: «Das Fahrgefühl ist genial. Der Antrieb bietet ein unglaubliches Drehmoment – so etwas haben wir noch nie erlebt in einem Lastwagen.» Gleichzeitig ist der Truck flüsterleise – eine ungewöhnliche Erfahrung, auch für Fahrer Andreas Potocnik, der sich als Erster hinter das ­Steuer setzen durfte. «Man drückt auf den Startknopf, sieht, wie sich die Zeiger bewegen, aber

man hört und spürt nichts. Daran muss ich mich erst noch gewöhnen», erklärt der Migros-Chauffeur. Er ist in ganz Europa der ­allererste Fahrer, der mit einem der neuen Wasserstoff-Lkw auf die Strasse durfte. «Das war schon ein erhebendes Gefühl», sagt Potocnik, und fügt schmunzelnd an: «Gleichzeitig habe ich inständig gehofft, bloss nichts ­kaputt zu machen.»

dass die Migros Ostschweiz eine solche Pionierrolle einnimmt», sagt Daniel Balmer. «Nach dem erfolgreichen Test mit drei Biogas-Lkw prüfen wir nun eine ­weitere Technologie zur Senkung

Pionierrolle in der grünen Logistik

Das neue Fahrzeug der Migros Ostschweiz ist der erste von zehn Wasserstoff-Lkw, die Hyundai Anfang Oktober an sieben Kunden in der Schweiz über­geben hat. «Es macht uns sehr stolz,

Migros-­Chauffeur Andreas Potocnik durfte sich als Erster hinters Steuer des Wasserstoff-Lastwagens setzen.

der Treibhausgase im Güterverkehr.» Seit Mitte ­Oktober ist das Fahrzeug im ­Liniendienst – und die ersten Eindrücke überzeugen. «Wir sind jeden Tag auf der Strasse, auch mit Anhänger, und der Betrieb läuft bisher einwandfrei», erklärt Daniel Balmer.

«Das Tanken funktioniert gut und ­dauert ungefähr ebenso lange wie bei einem Diesel. Auch die angegebene Reichweite von 400 Kilometern bestätigt sich in der Praxis.» Nun gelte es, das Fahrzeug auf Herz und Nieren zu testen. «Beim Diesel kennen wir alles ­­­in- und auswendig; hier sind wir erst noch dabei, Fahrzeug und Technologie kennenzulernen», meint Daniel Balmer. MM

80 | 9.11.2020 | MIGROS OSTSCHWEIZ

Mit viel Freude und hoch konzentriert am Werk: Sandra Krüsi, Verkaufsberaterin bei Do it + Garden Migros, mit ihren Söhnen Leon und Nils

Her mit der Knete!

Wenn es früher dunkel wird und sich das Leben vermehrt drinnen abspielt, ist Basteln eine willkommene Abwechslung. Mit Fimo etwa lassen sich originelle Weihnachtsgeschenke gestalten.

Text und Bilder: Silke Seichter

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eon und Nils sind begeis­ terte Bastler und Hand­ werker. Aktuell steht die Arbeit mit Fimo bei den beiden Buben hoch im Kurs.

Fimo ist ein von der Konsistenz her der Knetmasse ähnelndes

Material, das unter Hitze aus­ härtet und so die gewählte Form dauerhaft bewahrt. Während der achtjährige Leon mit viel Eifer Meeres­bewohner geformt hat, hat sein zwei Jahre jüngerer ­Bruder Nils, schon in bester Vor­

weihnachtsstimmung, Katzen mit Weihnachtsmützen erstellt.

Die Begeisterung der beiden lebhaften Jungen rührt vermut­ lich nicht zuletzt daher, dass ihre Mutter Sandra Krüsi selbst ein leidenschaftlicher und äusserst

geschickter Bastelfan ist. Die 33-Jährige arbeitet als Verkaufs­ beraterin im Do it + Garden ­Migros im Einkaufszentrum Neuwiesen in Winterthur und sprüht förmlich vor Ideen, was mit der grossen Auswahl des ak­

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tuellen Kreativsortiments alles realisiert werden kann. «Unser Angebot wird beständig aktua­ lisiert und erweitert. Besonders beliebt sind im Moment Artikel, die sich als individuell gestalte­ tes Geschenk eignen – und na­ türlich die Adventskalender zum Selbermachen und Befüllen», weiss Sandra Krüsi. Sie selbst hat, während sie ihre Söhne beim Modellieren unterstützt hat, ­nebenbei noch die Griffe ­eines Flaschenwiederverschlus­ ses und eines Pizzarads mit ­marmorierten Fimo-Kugeln ­versehen – fertig sind die ersten Weihnachtsgeschenke!

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Ideen auch für weniger Talentierte

Das Kreativsortiment der «Do it + Garden»-Fachmärkte bietet Bas­ telmöglichkeiten für jedes Alter und Interesse. So können selbst die Kleinsten mit Stempeln ­Textilien wie Kissenhüllen oder Stofftragetaschen verzieren oder aus Holzwäscheklammern Un­ tersetzer basteln. Und wer mag, schenkt die passende Kanne mit selbst aufgemaltem Dekor gleich dazu. Untersetzer gibt es übri­ gens auch vorgefertigt aus Kork mit einem Mittelteil aus Kera­ mik, das mit Farbe individuell ­gestaltet werden kann. Weitere nützliche Haushaltshelfer zum Selberbasteln sind Bienenwachs­ tücher sowie Rührlöffel und Schneidebretter aus Holz. Die Letzteren kann man zum Bei­ spiel mit Farbe oder filigran mit einem Brennstab verzieren.

Von der Weihnachts- oder ganzjahrestauglichen Wohnraum­ dekoration über Kerzenleuchter bis hin zu Schlüsselanhängern erstrecken sich die Möglichkei­ ten, und selbstverständlich fin­ det man im Kreativsortiment der «Do it + Garden»-Filialen auch ­Materialien, mit denen sich in­di­viduelle Geschenkverpackun­ gen kreieren lassen. Bei Ent­ scheidungsschwierigkeiten oder für Inspirationen stehen die Verkaufsberaterinnen und Ver­ kaufsberater gern mit prak­ tischen Tipps zur Seite. MM Wer sich vor dem Einkaufsbummel informieren will, findet hier Inspiration und zahlreiche Anleitungen: doitgarden.ch/kreativ

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Geschenkidee Fonduegabeln Wer auf den Geschmack gekommen ist und auch einmal mit Fimo arbeiten möchte, hat mit selbstgestalteten Fonduegabeln ein schnelles Erfolgserlebnis. Und dass die Designs durch Handarbeit nicht einheitlich aus­sehen, wird hier klar zum Vorteil: So weiss ­jeder sicher, welche seine Gabel ist.

1 Farbkombination wählen 2 In die gewünschte Form bringen 3 Die Fimo-Masse am Gabelgriff fixieren 4 Im Ofen bei 110 Grad 30 Minuten härten

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5 Die fertigen Fonduegabeln – jede ein kleines Kunstwerk

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84 | 9.11.2020 | MEINE MIGROS Weitere Infos und Rezepte: www.migusto.ch/ zitrusfruechte

«Gekühlt verlieren Zitrusfrüchte ihr Aroma nicht»

Und danach?

Als Nächstes folgten bereits die spanischen Blondorangen. ­Mitte Dezember werden dann die Habblutorangen Tarocco erhältlich sein und kurz vor Weihnachten die ebenfalls aus Sizilien stammenden Blutorangen. Diese beiden Früchte benötigen kalte Nächte mit Temperaturen nahe dem ­Gefrierpunkt, um ihre charak-­ teristische Farbe auszubilden. ­Spanische Grapefruits werden dann um den Jahreswechsel ins Sortiment aufgenommen, sobald sie ein ausgewogenes Zucker-Säure-­Verhältnis aufweisen.

Warum spricht man von Saison, wenn doch Zitrusfrüchte ganzjährig erhältlich sind?

Man spricht vor allem deshalb von Saison, weil fast alle Früchte jetzt aus Europa stammen und direkt vom Baum, also ohne Zwischenlagerung, in die Migros in den Verkauf gelangen.

Wie viele Sorten Zitrusfrüchte gibt es in der ­Migros?

Wir führen neun Sorten: Limetten, Grapefruits, ­Honigpomelos, Zitronen, Blut-, Halbblut und Blond­ orangen, Mandarinen und Clementinen. Viele davon sind ganzjährig erhältlich, einige auch unter den Marken Sélec­ tion oder Extra sowie in Biooder Demeter-Qualität.

Spanischer Orangenkuchen

Zitronen und Orangen im ­Offenverkauf der Migros werden nach der Ernte nur natürlich behandelt. Was heisst das?

Unsere Früchte werden mit ­natürlichen Wachsen behandelt.

Das heisst, es gibt eine Applikation mit Wachsen, die zu hundert Prozent natürlich sind – zum Beispiel Bienenwachs, Carnauba oder Candelilla. Diese Wachse werden als Zusatzstoffe deklariert, können aber bedenkenlos gegessen werden. Durch die Behandlung mit natürlichen Wachsen bleiben die Früchte länger frisch und haltbar. Somit wird Food-­ Waste verringert, und gleichzeitig kann die gesamte Frucht verwendet werden. Die Migros kennzeichnet diese Früchte ­darum in der Filiale mit «Zum Kochen und Backen».

Für 1 Springform à ca. 22 cm Ø 500 g unbehandelte Blondorangen

Butter für die Form 5 Eier 200 g gemahlener Rohzucker 250 g gemahlene Mandeln Für den Belag 1 unbehandelte Blondorange

1. Orangen waschen, samt Schale in kleine Stücke schneiden. Mit etwas Wasser in eine Pfanne geben. Bei kleiner Hitze zugedeckt ca. 30 Minuten köcheln lassen. Auskühlen und fein pürieren (am besten geht es in einem Standmixer).

2. Backofen auf 180° C vorheizen.

Springform mit Backpapier auslegen, Rand mit Butter einfetten. Eier ­trennen, Eiweiss steif schlagen, die Hälfte des Zuckers einrieseln lassen.

Weiterschlagen, bis das Eiweiss glänzt.

Eigelbe mit dem restlichen Zucker ca. 4 Minuten hell aufschlagen. Orangenpüree und gemahlene Mandeln ­unterheben. Zuerst ein Drittel der ­Eiweissmasse unterheben, dann vorsichtig die restliche Masse. Teig in die Form geben und glatt streichen.

Ihr Tipp zum Lagern von ­Zitrusfrüchten?

Ich kühle die Zitrusfrüchte.

Sie bleiben so länger haltbar und verlieren auch ihr ­Aroma nicht.

Marco Dudler ist Einkäufer für Früchte und Gemüse, speziell für Zitrusfrüchte.

Bild und Styling (Food) : Veronika Studer, Bild (Portrait): Roger Hofstetter

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arco Dudler, jetzt beginnt die Saison für Zitrusfrüchte.

Welche Früchte kommen ­zuerst?

Als Erstes kamen die Satsumas-­ Mandarinen, gefolgt von Zitronen und Clementinen aus Spanien sowie die Honigpomelos aus China.

3. Orange samt Schale in dünne Scheiben schneiden. Auf dem Teig verteilen und leicht eindrücken. Kuchen in der unteren Ofenhälfte ca. 45 Minuten ­backen. Stäbchenprobe machen. Herausnehmen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

Zubereitung ca. 20 Minuten Geübte + ca. 30 Min. köcheln lassen + auskühlen lassen + ca. 45 Min. backen Preis: günstig

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MEINE MIGROS | 9.11.2020 | 85

Schick in Schale Zitronen und Orangen im Offenverkauf sind in der Migros nach der Ernte nur natürlich behandelt worden. Die Schale ist essbar und eignet sich zum Kochen und Backen. So haben wir gleich ganze Früchte für den Orangenkuchen verwendet.

Text: Claudia Schmidt Rezept: Andrea Pistorius

Gegen Food-Waste Im Bereich der Migros-­ Genossenschaft Ostschweiz wird momentan bei Clementinen, Mandarinen und Blondorangen eine Schutzschicht («Apeel») auf die Früchte aufgetragen. Sie wird pflanzlich hergestellt und sorgt dafür, dass die Früchte noch länger frisch ­bleiben.

Blondorangen lose, per kg Aktueller Tagespreis

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Migusto ist die Kochplattform der Migros. www.migusto.ch

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noblauch besitzt erstaunliche Heilwirkungen. Diese wunderbare Pflanze ist eines der besten natürlichen Mittel gegen Bakterien und Viren, die uns heute bekannt ist.

Drei Knoblauchzehen enthalten nur 13 Kalorien, praktisch kein Fett und kein Cholesterin. Stattdessen liefert diese erstaunliche Pflanze mehr als 200 Vitamine, Aminosäuren, Enzyme und Mineralstoffe darunter Kalzium, Magnesium, Kalium, Zink, Eisen und Vitamin C, die notwendig sind, um den Körper gesund und kräftig zu erhalten.

Knoblauch enthält ausserdem grosse Mengen des Wirkstoffs Allicin und des Spurenelements Selen. Allicin unterstützt den Organismus bei der Bekämpfung von Infektionen und bei der Beseitigung von schädlichen Stoffen aus dem Körper.

Es sorgt auch für die Aufrechterhaltung eines gesunden Herzkreislauf-Systems.

Selen stärkt das Immunsystem und wirkt vorbeugend gegen Krebs. lm gesundheitsbewussten Japan wird Knoblauch offiziell ais ein Mittel anerkannt, das wesentlich zur Senkung von zu hohem Blutdruck beiträgt.

Mediziner betrachten Knoblauch heute als eine mögliche Waffe im Kampf gegen bestimmte Krebsarten.

Zum ersten Mal sind nun Hunderte von Heilanwendungen dieser Wunderpflanze im Buch vom Knoblauch aufgeführt.

In diesem Werk finden Sie alles, was Sie über Knoblauch wissen sollten von seinen heilenden Kräften und seiner Anwendung als natürliches Antibiotikum bis hin zu den Erkenntnissen der neuesten medizinischen Forschung: – Sie lernen die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten von rohen Knoblauchzehen und Knoblauchpräparaten (Extrakt, Kapsel, Pulver) kennen.

– Sie erfahren, wie wichtig Knoblauch zur Erhaltung der Gesund-

heit ist und wie Sie mit dieser Pflanze Schmerzen lindem, Grippe, Erkältungen und Verdauungsstörungen behandeln sowie Hautentzündungen und Darmparasiten wirkungsvoll bekämpfen können.

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Eine Knoblauchzehe am Tag kann Ihnen den Gang zum Arzt ersparen!

In dem Buch vom Knoblauch erfahren Sie, welche Wirkung Knoblauch in Verbindung mit Honig und Essig

Der gute Ruf, den der Knoblauch als Arzneimittel bereits seit frühen Zeiten geniesst, bestätigte sich in der modernen Pharmamedizin und zahlreichen klinischen Versuchen.

So wurde beispielsweise festgestellt, dass Knoblauch: • das Wachstum von Tumoren und das Auftreten bestimmter Krebsarten verhindert • der Entwicklung von Brustkrebs vorbeugt (nach Studien der Penn State University) • Penicillin und vier weiteren Medikamenten gegen 8 antibiotikaresistente Bakterienarten überlegen ist.

• Herzinfarktpatienten vor einer zweiten Attacke schützt Knoblauch wird seit Jahrtausenden verwendet. Zahlreiche frühe Kulturen wie die Ägypter, Chinesen, Römer und Griechen bauten Knoblauch wegen seines medizinischen Nutzens an.

In dem Buch vom Knoblauch lernen Sie die Fakten zur faszinierenden Rolle dieser Pflanze im Lauf der Geschichte kennen. Sie erfahren unter anderem: • wie Knoblauch vermutlich den Ausbruch von Epidemien unter den Sklaven in Ägypten verhinderte • warum griechische Athleten vor den Wettkämpfen jeweils Knoblauch zu sich nahmen GRATIS: WennSie innerhalb von 72 Stunden antworten, erhalten Sie zusätzlich gratis die Broschüre «Gesund mit Säften». Was frischgepresste Säfte alles können.Lieferung, solange der Vorrat reicht.

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So nehmen Sie teil: Tel.: 0901 000 844 (Fr. 1.–/Anruf) SMS: Senden Sie MMD4, gefolgt vom Lösungswort, Ihrem Namen und Ihrer Adresse an 3113 (Fr. 1.–/SMS). Bsp.: MMD4 123. Hans Muster, Musterweg 22, 8000 Musterdorf Internet: www.migmag.ch/sudoku (kostenlos) Teilnahmeschluss: Sonntag, 15.11.2020, 24 Uhr

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Aktualisiert am 28.10.2020

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RÄTSEL | 9.11.2020 | 93

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Quiz

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Füllen Sie Sie die zehn Wörter das Rätselgitter Tragen diesich zehn Wörter in das Rätselgitter Die Lösung ergibt aus in den Buchstaben inein. den Feldern 1-5.ein.

Die ergibt sich aus den Buchstaben den Feldern 1-5.

DasLösung Lösungswort ergibt sich ausinden Buchstaben in den Feldern 1 bis 5.

Ermitteln Sie für jede Quizfrage den richtigen Lösungsbuchstaben.

Der Reihe nach in die Lösungsfelder eingetragen, ergibt sich das Lösungswort.

Welchen Körperteil kann man bei einer Gitarre finden?

H Zehe

M Fuss

B Hals

Welcher Kanton grenzt nicht ans Ausland?

S Jura

U Zürich

E Freiburg

Welches Wort steht auch für Dreistigkeit?

N Caput

R Chuzpe

T Chorizo

Wie nennt man auf den britischen Inseln den niederen Adel?

G Gentry

I

S 1996

Welches Tier gibt es wirklich?

O Giraffenstaubgnu A Löwenohrameise E Elefantenrüsselfisch Wie heisst eines der ältesten Kochbücher der Schweiz?

1

2

3

4

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D Ei und Stroh 6

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Lösungswort

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1 5 4

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Bimaru Die Zahl bei jeder Spalte oder Zeile bestimmt, wie viele Felder durch Schiffe besetzt sind.

Diese dürfen sich nicht berühren und müssen vollständig von Wasser umgeben sein, sofern sie nicht an Land liegen.

Bimaru Lösung Nr. 45

Sudoku Lösung Nr. 45

Was

koche ich heute? migusto.ch

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Lösung: Lösung:

A Peers

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B E F R S U P E I H E R E R Paroli

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P A R T I E L L

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T O R E A D Lösung Nr. 45 O R NARKOSE

Sudoku Gewinner Nr. 44

Paroli Gewinner Nr. 44

Quiz Gewinner Nr. 44

Oliver Rupp, Schliern b. Köniz BE; Paulette Roussy-Morel, Aigle VD

Matthias Kämpfer, Wiler b. Utzenstorf BE; Dieter Lang, Luzern

Brigitta Sonderegger, Appenzell; Jachim Beeler, Sachseln OW

94 | 9.11.2020 | MEINE WELT

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Meine Solaranlage «Mir war von Anfang des Projekts an wichtig, dass ich im Container autark leben kann. Ich will mit dem natürlichen Rhythmus gehen. Zwei Jahre lang haben wir getüftelt.»

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«Für mich ist das Leben eine Bühne»

Eigentlich wollte Sänger Dodo mit seinem Studio-Container bis nach Afrika reisen – wegen Corona hat er sich nun auf verschiedenen Schweizer Pässen niedergelassen. Wir haben ihn auf dem Oberalppass getroffen.

Text: Lisa Stutz Bilder: Jorma Müller

MEINE WELT | 9.11.2020 | 95

1 Mein Container «Vor drei Jahren ­wurde mein Studio abgerissen. Auf der ­Baustelle standen Container, und ich fand: In so einen muss mein nächstes Studio. Also habe ich einen gekauft. Er ist 12 Meter lang und 2,30 Meter breit. Ich wollte damit aufs Meer, durch Corona ist es jetzt das Wolkenmeer geworden.»

2 Meine Boxen «Mit diesen Piega-Boxen lasse ich es gern ‹tschäddere›. Ich sitze draussen vor dem Container und höre mir die gerade produzierte Musik nochmals kritisch an.»

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3 Meine Fussmatte «Diesen Leoparden

Name Dominik Jud (43), bekannt als Dodo Wohnort Zum Zeitpunkt des Besuchs: Oberalppass Das läuft bei mir «Gerade ist meine neue Single ‹Curling Girlie› herausgekommen. Dazu wurde ich inspiriert, als wir im Wallis vor einem Sturm ­geflüchtet und auf einem Curlingfeld gelandet sind. Seit dreieinhalb Monaten sind wir auf Pässe-Tour. Eigentlich hatte ich geplant, mit meinem zum Studio umgebauten Container den Rhein hinab an die Nordsee und mit dem Schiff entlang der afrikanischen Westküste bis nach Kapstadt zu ­reisen. Dann kam Corona. Also sind wir auf Schweizer Pässe ausge­ wichen: Grimsel, Furka und so w ­ eiter.

Ich war noch nie so lange in den ­Bergen, doch ich glaube, dass ich jetzt süchtig geworden bin.»

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habe ich vom Sänger Nemo bekommen, quasi als Einzugsgeschenk. Wir brauchen eine wilde Katze im Container.»

4 Mein Mitbewohner «Marco (39) und ich arbeiten seit acht Jahren zusammen.

Er ist die perfekte Ergänzung zu mir, und jetzt stemmen wir dieses Pässe-Projekt gemeinsam. Er hat den gleich derben Humor wie ich, das hilft.»

Bilder: zVg, Getty Images

5 Mein Wachmacher «Diese Kaffee­ maschine versprüht gute Vibes. Ich bin abhängig von Kaffee, trinke etwa sechs am Tag. Am liebsten schwarz.»

Mein Lieblingsprodukt aus der Migros «Biorüebli schmecken hundertmal besser als normale Rüebli. Hier ist der Unterschied wirklich frappant.»

6 Meine Anzüge «Das Leben ist zu kurz, um sich schlecht anzuziehen. Für mich ist das Leben eine Bühne. Die Anzüge lasse ich extra für mich schneidern. Es werden Stoffe aus Afrika und Stoffe aus der Schweiz verwendet. Mein Style nennt sich ‹African Dandy›.» MM

Wintergenuss zum Dahinschmelzen.

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TIPP Raclette-Crunch: 50 g Paniermehl, 2 EL gehackte Cashewnüsse und 1 TL Szechuan-Pfeffer mit 3 EL Olivenöl mischen und vor dem Schmelzen auf den Käse geben.

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