2 minute read

Der andere Blick

Einmal in Watte packen, bitte!

Anzeige DER ANDERE BLICK Heute hatte ich eine Freundin zu Besuch, mit der ich eine tiefe Verbundenheit teile. Wir sind beide Mütter von Kindern mit einer Behinderung. Sie erzählte mir, dass ihre Tochter in die Oberstufe wechselt und sie unsicher sei, ob die neue inklusive Schule für sie die richtige sei. «Weisst du, Sara, am liebsten würde ich sie vor allen Schwierigkeiten des Lebens beschützen. Ihre Behinderung ist schon herausfordernd genug. Sie muss sich mit Dingen herumschlagen, die den meisten ein Leben lang erspart bleiben. Der Gedanke, dass sie die Oberstufe vielleicht überfordert und sie auf Lehrpersonen trifft, die ihr nicht gerecht werden können, bereitet mir Sorgen. Doch ich wünsche ihr auch, dass sie ihr Potenzial entfalten kann und sie gefördert, aber auch gefordert wird.» Ich kann ihre Gedanken und Gefühle gut verstehen. Welche Schulform ist die richtige für meinen Sohn? Welche Therapie unterstützt ihn am besten? Wo kann er als Erwachsener arbeiten? Manchmal hätte ich mir gewünscht, ich könnte ihn in Watte packen, um ihn vor schwierigen Erfahrungen zu schützen. Doch entwickeln wir uns nicht gerade ausserhalb unserer Komfortzone weiter? Jeder Entwicklungsschritt meines Sohnes schenkte ihm mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung für seine Zukunft.

Jetzt bestellen unter migros.ch/photo

Adventskalender mit Ihren Fotos und Schokolade

Die Gratwanderung zwischen Behüten und Zutrauen erfahren alle Eltern. Wir Eltern von Kindern mit einer Behinderung erleben sie häufig noch intensiver: Wir tragen nicht nur die Verantwortung, die Grenze von Förderung und Überforderung richtig einzuschätzen. Wir setzen uns auch für gesellschaftliche Rahmenbedingungen ein, die es ermöglichen, dass unsere Kinder selbst an diesen Entscheidungen teilhaben können. «Eigentlich müsste es für uns Mütter die Möglichkeit geben, auch uns selbst in Watte zu packen. Beispielsweise, wenn ich mit meiner Tochter unterwegs bin und wir dauernd Blicken ausgesetzt sind, oder, wenn ich wieder einmal bei der IV für ein Hilfsmittel kämpfen muss.» So spricht meine Freundin, und wir lachen beide. «Wenn Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie gross sind, verleih ihnen Flügel», heisst es. Doch was ist mit den Kindern, die auch mit Flügeln nicht allein fliegen können? Sie brauchen ein Umfeld, das ganz selbstverständlich Flughilfe für alle anbietet. Und mutige Mütter, wie meine Freundin eine ist, die sich trauen, ihrem Kind etwas zuzumuten, damit es fliegen lernt. Es in Watte packen, wenn es abstürzt, und es bestärken, einen neuen Flugversuch zu wagen. MM

Sara Satir (42) wünschte sich früh eine Familie. Ihr erster Sohn Cem (17) kam mit einer Behinderung zur Welt – alles wurde anders als im Traum.

Anzeige

EINS, ZWEI, LOS!

Doppelt gewinnen – ganz nach deinem Geschmack

JETZT EIN LOS IM MIGROS RESTAURANT / TAKE AWAY SICHERN UND PREISE IM WERT VON CHF 10‘000 GEWINNEN. cafe-royal-game.ch

Teilnahmezeitraum: 31.10.2022 – 13.11.2022

This article is from: